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Aber hier leben, nein Danke!

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//EDITORIAL Liebe neugierige, wissbegierige Neuanfänglinge,

S. 3 S. 4 S. 5 S. 6 S. 7 S. 8 S. 10 S. 11 S. 12 S. 13 S. 14 S. 15 S. 16

Zeitung

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nun habt ihr es also geschafft: die erste Entscheidung, was denn zu studieren sei, der bürokratische Wahn und die langen Warteschlangen an verschiedensten Einrichtungen – das alles liegt hinter euch. Die Schulzeit ist offiziell vorbei und das schöne Studierendenleben kann endlich beginnen. Diese wunderbaren, bunt bedrucken Seiten, die ihr nun in Händen haltet, sind die Zeitung der ÖH Uni Wien, eurer Interessenvertretung an der Uni Wien. Auf den nächsten Seiten wollen wir nicht nur dieses Medium und die ÖH mit all ihren Arbeitsbereichen und Serviceangeboten vorstellen, sondern euch auch allerlei praktische Tipps für den Studienalltag bieten. Auf Seite 5 geben euch das Bildungspolitische Referat und das Sozialreferat Tipps, Tricks und wichtige Infos, damit zu Studienbeginn alles rund läuft. Apropos Studienbeginn: Ein Artikel befasst sich mit der Studieneingangs- und Orientierungsphase, der auf die Inskription folgenden Hürde auf dem Weg in die Universität. Woher ihr dann noch den Lesestoff abseits der Unilektüre bekommt, findet ihr über die ganze Ausgabe verteilt. Mit dem neuen Lebensabschnitt treten neue Orte in euren Alltag – natürlich ist mit diesen auch eine Geschichte verbunden. Die Geschichte der Uni Wien und ihres Standortes erzählen die Artikel auf den Seiten 10 und 11. Außerdem gibt’s auch gleich was fürs Hirn, schließlich ist Studieren auch Denken – oder sollte es zumindest sein. Überlegungen zum wissenschaftlichen Arbeiten und ein bisschen Wissenschaftskritik beleuchten die Uni aus einem anderen Blickwinkel. Auf der letzten Seite findet ihr noch eine unserer Lieblingsablenkungen, wenn das Lernen mal lästig fällt: das Kochen. Wohl die billigste und netteste Methode, sich zwischen Lehrveranstaltung und Bücherwälzen die nötige Energie zuzuführen – um weiter durchzuhalten. Und zum Abschluss möchten wir euch noch auf unsere großartigen Gewinnspiele hinweisen: Die Fragen sind meist … nennen wir es mal kreativ, die Preise sollen ein bisschen Freude neben dem Unistress bringen – denn so schön ist das Studierendenleben leider auch nicht immer. Beste Wünsche für das kommende Semester, lasst es krachen – ihr studiert ja vermutlich nur einmal.

LET’S CREATE A QUEER_FEMINIST DANGER ZONE! // PLATZ DA! ÖH?! KANN ICH DAS ESSEN? RECHTE UND PFLICHTEN VON STUDIS // HER MIT DEM GELD! GUTE BÜCHER #1 // STEOP – FÜR EINE UNIVERSITÄT OHNE VIELFALT GUTE BÜCHER #2 // GENDER-WAS UND GESCHLECHTER-WIE-BITTE? REFERATSVORSTELLUNGEN ÖH UNI WIEN GUTE BÜCHER #3 // „ABER ER HAT DOCH STRASSENBAHNEN GEBAUT“ GUTE BÜCHER #4 // AUF DEN SPUREN DER GEHEIMNISSE WAS HAT (KRITISCHES) STUDIEREN MIT ‚DER WISSENSCHAFT‘ ZU TUN? GUTE BÜCHER #5 // AUSFÜHRUNG AUS DEM WISSENSCHAFTLICHEN ARBEITEN GUTE BÜCHER #6 // DER STUDENTISCHE HABITUS TUTORIEN IM UNABHÄNGIGEN TUTORIUMSPROJEKT KOBYS KULINARIUM

der

ÖH

Uni

Wien

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Nr.

09/12

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Österreichische

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www.unique-online.at

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www.facebook.com/unique.oeh/

Wir lesen uns später, eure

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E-Mail:

unique@reflex.at

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ÖH

Uni

Wien

Website:

-Redaktion

www.oeh.univie.ac.at

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Ein Studium macht’s keinem leicht.

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einzigartig

Sehr, sehr bald ist es wieder soweit : Es wird rampenfibrig!

LET’S CREATE A QUEER_FEMINIST DANGER ZONE! Wie bereits 2006 und 2009 wird auch dieses Jahr wieder das queer_feministische Musikfestival rampen vom 20. bis 23. 9. 2012 in Wien ( und rampen hat es sich zum Ziel gesetzt, das Spektrum queer_feministischen Musikschaffens für eine breite Öffentlichkeit sichtbar zu machen und damit die männliche, heteronormative und sexistische Dominanz, wie sie so oft auch auf Konzertbühnen anzutreffen ist, zu durchbrechen. Auf dem Programm stehen praktische und theoretische Workshops, Diskussionen zu antinationalem queer_ feministischem Aktivismus und queer_feministischen Verknüpfungen in Kunst und Performance sowie Konzerte von EsRap, Jolly Goods, Noblesse Oblige, Normal Love, MC Gaff E, Sookee, elcassette, Mary Ocher, Sissters und Ana Threat – und nicht zu vergessen sind dabei aktiv an der Mitgestaltung des queer_feministischen Raumes beteiligt. Das genaue Programm kann auf auswendig gelernt werden!

PLATZ DA!

Redaktion

Jeden Monat macht sich die UNIQUE, die Zeitung der Österreichischen Hochschüler_innenschaft (ÖH) an der Universität Wien, in allen Postkästen der Studierenden der Uni Wien breit. Nun fragt ihr euch vielleicht: Was ist eigentlich diese UNIQUE? Und was will sie von euch?

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//IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Verein für Förderung studentischer Medienfreiheit; Unicampus AAKH, Hof 1, Spitalgasse 2-4, 1090 Wien; Tel. 0043-(0)1-4277-19501 Redaktion: Soma Assad, Dorothea Born, Oona Kroisleitner, Tamara Risch Mitarbeiter_innen dieser Ausgabe: Elmar Flatschart, Lucia Bischof, Anne Kaffeekanne, Sarah Kanawin, Koby Cramer, Hanna Lichtenberger, Fräulein Löwenzahn, Verena Rechberger, Laurin Rosenberg, Simon Sailer Layout: Iris Borov nik Lektorat: Karin Lederer, Birgitt Wagner Illustrationen: Songül Sonmez Anzeigen: Wirschaftsreferat ÖH Uni Wien, inserate@oeh.univie.ac.at, Tel. 0043-(0)1-4277-19511 Erscheinungsdatum: 15. 09. 2012 Kritisch den Mächtigen, hilfreich den Schwachen, den Tatsachen verpflichtet – aber hier leben, nein Danke!

uf 24 Seiten findet ihr monatlich das „schöne Leben in gedruckter Form“. Die ist zwar eine Studierendenzeitung, beschäftigt sich aber nicht nur mit den neuesten Wahnsinnigkeiten in punkto Unipolitik oder Studienrecht sowie den Höhen und Tiefen des Studienalltags, sondern informiert euch ebenso über gesellschaftspolitische, künstlerische und wissenschaftliche Themen. Der in jeder regulären Ausgabe enthaltende Schwerpunktteil bietet euch außerdem einen vielseitigen tieferen Einblick in wechselnde Themenkomplexe.

Wer hat Platz? Die Seiten der werden von den vielfältigen Autor_innen unserer offenen Redaktion befüllt, die sich zwei Mal im Monat zu Redaktionssitzungen trifft, um gemeinsam jede Ausgabe zu diskutieren und konzipieren. Die will damit allen journalistisch Interessierten die Möglichkeit bieten, sich auszutoben, ein wenig auszuprobieren und in das Zeitungsgeschehen hineinzuschnuppern. Leuten mit weniger

Schreiberfahrung greifen wir als Redaktion gerne bei der Konzeption ihrer Artikel unter die Arme, während erfahrene Schreiber_innen in der den Platz finden, sich über gängige journalistische Genres hinauszuwagen. Im Sinne eines feministischen Empowerments wird die außerdem ein Mal pro Semester nur von Frauen und Trans*-Personen geschrieben und produziert. Dadurch wollen wir jenen Menschen mehr Platz geben, die von der Gesellschaft oft in den Hintergrund gedrängt werden und um Raum kämpfen müssen.

Was hat Platz? Thematisch sind der Kreativität unserer Schreiberlinge kaum Grenzen gesetzt – ob Nah-OstKonflikt, Essen, Ausstellungsbesprechungen oder Zugangsbeschränkungen – fast alles findet irgendwo in der seinen Platz. Inhaltlich sind wir jedoch nicht für alle da. Denn die versteht sich explizit als eine dem linken Spektrum zugehörige Zeitung und hat daher einen emanzipatorischen und gesellschaftskritischen Anspruch. Ohne nun also eine unvollständige Aufzählung verschiedener Diskriminierungsformen abzugeben, sei doch darauf hingewiesen, dass die kein Spielfeld für verbale Entgleisungen und politischen Müll ist. Innerhalb dieses Rahmens legen wir jedoch auf einen gewissen Meinungspluralismus großen Wert: Die soll als Medium zum Austausch durchaus kontroverser Ansichten dienen – dabei können sich Debatten schon mal über einige Ausgaben ziehen. Wenn euch also

mal ein Artikel nicht passt, dann schreibt doch einfach statt einer Beschwerdemail eine Replik (oder eine Replik auf die Replik). Schließlich sollt ihr euch selbst eine Meinung bilden! Eine gewisse Reibung zwischen den Texten ist also durchaus gewünscht.

