Inhalt
Einleitung
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Sandsteinverwendung in Baukomplexen
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Das Weserbergland
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Gut Westerbrak und der Garten
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Wie die Menschen das Land eroberten
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Amelungsborn und Corvey— das klösterliche Leben
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Entstehung des Solling-Sandsteins
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Gewinnung des Solling-Sandsteins
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Das typische Ornament der Weserrenaissance — der Kerbschnitt-Bossenstein
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Dach- und Behangplatten prägen die Dorfbilder
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Sandsteinsichtigkeit als Gestaltungsmittel
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Der Vierständer — das typische Haus der Region
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Die Duhne-Mühle
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Bäuerliche und gewerbliche Nutzung prägen das Landschaftsbild
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Text: Birgit Czyppull Fotografie: Jörg Mitzkat Herausgegeben vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und dem Landschaftsverband Südniedersachsen Band 2 der Reihe „Bilder und Texte aus Südniedersachsen“ des Landschaftsverbandes Südniedersachsen e.V., Northeim Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden (1998), zweite komplett überarbeitete Auflage 2019 ISBN 978-3-95954-072-8
EINLEITUNG
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ie Gewinnung und Verarbeitung von Sandstein haben im Weserbergland eine sehr lange Tradition. Das im 9. Jahrhundert errichtete Westwerk der Klosterkirche Corvey dokumentiert, dass bereits im Mittelalter Sandstein für die Verwendung als Baumaterial abgebaut wurde. Ab dem 17. und bis weit in das 20. Jahrhundert hinein bestimmten die roten Sandsteinplatten die Dachlandschaft der Dörfer, und auch heute noch prägt der rot-braune Sandstein als vielseitig verwendetes Baumaterial die kleineren Städte und Dörfer der Region. Bedeutende Bauwerke, Wohnhäuser, Dorfstraßen sowie viele andere – oftmals unscheinbare – Elemente der historischen Kulturlandschaft, erhalten durch den Sandstein ihr unverkennbares Gesicht. Vor allem die von der Verwitterung mit einem grauen Schleier überzogenen, teilweise grün veralgten oder mit
dickem Moos überwachsenen Dachplatten und Fassadenbehänge aus SollingSandstein sind charakteristisch für den ehemaligen „Braunschweigischen Weserdistrikt“ und viele Orte in der Nachbarschaft dieses historischen Herrschaftsgebietes. Das Buch möchte Ihr Interesse auf das Bild einer kleinbäuerlichen Kulturlandschaft lenken, die durch althergebrachte Wirtschaftsweise entstehen konnte. Durch die Auswahl der Fotografien wird Ihnen ein Eindruck von Geschlossenheit vermittelt, den wir heute allerdings nur noch an wenigen Stellen finden. Wir entführen Sie also in eine Landschaft, die Sie in dieser Anmutung nicht mehr vorfinden. Vielleicht kann dieses Buch helfen, Menschen für den Gebrauch und vor allem auch für den Erhalt und Schutz des Sandsteins als Baumaterial zu gewinnen.
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Der rötlich schimmernde Sandstein mit der plattenartigen, von einem leicht silbrigen Grauschleier überzogenen Struktur, fällt Ihnen in den nahezu komplett aus Sandstein errichteten größeren Baukomplexen sofort auf. Noch heute zeugen neben den zahlreichen einfachen Häusern, bei denen der Sandstein als Baumaterial verwendet wurde, viele bedeutende Bauwerke von der herausragenden Bedeutung des Solling-Sandsteins als Baumaterial in dieser Region. In den Schlössern, Klöstern und Herrenhäusern ist bis heute sichtbar geblieben, wie vielseitig der Sandstein verwendet worden ist. Vom prachtvollen Mittelpunkt der Anlage — dem Schloss oder Gutshaus — sind bis zum kleinsten Hühnerhaus sämtliche Gebäude in irgendeiner Form mit Sandstein gestaltet. Die Mauern der Bauten sind größtenteils aus massiven Sandsteinwänden errichtet, die Dächer mit Sandsteinplatten gedeckt und die Giebelseiten der Häuser mit Sandsteinplatten behangen, die Eingangshallen mit Dehlenplatten aus Sandstein belegt. Die meist sehr weitläufigen, großzügig gestalteten Hausvorplätze sind mit kleinteiligem Mosaikpflaster aus SollingSandstein gepflastert. Die Entwässerungsrinnen der Höfe, die Treppen, von der schlichten Trittstufe vor Arbeiterhäusern bis zu den massigen manchmal einen halben Meter dicken und oft meh-
reren Metern langen Blockstufen des herrschaftlichen Eingangsbereiches — alles ist aus dem rot-braunen, häufig leicht verwitterten Sandstein gearbeitet. Der Weg in die Ställe, Scheunen und kleineren Nebengebäude führt über größere und kleinere Sandsteinplatten. Bei Regen sind die veralgten oder gar bemoosten Platten, die häufig mit einem quadratischen Mosaikpflaster vermischt sind, oft sehr glatt und es ist schwierig, den Hof zu überqueren.
Auch in den — heute meist leer stehenden Ställen — ist der Fußbodenbelag aus Sandsteinplatten, und die ehemals als Tränken und Futterstellen dienenden großen Sandsteintröge schmücken die Außenbereiche der Anlagen mit Sommerblumen. In vielen Höfen finden Sie halbrunde Bodenvertiefungen, die häufig zu einer Seite eine Sandsteineinfassung aufweisen und mit Sandstein gepflastert sind. Nur noch selten sind diese ehemaligen
Pfosten und Pflaster in der Klosteranlage Amelungsborn
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Pferdeschwemmen mit Wasser gefüllt. Am Abend, nach getaner Arbeit wurden die völlig verschlammten Ackergäule in die Schwemme getrieben, die Tiere konnten gesäubert werden. Doch die schweren massigen Gäule sind längst aus der Landschaft verschwunden und durch dieselangetriebene Traktoren ersetzt worden. Die Schwemmen dienen heute manchmal als Ententeich, die meisten liegen jedoch ungenutzt trocken. Gehen wir weiter in die Außenbereiche einer solch herrschaftlichen Anlage, stoßen wir auf eine Vielzahl unterschied-
Oben: Plattenzaun im Kloster Amelungsborn Rechte Seite von oben: Pfosten auf dem Gutshof in Deensen Blick von der Zufahrt zum Gut Westerbrak auf das alte Forsthaus Pferdekoppel auf dem Gut Fürstenberg Rosenbusch an der Klosterkirche Lippoldsberg
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licher Umzäunungen, die von gewaltigen Trockenmauern aus Solling-Sandstein über schmiedeeiserne Umzäunungen mit starken Sandsteinpfosten bis zu Staketenzäunen mit schmalen, länglichen Sandsteinpfosten reichen. Selbst außerhalb der Anlagen, in den Fluren können wir unsere Augen-Reise fortsetzen. Der ausgetretene Pfad führt über eine gebogene Brücke aus mühevoll behauenen
Sandsteinen, über einen mit Sandsteinbruchmauerwerk befestigten Bach oder Mühlengraben. Auf den Feldern und in den umliegenden Wäldern erinnern vereinzelt immer wieder Grenz- oder Kreuzsteine und halb verfallene Steinscheunen an das vielseitig verwendete Material.
Oben: Kapelle in Neuhaus Wohnhaus auf dem Gut Westerbrak Links außen: Plattenzaun im Kloster Amelungsborn Links: Gutshaus in Deensen Gegenüberliegende Seite: Feldscheunen bei Holzminden
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erwenden wir heute den Begriff Kultur, wird meist ein Gegensatz zur Natur beschrieben. Kultur bedeutet häufig eine Abkehr, manchmal sogar eine Überwindung des Naturzustandes. Der traditionelle Begriff Kultur ist schon im Altertum zu finden — dort bezieht er sich auf die „Agri- oder Agrarkultur“, also auf die Gestaltung des Lebendigen in der richtigen Bewirtschaftung und Pflege des Bodens und der damit verbundenen Pflanzen und Tiere. Hieraus gingen bestimmte Wirtschaftsweisen hervor, deren Grundsätze auch das soziale Leben der Menschen, die in einer Region lebten, bestimmten. Durch naturgegebene Voraussetzungen bildeten die Menschen Lebensformen, die zu bestimmten Kulturräumen — „Kulturlandschaften“ führten. Lange bevor der Mensch die Kultur in die Städte getragen hat, ist Kultur durch den Menschen in die Natur gebracht worden. Also dort, wo man Natur vermutet, nämlich auf dem Lande, gibt es keine ursprüngliche Natur mehr, sondern eine vom Menschen hervorgebrachte Kulturlandschaft.
Die von Trockenmauern aus Sandstein gestützten Terrassengärten am Schloss Fürstenberg wurden für den Anbau von wärmeliebendem Obst geschaffen.
Dies hat dazu geführt, dass Mitteleuropa nach der letzten Eiszeit nicht nur von Buchenwäldern bedeckt ist, sondern dass sich die ehemalige Naturlandschaft — wenigstens bis in das letzte Jahrhundert hinein — in ihrer ganzen Eigenart, Vielfalt und Schönheit zu einer vom Menschen gestalteten Kulturlandschaft entwickeln konnte. Zu einer? Natürlich nicht, da die naturgegebenen Voraussetzungen von Region zu Region verschieden sind. Zu ganz vielen, je nach natürlichen Gegebenheiten sehr unterschiedlich ausfallenden Kulturlandschaften von der Küste über die Lüneburger Heide bis in die Alpen.
nannten Solling-Sandstein. Dieser Stein, der sich in Millionen von Jahren entwickelt hat, wurde als brauchbar entdeckt und an vielen Stellen abgebaut. Zahlreiche tiefe Steinbrüche hat der Mensch in der Landschaft hinterlassen, die heute von der Natur zurückerobert sind und mit ihrem ganz eigenen Reiz ihren Platz in der Kulturlandschaft gefunden haben. Das Vorkommen und die Verwendung des Steines beschreibt also die Grenze der Kulturlandschaft, um die es in diesem Buch geht. Sie deckt sich in weiten Teilen mit der politischen Grenze des ehemaligen „Braunschweigischen Weserdistricts“.
Die Grenze der Kulturlandschaft Wir wollen Ihnen in diesem Buch eine Kulturlandschaft näher bringen, die räumlich schwer abzugrenzen ist. An vielen Orten in Mitteleuropa gibt es ähnlich naturgegebene Voraussetzungen wie beispielsweise das Klima, die Bodenverhältnisse und den Wasserhaushalt. Die Menschen, die hier früher lebten, waren Siedler, wie sie in alle Bereiche von Mitteleuropa vorgestoßen sind. Etwas gibt es aber doch, was das Weserbergland von den anderen Landschaften in Mitteleuropa unterscheidet: Den meist nur von einer dünnen Erdschicht überdeckten Stein — den sogePferde im Rumohrtal
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Wiesen, Weiden, Wälder „Es ist eine Gegend, in der man schon mit erklecklichem Behagen geboren worden sein kann, eine recht schöne Gegend in der wirklichen Bedeutung des Wortes,“ so beschreibt Wilhelm Raabe in seiner Erzählung „Das Odfeld“ die historische Kulturlandschaft, die wir Ihnen mit diesem Buch näherbringen wollen. Mit ihrer eindrucksvollen Schönheit hat sie einige Dichter und Schriftsteller begeistert. Viele Geschichten, die von Jägern und Bauern, von Waldarbeitern und Wilderern, vom Köhlerhandwerk und Wan-
derglashütten, von Hude und Mast sowie von Steinbrechern und Steinhauern erzählen, sind mit dieser Landschaft eng verbunden. Von jeher haben die Bewohner dieser Gegend von und mit der Landschaft gelebt und sie durch ihr Wirken gestaltend verändert. Heutzutage sind viele der alten Handwerke in Vergessenheit geraten, das Vieh wird nicht mehr zum Weiden in den Wald getrieben und die Steinbrucharbeit hat längst nicht mehr eine so große Bedeutung wie noch in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Laufe der Erdgeschichte und des Wirkens der Menschen in den letzten tausend Jahren hat sich durch ein vielfältiges Nebeneinander von Höhen und
Tälern, Wäldern und Feldern eine wunderschöne Mittelgebirgslandschaft ausgebildet. Aus dem Tal der Weser steigt sanft, von ausgedehnten Wäldern bedeckt, der Solling empor. Nur von Wiesentälern mit klaren, Weser und Leine zustrebenden Bächen durchzogen, bietet er als größtes Sandsteingebiet der Region ein einförmiges, ruhiges Bild, das von jeher durch den Wald geprägt ist. Mit seinen höchsten Erhebungen von bis zu 528 Meter bildet er innerhalb dieser Landschaft eine kuppelförmige Aufwölbung mit dem Charakter einer Hochfläche. Vom Rande leiten steilere Hänge mit tiefeingeschnittenen Kerbtälern, offeneren Wäldern und breiteren Wiesentälern in eine von Hecken durchzogene, mit Grünländern und kleineren Ackerflächen umgebene kleinbäuerliche Landschaft über. Kleinere Dörfer haben sich schon früh am Fuße des Sollings angesiedelt. Reste von Wanderglashütten und durch knorrige Eichen märchenhaft anmutende
Gegenüberliegende Seite: Mauern im Solling: Die herausgeschobenen Steine dienen als Stufen, um die Mauer zu überwinden. Die mit endlos langen Trockenmauern umgebenen Weiden um Neuhaus erinnern an die Tradition der Pferdezucht, die bis in das 15. Jahrhundert zurück reicht.
Trockenmauer bei Neuhaus
Karte des Weserdistricts aus dem 18. Jahrhundert
Feldscheune bei Holzminden
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Hudewälder erzählen noch heute vom Wirken des Menschen im Sollingwald. Eingerahmt von den Ortschaften Polle, Rühle und Golmbach schließt sich ein kleinerer Bereich an, in dessen Untergrund noch Muschelkalkablagerungen anstehen. Sie wurden auf der überwiegenden Fläche des Gebietes im Laufe der Erdgeschichte wieder abgetragen. Der aus einem Gewirr kleiner und kleinster Muschelkalkfetzen bestehende, durch zahllose Verwerfungen entstandene Untergrund spiegelt sich in diesem Bereich in einer kleinteiligen, unruhigen
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Landschaft wider. Von Natur aus wachsen auf diesen Muschelkalkböden Buchenwälder, die — jetzt noch auf dem Burgberg zu finden — mit einer erstaunlichen Artenvielfalt ausgestattet sind. Neben den bewaldeten Flächen finden Sie ausgedehnte Trockenrasen, die durch die Beweidung mit Ziegen und Schafen entstanden sind, Obstwiesen und mit Hecken durchzogene Weiden. Eingebettet in die Täler haben sich im Schutz der Hügel kleine Dörfer angesiedelt, die noch heute die ehemals überall verbreiteten kleinbäuerlichen Strukturen aufwei-
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sen. Durchschreiten Sie diese mit offenen Augen, können Sie dort noch viele typische Elemente der historischen Kulturlandschaft wie alte Zäune, verfallene Scheunen oder ausgetretene Pfade finden. Weiter im Norden gelangen Sie zu dem zweiten großen Sandsteingebirge dieser Region: dem Vogler. Ebenfalls am Weserstrom liegend, sind die Höhenzüge dieses Gebirges durch Verschiebungen des Gesteins im Untergrund unregelmäßig, schroff und kantig. Aus dem Wesertal steil aufsteigend, vielfach
unterbrochen von kleinen Tälern und Bachläufen ist die Landschaft bewegter und unruhiger. Auch der Vogler war — wie der Solling — durch das relativ rauhe Klima und die weitgehende Bedeckung mit Wald ein ehemals siedlungsfeindliches Gebirge. Lediglich an seinem Fuß siedelten sich Bauern an, im Waldgebiet selbst stößt man noch heute auf Reste ehemaliger Wanderglashütten. Die Weser als namengebender Strom fließt als bläulich-glitzerndes Band ruhig durch die teilweise weit ausladenden Täler. Als ehemals wichtiger Schiffahrtsweg von Hannoversch-Münden bis Hameln verbindet sie die verschiedenen Landschaftselemente.
Von der Natur zurückerobert Mit dem Solling im östlichen Bereich des Gebietes und dem Vogler auf der westlichen Seite stehen zwei Sandsteingebirge ganz unterschiedlichen Charakters als Abbaugebiete für die Sandsteingewinnung zur Verfügung. Die Hauptabbaugebiete erstreckten sich im Sollingvorland am Odfeld und im Norden des Voglers. Die kleineren und
größeren aufgelassenen Steinbrüche prägen das Erscheinungsbild der Landschaft ebenso wie die Verwendung des Sandsteins in den Dörfern und Städten. Besonders im Hooptal reihen sich Steinbruch an Steinbruch. Aber auch im Solling bei Karlshafen oder in der Gegend um Arholzen am Rande des Beverbachtales liegen die Brüche dicht an dicht. Auch treffen Sie immer wieder — teilweise mitten im Wald — auf schon jahrzehntelang ungenutzte Brüche, die längst von der Natur zurückerobert wurden. Die geheimnisvolle Atmosphäre in den Steinbrüchen macht es fast unmöglich, sich vorzustellen, dass dort einmal viele Menschen durch schwere körperliche Arbeit das Gestein gewonnen haben. Wenn Sie jedoch genau hinschauen, lässt sich oft noch das Wirken der Menschen an kleinen Stützmauern und Bohrlöchern im Gestein erkennen. Der Sandstein wird vor allem in der unmittelbaren Umgebung der Brüche am häufigsten verwendet. Je weiter Sie sich von den Hauptabbaugebieten entfernen, desto geringer prägt der rote Stein die Dorfbilder.
