DentUnique 2015

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P.b.b. 14Z039972 M Universitätszahnklinik Wien, Sensengasse 2a, 1090 Wien

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Hypomineralisation bei Kindern – 08 Endodontie: Grenzen und Möglichkeiten – 12 Das Journal der Universitätszahnklinik Wien

Endspurt Lehre Teil 3: Das 72-Wochen-Praktikum

Karin Gutiérrez-Lobos: Gleichbehandlung nützt allen – 16


Editorial

Sehr geehrte LeserInnen!

U

nser Journal DentUnique gibt Ihnen einen exklusiven Einblick in die Tätigkeiten an der Universitätszahnklinik Wien.

Wir berichten über aktuelle Forschungserkenntnisse, schildern PatientInnenfälle und informieren über die zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten an der Universitätszahnklinik Wien.

Der Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf dem abschließenden Teil der Lehre, dem 72-Wochen Praktikum. Hier erlernen die Studierenden zahlreiche Fähigkeiten, die sie in der Praxis benötigen. Bereits theoretisch angeeignetes Wissen wird hierbei praktisch angewandt.

Univ.-Prof. DDr. Andreas Moritz, Vorstand

Das Praktikum findet in sogenannten Home-Units statt, also kleinen Einheiten, die einer zahnärztlichen Ordination gleichkommen. Diese Units bringen nicht nur große Vorteile für die Studierenden durch die engmaschige Betreuung mit sich, auch für die PatientInnen ergibt sich durch dieses System nur Positives. Nämlich ein persönlicher Ansprechpartner, und das alles an ein und demselben Ort. Wir möchten Sie mit unserem Journal DentUnique an unserem klinischen Alltag teilhaben lassen und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit Ihnen – zum Wohle der ­PatientInnen.

Impressum: Medieninhaber/Herausgeber: Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde GmbH, 1090 Wien, Sensengasse 2a, Tel.: +43-1-40 070, Fax: +43-1-40 070-3039, E-Mail: office-zmk@meduniwien.ac.at, www.unizahnklinik-wien.at Herausgeber: Geschäftsführer Univ.-Prof. DDr. Andreas Moritz und Thomas Stock Erscheinungsort: Wien Auflage: 5.000 Verlag: Albatros Media GmbH, Grüngasse 16, 1050 Wien, office@albatros-media.at, www.albatros-media.at Redaktion: Clemens Nechansky (Leitung), Mag. Marianne Kitzler, Bettina Benesch, Mag. Andrea Fallent, Dr. Monika Steinmaßl-Wirrer, Carina Weinstabl, Carina Mezensky Grafik & Produktion: Julia Proyer (Leitung), Doreen Agbontaen Verlagsleitung: Mag. Peter Morawetz Designkonzept: Julia Proyer Coverfoto: Universitätszahnklinik Wien/Fuchs Fotos: Falls nicht anders angegeben: Universitätszahnklinik Wien Druck: NÖ Pressehaus, 3100 St. Pölten Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Die Universitätszahnklinik GmbH ist eine 100-%-Tochtergesellschaft der Medizinischen Universität Wien, www.meduniwien.ac.at/homepage/info/impressum. Grundlegende Richtung des Magazins: DentUnique informiert ZahnärztInnen, Studierende und MitarbeiterInnen der Universitätszahnklinik Wien über Forschung, Fallstudien, Weiterbildungsangebote und die Tätigkeiten der Institution.

02 DentUnique 3/2015


Inhalt

Inhalt

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Forschung 04 Vorstellung des Competence Center for Tissue Engineering and Cell-Based Therapies 06 Der Einfluss von Zahnpasta auf die Zellviabilität

Praxis 08 Molaren-Inzisiven-Hypo mineralisation bei Kindern 12 Grenzen und Möglichkeiten der Endodontie 13 Historisches aus dem Zahnmuseum Wien

08

Menschen 14 Facts über die Universitäts zahnklinik Wien: Fachbe reiche, Ambulanzen, Öffnungszeiten 15 Kluge Köpfe

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16 Interview mit Karin Gutiérrez Lobos, Vizerektorin und Be-­ auftragte für Gender & Diversity an der MedUni Wien

Lehre 18 Lehre Teil 3 – Endspurt: Das 72-Wochen-Praktikum 21 Parodontologie-Youngsters Kick-off

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22 Neuer Masterlehrgang „Esthetic Dentistry“

In den Kalender BRING YOUR OWN CASE Niedergelassene ZahnärztInnen können eigene Fälle besprechen und mit OberärztInnen des Fachbereiches für Orale Chirurgie Lösungsmöglichkeiten erarbeiten Leitung: Univ.-Prof. DDr. Christian Ulm Datum: Mittwoch, 4. 11. 2015 Uhrzeit: 8.30–9.30 Uhr Ort: Seminarräume der ZMK, Universitätszahnklinik Wien, Sensengasse 2a, 1090 Wien Anmeldung: oralechirurgie-kurse@meduniwien.ac.at 36. Burgenländische Herbsttagung – „Zukunft Zahn“ Präsident: Dr. Herbert Haider Datum: 12.–14. 11. 2015 Ort: Seehotel Rust Am Seekanal 2–4, 7071 Rust Anmeldung: www.zukunft-zahn.at/ anmeldung Informationen: www.zukunft-zahn.at 11th International Vienna Orthodontic Symposium IVOS 2015 Präsident: O. Univ.-Prof. Dr. Hans-Peter Bantleon Datum: 4.–5. 12. 2015 Ort: Palais Niederösterreich www.palais-niederoesterreich.at Anmeldung: maria.strobl@meduniwien.ac.at Informationen: www.ivos.at

23 Buchtipp: Erosive Tooth Wear

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Forschung

Forschung: Tissue Engineering Am Competence Center for Tissue Engineering and Cell-Based Therapies arbeitet ein Team von WissenschaftlerInnen an zukunftsweisenden Technologien, um orales Gewebe wie Pulpa, Parodont und Knochen zu regenerieren.

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einen immensen Einfluss auf die Zukunft in den Praxen. Für diese Zukunft der Zahnmedizin arbeiten wir im Labor. Unsere Forschung ist für die Zukunft – inspiriert vom Jetzt.“ Ein weiterer wesentlicher Aspekt neben der Forschung sei die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Agis: „Im Competence Center haben angehende ZahnmedizinerInnen die Chance, Forschung zu machen; sie können die Zukunft mitgestalten. Mir ist es wichtig, das Wissen um die Potentials des Tissue Engineering gerade in der Zahnmedizin hinauszutragen.“ Gewebsheilung bei Diabetes In aktuellen Projekten forschen die WissenschaftlerInnen unter anderem an neuen und innovativen Strategien zur Förderung kompromittierter Heilung. Ein mögliches Feld hierbei ist Diabetes. Studien zufolge nehmen Thrombozyten und zelluläre Sauerstoffsensoren eine Schlüsselrolle in der Heilung ein: Die Thrombozyten setzen ihre Wachstumsfakoren im Zuge der frühen Phase der Regenera-

Das Team Das Competence Center wurde Ende 2014 an der Universitätszahnklinik Wien gegründet; Leiter ist der Zell­biologe Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Hermann Agis, PhD. Gemeinsam mit Labormanagerin Manuela Pensch bildet er das Stammteam des Centers. Zusätzlich arbeiten StudentInnen aus Masterstudienprogrammen, angehende ZahnmedizinerInnen sowie PhD-StudentInnen im Labor an ihren Thesen. Fotos: Fuchs

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issue Engineering für die regenerative Zahnheilkunde ist der Fokus des Competence Centers for Tissue Engineering and Cell-Based Therapies an der Universitätszahnklinik Wien. Das interdisziplinäre Team rund um Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Hermann Agis, PhD kombiniert in seiner Arbeit Methoden der Ingenieur-, Werkstoff- und Lebenswissenschaften. Inspiriert vom klinischen Alltag forschen ZahnmedizinerInnen, BiologInnen und BiotechnologInnen an der Entwicklung neuer, innovativer Strategien für die Regeneration von oralem Gewebe wie Pulpa, Parodont und Knochen. Eine zentrale Rolle spielen die drei Säulen des Tissue Engineering: Zellen, Biomaterialien und Faktoren (Abb. 1). Wesentliche Einsatzgebiete sind die Endodontie, die Parodontologie und die Chirurgie. „Unser Ziel ist es, vorhandene Methoden des Tissue Engineering zu verbessern und neue in der Praxis anwendbar zu machen, um damit den PatientInnen zu helfen“, sagt Hermann Agis. „Neue Ansätze haben


Forschung

Foto: Nadine Krier/Universitätszahnklinik

rezenten Studien zeigten die WissenschaftlerInnen, dass diese Biomaterialien als Träger für Wachstumsfaktoren von aktivierten Thrombozyten und „Hypoxia-Mimetic Agents“ dienen können und dass die Freisetzung dieser Faktoren einer „Burst-like“Kinetik folgt.