Alternativer Platz! Auch wenn wir gerne gegenwärtige Themen behandeln, ist die keine tagesaktuelle Zeitung. Sie ist das Papier für Artikel, die den Dingen auf den Grund gehen, sie hinterfragen und in Relation zur allgemeinen Verfasstheit der Gesellschaft setzen. Die will einen anderen Blickwinkel auf bestehende Diskussionen abseits des gesellschaftlichen Mainstreams bieten. Texte, die in Massenmedien oft keinen oder nur unzureichend Raum finden, sind bei uns willkommen, während wir auf unkritische Zusammenfassungen gegenwärtiger Pressespiegel gerne verzichten.

Euer Platz?! Wenn wir euch bis jetzt nicht abgeschreckt haben und ihr bei der mitmachen wollt, dann kommt zu einer unserer Redaktionssitzungen. Die Termine findet ihr auf unserer Homepage unter www.unique-online.at, wo auch alle Artikel verfügbar sind. Zusätzlich könnt ihr euch dort in unseren E-Mail-Verteiler eintragen oder unsere Facebook-Freund_innen werden – dann bekommt ihr jedes Monat eine fast persönliche Einladung zugeschickt, in der weitere Infos zu Schwerpunktthemen, Deadlines und Co. stehen.

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eindeutig

ÖH?! KANN ICH DAS ESSEN? Ein kurzer Überblick über die Rechte, Pflichten und Arbeitsweise der Österreichischen Hochschüler_innenschaft, im speziellen der ÖH Uni Wien.

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enn du diese Zeilen liest, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du die zum ersten Mal in den Händen hältst und vielleicht gerade darauf wartest, bei der Inskripitonsberatung einige Antworten zu bekommen. In diesem Fall wollen wir die Chance nutzen, um dich an der Uni Wien willkommen zu heißen. Es stehen dir einige spannende Semester bevor. Und wenn‘s mal nicht so klappt wie es soll, stehen wir dir gerne zur Seite und versuchen alles um dir weiterzuhelfen. ‚Wir‘, das ist in diesem Kontext nicht die Redaktion der , sondern vielmehr die ÖH Uni Wien, also deine Vertretung auf Universitätsebene (mehr über die erfährst du auf Seite 3). Aber nicht nur auf Uni-Ebene bist du gut vertreten, auch direkt in deiner Studienvertretung gibt es kompetente Hilfe. Aber das greift etwas vor. Beginnen wir doch am Anfang: Was ist die ÖH?

Der gesetzliche Rahmen Trocken ausgedrückt ist die Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) die gesetzlich verankerte Studierendenvertretung aller Personen, die auf einer Fachhochschule (FH), pädagogischen Hochschule (PH) oder Universität studieren. Die Rechte, Pflichten und Aufgaben sind im Hochschülerinnen- und Hochschüler-

schaftsgesetz (HSG) festgeschrieben und werden durch die Satzungen an den jeweiligen Standorten ergänzt. Die ÖH-Struktur gliedert sich in vier Ebenen: Es gibt die Bundesvertretung (BV), die verhandelt u. a. mit dem Ministerium, und wird von den Universitätsvertretungen (UV) beschickt. Die wiederum stehen im Kontakt zur lokalen Uni. Die nächste Ebene bilden die Fakultätsvertretungen (FV), welche sich auf Fakultätsebene für Studierende einsetzen. Die Basis bilden die Studienvertretungen (StV), sie bieten die umfangreichsten Partizipationsmöglichkeiten für Studierende und vertreten alle Studis einer Studienrichtung gegenüber den Studienprogrammleitungen (SPL) und Instituten. Sie sitzen in Curriculararbeitsgruppen und stehen bei studienspezifischen Fragen zur Verfügung. Im Zwei-Jahres-Zyklus wird die Studierendenvertretung neu gewählt. Durch das Universitätsgesetz (UG) 2002 und die Veränderung des HSG 2004/2005 wurde dieses Wahlrecht jedoch stark eingeschränkt. So ist es mittlerweile nicht mehr möglich, die Bundesvertretung und die Fakultätsvertretung direkt zu wählen.

Die Struktur an der Uni Wien Die ÖH Uni Wien vertritt alle Studis an der Uni Wien gegenüber universitären Organen, wie Rektorat, Senat und Unirat. Neben der Vertretung gegenüber den drei Leitungsorganen der Universität bieten wir auch regelmäßige und umfangreiche Beratung an. So gibt es etwa die Inskriptionsberatung, Wohnrechtsberatung, Sozialberatung, aber auch Beratung für ausländische Studierende oder Beratung für

Lucia Bischof

Studierende mit Beeinträchtigungen. Zu finden sind wir am Unicampus (AAKH), in der Spitalgasse 2 direkt im Hof 1, hinter dem Billa. Erste Anlaufstelle ist die allgemeine Beratung gleich rechts – schau einfach mal vorbei und vergiss nicht, dir gleich dein Kopier- und Mensapickerl abzuholen. Unser Selbstverständnis endet aber nicht bei reiner Beratungstätigkeit. Wir organisieren die verschiedensten Veranstaltungen und Projekte. Um dich über die Tätigkeiten der ÖH auf dem Laufenden zu halten, versenden wir einmal im Monat einen Newsletter. Bei diesen Projekten legen wir Wert darauf, dass sie die Uni in einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs einbetten und somit in einem politischen Kontext stellen. Wir ziehen die Grenze aber nicht bei der Hochschule, es geht uns darum, gesellschaftliche Missstände auch abseits der Uni zu erkennen und aufzuzeigen.

Die Praxis An der ÖH Uni Wien gibt es 14 verschiedene Referate (alle Referate stellen sich auf den Seiten 8–9 vor). Grundsätzlich ist der Arbeitsbereich der einzelnen Referate in der Satzung geregelt. In der Praxis versuchen wir diese Kernarbeitsbereiche abzudecken und von einer theoretischen Ebene in angewandte Projekte umzusetzen. In den Referaten arbeiten je nach Aufwand unterschiedlich viele Sachbearbeiter_innen (SB). Diese SBs arbeiten an referatsinternen, aber auch an übergreifenden Projekten der ÖH Uni Wien. Dazu treffen sich Menschen aus allen Referaten einmal in der Woche zu einer gemeinsamen Sitzung (Inter-

referatstreffen). Hier wird z. B. über verschiedene Kooperationen und Förderungen diskutiert, aber auch über inhaltliche Kampagnen und Vorgehensweisen. Da diese Treffen oft nicht ausreichen, um inhaltliche Dinge ganz auszudiskutieren, gibt es auch noch eine Vielzahl an Arbeitsgruppen. Diese Arbeitsgruppen ermöglichen es, sich mit einem spezifischen Thema referatsübergreifend eingehender zu beschäftigen. In den Referaten selbst gibt es meistens keine strenge Aufgabenteilung, die Aufgaben wechseln oder werden grundsätzlich von allen gemacht. Bei all diesen Treffen und Arbeitsgruppen versuchen wir Entscheidungen basisdemokratisch zu treffen. Das bedeutet, dass jedes Anliegen, jeder Einwand und jeder Vorschlag gleichermaßen Gewicht in unserer Arbeit hat und z. B. das Vorsitzteam Dinge nicht alleine entscheidet. Das ermöglicht uns eine gleichberechtigte Arbeitsweise an der ÖH Uni Wien – manchmal bedeutet es aber auch, dass Diskussionen und Entscheidungsfindungen länger dauern.

Schau vorbei! Hoffentlich hast du nun einen besseren Einblick in die Arbeit der ÖH Uni Wien und darin, was eigentlich genau mit deinem ÖH-Beitrag von 16,– EUR im Semester passiert. Solltest du doch noch Fragen haben, komm einfach mal im Hof 1 vorbei oder schau auf unsere Webseite: oeh.univie.ac.at. Es lohnt sich auch auf jeden Fall, wenn du mal direkt bei deiner Studienvertretung vorbeischaust. Viele bieten regelmäßige Plena an und freuen sich immer über motivierte neue Leute.

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einmalig

Das Bildungspolitische Referat informiert........................................