Stillgelegter Steinbruch im Beverbachtal Gegenüberliegende Seite: Blick aus dem Dach des Amtshofes Forst auf die Weser Blick vom Weinberg auf Rühle und Pegestorf auf der anderen Weserseite
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Zahlreiche Feldscheunen unterschiedlicher Bauart zeigen den architektonischen Einfallsreichtum und die VerwendungsmĂśglichkeiten des Sandsteins. GegenĂźberliegende Seite: Schafstall bei Meinbrexen Oben: Scheune bei Arholzen Rechts: Feldscheune bei Holzminden
Eine konisch zulaufende Allee verbindet das kleine Dorf Westerbrak mit dem herrschaftlichen Eingang des Rittergutes Westerbrak. Die bereits 1761 erwähnten, über die Jahre knorpelig gewordenen, eindrucksvoll anzuschauenden Linden kennzeichnen noch heute den repräsentativen Zugang zum Gut. An dessen wechselvolle Geschichte erinnern an vielen Stellen der Anlage Mauer- und Gedenksteine oder Wappen mit Inschriften. Über den in Sandstein gehauenen verwitterten Jahreszahlen hat sich der Hauch von Jahrhunderten gelegt. Im weitläufigen Gutspark, der im Laufe der Jahre vielen Veränderungen unterworfen war, tauchen typische Elemente eines Renaissance-Gartens immer wieder in Verbindung mit dem SollingSandstein auf. Zwischen terrassenförmig angelegten Sandsteinmauern können Sie Schalen, Sockel, Pfosten oder Platten aus Sandstein entdecken. Das eindrucksvollste Element am Ende des Gartens ist sicherlich das sogenannte Engelstor. Ehemals der Zugang vom Dorf Westerbrak in den herrschaftlichen Garten, lag es seit 1733 am — vom Gut aus gesehen — hinteren Ende des Gartens. Der gesamte
hintere Teil des Gartens, samt zweier Grotten und eines alten Baumbestandes, fiel im Jahr 1977 einer Straßenerweiterung zum Opfer. Das Engelstor wurde am Ende der Mittelachse des Gartens neu aufgerichtet, die untere der ehemals drei Terrassen verschwand. Der ursprüngliche Charakter des Gartens in seiner vollen Größe und Eigenart ist durch diese verkehrstechnische Maßnahme, der heute sogenannten „Rennstrecke“ Westerbraks, verlorengegangen. Mit dem Wegfallen der unteren Terrasse ist das proportionale Verhältnis von Hofteil und Garten stark gestört, das Engelstor ist seiner Funktion beraubt worden und die neue Gartenmauer sowie die breite, neue Straße schneiden Park und Dorf voneinander ab. Als Gründer der Gartenanlage von Westerbrak gilt Heinrich Eckbrecht von Grone, der den Renaissance-Park zwischen 1667 und 1678 anlegen ließ. Die gestalterische Konzeption des Gartens kam vor allem in der ursprünglich dreiteiligen Terrassierung zum Ausdruck, aus der ein Nebeneinader und Nacheinander von Gartenteilen enstand. Andere Gartenanlagen aus der näheren Umgebung Blick vom Gut zum alten Forsthaus von Westerbrak
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(Terrassengärten in Adelebsen) sowie von überregional bedeutenden barocken Anlagen, wie den Gärten von Salzdahlum beeinflussten die Weiterentwicklung des Parks — ebenso wie die unterschiedlichen Bewohner und das allgemeine Zeitgeschehen die Veränderungen in Gut und Garten bestimmten. Zu den Elementen der ursprünglichen Gartenanlage gehörten zahlreiche Hecken, Espaliers (Spaliere), niedrig gezogene Obstbäume, sogenannte ,Franz-Bäume’, ein großes mit Wasser gefülltes Bassin sowie Grotten, Putten, Alleen und Baumreihen. Das Gut Westerbrak befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Kothofes, der mittelalterlichen Bezeichnung für einen Bauernhof. Die mächtigen Sandsteinsockel des ersten Herrenhauses wurden im Jahre 1618 auf den noch vorhandenen Kellergewölben des abgerissenen alten Kothauses gebaut. Im Eingangsbereich zwischen Herrenhaus und oberer Terrasse sind heute noch auf einem Stein die leicht verwitterten Initialen Heinrich Albr. v. Grones mit einer Jahreszahl (H.A.v.G. AO 16..) zu entdecken. Auch seine Frau Brigitte Elisabeth von Minningerode hat sich durch
einen Wappenstein, der ihre Initialen (B.E.v.M.) trägt, in der Außenmauer eines kleinen Nebengebäudes mit Turm (späteres Gärtnerhaus) auf dem Gelände verewigen lassen. Schon immer nahm der Solling-Sandstein als verfügbares Baumaterial eine große Bedeutung bei der Entstehung und Weiterentwicklung der Gutsanlage ein. Die ehemaligen Fachwerkbauten und strohgedeckten Wirtschaftsgebäude wurden nach einem Brand um 1726 durch massive Steinbauten ersetzt. „Die Scheunen wurden mit Steinen gebaut, die aus dem Bruche stammten, welcher
Oben: Engelstor Mächtige Linde im Gutshof
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direkt vor dem Dorfe gelegen war“, schreibt der Protocolla Commisionis des Herrn hochwohlgeborenen Kammerherrn im Jahre 1770. Um die Symmetrie der Hofanlage vollkommen zu machen, ließ August Ernst Carl von Grone (1694 1765) sogar gut erhaltene Gebäude abreißen. Unter ihm geriet das Gut allerdings zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten, was sich auch in den nächsten Generationen durch eine Zeit der Verwahrlosung und des Verfalls äußerte. Parallel zur Geschichte des Gutshofes verwahrloste auch der Park, der Anfang des 19. Jahrhunderts in einen bäuerlichen Garten umgewandelt wurde. Das alte baufällige Herrenhaus wurde 1816 abgerissen und an dessen Stelle die obere Terrasse angelegt. Durch einen Anbau an das alte Brauhaus im Jahre 1855 wurde sie dann wieder etwas verkleinert. Eher an den Stil einer Manufaktur als an ein repräsentatives Herrenhaus erinnerte die einfach gehaltene, prunklose Fassade dieses Anbaues. Ein Nebeneinander landschaftlicher Stilelemente sowie anorganischer Gestaltungsprinzipien prägte den Garten in der Zeit des Historismus. Der geometrisch gestaltete Garten der mittleren Terrasse wich um 1880 dem Zeitgeist entsprechend einem landschaftlich geprägtem Garten.
Als Anfang des 20. Jahrhundert Agnes und Siegfried von Grone Einzug in Westerbrak hielten, begann eine neue, nur kurz währende Blütezeit. Die wichtigsten Veränderungen waren der Ausbau des Obergeschosses als Mansardendach und der Anbau eines Turmes im englischen Landhausstil. Mit seinen vielen Fenstern bot er dem seit 1914 durch einen Kopfschuss schwer behinderten Siegfried einen Ausblick auf das Leben und die Arbeit auf dem Gut. Zahlreiche Umgestaltungen, deren Ziel die Rekonstruktion der ursprünglichen Anlage war, ließen Gut und Garten wieder zu neuem Glanz erwachen und den repräsentativen Ansprüchen eines Herrschaftshauses gerecht werden. Nadja von Grone hat das Gut Westerbrak ab den 1980er Jahren betreut und sich auch einer Vielzahl von denkmalpflegerischen Aufgaben angenommen. Neben der Neueindeckung von zwei leerstehenden barocken Bruchsteinscheunen, der mehrfachen Sanierung der Lindenallee und der Pflege von Park und Hof hat sie auch das umfassende Familienarchiv der Familie von Grone ausgewertet und viele Hinweise auf die ursprünglichen Intentionen Ihrer Vorfahren gefunden.
Außenansicht des Gutes Westerbrak mit Nebengebäuden Mauer im Gutspark Gegenüberliegende Seite: Blick über das Wasserbassin im Gutspark zum Gutshaus
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WIE DIE MENSCHEN DAS LAND EROBERTEN
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hne den Einfluss des Menschen wäre das Weserbergland und seine Umgebung fast überall mit Wald bedeckt. Durch das rauhe Klima in den ausgedehnten kargen Bergwäldern und unwirtlichen Hochflächen sind allerdings bis in das 5. Jahrhundert nach Christi Geburt lediglich die fruchtbaren Wesertäler besiedelt gewesen. Erst danach wurden Flächen entsprechend dem Wachsen der Bevölkerung gerodet. Immer weiter, bis in kleinere Täler und Hochflächen drangen die
Menschen vor. Bereits zu dieser Zeit wurde Sandstein als Baumaterial für den Eigenbedarf gewonnen. Klimaverschlechterungen, Seuchen und Hungersnöte sowie nicht zuletzt zahlreiche Fehden führten jedoch schon ab dem 14. Jahrhundert wieder zu einem „wüst“ fallen der erst neu entstandenen Bergdörfer in den Waldgebieten. Neuer Wald wuchs auf den verlassenen Wiesen und Äckern der weit verbreiteten, aber nur kurz währenden Siedlungen. Heute erinnern oft nur noch die Flurnamen im Waldesinnern daran.
Großes Bild: Die im 12. Jahrhundert errichtete Homburg wurde bis zum Jahr 1535 bewohnt. Für Wirtschaftsund Verwaltungszwecke ungeeignet, verwahrloste sie, bis sie 1542 endgültig zusammenbrach Bild rechts: 1742 errichtete Lennebrücke in Eschershausen Außen von oben nach unten: Wehrturm in Höxter
Unterschiedliche Siedlungsformen Bei den Ortschaften mit den Endungen -hausen, wie Sievershausen oder Eschershausen, wurde kranzförmig um ältere Siedlungen das angrenzende, weniger fruchtbare Land urbar gemacht. Sie entwickelten sich zu charakteristischen „Platzhaufendörfern“, älteren Siedlungsformen, in denen sich die Meier- und Kothöfe um einen Platz mit Kirche und Pfarrei anordneten. Erst im späteren Mittelalter wurden durch große Grundherren wie Herzöge, Bischöfe oder Grafen, Dörfer nach Plan angelegt. Bei der Neuanlage wurde die Grundrissbildung des „Einwegedorfes“ bevorzugt, welches regelmäßige Flurformen aufwies. Entlang der Dorfstraße lagen die Höfe, hinter denen sich regelmäßige, streifenförmige Felder befanden. Diese älteste erkennbare Flureinteilung in „Gewann- oder Langstreifenflure“, wurde durch eine genau festgelegte Ernteordnung ergänzt. Für die Bauern bedeutete die Grundbesitzzerstückelung eine möglichst gerechte, wirtschaftliche Einteilung der Ackerflächen. Erst in der hochmittelalterlichen Siedlungsperiode
Die Erichsburg bei Dassel gilt als der erste bedeutende Renaissancebau im Weserbergland Einer von drei Kreuzsteinen im Gutspark von Deensen: Der wahrscheinlich im 13. Jahrhundert errichtete „Ibermannstein“
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kamen die individuell zu nutzenden „Kamp- und Blockfluren“ auf. Eine Besonderheit für die Region waren die sogenannten „Hägersiedlungen“. Im 12. Jahrhundert siedelten sich hier vielerorts unter Bischof Udo von Hildesheim niederrheinische oder flämische Kolonisten an. Die Kirche versuchte sich zu dieser Zeit eigene Territorien zu sichern. Die Häger waren persönlich frei und konnten über Haus und Hof frei verfügen. Zudem hatten die Häger ein von König und Grafen unabhängiges Gericht und ihr eigenes, von ihnen gesprochenes Recht. Außerdem unterlagen sie keinem Flurzwang. Ihre Felder lagen meist als Kämpe, von einem „hagen“ (mittelhochdeutsch hag = hecke) umgeben außerhalb der Altflur.
Das 1324 erbaute Muthaus in Hardegsen ist mit einer Höhe von 35 Metern das älteste, größte und völlig erhaltene weltliche Bauwerk in Südniedersachsen Ehemaliger Wäscheplatz in Schorborn. Die Gründung des Sollingdorfes geht auf eine Glashütte zurück Geburtshaus von Wilhelm Raabe in Eschershausen. Den -hausen-Dörfern folgten im 9. und 10. Jahrhundert Siedlungen mit den Endungen -rode
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Machtkämpfe um die Region Obwohl heute nur noch wenige Mauerreste davon zeugen, lag die weltliche Herrschaft in der Zeit vom 12. bis 15. Jahrhundert in der Hand der Grafen von Everstein und der Edelherren von Homburg. Von ihrer Stammburg, deren Reste heute noch auf dem Burgberg bei der Ortschaft Negenborn zu sehen sind, gelang es den Eversteiner Grafen, ihre Territorien über den gesamten Weserraum von Holzminden bis Hameln auszubreiten. Als Verbündete der Staufer war der Sturz Heinrich des Löwen im Jahre 1180 ein Höhepunkt ihrer Machtentfaltung. Die Edelherren von Homburg, als Verbündete des welfischen Herzogtums, waren ebenfalls seit dem 12. Jahrhundert auf eine Ausweitung ihrer Territorien im
Weserbergland bedacht. Kaum eine Fußstunde von den Eversteinern entfernt, steuerten sie ihre Machtkämpfe um die Region von der gleichnamigen Burg bei Stadtoldendorf aus, die gleichzeitig zum Schutz des von Siegfrid IV. von Northeim gegründeten Klosters Amelungsborn diente. In ihrer Hand war eher der südöstliche Bereich des Gebietes. Von beiden ehemals so mächtigen Herrschaftshäusern blieben am Ende nur noch zahlreiche Ruinen von Burgen und Schlössern erhalten. Die Eversteiner erloschen im Erbfolgekrieg, die Linie der Homburger ging mit dem Tod Heinrichs VIII. zu Ende. Das jahrhundertelang umkämpfte Gebiet fiel dadurch 1409 in die Hände des Herzogtums Braunschweig. Machtbereiche zersplitterten Die äußeren Grenzen des Gebietes des „Braunschweigischen Weserdistricts“ blieben für die nächsten vier Jahrhunderte weitgehend unverändert. Im Inneren entstanden durch die Zersplitterung der ehemals wenigen Ämter zahlreiche fürstliche und adlige, städtische und klösterliche Amts- und Gerichtsbezirke. Der erhöhte Nahrungsbedarf und das Aufblühen von Handwerk, Handel und Gewerbe führte im 16. Jahrhundert zu einer Intensivierung der Landnutzung. Auch entfernt liegendere Wiesen und Weiden wurden zunehmend in die acker-
Ehemals war an der Stelle der heutigen Poller Fähre eine Furt gelegen. Gesichert durch die oberhalb liegende Burg bildete diese Furt bis zur Ablösung durch die Fähre ein lästiges Schiffahrtshindernis Rittergut in Deensen: Die Gründung des Dorfes im Jahre 1483 geht auf die Familie von Campe zurück. Berühmtester Spross der Familie ist der Pädagoge und Autor Joachim Heinrich Campe
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bauliche Nutzung eingebunden. Die verstärkte Nutzung des Waldes führte zu einer fast völligen Verwüstung der Flächen. Auch Gewinnung, Verarbeitung und Handel des Sollingsandsteins profitierten von dem wirtschaftlichen Aufschwung des Wesergebietes. Noch heute zeugen prachtvolle Bauten, Kirchen und die zahlreichen Schlösser der Weserrenaissance davon. Als Tilly im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) mordend und brandschatzend über die Gegend herfiel, war die wirtschaftliche Entwicklung vorerst beendet. Dörfer und Städte, wie Stadtoldendorf und Holzminden, waren verwüstet und ausgebrannt.
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Wandel durch Industrialisierung Die Städte und vor allem die Wirtschaft erholten sich nach den verheerenden Folgen des Dreißigjährigen Krieges im 18. Jahrhundert wieder, der Handel und das Gewerbe blühten auf. Bereits seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts unterstützten die Landesherren des „Braunschweigischen Weserdistricts“ den gewerblichen industriellen Ausbau. Noch heute wird das Wirtschaftsleben der Region von den Industriezweigen, wie der Gipsindustrie bei Stadtoldendorf, den Glashütten in Grünenplan und Holzminden und der in Holzminden
ansässigen Riech- und Geschmacksstoffindustrie bestimmt. Mehr als 500 Jahre dauerte die Zugehörigkeit zu Braunschweig, 1941 ging der ehemalige „Braunschweigische Weserdistrict“ auf Veranlassung Hitlers an Preußen über. Im Vergleich zu der verheerenden Zerstörung in den industriellen Zentren ging der Zweite Weltkrieg an dieser Region fast spurlos vorbei. Durch den Autobahnbau der Nationalsozialisten und die vielen mit Sandstein verblendeten Brückenpfeiler erlebte das Sandsteingewerbe in der Vorkriegszeit noch einmal einen starken Aufschwung. Zum Ende des Krieges wollten die Nationalsozialisten die Abgeschiedenheit der Gegend und den bestehenden Untertage-
bau im Hils nutzen, um dort mit Tausenden von Zwangsarbeitern Rüstungsgüter zu produzieren. Zum Glück kam das Kriegsende jedoch einer geregelten Produktion zuvor. Auch heute noch liegt der Reiz des Weserberglandes in der landwirtschaftlichen Nutzung der Täler und der sie umgebenden Mittelgebirge mit den ausgedehnten Wäldern. Wirtschaftlich hat die Landwirtschaft jedoch — wie anderenorts auch — ihre einstige Bedeutung längst verloren. Neben Handwerk und Handel sind einige größere Industriebetriebe Hauptarbeitgeber in der provinziell geprägten Region. Im Natursteingewerbe arbeiten nur noch sehr wenige Menschen. Das Bild der Neubaugebiete, die seit den 1950er Jahren um die alten
Gegenüberliegende Seite: Dachlandschaft in Holzminden Lagerhaus der Domäne Wickensen Sandsteingepflasterte Gasse in Höxter Rechts: Sandsteinsäulen in der Klosterkirche Lippoldsberg Nach dem Gottesdienst in der Kirche der Sollingortschaft Mühlenberg
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Ortskerne herum wachsen wird von Zement-Asbest-Platten, Betondachpfannen und Verbundsteinpflaster geprägt. Vorbei sind die Zeiten, in denen Bruchsteinmauerwerk und Plattensandsteine beim Hausbau eine Rolle spielten. Die schmalen, mit Sandstein gepflasterten Straßen sind Asphaltpisten gewichen, und die meisten Dachdecker haben das alte Handwerk der Sandsteineindeckung nie gelernt. Religionen Während sich auf der gegenüberliegenden Weserseite eine überwiegend katholische Gegend befindet, waren bis zum Zweiten Weltkrieg die auf der östlichen Seite der Weser lebenden Menschen fast ausschließlich evangelischlutherischen Glaubens. Der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung betrug bis 1939 kaum mehr als fünf Prozent. Lediglich in einigen Industrie- und Gutsgemeinden mit zugewanderten Arbeitskräften war der Anteil der Katholiken etwas höher. Durch die Vielzahl der Flüchtlinge und Vertriebenen aus den Ostgebieten des ehemaligen Deutschen Reiches, verdreifachte sich der Anteil der katholischen Bevölkerung in einigen Gemeinden.
