Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen in Klinik und Praxis
Jahrgang 38, Heft 4 Oktober 2025
VERL AG PERFUSION
Offizielles Organ der Deutschen Gesellschaft für Arterioskleroseforschung
Current Contents/ Clinical Medicine
ÜBERSICHTSARBEIT
LifeVest® Defibrillatorweste – ein wirksamer Schutz vor dem plötzlichen Herztod
FOREN
Forum cardiologicum:
• Herzinsuffizienz: Barorezeptor-Aktivierungstherapie kann das kardiale Remodelling umkehren
• Mavacamten: Daten aus dem Versorgungsalltag bestätigen das Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil des kardialen Myosininhibitors
Forum nephrologicum:
• InspeCKD-Studie zeigt Defizite bei der Früherkennung der chronischen Nierenkrankheit in der Primärmedizin
• Kombination aus Finerenon und Empagliflozin verlangsamt Fortschreiten der chronischen Nierenerkrankung bei Patienten mit Typ-2-Diabetes
KONGRESSBERICHTE
• Eylea® 8 mg: Überzeugende Langzeitstudiendaten und Erfahrungen aus dem klinischen Alltag
• Ein Jahr Zulassung von Sotatercept – Bilanz und Ausblick auf eine innovative Wirkstoffklasse in der PAH-Therapie
• Kardiale Amyloidose als Ursache der Herzinsuffizienz im Blick behalten
• Sepiapterin – eine neue Therapieoption mit dualem Wirkmechanismus für Kinder und Erwachsene mit Phenylketonurie
bei **PAH
Für mehr Leben
ZEIT, DASS SICH WAS *DREHT. PAH:
Erwägen Sie für Ihre geeigneten erwachsenen PAH-Patienten dem Behandlungsplan ®WINREVAIR hinzuzufügen, den ersten und einzigen zugelassenen Aktivin-Signalweg-Inhibitor bei 1,2PAH.
* Für den Claim „Zeit, dass sich was dreht.“ besteht keine Verbindung, keine geschäftliche Beziehung und keine Assoziation zu Urhebern, deren Werken, Marken oder sonstigen Schutzrechten. | ** WINREVAIR® ist, in Kombination mit anderen Therapien gegen pulmonale arterielle Hypertonie (PAH), für die Behandlung von PAH bei erwachsenen Patienten mit der WHO-Funktionsklasse (FK) II bis III zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit angezeigt.2
Referenzen: 1. European Medicines Agency (EMA), Positive CHMP opinion on first-in-class medicine to treat pulmonary arterial hypertension; www.ema.europa.eu/en/news/positive-chmpopinion-first-class-medicine-treat-pulmonary-arterial-hypertension (eingesehen am 30.07.2025) | 2. Fachinformation WINREVAIR®, Stand März 2025
www.msd.de
JA ZU MEHR.
Winrevair® 45 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
Winrevair® 60 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
Wirkstoff: Sotatercept Zus.: Arzneil. wirks. Bestandt.: 1 Durchstechfl. enth. 45 bzw. 60 mg Sotatercept. Nach Rekonstitution enth. jeder ml 50 mg Sotatercept. Sonst. Bestandt.: Citronensäure-Monohydrat (E 330), Natriumcitrat (E 331), Polysorbat 80 (E 433), Saccharose, Wasser für Injekt.-zwecke. Anw.: In Komb. m. anderen Ther. gegen pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) für die Behandl. von PAH bei erw. Pat. m. d. WHO-Funktionsklasse (FK) II bis III zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Gegenanz.: Überempf.-keit gg. d. Wirkstoff od. e. d. sonst. Bestandt. Pat. m. e. konstanten Thrombozytenzahl < 50 × 109/l vor Beginn d. Behandl. Vorsicht bei: Pat. m. Erythrozytose, bei d. ein erhöh. Risiko für thromboembolische Ereignisse besteht; Pat., d. zusätzlich eine Prostacyclin-Inf. erhalten; Pat., d. Antithrombotika erhalten; Pat. m. niedriger Thrombozytenzahl; Pat. ≥ 65 Jahre Nicht empf.: Anw. während Schwangerschaft u. bei Pat. im gebärfähigen Alter, d. nicht verhüten. Nebenw.: Sehr häufig: Thrombozytopenie; Hämoglobin erhöht. Schwindelgefühl; Kopfschmerz. Epistaxis. Diarrhoe. Teleangiektasie; Ausschlag. Häufig: Zahnfleischbluten. Erythem. Jucken an der Injekt.-stelle. Erhöhter Blutdruck. Warnhinw.: Stillen während Behandl. und für 4 Mon. nach der letzten Behandl.-dosis. unterbrechen. Verschreibungspflichtig. Bitte lesen Sie vor Verordnung von Winrevair® die Fachinformation! Pharmazeutischer Unternehmer: Merck Sharp & Dohme B.V., Waarderweg 39, 2031 BN Haarlem, Niederlande; Lokaler Ansprechpartner: MSD Sharp & Dohme GmbH, Levelingstr. 4a, 81673 München MSD MedInfo: Tel.: +49 (0) 89 20 300 4500, E-Mail: medinfo@msd.de Stand: 03/2025 (RCN: 000027561-DE)
Anti-nutrients
Anti-nutrients are compounds that interfere with the absorption and utilization of certain nutrients. They are found primarily in plant-based foods. Essentially, they constitute a plant’s defence mechanism against predators. Anti-nutrients include a range of compounds, e.g.:
• Phytates (phytic acid): Found in whole grains, seeds, nuts, and legumes. They can bind to minerals like iron, zinc, magnesium calcium etc. and reduce their absorption.
• Lectins: Found in legumes and grains. They can interfere with nutrient absorption and cause digestive discomfort.
• Oxalates: Present in leafy greens. They bind to calcium and other minerals, making them less available for absorption.
• Tannins: Found in tea, coffee, and some legumes.They can in-
hibit the absorption of iron and interfere with the digestion of protein.
• Goitrogens (Glucosinolates): Found in cruciferous vegetables, e.g. broccoli, cabbage, and kale. They can interfere with iodine uptake by the thyroid gland. It is relevant to remember that most anti-nutrients are reduced or deactivated by normal food preparation methods like soaking, sprouting, boiling, and fermentation. However, diets like keto, paleo, and carnivore eliminate or restrict whole food groups like, for instance, grains and legumes, that are high in anti-nutrients. Proponents of these diets tend to hype the topic of antinutrients to justify their claim that excluding these plant foods is reasonable. In the wellness sphere, the negative aspects of anti-nutrients tend to be exaggerated, leading to
fear-mongering about consuming perfectly healthy foods. Several of the compounds classified as anti-nutrients, e.g. phytates and tannins, have, in fact, significant health benefits. Sensible experts acknowledge that anti-nutrients exist and can inhibit nutrient absorption. At the same time, they stress that, for the vast majority of people who consume a varied and well-prepared diet, the negative effects are negligible. In summary, for most people consuming a balanced diet, anti-nutrients should not be a concern. The overall benefits of eating whole, plant-based foods far outweigh the potential negative effects of antinutrients.
Edzard Ernst, Emeritus Professor, University of Exeter
Prof. Dr. med. E. Ernst, Exeter, U.K.
Heft 4 Oktober 2025
106, 110 Forum cardiologicum 114, 116 Forum nephrologicum
105, 112, Mitteilungen
118, 127
120 Kongressberichte
Offizielles Organ der Deutschen Gesellschaft für Arterioskleroseforschung Current Contents/Clinical Medicine
INHALT
EDITORIAL
97 Antinährstoffe
E. Ernst
ÜBERSICHTSARBEIT
100 LifeVest® Defibrillatorweste – ein wirksamer Schutz vor dem plötzlichen Herztod
B. Söllner
106, 110 Forum cardiologicum 114, 116 Forum nephrologicum
105, 112, Informations
118, 127
120 Congress reports
CONTENTS
EDITORIAL
97 Anti-nutriens
E. Ernst
REVIEW
100 LifeVest® defibrillator vest – effective protection against sudden cardiac death
B. Söllner
Risiko für Plötzlichen Herztod reduzieren!
Schutz ab der ersten Minute –nicht invasiv und temporär
• 1 von 20 Patienten stirbt nach Myokardinfarkt (EF ≤ 35 %) in den ersten 90 Tagen – SCD in 50 % der Fälle1
• Erfolgreiche VT-/VF-Terminierung bei 96 % der Patienten in einer Metaanalyse2
• Hohe Patientenakzeptanz in großen Registerstudien –mehr als 22 Stunden Tragezeit pro Tag3, 4
Bewährter
Der WCD im Hilfsmittelverzeichnis des GKVSpitzenverbandes –Update 2019 inklusive primärprophylaktischer Indikationen!
Der plötzliche Herztod (Sudden Cardiac Death, SCD) zählt zu den häufigsten Todesursachen in der westlichen Welt: Allein in Deutschland versterben jährlich über 100.000 Menschen daran [1]. Häufigster Auslöser sind schnelle Herzrhythmusstörungen wie anhaltende Kammertachykardien (VT) und Kammerflimmern (VF). Ein wichtiger Faktor für einen Schutz vor dem plötzlichen Herztod ist schnelles Handeln, denn mit jeder Minute Verzögerung einer Defibrillation sinkt die Überlebenschance um etwa 10 % [2]. Deshalb werden Patienten mit einem dauerhaft hohen Risiko für einen plötzlichen Herztod oft mit einem implantierbaren Cardioverter-Defibrillator (ICD) geschützt. Bevor der Eingriff erfolgt, empfehlen die Leitlinien der nationalen und internationalen Fachgesellschaften jedoch eine Wartezeit. Diese soll nach Myokardinfarkt ohne Revaskularisierung 40 Tage, mit Revaskularisierung 3 Monate und bei nicht-ischämischer Kardiomyopathie mindestens 3 Monate betragen – vorausgesetzt, die Patienten erhalten in dieser Zeit eine optimale leitliniengerechte medikamentöse Therapie (Guideline Recommended Medical Therapy,
B. Söllner: LifeVest® Defibrillatorweste – ein wirksamer Schutz vor dem plötzlichem Herztod
ÜBERSICHTSARBEIT
LifeVest® Defibrillatorweste –ein wirksamer Schutz vor dem plötzlichen Herztod
Brigitte Söllner, Erlangen
GRMT), die aus einer Kombination von Betablockern, ARNI, MRAs und SGLT2-Inhibitoren – den sogenannten „Fantastic Four“ – besteht [3]. Diese medikamentöse Therapie kann die Pumpfunktion des Herzens wieder verbessern, braucht jedoch Zeit, um ihre vollständige Wirkung am Herzen entfalten zu können [4]. Wie die Ergebnisse der 2024 publizierten prospektiven, internationalen HF-OPT-Studie zeigen, verbesserte sich nach 90 Tagen unter adäquater medikamentöser Einstellung bei 46 % der Patienten die durchschnittliche linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) auf >35 %. Während des Follow-up und bei weiterer medikamentöser Optimierung stieg der Prozentsatz auf 68 % nach 180 Tagen und auf 77 % nach 360 Tagen [5]. Demnach können in vielen Fällen Medikamente dazu beitragen, dass sich die Pumpleistung des Herzens verbessert, das Risiko eines plötzlichen Herztodes sinkt und so kein ICD implantiert werden muss [5, 6]. Allerdings stellt die medikamentöse Einstellung in der Praxis oft eine Herausforderung dar, besonders in Hinblick auf die Intensität und Geschwindigkeit der Auftitration. Das hat zur Folge, dass die optimale Dosis oft nicht erreicht wird und
die Patienten vor allem in der Frühphase ein hohes Risiko haben, am SCD zu versterben [7, 8].
SCD-PROTECT-Studie bestätigt hohes SCD-Risiko während der vulnerablen Frühphase
Dass gerade in der Zeit früh nach einem kardialen Ereignis das höchste Risiko für einen plötzlichen Herztod besteht, belegen auch die Ergebnisse der im August 2025 im European Heart Journal publizierten multizentrischen SCDPROTECT Studie [9]. Ziel dieser epidemiologischen Studie war es, die Inzidenzrate eines plötzlichen Herzstillstands (Sudden Cardiac Arrest, SCA) bei Patienten während der medikamentösen Auftitrierung zu untersuchen und daraus Schlüsse für die bis zur Implantation eines Defibrillators einzuplanende Wartezeit zu ziehen.
Dazu wurden die Daten von 19.598 konsekutiv eingeschlossenen Patienten aus ganz Deutschland ausgewertete, die zwischen Dezember 2021 und Mai 2023 nach einer neu diagnostizierten nicht-ischämischen (NICM) oder ischämischen Kardiomyopathie (MI oder KHK) mit einer tragbaren Defibrillator-
bei
WCD-Anpassung, ± SD ##
B. Söllner: LifeVest® Defibrillatorweste – ein wirksamer Schutz vor dem plötzlichem Herztod
# Anzahl der Patienten mit ICD. Gezeigt wird die Anzahl der ICD-Schocks.
Abbildung 1: Die in verschiedenen Studien anhand der von der Defibrillatorweste abgegebenen Schocks ermittelte Inzidenzrate eines plötzlichen Herzstillstands (SCA) während der Auftitration der optimalen leitliniengerechten medikamentösen Therapie (GRMT) zeigt, dass die SCD-Inzidenz in den ersten Wochen nach einem kardialen Ereignis am höchsten ist. Daher ist der vorübergehende Schutz vor einem SCD mithilfe einer tragbaren Defibrillatorweste (LifeVest®) schon ab Beginn der Auftitration der GRMT sinnvoll, zumal er allen Beteiligten die notwendige Zeit für fundierte Entscheidungen über dauerhafte Therapieoptionen verschafft.
LVEF (%) am Ende der WCD-Anwendung, Mittelwert ± SD ##
Inzidenzrate der ersten adäquaten Behandlung (pro 100 Patientenjahre) 24,9±7,5
weste (Wearable Cardioverter Defibrillator, WCD) versorgt wurden, um die vulnerable Phase während der Medikamenten-Auftitration bis zur Defibrillatorimplantation zu überbrücken.
32,3±12,0
35,1±13,7 43,3±9,8
27,2±9,9
39,2±18,8
Primärer Endpunkt war die SCAInzidenz, definiert durch einen vom WCD abgegebenen adäquaten Schock und angegeben als kumulative Inzidenz (Ereignisse pro 100 Patientenjahre). Sekundäre Endpunkte waren unangemessene WCD-Behandlungen, Gesamtmortalität, unerwünschte Ereignisse, die Adhärenz zur WCD-Anwendung, die Dauer der WCD-Anwendung sowie die Medikation [9].
27,2±7,9
Die SCA-Inzidenz bei Patienten mit NICM betrug 6,10 und bei Pa-
tienten mit MI/KHK 8,64 Ereignisse pro 100 Patientenjahre (Abb. 1).
Die Inzidenzdichte (alle adäquaten Schocks) belief sich auf 8,53 für NICM und 14,98 für ICM pro 100 Patientenjahre. Als vulnerabelste Phase erwiesen sich die ersten 4 Monate, in denen mit Abstand die meisten SCA-Ereignisse auftraten. Inadäquate Schocks wurden selten aufgezeichnet (Gesamtrate 0,5 %).
Die Gesamtmortalität war mit 0,6 % sehr gering. Hautirritationen, die zum Abbruch führten, traten mit 0,3 % nur selten auf. Die Adhärenz war sehr hoch mit einer medianen
Tragedauer in beiden Gruppen von 23,4 bzw. 23,5 Stunden pro Tag. Die mediane WCD-Anwendungsdauer umfasste insgesamt 62 Tage.
## Die Prozentsätze beziehen sich auf die Anzahl der Patienten mit gemeldeten Daten.
Die Patienten wurden entsprechend der GRMT mit folgenden Medikamenten behandelt: ARNI (ca. 70 %), ARB (ca. 15 %), ACE-Inhibitoren (ca. 20 %), Beta-Blocker (ca. 95 %), MRA (ca. 80 %) und SGLT2-Inhibitoren (ca. 80 %). Hauptgrund für die Beendigung der WCD-Nutzung war die Verbesserung der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF). Die mittlere LVEF zu Studienbeginn betrug 26,9 % (±10,3) in der NICM-Gruppe und 28,4 % (±8,0) in der MI/ KHK-Gruppe und verbesserte sich in beiden Gruppen auf über 35 %: 38,9 % (±10,8) bei NICM bzw. 38,3 % (±9,9) bei MI/KHK. Etwa 35 % der Patienten in beiden Gruppen wurde unmittelbar nach Ende der WCD-Anwendung ein ICD implantiert [9].