Abb. 1: Die drei Säulen des „Tissue Engineering“: Zellen, Biomaterialien und Faktoren

Abb. 3: Sphäroidkultur von oralen Zellen

Abb. 2: Kollagenmembranen und Knochenersatzmaterialien

Abb. 4: Tooth-Slice Organ Cultures. Vitalfärbung der Pulpa mittels MTT1

tion frei, die zellulären Sauerstoffsensoren reagieren auf Hypoxie. Die ForscherInnen am Competence Center for Tissue Engineering and Cell-Based Therapies untersuchen, wie diese Schlüsselfaktoren genützt

werden können, um die Heilung bei Diabetes zu fördern. Hier bietet sich die Funktionalisierung von klinisch eingesetzten Biomaterialien an, wie etwa Kollagenmembranen und Knochenersatzmaterialien (Abb. 2). In

Neue In-vitro-Methoden Die Entwicklung neuer Therapiestrategien basiert sowohl auf In-vitro- als auch auf In-vivo-Versuchen. Ein weiterer Schwerpunkt des Competence Centers liegt auf der Entwicklung neuer In-vitro-Testmethoden als mögliche Alternativen zu Tierversuchen. Im Zuge der Forschung des Competence Centers wurden unter anderem 3D-Wundheilungsmodelle, SphäroidZellkulturen (Abb. 3) wie auch ToothSlice Organ Cultures (Abb. 4) an der Universitätszahnklinik etabliert. Im März 2015 präsentierte das Team seine Studie zum Thema Tooth-Slice Organ Cultures im International Endodontic Journal, und fand damit weltweit große Beachtung.1 Eine weitere Publikation zum Thema Diabetes ist derzeit in Druck. Durch diese Entwicklungen zusammen mit zukünftigen Errungenschaften will das Team des Competence Centers for Tissue Engineering and Cell-Based Therapies dazu beitragen, personalisierte regenerative Thera­ pien für PatientInnen mit kompromittierter Heilungskapazität zu ermöglichen. •

Zur Person Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Hermann Agis, PhD Fachbereich Zahnerhaltung & Parodontologie Leiter des Competence Center for Tissue Engineering and Cell-Based Therapies Universitätszahnklinik Wien Medizinische Universität Wien

1 Trimmel K, Cvikl B, Müller HD, Nürnberger S, Gruber R, Moritz A, Agis H: L-mimosine increases the production of vascular endothelial growth factor in human tooth slice organ culture model. Int Endod J 2015 Mar; 48(3): 252–260 DentUnique 3/2015 05


Forschung

Der Einfluss von Zahnpasta auf die Zellviabilität Eine Reduktion der Viabilität von Zahnpasten mit unterschiedlichen Schaum­ bildnern kann in vitro nachgewiesen werden, sie variiert allerdings abhängig vom jeweiligen Wirkstoff.

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ahnpasta enthält drei Hauptkomponenten: Schaumbildner (Tenside), Putzkörper und Fluo­ride. Schaumbildner, im Speziellen Natriumlaurylsulfat (Sodium lauryl sulfate = SLS) gelten als jene Bestandteile, die in diversen In-vitroStudien für zytotoxische Effekte von Zahnpasten verantwortlich gemacht werden. Allerdings enthalten nicht alle Zahnpasten dieselben Inhaltsstoffe, und der direkte Zusammenhang zwischen Schaumbildnern und einer Zytotoxizität von Zahnpasten konnte bislang wissenschaftlich nicht bewiesen werden. Die vorliegende Studie untersuchte die In-vitro-Toxizität von löslichen Substanzen von neun frei verkäuflichen Zahnpasten mit vier verschiedenen Schaumbildnern.1

Schaumbildner Der Schaumbildner SLS kann die Barriereeigenschaften der menschlichen Munschleimhaut in vitro2 und auch in vivo3 beeinflussen und erhöhte zudem in Studien den gingivalen Blutfluss4. Zahnpasten, die SLS enthalten, sind auch mit häufigerem Auftreten von Aphthen assoziiert,5 während SLS-freie Zahnpasten das Abheilen der Geschwüre beschleunigen und die Schmerzhaftigkeit reduzieren.6 In vitro verringert SLS die Zellviabilität von Zellen wie TERT-1 Keratinozyten, Epithelzellen und Fibroblasten.7, 8 Ein anderer Schaumbildner ist Cocamidopropylbetain (CAPB), der Kontakt­ allergien insbesondere bei Personen mit atopischer Dermatitis und Lupus 06 DentUnique 3/2015

erythematosus auslösen kann.9, 10 Zur Zytotoxizität von CAPB ist die wissenschaftliche Datenlage widersprüchlich. Als weitere Schaumbildner in Zahnpasten werden Aminofluorid (AF) und Steareth-20 eingesetzt. Bisher wurden noch keine In-vitroStudien durchgeführt, die Zahnpasten mit unterschiedlichen Schaumbildnern miteinander verglichen. Die vorliegende Studie untersuchte den Einfluss der löslichen Substanzen von verschiedenen Zahnpasten auf die Viabilität von oralen Fibroblasten und Epithelzellen in In-vitro-Zellkulturen.1

Die Ergebnisse Bei der Untersuchung konnte nachgewiesen werden, dass die löslichen Substanzen der Zahnpasten mit Na-

triumlaurylsulfat und Aminofluorid als Schaumbildner die Viabilität von oralen Fibroblasten und Epithelzellen massiv verringern. Die Reduktion der Viabilität der Zahnpasten mit diesen beiden Inhaltsstoffen erwies sich als bedeutend höher als bei jenen Produkten mit CAPB und Steareth-20. Bei der Interpretation der Ergebnisse muss jedoch die Art der Untersuchung berücksichtigt werden: Die In-vitroSituation ist nicht in der Lage, immunologische Aspekte bzw. die Barriere­ funktionen des Gewebes in vivo zu simulieren. Isolierte Zellen sind zudem auch nicht durch eine Speichelschicht geschützt, weshalb in vivo vermutlich höhere Konzentrationen der Substanzen notwendig sind, um zytotoxische Effekte hervorzurufen. •