Außen: Klosterkirche Kemnade Kirche in Wangelnstedt Das orthodoxe Dreifaltigkeitskloster Buchhagen wurde 1990 gegründet und in den folgenden Jahren von den ersten Mönchen erbaut. Klosterkirche Fredelsloh Oben: Kilianikirche Höxter Klosterkirche Bursfelde Mitte: Dorfkirche in Dielmissen Die von einer „Krone des guten Namens“ verzierte Grabplatte des Zvi Hirsch ben Samson auf dem jüdischen Friedhof in Mackensen stammt aus dem Jahre 1835. Sie wurde vor wenigen Jahren restauriert
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Von den in der Zeit des Nazi-Regime vertriebenen und ermordeten Menschen jüdischen Glaubens zeugen heute nur noch einige kleine, oftmals kaum mehr auffindbare jüdische Friedhöfe. Die auch in der Solling-Region von Vertreibung und Abgrenzung bestimmte Geschichte der Juden reicht bis in das Mittelalter zurück, allerdings erreichte der Anteil der jüdisch Gläubigen an der Gesamtbevölkerung nur selten mehr als ein Prozent. Im 19. Jahrhundert und am Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Aufstieg der zwischen Solling und Vogler gelege-
Hugenottenturm bei Karlshafen
Innenansicht der Klosterkirche Lippoldsberg
Rechts: Außenansicht der Klosterkirche Lippoldsberg Mausoleum im ehemaligen Gutspark Meinbrexen
nen Kleinstadt Stadtoldendorf ganz wesentlich von jüdischen Familien geprägt. Die Weberei A.J. Rothschild Söhne wuchs innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu einem Betrieb mit 940 Beschäftigten im Jahre 1904. Nach einem großangelegten Schauprozeß wurden die Geschäftsführer der Weberei Wilhelm Matzdorf, Richard Wolff und Joseph Schoenbeck Anfang 1938 inhaftiert und der Betrieb „arisiert“. Matzdorf und Wolff starben im KZ Sachsenhausen.
Von dicken Mauern umgeben sind die beiden bedeutendsten Klöster in der Region. Beide wurden vor langer Zeit, Kloster Corvey im Jahre 822 und Kloster Amelungsborn um das Jahr 1129, gegründet und in beiden lebten — zumindest die längste Zeit — Mönche nach den Regeln ihrer Orden. Scheinbar symbolisch durch die Weser getrennt liegen die beiden Klöster nur einige Kilometer auseinander. Auf der einen Seite Kloster Corvey, ursprünglich als Kloster Hethis in der Nähe von Neuhaus gegründet und nach wenigen Jahren an die dem Solling gegenüber liegende Weserseite umgesiedelt, auf der anderen Seite das am Rande des Odfeldes liegende Zisterzienserkloster Amelungsborn.
Gemeinsam ist beiden die fast uneingeschränkte Verwendung von Sandstein als Baumaterial mit Mauerwerken von bis zu 1,80 Meter Tiefe. Das tägliche Leben gestaltete sich in beiden Klöstern in Anlehnung an die verschiedenen Ordensregeln höchst unterschiedlich. Doch auch bei den baulichen Anlagen enden die Gemeinsamkeiten schnell wieder: Während sich hinter der gewaltigen, zwei Kilometer langen, Sandstein-Klostermauer von Amelungsborn Reste einer
Impressionen aus der Klosteranlage Amelungsborn
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AMELUNGSBORN UND CORVEY
mittelalterlichen Klosteranlage verbergen, finden Sie hinter der mindestens ebenso beeindruckenden Mauer Kloster Corveys heute einen barocken Residenzbau. Auf dem Odfeld In Kloster Amelungsborn beherrscht der Sandstein das Bild der gesamten Klosteranlage. Sämtliche Wirtschaftsgebäude, Stallungen, Scheunen und sogar die kleineren Schuppen sind aus Sandstein gebaut. Der Fußboden ist innen wie außen mit Platten und Pflastersteinen unterschiedlicher Größe belegt. Wenn Sie die teilweise sehr großen Mauersteine und den riesigen Sandsteintrog betrachten, werden Sie über die Kraft und Geschicklichkeit der Mönche staunen, die das tonnenschwere Material aus den Brüchen des Hooptales ohne Hilfe moderner Maschinen gewonnen haben. Die Arbeit der Zisterzienser im Kloster Amelungsborn unterschied sich ganz wesentlich von den anderen Mönchsorden. Als Sproß der Benedektiner suchten sie eine Rückbesinnung auf die strengen, auf Abgeschiedenheit und Askese ausgerichteten Regeln des alten Mönchstums. Tägliche, gemeinsam abgehaltene Gottes-
dienste, missionarische Tätigkeiten und schwere körperliche Arbeit bestimmten das Leben der Zisterzienser. Sie machten die karge Hochfläche des Odfeldes urbar und erweiterten ihren Grundbesitz durch die Umwandlung von Ödland, das der Orden geschenkt bekam, zur landwirtschaftlichen Nutzfläche. Um 1500 besaß das Kloster überall in der Gegend Besitzungen. Weit reichten die zinspflichtigen Außenhöfe. Mehrere Mühlen und Mergelgruben, Brauereirechte in Einbeck und Salzeinkünfte in Lüneburg, eigenes Vieh in großer Zahl, Forellen aus dem Forstbach, Karpfen aus Teichen bei Negenborn sowie Hirsche, Wildschweine und Rehe aus dem wildreichen Gebiet des nahegelegenen Sollings ermöglichten den Amelungsborner Mönchen die Selbstversorgung. Aus den nahegelegenen großen Forsten bekamen die Mönche Holz als Baumaterial. Die heutigen Bauten um die 800jährige Klosterkirche, stammen wahrscheinlich alle noch aus dem 14. Jahrhundert. Die Kirche entspricht durch die Klarheit ihrer Architektur sowie einem weitgehenden Verzicht auf Verzierungen dem asketischen Stil der Zisterzienser. Zudem stellt sie als Bauwerk eine Besonderheit
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Säulenhalle im Westwerk der Klosterkirche Corvey
Säule vor dem Westwerk
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dar: Sie besteht aus einem romanischen, dreischiffigen Langhaus und einem romanisch-gotischen Chor. Als die Zahl der Klosterbewohner ständig wuchs, wurde der romanische Chorraum unter Abt Engelhard Mitte des 14. Jahrhunderts teilweise abgebrochen und zu einem gotischen Querhaus erweitert. Auch der Anblick der Kirche wird außen wie innen von dem Solling-Sandstein dominiert. Neben den hochaufra-
genden Kirchenmauern aus Sandstein ist der Fußboden mit Solling-Sandsteinplatten belegt. Die neun Arkaden, auf denen die oberste Wand des Langmittelhauses ruht, bestehen aus romanischen Säulen, die sich mit Pfeilern abwechseln, die jeweils aus einem einzigen großen Stück Sandstein gearbeitet sind. Sogar einige von den mächtigen, mit Verzierungen versehenen Grabplatten bedeutender Äbte sind aus großen Sandsteinblöcken erstellt worden. Durch die spärliche Beleuchtung im Innern erscheint Ihnen die Kirche beim Eintritt duster. Die Schlichtheit und Größe des mächtigen Bauwerkes verstärkt diesen Eindruck. Lediglich durch die mit farbigen Glas versehenen Rundfenster wirft die Sonne am Tage einzelne Lichtflecken in das romanische Längsschiff. Das Anfang des 14. Jahrhunderts erweiterte gotische Hochtor mit den hohen Fenstern wirkt lichter und einladender. Hier sind in neuerer Zeit, in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts, ebenfalls aus Sandstein der Altartisch und die Kanzel errichtet worden. In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges wurde Amelungsborn — und vor allem die Klosterkirche — durch amerikanische Bomben schwer beschädigt, weil sich ein SS-Trupp in der Anlage verschanzte. Die Einschusslöcher können Sie in der gesamten Außenanlage finden.
Klosterkirche und Vogthaus
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Während der Reformation wurde im Jahre 1569 eine Klosterschule mit zwölf Zöglingen eingerichtet, die im Jahre 1760 nach Holzminden verlegt wurde – das heutige Holzmindener Campe-Gymnasium konnte deshalb 2019 auf eine 450jährige Geschichte zurückblicken. Das Kloster blieb zwar bis zum Jahre 1912 bestehen, die klösterlichen Gebete endeten jedoch schon mit der Verlegung der Klosterschule. Fünf Jahre wurde die stark zerstörte Klosterkirche restauriert. 1959 erstrahlte sie in alter Schlichtheit, ein Jahr später wurde der knapp 40 Jahre verwaiste Abtstuhl wieder besetzt. Im Jahre 2007 musste die barocke Turmhaube aus statischen Gründen abgebaut werden. Es dauerte dann bis zum Jahre 2016 bis ein neuer Turm, der ursprünglichen Zisterziensernadel nachempfunden, errichtet werden konnte. Zu unwirtlich war’s im Solling Als kleine sächsische Missionszelle eines Benedektiner Vorzeigeklosters wurde in der Nähe der jetzigen Ortschaft Neuhaus, von Mönchen aus dem Gefolge Karls des Großen bereits im Jahre 816 das Kloster Hethis gegründet. Dort sollte mit den nicht erbberechtigten Herrschaftssöhnen eine neue Elite geschaffen werden. Die Ausübung eines harten Mönchtums erwies sich für die verwöhnten Söhne unter den Umständen des unwirtlichen Waldgebietes allerdings als
unzumutbar. So wurde das Kloster bereits einige Jahre später nach Corvey in die fruchtbare Weseraue verlegt. Die Entscheidung der Mönche, dem dunklen Solling den Rücken zu kehren, verwundert einen nicht, wenn man eine Beschreibung dieser Zeit aus dem Jahre 1826 liest: „Der Boden wollte keine Früchte tragen, ein Erdbeben, begleitet von einem fürchterlichen Wetter, erstickte im Jahre 819 größtentheils die Quelle und verschüttete den Bach. Die Mönche zogen nach drei Jahren mit ihren Habseligkei-
ten in feierlicher Prozession ab, pflanzten das Kreuz auf die Stelle, wo jetzt Corvey steht, und die Gegend um Neuhaus wurde öde.“ Das an der Weser neu gegründete Kloster Corvey muss für die damalige Zeit ein mächtiger Sandsteinbau gewesen sein. Aus der unmittelbaren Umgebung des Klosters, nämlich aus Brüchen von der gegenüberliegenden Weserseite, gewannen die Mönche das Material. Die roten Brüche in der Landschaft sowie die rote Farbe der Häuser, Kirchen und Mauern waren von weither zu sehen. Die Corveyer Steinbrüche sind heute nicht mehr zu sehen. Beim Eisenbahnbau Ende des 19. Jahrhunderts sind sie verbaut worden. Von Höxter führt von jeher eine Allee zum ehemaligen Klosterkomplex. Über die Schlossbrücke gelangt man durch das barocke Portal in eine weiträumige, streng rechtwinklig gestaltete Anlage. Die etwas nach hinten versetzte, ausladende Front des Schlosses ist schlicht, aber dennoch vornehm. Sie treten in eine repräsentative ehemalige fürstäbtliche Residenz ein. Der Sandstein ist allgegenwärtig, er wirkt jedoch stark zurückgenommen und setzt lediglich Amelungsborn: Oben: Sandsteingedeckter Holzschuppen
Das 882 errichtete Westwerk der Klosterkirche Corvey
Mitte: Pfeilerdetail am Kircheneingang Unten: Tor in der Umrandungsmauer
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architektonische Akzente. In der barocken Anlage ist seine Sichtigkeit als Gestaltungsmittel reduziert und nur für die Eckquadrierung bestimmter Gebäude, Fenster- und Türfaschen sowie Dächer und Fußbodenbeläge ist er sichtbar verwendet worden. Die restlichen Gebäudeteile sind verputzt, häufig ist das Mauerwerk aus schlechterem Material und nicht restlos aus Sandstein. Zwischen dem bis zu 1,80 Meter dicken Mauerwerk sind lockere Steinschüttungen, einer Trockenmauer gleich, einge-
fügt worden. Lediglich bei den Wirtschaftsgebäuden, die sich um die barocke Anlage gruppieren, sind die massiven Bruchsteinaußenmauern sichtbar. Beeindruckend sind die massigen Bodenplatten aus Sandstein in den Gängen des Schlossgebäudes. Von Fürsten, Äbten und Mönchen durchschritten, ist das Material abgewetzt, teilweise abgesprungen. Von jeher wurden hier die Wissenschaft und die schönen Künste gepflegt. In Corvey galt das Prinzip der sogenannten „Herrenbürtigkeit“. Um Mönch zu werden, musste man blaues Blut vorweisen. Kein schlechtes Leben führten die nichterbberechtigten Söhne des Adels in diesen Mauern. Der zu Macht und Ansehen gelangte Benedektinerorden schrieb ihnen tägliche Gebete vor, die Vorschriften des klösterlichen Lebens wurden jedoch meist weniger streng ausgelegt. Der Adel umging so eventuelle Erbfolgestreitigkeiten und das Kloster wurde mit
Ländereien und Gütern ausgestattet. So hatten beide Seiten ihren Vorteil. Von Plünderungen und Bränden im dreißigjährigen Krieg nicht verschont, ist von der ehemals mittelalterlichen Klosteranlage heute nur noch das Westwerk der Abteikirche erhalten. Es gehört zu den ältesten bedeutenden Sandsteinbauten in dieser Gegend und ist heute noch im Originalzustand zu bewundern. Große Teile der ehemals umfangreichen Bibliothek fielen den Flammen Tillys zum Opfer. Hoffmann von Fallersleben, der seine letzte Ruhe auf dem Corveyer Friedhof fand, war am Wiederaufbau der Bibliothek beteiligt. Bis zu seinem Tode im Jahre 1874 konnte er wieder 65 000 Bände und Handschriften in Corvey verwalten. 2014 wurde die gesamte ehemalige Klosteranlage Corvey von der UNESCO unter dem offiziellen Titel „Das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey“ als Weltkulturerbe anerkannt.
Außen: Westfront der Klosteranlage Corvey Karolingische Weihetafel vom Westwerk Corveys mit der Inschrift: „Beschirme Herr diese Stadt und lass die Engel Dein die Wächter ihrer Mauern sein.” Gegenüberliegende Seite: Weidefläche innerhalb der ummauerten Klosteranlage Amelungsborn
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ENTSTEHUNG DES SOLLING-SANDSTEINS
N
ur wenige Sonnenstrahlen gelangen in den Pfad, der Sie in den ehemaligen Steinbruch führt. Eindrucksvoll ragen rechts und links bis zu mehrere Meter hohe Trockenmauern, von Farnpflanzen und Brombeeren überwuchert, aus gebrochenen Sandsteinen empor. Sie weisen den Weg in aufgelassene Steinbrüche, die den Blick auf über 200 Millionen Jahre Erdgeschichte freigeben. Die bis zu 30 Meter hohen, senkrechten Wände, die die Schichtung des Materials gut erkennen lassen, bieten einen überwältigenden Anblick. Insgesamt erreichen die im Untergrund des Sollings und Voglers anstehenden Gesteinsschichten eine Mächtigkeit von bis zu über 1000 Meter. Als Baustein für den Menschen sind jedoch nicht alle im Laufe des Erdmittelalters abgelagerten Schichten verwertbar. Doch wie entstanden diese riesigen Sandsteinablagerungen? Vor etwa 225 Millionen Jahren, als ein von heftigen Regenfällen unterbrochenes Wüstenklima herrschte, und Saurier das Leben auf der Erde bestimmten, war diese Region Teil eines riesigen Sam-
melbeckens für Sand- und Schlammablagerungen. Vorher hatte sich die Erdkruste durch tektonische Bewegungen in unterschiedlichen Bereichen verschieden stark gesenkt. Von Meeren und Flüssen aus den umgebenden Hochgebieten wurden riesige Sandmengen und Sedimente herantransportiert, so dass das teilweise trockenliegende Becken wieder im gleichen Maße angefüllt wurde. Im Laufe von Millionen Jahren entstanden unter der Last von über 1000 Meter hohen, jüngeren Deckschichten aus den abgelagerten Lockergesteinen die heute als Festgestein vorkommenden Buntsandsteinschichten. Von dem ehemals weichen Sand zeugen heute noch die Fußabdrücke der urzeitlichen Reptilien, die tief in den versteinerten Sedimenten versteckt, erhalten geblieben sind.
Buntsandstein“ mit Schichtablagerungen von bis zu 780 Meter Stärke. Die oben aufliegende Schicht des „Oberen Buntsandsteins“, der auch „Röt“ genannt wird, ist im Wesergebiet am Ende des Erdmittelalters größtenteils vom Wind und Regen wieder abgetragen worden. Ein großer Teil des abgelagerten Sandsteinstapels wurde infolge tektonischer Bewegungen vor 60 Millionen Jahren zu einem über 500 Meter hohen Mittelgebirge, dem Solling, aufgewölbt. Die jüngeren Deckschichten — wie der Röt
Nur wenige Schichten sind geeignet Die in dieser Gegend anstehenden Buntsandsteine werden in drei Schichten eingeteilt. Dem sogenannten „Unteren Buntsandstein“ mit etwa 300 bis 400 Meter Mächtigkeit folgt der „Mittlere
Gegenüberliegende Seite: Verwachsener Eingang zu einem ehemaligen Steinbruch im Hooptal Das Gestein wird von zahlreichen Klüften und Spalten durchzogen
ENTSTEHUNGSGESCHICHTE
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— wurden Anfang der Erdneuzeit flächenhaft wieder abgetragen, so dass die Buntsandsteinschichten freigelegt wurden. Die am höchsten herausgewölbten Gebiete waren am stärksten der Abtragung ausgesetzt. So finden Sie heute freigelegte tiefe Schichten des „Mittleren Buntsandsteins“ im Kerngebiet des Sollings. Nur in den Randbereichen stehen noch Restvorkommen der jüngeren Schichten des „Oberen Buntsandsteins“ an.