Schutz in der frühen Phase –ein WCD verschafft Zeit für fundierte Entscheidungen
Wie die Ergebnisse der SCD-PROTECT-Studie mit einer SCA-Ereignisrate zwischen 6,1 und 8,6 pro 100 Patientenjahre zeigen, ist die Inzidenz adäquater WCD-Schocks bei Patienten mit reduzierter LVEF und neu diagnostizierter NICM ebenso wie bei Patienten mit MI/ KHK trotz begonnener Implementierung der GRMT hoch. Daher ist für Patienten mit Kardiomyopathien der temporäre Schutz durch einen tragbaren Defibrillator in der vulnerablen Phase der medikamentösen Auftitration Therapie sinnvoll. Der WCD schützt nicht nur den Patienten effektiv vor einem SCD, er verschafft den Patienten und den behandelnden Ärzten auch Zeit, um das vollständige kardiale
Reverse-Remodeling abzuwarten und basierend auf den in dieser Zeit kontinuierlich aufgezeichneten Patientendaten eine individuelle, datengestützte Risikostratifizierung durchzuführen, bevor dauerhafte Therapieoptionen wie die Implantation eines ICD in Betracht gezogen werden [9].
Adäquate Schocks wurden in der SCD-PROTECT-Studie über eine Zeitspanne von ca. 200 Tagen abgegeben, die meisten in den ersten Wochen. Die Häufigkeit liegt damit deutlich über den in Langzeitstudien zu ICD berichteten Raten. Vor diesem Hintergrund sollte die Anwendung eines WCD nach der von den Leitlinien empfohlenen Wartezeit von 90 Tagen gezielt evaluiert werden, um auf Basis der individuellen Risikoabschätzung eine mögliche Verlängerung der bestmöglichen medikamentösen Therapie in Erwägung zu ziehen [9].
In der DANISH-Studie [10] zeigten Patienten mit NICM über einen
durchschnittlichen Nachbeobachtungszeitraum von 67,6 Monaten eine niedrige Inzidenz von 2,04 angemessenen ICD-Therapien pro 100 Patientenjahre. Dieses Ergebnis spiegelt vermutlich den stabilen klinischen Zustand der Patienten unter GRMT wider. Vergleichbare Beobachtungen wurden auch in der SCD-HeFT-Studie [11] und der Studie von Frodi et al. [12] gemacht, mit berichteten Raten von 5,1 bzw. 1,5 pro 100 Patientenjahre (Abb. 1). Die Studiendaten zeigen, dass eine verlängerte Risikostratifizierung über die 90 Tage hinaus dazu führt, dass bei dem Großteil der Patienten auf die Implantation eines ICDs verzichtet werden kann.
In der Praxis vielfach bewährt: die LifeVest® Defibrillatorweste
Die LifeVest® von Zoll ist der erste Defibrillator, der direkt am Körper getragen wird und im Gegensatz
zum implantierbaren CardioverterDefibrillator (ICD) nicht im Brustbereich implantiert wird. Der tragbare Kardioverter-Defibrillator besteht aus 2 Hauptkomponenten: aus einer Stoffweste, in der sich ein Gürtel mit Mess- und Therapieelektroden befindet, und einem Monitor. Die Weste wird unter der Kleidung direkt am Körper getragen, der Monitor an der Hüfte oder an einem Schulterriemen (Abb. 2). Das Gerät wird rund um die Uhr getragen, auch während des Schlafens, und sollte vom Patienten nur zum Waschen oder Duschen abgelegt werden.
LifeVest® kann das Herz des Patienten kontinuierlich überwachen. Werden bestimmte lebensbedrohliche Herzrhythmen erkannt, benachrichtigt das integrierte Alarmmodul den Patienten mit hör-, sicht- und fühlbaren Warnsignalen. Ist der Patient bei Bewusstsein und toleriert die Arrhythmie, kann er einen unnötigen Schock verhindern, indem
B. Söllner: LifeVest® Defibrillatorweste – ein wirksamer Schutz vor dem plötzlichem Herztod
B. Söllner: LifeVest® Defibrillatorweste – ein wirksamer Schutz vor dem plötzlichem Herztod
er gleichzeitig die beiden Reaktionstasten am Monitor gedrückt hält. Ist der Patient bewusstlos, setzt das Gerät erst ein leitendes Blue™-Gel über die Therapieelektroden frei, um die Leitfähigkeit der Haut zu erhöhen und das Verbrennungsrisiko zu senken, und gibt dann über die Therapieelektroden einen elektrischen Behandlungsschock ab, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen.
Für die LifeVest® ist – anders als beim automatischen externen Defibrillator (AED) – kein Eingreifen durch andere Personen notwendig. Die Behandlungssequenz – von der Erkennung der lebensbedrohlichen Arrhythmie bis zur Abgabe des Behandlungsschocks – dauert in der Regel etwa eine Minute.
Indikationen
Die LifeVest® Defibrillatorweste wird bei einer Vielzahl von Indikationen eingesetzt, bei denen Patienten einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod ausgesetzt sind, u.a. nach Myokardinfarkt mit einer LVEF ≤35 %, vor oder nach koronarer Revaskularisierung, bei neu diagnostizierter Kardiomyopathie oder kongestiver Herzinsuffizienz mit einer LVEF ≤35 %, bei Myokarditis sowie bei indizierter ICD-Implantation, die z.B. aufgrund von Begleiterkrankungen noch nicht möglich ist. Der zuverlässige temporäre, nichtinvasive Schutz durch die LifeVest® gibt dem Arzt wertvolle Zeit, um die medizinische Therapie zu optimieren und mithilfe der Aufzeichnung der kardialen Ereignisse das Langzeitrisiko des Patienten zu bestimmen.
Überzeugende klinische Wirksamkeit und Sicherheit
Umfangreiche Daten aus retrospektiven und prospektiven Registern mit mehr als 40.000 Patienten belegen die klinische Effektivität der LifeVest® bei der Terminierung ventrikulärer Tachyarrhythmien bei gleichzeitig sehr niedrigem Risiko für inadäquate Schocks [13–16]:
• Eine Metaanalyse mit annähernd 20.000 Patienten zeigte erfolgreiche VT/VF-Terminierungen in 96 % der Fälle [14].
• Nach den Ergebnissen des pro spektiven WEARIT II-Registers aus dem Jahr 2015 benötigen nur 42 % der Patienten mit ischämischer, nicht-ischämischer oder kongenitaler Kardiomyopathie und eingeschränkter LVEF nach einer mittleren Tragedauer des WCD von 90 Tagen (22,5 Stunden/Tag) noch einen ICD [17].
• Dass der WCD bei konsequenter Anwendung einen klaren Überlebensvorteil bietet, verdeutlichen auch die Ergebnisse der randomisierten, kontrollierten Studie „Vest Prevention of Early Sudden death Trial“ (VEST), die 2.302 Patienten mit stark eingeschränkter Pumpfunktion nach Myokardinfarkt einschloss [18]. In der Intention-to-treat-Analyse konnte zwar keine signifikante Senkung des primären Endpunktes arrhythmische Mortalität gezeigt werden (relatives Risiko, 0,67; p = 0,18). Die Gesamtmortalität hingegen – der wichtigste sekundäre Endpunkt – wurde signifikant reduziert (relatives Risiko, 0,64; p = 0,04). Dieses Ergebnis wurde in einer im Jahr 2020 veröffentlichten Per-Proto-
col-Analyse der VEST-Studie nochmals näher beleuchtet. In diese Analyse wurden alle Patientendaten vom Zeitpunkt der Randomisierung bis zum letzten protokollgemäßen Tragetag des WCD eingeschlossen, nicht aber diejenigen Tage nach einem vorzeitigen Abbruch, z.B. wegen ICD-Implantation. Die Per-Protocol-Analyse zeigte, dass bei Patienten unter konsequenter WCD-Therapie nicht nur die Gesamtmortalität um 75 % (p < 0,001), sondern auch der primäre Endpunkt eines arrhythmischen Todes um 62 % (p = 0,02) signifikant reduziert wurde. Die tägliche Tragezeit in der Per-Protocol-Analyse (Median) lag bei ≥22 Stunden [19].
• Die 2021 publizierte PROLONG-II-Studie [20] schloss 353 Patienten mit Herzinsuffizienz (ICM oder NICM; LVEF 25 ± 8 %) ein, die zwischen 2012 und 2017 mit einem WCD versorgt wurden. Die mittlere Tragezeit pro Patient lag bei 104 ± 76 Tagen. Bei guter Compliance (22 Stunden Tragzeit pro Tag) erhielten 4 % der ICM- und 4 % der NICM- Patienten aufgrund lebensbedrohlicher ventrikulärer Arrhythmien einen Behandlungsschock durch die LifeVest®. Nach Abgabe des WCD hatten 53 % der Patienten keine ICD-Indikation mehr (Verbesserung der LVEF auf ≥35 %). Anschließend wurden die Patienten 2,8 ± 1,5 Jahre nachbeobachtet. Dabei zeigte sich, dass eine Defibrillation durch den WCD keinen Einfluss auf die Mortalität im weiteren Follow-up hatte. Außerdem traten bei Patienten ohne ICD-Indikation nach Tra-
gen der LifeVest® im Follow-up keine lebensbedrohlichen Arrhythmien oder SCD auf.
Von Leitlinien empfohlen
Die LifeVest® Defibrillatorweste ist seit 2000 in Europa CE-zertifiziert, und seit 2001 besitzt sie die Zulassung der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA). Seit 2015 wird die LifeVest® in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) [6], in mehreren Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) [21, 22, 23] – darunter die ESC Heart Failure Guidelines 2021 [23] und die ESC VT/VF Guidelines 2022 [23] – sowie in außereuropäischen kardiologischen Leitlinien, etwa der American Heart Association (AHA), des American College of Cardiology (ACC) und der Heart Rhythm Society (HRS), zur Behandlung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen und zur Prävention des SCD berücksichtigt und empfohlen [24].
Kostenerstattung
Die LifeVest® Defibrillatorweste ist seit 2005 im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes gelistet. Sie wird als Hilfsmittel verordnet. Die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen erstattet. Im Juli 2019 wurde das Hilfsmittelverzeichnisses aktualisiert und ergänzend alle primärprophylaktischen Indikationen mit einer hochgradig eingeschränkten Pumpfunktion (LVEF ≤35 %) aufgenommen [25]. Hierzu zählen vor allem Patienten mit einem temporär erhöhten Ri-
B. Söllner: LifeVest® Defibrillatorweste – ein wirksamer Schutz vor dem plötzlichem Herztod
siko für einen plötzlichen Herztod nach akutem Myokardinfarkt (<40 Tage zurückliegend), einer erwarteten LVEF-Verbesserung bei akuter Myokarditis oder bei Erstdiagnose einer dilatativen Kardiomyopathie. Weitere Einsatzbereiche sind die peripartale Kardiomyopathie, die fortgeschrittene koronare Herzkrankheit während der Wartezeit auf eine geplante Herzoperation sowie nach einer PTCA oder BypassOperation (ACVB). Weiterhin wird eine prolongierte Risikostratifizierung mit der Defibrillatorweste aufgeführt. Die Ergänzung des Hilfsmittelverzeichnisses unterstreicht die überzeugende wissenschaftliche Datenlage und bestätigt die seit Jahren gängige Verordnungspraxis.
8 Solomon SD et al. Sudden death in patients with myocardial infarction and left ventricular dysfunction, heart failure, or both. N Engl J Med 2005; 352:2581-2588
9 Duncker D et al. Sudden cardiac death in newly diagnosed non-ischaemic or ischaemic cardiomyopathy assessed with a wearable cardioverter-defibrillator: the German nationwide SCD-PROTECT study. Eur Heart J 2025; ehaf668. doi: 10.1093/eurheartj/ ehaf668. Epub ahead of print
10 Køber L et al. Defibrillator implantation in patients with nonischemic systolic heart failure. N Engl J Med 2016; 375:1221-1230
11 Bardy GH et al. Amiodarone or an implantable cardioverter–defibrillator for congestive heart failure. New Engl J Med 2005; 352:225-237
12 Frodi DM et al. Incidence and risk factors for first and recurrent ICD shock therapy in patients with an implantable cardioverter defibrillator. J Interv Card Electrophysiol 2025:125-139
13 Epstein AE et al. Wearable cardioverter-defibrillator use in patients perceived to be at high risk early post-myocardial Infarction. J Am Coll Cardiol 2013; 62:2000-2007
Literatur
1 Kauferstein S et al. Plötzlicher Herztod bei jungen Menschen durch kardiale Gendefekte. Dtsch Arztebl Int 2009; 106:41-47
2 Perkins GD et al. Basismaßnahmen zur Wiederbelebung Erwachsener und Verwendung automatisierter externer Defibrillatoren. Notfall + Rettungsmedizin 2015;18:748-769
3 McDonagh TA et al. 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Eur Heart J 2021;42:3599-3726
4 Tromp J et al. A systematic review and network meta-analysis of Pharmacological Treatment of heart failure with reduced ejection fraction. JACC Heart Fail 2022;10:73-84
5 Veltmann C et al. Therapy duration and improvement of ventricular function in de novo heart failure: the Heart Failure Optimization study. Eur Heart J 2024; 45:2771-2781
6 Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (Hrsg.): Ventrikuläre Arrhythmien und Prävention des plötzlichen Herztodes, ESC Pocket Guidelines, Version 2015
7 Adabag AS et al. Sudden death after myocardial infarction. JAMA 2008; 300:2022-2929
14 Nguyen E. et al. Wearable cardioverterdefibrillators for the prevention of sudden cardiac death: a meta-analysis. J Innov Card Rhythm Manag 2018;9:31513162
15 Wäßnig NK et al. Experience with the wearable cardioverter-defibrillator in patients at high risk for sudden cardiac death. Circulation 2016;134:635-643
16 Deneke T. et al. Kommentar zu den ESC-Leitlinien 2015 „Ventrikuläre Arrhythmien und Prävention des plötzlichen Herztodes“. Kardiologe 2017;11: 27-43
17 Kutyifa V et al. Use of the wearable cardioverter defibrillator in high-risk cardiac patients data from the prospective registry of patients using the wearable cardioverter defibrillator (WEAR IT-II registry). Circulation 2015;132: 1613-1619
18 Olgin JE et al. Wearable cardioverter-defibrillator after myocardial infarction. New Engl J Med 2018;379:12051215
19 Olgin JE et al. Impact of wearable cardioverter-defibrillator compliance on outcomes in the VEST trial: as-treated and per-protocol analyses. J Cardiovasc Electrophysiol 2020;31:1009-1018
20 Mueller-Leisse J. et al. Extended follow-up after wearable cardioverter-defibrillator period: the PROLONG-II study. ESC Heart Fail 2021;8: 51425148
B. Söllner: LifeVest® Defibrillatorweste – ein wirksamer Schutz vor dem plötzlichem Herztod / Mitteilungen
21 Priori SG et al. 2015 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death. Rev Esp Cardiol (Engl Ed) 2016;69:176
22 McDonagh TA et al. 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure of the European Society of Cardiology (ESC) with the special contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the ESC. Eur Heart J 2021;42:3599-3726
23 Zeppenfeld K et al. 2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death. Eur Heart J 2022;43:3997-4126
24 Al-Khatib SM et al. 2017 AHA/ACC/ HRS guideline for management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death: executive summary. Circulation 2028;138: e272-e391
25 GKV-Spitzenverband – Nachtrag zum Hilfsmittelverzeichnis – Bundesanzeiger vom 23. Juli 2019
MITTEILUNGEN
NextGen’ Praluent®Pen
Auf der 91. DGK-Jahrestagung 2025 wurde der NextGen‘Praluent® Pen erstmals in Deutschland vorgestellt. Damit stehen jetzt alle 3 Dosierungen* des PCSK9-Inhibitors in einem einheitlichen Pen-Design mit identischer Funktionsweise für eine schnelle, vereinfachte Selbstinjektion zur Verfügung.
Die Patienten profitieren von der komfortablen, optimierten Anwendung – ohne Aktivierungsknopf und mit besserer Griffigkeit. Zu Beginn und am Ende der Injektion gibt der Pen ein auditives und visuelles Feddback und bestätigt damit die vollständige Verabreichung.
Die verbesserte ergonomische Form des neuen Pens ermöglicht eine einfache, kontrollierbare Handhabung und verhindert sein Wegrollen. Die Nadel ist nicht sichtbar und vor und nach der Injektion in einer Schutzhülle verborgen.
Auch für die Ärzte bietet der neue Autoinjektor Vorteile: Dank der einheitlichen Funktionsweise können sie zum Beispiel ohne zusätzliche Schulung der Patienten die Dosierung von 2-wöchentlichen auf monatliche Intervalle mit nur noch rund 12 Injektionen pro Jahr umstellen.