1 Cvikl B, Lussi A, Gruber R: The in vitro impact of toothpaste extracts on cell viability. Eur J Oral Sci 2015; 123: 179–185 2 Healy CM, Cruchley At, Thornhill MH, Williams DM: The effect of sodium lauryl sulphate, triclosan and zinc on the permeability of normal oral mucosa. Oral Dis 2000; 6: 118–123 3 Veys RJ, Baert JH, De Boever JA: Histological changes in the hamster cheek pouch epithelium induced by topical application of sodium lauryl sulphate. Int J Exp Pathol 1994; 75: 203–209 4 Herlofson BB, Brodin P, Aars H: Increased human gingival blood flow induced by sodium lauryl sulfate. J Clin Periodontol 1996; 23: 1004–1007 5 Herlofson BB, Barkvoll P: The effect of two toothpaste detergents on the frequency of recurrent aphthous ulcers. Acta Odontol Scand 1996; 54: 150–153 6 Shim YJ, Choi JH, Ahn HJ, Kwon JS: Effect of sodium lauryl sulfate on recurrent aphthous stomatitis: a randomized controlled clinical trial. Oral Dis 2012; 18: 655–660 7 Moore C, Addy M, Moran J: Toothpaste detergents: a potential source of oral soft tissue damage? Int J Dent Hyg 2008; 6: 193–198 8 Babich H, Babich JP: Sodium lauryl sulfate and triclosan: in vitro cytotoxicity studies with gingival cells. Toxicol Lett 1997; 91: 189–196 9 Shaughnessy CN, Malajian D, Belsito DV: Cutaneous delayed-type hypersensitivity in patients with atopic dermatitis: reactivity to surfactants. J Am Acad Dermatol 2014; 70: 704–708 10 Guner E, Kalkan G, Meral E, Baykir M: The triggering role of allergic contact dermatitis in discoid lupus erythematosus. Cutan Ocul Toxicol 2013; 32: 194–199



Praxis

Molaren-InzisivenHypomineralisation

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ie Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) ist eine systemisch bedingte Hypomineralisation von ein bis vier bleibenden ersten Molaren, die häufig mit der Fehlstrukturierung der Inzisiven assoziiert ist (Abb. 1 und 2). Die Erkrankung tritt weltweit auf, wobei die Angaben in der Literatur zur Prävalenz schwanken. Berichtet wird von Häufigkeiten zwischen 3,6 Prozent und 25 Prozent.¹ In Deutschland leiden im Durchschnitt wahrscheinlich etwa vier bis 14 von 100 Kindern an MIH.2, 3, 4, 5 „Offizielle Zahlen liegen für Österreich derzeit nicht vor“, sagt Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes. Die Leiterin des neuen Fachbereichs Kinderzahnheilkunde an der Universitätszahnklinik Wien sieht hier ein Desiderat der Forschung.

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Der klinische Befund Betroffen sind klassischerweise die ersten bleibenden Molaren und die Inzisiven. Die Zähne zeichnen sich durch eine Veränderung in der Transluzenz des Schmelzes aus. Die Opa-

Fotos: Fuchs

Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation bei Kindern spielt in der zahnärztlichen Praxis eine immer größere Rolle. Entscheidend ist, PatientInnen frühzeitig zu erfassen und in ein engmaschiges Recall-Programm einzubinden. Auf diese Weise wächst die Chance, eine in funktioneller und ästhetischer Hinsicht zufriedenstellende Rehabilitation zu erreichen.

„Was die Erkrankung auslöst, ist bislang ungeklärt“, sagt Bekes. Diskutiert wird ein Zusammenspiel mehrerer Ursachen: Bekannt ist, dass die Störung der Zahnentwicklung zwischen dem achten Schwangerschaftsmonat und dem vierten Lebensjahr aufgetreten sein muss, da in dieser Zeitspanne die Amelogenese der ersten Molaren und der Inzisivi stattfindet. Als mögliche Ursachen werden in der Literatur unter anderem Probleme im letzten Monat der Schwangerschaft, Frühgeburten, Dioxinbelastung der Muttermilch sowie verlängertes Trinken aus Plastiktrinkflaschen diskutiert.6, 7, 8, 9


Praxis

zitäten können in ihrer Farbe weiß, creme, gelb oder braun sein. Die hypomineralisierten Zähne sind nicht nur optisch verändert, sondern der befallene Schmelz unterscheidet sich auch durch geringere Härte, niedrigeren Mineralgehalt und erhöhte Porosität.

ten im Bereich der Kaufläche und/ oder der Höcker/des oberen Kronendrittels ohne Substanzverlust auf (Abb. 3).

Klinisch können Hypomineralisationen an den Sechsjahrmolaren in drei Schweregrade von 1 (leicht) bis 3 (schwer) eingeteilt werden (nach Wetzel und Reckel).10 Dabei weisen Molaren mit Schweregrad 1 einzelne weiß-cremige abgegrenzte Opazitä-

Bei Schweregrad 2 erfassen die Opazitäten fast alle Höcker und das obere Kronendrittel bei geringem Substanzverlust (Abb. 4). Schweregrad 3 ist durch großflächige, gelb-braune Verfärbungen mit Defekten der Kronenmorphologie aufgrund ausgeprägter Schmelzverluste gekennzeichnet (Abb. 5). Alle diese Schweregrade können mit oder ohne Beteiligung der Schneidezähne auftreten.11 ‣

Abb. 1: MIH an den Zähnen 36 und 46

Abb. 2: MIH an den Zähnen 11, 21 und 42

Abb. 3: Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation Schweregrad 1

Abb. 5: Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation Schweregrad 3

Abb. 4: MolarenInzisivenHypomineralisation Schweregrad 2

Abb. 6: Fissurenversiegelung an einem MIH-Molaren

1 Weerheijm KL, Duggal M, Mejare I, Papagiannoulis L, Koch G, Martens LC, Hallonsten AL: Judgement criteria for molar incisor hypomineralisation (MIH) in epidemiologic studies: a summary of the European meeting on MIH held in Athens 2003; Eur J Paediatr Dent 4: 110–113 2 Koch G, Hallonsten AL, Ludvigsson N, Hansson BO, Holst A, Ullbro C: Epidemiologic study of idiopathic enamel hypomineralization in permanent teeth of Swedish children. Community Dent Oral Epidemiol 1987; 15: 279–285 3 Jalevik B, Noren JG, Klingberg G, Barregard L: Etiologic factors influencing the prevalence of demarcated opacities in permanent first molars in a group of Swedish children. Eur J Oral Sci 2001; 109: 230–234 4 Dietrich G, Sperling S, Hetzer G: Molar incisor hypomineralisation in a group of children and adolescents living in Dresden (Germany). Eur J Paediatr Dent 2003; 4: 133–137 5 Petrou MA, Giraki M, Bissar AR, Basner R, Wempe C, Altarabulsi MB, Schafer M, Schiffner U, Beikler T, Schulte AG, Splieth CH: Prevalence of Molar-Incisor-Hypomineralisation among school children in four German cities. Int J Paediatr Dent 2014; 24: 434–440 6 Koch G, Hallonsten AL, Ludvigsson N, Hansson BO, Holst A, Ullbro C: Epidemiologic study of idiopathic enamel hypomineralization in permanent teeth of Swedish children. Community Dent Oral Epidemiol 1987; 15: 279–285 7 Weerheijm KL, Duggal M, Mejare I, Papagiannoulis L, Koch G, Martens LC, Hallonsten AL: Judgement criteria for molar incisor hypomineralisation (MIH) in epidemiologic studies: a summary of the European meeting on MIH held in Athens, 2003. Eur J Paediatr Dent 2003; 4: 110– 113 8 Behrendt A, Ansari F, Reckel U, Schleenbecker F, Wetzel WE: Molarincisor hypomineralisation (MIH): a German study. Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkd 2004; 26: 112–117 9 Jalevik B, Noren JG: Enamel hypominera lization of permanent first molars: a morphological study and survey of possible aetiological factors. Int J Paediatr Dent 2000; 10: 278–289 10 Wetzel WE, Reckel U: Fehlstrukturierte Sechsjahrmolaren nehmen zu – eine Umfrage. Zahnärztl Mitt 1991; 81: 650–651 11 Jalevik B, Noren JG, Klingberg G, Barregard L: Etiologic factors influencing the prevalence of demarcated opacities in permanent first molars in a group of Swedish children. Eur J Oral Sci 2001; 109: 230–234 DentUnique 3/2015 09