RECHTE UND PFLICHTEN VON STUDIS

Im Folgenden haben wir die wichtigsten Infos für dich zusammengefasst. Am Ende findest du Links zu den wichtigsten Rechtsgrundlagen. -

Versicherung entrichtet werden, um die Zulassung nicht zu verlieren. Hinzu kommen eventuell die Studiengebühren, und, sofern an mehreren -

Spätestens die dritte Wiederholung ist kommissionell, auf Antrag kann auch bereits die zweite Wiederholung vor einem Prüfungssenat abgelegt werden. Achtung: Prüfungsantritte bei äquivalenten LVs können mitzählen! Positiv beurteilte Prüfungen können innerhalb von sechs Monaten einmal wiederholt werden. Dabei erlischt aber

Leistung alleine nicht ausschlaggebend sein darf. Eine schriftliche Arbeit

dir liegt, ist es empfehlenswert, in -

kann jedoch besonders berücksichtigt werden. Nach Absprache mit der LVLeitung besteht die Möglichkeit, eine schriftliche Arbeit bis zum 30. April bzw. 30. November des nächsten Semes-

Prüfung aufgehoben wird, zählt dieser Antritt nicht mit.

bei pi LVs die Abmeldefristen. Meldest du dich nicht fristgerecht ab, ris-

Die Prüfungsunterlagen müssen mindestens sechs Monate aufbewahrt werden und können bei der Einsichtnahme fotokopiert werden. Nur Multiple-Choice-

Antrag auf Aufhebung einer Prüfungs-

kopiert werden!

Gegen eine negativ beurteilte Prüfung kannst du innerhalb von zwei Wochen ab

dich gerne an uns wenden:

der Studienpräses (studienpraeses@univie.ac.at) Einspruch erheben. Voraussetzung hierfür ist, dass die Durchführung der Prüfung einen schweren

http://www.oeh.univie.ac.at/ arbeitsbereiche/bildungspolitik/

und von Prüfungen

Du kannst nur VO-Prüfungen ablegen, wenn du im Semester, in dem diese VO gehalten wurde, inskribiert warst. Es müssen mindestens vier Termine angeboten werden, wobei der erste nach Ende der VO im jeweiligen Semester

Eine Ausnahme stellen die Prüfungen der StEOP dar. Diese Prüfungen dürfen nur einmal wiederholt werden, du hast also insgesamt nur zwei Antritte! Hast du jedoch alle Prüfungen bis auf eine spätestens beim zweiten Antritt positiv absolviert, kannst du einen dritten Antritt für die letzte fehlende StEOP beantragen.

jeweils am Anfang, in der Mitte und am Ende des nächsten Semesters. Prüfungen VO-freien Zeit angesetzt werden.

mehrerer schriftlicher und mündlicher, während der LV erbrachter Leistun-

Wiederholung von Prüfungen und negativ

Eine negativ beurteilte Prüfung darfst du dreimal wiederholen, d. h. du hast insgesamt vier Antritte.

Zu Semesterbeginn muss klar erläutert sammensetzt. Die einzelnen Teilleistungen müssen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, wobei eine einzelne

Einsichtnahme in die Prüfungsunterla-

selbst kannst du nichts tun. Dabei muss der Mangel ausführlich dargelegt und begründet werden. Ob ein Mangel vorliegt, ist leider schwer zu bewei-

Links: http://www.ris.bka.gv.at/Geltende

gegen den studienrechtlichen Teil der aufgrund sprachlicher Kompetenzen oder

cher Teil: http://satzung.univie.ac.at/ studienrecht/

Infos aus dem Sozialreferat........................................

HER MIT DEM GELD!

Nahezu unermüdlich sägt die neoliberale Politik an den sozialen Rechten der Studierenden. Anstatt für eine echte soziale Absicherung zu sorgen, verwendet man die Energie darauf, das Studieren so schwer (finanzierbar) wie möglich zu machen. Die Steine, die dir in den Weg gelegt werden, sind genug – damit du dir das Leben selbst nicht schwerer machst als es ohnehin schon ist, folgt hier ein kurzer Abriss guter Geldquellen: wird an einen Elternteil ausbezahlt. -

dass sie direkt an dich ausbezahlt fe haben alle österreichischen StaatsWohnsitz haben, oder die ihren gewöhnlichen Aufenthalt/Lebensmittelpunkt in Österreich haben. Ausländische Staatsbürger_innen, die eine Aufenthaltsberechtigung nach dem Niederlassungsund Aufenthaltsgesetz haben oder denen Asyl gewährt wurde, haben ebenso einen Anspruch, es sei denn man hat Anspruch

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die Mindeststudienzeit plus ein Semester pro Abschnitt nicht überschritten werden; ansonsten beträgt die Anspruchsdauer Mindeststudienzeit plus zwei Toleranzsemester. Nach dem ersten Studienjahr muss ein Leistungsnachweis von 16 ECTS erbracht werden. Die Zuverdienstgrenze pro Kalenderjahr

Studienbeihilfe: Einen Anspruch auf Studienbeihilfe haben österreichische Staatsbürger_innen, EWR-Staatsbürger_innen (wenn sie Kinder von Wanderarbeitnehmer_innen oder Wanderarbeitnehmer_innen sind und vor der Aufnahme des Studiums in Österreich berufstätig chische Matura) oder mind. fünf Jahre in Österreich gelebt haben), ,Drittseit mind. fünf Jahren in Österreich

als 10 Semester) verlängert sich die

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Abschnitte gegliederten Studien darf

der Studienbeihilfe variiert zwischen zungen. Die Antragsformulare erhältst

dierende aus Afrika und Asien) und ten, die beigelegt werden müssen. Die Anspruchsdauer beträgt Mindeststudienzeit plus ein Toleranzsemester pro Studienabschnitt. Nach dem ersten Studienjahr müssen 30 ECTS nachgewiesen werden. Damit Studienbeihilfe nicht zurückgefordert wird, muss der Leistungsnachweis erbracht werden. Zuverjahr. Selbsterhalter_innenstipendium: Wer sich vor der ersten Zuerkennung von Studienbeihilfe mind. vier Jahre selbst

für Asylwerber_innen). Gebührenbefreiungen: Menschen mit geringem Einkommen können sich von Rundund Rezeptgebühren befreien lassen. Mensa- und Kopierpickerl: Mampfen und Kopieren. Hol dir dein Mensa- und Kopierpickerl und du speist vervielfältigst deutlich günstiger bei

verdient hat, hat Anspruch auf dieses Stipendium. Das höchstmögliche StipenDiese Aufzählung ist nur eine extrem verkürzte Darstellung der wichtigsten Wohnbeihilfe: Wohnbeihilfe wird durch die Länder fe hängt von der Staatsbürger_innendem Wohnungsaufwand ab. Auch für WGs geeignet! gibt es

in der ÖH-Sozialbroschüre (erhältlich unter oeh.univie.ac.at) nachlesen, oder du informierst dich bei uns persönlich

hilfe, hängt auch von der Einhaltung dich zum SMS-Erinnerungsservice anmelden: So verpasst du keine bedeutende

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spezifisch

Gute Bücher #1............................

CHICKLIT

handlung , die neben gut sortierter feministischer und queerer Theorie auch (queer)feministische Romane, Comics und Kinder- und Jugendliteratur führt. Nicht nur krams gibt es auch feministische Zeitschriften. , AUF-Redaktion

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STEOP – FÜR EINE UNIVERSITÄT OHNE VIELFALT Die Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) ist für alle Studienanfänger_innen ein Ärgernis, für manche wird sie jedoch zur unüberwindbaren Hürde.

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ie StEOP besteht aus mehreren Lehrveranstaltungen mit abschließenden Prüfungen; seit 2011 müssen sie alle Studienanfänger_innen absolvieren, bevor sie weitere Kurse belegen, also richtig mit dem Studium anfangen dürfen. Die StEOP ist somit neben der Matura eine zusätzliche Hürde für den Studienbeginn. Doch leider ist es nicht für alle gleich schwierig oder leicht, in ein Studium einzusteigen. Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum der Anfang an der Universität schwer und das Leben unterschiedlich hart ist. Während es für Kinder von Akademiker_innen oft ganz selbstverständlich ist zu studieren, kann das für andere bedeuten, sich in der Familie durchsetzen zu müssen oder wenig Unterstützung zu bekommen und unter einem höheren Erfolgsdruck zu stehen. Aber auch wenn du nicht aus Wien kommst, eine Frau bist, Deutsch nicht deine Muttersprache ist, deine Aufenthalts-

genehmigung vom Studienerfolg abhängt, du auf Förderungen angewiesen bist oder arbeiten musst, hast du unter Umständen wesentlich mehr Schwierigkeiten mit dem Studium als andere.

Weg damit! Eigentlich sollte von Seiten der Universität versucht werden, genau jene zu fördern, für die es nicht so leicht ist. Doch durch die StEOP geschieht genau das Gegenteil. Die Prüfungen sind oft nicht zu schaffen, wenn Deutsch nicht die Muttersprache und ein akademischer Wortschatz nicht von klein auf vertraut ist. Auf Alternativen zu mündlichen Prüfungen wird oftmals absichtlich nicht aufmerksam gemacht. Der zu bewältigende Stoff ist sehr dicht und wird zu wenig besprochen; es bleibt also nur stupides Auswendiglernen, was intensive Lernzeit erfordert, die nicht alle aufbringen können. Bei der Theater-, Film- und Medienwissenschaft werden die Lehrveranstaltungen der StEOP im nächsten Semester zudem nur von männlichen Lehrenden angeboten, die laut einer Umfrage zum Teil auch bereits durch ein ausgesprochen willkürliches, unangenehmes und frauenfeindliches Verhalten aufgefallen sind. Das macht es

für Frauen deutlich schwieriger, weiter zu studieren, weiters können fehlende weibliche Vorbilder entmutigend wirken. Die StEOP ist daher radikal abzulehnen. Sie ist ganz grundlegend falsch und muss dringend abgeschafft werden. Denn sie kann auch nicht verbessert werden. Einfachere Prüfungen wären zwar eine Erleichterung, wären aber dennoch weiterhin eine Hürde zu Studienbeginn. Außerdem suggeriert die StEOP, dass in wenigen Lehrveranstaltungen ein Überblick über das gesamte Forschungsgebiet gegeben werden könnte. Das ist einfach nicht möglich, denn in jeder Disziplin gibt es viele verschiedene Strömungen und Ansätze. Genau das ist es aber, was Wissenschaft so spannend macht – hier gibt es nicht das eine Richtige, sondern viele teils widersprüchliche Richtungen, die miteinander in Dialog treten.