* 300 mg alle 4 Wochen (monatlich), 150 mg und 75 mg alle 2 Wochen. Die 4-wöchentliche Dosierung 300 mg sowie die 2-wöchentliche Dosierung 150 mg steht Patienten, bei denen eine stärkere LDL-C-Senkung (> 60 %) erforderlich ist, auch als Anfangsdosis zur Verfügung.
Anschrift der Verfasserin: Brigitte Söllner Medizinjournalistin und Wissenschaftliche Lektorin Lärchenweg 10 91058 Erlangen brigitte.sollner@online.de
S. M.
106
Bei einer Herzinsuffizienz (HI) mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) kann es zum gefürchteten Remodelling des Myokards kommen: Kontraktilität, Herzleistung, Myokardstruktur und weitere klinische Parameter verschlechtern sich im Krankheitsverlauf zusehends. Eine vielversprechende Therapieoption für Patienten mit HFrEF, die bereits eine leitliniengerechte medikamentöse Therapie (GDMT) erhalten und dennoch HI-Symptome aufweisen (therapieresistente HI), ist die Barorezeptor-Aktivierungstherapie (BAT) mit Barostim™. In einer aktuellen Publikation im Journal of the American College of Cardiology [1] wurden zwei Kasuistiken einer Patientin und eines Patienten mit dekompensierter HI präsentiert, bei denen es durch eine BAT zum gewünschten „reverse cardiac remodelling“ (RCR) kam und sich relevante kardiale Parameter, einschließlich des NT-proBNP, deutlich verbesserten. Für die Praxis lässt sich daraus ableiten, dass eine BAT bei therapieresistenter HI die Herzleistung und die ventrikulär-arterielle Kopplung verbessern kann und es darüber hinaus ermöglicht, die GDMT hochzutitrieren.
Chronisch erhöhter Sympathikotonus als Ursache
Ein zentraler maladaptiver Mechanismus in der Entwicklung einer Herzinsuffizienz ist die chronische Aktivierung des sympathischen autonomen Nervensystems [2]. Der dauerhaft erhöhte Sympathikotonus führt zu einer Erhöhung
FORUM CARDIOLOGICUM
Herzinsuffizienz:
Barorezeptor-Aktivierungstherapie kann das kardiale Remodelling umkehren
von Herzfrequenz und Blutdruck, langfristig zur Herzinsuffizienz mit Apoptose von Kardiomyozyten, myokardialer Fibrose und zu weiteren Einschränkungen der linksventrikulären Kontraktilität infolge des gefürchteten Remodelling des Myokards [3, 4].
Eine wichtige Rolle bei der Regulation des Blutdrucks spielen die Barorezeptoren und der durch sie vermittelte Reflex. Barorezeptoren sind mechanisch erregbare Nervenendigungen in der Gefäßwand, die intraluminale Druckänderungen registrieren und entsprechende Signale an das autonome Nervensystem senden. Die Barorezeptoren entlang des Aortenbogens und der Karotiden halten dadurch den arteriellen Blutdruck auf einem konstanten Niveau: Bei einer erhöhten Wandspannung leiten sie ein afferentes Signal an den Hirnstamm, wodurch efferente sympathische Signale gehemmt und parasympathische erhöht werden. In der Folge sinkt die die Herzfrequenz und die Reninausschüttung in der Niere –die Gefäße erweitern sich und der Blutdruck sinkt.
Baroreflex-Aktivierungstherapie mit Barostim™
Die Baroreflex Aktivierungs-Therapie (BAT) stimuliert über eine in der Karotis platzierte Elektrode die Barorezeptoren der Halsschlagader durch elektrische Impulse. Diese senden entsprechende Signale an das Gehirn, die dazu führen, dass die Sympathikusaktivität am Herzen, an den Blutgefäßen, den Nebennieren, Nieren, der Lunge und anderen Organen verringert, die parasympathische Aktivität dagegen gesteigert wird – das autonome Nervensystem wird wieder ins Gleichgewicht gebracht, sodass auch die Herzinsuffizienz-Symptome gelindert werden [5].
Die Abgabe der elektrischen Impulse erfolgt über den Barostim™ NEO, einen implantierbaren Impulsgenerator (IPG), der über die an der Adventitia der Arteria carotis fixierte Karotissinuselektrode die Barorezeptoren in der Karotis stimuliert (Abb, 1). Die elektrische Impulsfolge, ihre Frequenz, Pulsbreite und Stromamplitude werden über einen externen Computer
mit entsprechender Software programmiert. Das Programmiersystem ermöglicht eine nichtinvasive Anpassung der Therapieparameter und ruft Informationen zum Status des IPG ab.
Reverse cardiac remodelling als Therapieziel
Die wünschenswerte Umkehrung des ungünstigen kardialen Remodelling bezeichnet man als „reverse cardiac remodelling“ (RCR). Es stellt einen dynamischen Prozess dar, bei dem es nach einer Phase der strukturellen und funktionellen Verschlechterung zu systemischen Veränderungen der kardialen Geometrie und Funktion kommt. Diese führen zu einer Verbesserung der kardiovaskulären Leistungsfähigkeit sowie der klinischen Prognose der Patienten, weshalb RCR bei der HI-Behandlung stets auch als therapeutisches Ziel gilt.
Verbesserung des VAC und klinisch relevantes RCR nach BAT – zwei Fallbeispiele
Die Baroreflex-Aktivierungstherapie (BAT) mittels Barostim™ ist für Patienten mit Herzinsuffizienz oder mit einer therapierefraktären Hypertonie zugelassen. In den aktuell veröffentlichten Kasuistiken wurden eine nahezu „austherapierte“ Patientin und ein Patient präsentiert, bei denen eine BAT die Verbesserung der ventrikulärarteriellen Kopplung sowie ein eindrucksvolles kardiales Remodelling bewirkte.
Fall 1
Eine 65-jährige Frau wurde mit akut dekompensierter Herzinsuffizienz im Stadium NYHA IV stationär aufgenommen. Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) lag bei 10 – 15 % und es bestand eine Mi-
tralinsuffizienz. In der Herzkatheteruntersuchung fanden sich keine Anzeichen einer KHK. Nach Einleitung einer GDMT inklusive Diuretika wurde die Patientin nach 4 Tagen entlassen. 10 Monate später wurde sie erneut aufgenommen, mit einer LVEF von 20 – 25 %. Trotz intensivierter GDMT blieb der NYHA-Status bei III. Daher entschied man sich zur Durchführung einer BAT. Der Blutdruck erreichte nach Device-Implantation bis zu 140 mmHg systolisch, weshalb im Rahmen der GDMT endlich ein Sartan angesetzt werden konnte, was zuvor nicht möglich gewesen war. Eine Kontroll-Echokardiographie zeigte eine Verbesserung der ventrikulären Funktion und Morphologie mit einer LVEF von 40 – 45 %, einer Reduktion des enddiastolischen und endsystolischen Volumens, eine absolute Zunahme des Schlagvolumens um 24 ml sowie eine Abnahme der linksventrikulären Masse um 31 %. Vor BAT
108
FORUM CARDIOLOGICUM
Ventrikulär-arterielle Kopplung – ein Parameter zur Bewertung der mechanischen Effizienz des Herz-Kreislauf-Systems
Der Terminus „ventrikulär-arterielle Kopplung“ (VAC) beschreibt die dynamische Wechselwirkung zwischen der ventrikulären Pumpleistung und der daraus resultierenden Druckveränderung im arteriellen System. Bei einer Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) kann es zu einer ventrikulär-arteriellen Entkopplung kommen, die zu einer weiteren Verschlechterung der peripheren arteriellen Perfusion führt. Diese Entkopplung korreliert stark mit der Progression und Prognose der HI. Beschrieben wird die VAC technisch als Verhältnis der arteriellen Systemelastanz (Eₐ) zur endsystolischen Elastanz des linken Ventrikels (Eₑs). In einem adäquat gekoppelten kardiovaskulären System entspricht die Kontraktilität des linken Ventrikels der arteriellen Nachlast. Das ventrikulo-arterielle Kopplungsverhältnis (VA-Kopplungs-Quotient), berechnet als Eₐ / Eₑs, liegt dabei nahe 1,00.
betrug der VA-Kopplungs-Quotient 2,22, nach der Implantation verbesserte sich dieser Wert auf 1,00 (Normalwert).
Fall 2
Ein 75-jähriger Patient stellte sich mit neu aufgetretenen HIBeschwerden vor, die unter einer kardiotoxischen Chemo- und Antikörpertherapie wegen eines diffus großzelligen B-Zell-Lymphoms aufgetreten waren. Die LVEF betrug bei Aufnahme 20 – 25 %. Der Patient erhielt stationär Diuretika und wurde dann mit einer Betablocker- und Diuretikum-Verordnung entlassen. Wegen hypotoner Episoden konnte keine suffiziente GDMT erreicht werden. 3 Wochen später musste der Patient wieder aufgenommen werden und in den folgenden 6 Monaten entwickelte er u.a. eine Perikarditis, Vorhofflimmern, gastrointestinale Blutungen und eine Herzbeuteltamponade. Die GDMT wurde nun hochtitriert, so-
weit dies möglich war. Der Patient wurde als NYHA IIIa eingestuft und die Indikation zur BAT gestellt. Post-BAT verbesserten sich die HI-Beschwerden deutlich und die 5-Minuten-Gehstrecke nahm von 287 auf 492 Meter zu. Die LVEF erhöhte sich auf 57 %, die diastolischen und systolischen Kammervolumina nahmen ab und das Schlagvolumen erhöhte sich um 10 ml. Das NT-proBNP sank auf 325 pg/ ml (Wert vor BAT: 973 pg/ml). Der VA-Kopplungs-Quotient besserte sich von zuvor 1,17 auf 0,94.
Fazit
Die beiden Kasuistiken zeigen Befunde, die darauf hinweisen, dass die BAT eine wirksame Therapieoption zur Verbesserung der kardiovaskulären Leistungsfähigkeit bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) darstellen kann – insbesondere, wenn eine optimale Do-
sierung der leitliniengerechten medikamentösen Therapie (GDMT) nicht toleriert wird. Wie die strukturellen Veränderungen der linksventrikulären Anatomie und die verbesserte ventrikuloarteriellen Kopplung belegen, könnte ein „reverse cardiac remodelling“ (RCR) durch BAT selbst sowie durch die erhöhte Verträglichkeit der GDMT infolge der BAT induziert werden. In umfangreichen klinischen Studien wurde bereits eindrucksvoll gezeigt, dass die BAT zu einer Verbesserung der Lebensqualität, der körperlichen Belastbarkeit, der NYHA-Klasse und der Herzbelastungswerte führt und die Rate an Hospitalisierungen senken kann [2–5]. Die publizierten Kasuistiken erweitern das Verständnis der positiven Wirkungen der BAT auf das Herz-Kreislauf-System und insbesondere auf positive strukturelle Veränderungen (kardiales Remodelling), die als Indikator für Progression und Prognose bei HI gelten.
Brigitte Söllner, Erlangen
Literatur
1 Alhasan F et al. JACC Case Rep 2025; epub Sept 10:105351
2 Florea VG et al. Circ Res 2014;114: 1815-1826
3 Triposkiadis F et al. J Am Coll Cardiol 2009; 54:1747-1762
4 van Bilsen M et al. Eur J Heart Fail 2017;19:1361-1378
5 Gronda E et al. J Cardiovasc Med 2017; 18: 641-649
6 Zile MR et al. J Am Coll Cardiol 2020; 76:1-13
7 Zile MR et al. Eur J Heart Fail 2024; 26:1051-1061
8 Abraham J. Presentation at THT 2025, Boston
9 Abraham J et al. J Card Fail 2025; S1071-9164(25)00055-7
Bristol Myers Squibb stellte auf dem diesjährigen Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in Madrid die Ergebnisse der COLLIGO-HCM-Studie vor, einer globalen retrospektiven Datenanalyse aus dem Versorgungsalltag [1]. Sie zeigen, dass Mavacamten (Camzyos®) bei Patienten mit symptomatischer obstruktiver hypertropher Kardiomyopathie (HOCM) zu einer Verringerung der Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstrakts (LVOT) und zu einer Verbesserung der Symptomlast führte. Untersucht wurde eine ethnisch diverse Patientenpopulation, die in realen Versorgungssituationen in verschiedenen Ländern behandelt wurde. Dazu wurden weltweit Daten aus bestehenden Krankenakten und elektronischen Registern von HCM-Zentren erhoben und Patientenmerkmale, Symptome, Echokardiographie-Daten sowie unerwünschte Ereignisse zu Studienbeginn und zu verschiedenen Zeitpunkten der Nachbeobachtung analysiert. Die Effektivitäts- und Verträglichkeitsdaten aus der COLLIGO-HCM-Studie ergänzen die Ergebnisse randomisierter, kontrollierter klinischer Studien [2, 3] und stützen die wachsende Evidenz für Mavacamten, dem ersten und einzigen kardialen Myosin-Inhibitor, der
FORUM CARDIOLOGICUM
Mavacamten: Daten aus dem Versorgungsalltag bestätigen das Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil des kardialen
Myosin-Inhibitors
als leitliniengerechte Behandlungsoption für die symptomatische HOCM der NYHA-Klasse II–III zugelassen ist [4, 5, 6].
Studienteilnehmer aus vier Kontinenten
Die COLLIGO-HCM-Studie untersuchte die Effektivität und Verträglichkeit von Mavacamten bei 278 Patienten verschiedener Ethnien, darunter 23,2 % Schwarze, 5,4 % Asiaten und 4,3 % Menschen aus dem Nahen Osten oder Nordafrika, die an Studienzentren in den USA, Kanada, Großbritannien, Australien und Israel behandelt wurden. Zu Studienbeginn waren 54,7 % der Patienten der NYHA-Klasse II und 45,3 % der NYHA-Klasse III zuzuordnen [1].
Kontinuierliche Verbesserung der NYHA-Klasse und der Symptomlast
Die Ergebnisse zeigten, dass 59,9 % der Patienten bis Woche 24 eine Verbesserung der NYHA-Klasse um ≥1 erreichten. Insgesamt hatten 86,5 % (180/208) der Patienten mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 12 Wochen und 94,4 %
(153/162) der Patienten mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 24 Wochen eine NYHAKlassifikation von II oder weniger, einschließlich 30,9 % (50/162) mit einer NYHA-Klassifikation von I. Diese Patienten-Anteile verbesserten sich kontinuierlich bis Woche 96. In Woche 36 erreichte ein Großteil der Patienten (90,3 %) mittlere LVOT-Gradienten von ≤30 mmHg in Ruhe und 76,8 % nach ValsalvaManöver; diese Werte blieben bis Woche 96 stabil [1].
Einige Patienten (7,2 %; 20/278) begannen die Behandlung mit Mavacamten als Monotherapie. Von den Patienten, die zu Studienbeginn (n = 258) eine Begleitmedikation (z.B. Betablocker und/oder Kalziumkanalblocker) erhielten, setzten 26,4 % (68/258) mindestens eine dieser Therapien ab und 5 % (13/258) reduzierten die Dosierung der Begleitmedikation nach Beginn der Einnahme von Mavacamten. Nach Beginn der Behandlung mit Mavacamten blieb die mittlere linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) während der gesamten Nachbeobachtungszeit bei ≥61 %. Der Ausgangswert lag bei 66 %. Eine vorübergehende Unterbrechung der Einnahme von Mavacamten aufgrund einer LVEF ≤50 % erfolgte bei 11 Patienten (4 %), eine
FORUM CARDIOLOGICUM
Mavacamten
Mavacamten (Camzyos®), ein first-in-class oraler allosterischer Inhibitor des kardialen Myosins, ist zur Behandlung der symptomatischen (NYHA-Klasse II–III) hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie (HOCM) bei erwachsenen Patienten zugelassen. Der selektive kardiale Myosin-Inhibitor zielt auf die zugrundeliegende Pathophysiologie der obstruktiven HCM ab. Mechanistische Kennzeichen der HCM sind eine übermäßige Bildung von MyosinAktin-Querbrücken und die Dysregulation des entspannten Zustands. Mavacamten moduliert die Anzahl der Myosinköpfchen, die einen energiebereitstellenden Zustand erreichen können. So wird die Wahrscheinlichkeit für die Bildung von kraftentwickelnden Querbrückenverbindungen während der Systole und der Enddiastole reduziert (bzw. bei HOCM normalisiert). Mavacamten verschiebt die gesamte Myosin-Population in Richtung eines energiesparenden, rekrutierbaren, entspannten Zustands. Bei HOCM-Patienten reduziert die Myosin-Inhibition mit Mavacamten die dynamische LVOT-Obstruktion und verbessert den Füllungsdruck des Herzens [4].
dauerhafte Unterbrechung der Therapie aufgrund einer LVEF ≤50 % bei 3 Patienten (1,1 %). Bei allen Patienten stieg die LVEF nach Absetzen von Mavacamten wieder auf über 50 % [1].