Der Bau-Sandstein Die als Bau-Sandstein genutzten Schichten werden lediglich aus dem „Mittleren Buntsandstein“ gewonnen und auch hier sind nur an bestimmten Stellen vorkommende Steine verwertbar. Durch den zwiebelschalen-förmigen Aufbau des aufgewölbten Sollings haben die Bau-Sandsteine oberflächlich gesehen eine räumlich begrenzte Verbreitung. Eingerahmt wird die Buntsandsteinverbreitung durch die kalkreichen Höhenzüge von Ith, Hils und Elfas im Norden und Osten und der Weser im Süden. Im westlichen Teil tritt der Buntsandstein auf der anderen Weserseite nur
Wohnhaus in Arholzen: Die früher braunschweigischen Teile um die Ortschaften Negenborn, Arholzen, Deensen und Braak als Hochburgen und die Städte Holzminden, Stadtoldendorf und Dassel sind die Eckpunkte des Sandstein-Gewerbes
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ENTSTEHUNGSGESCHICHTE
noch im Reinhardswald als schmales Band zutage. Das Kerngebiet des SollingSandsteingewerbes ist ein ziemlich eng begrenzter Raum am Nordrand des Sollings. Die früher braunschweigischen Teile um die Ortschaften Negenborn, Arholzen, Deensen und Braak als Hochburgen und die Städte Holzminden, Stadtoldendorf und Dassel sowie die ehemals hannoversche Exklave Bodenwerder am Vogler können als Eckpunkte des Sandstein-Gewerbes angesehen werden. Hunderte von Steinkuhlen und größeren Brüchen reihten sich bereits im 16. Jahrhundert an den flachen Hängen des Beverbachtales sowie im Hooptal dicht an dicht. Hier erreichen die zur Spaltbarkeit hervorragend geeigneten dickbankigen, mäßig festen Schichten des mittleren Buntsandsteines eine besonders große Oberfläche. Zwei Arten des Mittleren Buntsandsteins werden in unserer Region verwendet: Der Solling-Sandstein oder Rote Wesersandstein, der den überwiegenden Teil ausmacht, und der seltenere, ausschließlich im Randbereich des südwestlichen Sollings und auf der gegenüberliegenden Weserseite bei Karlshafen vorkommende Graue Wesersandstein. Der
erstgenannte violett- bis rötlichbraun gefärbte Stein, wird wegen seiner guten Spaltbarkeit oft verarbeitet. Der andere Stein, hellgrau mit vielen farblichen Nuancen zeigt eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen die Verwitterung. Im allgemeinen hat der Mittlere Buntsandstein eine hohe Druckfestigkeit und eine gute bis sehr gute Wetterbeständigkeit. Aufgrund des feinkörnigen, weichen Materials ist er leicht zu bearbeiten und wird deshalb sehr geschätzt. Deswegen ist er in den vergangenen Jahrhunderten fast als einziges Baumaterial in dieser Region verwendet worden.
Die Spuren menschlicher Arbeit sind auch noch nach vielen Jahren in den stillgelegten Steinbrüchen zu erkennen Die Trockenmauer an der Eichenallee, einem uralten Jägerpfad, aus der später ein Handelsweg wurde, der von Uslar über Neuhaus nach Holzminden führt
GEWINNUNG DES SOLLING-SANDSTEINS
D
ie Verwendung von Steinen beim Bauen von Häusern, Kirchen oder anderen Bauwerken ging Hand in Hand mit der Verbesserung der Werkzeuge — vom Stein über Bronze und Eisen zum Stahl. Die Bearbeitungsmethoden der Steinmetze sind jedoch schon frühzeitig so vollkommen gewesen, dass sich die bis ins letzte Jahrhundert üblichen Arbeitsmethoden nicht wesentlich von denen unserer frühgeschichtlichen Vorfahren unterschieden. Erst durch die Einführung von motorengetriebenen Maschinen in diesem Jahrhundert wurde die Gewinnung und Bearbeitung der Natursteine grundlegend verändert; vor allem bei der Weiterverarbeitung ist jedoch geschickte Handarbeit nach wie vor sehr wichtig. Am Anfang stand der Kummer Die Gewinnung des Sandsteines war von jeher eine schwierige und kräftezehrende Arbeit, die viele gesundheitliche Gefahren mit sich brachte. Bis in die heutige Zeit hinein ist der Abbau und die Weiterverarbeitung des Sandsteins schwere Knochenarbeit, verbunden mit
großem handwerklichem Können. Mit dem Abbau des Gesteins wird am oberen Ende der Lagerstätte begonnen; bis in über 30 Meter Tiefe wird diese dann terrassenförmig nach unten ausgebeutet. Zunächst muss jedoch das aufliegende Material, der sogenannte Abraum oder Kummer, weggeschafft werden. Meist im Winter, durch neue, noch ungelernte Kräfte und in früherer Zeit auch durch Frauen. In Handarbeit — mit Hacke und Schaufel, Brecheisen und Spitzhacke — wurde die aufgelagerte Erde und weiche Verwitterungskruste einfach zur Seite auf Halde geworfen, ebenso wie das später während der eigentlichen Gesteinsgewinnung anfallende, nicht geeignete Material. Um die Steinbrüche herum bilden sich daher nach und nach riesige, hochgetürmte Abraumhalden, die eine Hügellandschaft bilden. Die eigentliche Steingewinnung wurde von erfahrenen Steinbrechern und den Steinhauern oder Fertigmachern ausgeführt. Ihnen fiel eine doppelte Aufgabe zu: Die Gewinnung des Rohmaterials und dessen erste Aufarbeitung zu
Quadern. Auch sie waren meist ungelernt, die auszuführenden Arbeiten im Steinbruch guckte man sich von den anderen ab. Wer einige Jahre dabei war, hatte sich alle wichtigen Handgriffe angeeignet. Anders war es bei den Steinmetzen: Sie sind schon seit dem frühen
Oben: Keilsprengung mit dem Hammer Steinbruch bei Arholzen
Abraumhalde bei Arholzen
SANDSTEINGEWINNUNG
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Mittelalter zunftmäßig organisiert. Die Ausbildung in den Betrieben ist eine der ältesten und längsten im Handwerk, bis zu fünf Jahre musste man lernen. Heute benötigen die Lehrlinge drei Jahre, um Steinmetzgeselle zu werden. Die Methoden der Gewinnung Das Material wurde meist durch Keilsprengung des Gesteins gewonnen. Bei festerem Gestein wurden Buchenoder Eichenholzkeile genommen. Mit
Hammer und Meißel trieben die Steinbrecher in kleineren Abständen Löcher in die senkrecht zerklüfteten Felsspalten, in die die trockenen Holzkeile hineingesteckt wurden. Mit Wasser befeuchtet, dehnten sich die Hölzer aus und sprengten den Sandsteinblock aus dem Fels. Rohblöcke, mit einem Maß von zwei bis drei Kubikmetern entstanden. Durch im Gestein vorhandene senkrechte Spalten war es möglich, große rissfreie, von geraden Flächen und rechten Winkeln
begrenzte Quader zu gewinnen. Das horizontal geschichtete, etwas weichere Material wurde in knochenharter Arbeit mit Brecheisen aus der Wand gelöst. Bei Versuchen mit Sprengungen durch Schwarzpulver oder ähnlichem litt die Qualität der Steine, wie Erich Henke, ein Bauunternehmer aus Bodenfelde berichtet: „Das Sprengen hat sich in unseren Sandsteinbrüchen nicht bewährt, denn der Stein kriegte doch was mit. Einen leichten Sprung meistens. Der Steinhauer machte dann den Stein zurecht und letzten Endes fiel er ihm auseinander. Dann war die ganze Arbeit umsonst gewesen.“ Waren die Blöcke losgebrochen, wurden sie von den Fertigmachern mit kleinen, eisernen Keilen zu Platten oder Steinen nach beliebiger Dicke und Größe geschlagen. Meist arbeiteten ein Steinbrecher und ein Fertigmacher im Gruppenakkord zusammen. Der Brecher mußte neben großer körperlicher Kraft auch einen geübten Blick für das geeignete Gestein haben. Warf er dem Steinhauer schlechtes Material hin, war der Verdienst gering.
Blick in den Steinbruch „Grosse Winterseite“ der „Administration der Sollinger Steinbrüche“ (Foto um 1915)
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SANDSTEINGEWINNUNG
Klöpfel, Klüppel oder Knüppel Die Steinhauer — heute meist als Steinmetze bezeichnet — hatten die Aufgabe, aus den gebrochenen, rohen Blöcken Steine von genauen Abmessungen und gewünschter Form herzustellen. Unendlich lang erscheint die Liste der vom Steinmetz angefertigten Dinge aus Sandstein: Fenster- und Türgewände, Treppenstufen, Gesimse, Säulen, Sockel,
Beim einfachen Bossieren werden die Steine in den sogenannten roh behauenen oder auch gespitzten Zustand gebracht. Nach und nach wird unter Anwendung von Richtscheit und Winkeleisen sowie Hammer (unten rechts) und Meißel der Stein in die gewünschte Größe und Form gebracht. Die Steine sind rechtwinklig geschlagen und die Sichtflächen werden nicht mehr extra bearbeitet, höchstens größere Unebenheiten werden beseitigt. Die einfallsreichsten Bezeichnungen, wie Klöpfel, Klüppel oder sogar Knüppel hat der runde Holzhammer mit dem kurzem Stiel (großes Foto), der mit den verschiedenen Schlageisen (Meißeln, Bild oben links) zu den wichtigsten Werkzeugen der Steinmetze gehört. Beim Bossieren schlägt der Steinmetz mit dem Klöpfel und Meißel die gewünschte Größe und Form des Steines. Die Weiterverarbeitung erfolgt häufig durch das „Kröneln“ oder das „Scharrieren“ des Steines. Beim Kröneln wird der Stein etwas geglättet. Mit beiden Händen wird der sieben bis acht Pfund wiegende Krönel (Bild mitte rechts) durch hohen Kraftaufwand in schräger Richtung gegen den Stein geführt. 12 bis 15 kleine Meißel sitzen fest eingeklemmt in einem Längsschnitt im Eisen und bilden den Krönel. Diese große Anzahl an beiden Seiten kantig zugespitzter Stahlmeißel wirkt dabei gleichzeitig auf den Stein ein. Ein gekrönelter Stein weist an seiner Sichtfläche nur noch kleinere Unebenheiten von höchstens einen halben Zentimeter auf. Durch Klöpfel und Scharriereisen, das eine etwa zwölf Zentimeter breite Schneide hat, erhält die Oberfläche des Steines parallele Riefen. Die Sandsteine wurden vorwiegend scharriert verwendet.
SANDSTEINGEWINNUNG
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Schwellen, Pfeiler, verschiedene Plattenund Mauersteine sowie Hohlwaren wie Tröge, Brunnen und Futterkrippen, Rinnsteine, Gossen, Spülsteine, Grabsteine und -denkmäler und vieles andere. Heutzutage haben kostengünstige, gleichförmige Industrieprodukte nahezu alle diese von Hand gefertigten Dinge ersetzt. Mit großem Geschick mussten die Steinmetze Steine mit scharfen oder runden Kanten, ebenen und angerauten Flächen sowie profilierte oder ornamentale Bauteile aus den rechteckigen Quadern herausarbeiten. Auf Böcken aus
Fichtenholz, auf denen eine dicke Steinplatte lag, haben die Steinmetze den ganzen Tag lang im Stehen die Rohsteine „fertig gemacht“. Sehr unterschiedlich ist die Intensität der Bearbeitung der Rohblöcke. Je nach Verwendung geht es vom einfachen „Bossieren“ der Steine über das „Kröneln“ und „Scharrieren“ (siehe Werkzeuge Seite 41) bis hin zu sehr aufwendigen Verzierungen durch geometrische Muster. Mit den unterschiedlichen Bearbeitungsmethoden erhält der plattig auftretende Solling-Sandstein verschiedene Oberflächen.
Schleifmühle der „Administration der Sollinger Steinbrüche“ in Holzminden (Foto um 1915)
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SANDSTEINGEWINNUNG
Mit der Einführung von Maschinen und Presslufthämmern veränderten sich bis heute viele dieser Tätigkeiten. Doch langwierige Handarbeit, die auch heute noch die Arbeit überwiegend bestimmt, ist teuer und für viele nicht bezahlbar. Daher haben die anspruchsvollen Produkte ihre Bedeutung auf dem Markt verloren. In den Schleifmühlen Die vorbearbeiteten Steine wurden — je nach Verwendung — einem Schleifoder Politurprozess unterzogen. Meist waren es die Dehl- und Legesteine, die schon seit dem 16. Jahrhundert in Steinschleifmühlen maschinell bearbeitet wurden. Voraussetzung für das Betreiben einer Schleifmühle war eine günstige Verkehrslage und Wasser als Antriebsmittel. „Der Mechansimus der Schleifmühlen war sehr einfach. Ein vom Wasser getriebenes Kammrad bewegte eine Maschine, welche ungefähr die Gestalt einer umgekehrten Garnwinde hatte, worin die Steine so eingeklammert wurden, daß sie sich auf einer zweiten Lage Steine, auf denen sich die Maschine ziemlich geschwinde umdrehte, rieben, so daß also ein Stein den anderen schliff.
Ein Kasten, welcher Sand dazwischenstreute, und eine Röhre durch welche Wasser zugeleitet wurde, vervollständigten den einfachen Mechanismus dieser Mühlen.“ (Holzmindisches Wochenblatt, 1790; aus Tacke, 1941) Heute verrichtet eine moderne Wandarmschleifmaschine mit einem Schleifkopf, der mit Diamantsplittern besetzt ist, die Arbeit. Der gute Blick für den Stein Erst nach zwei bis drei Jahren Erfahrung im Steinbruch beherrschte ein Arbeiter die schwierige Technik des Lösens und der Aufarbeitung des Gesteines. Einen guten Blick für den Stein mussten die Pflastersteinmacher zur Herstellung von quadratischen, gleich großen Steinen haben. Ihr einziges Werkzeug war der Schellhammer oder die Fläche (Foto Seite 41 oben rechts), weder Schablone noch Richtmaß hatten sie zur Verfügung. Es entstanden äußerst gleichmäßig behauene Mosaiksteine, mit
denen die meisten Straßenzüge der Dörfer aber auch die Bauernhöfe der Gegend gepflastert waren. Heute finden Sie dieses Kopfsteinpflaster noch fragmentarisch auf alten Höfen oder — wieder modern geworden — in den Fußgängerzonen der Städte. Mit Hilfe des Hammers mit zwei gleichen, zu beiden Seiten liegenden, schmalen abgerundeten Schneiden, wurden im Akkord die würfelförmigen Steine angefertigt. Mit voller Wucht wurde der Schellhammer gegen den Stein getrieben, um durch das Abspalten kleiner Stücke die gewünschte Form zu erhalten. Das „Schicksal“ gegen Regen In den Steinbrüchen herrschten bis in die Nachkriegszeit hinein katastrophale Arbeitsbedingungen. Es fehlte meist jeglicher Schutz vor Unfällen, Berufskrankheiten oder der Witterung. So standen in den wenigsten Brüchen offene Arbeitshütten oder gar Aufenthaltsräume, um sich vor Kälte, Nässe, Wind oder Hitze zu schützen. Walter Helling, ein ehemaliger Steinbrucharbeiter berichtet in dem Buch „Bouen uppen Dörpe“, 1986: „Viele haben sich die Gesundheit kaputtgemacht, weil sie bei Hütte imn einem Steinbruch bei Arholzen Sandsteindach einer Feldscheune bei Holzminden Weidezaun aus Sandsteinplatten in Forst
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Regen weitergearbeitet haben. Manchmal hatten wir auch ,Schicksal’. Da waren ein paar Pfähle in den Boden gerammt, ein Dach drüber zum Unterstellen. Damit man auch bei Regen behauen konnte. Sehen Sie, das war ,Schicksal’. Man war dadurch nicht so vom Wetter abhängig.“ Die manchmal auch außerhalb der Brüche liegenden Steinmetzbetriebe
waren meist mit Arbeitshütten ausgestattet. Für die Zahl der dort beschäftigten Arbeiter waren sie jedoch viel zu klein, vor allem zu niedrig. Wegen der niedrigen Höhe und einer fehlenden Belüftung der Hütten mussten die Arbeiter den Steinstaub einatmen und die räumliche Enge in den Hütten führte zu Arbeitsunfällen: Zum Beispiel wurde durch abspringendes Gestein der daneben ste-
hende Arbeiter verletzt. Augenverletzungen waren alltäglich, da Schutzbrillen nicht verfügbar waren oder nicht genutzt wurden. Zudem gab es häufig zu wenig Werkzeug im Bruch, das vorhandene befand sich meist in einem äußerst schlechten Zustand. Im Winter, durch den Frost gehindert, konnte meist lediglich abgekummert werden. Das Lösen des Gesteins war zu gefährlich, da es bei Fost riss. Um die Jahrhundertwende waren die Löhne vergleichsweise so gering, dass die Weiterverarbeitung so lange wie möglich in die kalte Jahreszeit hinausgezögert wurde, wie A. Rosenthal in „Bouen uppen Dörpe“, 1986, berichtete: „Wenn das Wetter einigermaßen war, sind sie in den Steinbruch. (...) Mein Vater ist bei Schnee schon hingewesen und hat gearbeitet. Ich weiß, daß er zwei Strohsäcke hatte. Dann hat er die Füße in einem Strohsack gehabt und ein Strohpolster im Rücken. Er mußte zur Arbeit gehen, wenn es irgend ging, weil er ja sonst nichts verdiente. (...) Meine Mutter hat Handschuhe für meinen Vater geschnitten und genäht von alten Hosen. (...)“.