Lasst euch nicht entmutigen! Trotz allen Drucks ist es wichtig, diesen Versuchen der Auslese nicht nachzugeben; es ist an euch, nicht im verschulten Trott hängenzubleiben, sondern Raum zum Denken und Kritisieren einzufordern. Die StEOP ist scheiße – das kann nicht anders gesagt werden. Sie wird von

jenen am besten absolviert, die sich gut anpassen, nicht nachfragen und einfach nachplappern, was ihnen gesagt wird. Es ist an allen anderen, nicht bei ihrem Ekel gegen diese Art der Wissensvermittlung stehenzubleiben, sondern aktiv zu werden und das einzufordern, was sie für richtig halten. Schaut auf eure Rechte, holt euch Unterstützung und helft euch gegenseitig. Wichtig ist zu wissen, dass es nicht nötig ist, im ersten Anlauf alle Prüfungen zu bestehen: ihr könnt noch ein zweites Mal antreten, und wenn dann nur noch eine Prüfung fehlt, diese im dritten Versuch nehmen. Außerdem ist es ratsam, zur Prüfungseinsicht zu gehen und sich genau erklären zu lassen, aus welchen Gründen bei bestimmten Fragen keine oder nur ein Teil der möglichen Punkte gegeben wurde. Innerhalb einer Frist von zwei Wochen (siehe Rechte und Pflichten von Studis auf Seite 5) kann Einspruch gegen eine Prüfung eingelegt werden; wenn ihr den Eindruck habt, aufgrund von Geschlecht, Herkunft oder anderen Faktoren schlechter benotet worden zu sein, kann innerhalb von zwei Wochen etwas getan werden. Unterstützung bekommt ihr von eurer Studienvertretung oder der ÖH Uni Wien.

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ohnegleichen

Gute Bücher #2............................

LITERATURBUFFET Wer beim Schmökern gerne einen Kaffee trinkt und eine und politischer Theorie mag, wird rung von Romanen wird hier warm ums Herz. Passenderweise

linker Magazine und Zeitschriften. Die Stammkund_innen-

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GENDER-WAS UND GESCHLECHTER-WIE-BITTE? Von Mythen und Irrglauben und deren Auswirkung auf die Repräsentation der Geschlechter im Bildungswesen

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er ‚Numerus Clausus‘ in Österreich ist vielschichtig. Während die Universität Wien mit der jüngst eingeführten Studieneingangsund Orientierungsphase (StEOP) eine immense Barriere zur Zulassung diverser Studienrichtungen schuf, entschied sich das Rektorat der Medizinischen Universität Wien bereits 2006 für einen Aufnahmetest, der in jenem Jahr nur 5,9% aller Angetretenen zum Medizin-Studium zuließ. Diese Hürden betreffen dabei nicht nur die ökonomisch schwachen Schichten, sondern auch besonders Frauen. Trotzdem werden die Benachteiligungen oft tabuisiert. Dies ist am Beispiel des EMS-Tests an der Medizinischen Universität Wien und Innsbruck gut zu erkennen. Beide Universitäten verwendeten das gleiche Auswahlverfahren, mit dem Unterschied, dass die Medizinische Universität Wien genderspezifisch auswertete, während die Universität Innsbruck Geschlecht nicht als Faktor beachtete. In Wien wurden Frauen und Männer getrennt ausgewertet. Das Resultat: In Innsbruck waren 58% aller zum Test für die Aufnahme zum Medizin-Studium Angetretenen Frauen, während der Frauenanteil bei den Zugelassenen nur bei 47% liegt. An der Medizinischen Universität Wien konnten Frauen heuer den Test erstmals annähernd im gleichen Verhältnis positiv absolvieren, wie sie auch bei der Aufnahme prozentuell vertreten 1 waren (56%).

Mythos der ‚natürlichen‘ Unterschiede Hunderte Klagen sind seitdem bei der Medizi-

nischen Universität Wien eingegangen, „Männer-Diskriminierung“ wird ihr vorgeworfen. Da ist es nicht verwunderlich, dass die FPÖ „diese angekündigten Klagen einzelner Studen2 ten“ begrüßt. Schließlich hatte sich auch Barbara Rosenkranz im Zuge der Veröffentlichung eines ihrer ‚Meisterwerke‘ klipp und klar zum Thema Gender geäußert: „Die Gender-Theorie geht weit über die vordergründig behauptete Gleichstellung hinaus. Sie ist nichts weniger als die versuchte Abschaffung biologisch bedingter Geschlechter, das Ende von Mann und Frau.“ 3 Ihrer Meinung nach müsste das ungleiche Geschlechterverhältnis an den Universitäten also auch biologisch bedingt sein. Eine Studie aus dem Jahre 1999 zeigt deutlich, dass der Frauenanteil dramatisch mit der Karrierestufe sinkt: 49% aller Studierenden waren Frauen, aber nur 6% Professorinnen.4 Auch wenn sich der Prozentsatz zehn Jahre später um 10% erhöhte, 2009 also 16% betrug, zeigen die Zahlen eine nur langsame Entwicklung. Die Gründe sind nicht, wie etwa Frau Rosenkranz annimmt, biologischer Natur, sie liegen an den historisch und gesellschaftlich gewachsenen Bedingungen für Frauen im österreichischen Bildungsbereich. Frauen konnten in Österreich bis 1890 nicht einmal ein Gymnasium besuchen, während in vielen anderen europäischen Ländern schon ab 1860 die Universitäten geöffnet wurden.5 Die Gründe scheinen unter anderem im konservativ-katholischen Weltbild der österreichischen Gesellschaft gelegen zu haben und nach wie vor zu liegen. Die Errichtung einer Mittelschule für Mädchen wurde 1870 auf der Jahresversammlung des Wiener Frauenerwerbsvereins mit der Begründung abgelehnt, es gäbe jenes „Hinderniss (sic!), welches das geringere Gewicht eines Frauenhirnes biete.“ 6 Tatsächlich haben die Menschen im Laufe der Evolution sogar an Gehirnmasse verloren, es schrumpfte um 150 g.7 Deswegen sind sie nicht

Fräulein Löwenzahn

zwingend dümmer geworden, wie die technische Innovation beweist. Was wiederum Rosenkranz aufgrund ihrer Ideologie als biologisch und daher naturgewachsen attestieren will, ist jedoch die durch den sozialen Prozess hervorgebrachte und immer wieder bestätigte Ungleichheit der Geschlechter. Davon abgesehen, ist die biologische Differenz zwischen Frauen und Männern übrigens auch nicht größer als die einer einzelnen Frau zu einer anderen.

Kampf der Diskriminierung Genau weil aber die Ungleichheiten im Geschlechterverhältnis noch immer nicht als soziales Konstrukt verstanden werden, ist es wichtig, sie aufzuzeigen. Zum Durchbrechen der gläsernen Decke müssen Frauenrechte radikal gefordert werden. Gesetzliche Grundlagen zur Frauenförderung sind zwar schön und gut, leider aber oft nur ein Slogan, um die aufgebrachte Masse zu beruhigen und Kritik zu beschwichtigen. Noch immer schwirrt der Irrglaube durch unsere Gesellschaft, dass eine gesetzliche Grundlage ausreiche, um die Gleichstellung durchzusetzen. Solange aber der Mythos vorherrscht, Leistung sei der entscheidende Faktor für einen Karriereaufstieg, werden die tatsächlichen Gründe ausgeblendet. Denn nicht das vermeintliche Leistungsdefizit der Frauen, sondern der Fehler im System ist Grund für die wenig repräsentative Geschlechterverteilung. Frauen haben das Recht, Gleichstellung einzufordern. Deswegen dürfen sich Frauen auch Raum nehmen, ob nun auf der Straße oder in Gebäuden, um für ihre Rechte einzutreten und über ihre Forderungen zu diskutieren. Frauenräume sind daher an der Universität besonders wichtig. Erfahrung über Diskriminierung kann dort ungestört ausgetauscht werden. Zum Abschluss ein Plädoyer: Die Welt kann nur verändert werden, wenn Minderheiten und diskriminierte Gruppen gehört werden. Denn

wie Emma Goldman schon sagte: „Wir leben in einer Zeit, in der sich eine Erscheinung der ganzen Geschichte nur auffälliger wiederholt, nämlich daß jedes Streben nach Fortschritt, nach Aufklärung, nach Wissen, nach religiöser, politischer und wirtschaftlicher Freiheit von der Minderheit und nicht von den Massen ausgeht.“ 8 Frauenräume: FZ: Währinger Straße 59/6, 1090 Wien Frauencafé (FC) Lange Gasse 11, 1080 Wien