Die Anforderungen an das Echokardiogramm zur Überwachung der LVEF sind länderspezifisch und umfassen beispielweise in den USA ein REMS (Risk Evaluation and Mitigation Strategy)-Programm. Der Anteil der Patienten mit LVEF ≤50 % entspricht dem veröffentlichten Sicherheitsprofil von Mavacamten und war in allen Studienzentren konsistent, unabhängig von den Anforderungen an die Echokardiogramm-Überwachung [4]. Neu auftretendes Vorhofflimmern wurde bei 8 Patienten (2,9 %) festgestellt [1]. Dieser Wert entspricht den bereits zuvor veröffentlichten
Daten aus anderen Real-WorldStudien sowie den zulassungsrelevanten klinischen Studien für Mavacamten [2, 3, 7–10].
Von internationalen Leitlinien empfohlen
Mavacamten ist als ein weiterer Behandlungsstandard für die Therapie der symptomatischen HOCM der NYHA-Klassen II–III anerkannt und ist sowohl in den Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) als auch der American Heart Association/American College of Cardiology (AHA/ACC) als empfohlene Option aufgeführt, wenn nach einer Erstlinientherapie weiterhin Symptome bestehen [5, 6].
Brigitte Söllner, Erlangen
Literatur
1 Adler A et al. Real-world outcomes of mavacamten for symptomatic obstructive hypertrophic cardiomyopathy: global evidence from COLLIGO-HCM. Präsentiert auf dem ESC-Kongress 2025, Madrid
2 Olivotto I, Oreziak A, Barriales-Villa R et al. Mavacamten for treatment of symptomatic obstructive hypertrophic cardiomyopathy (EXPLORER-HCM): a randomised, double-blind, placebocontrolled, phase 3 trial. Lancet 2020; 396:759-769
3 Desai MY, Owens A, Geske JB et al. Myosin inhibition in patients with obstructive hypertrophic cardiomyopathy referred for septal reduction therapy. J Am Coll Cardiol 2022;80:95-108
5 Ommen SR, Ho CY, Asif IM et al. 2024 AHA/ACC/AMSSM/HRS/PACES/ SCMR guideline for the management of hypertrophic cardiomyopathy: a report of the American Heart Association/ American College of Cardiology joint committee on clinical practice guidelines. Circulation 2024;149(23) doi:10. 1161/CIR.0000000000001250
6 Arbelo E, Protonotarios A, Gimeno JR et al. 2023 ESC Guidelines for the management of cardiomyopathies. Eur Heart J 2023;44:3503-3626
7 Liang LW, Lumish HS, Shimada YJ et al. Incidence and recurrence of atrial fibrillation among patients with obstructive hypertrophic cardiomyopathy treated with mavacamten: a single-center experience. Clin Res Cardiol 2024 doi:10.1007/s00392-024-02496-1
8 Reza N, Dubey A, Carattini T et al. Real-world experience and 36-week outcomes of patients with symptomatic obstructive hypertrophic cardiomyopathy treated with mavacamten. JACC: Heart Failure 2024;12:1123-1125
9 Boyle TA, Reza N, Hyman M et al. Atrial fibrillation in patients receiving mavacamten for obstructive hypertrophic cardiomyopathy. JACC: Clinical Electrophysiology 2025;11:411-413
10 Castrichini M, Alsidawi S, Geske JB et al. Incidence of newly recognized atrial fibrillation in patients with obstructive hypertrophic cardiomyopathy treated with Mavacamten. Heart Rhythm 2024; 21:2065-2067
MITTEILUNGEN
ESC/EACTS
aktualisiert Leitlinien für Herzklappenerkrankungen
Die European Society of Cardiology (ESC) hat auf ihrem Kongress Ende August in Madrid gemeinsam mit der Europäischen Gesellschaft für Herz-Thorax-Chirurgie (European Association for Cardio-Thoracic Surgery, EACTS) aktualisierte Leitlinien für das Management von Herzklappenerkrankungen bekanntgegeben.
Die neuen Leitlinien ermöglichen eine frühere Intervention bei asymptomatischer schwerer Aortenklappenstenose (AS). Damit verlagert sich der Fokus von der Behandlung auftretender Symptome hin zu einem proaktiven Krankheitsmanagement: Eine Intervention sollte nun bei asymptomatischen Patienten, unabhängig von ihrer Herzfunktion, in Betracht gezogen werden – ein bedeutender Schritt weg von der bisherigen Vorgehensweise des „Watchful Waiting“. Außerdem wurde die Altersgrenze für TAVI auf 70 Jahre herabgesetzt, was das Vertrauen in die langfristige Sicherheit, Wirksamkeit und Haltbarkeit von TAVI widerspiegelt.
Eine zentrale Rolle bei der Aktualisierung der Leitlinien spielte die EARLY-TAVR-Studie, in der Patienten mit asymptomatischer schwerer Aortenklappenstenose im Verhältnis 1:1 randomisiert entweder einer frühen TAVI mit transfemoraler Plat-
zierung einer ballonexpandierbaren Klappe (Edwards SAPIEN 3 / SAPIEN 3 Ultra) oder einer klinischen Überwachung zugeteilt wurden [1]. Primärer Endpunkt war die Kombination aus Tod, Schlaganfall oder ungeplantem Krankenhausaufenthalt aufgrund kardiovaskulärer Ursachen. Ein primäres Endpunktereignis trat bei 122 Patienten (26,8 %) in der TAVI-Gruppe und bei 202 Patienten (45,3 %) in der klinischen Überwachungsgruppe auf (HR: 0,50; 95%KI: 0,40 – 0,63; p < 0,001). Demnach war bei Patienten mit asymptomatischer schwerer Aortenstenose eine frühzeitige TAVR-Strategie der klinischen Überwachung hinsichtlich der Verringerung der Todesfälle, Schlaganfälle oder ungeplanten Krankenhausaufenthalte aufgrund kardiovaskulärer Ursachen überlegen.
Edwards ist derzeit das einzige Unternehmen mit einer zugelassenen TAVI-Indikation in den USA und Europa für asymptomatische Patienten mit schwerer AS. Die SAPIEN 3 Ultra RESILIA bietet eine evidenzbasierte Option, die Haltbarkeit und lebenslanges Management berücksichtigt. Seit ihrer Einführung vor mehr als zwei Jahrzehnten hat sich die SAPIEN mit mehr als einer Million behandelten Patienten zur meistuntersuchten Herzklappenplattform entwickelt.
TranskatheterTrikuspidalklappenersatz mit dem EVOQUE-System
Die Leitlinien stärken auch die Empfehlungen für transkatheterbasierte Mitral- und Trikuspidalklappenreparaturen sowie -ersatztherapien. Wie aktuelle Ergebnisse der TRISCEND-II-Studie zur TranskatheterTrikuspidalklappenersatztherapie (TTVR) mit dem EVOQUE-System zeigen, ließ sich die hochgradige Trikuspidalklappeninsuffizienz (TI) mithilfe von EVOQUE bei der Mehrheit der Patienten beseitigen: 98,8 % hatten postinterventionell eine maximal moderate TI. In der Kontrollgruppe mit optimaler medikamentöser Therapie betrug diese Quote 21,6 %, die Hälfte der Kontrollen hatte aber weiterhin eine massive TI [2]. EVOQUE ist bislang das weltweit erste und einzige zugelassene TTVR-System (zugelassen in den USA und Europa).
B. S.
Quellen
1 Généreux P et al. N Engl J Med 2025; 392:217-227
2 Hahn RT et al. N Engl J Med 2025; 392:115-126
Tim Eikermann, TSV Bayer Leverkusen, 60 & 100 m Hürden
Deutscher Hallenmeister 2023 & 2024 (60 m Hürden)
SPRUNG
Ziel der retrospektiven Querschnittsstudie InspeCKD ist es, einen umfassenden Einblick in die Versorgungssituation von CKDRisikopatienten in deutschen Hausarztpraxen zu gewinnen [1]. Im Fokus stehen dabei das Screening auf die chronische Nierenkrankheit (CKD) in der hausärztlichen Praxis und der Transfer evidenzbasierter Leitlinien in den Praxisalltag. Ausgewertet wurden dazu die vollständig anonymisierten, elektronischen Daten aus der Routineversorgung von erwachsenen Patienten ab 18 Jahren, die gemäß ICD-10-Kodierung an Bluthochdruck und/oder Typ-2-Diabetes und/oder kardiovaskulären Erkrankungen (einschließlich koronarer Herzkrankheit/Atherosklerose, peripherer arterieller Verschlusskrankheit, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall) erkrankt waren und demnach ein erhöhtes CKD-Risiko hatten [2]. Die Analysen erfolgten in zwei vergleichbaren Zeiträumen: Im ersten Datenschnitt (06/2021 bis 06/2023) wurden 448.837 und im zweiten Datenschnitt (01/2023 bis 12/2024) 577.281 Patienten aus 1.883 hausärztlichen Praxen eingeschlossen. Die Kollektive beider Erhebungszeiträume waren weitgehend vergleichbar [2].
ICD-10-Kodierung – der Schlüssel für eine verbesserte
CKD-Versorgung
Die Ergebnisse für das Gesamtkollektiv zeigten, dass die CKD-Früherkennung im zweiten Erhebungszeitrum weiter ausgebaut wurde:
FORUM NEPHROLOGICUM
InspeCKD-Studie zeigt Defizite bei der Früherkennung der chronischen Nierenkrankheit in der Primärmedizin
Die Rate an Testungen auf die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) stieg von 45,5 % auf 50,9 % und auch die Testungen auf die Urin-Albumin-Kreatinin-Ratio (UACR) nahmen von 0,4 % auf 1,2 % leicht zu. Ähnliche Anstiege sind für die Anwendung semiquantitativer Harnstreifentests auf Albuminurie zu verzeichnen, die mittlerweile bei 8,9 %, statt wie zuvor bei 7,9 % der CKD-Risikopatienten angewendet wurden [1, 2].
Auch die leitliniengerechte Therapie von CKD-Patienten hatte sich verbessert: Der Anteil der Betroffenen, die die von der KDIGO [3] für die meisten Patienten empfohlene medikamentöse Ersttherapie aus Renin-Angiotensin-AldosteronSystem-Inhibitor (RAASi) und Natrium/Glukose-Cotransporter-2-Inhibitor (SGLT2i) erhielten, stieg von 9,9 % auf 18,3 % [1, 2]. Auffällig bleibt jedoch, dass Frauen nach wie vor seltener eine leitliniengerechte Therapie erhielten als Männer (14,6 % vs. 23,4 %). Zudem zeigte sich, dass sich eine offizielle CKD-Kodierung im Gesundheitssystem positiv auf die Versorgung auswirkte, da Menschen mit CKDKodierung zu 20,7 % eine leitli-
niengerechte Therapie erhielten, während es ohne Kodierung nur 16,8 % waren [2]. Im ersten Beobachtungszeitraum wurden hingegen kaum Unterschiede bei Patienten mit und ohne Kodierung bezogen auf die medikamentöse Therapie verzeichnet (10,3 % vs. 9,7 %), wonach die CKD-Diagnose keinen Einfluss auf die leitliniengerechte Therapie hatte [2].
Bei Patienten mit Hypertonie (n = 340.076 beim ersten Datenschnitt und n = 478.453 beim zweiten Datenschnitt) zeigte die InspeCKD-Studie ebenfalls Verbesserungen: Die eGFR-Testung erfolgte bei 50,4 % (zuvor 43,4 %), die UACR-Bestimmung bei 1,1 % (vorher 0,3 %) und Harnstreifentests wurden bei 8,2 % (vorher 6,4 %) angewendet [1, 2]. Der Anteil leitliniengerechter Therapie stieg in dieser Gruppe von 8,8% auf 18,2 % [2].
Vergleichbare Verbesserungen zeigten sich bei Patienten mit Typ2-Diabetes (n = 121.803 beim ersten Datenschnitt und n = 176.948 beim zweiten Datenschnitt): Hier wurden 60,2 % auf eGFR untersucht (vorher 53,5 %), 3,2 % auf UACR (vorher 0,9 %) und 24,0 %
erhielten einen Harnstreifentest (vorher 22,3 %) [1, 2]. Die leitliniengerechte Therapie [3] wurde in dieser Gruppe von 15,5 % auf 25,2 % ausgeweitet [2].
Trotz dieser positiven Entwicklungen besteht weiterhin Optimierungsbedarf, besonders bei der Albuminurie-Diagnostik und der Patientenversorgung. Ein höheres Bewusstsein für die Erkrankung könnte einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung von Diagnostik und Therapie leisten.
Immer noch deutliche Versorgungslücken bei HF-Patienten
Auch Patienten mit Herzinsuffizienz (HF) tragen ein erhöhtes CKDRisiko [4]. Die aktuellen Daten zeigen, dass inzwischen 55,2 % der HF-Patienten auf die eGFR hin untersucht wurden (vorher 48,5 %).
Die UACR-Bestimmung blieb jedoch mit 1,5 % auf niedrigem Niveau (vorher 0,3 %) [1, 2]. Die von der KDIGO empfohlene leitliniengerechte Therapie [3] konnte bei CKD-HF-Patienten mit HF verbessert werden: 30,6 % erhielten sie, verglichen mit zuvor 14,5% [2]. Die Subanalyse WATCH-HF bewertete die Gesamtkohorte aus dem ersten Datenschnitt der InspeCKD-Studie (448.837 Patienten mit erhöhtem Risiko für die CKD, aber auch für die HF) hinsichtlich Screening und Diagnosestellung der HF. Innerhalb dieser Kohorte standen 54.721 Patienten mit tatsächlich dokumentierter HF, durchschnittlich 74 Jahre alt und zu
FORUM NEPHROLOGICUM
52,8 % weiblich, im Fokus, um das Management der HF im hausärztlichen Bereich gezielt zu analysieren [4, 5]. Bei den untersuchten Patienten blieb der kardiale Biomarker N-terminales Pro-B-Type Natriuretic Peptide (NT-proBNP) in der Mehrheit der Fälle unbestimmt: Nur bei 2,1 % der Gesamtkohorte (n = 448.837) wurde der Marker während des gesamten Beobachtungszeitraums erhoben. Bei den HF-Patienten (n = 54.721) lag dieser Anteil mit 6,1 % nur unwesentlich höher und bei lediglich 2,3 % davon erfolgte eine NT-proBNPMessung binnen 13 Wochen vor HF-Diagnosestellung.
Auch in der medikamentösen Therapie zeigte die WATCH-HFAnalyse einen deutlichen Verbesserungsbedarf: Trotz der Empfehlungen der European Society of Cardiology (ESC) 6, 7] blieb der Anteil der mit SGLT-2i Behandelten mit 17,8 % gering* [6]. Außerdem erhielten 83,7 % der Patienten mit CKD und HF keinen SGLT-2i, obwohl beide Indikationen hierfür indizieren [4]. Zudem wurde die leitliniengerechte Therapie nach Diagnosestellung erst verspätet begonnen. Die Einleitung von SGLT2i dauerte mit im Schnitt 7 Wochen am längsten, die von Diuretika war mit durchschnittlich 4,8 Wochen am kürzesten [4].
Es bestehen noch immer erhebliche Diskrepanzen zwischen den Leitlinienempfehlungen und der realen Versorgungspraxis. Daher sind strukturierte und sektorübergreifende Kooperationen notwendig, um die Versorgung und Prognose von Patienten mit HF (und CKD) nachhaltig zu verbessern.
Brigitte Söllner, Erlangen
Literatur
1 Wanner C et al. MMW Fortschr Med 2024;166:9-17
2 InspeCKD – AstraZeneca Inhouse analysis. Data on file. 2025
3 KDIGO CKD Work Group. Kidney Int 2024;105:117-314
4 Waßmann S et al. Versorgungsrealität der chronischen Herzinsuffizienz in der deutschen Primärversorgung: Prävalenz, Diagnostik und leitlinienbasierte Therapie auf Basis von Real-World Daten. Abstract #V621, DGK Herztage 2025, Hamburg. https://herzmedizin.de/ fuer-aerzte-und-fachpersonal/kongresse/dgk-herztage-2025/Programm/herzinsuffizienz/v621.html
5 Waßmann S. ESC 2025, Abstract 83875
6 McDonagh TA et al. Eur Heart J 2021; 42:3599-3726
7 McDonagh TA et al. Eur Heart J 2023; 44:3627-3639
116
Rund 40 % der Patienten mit Typ2-Diabetes (T2D) entwickeln im Verlauf eine chronische Nierenerkrankung (CKD*) [1]. Bei dieser Konstellation besteht ein hohes Risiko für eine Progression der CKD sowie für das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse. Dabei steigt mit zunehmender Verschlechterung der Nierenfunktion die kardiovaskuläre Mortalität rapide an [2]. Bei T2D mit Albuminurie und eingeschränkter geschätzter glomerulärer Filtrationsrate (eGFR) ist die Mortalität um bis zu mehr als das Fünffache höher als bei T2D mit intakter Nierenfunktion (Abb. 1). Das Zusammentreffen von Diabetes und CKD geht demnach mit drastischen Einbußen der Lebenserwartung einher [3, 4].
