Im schönsten Wiesengrunde

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Hannes Blieschies

Im schönsten Wiesengrunde Quellen, Bäche und Täler im Solling


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Mit Unterstützung der

Herausgeber:

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar ISBN 978-3-940751-67-6

Fotos ohne Namensnennung stammen vom Autor Hannes Blieschies sowie von Jörg Mitzkat (alle halb- und ganzformatigen Fotos sowie die Abbildungen auf dem Buchumschlag) © der Abbildungen bei den jeweiligen Bildgebern Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden, 2013, www.mitzkat.de


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Hannes Blieschies

Im schönsten Wiesengrunde Quellen, Bäche und Täler im Solling

herausgegeben vom Sollingverein e.V.

Verlag Jörg Mitzkat Holzminden 2013


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Inhalt

Vorwort

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Einleitung

7 Die Ahle und ihre Nebenbäche Die Quelle Ein Wort zur Dölme Der versteinte Tepkenborn Forellen aus der Ahle Am schönen Hagen Der Italsbach Der Uslarer Mühlengraben

57 57 58 59 60 61 65 66

29 29 30 32

Das Rehbachtal Schlarpe Bollerts Mühle Eiserner Gustav Delliehäuser Sandgrube Der Bergsee Volpriehausen Malliehagen Dinkelhausen und Bollensen Bollensen

69 69 70 70 71 71 72 72 73 74

Derentaler Wiesen und Steimketal Grenzsteine Eine botanische Seltenheit Das Wiechelmann-Denkmal

39 43 43 44

Die Dieße und ihr Einzugsgebiet Das Grimmefelder Tal Renneborn und Rotes Wasser Lauenberg

77 78 82 83

Der doppelte Reiherbach Der Amelither Bach Der Bach aus den Hutewäldern Nienover - Schloss, Stadt und Mühle Eine Papiermühle Durch Bodenfelde zur Weser

47 47 49 51 53 54

Die Ilme und ihre Geschwister Quellgebiet am Neuen Teich Die Holzflöße war schuld Lakenteich und Lakenborn Das Riepenbachtal Relliehausen: Papier und Forellen

85 85 87 88 91 92

Dank

95

Wandern mit Löns – Das romantische Tal der Helle Das Tal der Lieder Hasenlöffelborn Die Grenze Eine Glashütte Pflanzen und Tiere im Hellental Das Dorf an der Steinbeke

9 9 10 10 11 14 15

Im stillen Hasselbachtal Wasser auch Rohrbuch und Hundebruch Die Waldmühle Niemanns Villa Ulrichs Teich und Pipping Auf den Spuren weiterer Mühlen

19 19 21 22 23 25

Der lange Lauf der Holzminde Die Quelle im Moor Neuhaus und Fohlenplacken Vom Wagental ins Rumohrtal

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Vorwort

Vorwort Dieses Buch „Im schönsten Wiesengrunde …“ stammt aus dem Vermächtnis von Hannes Blieschies . Schon gezeichnet von seiner schweren Krankheit hat er mit viel Akribie, Fleiß und einem enormen Zeitaufwand Einmaliges geschaffen. Er hat in neun besonders reizvollen Wiesentälern des Sollings das Wissen über die Quellgebiete , die Bachläufe , die Besonderheiten der Täler sowie deren Nutzung und Geschichten gesammelt und damit auf Dauer künftigen Generationen erhalten. Seine Beschreibung der Sollingtäler wird geleitet von der Absicht, die Bedeutung des Sollings für Niedersachsen herauszustellen, gleichzeitig geben die Bilder und Texte konkrete Hinweise, wie die Menschen im Solling die Täler für sich nutzbar machten. Dabei wird deutlich, dass die herausragende Bedeutung des Sollings vor allem auf die struktur- und artenreichen Täler zurückzuführen ist. Zudem wird die Waldlandschaft des Sollings von diesen Tälern abwechslungsreich gegliedert. Der Sollingverein ist Hannes Blieschies für diese große Arbeit zu Dank verpflichtet. Viele alteingesessene Sollinger werden in diesem Buch manches lesen und entdecken, was ihnen bisher unbekannt war. Die junge Generation wird durch die Lektüre dieses Buches sicherlich eine noch engere Beziehung zu unserer Heimatregion bekommen. Ebenso können Besucher einen anschaulichen Eindruck vom bundesweit prämierten „Waldgebiet des Jahres 2013“ mit seinen Wiesentälern gewinnen und werden zum realen Erleben angeregt. Auch deshalb wünsche ich diesem Buch eine weite Verbreitung und viele aufmerksame Leser Heinrich Hugo Noack Sollingverein e.V. , Vorsitzender