Anmerkungen: 1 http://derstandard.at/1343743555606/Medizin-Aufnahme-Frauen-heuer-erfolgreicher 2 http://derstandard.at/1343744272904/Medizin-Aufnahmetests-FPOe-fordert-zusaetzliche-Plaetze-fuerMaenner 3 http://www.profil.at/articles/0847/560/225773/dieabschaffung-geschlechter-barbara-rosenkranz-gender-wahnsinn 4 Doris Ingrisch/Brigitte Lichtenberger-Fenz: Rückwärts in die Zukunft? Zum Geschlechterverhältnis in den Wissenschaften, in: Universität Wien, Quo Vadis Universität? Perspektiven aus der Sicht der feministischen Theorie und der Gender Studies, Innsbruck/ Wien 2002, 52 5 Broschüre Frauen*kompass ÖH Uni Wien, 24 6 Waltraud Heindl, „Durch die Erkenntnis zu Freiheit und Glück…“, in: dies., Martina Tichy (Hg.), „Durch die Erkenntnis zu Freiheit und Glück…“. Frauen an der Universität Wien (ab 1897), Wien 1990, 30 7 http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geokompakt/ 57363.html?p=3 8 Emma Goldman, Minderheiten weisen den Weg, http://www.anarchismus.at/anarchistische-klassiker/emma-goldman/79-emma-goldman-minderheiten-weisen-den-weg

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ungewöhnlich Referatsvorstellungen.............................

ÖH UNI WIEN

Referat für ausländische Studierende und antirassistische Arbeit Allgemeine Beratung wechsel oder Studienplänen. Du bekommst hier: das Mensapickerl, das Kopierpickerl, den ÖH-Taschenkalender, Studienleitfäden, tungen, Antragsformulare für Studienbeihilfe sowie , , , und andere) Kontakt: oeh@oeh.univie.ac.at

Alternativreferat Referat versuchen wir, den politischen Anspruch der gen und Publikationen umzusetzen. Wir beschäftigen uns mit antifaschistischen, antirassistischen und feministischen und antisexistischen Thematiken. Ein entschlossenes Vorgehen gegen Diskriminierungen dieser Art und eine gesellschaftskritische Auseinandersetzung stehen bei unserer Arbeit stets im Mittelpunkt. Neben eigenen Projekten unterstützen wir auch externe soziale, politische und/oder ökologische Ansätze. Kontakt: altref@oeh.univie.ac.at

Antifaschistisches Referat

blemen von Studierenden, die aus einem sogenannten

Aufenthaltsrecht, Wohnen usw. Wir bieten Studierenwie generell die schwierige Situation für Studiearbeit präsenter zu machen. Kontakt: ausl.referat@oeh.univie.ac.at

Referat für Aus-, Fortbildung und Organisation Wir sind zuständig für die Kommunikation der ÖH vertretungen und oftmals erste Ansprechspersonen, sation von Workshops für Studierendenvertreter_inschüren für Studierende gehören ebenso zu unserem mit den Studienvertretungen einen neuen Studien-

Studienvertretungen bei Demos, Presseaktionen und Kundgebungen. Kontakt: raufo@oeh.univie.ac.at

Kollektiv Frauen*referat der ÖH Uni Wien en* bestehen, arbeiten, diskutieren und kämpfen wir noch immer. Wenn du dich zu queer*feministischer Theorie und -

Mit der aktuellen Exekutive entstand ein in der ÖH-Landschaft einzigartiges Referat – das Referat für Antifaschistische Gesellschaftskritik. Gerade die nationalsozialistische Geschichte Österreichs

Referat für Bildungspolitik

– komm vorbei!

verdeutlichen die Notwendigkeiten eines solchen

mit Punkten der aktuellen politischen Diskussion

Nationalsozialismus nehmen sich bescheiden aus gegenüber jenen rechtsextremen Kontinuitäten, die bis heute in der Gesellschaft ihre Wirkung entfalten und sich in Rassismus, Sexismus, Antisemi-

u. a. Organisations- und Entwicklungsplan, Zugangsbeschränkungen, Studiengebühren. Zudem sind wir in besonders komplizierten Studienrechtsfragen auch beratend tätig. Wenn du Einspruch gegen eine Prü-

Zeugin* eines sexistischen Vorfalls bist: wir sind parteiisch, hören zu und unterstützen dich bei deinem weiteren Vorgehen, wenn du das möchtest. Kontakt: frauenreferat@oeh.univie.ac.at

tär zu thematisieren, organisieren wir Workshops, Vorträge, Kongresse und unterstützen entsprechende Publikationen.

Referat für HomoBiTrans*-Angelegenheiten Du bist jederzeit willkommen! Was wir wollen: vielfältige Lebensweisen sichtbar machen. Was wir können: Akteur_innen vernetzen.

wir deine Ansprechpartner_innen. Kontakt: bipol@oeh.univie.ac.at

tionen, Journaldienste, Diskussionen, offenes Plenum, queer-feministische Poetry Slams, Tutorien,

Referat für finanziell und kulturell benachteiligte Studierende

Kontakt: homobitrans@oeh.univie.ac.at

Referat für Internationales

Student_innen aus nicht-akademischen Probleme, für die im Alltagsbetrei-

informieren internationale Student_innen, die an oftmals ein neuer Raum ist, in dem die Orientierung erst erarbeitet werden ligte Studierende. Kontakt: univie.ac.at

dieren wollen. Student_innen aus Wien beraten wir zu den verschiedenen Austauschprogrammen, Stipendien und die eine Orientierung über gesellschaftliche Zustände in Wien und Österreich ermöglichen und Raum Kontakt: internationales.referat@oeh.univie.ac.at

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unverwechselbar

Kulturreferat Dass Kultur nicht unbedingt so verstaubt sein muss wie ihr Ruf, will euch das Kulturreferat mit seinen stellungen, Schreibworkshops, Lesungen und Ausstellungen. Auch die Zusammenarbeit mit euch – den Studierenden – ist uns wichtig: Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, nicht nur für sondern mit Studierenden, also euch, zusammenzuarbeiten. Damit wir von könnt, informieren wir in einem Newsletter (Anmelüber offene Treffen und aktuelle Termine. Neben für den

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ration mit unterschiedlichen Kulturevents, wie der , zuständig. Eure Kulturkritiken könnt ihr uns an die folgende E-Mail Adresse schicken: kultur@oeh.univie.ac.at. rer Homepage veröffentlicht! Newsletter-Anmeldung: www.oeh.univie.ac.at/ arbeitsbereiche/kultur/ Kontakt: kultur@oeh.univie.ac.at

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Referat für Öffentlichkeitsarbeit -

die Öffentlichkeit gelangen. Andererseits sorgen

Kontakt: presse@oeh.univie.ac.at

Sozialreferat Versicherungen (Krankenversicherung, Waisen- und cherung über die ÖH-Versicherung), Studieren und Arbeiten (Werkverträge, freie Dienstverträge, Arbeitslosenversicherungsgesetz, Arbeitsrecht), bühren. Kontakt: sozialreferat@oeh.univie.ac.at.

Vorsitzteam der ÖH Uni Wien repräsentative Aufgaben, dementsprechend ist das Tätigkeitsfeld auch breit gefächert.

gekämpft, der leider nur sehr halbherzig realisiert wurde. gegen die Studiengebühren einreichen wollten, unterstützt. Ein Thema, das uns im gesamten letzten Jahr begleitet me wurden friedliche Demonstrationen von der Polizei gewaltsam aufgelöst. Wir eruieren derzeit, welche – auch rechtlichen – Schritte gegen die unverhältnismäunternommen werden können. Kontakt: vorsitz@oeh.univie.ac.at

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Gute Bücher #3.............................