Finerenon – eine neuer Ansatz zur Nephroprotektion bei Typ-2-Diabetes
Der nichtsteroidale, selektive Mineralokortikoid-Rezeptor (MR)Antagonist Finerenon (Kerendia®) blockiert selektiv den bei T2D überaktivierten Mineralokortikoidrezeptor, der eine Schlüsselrolle bei der Regulation des Wasserund Elektrolythaushalts spielt, und hemmt damit die Wirkung von Aldosteron. Dadurch werden Entzündungen und Fibrosen im HerzKreislauf-System und den Nieren reduziert [6]. Diese antiinflammatorischen und antifibrotischen
FORUM NEPHROLOGICUM
Kombination aus Finerenon und Empagliflozin verlangsamt Fortschreiten der chronischen Nierenerkrankung bei Patienten mit Typ-2-Diabetes
Abbildung 1: Standardisierte kumulative 10-Jahres-Inzidenz der Mortalität bei Typ2-Diabetes nach CKD-Status (mod. nach [2]). Verglichen mit T2D allein erhöht eine gleichzeitige CKD die Mortalität um bis zu mehr als das Fünffache [3] und kann die Lebenserwartung von Patienten mit T2D im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um bis zu 16 Jahre verkürzen [5].
Effekte tragen dazu bei, das Risiko von kardiovaskulären Ereignissen und die Progression der Nierenerkrankung bei Patienten mit TD2 und chronischer Nierenerkrankung zu senken.
CONFIDENCE-Studie zeigt additiven Effekt von Finerenon und Empagliflozin
Verglichen mit gesunden Personen können CKD und Diabetes die Lebenser wartung um bis zu 16 Jahren verkürzen* Frühe CKD
*CKD ist definiert als erhöhte Albuminurie (UACR≥30 mg/g), eingeschränkte eGFR (≤60 ml/min/1,73 m2) oder beides.
Finerenon wurde 2022 auf Basis der positiven Ergebnisse der beiden randomisierten, placebokontrollierten Phase-III-Studien FIDELIO-DKD [7] und FIGARO-DKD [8] in der Europäischen Union zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung (CKD) mit Albuminurie und gleichzeitig bestehendem Typ-2-Diabetes (T2D) bei Erwachsenen zugelassen.
Frauen Männer
Jahre weniger 5,7 Jahre weniger 10,2 Jahre weniger 14,8 Jahre weniger
Die 2022 initiierte, dreiarmige Phase-II-Studie CONFIDENCE untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Finerenon bei T2DPatienten mit CKD, die zeitgleich mit dem Natrium-Glukose-Cotransporter-2-Inhibitor (SGLT-2i) Empagliflozin behandelt wurden [9].
Die in die Studie eingeschlossenen 818 Patienten wurden im Verhältnis 1:1:1 – stratifiziert nach der geschätzten glomerulären Filtra-
Keycharts Prof. Dr. Thomas Ebert, Leipzig
T2D & keine Niereninsuffizienz
Albuminurie
& eingeschränkte GFR
eingeschränkte
tionsrate (eGFR; <60 vs. ≥60 ml/ min/1,73m2) und dem Urin-Albumin-Kreatinin-Quotienten (UACR; ≤850 vs. >850 mg/g) – in einen von 3 Behandlungsarmen randomisiert und entweder 180 Tage mit Finerenon 10 oder 20 mg täglich plus einem Placebo für Empagliflozin, Empagliflozin 10 mg täglich plus einem Placebo für Finerenon oder Finerenon 10 oder 20 mg täglich plus Empagliflozin 10 mg täglich behandelt. Die Nachbeobachtungszeit betrug 30 Tage. Studienziel war es, herauszufinden, wie sich die zeitgleiche Therapieeinleitung mit Finerenon und Empagliflozin im Vergleich zu den jeweiligen Monotherapien auf den UACR auswirkt. Dazu wurde die relative Veränderung des UACR vom Ausgangswert bis Tag 180 als primärer Endpunkt bestimmt [9].
Die Verringerung der Albuminurie, gemessen anhand der Veränderung des UACR, gilt seit mehreren Jahren als valider Surrogatmarker für das Fortschreiten einer CKD [10]. Die abschließende Analyse verglich die kombinierte Therapie jeweils mit den beiden Monotherapien.
UACR unter der kombinierten Therapie um bis zu 52 % reduziert
Zu Studienbeginn betrug der mediane Albumin-Kreatinin-Quotient im Urin 574 in der Kombinationstherapie-Gruppe, 578 in der Finerenon-Gruppe und 583 in der Empagliflozin-Gruppe.
Die Ergebnisse zeigen, dass die gleichzeitige Therapieeinleitung mit Finerenon und Empagliflozin
FORUM NEPHROLOGICUM
bei Patienten mit CKD und T2D den UACR um bis zu 52 % senkte. Bezogen auf die UACR-Reduktion war die kombinierte Therapie im Vergleich zu Empagliflozin allein um 32 % und im Vergleich zu Finerenon allein um 29 % effektiver (beide Vergleiche p < 0,001).
Außerdem senkte die kombinierte Therapie den UACR gegenüber dem Ausgangswert bereits innerhalb von 14 Tagen um mehr als 30 % und zeigte damit eine schnellere Wirkung als die Monotherapien, bei denen die mittlere Senkung zu diesem Zeitpunkt nur etwa 10 – 20 % betrug [9].
Hervorzuheben ist außerdem, dass 70 % der Patienten unter der gleichzeitig eingeleiteten kombinierten Therapie das von der American Diabetes Association (ADA) empfohlene Ziel erreichten, den UACR zur Progressionsverzögerung um >30 % [11] zu senken, während dies unter den beiden Monotherapien nur bei jeweils ca. 52 % der Patienten gelang [9].
Eine Senkung des UACR um >40 % bzw. > 50 % erreichten unter der kombinierten Therapie sogar 64 % bzw. 55 % der Patienten gegenüber 44 % bzw. 36 % unter Finerenon allein und 43 % bzw. 32 % unter Empagliflozin allein [9].
Vergleichbares Sicherheitsprofil
Unerwünschte Ereignisse (UEs) traten bei 53,7 % der Patienten unter Finerenon plus Empagliflozin, bei 51,5 % unter Finerenon allein und bei 50,8 % unter Empagliflo-
zin allein auf [9]. Die UEs führten lediglich bei 4,5 % der mit der kombinierten Therapie behandelten Patienten und jeweils bei 3,4 % der Patienten unter den beiden Monotherapien zum Therapieabbruch. Die initiale eGFR-Abnahme nach der kombinierten Therapieeinleitung mit Finerenon und Empagliflozin fiel erwartungsgemäß größer aus als mit einem der Präparate allein. Die eGFR stabilisierte sich nach initialer Abnahme und normalisierte sich nach Absetzen beider Präparate. Die Veränderung wurde daher als hämodynamisch bedingt eingeschätzt [12]. Diese Annahme wird von der Beobachtung gestützt, dass die Inzidenz akuter Nierenschädigungen unter der kombinierten Therapie mit 1,9 % gering war und diesbezüglich keine schwerwiegenden UEs berichtet wurden [9, 12].
FINEOVATE-Programm:
Weitere Studien zu Finerenon zu CKD und Herzinsuffizienz
Das FINEOVATE-Studienprogramm untersucht aktuell die Wirksamkeit und Sicherheit von Finerenon sowohl bei Patienten mit Nierenerkrankungen als auch bei solchen mit Herzinsuffizienz. Während sich der Programmteil THUNDERBALL auf CKD konzentriert, wird in MOONRAKER eine potenzielle Zulassung von Finerenon in der Indikation Herzinsuffizienz evaluiert. In der Indikation CKD werden in Kürze Ergebnisse aus der Phase-III-Studie FINE-ONE (CKD und T1D; NCT05901831) erwar-
118
FORUM NEPHROLOGICUM / MITTEILUNGEN
tet, während die Phase-III-Studie FIND-CKD (nicht-diabetische CKD; NCT05047263) voraussichtlich im Jahr 2026 abgeschlossen wird. Darüber hinaus laufen derzeit mehrere Real-World-Evidence-Studien zu Finerenon.
Brigitte Söllner. Erlangen
MITTEILUNGEN
Chlortalidon:
Therapieoption mit starker Blutdrucksenkung und lang anhaltender Wirkung
Bluthochdruck ist nach wie vor eine der Hauptursachen für kardiovaskuläre Erkrankungen und Todesfälle weltweit und bleibt damit ein stiller, aber gefährlicher Risikofaktor. In Deutschland ist fast jeder Dritte betroffen – oft ohne es zu wissen. Umso wichtiger ist eine konsequente Adhärenz, um eine kontinuierliche Blutdrucksenkung zu gewährleisten. Ein seit Jahrzehnten bewährter Wirkstoff, der sich gut in den den Alltag der Patienten integrieren lässt, ist Chlortalidon (Hygroton®).
Seit über 60 Jahren überzeugende Wirksamkeit in der Erstlinie
Die Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie 2023 empfiehlt Diuretika wie Chlortalidon (CTN) oder
Literatur
1 Doshi SM et al. Clin J Am Soc Nephrol 2017;12:1366-1373
2 Alicic RZ et al. Clin J Am Soc Nephrol 2017;12:2032-2045
3 Afkarian M et al. J Am Soc Nephrol 2013;24:302-308
4 Wen CP et al. Kidney Int 2017;92:388396
5 Mora-Fernández C et al. J Physiol 2014;18:3997
6 Fachinformation Kerendia®; Stand: Februar 2023
Hydrochlorothiazid (HCT) für die Erstlinientherapie. Chlortalidon, ein Sulfonamid-Derivat und Thiazid-Analogon, wird seit über 60 Jahren eingesetzt und zählt zu den am besten erforschten Wirkstoffen in der Hypertoniebehandlung. Im direkten Vergleich mit HCT überzeugt CTN durch eine 2- bis 3-fach stärkere blutdrucksenkende Wirkung bei gleicher Dosis und eine deutlich längere Wirkdauer: Die Halbwertszeit von Chlortalidon beträgt ca. 50 Stunden, die von HCT lediglich 6 – 8 Stunden.
Mehr Lebensqualität durch hohe Adhärenz und günstiges Nebenwirkungsprofil
Ein weiterer entscheidender Vorteil von Chlortalidon ist seine gute Alltagstauglichkeit – seine pharmakologischen Eigenschaften ermöglichen eine flexible und sichere Anwendung, sodass es sich gut in die tägliche Routine der Patienten integrieren lässt. Die lange Halbwertszeit wirkt sich in der praktischen Umsetzung positiv aus: Wird eine Dosis versehentlich ausgelassen, kommt es nicht sofort zu einem
7 Bakris GB et al. N Engl J Med 2020; 383:2219-2229
8 Filippatos G et al. Circulation 2022; 145:437-447
9 Agarwal R et al. N Engl J Med 2025; 393:533-543
10 Heerspink HJL et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2019;7:128-139
11 American Diabetes Association. Diabetes Care 2022;45(Suppl. 1): S175-S184
12 Agarwal R et al. Nephrol Dial Transplant 2025;40:1559-1569
Blutdruckanstieg. Auch nächtlicher Harndrang – eine häufige Nebenwirkung vieler Diuretika – tritt bei CTN deutlich seltener auf, da der diuretische Effekt vergleichsweise schwach ausfällt. Das steigert die Lebensqualität der Patienten und fördert gleichzeitig die Adhärenz. Insgesamt weist Chlortalidon ein günstiges Nebenwirkungsprofil auf: Im Gegensatz zu Hydrochlorothiazid gibt es keine bekannten Hinweise auf ein erhöhtes Hautkrebsrisiko. Dank seiner guten Verträglichkeit eignet sich CTN auch sehr gut für die Langzeitbehandlung – kardiovaskuläre Ereignisse lassen sich signifikant reduzieren.
eCME-Fortbildung: Praxisnahe Einblicke zur Bluthochdrucktherapie
Im Einsatz für ärzte ohne grenzen : Basma al-Chajat, Anästhesistin aus dem Irak
WIR BRAUCHEN IHRE SOLIDARITÄT!
Unterstützen Sie Ihre Kolleg*innen bei weltweiten Hilfseinsätzen mit einer Dauerspende und werden Sie so zur Partnerärzt*in von ärzte ohne grenzen . Erfahren Sie mehr über unser Programm ärzte für ärzte : www.msf.de/partner-aerzte
JETZT SPENDEN UND PARTNERÄRZT*IN WERDEN!
Spendenkonto:
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE72 3702 0500 0009 7097 00
BIC: BFSWDE33XXX
MOSSUL / IRAK
KONGRESSE
Eylea® 8 mg:
Überzeugende
Langzeitstudiendaten und Erfahrungen aus dem klinischen Alltag
Anlässlich des diesjährigen Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) präsentierten erfahrene Retina-Experten im Rahmen des Bayer-Symposiums überzeugende Langzeitdaten sowie vielfältige Erfahrungsberichte aus dem klinischen Alltag zu Eylea® 8 mg (Aflibercept 114,3 mg/ml). Seit Januar 2024 ist der bewährte VEGFInhibitor in der vierfach höheren molaren Dosis zur intravitrealen
Injektion bei feuchter altersabhängiger Makuladegeneration (nAMD) sowie bei diabetischem Makulaödem (DMÖ) in Europa zugelassen.
nAMD und DMÖ
Schon heute wird bereits jeder 3. Eylea®-Patient mit der 8 mg-Dosierung behandelt.
Das Fazit von Professorin Friederike Schaub (Rostock), Professor Lars-Olof Hattenbach (Ludwigshafen) und PD Dr. Jakob Siedlecki (München) zum Einsatz im klinischen Alltag fiel einhellig aus: Sowohl therapienaive als auch vorbehandelte Patienten können von der durch die Behandlung mit Eylea® 8 mg erzielbaren langanhaltenden Stabilisierung des Visus profitieren. Zudem ermöglicht Eylea® 8 mg eine nachhaltige Krankheitskontrolle sowie Flexibilität im Behandlungsalltag.
Schnelle, starke und effektive Trocknung der Netzhaut
Die Ergebnisse klinischer Studien zeigen, dass Eylea® 8 mg eine
Die neovaskuläre (feuchte) altersabhängige Makuladegeneration (nAMD) ist eine schnell fortschreitende Augenerkrankung, die unbehandelt bereits innerhalb kurzer Zeit zur Erblindung führen kann. nAMD ist weltweit eine der häufigsten Ursachen für irreversible Erblindung und eingeschränkte Sehkraft und betrifft vor allem Menschen in höherem Alter. Sie tritt auf, wenn sich pathologische Blutgefäße bilden und in der Folge Flüssigkeit im Bereich der Makula austritt, dem Teil des Auges, der für das scharfe Sehen und das Erkennen feiner Details verantwortlich ist. Diese Flüssigkeit schädigt die zentralen Photorezeptoren und kann zum Verlust des Sehvermögens führen. Weltweit leben 196 Millionen Menschen mit AMD – es wird erwartet, dass diese Zahl bis 2040 auf 288 Millionen ansteigt. Etwa 10 – 15 % der Menschen mit AMD entwickeln die fortgeschrittene Form nAMD. Das diabetische Makulaödem (DMÖ) ist eine ophthalmologische Komplikation bei Diabetes mellitus, bei der sich Flüssigkeit in der Netzhautmitte ansammelt. Ursächlich sind Schäden an den Blutgefäßen der Netzhaut, die durch langfristig erhöhte Blutzuckerspiegel verursacht werden. Die aus den Gefäßen austretende Flüssigkeit führt zu Schwellungen in der Makula, die das Sehvermögen beeinträchtigen und bis hin zur Erblindung führen können. Weltweit leben derzeit 146 Millionen Menschen mit diabetischer Retinopathie, von denen etwa 21 Millionen Menschen von einem DMÖ betroffen sind.
schnelle, starke und effektive Trocknung der Netzhaut bewirkt – und das bei langen Behandlungsintervallen mit wenigen Injektionen und einem bekannt guten Sicherheitsprofil, wie Schaub hervorhob. So führte Eylea® 8 mg in der PULSAR-Studie bei Patienten mit nAMD bereits in der UploadPhase zu einer doppelt so schnellen Trocknung des zentralen Teilfelds (median 4 vs. 8 Wochen, numerischer Unterschied) wie das Vorgängerpräparat. Zudem erreichten signifikant mehr nAMD-Patienten mit Eylea® 8 mg schon direkt nach der Upload-Phase zu Woche 16 eine trockene Makula als unter Eylea® 2 mg (63 % vs. 52 %; p = 0,0002). Auch im weiteren Verlauf bewirkte Eylea® 8 mg einen numerisch konsistent stärkeren Trocknungseffekt von bis zu 23 %. Dies zeigen Post-hoc- Analysen, die den Trocknungseffekt beider Präparate jeweils 8 Wochen nach der letzten Injektion verglichen. Auch Patienten mit DMÖ erzielten in der PHOTON-Studie mit Eylea® 8 mg mit wenigen Injektionen eine schnelle und nachhaltige Trocknung der Netzhaut – und dies selbst bei Augen mit schwerer Erkrankung und großer Netzhautdicke. Dieser starke Trocknungseffekt konnte in beiden Indikationen über 156 Wochen aufrechterhalten werden.