Arbeitshütte im Steinbruch „Kleine Winterseite“ im Hooptal. Im Hintergrund: Kloster Amelungsborn (Foto um 1915)
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Gegenüberliegende Seite: Verschiedene Produkte aus Sandstein
Die Steinbrecher sind alle nicht alt geworden Die schlechten Arbeitsverhältnisse sowie die schwere körperliche Arbeit führten zu chronischen Krankheiten. Daneben ist der sich bei der Arbeit bildende Quarzstaub am schlimmsten einzuschätzen. „Der Hauptfeind der Gesundheit der Steinbrecher ist der während des Arbeitsprozesses sich entwickelnde Staub. Die spezifische Ursache für die häufigen Krankheiten ist in dem Umstande zu
suchen, daß der Steinarbeiter fortgesetzt, jedenfalls aber zu lange in einer von feinem, scharfem, spitzigem Steinstaub erfüllten Atmosphäre zubringen muß. Die Annahme, daß durch die Einathmung von Luft, die Staubtheile in größerer Menge enthält, Affektionen der Respirationsorgane vom einfachen Katarrh bis zur Lungenschwindsucht entstehen können, ist so alt, so weit verbreitet, daß man darüber zu sprechen kaum mehr nöthig hat. Ganz besonders aber schädlich ist der Stein-
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An den ehemaligen „braunschweigischen Weserdistrict“ erinnert das Denkmal für den braunschweigischen Herzog Wilhelm (1806 1884) auf dem Weinberg oberhalb von Rühle Grabkreuze vor der Kirche in Mackensen Bilder außen: Den Sockel dieses Denkmales einer Kräuterfrau in Stadtoldendorf ziert ein Satz von Wilhelm Raabe: „Es ist viel schönes Licht in der Welt“ Hugenottenturm bei Karlshafen Löwenbrunnen mit Stadtwappen am Markt in Stadtoldendorf
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staub. (...) Daher ist wohl der Sandstein als der gefährlichste zu erachten. (...) tausendfältige Beobachtungen thun immer auf’s Neue dar, daß auch die allerkräftigsten Personen nach langjähriger Beschäftigung im Steinhauerberufe der verhängnisvollen Einwirkung des scharfen Steinstaubes nicht entgehen, und zwischen jüngeren und älteren, schwächeren und kräftigeren Individuen nur der Unterschied obwaltet, daß die einen früher, die anderen später ihrem Schicksal verfallen.“ (Calwer, R. 1901) Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Steinbrucharbeiters betrug, vor allem aufgrund der zahlreichen Atemwegserkrankungen, die bis zur Tuberkulose reichten, nicht mehr als 40 Jahre. Besonders die Pflastersteinmacher litten unter der starken Einwirkung des Quarzstaubes, da sie während der Bearbeitung der Steine saßen. Die tief gebeugte Haltung direkt über der Quelle der Staubentwicklung führte schon frühzeitig zu einer Staublunge. Die Pflastersteinmacher hatten die geringste Lebenserwartung unter den Steinhauern. Um den Staub herunterzuspülen, bekamen die Steinarbeiter täglich bis zu
einem halben Liter Schnaps zugeteilt. In der Nähe von Steinbrüchen gab es deshalb immer Bier und Schnaps zu kaufen. Der überhöhte Alkoholgenuss forderte natürlich auch seine Opfer. Ständig dem Wetter und damit auch Kälte und Feuchtigkeit schutzlos ausgesetzt, kamen bei vielen Steinarbeitern rheumatische Beschwerden dazu. Lange Arbeitswege von bis zu drei Stunden, verbunden mit Arbeitszeiten von 14 Stunden (im Sommer) im Akkord schwächten die Arbeiter zusätzlich. Aus einer Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichten Statistik geht hervor, dass ein Steinarbeiter die sichere Erwartung hatte, alle zwei bis zweieinhalb Jahre zu erkranken. Alle Steinarbeiter wurden deshalb aus den damals üblichen Krankenkassen ausgeschlossen.
Heute sind die allgemeinen Arbeitsbedingungen durch den Einsatz von Presslufthämmern etwas verbessert. Immer noch wird allerdings von Hand gearbeitet und die Gesundheitsgefahr durch den, von den modernen Maschinen verursachten, viel feineren Quarzstaub besteht weiter.
Oben: Kriegerdenkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges in Holzminden Grabstein aus dem frühen 18. Jahrhundert in Schönhagen
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Das typische Ornament in der späten Weserre-
Die Bilder auf dieser Doppelseite zeigen Schloss Bevern.
naissance ist der Kerbschnitt-Bossenstein. Seine Verwendung können Sie am Schloss Bevern in den verschiedensten Varianten bewundern. Ein Vorfahr des berühmten Lügenbarons von Münchhausen begann im Jahre 1603 den Bau eines der schönsten und interessantesten Weserrenaissance-Bauten. Nach neunjähriger Bauzeit war Schloss Bevern im gleichnamigen Ort Bevern als Vierflügel-Anlage mit umlaufendem Graben, Zugbrücke und 14 Wirtschaftsgebäuden fertig. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte wurde das Schloss ständig verändert, umgestaltet und unterschiedlich genutzt. Vom ehemaligen Edelsitz der Münchhausens über ein herzogliches Jagdschloss, Pensionärswohnsitz, Schule, Kaserne und Möbellager präsentiert es sich heute als kulturelles Zentrum für die Region. Gleich Perlen an einer Schnur reihen sich entlang der Weser die Schlösser und bedeutenden Bauwerke der Weserrenaissance. B. Niemeyer schreibt in „Die Weserrenaissance“, 1964: „Zur Zeit der Renaissance (1585-1615) tritt die Zierweise des Kerbschnittes im Wesergebiet so stark auf, daß sie als typisches Dekorationsmittel charakteristisch für eine ganze Baugruppe wird und geradezu als stilistisches Wahrzeichen für sie betrachtet werden kann.“ Das Muster des Kerb-
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schnitt-Bossensteines ist jedoch keine kreative künstlerische Arbeit, sondern eher ein streng geometrisches, aus zahlreichen exakten Zirkelschlägen entwickeltes einheitliches Ornament. H. Kreft und J. Soenke berichten in „Die Weserrenaissance“, 1964: „Der Kerbschnitt-Bossenstein ist kein anspruchs-
volles Kunstwerk, sondern gleichsam ein naives Volkslied, bei dem der sich endlos wiederholende, manchmal monotone Refrain, den alle mitsingen können, das Wichtigste ist: ein Lied der Steinhauer. (...) Doch wenn die Bossensteine im einzelnen auch nur simple Geschöpfe des Zirkels und des Lineals sind, in der
Steinmetz Gerhard Mitzkatbei der Arbeit an einem Kerbschnitt-Bossenstein
KERBSCHNITT-BOSSENSTEIN
Gesamtheit stellen sie sich uns als ein phantastisches Spiel mit dem Sandstein dar, das für unsere Landschaft ebenso kennzeichnend ist, (...) “. Der Anfang der Verwendung des Ornaments wird um 1560 am Schloss Uslar in der Form von Zweiecken gemacht. Danach taucht der KerbschnittBossenstein nach und nach an vielen bedeutenden Bauwerken der Weserrenaissance auf. Zunächst vorwiegend nur vertikal zur Belebung der Portale angeordnet, wird bei der Hämelschenburg (gebaut 1588/99) erstmals der Kerbschnitt-Bossenstein durch Reihen von Zierquadern über die gesamte Fassade hinweg als Mittel zur gleichmäßigen Flächengestaltung eingesetzt. Bei Schloss Bevern sind die Fassaden verputzt, es sind jedoch fast ausnahmslos alle horizontalen und vertikalen Elemente mit Kerbschnitt-Bossensteinen verziert. Selbst bei den Rahmen und Pfosten von Fenstern oder der Eckquadrierung der Türme können Sie eine Kette von Kerbschnitt-Bossensteinen entdecken. Der vielseitigen Verwendung der Muster sind scheinbar keine Grenzen gesetzt. Wenn Sie das Auge aufmerksam über die Anlage gleiten lassen, entdecken Sie eine wahre Musterkollektion von Kerbschnitt-Bossensteinen. Das Faszinierende daran ist die Tatsache, dass alle Muster auf streng geometrisch aneinander gereihten Halbkreisen beruhen. Trotz
der Reduzierung auf die Kreisform, ist eine Vielzahl von Mustern möglich. Sie reichen von einfachen Zweiecken bis hin zu Sternen- und Blumenmustern. Je nach Sonneneinstrahlung werfen die fünf bis zehn Millimeter tief gearbeiteten Halbkreise unterschiedliche Schatten.Treten Sie näher an die Verzierungen heran, werden Sie feststellen, daß Sie die Ornamente in verschiedener Weise wahrnehmen können. Einer optischen Täuschung gleich, verschwimmt plötzlich die betrachtete Blumenverzierung und erscheint Ihnen jetzt als Karomuster. Wenige Sekunden später tauchen wieder die Blumen auf. Die Ausführung des Kerbschnitt-Bossensteins ist sehr langwierig. Schlag um Schlag haut der Steinmetz die regelmäßigen Halbkreise in den weichen Sandstein. Mit viel Geduld entsteht so nach und nach die gewünschte Verzierung. Auf die Frage, ob man bei der langwierigen und mühevollen Arbeit nicht ungeduldig wird, antwortet der Steinmetzmeister Gerhard Mitzkat: „Das hat der Steinmetz ja gelernt, dass er Geduld haben muß — für den Steinmetz gibt es mühevollere Arbeiten. Das ist nicht schwierig. Vielleicht ist es bei denen, die heute das Steinmetzhandwerk mit Hilfe moderner Maschinen erlernen, anders: Dadurch verlieren die Jungen die Fähigkeit, Geduld zu haben.“
KERBSCHNITT-BOSSENSTEIN
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DACH- UND BEHANGPLATTEN PRÄGEN DIE DORFBILDER
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ort, wo der im Sandstein enthaltene Glimmer in hohen Mengen auftritt und gleichmäßig parallel zur horizontalen Schichtung des Gesteins ausgerichtet ist, reihen sich die Steinbrüche dicht aneinander. Es ist eine Besonderheit dieser Region, dass der Sandstein nicht nur bankig als Mauerstein auftritt, sondern wie Schiefer zu Platten gespalten werden kann. Die Einlagerung des Glimmers bewirkt diese leichte Spaltbarkeit des Gesteins und erlaubt die Gewinnung von bis zu einen Zentimeter dünnen Platten. Der plattige Sandstein steht vor allem im ehemals braunschweigischen Teil des Sollings an. So im Hooptal am nördlichen Sollingrand. In beliebiger Größe entstanden Sandsteinplatten zur Dachdeckung, Behangplatten als Witterungsschutz zur Verschindelung von Hausfassaden und dickere sogenannte Dehlplatten als Fuß-
Die Löcher in den Sandsteinplatten wurden früher mit einem speziellen Hammer eingehauen. Heute werden oftmals elektrische Bohrmaschinen benutzt. Der erfahrene Dachdecker berichtet: „Auf der Dachdeckerschule wird man heute dumm angeguckt, wenn man wissen will, wie Solling-Sandsteinplatten gedeckt werden.“ Die Fotos zeigen eine Dacheindeckung im ehemaligen Kloster Corvey
bodenbelag in den Wohnhäusern oder Ställen. Zu rechteckigen oder quadratischen Platten — wegen der Gefahr des Auseinanderbrechens und eines zu großen Gewichts selten länger als 1,50 Meter — wurden die Steine verarbeitet. Verschiedene Holzrahmen gaben die Größe vor. Mit dem Reißeisen umfahren, entstanden Richtlinien auf dem Stein, der dann mit dem Hammer in die entsprechende Form geschlagen werden konnte. Die Bezeichnung dieser sogenannten „Plattenware“ war von der Stärke abhängig. Die „Leichensteine“ verdanken ihren Namen ihrer gewaltigen Dicke. Über zehn Zentimeter stark und kaum von einem Mann alleine zu bewältigen, wurden sie nicht nur für Grabplatten auf dem Friedhof verwendet, sondern sind beispielsweise auch im Innenhof des Schlosses Bevern als Fußbodenbelag zu finden. Immer noch fast zu schwer für einen Mann waren die „Dehlsteine“, die mit sechs bis sieben Zentimeter Stärke in den Viehställen und Dielen der Häuser verwendet worden sind. Die meist geschliffenen, drei bis fünf Zentimeter dicken „Legesteine“ wurden in den Wirtschaftsräumen, wie der Küche, der Speisekammer oder der Waschküche gelegt. Sie durften keine großen Fugen aufweisen, der Steinhauer arbeitete deshalb
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noch zusätzlich exakte Kanten mit Hammer und Meißel. In vielen alten Häusern der Region finden Sie noch heute Dehloder Legesteine in Diele und Wohnräumen. Eine, ein altes Fachwerkhaus bewohnende, Frau berichtet, „dass sie die alten Sandsteinplatten als Kind immer schrubben mußte. Es war wahnsinnig schwer, sie sauber zu bekommen.“ Die schlechten Erinnerungen aus ihrer Kindheit und der kalte Boden veranlassten die Frau, die Platten gegen einen „modernen Fußboden“ zu tauschen. Sie werden jedoch nicht weggeworfen, sondern im Garten als Terrasse oder Gehweg verwendet.
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Die liebevollen Verzierungen bilden entweder einen klaren AbschluĂ&#x;, eine optische Etagenmarkierung in der Mitte des Behanges oder einen Rahmen bei Fenstern und TĂźren. Sie stehen im Kontrast zu dem homogenen, ausgeglichenen Bild eines solchen Fassadenbehanges
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Noch heute werden unregelmäßíge Platten zum Auslegen von Gartenwegen oder als Beläge von Terrassen genutzt. Diese als „Timpen“ bezeichneten Platten verlegt man so wie sie im Bruch anfallen. Arbeitsaufwendig ist hierbei der Einbau, nicht die Gewinnung der Platten. Die Kunst des Eindeckens Die als Witterungsschutz dienenden Dach- und Behangplatten wurden aus Schichtgestein gewonnen, das sich in ein bis drei Zentimeter dünne Platten spalten ließ. Unter dem Namen „Höxtersteine“ oder „Weserplatten“ wurden sie bereits im 16. Jahrhundert statt Stroh verarbeitet. Höxtersteine heißen sie wohl deshalb, weil Höxter damals ein wichtiger Handelsort war, von dem aus sie über das Wasser transportiert wurden. Mit einem Reißeisen ritzte der Steinhauer um eine Holzschablone — später war es Metall — eine Linie in den Stein. Entlang dieser Linie schlug er den Stein mit einem untergehaltenen und einem aufschlagenden Hammer in die enstprechende Form. Hunderte von Platten, in mühevoller Handarbeit entstanden, liegen mit Nägeln befestigt, als tonnen-
schwere Last auf dem Dach. Eine aufwendige Unterkonstruktion aus dicken Balken und Latten ist notwendig. Vorteil gegenüber der Stroheindeckung war eine längere Haltbarkeit und vor allem eine geringere Feuergefährdung. Auf jedem Wohnhaus, jeder Scheune, jedem Stall, auf Kirchen und bedeutenden Bauwerken waren damals Platten, die einige hundert Jahre hielten, zu finden. Die bis heute übliche Deckung besteht aus (fast) rechteckigen zwei bis drei Zentimeter dünnen Platten, von bis zu knapp einem Meter Länge, die unten eckig und oben etwas abgerundet sind. Die obere Seite wird auf den Latten festgenagelt. Zu jeder Seite beträgt die Überdeckung der Nachbarsteine acht bis zehn Zentimeter. Beim Decken wird an der Traufkante des Daches mit sehr großen Steinen angefangen, nach oben hin werden die Steine in der Breite und in der Höhe immer kleiner. Dadurch ist die Lattung sehr aufwendig, da der Abstand zwischen den Latten variiert. Außerdem wird bei dieser Art der Eindeckung sehr viel Material verbraucht und das Sortieren der Steine kostet viel Zeit. So ging man dazu über, kleinere quadratische Platten, die alle die gleiche
Größe haben, zu verwenden. Bei dieser eleganter wirkenden Schablonendeckung können die Platten auch diagonal gehängt werden. Sie besitzen zwei gestutzte Ecken rechts und links und sind oben und unten spitz. Auf dem Dach stoßen die gestutzten Ecken direkt aneinander. Dadurch werden viel weniger Steine verbraucht. Neben der Materialersparnis ist das Anbringen der Lat-
Scheunen in Lobach
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ten hierbei einfacher — alle haben den gleichen Abstand. Allerdings ist die Herstellung der Steine umso aufwendiger, so dass diese Form der Dachdeckung eher selten vorkommt. Noch heute schwören einheimische Dachdecker, wie Henrik Bohnert aus Holzminden, auf die alten Sandsteindächer: „Ein Sandsteindach hält eigentlich ewig. Lediglich die obersten Schichten der Platten blättern nach langer Zeit ab. Ein Problem sind die alten Nägel aus Eisen, sie rosten nach und nach und können die schweren Platten nicht mehr hal-
Selbst schlechte Platten verwendete man, indem sie zu Zäunen zusammengestellt wurden Aus Leichensteinen errichteter Dorfweg in Bevern Zaun am ehemaligen Campe Hof in Stadtoldendorf
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ten. Deshalb nimmt man heute Kupfernägel.“ Die Dachsteine lösen sich dann als gefährliche Geschosse von mehreren Kilogramm und können einen darunter stehenden Menschen erschlagen. Auch dies ist für viele der Grund, das Sandsteindach durch ein modernes Ziegeldach zu ersetzen. Häufig verlieren die alten Steindächer bereits durch den unsensiblen Einbau von Plastikdachfenstern ihren besonderen Reiz. Die sehr dünnen, kleineren Behangplatten kamen etwas später auf. Erst im 19. Jahrhundert hängte man die nur ein bis zwei Zentimeter dünnen Platten als Schutz vor Regen und anderen Witterungseinflüssen an die Wetterseite, später auch an Giebel und vor die Fachwerkfassade. Sie lösten die Vertäfelung der Giebel mit Holz ab. Sehr einfallsreich, manchmal geradezu künstlerisch und heute noch an vielen Bauwerken zu bewundern, sind die Abschlüsse der Fassadenbehänge. Mit Hilfe von Schablonen wird die untere letzte Reihe der Behangplatten mit einem einheitlichen Muster aus Dreiecken, Halbkreisen oder geschwungenen Linien versehen. Die ab den sechziger Jahren übliche Unsitte, die Sandsteinplatten durch einförmige, industriell gefertigte und meist asbestverseuchte Eternitplatten oder Klinkerattrappen aus Kunststoff auszutauschen, ist leider heute immer noch häufig zu sehen.