BUCHHANDLUNG LÖWENHERZ

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werden gerne gegeben. Einen Stammkund_innenrabatt gibt es ebenfalls und im

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„ABER ER HAT DOCH STRASSENBAHNEN GEBAUT“ Im Frühjahr 2012 verbreitete sich auf, deren gemeinsames Programm ein wesentdie Nachricht von der geplan- liches Merkmal aufwies: den Antisemitismus. Schließlich gründete er 1893 die Christlichsoziten Umbenennung des Dr.-Karl- ale Partei; von 1897 bis 1910 war Lueger BürgerLueger-Rings wie ein Lauffeuer. meister Wiens. Zu den großen Projekten seiner Die Stadt Wien kam einer jahre- Amtszeit gehörten erste Modernisierungen der (Hochquellwasser, Kommunalisierung langen Forderung verschiedenster Stadt der Straßenbahnen, Gas- und ElektrizitätsverSeiten nach. Auch die Uni Wien sorgung). Seine Macht als Bürgermeister stützhatte sich für eine Umbenennung te sich auf der einen Seite auf ein undemokratiZensus-Wahlrecht, auf der anderen Seite eingesetzt. Das Hauptgebäude der sches auf antisemitische Propaganda. Eine Methode, Universität sollte nicht länger an die von seinen Kritiker*innen als „Luegerei“ beeiner Straße liegen, die nach ei- zeichnet wurde. nem der Begründer des modernen Moderner Antisemitismus Antisemitismus benannt ist. Aber wer war Karl Lueger eigentlich? Lueger versuchte, mit seinem Antisemitismus

L

ueger wurde 1844 im 4. Wiener Gemeindebezirk Wieden geboren und studierte Rechtswissenschaften. Während des Studiums schloss er sich der katholischen Verbindung Norica Wien an; in den 1870er Jahren stieg er in die Politik ein und wurde 1875 erstmals Gemeinderat. 1888 trat er als Anführer eines Wahlbündnisses aus Christlichsozialen und Deutschnationalen

verschiedene Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen. So bemühte er oftmals das Vorurteil der ‚reichen‘ Jüdinnen und Juden, die den ‚braven‘ christlichen Handwerker*innen das Geld aus den Taschen ziehen würden. In einer Rede im Sommer 1899 sagte er etwa: „In Wien muß der arme Handwerker am Samstag Nachmittag betteln gehen, um die Arbeit seiner Hände zu verwerten, betteln muß er beim jüdischen Möbelhändler. [...] Der Einfluß auf die Massen

Laurin Rosenberg

ist bei uns in den Händen der Juden, der größte Teil der Presse ist in ihren Händen, der weitaus größte Teil des Kapitals und speziell des Großkapitals ist in Judenhänden und die Juden üben hier einen Terrorismus aus, wie er ärger nicht ge1 dacht werden kann.“ 1908 sprach Lueger von seinem Antisemitismus auch als einer Strategie: „Ja, wissens, der Antisemitismus is a sehr gutes Agitationsmittel, um in der Politik hinaufzukommen; wenn man aber amal oben is, kann man ihn 2 nimmer brauchen, denn des is a Pöbelsport!“ Großen Einfluss übte Luegers Politik auf den jungen Adolf Hitler aus, der Lueger Zeit seines Lebens bewunderte: so nahm Hitler etwa 1910 an Luegers Begräbnis am Wiener Zentralfriedhof teil. Seine Bewunderung floss auch in Mein Kampf ein: „Jedenfalls lernte ich langsam den Mann und die Bewegung kennen, die damals Wiens Schicksal bestimmten: Dr. Karl Lueger und die christlich-soziale Partei. Als ich nach Wien kam, stand ich beiden feindselig gegenüber. Der Mann und die Bewegung galten in meinen Augen als ‚reaktionär‘. Das gewöhnliche Gerechtigkeitsgefühl aber mußte dieses Urteil in eben dem Maße abändern, in dem ich Gelegenheit erhielt, Mann und Werk kennenzulernen; und langsam wuchs die gerechte Beurteilung zur unverhohlenen Bewunderung. Heute sehe ich in

dem Manne mehr noch als früher den gewaltigsten deutschen Bürgermeister aller Zeiten.“ (S. 54)

Rezeption Nach Lueger wurden viele Plätze und Straßen in Wien benannt: So gibt es etwa noch heute den Dr.-Karl-Lueger-Platz, der seit 1926 diesen Namen trägt; Auf diesem Platz steht auch das Luegerdenkmal; davor hieß der heutige Rathausplatz Lueger-Platz. Um sich mit Luegers Antisemitismus auseinanderzusetzen, wurde 2009 von der Universität für angewandte Kunst ein Wettbewerb zur Umgestaltung ausgeschrieben. Der Vorschlag, das Denkmal um einige Grad zu neigen, wurde allerdings nicht umgesetzt. Mit der Umbenennung des Lueger-Rings in Universitätsring wird ein wichtiges Zeichen gesetzt. Diesem Schritt muss allerdings noch eine intensive Auseinandersetzung mit Lueger und dem modernen Antisemitismus folgen – grundverkehrt wäre es, die Namensänderung als einen Schlussstrich zu begreifen. Anmerkungen: 1 Zit. n.: Manker, Paulus (Hg.): Weiningers Nacht, Europa-Verlag, Wien 1989 2 www.gedenkdienst.at/index.php?id=654

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unerreicht

Gute Bücher #4..............................

FACHBUCHHANDLUNG DES ÖGB-VERLAGS

Mit dieser Broschüre der ÖH Uni Wien sollen Geschichte, Hintergründe und Verstrickungen völkischer Korporierter beleuchtet werden und zur weiteren Auseinandersetztung anregen. oeh.univie.ac.at

. Sie führt neben den eigenen Verlagserzeugnissen eine sehr gut sortierte Auswahl an Standardwerken und solchen, die es noch werrie: Wer klassische Texte des Marxismus sucht, wird dort fündig. Zeit gibt es eine kleine Auswahl an selbstdesignten Stoffsackerln.

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AUF DEN SPUREN DER GEHEIMNISSE Die Räumlichkeiten der Universität Wien sind verwirrend. Vom ersten bis zum letzten Semester.

E

rstsemestrige werden schon von Beginn an mit den Räumlichkeiten der Universität Wien konfrontiert. Dabei wird schnell klar: Das Hauptgebäude ist ein Labyrinth! Wer einen Hörsaal finden möchte, sollte sich lieber eine Viertelstunde für die Suche Zeit nehmen. Das Gebäude selbst ist im kunsthistorischen Stil des Historismus von Heinrich von Ferstel 1 erbaut und 1884 eröffnet worden. Der Historismus stellt eine Rückschau auf die Vergangenheit dar, oft lehnt er sich an die Antike an, wobei die ‚glorreichen Zeiten‘ betont werden sollen. Darin ist auch das Universitätsgebäude keine Ausnahme.

Im Schatten der Vergangenheit Im Arkadenhof sind Büsten mitsamt ihren Ehrentafeln aufgestellt. Die Figuren weisen eine Gemeinsamkeit auf: Sie sind gewissermaßen alle männliche Helden! Unter den insgesamt 154 Büsten ist keine einzige Frau zu finden. Und leider stehen die Relikte der Vergangenheit unter Denkmalschutz, weswegen ein Entfernen und Hinzufügen von Figuren verboten ist. Dann halt keine Frauenbüste mit Ehrentafel! So ganz stimmt das nun wieder nicht, die Ehrentafel einer Frau gibt es! Marie Ebner von Eschenbach hat es zumindest an eine Seitenwand geschafft. Um sie allerdings zu finden, müsst ihr genau suchen. Dafür prangt in der Mitte des Arkadenhofs die Nymphe Kastalia. Sie ist zwar nicht real, dafür aber wenigstens sichtbar. Mit dem Kunstprojekt Der Muse reicht’s von Iris Andraschek wurde ein Frauenschatten von

der Skulptur ausgehend in den Boden eingear2 beitet. Wer heute aufmerksam durch den Arkadenhof spaziert, kann ihn dort erkennen. Der Schatten soll die fehlende Repräsentanz der Frauen unter den Arkaden sichtbar machen. Leider allerdings ein sehr sanftes Aufzeigen, ohne über eine tatsächliche Veränderung nachzudenken. Somit wäre das erste ‚Geheimnis‘ des Arkadenhofs gelüftet! Allerdings ist noch ein Weiteres zu entdecken. Ab und an treffen sich Burschenschafter vor dem sogenannten Siegfriedskopf, um ihn zu ehren. Das ursprüngliche Denkmal war 1923 zu „Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs“ enthüllt worden. Schon bald wurde es für die deutsch-nationalen Studentenschaften wegen seines antisemitischen Schöpfers ein fixer Bezugspunkt. Josef Müllner hatte den Kopf nach der nordischen Mythologie von Siegfried entworfen, der ein Fall von „Verrat“ zum Opfer fiel. Erst 1990 wurde angedacht, das kritikwürdige Denkmal von seinem ehemals prominenten Ort in der Aula in den Arkadenhof zu verlegen. Es zu entfernen, wurde kaum in Betracht gezogen. Die Umsetzung erfolgte 2005/06, 15 Jahre später, nicht aus Überzeugung, sondern während der Renovierung des Eingangsbereichs. Im Zuge dessen wurde er in Glas eingesargt. Texte über antisemitische Übergriffe stehen unleserlich und unerklärt auf dem Glaskasten. Eigentlich war der Glassockel deswegen so konzipiert worden, um Zorn zu erzeugen und Student_innen zu motivieren, auf ihn einzuschlagen. Mit jedem Schlag wäre die Schrift leserlicher geworden. Anstatt einer Warnung vor Antisemitismus ist der Siegfriedskopf heute aber nach wie vor einer von mehreren bekannten Treffpunkten antisemitischer Verbindungen, der einfach nicht verschwindet. 3