Anhaltende stabile Ergebnisse bei geringer Behandlungslast über 3 Jahre
Die Verlängerungsstudien in beiden Indikationen bestätigen zudem die langanhaltende Wirksamkeit und Stabilität der erzielten Behandlungsergebnisse über 3 Jahre
sowie ein langfristig günstiges Sicherheitsprofil, vergleichbar mit dem bekannten Sicherheitsprofil von Eylea® 2 mg. So wurde bei Patienten mit nAMD die nachhaltige Reduktion der Netzhautdicke bis zur Woche 156 aufrechterhalten –und dies unabhängig davon, ob die Patienten therapienaiv waren oder für die Verlängerungsstudie von dem Vorgängerpräparat auf Eylea® 8 mg geswitcht wurden. Nach 3 Jahren (Woche 156) hatten etwa 8 von 10 Patienten mit nAMD und 9 von 10 Patienten mit DMÖ zuletzt zugewiesene Behandlungsintervalle von 12 Wochen oder länger erreicht. „Damit bietet uns Eylea® 8 mg bei bewährter Sicherheit die Möglichkeit, bei vielen Patienten eine rasche und anhaltende Krankheitskontrolle mit stabilem Visus zu erreichen und gleichzeitig die Therapie auf den individuellen Bedarf maßzuschneidern – für eine adäquate und effiziente Patientenversorgung“, resümierte Schaub.
Flexibilität für therapienaive und vorbehandelte Patienten
Umfangreiche Erfahrungen aus dem klinischen Alltag untermauern die Studienergebnisse weiter, wie Siedlecki anhand eigener Fälle erläuterte. So wurden bei bereits länger vorbehandelten Patienten nach der Umstellung auf Eylea® 8 mg weitere morphologische und/oder funktionelle Verbesserungen erreicht. Wirkpotenzial des Medikaments zeige sich bei therapienaiven Patienten, bei denen im klinischen Alltag annährend die gleichen Visusergebnisse wie in den klinischen Zulassungsstudien erreichbar sind. „Nach unserer Erfahrung können
im klinischen Alltag sowohl therapienaive als auch vorbehandelte Patienten von Eylea® 8 mg profitieren. Denn nun können wir – mit einem bewährten Wirkstoff, zu dem wir schon jahrelange Erfahrungen zur Sicherheit haben – die Therapie noch individueller auf den Behandlungsbedarf und die Bedürfnisse unserer Patienten abstimmen. Das trägt zu mehr Patientenzufriedenheit bei und kann die Adhärenz verbessern“, betonte Siedlecki. Als einen wesentlichen Vorteil nannte er auch, dass er seine Patienten mit Eylea® 8 mg selbst bei zwischenzeitlich längeren Abwesenheiten gut versorgt wisse. Viele Patienten könnten aufgrund eingeschränkter Mobilität, anderer Erkrankungen, hoher Arbeitsbelastung oder Reisetätigkeiten ihre Injektionstermine nicht immer wahrnehmen und riskierten durch die Unterbrechung zumindest vorübergehende Visusverluste. Hier kann eine Behandlung mit Eylea® 8 mg mehr Sicherheit bieten.
Demnächst auch Eylea® 8 mg für Patienten mit retinalem Venenverschluss
Damit zukünftig noch weitere Patientengruppen von Eylea® 8 mg profitieren können, wurde die Zulassungsstudie QUASAR für den retinalen Venenverschluss (RVV) angelegt: Die multizentrische, doppelt verblindete Phase-III-Studie untersucht die Wirksamkeit und Sicherheit von Eylea® 8 mg bei behandlungsnaiven Patienten mit Makulaödem infolge eines RVV. Verglichen wird eine Behandlung mit Eylea® 8 mg alle 8 Wochen (nach initialem Upload mit 3 oder
5 monatlichen Injektionen) mit einer monatlichen Behandlung mit Eylea® 2 mg über eine 36-wöchige Laufzeit. „Der primäre Endpunkt nach 36 Wochen wurde erreicht und beide Eylea® 8 mg-Arme erzielten nicht unterlegene Visus-Ergebnisse mit wenigen Injektionen im Vergleich zum Eylea® 2 mg-Arm bei vergleichbarem Sicherheitsprofil“, berichtete Hattenbach. Die überwiegende Mehrheit der Patienten konnte die 8-wöchigen Intervalle bis zu Woche 36 beibehalten. Bayer hat die Zulassung von Eylea® 8 mg zur Behandlung eines Makulaödems infolge eines RVV bereits beantragt.
Fabian Sandner, Nürnberg
Ein Jahr Zulassung von Sotatercept –Bilanz und Ausblick auf eine innovative Wirkstoffklasse in der PAH-Therapie
Vor rund einem Jahr wurde Sotatercept (Winrevair®) als erster und bislang einziger Inhibitor des Aktivin-Signalwegs zur Behandlung der pulmonal arteriellen Hypertonie (PAH) bei erwachsenen Patienten mit der WHO-Funktionsklasse II bis III zugelassen – ein Meilenstein in der Therapie dieser seltenen, progressiven Erkrankung, deren 5-Jahres-Mortalitätsrate laut den Daten des REVEAL-Registers etwa 43 % beträgt.
Rückblickend auf rund 12 Monate Klinik- und Praxiserfahrungen ordneten Professor Marius Hoeper und Dr. Da-Hee Park (Hannover) die aktuelle Studienlandschaft auf ei-
ner Pressekonferenz wissenschaftlich ein, gaben einen Ausblick auf die mögliche zukünftige Rolle von Sotatercept in der Therapieplanung, präsentierten das Konzept für eine Remission von PAH und berichteten über ihre Praxiserfahrungen.
Ligandenfalle als Wirkprinzip
Sotatercept bindet mit hoher Selektivität Aktivin A, ein dimeres Glykoprotein, das zur LigandenSuperfamilie des transformierenden Wachstumsfaktors β (TGF-β) gehört und an den Aktivin-Rezeptor Typ IIA (ActRIIA) bindet, der Schlüsselsignale bei Inflammation, Zellproliferation, Apoptose und Gewebehomöostase reguliert. Die Bindung von Aktivin an ActRIIA fördert die proliferative Signalübertragung, während die Signalübertragung des antiproliferativen BMPRII-Rezeptors (bone morphogenetic protein receptor type II, BMPRII) abnimmt. Folge ist eine Hyperproliferation von vaskulären Zellen und damit eine pathologische Umgestaltung der Pulmonalarterienwand sowie eine Verengung des Arterienlumens. Dadurch steigen der pulmonale Gefäßwiderstand sowie der Lungenarteriendruck und die rechtsventrikuläre Dysfunktion nimmt zu. Bei vielen Betroffenen schreitet die Krankheit rasch voran und führt letztlich zum Herzversagen.
Indem Sotatercept als „Ligandenfalle“ Aktivin A bindet, adressiert es das der PAH zugrunde liegende Ungleichgewicht zwischen proproliferativer und antiproliferativer Signalübertragung und moduliert so die Gefäßproliferation.
Wie die Ergebnisse der Zulassungsstudie STELLAR und weiterer Studien zeigen, profitieren PAHPatienten von der Therapie mit dem Aktivin-Signalweg-Inhibitor durch eine Steigerung der körperliche Leistungsfähigkeit, gemessen als Veränderung der 6-Minuten-Gehstrecke (6MWD), sowie durch ein signifikant geringeres Risiko für schwerwiegende Morbiditäts- und Mortalitätsereignisse.
ZENITH-Studie: aufgrund der überzeugenden Wirksamkeit vorzeitig beendet
Sotatercept wurde unter anderem in den Phase-III-Studien ZENITH und HYPERION untersucht. Die doppelblinde, placebokontrollierte ZENITH-Studie verglich Sotatercept mit Placebo bei Erwachsenen mit PAH der WHO-Funktionsklasse III oder IV mit hohem Mortalitätsrisiko. Die 172 Teilnehmer wurden im Verhältnis 1:1 auf Sotatercept oder Placebo jeweils in Kombination mit einer maximal verträglichen PAHHintergrundtherapie randomisiert. Als erste klinische Studie zur PAH setzte sich ihr primärer Endpunkt vollständig aus schwerwiegenden Einzelkomponenten zusammen: Tod jeglicher Ursache, Lungentransplantation oder Krankenhausaufenthalt ≥24 Stunden aufgrund einer Verschlechterung der PAH. Außerdem war sie die erste PAHStudie, die aufgrund überzeugender Wirksamkeit vorzeitig beendet wurde.
Im primären zusammengesetzten Endpunkt verringerte die Behandlung mit Sotatercept bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 10,6 Monaten (Range 0,3–26,1)
das relative Risiko für schwerwiegende Morbiditäts- und Mortalitätsereignisse im Vergleich zu Placebo um 76 % (HR: 0,24; 95%-KI: 0,13 – 0,43; p < 0,0001 [1-seitig]). Dabei traten bei 17,4 % der Patienten im Sotatercept-Arm versus 54,7 % (n = 47/86) der Patienten im Placebo-Arm ein oder mehrere schwerwiegende Morbiditäts- oder Mortalitätsereignisse auf. Das Sicherheitsprofil von Sotatercept in der ZENITH-Studie entsprach im Allgemeinen den Ergebnissen früherer Studien. „Diese beeindruckenden und überzeugenden Ergebnisse führten dazu, dass die ZENITH-Studie basierend auf den positiven Ergebnissen einer Interimsanalyse vorzeitig beendet wurde. Dies ist ein vielversprechendes Signal für eine Behandlung mit Sotatercept sowohl für die Behandler als auch die Betroffenen. Ich bin daher optimistisch, was die Ergebnisse und Daten der noch laufenden Studien und Auswertungen betrifft“, betonte Hoeper.
HYPERION-Studie: Sotatercept bei neu diagnostizierten PAHPatienten
Auch die doppelblinde, placebokontrollierte Phase-III-Studie HYPERION-Studie wurde vorzeitig beendet und zur abschließenden Analyse übergeleitet. Diese Entscheidung basierte auf den positiven Ergebnissen aus der Interimsanalyse der ZENITH-Studie sowie einer Überprüfung der gesamten bisher vorliegenden Daten aus dem klinischen Studienprogramm von Sotatercept. HYPERION evaluierte Sotatercept in Kombination mit einer stabilen PAH-Hintergrund-
therapie bei erwachsenen Patienten mit kürzlich diagnostizierter PAH mit WHO-Funktionsklasse II oder III und einem intermediären oder hohen Risiko für eine Krankheitsprogression. Die 320 Studienteilnehmer wurden im Verhältnis 1:1 auf Sotatercept oder Placebo, jeweils in Kombination mit einer stabilen PAH-Hintergrundtherapie, randomisiert. Die Studie erreichte ihren primären kombinierten Endpunkt, der Zeit bis zur klinischen Verschlechterung, gemessen am ersten bestätigten Morbiditäts- oder Mortalitätsereignis (Todesfälle jeglicher Ursache, ungeplanter Krankenhausaufenthalt ≥24 Stunden aufgrund von PAH, Vorhofseptostomie, Lungentransplantation oder eine Verschlechterung der PAH).
Allen Teilnehmern wurde der Zugang zu Sotatercept im Rahmen der offenen Phase-III-Verlängerungsstudie SOTERIA ermöglicht.
SOTERIA-Studie:
Langzeittherapie mit Sotatercept im Fokus
Die noch laufende offene Phase-IIIVerlängerungsstudie SOTERIA untersucht die langfristige Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit von Sotatercept in Kombination mit einer stabilen PAH-Hintergrundtherapie zur Behandlung von PAH bei erwachsenen Patienten, die zuvor eine andere Sotatercept-Studie abgeschlossen haben. Sekundäre Zielsetzung ist die Bewertung der anhaltenden Wirksamkeit von Sotatercept, gemessen an 6MWD, NT-proBNP, WHO-Funktionsklasse, pulmonalem Gefäßwiderstand, Gesamtüberleben und vereinfachtem French Risk Score (SFRS).
Bei einer Interimsanalyse (Datenschnitt 08. November 2023) mit 426 Patienten* mit einer mittleren Expositionsdauer mit Sotatercept in SOTERIA von 448,6 ± 172,93 Tagen (21 – 923 Tage) war bei 387 der 426 Studienteilnehmer (90,8%) mindestens ein unerwünschtes Ereignis während der Studientherapie (UE) aufgetreten. Die häufigsten UEs waren Epistaxis (22,1 %), COVID-19 (19,0 %), Teleangiektasien (17,4 %) und Kopfschmerzen (16,0 %). 15 Studienteilnehmer (3,5 %) hatten ein UE, das zum Abbruch der Behandlung führte; 129 Studienteilnehmer (30,3 %) hatten schwerwiegende UEs und 11 Studienteilnehmer (2,6 %) hatten schwerwiegende UEs im Zusammenhang mit der Behandlung. In der SOTERIA-Studie verstarben 12 (2,8 %) Patienten: 4 in der Gruppe, die von Placebo zu Sotatercept wechselten, 6 in der Gruppe mit fortgesetzter Sotatercept-Behandlung und 2 in der verblindeten Gruppe. Keines der schwerwiegenden UEs, die zum Tod führten, wurde nach Ansicht des Prüfers als behandlungsbedingt angesehen. Bei Studienteilnehmern, die von Placebo auf Sotatercept wechselten, wurden in Woche 24 und nach einem Jahr im Vergleich zu Baseline signifikante Verbesserungen der 6-MWD und des NT-proBNP beobachtet (p < 0,0001 für beide Zeitpunkte). Außerdem stieg in dieser Gruppe der Anteil an Teilnehmern, die in die WHO-Funkti-
* 143 Patienten, die aus einem PlaceboArm einer früheren Studie übernommen wurden (Placebo-gekreuzt), 259 aus einem Sotatercept-Arm einer früheren Studie (Fortsetzung von Sotatercept) und 24 aus einem Behandlungsarm der vorherigen Studien ZENITH oder HYPERION, die weiterhin verblindet sind.
onsklasse I/II eingestuft wurden, von 51,0 % zu Studienbeginn auf 77,1 % in Woche 24 und 79,9 % nach einem Jahr. Basierend auf diesen Wirksamkeitsendpunkten stieg der Anteil der Studienteilnehmer, die die Kriterien für einen niedrigen vereinfachten French Risk Score erfüllten, von 18,9 % zu Studienbeginn auf 40,4 % in Woche 24 und 42,2 % nach einem Jahr. In der Gruppe mit fortgesetzter Sotatercept-Behandlung waren die Werte für 6MWD und NT-proBNP sowie die Anteile der Teilnehmer in der WHO-Funktionsklasse I/II und mit niedrigem French Risk Score zu Studienbeginn in SOTERIA ähnlich wie in Woche 24 und nach 1 Jahr, was auf eine Aufrechterhaltung der klinischen Wirksamkeit über die Zeit hinweist.
Bei der noch verblindeten Gruppe von Teilnehmern aus den Studien ZENITH und HYPERION (n = 24) waren die Veränderungen gegenüber dem Ausgangswert in SOTERIA in Woche 24 und nach 1 Jahr nicht signifikant.
„Es ist wichtig, den Patienten und den verordnenden Ärzten eine langfristige Perspektive für die Behandlung der PAH anbieten zu können. Die aktuellen Langzeitdaten deuten darauf hin, dass wir dies mit Sotatercept erreichen können“, bekräftigte Hoeper.