Praxis

Abb. 7a: Kompositfüllung an einem MIH-Molaren vor Füllungstherapie

Abb. 7b: Kompositfüllung an einem MIH-Molaren nach Füllungstherapie

Abb. 8: Patientin mit MIH an beiden UK-Molaren. Zahn 36 wurde bereits mit einer Stahlkrone versorgt

Mehr als ein Implantat

Ein Gefühl des Vertrauens

Therapiemöglichkeiten Es gibt bisher noch keine einheitlich festgelegten Therapiestrategien zur Behandlung von hypomineralisierten Inzisiven und Molaren.12 Zur Entscheidungsfindung müssen verschiedene Faktoren gegeneinander abgewogen und eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösungsstrategie gefunden werden. Alle betroffenen Kinder müssen engmaschig in einem Intensivprophylaxe-Programm betreut werden. Hier werden folgende Maßnahmen empfohlen: regelmäßige Zahnreinigungen und Mundhygieneanleitungen, die Applikation von Fluorid-, CHX- und CPP-ACPPräparaten sowie die Desensibilisierung mit einem Dentinadhäsiv oder einem Versiegler und Fissurenversiegelungen. Für die Erstversorgung von Zähnen, bei denen aufgrund des noch unvollständigen Zahndurchbruchs keine absolute Trockenlegung möglich ist, eignen sich Glasionomerzemente. Diese müssen aber langfristig durch definitive Füllungen ausgetauscht werden.13

Bei leichten bis mittleren Defekten sind Komposite ein gutes Therapiemedium (Abb. 7a und 7b). Sie zeigen bei adäquater Verarbeitung eine gute Überlebensrate auch bei hypomineralisierten Zähnen.14 Die Füllungen müssen im Durchschnitt alle vier Jahre ausgetauscht werden.15 Da die Füllungsränder komplett im gesunden Schmelz liegen sollten, muss der gesamte defekte Schmelz entfernt werden. Anderenfalls kommt es aufgrund des eingeschränkten adhäsiven Verbundes


Praxis

zu dem defekten Schmelz zu weiteren Zahnsubstanzverlusten rund um die Füllungen.16

Bei größerem Substanzverlust und massiven Hypersensibilitäten kann zum Erhalt betroffener Molaren als Therapieoption die Eingliederung einer konfektionierten Stahlkrone als Langzeitprovisorium gewählt werden (Abb. 8).17 Nach dem 16. Lebensjahr gibt es die Option einer Vollkeramikoder VMK-Krone als Ersatz der Stahlkrone. Neuere Therapieansätze propagieren neben der Stahlkrone den Einsatz laborgefertigter Arbeiten aus Komposit.18

In schweren Fällen ist die Extraktion der befallenen ersten Molaren eine adäquate Therapiemöglichkeit. Hier sollte vor Behandlungsbeginn mit einem Kieferorthopäden die Erhaltenswürdigkeit der betroffenen Zähne abgeklärt werden.19, 20 •

12 Crombie FA, Manton DJ, Weerheijm KL, Kilpatrick NM: Molar incisor hypomineralization: a survey of members of the Australian and New Zealand Society of Paediatric Dentistry. Aust Dent J 2008; 53: 160–166 13 J alevik B, Klingberg GA: Dental treatment, dental fear and behaviour management problems in children with severe enamel hypomineralization of their permanent first molars. Int J Paediatr Dent 2002; 12: 24–32 14 L ygidakis NA, Chaliasou A, Siounas G: Evaluation of composite restorations in hypomineralised permanent molars: a four year clinical study. Eur J Paediatr Dent 2003; 4: 143–148 15 Kotsanos N, Kaklamanos EG, Arapostathis K: Treatment management of first permanent molars in children with Molar-Incisor Hypomineralisation. Eur J Paediatr Dent 2005; 6: 179–184 16 Lygidakis NA, Chaliasou A, Siounas G: Evaluation of composite restorations in hypomineralised permanent molars: a four year clinical study. Eur J Paediatr Dent 2003; 4: 143–148 17 Zagdwon AM, Toumba KJ, Curzon ME: The prevalence of developmental enamel defects in permanent molars in a group of English school children. Eur J Paediatr Dent 2002; 3: 91–96 18 Feierabend S: Behandlungskonzepte bei Strukturanomalien des Zahnschmelzes und des Dentins. Stomatologie 2014; 111: 341–353 19 Schätzle M, Patcas R: Idealer Extraktionszeitpunkt bei ersten bleibenden Molaren. Eine Literaturübersicht. Quintessenz 2011; 62: 1631–1635 20 Williams JK, Gowans AJ: Hypomineralised first permanent molars and the orthodontist. Eur J Paediatr Dent 2003; 4: 129–132

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Praxis

Grenzen und Möglichkeiten der Endodontie Mithilfe moderner endodontischer Entwicklungen können heute viele Fälle behandelt werden, die in der Vergangenheit als nicht erfolgversprechend bzw. erhaltungswürdig eingestuft wurden.

E

ine endodontische Behandlung sollte seitens des Behandlers nie gesondert betrachtet werden, sondern immer im Sinne eines synoptischen Therapiekonzeptes geplant und durchgeführt werden. Neben dem Allgemeinzustand und der Anamnese des Patienten sind eine parodontale und prothetische Diagnostik wichtige Aspekte des Behandlungsplans. Basierend auf einer sicheren klinischen und radiologischen Diagnostik und der Kenntnis der Möglichkeiten der Endodontie sollte die zahnärztliche Aufklärung genützt werden, um den Patienten über die verschiedenen Therapiealternativen und die entsprechenden Risiken und Kosten zu informieren.

Innovationen verbessern die Prognose Die Innovationen und Entwicklungen der letzten Jahre im Bereich der Endodontie hatten als resultierenden Effekt die Steigerung der Erfolgsprognose und den langfristigen Erhalt wurzelbehandelter Zähne sowie die Verschiebung der Grenzen der endodontischen Behandlung zugunsten des Machbaren. Zu den Faktoren, die dazu geführt haben, zählen unter anderem die endometrische Längenbestimmung, die Aufbereitung mit Nickel-Titan-Instrumenten, das dentale OP-Mikroskop, die Verwendung endodontischer Ultraschallgeräte und die Entwicklung unterschiedlicher 12 DentUnique 3/2015

Abb. 1a: Fall 1: Präendodontisches Röntgenbild eines Prämolaren im Oberkiefer (Regio 24) mit zusätzlichem bukkalem Kanal (2 Wurzeln mit 3 Kanälen)

Abb. 1a

Abb. 1b

Abb. 1b: Postendodontische Situation Abb. 2a: Fall 2: Molar im Unterkiefer (Regio 47) mit zusätzlicher Wurzel distolingual (Radix entomolaris), präendodontisches Röntgenbild Abb. 2b: Füllröntgenbild

Abb. 2a

Abb. 2b Abb. 3a: Fall 3: Frontzahn (Regio 21) St. post Trauma mit obliteriertem und lateralem akzessorischem Kanal, präendodontisches Röntgenbild Abb. 3b: Füllröntgenbild mit akzessorischem Kanal

Fülltechniken und Füllmaterialen sowie das digitale Röntgen und der 3D-Volumentomograph. Durch den Einzug dieser modernen Geräte und Methoden in der Zahnmedizin sind bisher angenommene Kontraindikationen für eine Wurzelbehandlung zu

Abb. 4a: Fall 4: Regio 24 CAP (chronische apikale Parodontotis), präendodontisches Röntgen mit frakturiertem Endoinstrument Abb. 4b: Post­ endontisches Röntgenbild nach Entfernung des Endoinstumentes

überwindbaren Hindernissen geworden. Als solche gelten anatomische Besonderheiten, wie stark gekrümmte, obliterierte, akzessorische Kanäle und überzählige Wurzeln (z. B. Radix entomolaris, Radix paramolaris) oder technische Herausforderungen, wie


Praxis

Abb. 5a: Fall 5: Regio 27 CAP, insuffiziente endodontische Behandlung mit Silberstiften (mb, db), präendodontisches Röntgenbild

Abb. 5b

Abb. 6a: Fall 6: Regio 16 CAP, insuffiziente WB, Stiftverankerung palatinal

Abb. 6a

Akzessorische und obliterierte Kanäle sowie überzählige Wurzeln Primär übersehene Kanäle (Fall 1) oder Wurzeln (Fall 2) stellen sehr oft ein Problem in der zahnärztlichen Therapie dar. Durch den Einsatz des dentalen OP-Mikroskops und die dadurch schattenfreie Ausleuchtung und Vergrößerung des Pulpenkavums und des Behandlungsfeldes können nicht nur komplizierte Wurzelkanalsysteme optimal dargestellt werden, sondern auch obliterierte Kanäle (Fall 3) bis zur Wurzelspitze vollständig aufbereitet und Hindernisse wie Dentikel beseitigt werden.