Eingang zu einer ehemaligen Gastwirtschaft in Linse. Waren die Stufen ausgetreten, wurden sie einfach umgedreht
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Erhalten und Gestalten Schön wäre es, wenn die wenigen verbliebenen Platten an den Häusern, auf den Höfen oder in den Ställen erhalten werden könnten. Probleme bereiten dabei heutzutage die sehr hohen Kosten für die Neueindeckung eines Sandsteindaches oder -behanges. Zuschüsse aus der Denkmalpflege und vor allem die große Liebe zum einheimischen Material sichern in einigen Fällen den Erhalt eines Sandsteindaches. Wie kostbar der Sandstein ist, hat sich heute herumgesprochen. Nirgendwo ist noch ein Abriss zu finden, wo vorher nicht mit allen möglichen Recycling- oder Dachdecker-
Firmen um den hohen Preis der Steine gefeilscht wird. Mit leichter Wehmut sieht der niedersächsische Denkmalpfleger Dr. Thomas Kellmann über die Landesgrenze: „Die historische Kulturlandschaft im Landkreis Holzminden ist die Abbruchhalde für den westfälischen Dachdecker — dort wurde frühzeitig das Sandsteindach als regionale Besonderheit entdeckt, geschätzt und massiv gefördert.“ Eine entsprechende finanzielle Unterstützung führte dazu, dass manch ein Sandsteindach aus dem ehemaligen „Braunschweigischen Weserdistrict“ jetzt ein altes Fachwerkhaus in der westfälischen Nachbarstadt ziert. Leicht gemacht wird es den Bewohnern dieser Gegend nicht, ein Stück Kulturgeschichte zu retten. Hat ein Bauherr seine Liebe zum Sandstein entdeckt und die für seinen Zweck benötigten Mengen des teuren Materials — ob nun recycled oder neu gefertigt — erworben, kommt der hohe Verarbeitungspreis hinzu. Ein großes Sandsteindach zu decken, dauert etwa vier Wochen. Zum Vergleich: Ein mit Ziegeln gedecktes Dach der gleichen Größe ist in fünf Tagen fertig. Egal, was heutzutage noch aus Sandstein erstellt
Oben: Liebevoll restauriertes Sandsteinhaus in Derental Terrassenplatten und Beeteinfaassung aus Sandstein
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wird, ob eine Trockenmauer, die Hofeinfahrt, Sitzecke im Garten oder sogar ein Dach- oder Fassadenbehang, immer gesellen sich zu den sehr hohen Materialkosten noch die kostenintensiven Ausführungsarbeiten. Wer das Material verwenden will, muss viel Geld oder viel Eigenarbeit investieren. Eine kostengünstige Alternative, um zumindest die farbliche Einheit der Dächer zu sichern, ist ein braun durchgefärbter Hohlfalzziegel oder eine dunkelbraune Flachpfanne. Sehr viel Mühen, die sich mit der Leidenschaft für das Material erklären lässt, haben die Bewohner eines liebevoll restaurierten Sandsteinhauses in Derental auf sich genommen. Fast alles in und am Haus ist von den beiden Bewohnern über Jahre hinweg nach und nach wieder aus Sandstein erstellt worden, meist in Kombination mit Holz und Lehm. „Ich konnte morgens gar nicht schnell genug vom Frühstück wegkommen, um weiter mit dem Sandstein zu puzzlen, wie besessen war ich,“ erzählt die Besitzerin, die in einem Teil des Hauses eine kleine Keramikwerkstatt betreibt. Obwohl die beiden auch die Nachteile des Sandsteines in unmittelbarem Zusammenhang beim Wohnen sehen — „Kalt ist er, er zieht die
Feuchtigkeit und draußen hat der Sandstein den großen Nachteil, dass er so glatt ist. “ — sind Haus, Hof und Garten nahezu komplett aus dem roten Stein. Auf die Frage warum sie ihn fast überall verwenden, antworten beide: „Er ist hier heimisch, deshalb lieben wir ihn!“ Nicht jeder denkt so. Der Umgang mit dem herkömmlichen Natursteinmaterial innerhalb der Region ist sehr verschieden. Während vor allem Zugezogene oder jüngere Menschen vom Sandstein fasziniert sind und begeistert sämtliche Steinarbeiten an Haus und Hof — meist in mühevoller Eigenarbeit — in Sandstein durchführen, sind andere geneigt, den Sandstein durch künstliche Erzeugnisse zu ersetzen.
chen nicht üblich. Jeder Privatmannn legte im Wald seine eigene kleine Kuhle an, in der er nach Belieben Steine brach. Die Entwicklung der Organisation des Steinbrechergewerbes geht allerdings schon im 16. Jahrhundert auf eine finanzielle Teilnahme der Landesherrschaft an den privaten Steinkuhlen zurück. Die auf Staatsgrund liegenden kleineren Kuhlen und Brüche sowie die Steinschleifmühlen waren den fürstlichen Ämtern gegenüber abgabenpflichtig. Bereits die 1532 erlassene „erste welfi-
sche Forstordnung“ setzte die von den Steinbrechern zu leistenden Abgaben fest. Viel war es zu der Zeit allerdings noch nicht, was in die fürstliche Schatzkammer an Einnahmen aus dem Steinbrechergewerbe floss. Mit weniger als fünf Gulden im Jahr an das Amt Holzminden-Fürstenberg um 1540 konnten die Kassen nicht gefüllt werden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg sollten für das überwiegend landwirtschaftlich genutzte Gebiet neue ergiebigere Finanzquellen erschlossen werden. Um
Handel und Gewerbe Es gab Zeiten, da ging der SollingSandstein als Schiffslast bis in die USA — sogar der Sockel der Freiheitsstatue soll teilweise daraus bestehen. Eng verknüpft mit dem Steinbruchgewerbe war von jeher die Entwicklung des Steinhandels, der schon um 1600 auf der Weser bis weit über Bremen hinaus reichte. Bis in das 16. Jahrhundert war eine besondere Genehmigung zum SteinebreVom Winterhafen Holzminden neben der ehemaligen Steinfaktorei gingen bis Anfang des Jahrhunderts zahlreiche Schiffsladungen mit Sandstein in die Welt hinaus Mit dem Eisenbahnbau von Holzminden nach Kreiensen von 1862 bis 1865 wurde Material für Brücken, Tunnel, Bahnhöfe und vieles mehr benötigt
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1660 ließ der Herzog eine „Fürstliche Steinfaktorei“ auf dem Gelände der ehemaligen Eversteinischen Burg in Holzminden errichten. Schon bald regelte und lenkte der Staat das gesamte Steinbrechergewerbe — von der Gewinnung über die Verarbeitung bis hin zum Handel mit den Solling-Sandsteinen. Nur noch über die Holzmindener Faktorei — zu von der Landesherrschaft festgesetzten Preisen — war der Verkauf von Steinen erlaubt. Von der Landesregierung bestellte Steinvögte kontrollierten alles. Hand in Hand ging die Entwicklung des Steinbrechergewerbes und des Steinhandels. Zunächst wurden die Steine in
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der näheren Umgebung abgesetzt. Die unbefestigten Landstraßen kamen als Transportweg nicht in Frage, so wurde die Weser als wichtiger Transportweg entdeckt und der Sandstein konnte bis ins Ausland exportiert werden. Viele Schiffsladungen mit rohen oder geschliffenen Dehl- und Legesteinen für Kirchen oder Schlachthöfe gingen im 17. Jahrhundert über Bremen nach Dänemark oder Holland. Im 18. und 19. Jahrhundert gelangten Steine aus dieser Gegend als Ballast auf den großen Segelschiffen bis nach Amerika. Sehr früh, im Jahre 1479, wurde der Solling-Sandstein beispielsweise in der
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Grafschaft Schaumburg als Dachstein verwendet. Das Back- und Mühlenhaus des Stiftes Obernkirchen ist mit sogenanntem „Hersteller Dachstein“ gedeckt. Hier reisten sogar eigens die Dachdecker aus Höxter an, um die Arbeiten auszuführen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge der großen Agrarreformen und der aufkommenden Industrie die Bedeutung des Sandsteingewerbes als Nebenerwerbsquelle geringer. Steinfußböden wurden zunehmend durch Holzdielen ersetzt und auch der Ziegelstein als Dachbedeckung setzte sich immer mehr durch. Die Steinfaktorei in Holzminden
Gegenüberliegende Seite: Arbeiterhaus in Buchhagen Das Backhaus der Duhne-Mühle bei Negenborn Bauernhof in Holenberg Unten: Hauseingang im ehemaligen Steinbrecherdorf Arholzen Rechts: Zaunpfosten und -steine: Das oft schon vor Jahrhunderten verbaute Steinmaterial kann die Spuren der Zeit nicht verbergen. Zeichen dafür sind zum Beispiel kleine Löcher, die durch Auswaschungen von Sandeinlagerungen entstanden sind
wurde aufgelöst — die große Blütezeit des Sandsteingewerbes war endgültig vorbei und nur noch einzelne Unternehmen übten die Steinbrecherei weiter aus. Mit dem Eisenbahnbau von Holzminden nach Kreiensen von 1862 bis 1865 wurde Material für Brücken, Tunnel, Bahnhöfe und vieles mehr benötigt. Dazu kam der große Bauboom in den Gründerjahren — die wenigen verbliebenen Sandsteinbetriebe erlebten noch einmal einen wirtschaftlichen Aufschwung. Später gab der Autobahnbau vor dem Zweiten Weltkrieg und die Verkleidung zahlreicher Brückenpfeiler der gewerblichen Nutzung des Sandsteins einen letzten neuen Auftrieb. Auch der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg kam dem Sandsteingewerbe zugute. In den 1950er Jahren endgültig von Ziegeln, Betonstein und billigem Klinker verdrängt, ernährt heute der Abbau des Solling-Sandsteins nur noch wenige Menschen in dieser Region.
steins zu dünnen Dach- und Fassadenbehangplatten. Spätestens seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verschwand so nach und nach die bis dahin übliche Bedeckung der Häuser mit Stroh. Andernorts durch Ziegeldächer ersetzt, lösten in dieser Region fast ausnahmslos Steindächer aus Solling-Sandstein die
Dachdeckung mit Stroh ab. Aus mehreren Gründen wurden die Dächer immer seltener mit Stroh eingedeckt: Zum einen gab es zu wenig Stroh — es wurde als Dünge- und Futtermittel benötigt. Zum anderen fing es leicht Feuer und war für die Landesherrschaft ein gutes Argument das Sandsteingewerbe anzu-
„Wider die Strohdächer auf dem Lande“ Ein wichtiger Bestandteil des Sandsteingewerbes war von jeher die Gewinnung und Verarbeitung des Solling-SandWegen der hohen Kosten bei der Gewinnung und Weiterverarbeitung des Natursteins gibt es heute kaum noch den Bau von Trockenmauern
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kurbeln. Um 1747 erschien die erste landesherrliche Verordnung „Wider die Strohdächer auf dem Lande“, der eine Reihe anderer folgte. So schaffte es die Regierung im Zuge „der Beförderung des Steingewerbes im Weserdistricte“, dass Anfang des 19. Jahrhunderts alle Dörfer und Städte der Gegend ein einheitliches Bild einer Dachlandschaft aus Solling-Sandstein boten. Eine weitere staatliche Verordnung aus dem Jahre 1744 forderte zu der Errichtung von Gemeindebackhäusern auf. Der Vorschrift entsprechend, enstanden in wenigen Jahren fast überall in den Dörfern Gemeindebackhäuser, die alle mit Steindächern versehen werden mussten. Die Zeiten der kleinen Privatbacköfen in den Gärten waren bald vorbei. Die Verwendung des Solling-Sandsteins als Dach- und Fassadenbehang beschränkte sich ebenfalls auf ein relativ kleines, durch die naturgegebenen Voraussetzungen festgelegtes Gebiet. Darüber hinaus fand man Ziegel. Auch heute noch lässt sich an der Verwendung des Solling-Sandsteins nachvollziehen, wo das Gestein überall vorkommt.
Steinbrechen als Erwerbsquelle Ab dem 18. Jahrhundert bildeten die Steinbrecher einen zunftmäßig organisierten Berufsstand. Meist vom Vater auf den Sohn vererbt, wurden aber auch jederzeit neue Steinbrecher in die Gilde aufgenommen. Neben der Landwirtschaft galt das Sandsteingewerbe für die Bewohner der Sollingranddörfer lange Zeit als die wichtigste Erwerbsquelle. Die meisten Steinbrüche wurden von „einfachen Leuten“ mit Unterstützung des Staates angelegt — alleine mit ihren Angehörigen oder einigen Hilfskräften brachen sie dort die Steine. Manche besaßen zur selben Zeit mehrere Brüche. Als Nebenerwerb war das Sandsteingewerbe bei den kleineren Bauern unerlässlich, aber auch bei den größeren Bauern willkommen. In Arholzen waren im Jahre 1685 von 24 Hofbesitzern elf im Nebenerwerb als Steinbrecher tätig. Viele Meier konnten nur mit dem Zuverdienst von um die 50 Taler im Monat als Steinbrecher auskommen. Als typische Steinbrecherdörfer am Solling galten Arholzen, Braak, Deensen, Bevern, Lüchtringen, Boffzen oder Holenberg. Aber auch im Dasseler Teil des Sollings, im Vogler oder in Lippolds-
berg bei Bad Karlshafen waren viele Leute in den mehreren hundert Steinbrüchen, die zu dieser Zeit in Betrieb waren, beschäftigt. Heute gibt es nur noch zwei, drei größere Steinbruchbetriebe mit sehr wenigen Arbeitern. Während bei der Gewinnung nach wie vor Handarbeit gefragt ist, werden die Steine mit modernen Maschinen weiterbearbeitet.
Verfallener Schuppen in der Feldmark bei Bevern
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Unregelmäßige, grob behauene Bruchsteine neben exakt bearbeiteten kantigen Mauersteinen und kleinste plattenartige Bruchstücke bilden das Material des Mauerwerks vieler Gebäude. Die Mauern historischer Bauwerke wirken aus der Ferne oft eintönig rotbraun. Bei näherem Hinsehen können Sie eine Vielfalt von Formen und Farbtönen entdecken: Ein Mosaik rötlicher Steine, mit verschieden starken grauen, gelben oder braunen Nuancen, häufig von grauen Schlieren überzogen. Nur wenige, der
sichtbaren Mauern sind ursprünglich unverputzt gebaut worden. Vor allem die Gebäude, die durch Mauern aus einem Flickwerk von unregelmäßigen Bruchsteinen beeindrucken, sind mit einer wenigen Millimeter dünnen Putzschlemme versehen gewesen. Damit waren Fugen und Mauerwerk dauerhaft gegen alle Unbilden des Wetters geschützt. Lediglich die Fenster- und Türfaschen wurden von vorneherein aus „gutem Material“, das heißt aus exakt bearbeiteten Sandsteinblöcken sichtbar gebaut. So
beispielsweise auch beim Leitzenhaus in Stadtoldendorf, einem barocken Gebäude, bei dem die Eckquadrierung der Sandsteinblöcke ein architektonisches Mittel darstellt. Zumindest bis in das 19. Jahrhundert hinein sind die meisten Sandsteinwände der Gebäude in dieser Region verputzt gewesen. Der Eindruck des Steinmauerwerks, den sie heute vermitteln, war damals nicht beabsichtigt. Durch die Entfernung des Putzes sind bei Sanierungsmaßnahmen viele bedeutende
Außen: Treppenaufgang zum Kaiser-Wilhelm-Turm im Stadtpark Holzminden Eingang eines repräsentativen Wohnhauses in Stadtoldendorf
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frühe Bauten, wie zum Beispiel Teile des Klosters Corvey, das im Mittelalter errichtete Abtshaus von Amelungsborn oder die Klosterkirche in Kemnade, nachträglich sandsteinsichtig gemacht worden. Der Putz der Hämelschenburg ist erst im Jahre 1887 in mühevoller Arbeit entfernt worden. Spätere Bauwerke, wie beispielsweise das 1909 gebaute ehemalige Krankenhaus Charlottenstift oder der 1863 bis 1865 errichtete Bahnhof in Stadtoldendorf wurden von vorneherein auf Sandsteinsichtigkeit gebaut — exakt bearbeitete, gleichmäßige Sandsteinblöcke bilden das Material der Mauern, das sauber gefugte Quadermauerwerk vermittelt ein homogenes Bild. Die Kirche von Bodenwerder stellt eine Besonderheit dar: Sie ist eine Mischung aus einem sandsteinsichtig gebauten Gebäude und aus ehemals verputztem Bauwerk. Die Denkmalpflege geht heute wieder dazu über, das freigelegte Mauerwerk — aus historischen sowie aus Gründen der Haltbarkeit — neu zu verputzen. Der Denkmalpfleger Dr. Thomas Kellmann sagt dazu: „So wie es auch in der alten Klosterordnung von Amelungsborn steht — die verputzten Gebäude sind verputzt zu erhalten — ist der Putz als Schutz für das Mauerwerk wichtig. Allzuoft wurde den Baudenkmälern eine am Zeitgeschmack orientierte Ästhetik verordnet. Wir haben aus diesen Fehlern gelernt.
Wichtig ist, dass das Gebäude technisch funktioniert.“ So müsste das Kantoreigebäude von Kloster Amelungsborn eigentlich wieder verputzt werden.