Zukünftige mögliche Behandlungsparadigmen
Mit der Entwicklung neuer Therapien für die PAH wurde der Begriff „Krankheitsmodifikation” in Expertendiskussionen eingeführt. Es ist jedoch schwierig, eine krankheitsmodifizierende Wirkung bei
PAH eindeutig zu definieren, da es keine Withdrawal-Studien und pathophysiologische Biomarker gibt, die die Krankheitsaktivität widerspiegeln. Das Konzept der partiellen und vollständigen Remission könnte den klinischen Anforderungen bei PAH besser gerecht werden, ist jedoch bislang im Zusammenhang mit PAH nicht klar definiert. Laut Rahaghi et al. (Lancet Respir Med 2025;13:364370) könnte eine vollständige Remission durch eine Normalisierung der pulmonalen Hämodynamik in Ruhe sowie eine Linderung aller Symptome bei normalem Funktionszustand charakterisiert sein. Dies würde einer Heilung ähneln, jedoch mit der Notwendigkeit, die Therapie fortzusetzen, um diesen Zustand aufrechtzuerhalten. Laut Hoeper wird der Aspekt der Remission in zukünftigen klinischen Studien zur PAH eine zunehmend wichtige Rolle spielen – insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Nachweis der Reversibilität des pathologischen Gefäßsremodellings, das der PAH zugrunde liegt, immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.
Erfahrungen aus der Praxis
Die auf der Pressekonferenz vorgestellten Patientenfälle aus der Praxis spiegelten auch das Bild aus dem klinischen Studienprogramm zu Sotatercept bei PAH wider. „Die positiven Effekte einer Behandlung mit Sotatercept konnten auch im Praxisalltag bestätigt werden, was die Wirksamkeit der Therapie eindrucksvoll untermauert – das stimmt sehr zuversichtlich“, resümierte Da-Hee Park.
Elisabeth Wilhelmi, München
Kardiale Amyloidose als Ursache der Herzinsuffizienz im Blick behalten
Die Transthyretin-Amyloidose mit Kardiomyopathie (ATTR-CM) ist eine Erkrankung, die oft erst spät als Ursache einer Herzinsuffizienz diagnostiziert wird. Anlässlich eines von Pfizer veranstalteten Symposiums erörterten Experten, welche Hinweise in der hausärztlichen Praxis den Verdacht auf eine ATTR-CM erregen sollten, und wie die Praxissoftware bei der Diagnose helfen kann.
„Um spezifisch behandeln zu können, muss immer nach der auslösenden Grunderkrankung gesucht werden“, konstatierte Professor Wilhelm Haverkamp, Berlin. Insbesondere bei männlichen Patienten ab 50 Jahren verbirgt sich häufiger als gedacht hinter der Herzinsuffizienz eine ATTR-CM. Bei dieser Erkrankung kommt es durch die extrazelluläre Ablagerung von unlöslichen Amyloidfibrillen im Herzmuskel zu strukturellen und funktionellen Veränderungen am Herzen. Ohne kausale Therapie beträgt die Überlebenszeit bei ATTRCM nur wenige Jahre.
Red Flags erkennen und handeln
Die aktuellen Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) empfehlen bei Verdacht auf Herzinsuffizienz zunächst die Bestimmung von NT-proBNP oder BNP. Bei auffälligen Werten (NT-proBNP ≥125 pg/ml oder BNP ≥35 pg/ ml) oder wenn diese Laborparameter nicht verfügbar sind, sollte eine Echokardiographie erfolgen. Auffälligkeiten in der Echokardi-
ographie wie eine Herzwandverdickung ≥12 mm und eine Reduktion in der longitudinalen Ausdehnung mit „apical sparing“ können auf das Vorliegen einer ATTR-CM hinweisen. „Verdächtig ist zudem, wenn die Standardmedikation bei Patienten mit Herzinsuffizienz nicht anschlägt“, so der Experte.
Verdachtsfälle mithilfe der Praxissoftware identifizieren
Klaus-Peter W. Schaps, Wilhelmshaven, appellierte: „Wir müssen den Blick für ATTR-CM in der Hausarztpraxis schärfen. Bei jedem älteren Patienten mit den klinischen Symptomen einer Herzinsuffizienz sollte auch an eine kardiale Amyloidose gedacht werden.“ Die Praxissoftware kann Hausärzte gezielt bei der Identifikation von ATTRCM-Verdachtsfällen unterstützen. Mithilfe der Statistikfunktion lassen sich beispielsweise Patienten mit den Diagnosen Herzinsuffizienz und Karpaltunnelsyndrom herausfiltern. Bei entsprechendem Verdacht sollten diese zeitnah zur weiteren Abklärung an eine kardiologische Praxis überwiesen werden. Die frühzeitige Einleitung einer kausalen Therapie der ATTR-CM ist entscheidend, um der hohen Mortalität der Erkrankung entgegenzuwirken. Mit Tafamidis 61 mg (Vyndaqel®) steht die erste und einzige ATTR-CM-Therapie mit klinischen Langzeitdaten über mehr als 5 Jahre und nachgewiesenem Überlebensvorteil im Real-World-Setting zur Verfügung, die sowohl für die Wildtyp- als auch die erbliche Form der ATTR-CM zugelassen ist.
Elisabeth Wilhelmi, München
Factsheet Sephience™ (Sepiapterin)
Sepiapterin – eine neue Therapieoption mit dualem Wirkmechanismus für Kinder und Erwachsene mit Phenylketonurie
Steckbrief Sephience™1
Wirkstoff: Sepiapterin
Es gibt Hoffnung für Patienten mit der seltenen Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie (PKU) und ihre Familien: Seit Juni 2025 ist Sepiapterin (Sephience™) zur Behandlung von Hyperphenylalaninämie bei Erwachsenen und Kindern mit PKU jeden Alters und Schweregrades zugelassen. Ursache für die schädliche Anreicherung der Aminosäure Phenylalanin (Phe) im Blut ist ein autosomal-rezessiv vererbter Gendefekt, der verhindert, dass das in den meisten Lebensmitteln enthal-
Neue Behandlungsoption für Kinder und Erwachsene mit Phenylketonurie aller Altersklassen und Schweregrade
Zielstruktur und Wirkweise: Steigerung der Aktivität des Enzyms
möglich ist, belegen die überzeugenden Ergebnisse der Zulassungsstudie APHENITY, die die international renommierte PKU-Expertin Professor Ania C. Muntau, Hamburg, auf einer Pressekonferenz von PTC Therapeutics vorstellte und die auch ihre Vision untermauern: „Mein Ziel ist, dass in 5 Jahren keiner meiner PKU-Patienten mehr Diät halten muss.“
Phenylalaninhydroxylase (PAH) durch einen dualen Wirkmechanismus
tene Phenylalanin zur Aminosäure Tyrosin verstoffwechselt wird. Die Basisbehandlung besteht daher aus einer lebenslangen, strikten Diät, bei der möglichst auf natürliche Proteine verzichtet wird und sich die Ernährung auf spezielle proteinreduzierte Lebensmittel und Aminosäure-Präparate ohne Phenylalanin beschränkt, um die Phe-Konzentration von Geburt an über das gesamte Leben hinweg im Zielbereich zu halten – eine große Belastung für die Betroffenen und ihre Familien, um die irreversiblen Folgen zu verhindern.
Indikation: Sephience™ wird angewendet für die Behandlung von Hyperphenylalaninämie (HPA) bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit Phenylketonurie (PKU).
Dualer Wirkmechanismus
Sepiapterin
Mit der Zulassung von Sepiapterin bietet sich den Patienten nun die Chance, die Diät zu lockern und ihre Phe-Zufuhr mit der Nahrung schrittweise zu erhöhen. Dass dies bei Kindern und Erwachsenen
Strikte Ernährungseinschränkungen sind eine große Belastung
„PKU ist eine leise Erkrankung, die man nicht unbedingt sieht – aber sie bestimmt das gesamte Leben der Patienten und ihrer Familien“, erklärte Kristina Kempf, Country Head Ger-
Der Wirkstoff Sepiapterin ist natürlicher Vorläufer von Tetrahydrobiopterin (BH4), einem kritischen Kofaktor des PAH-Enzyms, und steht in Sephience™ als orale Formulierung zur Verfügung.1
Sepiapterin gelangt über den Gastrointestinal(GI)-Trakt in das Blut und wird rasch in das Zellinnere von Leber-, Nieren- und Gehirnzellen aufgenommen. Dort führt
Sepiapterin (Sephience™) ist zugelassen für die Behandlung der Hyperphenylalaninämie (HPA) bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit Phenylketonurie (PKU). Sepiapterin ist ein natürlicher Vorläufer von Tetrahydrobiopterin (BH4), einem kritischen Kofaktor der Phenylalaninhydroxylase (PAH), und steht in Sephience™ als orale Formulierung zur Verfügung. Sepiapterin gelangt über den Gastrointestinaltrakt in das Blut und wird rasch in Leber-, Nieren- und Gehirnzellen aufgenommen. Dort verbessert es über einen dualen Wirkmechanismus die PAH-Aktivität: Einerseits wird es rasch und umfassend in BH4 umgewandelt und erhöht so die Bioverfügbarkeit des PAH-Kofaktors. Andererseits verfügt Sepiapterin über einen unabhängigen pharmakologischen Chaperon-Effekt, indem es selbst an die PAH bindet und so die Funktion des Enzyms verbessert. Durch diese beiden Mechanismen kann Sepiapterin die Blut-Phe-Spiegel effektiv senken und wirkt auch auf PAH-Varianten, die häufig bei PKU vorkommen und als unempfindlich gegenüber BH4 bekannt sind.
Sepiapterin über einen dualen Wirkmechanismus zur Erhöhung der PAH-Aktivität (Abb. 1), wodurch es zur Reduktion der Phenylalanin (Phe)-Konzentration im Blut von PKU-Patienten kommt.2,3
Sepiapterin verbessert die enzymatische Aktivität auch bei PAH-Varianten, die häufig bei PKU vorkommen und bekanntermaßen unempfindlich gegenüber BH4 sind.1
Abb. 1: Sepiapterin weist einen dualen Wirkmechanismus zur Steigerung der PAH-Aktivität auf (mod. nach Smith N et al. 20192, Gao L et al. 20243).
Fernab von normal – eine Mutter berichtet aus dem Familienalltag mit PKU
Bei der Diagnose Phenylketonurie im Rahmen des Neugeborenen-Screenings ihres Sohnes Simon war sie zunächst völlig überfordert, berichtete Vera Herrmann, Vorstandsmitglied der DIG PKU (Deutsche Interessengemeinschaft Phenylketonurie und verwandte Stoffwechselstörungen e. V.). Plötzlich stand die Möglichkeit im Raum, dass ihr Sohn eine schwere geistige Behinderung entwickeln würde, wenn sie die für ihren Sohn nötige Diät nicht einhält. Die häufig ge -
tätigte Aussage, PKU-Patienten könnten „ein weitgehend normales Leben führen“, hält Herrmann für problematisch. Sie berichtet, dass ihr heute 17-jähriger Sohn auf die Frage, ob er ein weitgehend normales Leben führt, geantwortet hat: „Mein Leben ist alles andere als normal!“ Denn PKU bedeutet tägliche Disziplin, ständiges Berechnen des PheGehalts in Speisen, permanenten Verzicht und einen hohen organisatorischen und emotionalen Aufwand – sowohl für die Patienten als auch für deren Familien, insbesondere für die Geschwister.
Strike Ernährungsvorschriften: Wenn ein Brötchen bereits fast zu viel ist
Die individuelle Toleranz liegt für Simon bei 380 mg Phenylalanin pro Tag – das entspricht etwa 7,5 g Protein, berichtete Herrmann. Mit einem normalen Weizenbrötchen ist diese Menge fast schon erreicht. Daher sind die meisten proteinreichen Lebensmittel wie z.B. Fisch, Fleisch, Milchprodukte, Getreide und Hülsenfrüchte für Simon tabu. Auch viele vegane Alternativen sind ungeeignet. Satt werden ist unter diesen Bedingungen eine echte Herausforderung. Spezialprodukte wie eiweißarme Nudeln, eiweißarme Brote und Mehlmischungen sind notwendig – und teuer. Hinzu kommen die Phe-freien Aminosäuremischungen, um die Versorgung mit Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen sicherzustellen. Diese müssen täglich in mehreren Portionen eingenommen werden. Simon nahm sie lange Zeit eingerührt in Apfelmus zu sich, später in Tablettenform – bis zu 180 Stück täglich. Geruch und Geschmack der in Wasser angerührten Phe-freien Aminosäuremischung sind aber „gewöhnungsbedürftig“ bis „unangenehm“.
PKU-Betroffene sind ein Leben lang psychosozialen Belastungen ausgesetzt
Die strikten Ernährungsvorschriften erfordern eine aufwendige Logistik: Online-Bestellungen, Backtage, Vorratshaltung, Mahlzeitenplanung. Die psychosozialen Auswirkungen sind erheblich – für das betroffene Kind und die gesamte Familie. Mahlzeiten müssen gewogen und Zutaten berechnet werden, soziale Teilhabe ist erschwert, spontane Einladungen oft unmöglich. „Simon verzichtete häufig lieber auf das Essen auf Kindergeburtstagen als sich zu erklären“, berichtete Herrmann. Auch Bildungseinrichtungen stellen Herausforderungen dar. Während der Kindergarten verständnisvoll reagierte, stieß die Familie in der Schule auf gesetzliche und organisatorische Grenzen. Selbstverständliches gemeinsames Essen wurde zur Ausnahme. Mit zunehmendem Alter kamen neue Herausforderungen: das Ablösen von den Eltern, die Übernahme der Diätverantwortung, die Identitätsfindung mit der Erkrankung. Im 9. Schuljahr geriet Simon in eine Krise: depressive Verstimmungen, Antriebslosigkeit, sinkende Schulleistungen – ausgelöst durch eine Negativspirale aus zu hohen Phe-Blutwerten und größere Belastungen durch die Diät.
Neue Hoffnung durch Sepiapterin für Simon und seine Familie
Im November 2023 begann Simon mit der Einnahme von Sephience™ im Rahmen der offenen APHENITY-Verlängerungsstudie. Waren die Phe-Werte davor noch „zu hoch“ im Sinne der Leitlinienempfehlungen (>900 µmol/l), sanken Simons Werte innerhalb eines Jahres auf <600 µmol/l und lagen damit im Zielbereich der Leitlinien. Diese deutliche Verbesserung der Phe-Werte ermöglichte es Simon, wieder am Leben teilzuhaben, seine Schulleistungen zu stabilisieren und sich aus der Isolation zu lösen. „Die Nachricht, dass Sepiapterin bei Simon wirkt, war ein Wendepunkt!“ berichtete seine Mutter erleichtert. Die Aussicht, die Phe-Toleranz neu auszuloten und mehr Flexibilität in der Ernährung zu gewinnen, bedeutete eine neue Lebensqualität – für die ganze Familie. Restaurantbesuche, Reisen, landestypische Speisen – all das rückte in den Bereich des Möglichen. Simons Kommentar lautete: „Es ist eine andere PKU geworden!“ Und Vera Herrmann resümierte: „Eltern, die heute die Nachricht bekommen, dass ihr Kind PKU hat, müssen nicht mehr unsere Geschichte wiederholen, ein Leben lang strikt eiweißarm essen zu müssen. Sie haben eine andere Ausgangssituation und damit die Chance auf eine viel geringere Belastung von Anfang an.“
Kongresse / Mitteilungen
many, Austria & Hungary bei PTC Therapeutics. Bei fehlender oder unzureichender Ernährungstherapie kann es bei PKU zu geistiger Behinderung, Konzentrationsproblemen, Stimmungsschwankungen und „Brain Fog“ kommen. Deshalb muss ab Geburt ein Leben lang fast vollständig auf eiweißreiche Lebensmittel verzichtet werden. Immer und überall anders essen zu müssen, kann zu sozialer Ausgrenzung führen. „Es berührt mich zutiefst, wenn ich Geschichten von Kindern mit PKU höre, die es vorziehen, eine Einladung zum Kindergeburtstag abzulehnen, um nicht wieder an ihr Anderssein erinnert zu werden“, so Kempf.
Signifikante Senkung der PheWerte durch Sepiapterin in der APHENITY-Studie
Muntau begleitete unter anderem die placebokontrollierte Phase-IIIStudie APHENITY, die 157 Kinder und Erwachsene jeden Alters mit PKU und einem Phe-Spiegel im Blut ≥360 μmol/l sowie einer beliebigen genetischen Variante der Phenylalaninhydroxylase (PAH) einschloss. Die Ergebnisse zeigten eine statistisch signifikante Überlegenheit von Sepiapterin im Vergleich zu Placebo. Im ersten Teil der Zulassungsstudie sprachen 73 % (114/156) der Patienten auf Sepiapterin an und wiesen eine Reduktion des Phe-Spiegels um ≥15 % innerhalb der 2-wöchigen Behandlung auf. Den primären Endpunkt* erreichte die APHENITY-Studie im 6-wöchigen Hauptteil mit je 49 Patienten mit Sepiapterin- bzw. Placebo-Behandlung: Unter Sepiapterin kam es zu einer mittleren Phe-Re-
duktion von 63 % gegenüber dem Ausgangswert im Vergleich zu 1 % unter Placebo (p < 0,0001). Besonders hervorzuheben ist laut Muntau die Wirksamkeit bei der klassischen PKU, der schwersten Form der Erkrankung: Bei 46 % (16/35) der Patienten konnte eine klinisch relevante Senkung der PheWerte um ≥ 30% erzielt werden – ein Ergebnis, das sie als „höchst bemerkenswert“ bezeichnete.