Fotos: Universitätszahnklinik

Abb. 6b: Füllröntgen nach Stiftentfernung und Aufbereitung des zweiten mesiobukkalen Kanals

Abb. 6b

metallische Obstruktionen (zementierte oder geschraubte Stifte, Silberstifte, frakturierte endodontische Instrumente) und Aufbereitungskomplikationen (Perforationen, Begradigungen) von vorherigen endodontischen Behandlungen.

Hindernisse im Wurzelkanal Im Rahmen einer erneuten Wurzelbehandlung (Revision) wird der behandelnde Zahnarzt häufig mit der Entfernung von Silberstiften (Fall 4) oder Verankerungsstiften (Metall-/ Glasfaserstift, zementiert/geklebt; Fall 5) konfrontiert, um das apikalwärts gelegene Kanalsystem aufzubereiten und desinfizieren zu können. Durch die Anwendung spezieller

Ultraschallgeräte lassen sich Stifte substanzschonend lockern und schließlich zur Gänze entfernen. Auch frakturierte Wurzelkanalaufbereitungsinstrumente (Fall 6) sind eine besondere Herausforderung, da sie nur mithilfe des OP-Mikroskops und modifizierter Ultraschallaufsätze entfernt werden können. Perforationen (Fausse Route, Via Falsa) Perforationen können bei der Präparation der Zugangskavität oder der Wurzelaufbereitung entstehen. Die Prognose eines Zahnes mit einer Perforation ist immer schwer einzuschätzen und abhängig von der Ausdehnung und Lage der Perforation. Um diese zu beurteilen, ist die Nutzung eines OP-Mikroskops unabkömmlich. Ein wichtiger prognostischer Faktor ist zudem das Alter der Perforation, da schon lange bestehende Perforationen mit einer chronischen Entzündung und dem daraus resultierenden Knochenabbau wesentlich schwieriger zu behandeln sind. Zwar stellen alle beschriebenen Hindernisse noch immer eine Herausforderung für den behandelten Zahnarzt dar, allerdings lassen sie sich in der Regel mit den adäquaten Techniken und den entsprechenden Mitteln erfolgversprechend behandeln. •

Die behandelnde Ärztin Univ.-Lektorin Dr. Katharina Giannis Spezialambulanz für Endodontie

Damals Foto: Peter Tuma/Zahnmuseum

Abb. 5a

Abb. 5b: Füllröntgenbild nach Entfernung der Silberstifte

Spucknapf Früher waren spuckende Menschen viel häufiger zu beobachten. Tabakkauer spuckten oft in aller Öffentlichkeit. Spucknäpfe waren im 19. Jahrhundert weit verbreitet (in Hotels, Reisezügen, Banken und Geschäften). Ja sogar in Gerichtssälen waren solche noch im 20. Jahrhundert zu finden. Im 17. Jahrhundert wurden in China reich verzierte Spucknäpfe bei großen Zeremonien sogar vor dem Kaiser aufgestellt.

Für Zahnpatienten ist das Ausspucken eine willkommene Möglichkeit, sich den Händen des behandelnden Zahnarztes wenigstens kurzfristig zu entziehen. Bevor es in jedem Haus und damit in jeder Ordination fließendes Wasser gab, waren somit Spucknäpfe aus Messing oder Blech ein unentbehrliches Zahnbehandlungsutensil. Aber auch hochpreisige Glas- oder Keramiktöpfe waren in Verwendung. Zur Vermeidung von Krankheitsverbreitung ging man später dazu über, sie mit antiseptischen Lösungen zu füllen. Auch für Tuberkulosepatienten, die sogar eigene Taschenspucknäpfe benützten, waren sie unverzichtbar. Nach der großen Grippeepidemie von 1918 ging die Verwendung von Spucknäpfen aus Hygiene- und Etikettegründen zurück. Allerdings findet man sie noch heute bei Lebensmittel- und Weinverkostungen. Der abgebildete Spucknapf mit dem schönen Trichter aus Rotglas in unserem Zahnmuseum stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. • DDr. Johannes Kirchner, Kustos des Zahnmuseums Wien

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Menschen

Gut zu wissen Universitätszahnklinik Wien, Sensengasse 2a, 1090 Wien Anfahrt: Öffentliche Verkehrsmittel: • 37/38/40/41/42 von Schottentor – Haltestelle: Schwarzspanierstraße • 40/41/42 von Währinger Straße – Volksoper – Haltestelle: Sensengasse • 5/33 Haltestelle: Lazarettgasse • 43/44 Haltestelle: Lange Gasse (kurzer Fußmarsch durch das Alte AKH) Mit dem Auto: Gebührenpflichtige BOE-Parkgarage in der Sensengasse 3. Bitte beachten Sie, dass im gesamten 9. Bezirk Kurzparkzone ist. Fachbereiche: • Zahnerhaltung und Parodontologie • Unit – Zahnärztliche Ausbildung • Kieferorthopädie • Orale Chirurgie • Prothetik • Radiologie • Kinderzahnheilkunde

Spezialambulanzen: • Spezialambulanz für Laserzahnheil kunde Ansprechpartner: Monika Dangl Tel.: +43 1 40 070 2323

• Spezialambulanz für Endodontie Ansprechpartner: Selma Sulejmanovic Tel.: + 43 1 40 070 2145 • Spezialambulanz für ästhetische Zahnheilkunde Ansprechpartner: Monika Dangl Tel.: +43 1 40 070 2323

• Spezialambulanz für Funktions störungen Ansprechpartner: Alexandra Wolfer Tel.: + 43 1 40 070 4930 14 DentUnique 3/2015

• Spezialambulanz für Bulimie Ansprechpartner: Katalin Máté Tel.: +43 1 40 070 4935

• Spezialambulanz für Mund- und Schleimhauterkrankungen Ansprechpartner: Kathrin Fröschl Tel.: + 43 1 40 070 4121 Ansprechpartner/Innen – Kontakte: Zentrale Aufnahme Stefanie Brandner, Agnes Font, Bettina Lackner, Monika Saffer, Cornelia Schmid, Katharina Celar-Vojtechovsky Tel.: +43 1 40 070 2000 E-Mail: aufnahme-zmk@ meduniwien.ac.at Allgemeine Ambulanz Gabriele Pleininger, Karoline Schweinberger, Irene Horvath Tel.: +43 1 40 070 2020 E-Mail: ambulanz-zmk@ meduniwien.ac.at

Klinische Bereiche • Zahnerhaltung und Parodontologie Sekretariat: Edda Gsell Tel.: +43 1 40 070 2101 E-Mail: zahnerhaltung-zmk@ meduniwien.ac.at • Parodontologische Ambulanzen Leitstelle: Nina Filzwieser Tel.: +43 1 40 070 4720 E-Mail: zahnerhaltung-zmk@ meduniwien.ac.at • Prophylaxecenter Leitstelle: Tamara Hauptmann Tel.: +43 1 40 070 4725 E-Mail: prophylaxecenter@ meduniwien.ac.at