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Leuchtendes Herbstlaub am Hasselbach


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Einleitung

Liebe Leser, Sie möchten im Solling wandern und vielleicht neue Landschaft entdecken? Dann schauen Sie doch einmal in dieses Buch und machen sich ein wenig kundig, bevor Sie losziehen. Sie werden sicher viele interessante Wanderziele entdecken. Nicht von ungefähr sind im obigen „Sollinggruß“ die Wiesen an erster Stelle erwähnt, denn die reizvollsten Wanderwege führen im Solling entlang der Bäche durch die Wiesentäler. Hier erleben wir nicht nur schöne, abwechslungsreiche Landschaftsbilder und begegnen manchem Wildtier und manch seltener Pflanze, wir treffen unterwegs immer wieder auch auf Zeugnisse früheren Eingriffs des Menschen in die Natur, insbesondere zur Ausnutzung der Wasserkraft. Diese Zeugen der Geschichte erzählen uns manches über den Solling und seine Besiedlung und machen für uns die Landschaft eindrucksvoll erlebbar. Wer an den Bächen des Sollings wandert, stößt immer wieder auf die Spuren der Mühlen. Ihre Zahl war schier unübersehbar groß, und viele Mühlengeschichten ähneln sich auch weitestgehend. Wir mussten daher darauf verzichten, alle Mühlen des Sollings mit ihrer Historie im Detail aufzuführen, und haben uns aus Platzgründen auf einige „repräsentative Mühlengeschichten“ beschränkt. Das Gleiche mag auch für die Ortschaften gelten, die ja z. T. im Gefolge einer oder mehrerer Mühlen entstanden sind. Nicht alle Ortsgeschichten konnten vollständig dargestellt werden. Über viele Dörfer und Städte des Sollings und ihre Historie sind ja auch bereits ausführliche Veröffentlichungen herausgegeben worden. Das sollte hier nicht wiederholt werden. Die Zahl kleiner und kleinster Wasserläufe im Solling ist ebenfalls verwirrend groß. Nicht jedes Bächlein konnte daher in diesem Buch gewürdigt werden – es sei denn, es hätte etwas Besonderes zu erzählen oder die Umgebung dort wäre als besonders einzigartig einzustufen gewesen. Unter dem Strich dürfte sich in diesem Band aber ein Gesamtbild des Sollings als Quellgebiet und „Wasserspender“ ergeben, in dem sich manches bislang Unbekannte entdecken lässt. Also, Wanderfreunde, auf in den Solling! Sucht Euch, mit diesem Buch im Rucksack, Eure Wege (es gibt ihrer genügend) und entdeckt neue Landschaften entlang der Bäche in den Wäldern! Viel Freude beim Wandern am Wasser wünscht Euch Euer Hannes Blieschies

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Hellental

Das Tal der Lieder – „Weit zieht es sich dahin zwischen heiteren Buchenwäldern und ernsten Tannenforsten“ (Löns)

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Hellental

Wandern mit Löns Das romantische Tal der Helle as Tal mit seinen sanft geneigten, weiten Hangwiesen zieht sich im nördlichen Solling zwischen dessen höchsten Waldbergen „Große Blöße“ (528 m) und „Großer Ahrensberg (525 m) herunter bis nach Merxhausen. Es wird das „Hellental“ genannt, dem der Dichter Hermann Löns den poetischen Namen „Tal der Lieder“ verliehen hat. Er war in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg einige Male zu Gast in Timmermanns Gasthaus in Hellental (heute „Lönskrug“). Seine Eindrücke und Erlebnisse im Solling hat er in den bekannten Erzählungen („Skizzen“) „Das Hellental“ und „Tal der Lieder“ geschildert: „…Weit zieht es sich dahin zwischen heiteren Buchenwäldern und ernsten Tannenforsten….Aus …tiefen Torfmoorpolstern, über denen weiße Wollgrasflocken nicken, rinnen viele Wässerchen heraus. Ein Teil davon findet sich zu einem lustigen Bächlein zusammen, das strudelnd und sprudelnd, als habe es Großes im Sinne, durch die blumigen Wiesen rieselt, aber schon nach ganz kurzem Laufe auf einmal in der Erde verschwindet….“ (H. Löns „Niedersächsisches Skizzenbuch“, Kap. Das Hellental, 1914) (gekürzt). „…Langsam ging ich den Weg entlang zwischen den Wiesen hin, wo die stolzen Kuckucksblumen bei den bescheidenen Grasnelken standen, hörte den Ringeltäuber drüben am Berg rucksen,…sah die goldenen Lichter auf dem Bache verlöschen und den grünen Hang seinen Schein verlieren…..und wieder war das ganze Hellental voll Gesang und frohen Stimmen…“ (gekürzt) (aus H. Löns: „Das Tal der Lieder“). Ja, die Hellentaler waren immer ein sangesfrohes Volk. Das Singen lag ihnen im Blut. Überall erklangen ihre Lieder. Vier Gesangvereine gab es früher einmal in dem kleinen Dorf. Löns war beeindruckt und hat gern mitgesungen, im Dorfkrug und auf der Straße. Wenn man heute auf seinen Spuren im Tal wandert, hört man zwar keine Lieder mehr erklingen, kann aber die poetische Stimmung gut nachempfinden, die den Dichter hier beseelt hat, und kann sich auf ein „Gespräch“ mit der Landschaft einlassen.