Kantoreigebäude Amelungsborn mit dem neu angelegten Klostergarten Leitzenhaus in Stadtoldendorf Rechts: Schloss Fürstenberg Gebäude der Volkshochschule in Holzminden
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DER VIERSTÄNDER — TYPISCHES HAUS DER REGION
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ielerorts finden Sie in dieser Gegend noch alte Fachwerkhäuser — meist mit Sandsteindach oder Fassadenbehang aus Sandsteinplatten — die zum Teil liebevoll restauriert und kleinen Schmuckstücken gleich, zum Teil hoffnungslos vernachlässigt und dem Verfall preisgegeben, die Dörfer und alten Stadtkerne prägen. Das Vierständerhaus war das Haus der „gemeinen Leute“, ob Bauer, Waldarbeiter oder Steinhauer. Ein für den „Braunschweigischen Weserdistrict“ charakteristisches Haus hat es allerdings nicht gegeben, da sich der reiche Bauer in der Weseraue ein anderes Haus bauen konnte als der Waldarbeiter in den steilen Hanglagen des Sollings oder Voglers. Außerdem gab es nie eine einheitliche charakteristische Hauslandschaft, die Region befand sich immer im Überschneidungs- und Grenzgebiet zwischen niederdeutschem Hallenhaus und einer quergeteilten mitteldeutschen Hausform. Auffällig ist eine gewisse Vielfalt der vorkommenden Hausformen. Wir wollen Ihnen das üblicherweise gebaute Vierständer-Durchgangsdielen-
Gegenüberliegende Seite: Haus in Scharfoldendorf: Der Wohnraum, neben der Küche gelegen und damit rauchfrei beheizbar, wurde im frühen 17. Jahrhundert häufig durch einen zweiständigen Ständerwerkvorbau, der sogenannten „Utlucht“ erweitert
haus, eine Sonderform des niederdeutschen Hallenhauses, vorstellen. Um die Konstruktion dieses Haustypus besser zu verstehen, sollten Sie sich zunächst die einzelnen „Bausteine“ des ungewöhnlichen Namens vor Augen führen. Der mehrschiffige Grundriss des Hallenhauses besteht aus einem tragenden Innengerüst, in dem sich als Hauptraum eine befahrbare, zentral gelegene Diele befindet. Diese wird giebelseitig durch ein Tor erschlossen. Der sogenannte Vierständer weist vier tragende, parallel angeordnete Holzständerreihen in Firstrichtung auf, aus der eine Mittellängsdiele resultiert. Beim typischen Durchgangsdielenhaus kann die durch ein Tor erschlossene Diele (im Unterschied zur Längsdurchfahrtsdiele) nur einseitig befahren werden, daneben befindet sich ein fußläufiger Weg. Im rückwärtigen Giebel ist lediglich eine Tür als Durchgang. Setzen wir die Bausteine nun zu dem vorherrschenden Vierständer-Durchgangsdielenhaus zusammen, ergibt sich eine Hauskonstruktion, die als tragendes Gerüst vier parallel angeordnete Holzständerreihen in Firstrichtung aufweist. Das Besondere dabei ist, dass eines der beiden Seitenschiffe immer etwas breiter ausgelegt ist. Auf dieser breiteren Seite birgt das Durchgangsdielenhaus die Wohnräume, der
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Reich verziertes Haus in Arholzen
Bauernhaus in Arholzen
Ehemalige Gaststätte in Linse
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schmalere Teil auf der anderen Seite ist für das Vieh vorgesehen. Unter einem Dach befanden sich also Wohnungen für den Menschen und die Stallung für das Vieh. Dazwischen war die auffallend schmale, nur einseitig befahrbare, sehr hohe Diele. Bereits im 16. Jahrhundert setzte sich das Vierständer-Durchgangsdielenhaus im Weserbergland als dominante Bauform gegenüber den Zweioder Dreiständerbauten durch. Zahlreiche Mischformen und Abwandlungen dieses Haustypus werden Sie jedoch überall finden.
Alles unter einem Dach Bis in das 18. Jahrhundert waren diese Wohnwirtschaftsgebäude überwiegend Rauchhäuser, der Qualm der offenen Herdstelle wurde nicht über Schornsteine nach außen abgeleitet, sondern zog frei durch die Räume. Zur Straße ausgerichtet, befand sich vor der Küche der Wohnraum. Über eine Stiege in der Stube erreichten die Bauern ihre oben gelegenen Schlafräume. Lediglich durch einfache Leitern wurden die Gesindekammern und Bansenräume auf der anderen, kleineren
Historischer Grundriss eines Bauernhauses
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Seite über dem Vieh erschlossen. Aber auch das ungedroschene Korn benötigte Platz zur Lagerung und Nachreifung. Genügend Raum dafür bot der Dachboden mit einem altertümlich wirkenden, kräftig ausgebildeten Spitzsäulendachwerk. Erstaunliche Vielfalt Ab dem 17. Jahrhundert wurde die Weichdeckung der Dächer mehr und mehr durch Sandsteindächer ersetzt. Die ursprünglich durch eine Verbretterung geschützten Giebeldreiecke des Dachbodens wurden allerdings erst im letzten Jahrhundert durch einen Behang aus Sandsteinplatten ersetzt. Im ganzen Gebiet finden Sie noch wenige alte Fachwerkhäuser, die mit dem typischen HolzDeckel verschalt sind. Aus Ständern, Schwellen und Riegeln aufgebaut, allenfalls von gelegentlich notwendigen Streben unterbrochen, ist das Balkenwerk auf seine schlichteste Form gebracht, bei näherem Betrachten greifen mehrere Formenkreise des Fachwerks ineinander über und bilden zum Teil eine erstaunliche Vielfalt. An den Häusern in den kargen Mittelgebirgen können Sie jedoch heute noch die — im Gegensatz zu den Dörfern und Städten der fruchtbaren Weseraue und Vorländern — Einfachheit des Balkenwerks sehen. In weiten Teilen wurden fast ausschließlich senkrechte und waagerechte
Balken verwendet. Ein altes Sprichwort sagt: „Je fetter die Gegend, desto üppiger das Fachwerk.“ Vor allem in den Städten wird der Unterschied von Bauern- und Bürgerhaus deutlich. Ausgesprochene Geschäfts-, Handels- oder Handwerkerhäuser unterschieden sich manchmal durch das Fehlen des großen Dehlentores von den typischen Bauern- und Ackerbürgerhäusern. Im Solling, Vogler und Hils gibt es als Besonderheit die einfachen Häuser der Glashütten- und Waldarbeiter sowie Tagelöhner und Hirten. Unter dem Sammelbegriff „Sollinghaus“ haben diese Bauten ein mit einem starken Sockel — meist aus Sollingsandsteinen — versehenes massiges Erdgeschoss für Ziege,
Schwein und Kuh. Darüber befinden sich die in Fachwerk gehaltenen Wohngeschosse, die über eine Außentreppe erreichbar sind. Da die Häuser häufig am Hang gebaut sind, liegt der Eingang aber auch oft direkt an der Straße. Der Sandstein ist hier — wie auch bei den Fachwerkhäusern — nicht nur als Mauerwerk, sondern auch auf dem Dach, an der Fassade und innen als Fußbodenbelag zu finden. Vom Wert alter Substanz Die Denkmalpflege versucht bei besonderen Kulturdenkmälern den Erhalt der Sandsteindächer, -fußböden und -behänge zu fördern. Ohne die Aufgeschlossenheit der Bewohner wäre dies nicht möglich. „Berührungsängste“, wie sie Denkmalpfleger Dr. Thomas Kellmann nennt, „werden im Gespräch oft überwunden. Auch der Sandstein erhält dadurch seine ihm gebührende Wertschätzung. Ich mache immer die Erfahrung, dass diejenigen, die am meisten auf die Denkmalpflege schimpfen, am wenigsten mit ihr in Berührung gekommen sind. Stattdessen werden leider allzu oft auch von Politikern und Presse Vorurteile kultiviert. Dies schadet der Sache sehr, denn Denkmalpflege ist zu einem großen Teil Vertrauensarbeit. Nicht Auflagen und Bußgelder, sondern Aufklärung und Beratung bestimmen den Alltag der staatlichen Denkmalpflege.“
Der engagierte Denkmalpfleger bedauert, dass „im Namen einer falsch verstandenen Fassadenpolitik viel historische Bausubstanz zerstört wird. Viele Bauschäden — nicht nur beim Sandstein — wurden und werden durch falsche Sanierungsmethoden noch verstärkt“. Eher niederschmetternd und vielleicht ein wenig resigniert, ist die Antwort von Dr. Thomas Kellmann auf die Frage, welche Zukunft er dem Sandstein als Baumaterial gibt: „An den Lärmschutzwänden und Brückenpfeilern von Autobahnen wird der Sandstein sicherlich weiterhin in riesigen Mengen verbaut werden, aber an Gebäuden und Kulturdenkmälern ist es schon schwierig, wenn es darum geht, eine Behangplatte zu ergänzen.“
Kirche in Mühlenberg
Arbeiterhäuser in Holzminden
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Es klapperte die Duhne-Mühle über neunhundert Jahre lang, versorgt aus dem Quellwasser der unweit gelegenen Ortschaft Negenborn. Die Duhne-Mühle ist alles, was vom ehemaligen Dorf Duhne, welches etwa einen Kilometer vor Negenborn gelegen war, übrig geblieben ist. Und die Turbinen der Mühle stehen seit Jahrzehnten still. Ein Nachfahre des letzten Müllers hat das Gebäude inzwischen liebevoll und aufwändig restauriert. Die nachfolgende Reportage entstand kurz nach der endgültigen Stillegung in den 1990er Jahren.
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Als ein zweigeschossiger, leicht gedrungener Sandstein-Bau duckt sich die DuhneMühle am Fuße des Kleinen Ebersteins gelegen, in die von Wiesen und Hecken durchzogene Landschaft. Im Innern der Mühle ist es dunkel und die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die tiefliegenden, kleinen Fenster hineingelangen, werfen lange Lichkegel auf den mit Dehlenplatten aus Sandstein ausgelegten
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Fußboden des Kellergeschosses. Die Luft riecht — fünf Jahre nach dem letzten Mahlgang — immer noch nach dem Staub des hier lange Zeit gemahlenen Korns. Stockwerk für Stockwerk — mit Dachboden und Keller sind es immerhin vier — erklärt der alte Müller Otto Krause, mit leuchtenden Augen den kompletten Mechanismus der Technik: „Früher waren hier drei Wasserräder hintereinander, die pro Tag ca. zweiein-
halb Tonnen Leistung schafften.“ Nicht ganz ohne Stolz berichtet er, dass die Mühle durch die Speisung aus den verschiedenen Quellen unabhängig von Trockenzeiten und dementsprechenden Wasserständen war. Im Jahre 1913 wurden die Wasserräder durch eine Turbine ausgetauscht, die in einen Schacht neben der Mühle eingebaut ist. Neben der Herstellung von Mehl, konnte die Mühle mit Hilfe dieser Turbine auch die lange Zeit einzige Dreschmaschine im weiten Umkreis antreiben. „Noch im Jahre 1940 standen die Pferdefuhrwerke mit dem ungedroschenen Getreide von hier bis ins Dorf,“ erzählt Müller Krause. Seit 1892 ist die Mühle im Privatbesitz der Familie Krause, der heute 76jährige Otto Krause betrieb die Mühle noch bis vor kurzem in dritter Generation. Bis 1802 war sie im Besitz des nahegelegenen Klosters Amelungsborn, danach fiel sie an den braunschweigischen Herzog Carl, dessen Wappen immer noch den Eingang der Mühle ziert. Vier bis fünf Mal läuft das Getreide durch die verschiedenen Mahlgänge. Über sogenannte Elevatoren und verschiedene Schnecken wird es nach oben befördert, um den neuen Mahlgang anzutreten. Über zwei große Walzenstühle werden die Mühlsteine — die übrigens, da das Material zu weich ist, ausnahmsweise nicht aus Solling-Sandstein sondern meist aus Kalksteinen bestehen — mit bis zu 300 Umdrehungen in der Minute gedreht. Unermüdlich dreht der obere Mühlstein, über die
Turbine durch die Kraft des Wassers angetrieben, seine Runden. Der untere Mühlstein steht fest. Von Zeit zu Zeit erscholl früher ein ohrenbetäubender Lärm in der Mühle — wenn nicht mehr genug Getreide im Einfülltrichter war, erinnerte die automatische Alarmanlage an das Nachfüllen des Korns. Etliche Siebe wurden gebraucht, bis das Mehl aus den Getreidekörnern entstand. „Insgesamt sind es sieben bis acht Siebe, die ein Getreidekorn durchlaufen muss, bis es als Mehl verkauft werden kann,“ erklärt der Müller. Eine Reihe von Techniken sind notwendig, um das Korn zu bearbeiten: Da gibt es zum Beispiel einen Treör, mit dessen Hilfe die halben Körner ausgelesen werden, eine Schälmaschine, die die äußere Schale und den Keim voneinander trennen sowie eine erste Reinigungsmaschine, die die groben Triebe und den Spreu mit zwei feinen Sieben aussortiert. Nach der Reinigung ist eine automatische Waage eingeschaltet, die dafür sorgt, dass immer exakt fünf Kilo ausgeworfen werden. Auf die Frage ob das Müllern ein harter Beruf ist, antwortet Otto Krause: „Das Mahlen in der Mühle selber nicht. Da läuft alles automatisch ab. Aber das Verladen der Säcke und die Auslieferung zum Bäcker, früher mit Pferden, das war die schwerste Arbeit.“ Viel zu tun hätten sie vor allem in den Zeiten vor und nach dem Krieg gehabt. Der Bedarf an Mehl war groß, hinzu kam das
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Dreschen des Korns. Strom für moderne Maschinen gab es noch keinen. „Tag und Nacht mußten entweder mein Vater, mein Bruder oder ich alle vier Stunden hingucken, ob die Mühle noch ordnungsgemäß lief.“ Noch bis vor 40 Jahren waren Vater, Bruder und er selbst, Gesellen und Mädchen auf dem Mühlengelände beschäftigt. „Der ganze Dachboden war immer voll Korn. Überall standen Säcke, die über Flaschenzüge hochoder runtergebracht wurden. Müller gehörten damals zu den reichsten Leuten.“ Heute werden auf dem riesigen Dachboden Möbel gelagert und eine Schaukel für den Enkel zum Spielen hängt dort. Stapelweise liegen überall leere Säcke herum, die zusammen mit dem leichten Mehlstaubgeruch an die Zeiten erinnern, als das Klappern der Duhne-Mühle noch weithin zu hören war. Müller Krause ist davon überzeugt, dass seine Mühle nach fünfjähriger Ruhezeit sofort wieder in Gang gebracht werden kann und noch voll funktionsfähig ist. Nur müßte vorher das Geld für eine neue Turbine aufgebracht werden. Mit einem verschmitzten Zwinkern in den Augen schaut er den Fotografen und die Autorin nach dieser „Lehrstunde der Mühlentechnik“ an und sagt: „Nicht wahr, jetzt könntet ihr beide das hier doch weitermachen.“
Die Duhnemühle heute – aufwändig und liebevoll restauriert
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BÄUERLICHE UND GEWERBLICHE NUTZUNG PRÄGEN DAS LANDSCHAFTSBILD
I
m Wesentlichen trugen neben der bäuerlichen Nutzung drei Dinge im ehemaligen „Braunschweigischen Weserdistrict“ zu der Entwicklung und dem Wandel der Landschaft bei. Da war zunächst das Material, das die Erde lieferte: das Gestein —eine herausragende Rolle neben Naturasphaltstein- und Gipsvorkommen nimmt der SollingSandstein ein. Der Wald — Holz galt lange Zeit als einzig verfügbare Energiequelle. Und nicht zuletzt das Wasser — als wichtiges Transportmittel und unerlässliche Voraussetzung für das glasverarbeitende Gewerbe. Die Kulturgeschichte dieser Region ist von jeher durch den Wald und seine Produkte geprägt. Jahrhundertelang war der Wald direkte oder indirekte Lebensgrundlage der meisten Bewohner. Zahlreiche Spuren dieser wechselvollen Geschichte lassen sich noch heute durch Flurbezeichnungen überall finden.
Gegenüberliegende Seite: Bäuerin des Voglerhofes in Kirchbrak mit Kuh Paula
Mast und Hude In der frühen Neuzeit befanden sich im Winter 1594 bis zu 15 000 Stück Mastschweine im Solling (einem etwa 30000 ha großen Waldgebiet). Nach Ertragsschätzungen im Frühjahr wurde genau festgelegt, wieviele Schweine im Herbst in den Wald getrieben werden durften. Das fett gemästete Schwein war von großem Nutzen für die Bauern und Herren. Holz war damals nicht so wertvoll, der Vorrat schien unerschöpflich. Die Schweinemast dauerte von Michaelis am 29. September bis in den März hinein. Sie war in allen Einzelheiten geregelt und ihre Durchführung war einem magister porcariorum, dem Schweinemeister übertragen. Bei der zweiten bäuerlichen Nutzung der Wälder, der Waldweide, wurde von Pfingsten bis Michaelis alles, was der Bauer an Vieh hatte, in den Wald gejagt. Kühe, Pferde und Schafe streiften, zum Teil ohne Hirten, durch die Waldbestände. Alles was fressbar war, vor allem die schmackhaften Triebe der junge Bäume, blieb nicht von den hungrigen Mäulern verschont. Verheerend waren die Folgen für die Wälder: Neue Bäume konnten nicht mehr nachwachsen, der Wald überalterte und große Blößen entstanden. Durch die Abtrennung ständiger Hudeorte mit Gräben, „Schnatbäumen“
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Holz als Energiequelle Heute können wir uns nur schwer vorstellen, dass sämtliche Lebensbereiche der Menschen vom Holzbedarf betroffen waren. Neben den unendlich vielen Handwerken und Gewerbebetrieben war vom Kochen über das Heizen bis zum
Dem von einem Wilderer erschossenen herzoglichem Pirschknecht Arndt Stuke ist Ende des 16. Jahrhunderts dieser wohl älteste Gedenkstein im Solling gesetzt worden. Er steht inmitten eines alten Eichenhudewaldes bei Lüchtringen
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(Buchen in Eichenbeständen) oder mit niedrigen Erdwällen konnte erst Ende des 18. Jahrhunderts die „Holzerziehung“ in den Teilen des Waldes möglich sein. In den übrigen, „ewig mit Weide belasteten“ Flächen wurde das Pflanzen starker, dem Viehverbiss trotzender Bäume in hudegemäßer Stellung, das heißt mit einem Pflanzabstand von neun mal neun Meter vorgeschrieben. Relikte dieser sogenannten Hudewälder erkennen Sie noch heute an lichten Wäldern mit alten knorrigen Eichen.