• Kieferorthopädie Leitstelle: Katrin Wychera, Evelyne Marchsteiner Tel.: +43 1 40 070 4320 Sekretariat: Maria Strobl Tel.: +43 1 40 070 4301 E-Mail: kfo-zmk@meduniwien.ac.at • Orale Chirurgie Leitstelle, OP-Organisation: Kathrin Fröschl Tel.: +43 1 40 070 4121 Sekretariat: Brigitte Kneidinger Tel.: +43 1 40 070 4101 E-Mail: oralchir-zmk@ meduniwien.ac.at

• Prothetik Sekretariat: Bettina Haruksteiner Tel.: +43 1 40 070 4901 E-Mail: prothetik-zmk@ meduniwien.ac.at • Radiologie Leitstelle: Christine Niziolek Tel.: +43 1 40 070 2420 E-Mail: radiologie-zmk@ meduniwien.ac.at • Kinderzahnheilkunde Leitstelle Tel.: +43 1 40 070 2820 Organisation: Susanne Preis Tel.: +43 1 40 070 2825 E-Mail: kinder-zmk@ meduniwien.ac.at

Öffnungszeiten: Immer nach Terminvereinbarung! • Aufnahme von PatientInnen Zentrale Aufnahme und Notbehand lungen: Montag–Freitag 7.30–13 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage 8–13 Uhr • Behandlungszeiten in den klinischen Bereichen Montag–Donnerstag 8–18 Uhr, Freitag 8–16 Uhr nach Terminvereinbarung • Kieferorthopädie: Montag–Donnerstag 8–17 Uhr, Freitag 8–13 Uhr


Menschen

Kluge Köpfe Hier stellen wir Ihnen einige MitarbeiterIn­nen des äußerst kompetenten Teams der Universitätszahnklinik vor:

Fotos: Universitätszahnklinik/Roman Fuchs

Maud Plank

Maud Plank absolvierte von 1984 bis 1985 ihre Ausbildung zur zahnärztlichen Ordinationshilfe an der Universitätszahnklinik Wien. Nach einem Jahr Ambulanzdienst wechselte sie in die klinisch-theoretische Abteilung der damaligen Facharztausbildung. Sie betreute die Adaptierung der vorklinischen Abläufe auf die Bedürfnisse des Dr. med. dent.-Studiums mit. Heute liegt Ihr Aufgabenbereich in der Unterstützung der Organisation von Praktikumsabläufen, der Materialbeschaffung sowie der Koordination der Abläufe in der Abteilung. Frau Plank steht ständig im Kontakt mit den Studierenden und ist somit zu einer wichtigen Kraft im vorklinischen Bereich geworden.

Karin Körper

Dr. med. dent. Christoph Kurzmann

Dr. Christoph Kurzmann ist seit 2012 Assistenzarzt an der Abteilung für Zahnerhaltung und Parodontologie an der Universitätszahnklinik Wien. Nach seinem Doktoratstudium an der Medizinischen Universität Wien widmet er sich der Forschung. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich der konservierenden Zahnheilkunde, zentrale Themen sind hierbei Verwendung der Lasertechnik in der Zahnheilkunde, CAD/CAM sowie unterschiedliche Dentalwerkstoffe. Die Verknüpfung von klinischen mit wissenschaftlichen Aspekten ist ihm ein zentrales Anliegen. Kurzmann geht außerdem zahlreichen außerklinischen Tätigkeiten nach, unter anderem engagiert er sich in mehreren Fachgesellschaften wie der Österreichischen Gesellschaft für Endodontie, der Österreichischen Gesellschaft für ästhetische Zahnheilkunde und der International Society of oral laser Applications.

Karin Körper ist seit 1995 an der Universitätszahnklinik beschäftigt. Begonnen hat sie mit der Betreuung des Lehrgangs zur Ausbildung zum Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Ab dem Jahr 2000 übernahm sie die Einteilung der Studierenden im 72-Wochen-Praktikum und hat seither über 800 Studierende betreut. Zudem zählt die Abwicklung der Z-SIP 6 (große Prüfung vor Abschluss des Studiums) zu ihren Aufgaben, wo Körper unter anderem für die Koordination der Termine oder für die Betreuung der Kandidaten und Prüfer an den Prüfungstagen zuständig ist. Wichtig ist ihr die gute Kommunikation mit allen Beschäftigungsgruppen an der Universitätszahnklinik, um so die Zusammenarbeit zu optimieren.

Mag. Brigitte Hirschegger

Mag. Brigitte Hirschegger schloss 2012 das Diplomstudium Pädagogik mit den Schwerpunkten Psychoanalytische Pädagogik und Medienpädagogik ab und beendet 2015 das Diplomstudium Psychologie mit Schwerpunkt Forschungsmethoden und Evaluierung. Die gebürtige Oberösterreicherin war bereits an verschiedenen Universitäten als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Tutorin tätig. Von den zahlreichen Erfahrungen, die sie im Laufe der Jahre gesammelt hat, kann Hirschegger als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universitätszahnklinik profitieren. Diese Funktion nimmt sie seit 2007 wahr, zuerst über das LBI Traumatologie, seit Februar 2014 als Angestellte der Universitätszahnklinik Wien. DentUnique 3/2015 15


Menschen

In Sachen Gleichberechtigung sind wir auf einem guten Weg – dennoch ist das Ziel noch nicht erreicht, sagt Karin Gutierrez-Lobos im Gespräch.

Zur Person Ao.Univ.-Prof.in Dr.in med.univ. Karin Gutiérrez-Lobos ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie. Von 2007 bis 2011 war sie Vizerektorin für Personalentwicklung und Frauenförderung an der MedUni Wien; von 2011 bis Herbst 2015 ebendort als Vizerektorin für Lehre, Gender & Diversity verantwortlich.

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Fotos: Medizinische Universität Wien/F.Matern, Fuchs

„Gleichbehandlung nützt allen“


Menschen

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rau Prof. Gutiérrez-Lobos, was bedeutet Gleichberechtigung für Sie? Karin Gutiérrez-Lobos: Für mich bedeutet es gleiche Chancen und Möglichkeiten für beide Geschlechter.

Sehen Sie das heute bereits umgesetzt? Nein, das sehe ich noch nicht. In den letzten Jahren wurde oft versucht, dem Thema Gleichbehandlung die Wichtigkeit abzusprechen. Eine Studie zeigte vor einigen Jahren: Eine Frau muss ein Mann sein, um Karriere zu machen.¹ Es wurden „Zwillingspärchen“ untersucht, das heißt, Frauen und Männer mit denselben Voraussetzungen für eine Karriere. Das Ergebnis war eindeutig: Mit denselben Voraussetzungen verdienen Frauen 20 bis 30 Prozent weniger als Männer.

Prinzipiell würde ich mir wünschen, dass man sehr viel ernsthafter mit dem Thema umgeht, denn beide Geschlechter profitieren davon. Nehmen wir als Beispiel die Forschungen zum Thema Herzinfarkt, die von der Frauengesundheitsforschung ausgegangen sind. Sie haben beiden Geschlechtern genützt.