Was vom Erinnern übrigblieb In Vergessenheit geraten scheint hingegen der Betpavillon am Universitätscampus zu sein. In einem der letzten Höfe in der Nähe der Garnisongasse steht er bis heute unbeachtet. Erbaut wurde es 1903 von Max Fleischer, damit im damaligen Krankenareal auch Juden und Jüdinnen die Möglichkeit hatten, ihren Glauben auszuüben. 1938 schändeten die Nationalsozialist_innen den Pavillon, eine weitere Demütigung im Zuge der Novemberpogrome. Wohl bekannt ist die Amnesie der österreichischen Bevölkerung in der Nachkriegszeit, die sich nicht an die Schreckenstaten, an die Vernichtung von sechs Millionen Juden und Jüdinnen erinnern wollte und will. Passend dazu wurde der Betpavillon in den 1950er Jahren als Transformatorstation genutzt und damit weiter beschädigt. Diese Ignoranz spitzte sich in den 1970er Jahren zu, als auch die Außenfassaden verändert wurden, um die Trafo-Station zu erneuern. Als die Stadt Wien das ehemalige Krankenareal 1988 der Universität schenkte4, war der Betpavillon nicht einmal im Gespräch. Erst zehn Jahre später erarbeitete die Künstlerin Minna Antova ein Konzept zur Erneuerung des Denkmals aus. Die Eröffnung folgte erst 2005. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass die Uni Wien in der Broschüre5 über das Denkmal die Übergabe des AAKHs im Jahre 1996 angibt, obwohl die Schenkung in Wahrheit viel früher stattfand. Die Neugestaltung des Pavillons zu einem Denkmal sollte sowohl die Schändung von 1938 als auch die Zerstörung in den Nachkriegsjahren les- und sichtbar machen. Obwohl in der Konzeption des Denkmals Marpe Lanefesh viel Mühe steckte, steht es seit der Eröffnung jedoch wieder als stiller Zeitzeuge im Hof 6, ein weiteres Geheimnis, wenn man so will. Auf dem Plan

Fräulein Löwenzahn

wird es unter „weitere Einrichtungen“ angeführt und ist also leicht zu übersehen.

Schade … … dass sich die Universität Wien zwar bemüht, die Geschichte des Nationalsozialismus aufzuarbeiten, dabei aber gleichzeitig ständig auf ihre eigene vergisst. Wenn Burschenschaften noch immer in den Gebäuden aufmarschieren, die Gedenkorte an die Opfer des Nationalsozialismus hingegen kaum zu finden sind, so gelingt ihr diese Aufarbeitung nicht ausreichend, auch nicht in Hinblick auf die Frauenförderung. Diese Umstände änderten sich nicht 2005, als das Denkmal Marpe Lanefesh eröffnet wurde, und auch nicht 2007, als der Frauenschatten im Arkadenhof eingearbeitet wurde. Dafür ist wieder ein neues Projekt umgesetzt worden. Die Adresse des Rings vor dem Hauptgebäude wurde in guter Absicht vom Namen des ehemaligen Wiener Bürgermeisters und Antisemiten Dr. Karl Lueger in die neutrale Bezeichnung Universitätsring geändert (siehe Artikel Seite 10). Leider aber wieder eine Möglichkeit, die antisemitische Geschichte der Universität Wien zu vergessen. Anmerkungen: 1 www.univie.ac.at/universitaet/das-hauptgebaeudeals-historisches-zentrum/ 2 Folder unter: http://www.univie.ac.at/universitaet/ der-muse-reichts 3 Eine gute Darstellung zu dem Thema: Siegfrieds Köpfe, Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus an der Universiät, Bureau N° 2, Agentur für Kommunikation u. Information: Wien 2002 4 www.gedenkdienst.at/fileadmin/zeitung/gd2011-3.pdf 5 www.univie.ac.at/.../forum-zeitgeschichte/gedenkkultur/denkmal-marpe-lanefesch-ehem-jued-bethaus/

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eigentümlich

WAS HAT (KRITISCHES) STUDIEREN MIT ‚DER WISSENSCHAFT‘ ZU TUN? Über das Verhältnis von Kritik, wissenschaftlicher Erkenntnis und akademischer Institution.

W

er heute mit einem Studium beginnt, wird vermutlich von Motivationen wie einem Berufswunsch, dem Interesse an einer Ausbildung oder dem Drang nach Wissen getrieben sein. Im besten Fall ist ein kritischer Blick auf die Welt Ansporn für den Weg an die Universität. Wer einmal da ist, wird früher oder später bemerken, dass hier (fast) alle von ‚Wissenschaft‘ sprechen. Dies mag zuerst trivial erscheinen, aber was ‚die‘ Wissenschaft überhaupt ist, lässt sich gar nicht so einfach erfassen. Manche arbeiten einfach nur in der Wissenschaft, andere sehen in ihr eine Berufung, wieder andere ein Geschäft und viele eine neutrale, technische Instanz oder eine objektive Erkenntnisweise. Da kann es – gerade für kritische Köpfe – mitunter schwierig sein, den eigenen Platz und die eigene Position zur Wissenschaft zu finden. Es erscheint sinnvoll, zunächst einmal zwei Gesichtspunkte zu unterscheiden: Wissenschaft als Institution und Wissenschaft als Erkenntnisform.

Zwei Seiten der Wissenschaft? Ersterer wird oft mit dem Begriff der „Academia“, bzw. dem „akademischen Aspekt“ umschrieben und steht im Wesentlichen dafür, dass Wissenschaft – so wie z. B. auch Kunst, Politik oder in mancher Hinsicht auch Wirtschaft – eine gesellschaftliche Institution ist. Das heißt, dass sie Strukturen herausbildet, die sich in Räumen, Veranstaltungen, Arbeits- und Lebensverhältnissen und vielem mehr manifestieren. In ihrer institutionellen Seite ist die Wissenschaft von denselben Einflüssen und Entwicklungen betroffen, die auch im Rest der Gesellschaft dominant sind. Wissenschaft ist als Institution niemals ‚neutral‘ und ‚objektiv‘; sie ist im Gegenteil tief verwurzelt in den sozialen Verhältnissen, in die sie eingebettet ist. Die

nordkoreanische Wissenschaft etwa kann – bis hinein in die ‚neutralsten‘ naturwissenschaftlichen Fächer – nicht ohne die dortige stalinistische Diktatur verstanden werden. Gerade das letzte Beispiel führt jedoch vor Augen, dass Wissenschaft auch nicht in diesem akademischen Aspekt aufgeht, zumindest in der Regel nicht. Denn allgemein – und hier greift ein weltweites System der Anerkennung und Wertung – wird ein gewisser Kriterienkatalog an Wissenschaftlichkeit angelegt, der sie als spezifische Art des Erkenntnisgewinns definiert. Von anderer Erkenntnis, wie etwa dem Zeitungslesen oder der einfachen Beobachtung, unterscheidet sie sich vor allem durch zwei wichtige Faktoren: Wissenschaft abstrahiert einerseits systematisch von ihrem Gegenstand, d. h. sie nimmt eine ganz bestimmte Form der Distanz zu ihm ein; andererseits bildet sie – aufbauend auf systematischen Abstraktionen – ein Gerüst an Erkenntnissen, das sich als Theorie bezeichnen lässt, die ihrerseits wiederum mit anderen Theorien vermittelt wird. Aus zahlreichen derartigen Aufbauten entsteht langsam ein Gebäude, das relativ unumstößlich die Struktur vorgibt, wenn es um das Verständnis von sozialen oder natürlichen Zusammenhängen geht. Auf diese Weise wird eine ‚Objektivität‘ geschaffen, die in Folge als Referenzrahmen dient. Bei dieser Gegenüberstellung bleibt es nun aber nicht, denn Wissenschaft ist nicht nur das eine und das andere, sie ist bekanntlich beides zugleich. Die bloße Erkenntnis wäre ohne Raum, Mittel und Vernetzung im institutionellen Rahmen nicht möglich, ebenso wie die bloße Institution ohne den Zweck der Erkenntnis keinen Sinn machen würde. Diese Tatsache mag zunächst wenig bedeutungsvoll erscheinen. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass die Verschränkung der beiden Aspekte von Wissenschaft nicht unproblematisch ist. Dies macht sich auf mehreren Ebenen bemerkbar.

Wissenschaft: Kritisch betrachtet Ganz unmittelbar sehen Studierende, dass die Freiheit der Erkenntnis durch akademische

Hierarchie, Leistungszwang und externe Interessen in der Lehre beeinflusst wird. So begegnet uns die Objektivität der Wissenschaft von vorneherein als eine, die von zunehmender Ökonomisierung gefärbt ist. D. h. scheinbar neutrale Themen werden stets schon unter dem Vorzeichen der wirtschaftlichen Rationalität, der Effizienzsteigerung und der Brauchbarkeit am Markt gedeutet, bevor überhaupt eine wirklich neutrale Auseinandersetzung möglich ist. Diese Tatsache hat neben anderen Missständen in den letzten Jahren zu starken Protesten geführt und viele kritische Studierende sogar so weit gebracht, sich ganz umfassend in Distanz zur Wissenschaft zu positionieren. Ein Resultat war z. B. die Gründung von ‚Gegen-‘ oder auch ‚Anti-Universitäten‘, die nicht nur neue Institutionen schaffen wollten, sondern auch versuchten, eine andere Form des Bezugs zum Wissen zu etablieren. Die Widersprüchlichkeit der Wissenschaft spielt aber auch auf einer breiteren gesellschaftlichen Ebene eine Rolle. So muss sich aus kritischer Sicht – wie zuvor schon kurz nahegelegt – die Frage stellen, wie Wissenschaft in die spezifischen gesellschaftlichen Verhältnisse eingebettet ist; wie sie deren Herrschaftsstrukturen nicht nur rein institutionell, sondern auch in der Form des Wissens in sich aufnimmt. Ein wichtiger Punkt ist hier die Frage, wie Geschlechterunterdrückung, Sexismus und die Privilegierung des Mannes sich einschreiben in einen gewissen ‚androzentrischen Mainstream‘, einem (versteckten) Fokus auf den Mann bzw. das Männliche, der dazu führt, dass von neutraler Erkenntnis oder Objektivität keine Rede sein kann. Ähnlich verhält es sich mit dem postkolonialen Erbe; also der Tatsache, dass Europa bzw. ‚der Westen‘ nicht nur dominante Kraft in der Welt waren und sind, sondern (im Zuge der alten kolonialen Herrschaft, aber auch neuerer ungleicher Verhältnisse) ebenso ihre kulturellen Normen und Werte diktatorisch auf andere Teile der Welt übertragen (haben). Das Erbe hiervon sind u. a. Rassismus, das Gefälle zwischen einem globalen Zentrum („Westen“) und einer Peripherie („Dritte Welt“) und die damit verbundene Privilegierung ‚westlichen‘ Wissens.