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Am Steilhang: Der Ortskern von Hellental. Im Vordergrund: Der Lönskrug

Das Hellental reicht von der Ortschaft Hellental in südwestlicher Richtung weit in das Waldgebiet des Sollings hinein

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Hellental Der Hasenlöffelborn Kein Zweifel: Hermann Löns ist auch am „Geburtsort“ der Helle, am Hochmoor Mecklenbruch gewesen, wo „über tiefen Torfmoorpolstern weiße Wollgrasflocken nicken“. Er hat den „Hasenlöffelborn“ gesehen, wo nahe beieinander zwei „Wässerchen“ herausrinnen, kleine braune Quellbäche, die gleich darauf zusammen durch dichten Jungwald den Weg ins Tal nehmen. Der Quellbereich heißt also „Hasenlöffelborn“. Der Ursprung dieses Namens bleibt im Dunkeln. Vielleicht sind die beiden Bäche einem Jäger einmal in der Dämmerung wie die großen Ohren (Löffel) eines Hasen vorgekommen. In der Düsternis der Bruchwälder mag eine solche „Vision“ ja nichts Ungewöhnliches gewesen sein. Die Moorfärbung der jungen Helle verliert sich bald wieder, denn nun mischen sich von allen Seiten kleine saubere Quellrinnsale ein, alle einander ähnlich. Sie durchlaufen Wälder und Wiesen, eilen, springen, sickern von den Hängen herunter und werden im Talgrund von der Helle aufgenommen. Der Zufluss von Quellen dauert im Tal bis zum Dorf Hellental an. Man spricht wohl auch vom „Tal der 200 Quellen“, und das ist kaum übertrieben.

Die Grenze

Der Dreiämterstein im oberen Hellental. Hier trafen sich einst die Grenzen dreier Ämter.

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Das Hellental ist der nördliche Teil des großen tertiären Grabens, der sich von Meinbrexen im Südwesten bis Merxhausen im Nordosten durch den Solling zieht und von alters her als Grenze diente. Über Jahrhunderte folgte die politische Grenzführung auch der Talsohle des Hellentals. Wir begegnen hier manchen steinernen Zeugen einer bewegten Regionalgeschichte – wie auch an anderen Bächen im Verlauf des tertiären Grabens. Wo aus dem „Höllentaler Loch“ der Appelshüttenborn in das Tal einmündet, steht ein „Dreiämterstein“ von 1828. Hier grenzten im 18. Jahrhundert die drei Ämter Uslar, Holzminden und Erichsburg -Hunnesrück aneinander. Der Stein diente zugleich auch zum Markieren der Ländergrenze Braunschweig – Hannover (bzw. Preußen). Er trägt auch die Buchstaben KH (Königreich Hannover) und HB (Herzogtum Braunschweig). Auch „Preußensteine“ stehen noch entlang des Baches, gesetzt um 1901 anstelle der alten Landesgrenzsteine nach der Schlacht von Langensalza (1866), nachdem Hannover preußisch geworden war. Wir erkennen ein P auf der einen und ein B auf der anderen Seite dieser Steine. An der „steinreichen“ Grenze im Hellental entwickelte sich bald eine ergiebige Einnahmequelle für die Dorfbewohner: Der Schmuggel von Zucker, Salz und Tabak. Von den Zeiten der „Grenzgängerei“ kündete noch in jüngster Zeit der Stamm der „Zuckereiche“ auf dem Vogelherd. Sie diente den Schmugglern als geheimer Treffpunkt zum Austausch von „Ware“. Auch den Wilddieben erleichterte die Grenze das Handwerk. Ein rascher Sprung über den Bach in einen anderen Amtsbereich brachte die Freischützen zum Ärger der sie verfolgenden Förster in Sicherheit. Noch heute nennen die alten Hellentaler den Bach „die Grenze“.


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