Wie lässt sich Gleichberechtigung gerade in der Wissenschaft verwirklichen? Es hat sich ja schon wahnsinnig viel getan. Die Frauenquote etwa war ein wichtiger Motor, auch für die Unis. Aber ich glaube, man muss sich sehr ernsthaft mit der Frage beschäftigen, was Exzellenz in der Wissenschaft heißt. Vielerorts ist es immer noch ganz wichtig, wie viele Publikationen jemand hat, wie hoch der Impact Factor ist etc. Ich frage mich – und immer mehr andere tun das auch: Ist es sinnvoll, Quantität vor Qualität zu stellen? Wenn wir die Quantität als Maß der Dinge sehen, steht zum

Beispiel ein Wissenschaftler ohne Kinder mit 300 Publikationen in der Liste vor der Wissenschaftlerin mit Kindern, die wegen ihrer Babypause 100 Arbeiten veröffentlicht hat. Dabei fragt niemand nach der Qualität der Arbeiten. Auch innerhalb der EU ist es ein Anliegen, dass sich das ändert. Manche Fonds verlangen inzwischen nicht mehr die gesamte Publikationsliste, sondern nur mehr die fünf oder zehn besten Publikationen. Die Zahl der Publikationen sagt nichts über die Innovationsfähigkeit aus. Ganz wichtig sind aber auch transparente Regeln, etwa bei der Vergabe von Professuren oder Drittmitteln. Und natürlich geht es auch um Kinderbetreuung: Männliche Wissenschaftler in Österreich haben deutlich öfter Kinder als weibliche. In Frankreich ist das aufgrund der guten Kinderbetreuungseinrichtungen anders: Dort haben Wissenschaftler gleich viele Kinder wie Wissenschaftlerinnen. Richten wir den Fokus auf die Universitätszahnklinik Wien: Inwieweit unterscheiden sich die Karrieren von Männern und Frauen? An der Universitätszahnklinik ist das Verhältnis zwischen Studentinnen und Studenten ausgeglichen. Es arbeiten auch in etwa gleich viele Professorinnen wie Professoren an der Zahnklinik.

hoffe, dass sich die rückwärtsgerichteten Entwicklungen der letzten Jahre wieder umkehren und dass die Männer, die mitarbeiten, mehr werden. Denn dass Gleichbehandlung allen nützt, ist unumstritten. Fairness und Chancengleichheit sind wesentliche gesellschaftliche Güter und wichtig für den Zusammenhalt und die Entwicklung einer Gesellschaft. •

Frauen und Männer an der Zahnklinik Im ersten Halbjahr 2015 waren an der Universitätszahnklinik Wien 25 Wissenschaftlerinnen und 21 Wissenschaftler beschäftigt, Ende Juli arbeiteten 33 Professorinnen und 30 Professoren an der Zahnklinik. Die Fachbereiche mit den meisten Mitarbeiterinnen: Prothetik, Unit, Parodontologie und Kinderzahnheilkunde.

Sind Sie mit der Situation an der Universitätszahnklinik zufrieden? Ich glaube, zufrieden darf man nie sein. Man muss sich immer weiterentwickeln. Aber wir sind auf einem guten Weg, haben das Bewusstsein für diese Fragestellung erhöht.

Wo geht der Trend in Genderfragen Ihrer Meinung nach hin? Ich denke, dass die Unis gesellschaftliche Schrittmacher sein sollten, und

1 Strunk G, Hermann A, Praschak S: Eine Frau muss ein Mann sein, um Karriere zu machen. In: Mayrhofer W, Meyer M, Steyrer J (Hg.): Macht? Erfolg? Reich? Glücklich? Einflussfaktoren auf Karrieren. Wien 2005; 211–242 DentUnique 3/2015 17


Lehre

Teil 3:

Endspurt: Das 72-Wochen-Praktikum In rund 18 Monaten erlernen angehende ZahnärztInnen alle praktischen Fertigkeiten am Patienten. Das 72-Wochen-Praktikum bereitet sie auf die umfangreichen Tätigkeiten in der Praxis vor.

Fotos kommen von Herrn Fuchs

Angehende ZahnärztInnen bei der Arbeit in ihrer Home-Unit. Jeder Behandlungsschritt wird von einem erfahrenen Zahnarzt beaufsichtigt.

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ach der Vorklinik im siebenten und achten Semester folgt mit dem 72-Wochen-Praktikum der letzte Teil der Ausbildung zum Doktor der gesamten Zahnheilkunde. Dieser Abschnitt ist ähnlich dem Turnus des Studiums für Humanmedizin und dient dazu, die theoretisch erlernten Fähigkeiten in die Praxis umzusetzen. „Die Studierenden lernen, mit PatientInnen umzugehen und sie erlernen die Behandlungsschritte sämtlicher zahnmedizinischer Fachbereiche“, erklärt Dr. Barbara Karner, Leiterin an einer der sechs HomeUnits der Universitätszahnklinik Wien. Jährlich beenden etwa 70 Studierende das 72-Wochen-Praktikum positiv. Unit-System als Erfolgsmodell Seit dem Wintersemester 1999/2000 absolvieren die Studierenden ihr Praktikum in so genannten HomeUnits: Kleinen Einheiten, ähnlich einer zahnärztlichen Ordination. Jede Unit ist unterteilt in sechs Behandlungseinheiten mit je sechs Studierenden. Betreut und angeleitet werden die angehenden ZahnärztInnen von AssistenzärztInnen. Verantwortlich für die jeweilige Unit ist eine sogenannte Unit-Ärztin bzw. ein Unit-Arzt. Jede Betreuerin, jeder Betreuer beaufsichtigt drei Studierende. „Ein guter Schlüssel, der es uns ermöglicht, die Ausbildung auf hohem Niveau anzubieten“, sagt Karner. Insgesamt habe sich das Unit-System in den vergangenen fünf Jahren sehr bewährt, sagt die Ärztin. „Die Abläufe sind jenen in der niedergelassenen Praxis sehr ähnlich: Die Studierenden haben dadurch das gesamte Spektrum


Lehre

Mit dem 72-Wochen-Praktikum beginnt der letzte Teil der Ausbildung zum Doktor der gesamten Zahnheilkunde.

Umfangreicher Leistungskatalog Welche Behandlungen die Studierenden im Rahmen des 72-Wochen-Praktikums durchführen müssen, ist in den Richtlinien der Universitätszahnklinik Wien festgehalten. Zu den obligatorischen Disziplinen gehören u. a.: • Konservierende Zahnheilkunde, Endodontie

Die Studierenden sind von Anfang an mit allen Fachbereichen betraut und kommen dadurch schon früh mit einem großen Behandlungsspektrum in Berührung.

im Blick, und gerade dieser Zugang ist wichtig, da der Zahnmediziner bzw. die Zahnmedizinerin dadurch später in der Praxis sattelfester bei Planung und Entscheidungsfindung ist.“ Engmaschige Betreuung Vor Behandlungsbeginn wird jeder Fall im Team besprochen – einfache Fälle direkt vor Ort, komplexe im Rahmen einer Fallplanungssitzung, an der VertreterInnen sämtlicher Fachbereiche teilnehmen und auch der Patient, die Patientin anwesend ist. Ist der Fall geplant, beginnt die Behandlung, bei der jeder Arbeitsschritt von den betreuenden ÄrztInnen vidiert wird. Am Ende des 72-Wochen-Praktikums müssen die Studierenden Behandlungen in allen relevanten zahnmedizinischen Disziplinen nachweisen können. Welche Behandlun-

• Parodontologie, u. a. mit Recall-Sitzungen, ReEvaluierungen, parodontaler Basistherapie und Fallpräsentationen

gen das sind, ist in den Richtlinien für das 72-Wochen-Praktikum festgehalten (Details siehe Kasten). Darin vorgesehen sind auch zwei Praktika außerhalb der jeweiligen Unit: • Das erste in der Chirurgischen Ambulanz, in der die Studierenden etwa bei Implantationen oder Sinuskopien assistieren oder Nachbehandlungen übernehmen, • das zweite in der allgemeinen Ambulanz, in der die Behandlung von SchmerzpatientInnen im Vordergrund steht.

• Chirurgie (z. B. operative Zahnentfernung, Extraktion, diverse Nachbehandlungen nach chirurgischen Eingriffen) • Kieferorthopädie • Prothetik • Funktionsdiagnostik Dazu kommen organisatorische und diagnostische Tätigkeiten wie • Befunderhebungen • Anamnesen • Statuserhebung

„Das Unit-System ermöglicht eine sehr engmaschige Betreuung, das ist ein großer Vorteil für die Studierenden“, meint Karner. „Und sie sind von Anfang an mit allen Fachbereichen betraut; kommen dadurch schon früh mit einem großen Behandlungsspektrum in Berührung. ‣

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Lehre

Das Praktikum dient dazu, die theoretisch erlernten Fähigkeiten in die Praxis umzusetzen.

