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40 JAHRE GUUGGERBAUM

Die Vereinigte feiern 40 Jahre Guuggerbaum

Der Bäumeler-Chef Urs «Stronk» Amberg im Gütschwald. Angeführt von der Vereinigten-Fahne ziehen die Vereinigten-Mitglieder durch die Altstadt und besammeln sich, festlich schwarz-weiss gekleidet, auf dem Kornmarkt. Anschliessend wird der Guuggerbaum mit Signeten und gebastelten Exponaten geschmückt und feierlich aufgerichtet – als Symbol der Vereinigte und der rüüdige Lozärner Fasnacht. Traditionsgemäss geniesst man nachher im Sepp-Ebinger-Gässli ein Kafi Zwätschge. Am Freitag nach der Fasnacht wird der Guuggerbaum wieder gefällt. 2021 wäre am «Bäumige Mettwoch» ein grosses Jubiläums-Baumstellen geplant gewesen. Der LFK-Präsident 2021 hat sich mit dem VereinigteVorstandsmitglied und langjährigen BäumelerChef Urs «Stronk» Amberg zu einem Glas Wein und zum Interview getroffen.

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Text_ Dani Abächerli Bilder_ Heinz Steimann 1981 wurde eine Fasnachtstradition ins Leben gerufen, die nicht mehr aus der Agenda der Lozärner Fasnacht wegzudenken ist. Das Stellen des Guuggerbaums der Vereinigte am Mittwoch vor dem SchmuDo ist der letzte Anlass vor der Fasnacht und läutet diese ultimativ ein. Wenn der Baum mit seinem fasnächtlichen Schmuck steht, geht es nur noch ein paar Stunden bis zum Urknall und bis die Lozärner Fasnacht gewaltig und unwiderstehlich ausbricht.

Wie bist du zu den Bäumelern gekommen?

Zu den Bäumelern kommt man nur auf Empfehlung. Ich war selbst sehr überrascht, als Leini, dazumal noch Baumchef und jetzt ehemaliger Präsident der Vereinigte, auf mich zukam. Diese Anfrage freute mich und ich habe sofort zugesagt. Mit Jimmy Koller von der «Alten Garde» hatte ich unser Aufnahmejahr zu bestehen. 2008 noch ein Jungbäumli, sind heute Jimmy und ich altgediente Bäumeler.

Wie viele Mitglieder habt ihr und wie seid ihr organisiert?

Wir sind eine Unterorganisation der Vereinigten, wie die Guuggali-Kommission, die Helfer des Chendergrende-Baschtle oder auch die Monstercorso-Gruppierung. Ich weiss, dass alle Gruppen der Vereinigte Grossartiges leisten. Aber ich spüre, dass bei den Bäumelern ein spezieller Spirit herrscht. Wir haben eine grosse Verantwortung bei der Durchführung und sind uns bewusst, dass das Stellen und Fällen des Guuggerbaums ohne grössere Zwischenfälle funktionieren muss. Bei den

Bäumelern sind 22 Mitglieder. Als Vorstandsmitglied amte ich als Baumchef und habe auch die ehrenvolle Aufgabe, als «de Bäumig» die Bäumeler anzuführen. Viele werden unseren Ruf schon gehört haben: «bäumig, rüüdig bäumig».

Wer ist im Moment ein Bäumeler?

Fasnächtler aus verschiedenen Gruppierungen und Berufen. Als Bäumeler werden nur Personen ausgewählt, die schon lange Fasnacht machen und bereit sind, auch einmal einen Chrampf zu machen. Mitglieder, die sich lieber vor der Arbeit drücken, sind bei uns nicht so gern gesehen.

Gibt es weitere Aktivitäten im Bäumeler-Vereinsjahr?