Bauen der Häuser alles vom Holz abhängig. Der Bedarf der umliegenden Gemeinden stieg durch äußerst verschwenderischen Umgang mit dem Holz und das allgemeine Bevölkerungswachstum. Die Brennholznutzung hatte sich im Laufe der Zeit durch Gewohnheitsrechte als sogenannte „Servitute“ herausgebildet.
Glashütten Daneben benötigte besonders das aufkommende holzverbrauchende Gewerbe, wie Glashütten oder die Eisenhüttenindustrie, gewaltige Mengen von Holz zur Herstellung ihrer Produkte. Auf Reste ehemaliger Wanderglashütten, häufig von Maulwürfen hochgegrabene Glasteile, können Sie heute noch in dieser Region stoßen. Sie waren vor einigen hundert Jahren vor allem in den Waldgebieten des Voglers und Sollings überall weit verbreitet und befanden sich meist in der Nähe von Quellen oder klaren Bächen. Um die Tag und Nacht laufenden Öfen am Brennen zu halten, mussten ausreichend große Holzmengen vorhanden sein. Der aus den Bächen gewonnene Quarzsand wurde mit Hilfe von Pottasche zu Glas geschmolzen. Mit bis zu 25 Beschäftigten für die vielfältigen Arbeiten, zählten die Wanderglashütten zu den mittelalterlichen Großbetrieben. War das Holz in der Nähe der Hütte aufgebraucht, zogen die meist von auswärts stammenden Gläsner samt Familie und Vieh weiter; ihre Öfen und einfachen Hütten bauten sie an einer anderen Stelle wieder auf. Für die Landesherren, die eine ent-
Ehemalige Glasschleiferhütte im Rumohrtal bei Holzminden
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sprechende Pacht einzogen, bedeuteten damit auch abgelegene, siedlungsferne Waldgebiete eine Geldquelle. Die ersten Glashütten in diesem Gebiet können bereits für das frühe Mittelalter nachgewiesen werden. Die Verbesserung der Transportmittel führte dazu, dass es schon im 16. Jahrhundert einige ortsfeste Hütten gab, endgültig abgelöst wurden die Wanderglashütten jedoch erst Mitte des 18. Jahrhunderts. Zahlreiche Ortschaften in dieser Region gehen auf neue planmäßige Ansiedlungen von Arbeitern und „Laboranten“ für die Gründung von ortsfesten Manufakturen zurück. So auch die Fürstliche Spiegelglashütte Grünenplan von 1744 am Fuße des Hils und die 1744 bis 1747 gegründete Herzögliche Porzellanmanufaktur Fürstenberg. Die Blütezeit der ortsfesten Glashütten im 16. und 17. Jahrhundert war bald beendet und nur einige verkehrsgünstig liegende Betriebe konnten sich halten. Sie sind noch heute Relikte einer mindestens neunhundertjährigen Tradition des Glashüttenwesens in dieser Region.
Eisenhütten Örtliche Eiseneinlagerungen im Gestein von Solling und Vogler führten schon im 16. Jahrhundert zu der Errichtung von Eisenhütten in dieser Region. Die ab 1715 betriebene „Sollinger Hütte“ in Uslar verarbeitete jedoch, wie auch die später gegründete Eisenhütte in Holzminden, überwiegend Eisenerze aus dem Harz. Anlass der Hüttengründungen in diesen Ortschaften waren neben den geringen Eisenvorkommen vor allem die riesigen, schier unerschöpflich erscheinenden Holzvorräte in Solling und Vogler. Die Öfen wurden meist mit Holzkohle beheizt.
Mastschweine im Stall. Die Zeiten der Hude und Mast im Wald sind längst vergangen Wehr am Unteren Teich in Holzminden – die Teiche in Holzminden wurden als Industrieteiche für den Betrieb der Eisenhütte angelegt. Es gibt heute fast nur noch großbäuerliche Betriebe. Nur vereinzelt findet man noch kleinbäuerliche Strukturen wie bei diesen Hühnerhöfen in Bevern und Arholzen
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FreigelegterTeil des Treidelpfades bei Reileifzen. Mit der Kraft von Pferden wurden Schiffe weseraufwärts gezogen
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Kohlemeiler Unter manch dünner Laubschicht im Wald können Sie noch heute den von der Kohle schwarz gefärbten Erdboden entdecken. Auf die bis ins 12. Jahrhundert zurückgehende alte Tradition der Meilerköhlerei deuten heute noch kreisrunde, ebene Flächen hin. Überall im Wald verstreut, qualmten damals die Holzkohlemeiler. Die Nutzung der Bäume von weniger starkem Wuchs, der sogenannte „Hai“, war den Köhlern vorbehalten. Der traditionelle Ruf der Köhler „Morgen ist der 1. Mai dann zieht der Köhler in den Hai“ bedeutete die Trennung von Haus und Familie bis in den Herbst hinein. Außer den benötigten Holzmengen waren Wasser und befahrbare Wege für den Transport der Kohle Voraussetzungen für eine Meilerstelle. Die fertige Holzkohle enthielt 50 Prozent des ursprünglichen Holzvolumens, konnte jedoch beim Verbrennen eine viel höhere Temperatur erreichen. Alte Flurund Wegenamen, wie der Kohlenweg bei Delliehausen, erinnern noch heute an die mühsame Gewinnung der Kohle. In die nähere Umgebung und bis in den Harz wurden jährlich einige tausend Fuder Holzkohle geliefert. Erst mit dem Aufkommen der im Heizwert die Holzkohle übertreffenden Braun- und Steinkohle verlor das Köhlerhandwerk im 19. Jahrhundert an Bedeutung. Holzkohle war bis dahin außerdem für die Töpfereien in
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Fredelsloh, die Salinen bei Bodenfelde, die Porzellanmanufaktur in Fürstenberg sowie für die Holzmindener Schmieden ein unentbehrlicher Brennstoff. Der Transport über das Wasser Die Flößerei spielte für diese Gegend eine bedeutende Rolle. Ein eng geknüpftes Wassernetz aus kleineren Bächen und großen Flüssen, ermöglichte den Zugang zu den großen Waldgebieten. Der mühsame Transport des Nutzholzes auf dem Landweg wurde über die großen Flüsse in die holzärmeren Gegenden ermöglicht; bis in den Küstenraum wurde Holz über die Weser geflößt. Die Trift Bei der Trift wurde Brennholz als gespaltene Buchen- oder Eichenscheite transportiert. Brennholz aus dem Solling wurde so über die Ilme, einem kleinen Sollingbach, in die Leine bis an die Herrschaftshäuser nach Hannover oder Wolfenbüttel geliefert. Um die Wasserführung der Ilme und der anderen kleineren Waldbäche zu verstärken, wurden Schwemmteiche angelegt. Sie ermöglichten die Holzbeförderung bei geringer Wasserführung. Dort wurde das Holz gesammelt und mit dem Ablassen der Teiche bis zu den großen Flüssen Weser und Leine getriftet. Für den herrschaftlichen Verbrauch oder anschließenden Verkauf wurde das in Holzöfen oder -
magazinen getrocknete Holz sorgsam aufgestapelt. Zum alltäglichen Bild der damaligen Residenzorte gehörten große Lagerplätze mit riesigen Vorräten an Brennholz. Die Langholzflößerei Bestes Bauholz wurde durch die gebundene Flößerei transportiert. Die Baumstämme wurden zu Fahrzeugen zusammengebunden und über die Weser zum Bestimmungsort befördert. Die riesigen Langholzflöße trieben noch bis in die 1950er Jahre die Weser hinab. Zahlreiche, meist nur ein bis zwei Kilometer voneinander entfernte Einbindestellen säumten schon ab dem 13. Jahrhundert überall die Weserufer. Von ortsansässigen Arbeitern gefällt, wurden die Bäume dort in harter körperlicher Arbeit zu Flößen zusammengebunden. Bis zu 1500 Festmeter Holz konnten die Einbindeplätze fassen. Die Weserflöße waren sehr groß und vorne breiter als hinten. Dadurch ließen sie sich leichter steuern und waren schneller. Sieben bis acht
Stammlagen bei etwa sieben Meter Breite ließen einen Transport von bis zu 200 Festmeter Holz pro Floß zu. Die Flößerei war kein Gewerbe für ungelernte Handwerker. Geschulte und geübte Männer mit großer Erfahrung übten deshalb die Langholzflößerei aus. Die Flößer konnten nie ganzjährig ihrer Arbeit nachgehen. Zu viel oder zu wenig Wasser sowie Eisgang im Winter machte das Flößen oftmals unmöglich. Daher kamen die Flößer selten ohne Nebenerwerb aus. Die Länge der täglichen Arbeitszeit hing davon ab, wann die Sonne auf- und unter ging — im Hochsommer bedeutete dies einen 16-Stunden Tag.
Die heute übliche romantische Vorstellung einer geruhsamen Floßfahrt war keineswegs der Alltag. Das Passieren von Schleusen und Wehren war häufig ein halsbrecherisches Manöver. Ungeschützt der Witterung ausgesetzt, konnten zudem Dauerregen oder Hitze eine Floßfahrt zur Qual machen. Das ganze Leben spielte sich tagelang nur auf dem Floß ab. Für die Flößer auf der Weser war es — anders als auf den kleineren Flüssen — üblich, direkt auf den Holzstämmen in primitiven Hütten, die im 20. Jahrhundert von Zelten abgelöst wurden, zu übernachten. Zurück nach Hause kamen die Flößer meist zu Fuß. Mit schweren Rucksäcken bepackt, wanderten die Flößer in kleinen Gruppen, tagelang
Außen: Terrassengarten mit Sandsteintrockenmauern am Fuße der Porzellanmanufaktur Fürstenberg Die Blankschmiede Dassel wurde als Museum eingerichtet Innen: Stein mit mythischer Bedeutung an der Ahlequelle bei Neuhaus
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durch das Weserbergland. Etwa zehn bis zwölf Mal im Jahr ging ein Flößer auf die Reise, durchschnittlich war er etwa 35 Wochen nicht zu Hause. Der Wald atmete auf ... Die Einrichtung weiterer Holz verbrauchender Gewerbe sollte die Einnahmen aus dem Wald steigern und zu einem wichtigen, bewussten Bestandteil der Volkswirtschaft werden. Der braun-
schweigische Oberjägermeister Johann Georg von Langen gründete deshalb 1747 die Fürstenberger Porzellanfabrik im alten Jagdschloß der braunschweigischen Herzöge, die Wilhelmshütte in Holzminden und Glashütten in Schorborn, Pilgrim und Mühlenberg. Durch zahlreiche Verordnungen — die im Gegensatz zu den Weideberechtigungen standen — schaffte er sich allerdings viele Feinde. Nach nur zehnjährigem Wirken musste
Eichenallee im Solling
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von Langen die braunschweigischen Dienste wieder verlassen. Am Aufbau der heutigen Wälder war Forstmann Christian von Seebach maßgeblich beteiligt. Als „Retter der Wälder des Sollings“ schaffte er es 100 Jahre nach von Langen, aufgrund der Entwicklungen seiner Zeit (Aufkommen von Braunkohle, Ersatz von Bauholz durch Metall u.a.) erste Anfänge einer geregelten Forstwirtschaft durchzusetzen. Mast und Hude, Bau-, Nutz- und Brennholzberechtigungen für jedermann wurden eingestellt, die jahrhundertelange Ausbeutung wurde beendet — der Wald atmete auf. Der Mensch brachte um 1800 auch die Fichte in die Wälder des Sollings und Vogler. Auf den durch Waldweide verwüsteten Flächen bewährte sie sich gegenüber den Laubhölzern durch rasches Keimen und gutes Wachstum. Sie wächst schneller, hat besseres Stammholz und war damit den anderen Baumarten zunächst wirtschaftlich überlegen. Allerdings ist die Fichte auch anfälliger gegen Sturmschäden und Borkenkäferbefall. Das Bild der Waldlandschaft ist nun wieder im Wandel – die Fichtenbestände werden durch Mischwälder ersetzt.
Gegenüberliegende Seite: Schafe auf der Weide. Früher wurden sie in den Wald getrieben
Die Autoren danken:
Ulli Gröttrup Olaf Martin Thomas Kellmann Detlef Creydt Wolfgang Schäfer Matthias Seeliger Holger Rabe Ulrich Marx Heimat- und Geschichtsverein Holzminden Stadtbücherei Holzminden Irmgard Streicher (für die Beschaffung der historischen Fotografien der Administration Sollinger Steinbrüche) Dachdeckerei Müller, Nieheim Christina Seckelmann und allen anderen, die uns bei der Realisierung des Buches geholfen haben.
Aus der Reihe „Bilder und Texte aus Südniedersachsen“, herausgegeben vom Landschaftsverband Südniedersachsen, sind aktuell noch erhältlich: CZYPPULL; B. KÜNTZEL, T. (2005): Durch Land und Zeit : Bilder und Texte zum Wandel des Landschaftsbildes seit der Eiszeit am Beispiel von Rammelsberg und Goslar, Seeburger See, Wesertal bei Corvey DREWS, PETER (2017): Kleine Landeskunde Südniedersachsen Band 5 der Reihe „Bilder und Texte aus Südniedersachsen” des Landschaftsverbandes Südniedersachsen
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Weiterführende Literatur: ALBRECHT, THOMAS (1995): Wirtschaftsgeschichte des Sollings im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft Südniedersächsischer Heimatfreunde e.V. Band 11 ALTHAUS, D. und SCHÄFER, W. (2017): Waldleben. Bilder und Texte vom Leben und Arbeiten im Sollinger Walde BISCHOFF, M. und SCHÖNLAU, R. (2007) Weser und Renaissance. Wege durch eine Kulturregion. BORGER -KEWELOH, N. KEWELOH, H.-W. (1991): Flößerei im Weserrraum. Leben und Arbeiten in einem alten Gewerbe; Bremen BRÜNING, KURT (1953): Das Bauernhaus des braunschweigischen Weserberglandes im 16. Jahrhundert. In: Neues Archiv für Niedersachsen 6/1953 CALWER, RICHARD (1901): Die Berufsgefahren der Steinarbeiter. Denkschrift an den Bundesrat; Rixdorf ERNESTI, C., LILGE, G. (1996): Sie waren unsere Nachbarn. Die Geschichte der Juden in Stadtoldendorf; Holzminden GRIMM, A. SCHÄFER, W. (1986): Bouen uppen Dörpe. Materialien zur Ausstellung über dörfliche Baugeschichte; Wahlsburg GÖHMANN, HERBERT W. (1982): Kloster Amelungsborn. Holzminden HEDEMANN, H.A. (1957): Die Gewölbestrukturen des Sollings und ihre Entstehung, Geologisches Jahrbuch, A 75 S. 529-638, Hannover KREFT, H. SOENKE, J. (1964): Die Weserrenaissance. 3. Auflage, Hameln KRUEGER, THOMAS (2013): Arbeit, Holz und Porzellan. Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel und die Wirtschaftspolitik im 18. Jahrhundert ; der Weserdistrict KRUEGER, THOMAS (2011): Wilhelm Raabe im Weserbergland. Eine literarische und fotografische Spurensuche. LEIBER, CHRISTIAN (1984): Von den vorgeschichtlichen Ursprüngen bis zur Gegenwart. In: Der Landkreis Holzminden; S. 12-16 LEPPER, J. (1979): Zur Struktur des Solling-Gewölbes. Geologisches Jahrbuch , A 75, S. 635-662, Hannover
LEPPER, J. (1991): Geologische Wanderkarte Mittleres Weserbergland mit Naturpark Soling-Vogler (mit Beiheft). Naturhistorische Gesellschaft Hannover LEPPER, J. (1994): Die niedersächsischen Naturwerksteine mit besonderer Berücksichtigung des Wesersandsteines. In: Neues Archiv für Niedersachsen 2/1994, S. 3544 LEPPER, J. (1996): Die Bedeutung des Wesersandsteins als Naturwerkstein. In: Jahrbuch für den Landkreis Holzminden; Band 14 S. 17-26 MITZKAT, JÖRG (1992): Im Stein. Brüche im Solling; Holzminden MITZKAT; JÖRG (2018): Zeitreise in den braunschweigischen Weserdistrikt. Die Dörfer und Städte des Kreises Holzminden 1896 und heute RAABE, WILHELM (2019): Das Odfeld. In: Holzmindener Leseausgaben von Wilhelm Raabe RUHLENDER, OTFRIED (2010): Beiträge zur Geschichte eines Mittelgebirges. 5. Auflage neu überarbeitet von Hannes Blieschies und Detlef Creydt; Sollingverein e.V. Neuhaus im Solling SAUERMILCH, CURT (1940): Das schöne alte Haus im Kreise Holzminden. SAUERMILCH, C., TEIWES. H. (1950): 800 Jahre Arholzen. SCHEPERS, JOSEF (1940): Die hausgeschichtliche Stellung des Oberwesergebietes. In: Westfälische Forschungen. 3 S. 135-144 SEELIGER, MATTHIAS (1988): Wesersandstein-Sollingplatten-Höxterstein. Die Weser als Handelsweg. In: Jahrbuch für den Landkreis Holzminden; Band 5/6. S. 71-77 TACKE, EBERHARD (1941): Zur Geschichte des Solling-Steingewerbes. In: Die Kunde. Jg. 9 S. 139-152 TACKE, EBERHARD (1951): Der Landkreis Holzminden. Bremen-Horn TACKE, EBERHARD (1939): Die Hausdächer im braunschweigischen Weserberglande um 1760. In: Die Kunde. Jg. 7 Nr. 11/12 TACKE, EBERHARD (1950): Zur Verbreitung der Sollingplatten als Bedachungs- und Behangmaterial in Niedersachsen und den angrenzenden Gebieten. In: Neues Archiv für Niedersachsen, Band 4, 1950 S. 311 WIDMER, PETRA (2018): Gärten im Weserbergland. Eine Reise zu Parks und Gärten entlang der Weser