Durch die koordinierte Behandlung im Team erhalten sie einen guten Überblick über Behandlungsabläufe.“ Auch die PatientInnen profitieren durch die persönliche Betreuung an einem Ort: Früher mussten sie mit den behandelnden Studierenden zu den einzelnen Fachbereichen gehen, heute kommen sie wie in einer zahnärztlichen Ordination zum vereinbarten Termin und erhalten die Therapie

in der Regel vor Ort. Sie haben einen Ansprechpartner, eine Ansprechpartnerin, der bzw. die sie im Behandlungsprozess begleitet.

Dr. med. dent. Auf das 72-Wochen-Praktikum folgt die mündliche kommissionelle Prüfung, die „Z-SIP 6“, in der alle Fachbereiche abgeprüft werden. Die Diplomarbeit wird davor oder danach

eingereicht und präsentiert. Sind sämtliche Schritte erfolgreich absolviert, erfolgt die Promotion zum Dr. med. dent., die auch zur selbstständigen Ausübung des Berufs als DoktorIn der gesamten Zahnheilkunde befähigt. Davor gilt es jedoch, einen weiteren wesentlichen Programmpunkt erfolgreich zu bewältigen: Die Sponsionsfeier. •


Lehre

Paro-Youngsters Kick-off Am 16. und 17. April fand im südsteirischen Seggau das Kick-off-Meeting der ÖGP Youngsters statt. Die neue Gruppe gehört zur Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie und will junge KollegInnen für Parodontologie begeistern.

Die ÖGP Youngsters bei der Arbeit. Das Kick-off-Meeting bestand aus Vorträgen, Workshops und Teambuilding.

N

ach der Vorstellung der ÖGPYoungsters, ihrer Ziele und Visionen startete das umfangreiche Programm, das sich aus Vorträgen, Workshops und sportlichen Wettkämpfen zusammensetzte. Erster Programmpunkt: Diagnostik und Integration der Parodontologie im täglichen Ordinationsablauf. Anschließend wurde ein Leitfaden zur Durchführung der parodontologischen Behandlung im Praxisalltag präsentiert. Den Abschluss dieses Vortragsblocks bildete ein Update über das perioperative Management in der Parodontal- und Implantat­ chirurgie. Ein weiterer Vortrag behandelte die klinisch relevanten Fakten bezüglich der Implantattherapie bei parodontal vorgeschädigten PatientInnen sowie den daraus resultierenden Risikofaktoren für das mögliche Entstehen von

Periimplantitis. Im anschließenden Workshop implantierten die TeilnehmerInnen am Schweinewirbelkörper und am Schweinekiefer, übten Nahttechniken und erhielten Tipps und Tricks für das operative Vorgehen. Der zweite Tag begann mit einem Vortrag über den Zusammenhang zwischen einer kieferorthopädischen Behandlung und dem Auftreten sowie der Therapie von gingivalen Rezessionen. Eine weitere Präsentation befasste sich mit der „kleinen“ Parodontalchirurgie in der eigenen Ordination. In der Teamwork-Session bearbeiten die TeilnehmerInnen in Vierergruppen je ein parodontologisches Thema. Basierend darauf wurden gemeinsam mit einem erfahrenen Teamleader fünf Fragen für das später geplante Quiz erarbeitet. Als auflockerndes Element luden die VeranstalterInnen schließlich zum Bogenschießen.

ÖGP YOUNGSTERS … ist eine Gruppe sowohl universitär als auch praktisch tätiger junger ZahnärztInnen, die sich innerhalb der Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie (ÖGP) formiert hat. Ihr Ziel ist es, KollegInnen in Österreich, die sich noch in Ausbildung befinden oder unlängst ihr Zahnmedizinstudium abgeschlossen haben, für das Fach Parodontologie zu begeistern.

Den Abschluss bildete die Prämierung der Gewinner aus Bogenschützenwettbewerb und Quiz. Sie erhielten attraktive Preise, unter anderem ein All-inclusive-Package für das Paroknowledge Wintersymposium in Kitzbühel (4.–6. Dezember 2015). • DentUnique 3/2015 21


Lehre

Im kommenden Jahr wird an der Universitätszahnklinik Wien erstmals der Lehrgang für Ästhetische Zahnmedizin abgehalten.

D

Voraussetzungen Zugelassen werden Fachärzte und Fachärztinnen für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde • mit abgeschlossenem Diplomstudium der Zahnmedizin oder einer gleichwertigen internationalen Ausbildung sowie mit • guten Englischkenntnissen (B2) – der Lehrgang wird in Englisch abgehalten.

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er Universitätslehrgang für Esthetic Dentistry soll ästhetisch orientierten und interessierten Kolleginnen und Kollegen eine weiterführende postgraduale theoretische und praktische Ausbildung auf akademischer Basis ermöglichen. Er folgt damit dem internationalen Trend nach postgradueller Spezialisierung in den einzelnen Teilgebieten der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. „Ziel des Lehrganges ist es, Spezialwissen und klinische Fertigkeiten für Ästhetische Zahnheilkunde theoretisch und praktisch zu vermitteln“, erklärt Univ.-Prof. DDr. Andreas Moritz, Vorstand der Universitätszahnklinik Wien: „Der Master-Studiengang intensiviert und vertieft das Wissen und vermittelt fortgeschrittene Techniken, die in anderen Fortbildungen nicht in dieser Intensität und Breite dargeboten werden können.“ Die TeilnehmerInnen schließen mit dem akademischen Grad „Master of Science in Esthetic Dentistry (MSc)“ ab. 90 ECTS-Punkte Der berufsbegleitende Universitätslehrgang ist mit vier Semestern geplant. Davon ist ein Drittel dem theoretischen Unterricht gewidmet und zwei Drittel verschiedenen Praktika und Seminaren. Der Lehrgang entspricht 90 ECTS-Punkten. •

Pflichtlehrveranstaltungen • Komposit-Rekonstruktion: Materialkunde und Technologie der klinischen Anwendung • Ästhetische Versorgung mit Keramik; Inlay, Krone, Brücke, Veneer • Laserassistierte Zahnheilkunde • Verschiedene Methoden des Zahnbleichens und spezielles laserassistiertes Zahnbleichen • Endodontieversorgung des Zahnes • CAD/CAM-Technik von Cerec bis Lava-COS und cara TRIOS • Plastische Parodontalchirurgie und laserassistierte plastische Chirurgie im ästhetischen Bereich, prothetische Rekonstruktion in parodontal komplizierten Fällen • Implantologie und Implantatprothetik im ästhetischen Bereich • Interdisziplinäre Behandlung, Konzept und Verfahren von komplizierten Fällen unter Berücksichtigung von Parodontologie, Prothetik und Kieferorthopädie • Präsentation von Fallstudien • Literaturseminar • Master-Thesis

Foto: Fuchs

Masterlehrgang „Esthetic Dentistry“


Buchtipp

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E Foto: Karger Verlag

rosive tooth wear is a multifactorial condition of growing concern to the clinician and the subject of extensive research. Since the publication of the first edition of the book with the title Dental Erosion, new knowledge for a better understanding of this important subject has been gathered. The new and more detailed insights resulted in this second, extended publication. It presents a broad spectrum of views, from the molecular level to behavioural aspects, as well as trends in society. In particular, the issues concerning chemical and biological factors as well as dental erosion in children are covered more extensively in this second edition. The first chapters include topics such as the definition, diagnosis, interaction, epidemiology and histopathology of tooth wear. This book is a valuable and indispensable guide to better oral health and is highly recommended to faculty members, researchers, dental students, practitioners and other dental professionals. • Autoren: A. Lussi, C. Ganss, Karger Verlag, 2014, 284 S., 61 Abb. ISBN: 978-3-318-02552-1

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