Die Bäumeler haben nur einen, aber einen wichtigen Anlass während des Jahres. Immer am Mittwoch vor Auffahrt treffen wir uns zum Bäumlipflanzen. Es ist Tradition, dass wir den Guuggerbaum, der in zwanzig bis dreissig Jahren stolz auf dem Kornmarkt stehen wird, selbst pflanzen. Jeder Setzling bekommt einen Bäumeler als Götti. Er hat die Verantwortung, zum Baum zu schauen, und ist darum besorgt, dass er auch gut gedeiht. Die Geburt eines neuen Guuggerbaums wird dann auch ausgiebig in der Gütschhütte gefeiert.

Was sind deine ersten Erinnerungen ans Baumstellen?

Das Guuggerbaumstellen begleitet und fasziniert mich, seit ich Fasnacht mache. Ich bin 1989 zur Guuggemusig Chottlebotzer Lozärn gekommen. Wenn der Baum auf dem Platz liegt, von den Mitgliedsvereinen der Vereinigte bestürmt wird, um ihn mit Fahnen und Emblemen zu dekorieren. Und wenn der Baum feierlich aufgestellt ist und majestätisch auf dem Kornmarkt steht: Das hat etwas Spezielles. Es geht noch ein paar Stunden, um ein wenig Schlaf zu finden, und dann bricht die lang ersehnte Fasnacht über uns herein und spediert ganz Luzern in die kakofonische fünfte Jahreszeit.

Kennst du jemanden von den Gründern von 1981?

Ich finde es grossartig, dass ich noch alle Guuggerbaum-Chefs persönlich kenne. Leider ist Wädu Wüest, der erste Guuggerbaum-Chef, letztes Jahr verstorben. Zu unserem 40-Jahr-Jubiläum bereiten wir eine Festschrift vor, in der alle Aspekte der Guuggerbaum-Tradition beleuchtet werden.

Kurz zur Sicherheit: Das Baumstellen ist ja nicht ganz ungefährlich. Hat es je einen ernsthaften Zwischenfall gegeben?

Alle Bäumeler sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Wir müssen vorsichtig und bedacht vorgehen. Bei den Bäumelern haben wir ausgebildete Forstwarte. Einmal ist uns etwas Delikates passiert. Der Baum war bereits mit dem Kran in der Luft, als wir merkten, dass der Stamm zu dick war und er nicht ins Loch passte. Dies hat zu viel Gelächter bei den Anwesenden auf dem Platz geführt. Aber unter gütiger Mithilfe einer umgehend besorgten Motorsäge wurde das Problem schnell behoben.

Seit vielen Jahren gibt es ja die in den Boden gesenkte Baumfixierung. Kannst du dich noch erinnern, wie der Baum vorher fixiert worden ist?

Nein, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber wie ich schon gehört habe, war die Befestigung der ersten Guuggerbäume sehr «abenteuerlich».

Wie geht es nun weiter mit euch und den Feiern zum 40-Jahr-Jubiläum? Der Vereinigte-Vorstand hat sich viele Gedanken gemacht, an welchen Anlässen wir im Jahr 2021 trotz Coronavirus festhalten können. Leider mussten wir uns eingestehen, dass vieles nicht möglich ist. Das OK 40 Jahre Guuggerbaum arbeitet seit über eineinhalb Jahren an diesem Jubiläum. Aber ergibt ein Jubiläum Sinn, wenn die wichtigsten Teilnehmer, unsere Vereinigte-Mitglieder, nicht daran teilhaben können? Das ist unvorstellbar. So haben wir uns entschieden, dass wir in diesem Jahr einen Fasnachtsvirus-Baum stellen werden. Dieser Baum wird nicht von den Mitgliedervereinen gestaltet, sondern von über 560 Kindern aus 30 Schulklassen aus dem Vereinigte-Gebiet. Das wird ein rüüdiger fasnächtlicher 39,5. Guuggerbaum werden. Lasst euch überraschen!

Das Baumstellen auf dem Kornmarkt ist jeweils eine Attraktion – nicht nur für Fasnächtlerinnen und Fasnächtler.

Geschätzter Stronk, im Namen des Lozärner Fasnachtskomitees gratuliere ich den Vereinigten ganz herzlich zum 40-Jahr-Jubiläum des Guuggerbaums und danke dir für dieses Interview!

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