Verlängerungsstudie zeigt erste Ergebnisse zur Diätliberalisierung mit Sepiapterin
Die Interimsanalyse der offenen Verlängerung der APHENITYStudie bestätigte einen anhaltenden Behandlungseffekt, weiterhin eine gute Verträglichkeit sowie die Möglichkeit der Studienteilnehmer, durch Sepiapterin ihre Ernährung zu liberalisieren: 73 % der 102 Patienten verdoppelten ihre PheAufnahme, 34 % der 102 Patienten konnten sie verdreifachten. Und 52 % der zuvor mit BH₄ behandelten Patienten (38) verdoppelten ihre Phe-Aufnahme im Vergleich zur Einnahme unter BH₄-Therapie. „Die gesteigerte Phe-Aufnahme ist das, was das Leben der Patienten verändert, und nicht die Phe-Werte im Blut. Dafür können sich die Betroffenen nichts kaufen, aber jetzt können sie etwas essen!“, betonte Muntau.
* Primärer Endpunkt in der primären Analysepopulation (n = 98). Um in die primäre Analysepopulatio aufgenommen zu werden, mussten Patienten in Teil 1 von APHENITY eine Reduktion der PheWerte im Blut von ≥30 % erreichen und mindestens 2 Jahre alt sein.
Lang ersehnte medizinische Innovation
Die PKU-Expertin Muntau schilderte auch den Leidensdruck der Familien von PKU-Betroffenen (vgl. auch Insert auf S. 126): „Ich könnte es nicht“, gestand sie mit Blick auf die alltäglichen Herausforderungen der strikten Ernährungskontrolle. Ihre Worte unterstrichen, wie wichtig es ist, bei der Entwicklung von neuen Therapien neben den Phe-Werten immer auch die Menschen, die hinter dieser Erkrankung stehen, im Blick zu haben. Denn am wichtigsten ist es, dass PKU-Patienten eine Möglichkeit erhielten, ihre strengen Ernährungsvorschriften zu lockern und damit eine deutliche verbesserte Lebensqualität zu erreichen.
Brigitte Söllner, Erlangen
MITTEILUNGEN
Hämophilie: Zulassungserweiterung für Alhemo®
Bislang war Alhemo® (Concizumab) bei Hämophilie A und B mit Hemmkörpern zugelassen, nun hat die Europäische Kommission die Zulassung auf Hämophilie A und B ohne Hemmkörper erweitert. Der monoklonale Anti-TFPI (tissue factor pathway inhibitor)-Antikörper ist indiziert für die einmal tägliche subkutane Routineprophylaxe von Blutungen bei Patienten ab 12 Jahren mit schwerer Hämophilie A (FVIII <1 %) und mittelschwerer/schwe-
rer Hämophilie B (FIX ≤2 %) jeweils ohne Hemmkörper und mit Hämophilie A und B jeweils mit Hemmkörpern. Concizumab verstärkt – unabhängig von den Gerinnungsfaktoren VIII (FVIII) und IX (FIX) – die Initiationsphase der Blutgerinnung, indem es das körpereigene Protein TFPI blockiert, das die Initiationsphase der Blutgerinnung hemmt. So stellt Concizumab die Fähigkeit für eine ausreichende Thrombinbildung wieder her, ermöglicht die Bildung von stabilen Gefäßverschlüssen und kann Blutungen verhindern.
HyQvia®: Erweiterte Lagerfähigkeit bei Raumtemperatur erleichtert die selbstständige Immunglobulintherapie
Das subkutan applizierbare Immunglobulinpräparat HyQvia® (10 % humanes Immunglobulin mit rekombinanter humaner Hyaluronidase) kann jetzt bis zu 3 Monate bei Raumtemperatur zwischen 8 und 25 ° Celsius gelagert werden – zusätzlich zur bisherigen Kühllagerung. Diese neue Option erleichtert insbesondere die selbstständige Anwendung im häuslichen Umfeld und auf Reisen – ohne Kompromisse bei Qualität, Sicherheit oder Wirksamkeit.
Mehr Flexibilität für Patienten –weniger Aufwand für Fachpersonal
Die erweiterte Lagerfähigkeit von HyQvia® reduziert die Abhängig-
Dank jahrzehntelanger Erfahrung bei der Herstellung von Pen-Applikatoren ist es Novo Nordisk erstmals gelungen, Alhemo® in einem vorgefüllten Multidosis-Fertigpen mit einer ultradünnen Nadel anzubieten.
Die Zulassungserweiterung basiert auf den Daten der Phase-IIIaStudie explorer, in der die Wirksamkeit und das Sicherheitsprofil von Concizumab bei Patienten mit
keit von einer durchgängigen Kühlkette. Nach Entnahme aus dem Kühlschrank darf HyQvia® bis zu 3 Monate bei Raumtemperatur und lichtgeschützt gelagert werden. Diese Neuerung bringt deutliche Vorteile – insbesondere für:
• Patienten mit eingeschränkten Möglichkeiten zum Kühlen
• Patienten mit erhöhter Mobilität (z.B. Berufstätige, Reisende)
• Praxisteams in der patientennahen Versorgung
Wichtig: Das Entnahmedatum ist auf der ungeöffneten Umverpackung zu vermerken. Nach Lagerung der ungeöffneten HyQvia®Packung bei Raumtemperatur darf sie nicht erneut gekühlt und muss nach Ablauf der 3 Monate verworfen werden.
HyQvia® – Einzigartig unter den SCIg-Präparaten
HyQvia® ist derzeit das einzige subkutan applizierbare Immunglobulin, das mit rekombinanter humaner Hyaluronidase (rHuPH20)
Hämophilie A oder B ohne Hemmkörper untersucht wurden (Quelle: Chowdary P et al. Lancet Haematol 2024;11: e891-904).
kombiniert ist. Zugelassen ist HyQvia®zur:
• Substitutionstherapie bei primären und sekundären Immundefekten (PID/SID)*
• Immunmodulatorischen Therapie der chronischen inflammatorischen demyelinisierenden Polyradikuloneuropathie (CIDP)*
Die enzymatische Unterstützung durch Hyaluronidase erlaubt eine temporäre Depolymerisation der Hyaluronsäure im subkutanen Gewebe, wodurch:
* Primäres Immundefektsyndrom (PID) mit unzureichender Antikörperbildung; sekundäre Immundefekte (SID) bei Patienten, die an schweren oder rezidivierenden Infektionen leiden, oder bei denen eine antimikrobielle Behandlung unwirksam ist und die entweder ein nachgewiesenes Versagen von spezifischen Antikörpern (PSAF: Fehlender Anstieg des IgG-Antikörpertiters gegen Pneumokokken-Polysaccharid- und Polypeptid-Antigen-Impfstoffe um mindestens das 2-Fache.) oder einen Serum-IgG-Spiegel <4 g/l aufweisen. Immunmodulatorische Therapie bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen (0 – 18 Jahre) mit chronischer inflammatorischer demyelinisierender Polyradikuloneuropathie (CIDP) als Erhaltungstherapie nach Stabilisierung mit IVIg.
B. S.
Mitteilungen
• Infusionsvolumina bis zu 600 ml pro Infusionsstelle (bei maximal 2 Infusionsstellen gleichzeitig),
• Infusionsraten bis zu 300 ml/h (bei einer Infusionsstelle) sowie
• verlängerte Dosierungsintervalle alle 3 bis 4 Wochen realisierbar werden. Dies ermöglicht eine individuell anpassbare Therapie mit reduzierter Infusionsfrequenz im Vergleich zu konventionellen SCIg-Präparaten.
Nach Einweisung durch medizinisches Fachpersonal ist die Anwendung von HyQvia® zu Hause durch die Patienten selbst möglich – das fördert die Eigenständigkeit und verbessert die Lebensqualität bei chronischen Erkrankungen. Die neue Lageroption unterstützt die Therapietreue, vereinfacht die Heimanwendung und bietet zusätzliche Sicherheit für Pflegekräfte und verordnende Ärzte.
S. M.
IMPRESSUM
OFFIZIELLES ORGAN DER
Herausgeber:
PERFUSION
DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR ARTERIOSKLEROSEFORSCHUNG
Univ.-Prof. Dr. Dr. Edzard Ernst, Emeritus Professor of Complementary Medicine, University of Exeter, Peninsula Medical School,Salmon Pool Lane, Exeter EX2 4SG, UK
Prof. Dr. med. Wolfgang Koenig Deutsches Herzzentrum München Technische Universität München Lazarettstraße 36 80636 München
Wissenschaftlicher Beirat:
Prof. Dr. med. T. von Arnim (Kardiologie), München
Prof. Dr. med. G. V. R. Born (Arterioskleroseforschung), London
Prof. Dr. med. C. Diehm (Angiologie), Karlsbad
Priv.-Doz. Dr. med. Dr. phil. C. Drosde (Kardiologie), Freiburg
Dr. med. J. Dyerberg MD, Ph. D. (Klin. Chemie), Aalborg Sygehus, Dänemark
Univ.-Prof. Dr. med. H. W. Eichstädt, (Kardiologie), Berlin
Doz. Dr. rer. nat. F.-D. Ernst (Hämorheologie), Dresden
Dr. med. J. Gehring (Kardiologie, Rehabilitation), München
Prof. Dr. med. J. D. Gruß (Gefäßchirurgie), Kassel
Prof. Dr. J. Harenberg (Hämostaseologie), Mannheim
Prof. Dr. med. L. Heilmann (Gynäkologie), Rüsselsheim
Prof. Dr. med. H. M. Hoffmeister (Kardiologie), Solingen
Prof. Dr. med. H. U. Janka (Diabetologie), München
Dr. med. J. Janzen MPhil (Pathologie), Bern, Schweiz
Prof. Dr. med. L. Kollár M.D., PhD (Gefäßchirurgie), Universität Pécs, Ungarn
Prof. Dr. med. M. Marshall (Phlebologie), Rottach Egern
Prof Dr. med. J. Matsubara (Chirurgie), Ishikawa, Japan
Prof. Dr. med. G. Mchedlishvilli (Mikrozirkulation), Tbilisi, Georgien
Prof. Dr. med. V. Mitrovic (Kardiologie, Klinische Pharmakologie), Bad Nauheim
Prof. Dr. med. H. Mörl (Angiologie), Mannheim
Prof. Dr. med. F. J. Neumann (Kardiologie), Bad Krozingen
Prof. Dr. med. K. L. Resch (Medizin-Statistik), Bad Elster
Prof. Dr. med. G. Rettig (Kardiologie), Homburg
PD Dr. med. Rainer Röttgen (Radiologie), Berlin
Prof. Dr. med. G. Schmid-Schönbein (Biomechanik), La Jolla, USA
Prof. Dr. med. H. Schmid-Schönbein (Physiologie), Aachen
Prof. Dr. med. A. Schrey (Pharmakologie), Düsseldorf
Prof. Dr. med. H. Sinzinger (Nuklearmedizin), Wien, Österreich
Prof. Dr. med. T. Störk (Kardiologie, Angiologie), Göppingen
Prof. Dr. med. I. Szirmai M.D. (Neurologie), Universität Budapest, Ungarn
Prof. Dr. med. G. Trübestein (Angiologie), Bonn
Prof. Dr. med. B. Tsinamdzvrishvili (Kardiologie, Hypertonie), Tbilisi, Georgien
Prof. Dr. med. W. Vanscheidt (Dermatologie), Freiburg
Prof. Dr. med. H. Weidemann (Kardiologie, Sozialmedizin), Bad Krozingen
Schriftleitung:
Univ.-Prof. Dr. Dr. Edzard Ernst, Emeritus Professor of Complementary Medicine, University of Exeter, Peninsula Medical School, Salmon Pool Lane, Exeter EX2 4SG, UK
E-Mail: Edzard.Ernst@pms.ac.uk
Tel: +44 (0) 1392 726029
Fax: +44 (0) 1392 421009
Die Zeitschrift erscheint 6-mal im Jahr; Jahresabonnement 27,–; Einzelheft 5,50, inklusive MwSt., zuzüglich Versandspesen. Der Abonnementpreis ist im voraus zahlbar. Stornierungen sind bis 6 Wochen vor Ablauf eines Kalenderjahres möglich. Abonnementbestellungen direkt beim Verlag.
Geschäftsführerin:
Sibylle Michna Anschrift wie Verlag
Chefredaktion: Brigitte Söllner (verantwortlich) Anschrift wie Verlag
Werbung, Beratung, Verkauf: Sibylle Michna (verantwortlich) Anschrift wie Verlag
Die Annahme von Werbeanzeigen impliziert nicht die Empfehlung durch die Zeitschrift; die in den Beiträgen zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Auffassungen drücken nicht unbedingt die der Herausgeber, des wissenschaftlichen Beirates oder des Verlages aus. Der Verlag behält sich alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung jeglicher Art, sowie die Übersetzung vor. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages.
Erfüllungsort: Puschendorf
Gerichtsstand: Fürth
Fälle höherer Gewalt, Streik, Aussperrung und dergleichen entbinden den Verlag von der Verpflichtung auf Erfüllung von Aufträgen und Leistungen von Schadensersatz.
Anmerkung der Redaktion: Zur besseren Lesbarkeit werden in der PERFUSION personenbezogene Bezeichnungen, die sich auf das männliche oder weibliche Geschlecht beziehen, grundsätzlich nur in der männlichen Form verwendet. Damit wird keine Diskriminierung des Geschlechts ausgedrückt.
Endlich mittendrin als PKU-Patient*in Phe senken. Möglichkeiten steigern.
• Senkung des Phe-Wertes im Blut um durchschnittlich 410 μmol / l (~ 7 mg / dl) / 63 % ggü. Placeboa,2
• 66 % Ansprechrate mit ≥ 30 % Reduktion des Phe-Wertes im Blut ggü. Baseline2
• Reduktion des Phe-Spiegels um durchschnittlich 524 μmol / l (~ 9 mg / dl) / 69 % ggü. Placebo bei klassischer PKUa,b,2
• Gut verträglich1,2
Phe = Phenylalanin; PKU = Phenylketonurie.
a Unter Einhaltung der Diät. b Klassische PKU wird definiert als Phe-Wert im Blut ≥ 1200 µmol / l (~ 20 mg / dl) bei Geburt oder entsprechend dokumentierte Werte in der medizinischen Vorgeschichte des Patienten.
Sephience 250 mg Pulver zum Einnehmen im Beutel / Sephience 1 000 mg Pulver zum Einnehmen im Beutel Wirkstoff: Sepiapterin.
Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8 der Fachinformation. Qualitative und quantitative Zusammensetzung:
Sephience 250 mg bzw. 1 000 mg Pulver zum Einnehmen im Beutel: Jeder Beutel enthält 250 mg bzw. 1 000 mg Sepiapterin. Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung: Sephience 250 mg bzw. 1 000 mg Pulver zum Einnehmen im Beutel: Jeder Beutel enthält 400 mg bzw. 1 600 mg Isomaltitol. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile: Mikrokristalline Cellulose (E460), Isomaltitol (E953), Mannitol (E421), Croscarmellose-Natrium (E468), Xanthangummi (E415), Kolloidales wasserfreies Siliciumdioxid oder kolloidales Siliciumdioxid (E551), Sucralose (E955), Magnesiumstearat (E470).
Anwendungsgebiete: Sephience wird angewendet für die Behandlung von Hyperphenylalaninämie (HPA) bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit Phenylketonurie (PKU). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: sehr häufig (≥ 1 / 10): Infekt der oberen Atemwege, Kopfschmerzen, Diarrhö, Abdominalschmerz, Oberbauchschmerzen, Abdominalbeschwerden; häufig (≥ 1 / 100, < 1 / 10): Stuhlverfärbung, Hypophenylalaninämie. Verkaufsabgrenzung: Deutschland: Verschreibungspflichtig, Österreich: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel, sonstige Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel, ATC-Code: A16AX28. Weitere Angaben: Ausführliche Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen, sowie Dosierung entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels).
Pharmazeutischer Unternehmer / Inhaber der Zulassung: PTC Therapeutics International Limited, Unit 1, 52-55 Sir John Rogerson’s Quay, Dublin 2, D02 NA07, Irland. SEP-001