Elmar Flatschart

Dialektik der Wissenschaft Sollte Wissenschaft deswegen gänzlich verworfen werden, als akademische Institution und Erkenntnisform nur noch ‚von außen‘ betrachtet werden, wie es so manche kritische Position nahelegt? Ich denke nicht. Ein völliger Ausbruch aus den gesellschaftlichen Verhältnissen ist im Hier und Jetzt kaum irgendwo möglich und grundlegende Veränderung ist aus einer derartig „autonom“ imaginierten Position schon gar nicht zu haben. Es ist also nicht nur eine Aufgabe für kritisch Denkende – im Besonderen für engagierte Studierende –, die Institution Universität nicht völlig reaktionären Tendenzen und den Kriterien der Verwertbarkeit zu überlassen; es ist vor allem auch die wissenschaftliche Erkenntnisform, die – trotz ihrer zahlreichen Unzulänglichkeiten, die sie als gesellschaftliche Erkenntnisweise in sich trägt – zu verteidigen ist. Denn in dieser Erkenntnisform steckt immer auch emanzipatorisches Potential, wenn den Behauptungen von ‚Neutralität‘, ‚Objektivität‘ und einem einfachen Fortschritt im Wissen misstraut wird. Auf einer breiteren Ebene kann Wissenschaft nämlich letztlich zur Emanzipation von Herrschaft und Unterdrückung beitragen, ja sogar als notwendiger Bestandteil eines jeden kritischen Projekts verstanden werden. Denn ohne Wahrheitsstandards, ohne die (von früheren Generationen geschaffenen) Wissensbestände und ohne die wissenschaftliche Systematik kann auch keine ‚richtigere‘ Gesellschaft geschaffen werden. Der beste Weg ist wohl schlussendlich einer, bei dem sich kritisch Engagierte sowohl praktisch als auch theoretisch eine gewisse Distanz zur Wissenschaft bewahren und trotzdem den Kampf um sie und in ihr nicht aufgeben. Für diesen Weg bedarf es der Einbettung in alternative Praxen und Institutionen, nicht zuletzt aber auch des Rückgriffs auf außerakademische kritische Theorie. Beiderlei zu finden mag nicht immer einfach sein, jedoch gibt es gerade in und um die Universität Wien zahlreiche Anknüpfungspunkte – die Suche lohnt sich.

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Gute Bücher #5............................

BÜCHERBÖRSE IM NIG lesen/gelernt werden, auf Kommission abgegeben werden. Dort warten sie, bis sie in ein neues Zuhause getragen werden. Mit etwas Hartnäckigkeit lässt sich durchaus das eine oder andere Prachtexemplar ergattern. Die nicht gewinnorientierte ist in der vorlesungsfreien Zeit geschlossen. Hin und wieder lohnt sich ein

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AUSFÜHRUNG AUS DEM WISSENSCHAFTLICHEN ARBEITEN Über die Tücken und Fallstricke der Wissenschaft – eine Enttäuschung

F

ür Studienneulinge wird sich in allen Fächern zunächst ein ähnliches Bild bieten: Einführungslehrveranstaltungen, Studieneingangsphase, wissenschaftliches Arbeiten. War es früher noch möglich, relativ durcheinander mit dem Ende anzufangen, beginnen die meisten Studienanfängerinnen mittlerweile mit dem ersten Modul, um schließlich mit dem letzten abzuschließen. Einerseits drängen die Lehrpläne in diese Richtung, andererseits gibt es auch Hürden, die es schwierig machen, die vorgesehene Reihenfolge nicht einzuhalten. Was aber wird den wissenschaftlich noch Unbeleckten da am Anfang ihres Studiums vorgesetzt? Zum Teil sicher nützliche Dinge. Es wird erklärt, wie Bibliotheken funktionieren, wie eine wissenschaftliche Arbeit auszusehen hat, wo die Universitätsgebäude sich befinden und wie im jeweiligen Fach zitiert werden muss. Darüberhinaus wird einer mitgeteilt, welche Quellen überhaupt etwas in einer wissenschaftlichen Arbeit verloren haben und was sie lieber für sich behalten soll, welche Literatur seriös und anerkannt ist und welche nur zur Freizeitlektüre taugt. Die Frischlinge sollen also in das wissenschaftliche Arbeiten eingeführt werden. Sie betreten demnach eine neue, unbekannte Welt,

in der alles anders zu sein scheint und die aber trotzdem beansprucht, hinsichtlich der alten Welt das Maß der Dinge zu sein. Wer sich auf so eine Irrfahrt einlässt, sollte mit dem nötigen Rüstzeug ausgestattet sein, sollte einen Regenmantel dabei haben, der verhindert, gleich bis auf die Unterwäsche durchnässt zu werden. Oder zumindest einen Faden der Ariadne, der ausschließt, sich allzu gründlich im Labyrinth zu verlaufen.

Alles nass, Riesenspaß? Aber was spräche denn überhaupt dagegen, ganz einzutauchen in diese neue Welt, sich ganz nass zu machen mit dem erfrischend Unbekannten? Im Grunde nichts; doch wenn eine diese einführenden Lehrveranstaltungen aufmerksam verfolgt, fallen ihr schnell Unstimmigkeiten auf. Die Welt ist gar nicht so neu und anders und irgendetwas stimmt nicht. Der wache Geist sträubt sich dagegen, so schreiben zu sollen, wie es verlangt wird, weil er ahnt, dass einiges von diesem Wie des Schreibens abhängt. Auch will sich die neugierige Denkerin nicht vorgeben lassen, was sie wo zu lesen hat und was sie davon verwenden soll. Sie will nicht akzeptieren, dass es zwei Welten geben soll: die der Wissenschaft und die des Lebens. Darüber hinaus fallen bald Ungereimtheiten und innere Widersprüche innerhalb der vorgestellten wissenschaftlichen Methode auf.

Simon Sailer

Zunächst die merkwürdige Tatsache, dass die eigene ganz grundsätzliche Herangehensweise verhältnismäßig wenig hinterfragt wird. Als ich begonnen habe zu studieren, hat mich Wissenschaftstheorie fasziniert und ich habe mir gedacht: die Theorie der Wissenschaft ist doch sicher die wichtigste und grundlegendste wissenschaftliche Disziplin. Erstaunt musste ich dann feststellen, dass sie im Gegenteil in einem winzigen, popeligen Institut zusammen mit der Wissenschaftsforschung angesiedelt war. Mittlerweile wurde die Wissenschaftstheorie der Philosophie eingegliedert, während die weniger grundlegende Wissenschaftsforschung ein eigenes Institut mit eigenen Räumlichkeiten erhielt. Das ist nicht bloß eine Anekdote – an der Stellung der Wissenschaftstheorie lässt sich der Rang ablesen, den Selbstreflektion im Wissenschaftsbetrieb einnimmt. Freilich würden manche einwenden, die Reflektion finde nicht dort statt, sondern in Peer-Reviews und im omnipräsenten QualityManagement. Wenn Reflektion und QM aber ernsthaft in Zusammenhang gebracht werden, bekräftigt das nur den aussichtslosen Stand, den das Denken in der Wissenschaft hat. Die Reflektion soll automatisiert und durch standardisierte Verfahren garantiert werden. Dass dieser Versuch scheitert, kann kaum überraschen; denn Denken wäre eben gerade das Gegenteil vom automatischen maschinenhaften Rechnen – es wäre die Unterbrechung, die das Verfahren stört.

Deshalb ist es nicht in den institutionellen Abläufen zu suchen. Denken können nur die Menschen, die auch fühlen können, die auch empfinden, was der Vernunft in der Wissenschaft angetan wird, und sich dagegen sträuben.

Was tun? So weit so schlecht – aber was bleibt einer übrig? Nicht studieren ist ja wohl auch keine Lösung. Die Welt ohne Wissenschaft wäre vielleicht sogar noch trostloser. Also studiert man halt. Diese Haltung ist einzusehen und zeugt von einem nüchternen Blick auf das akademische Verhängnis. Jetzt wäre aber zu studieren, ohne sich als Studentin zu fühlen. Es gilt, das Studium auf sich zukommen zu lassen, aber ohne gleich alles abzukaufen, mit offenen Augen und einer gehörigen Dosis Widerwillen. Um es mit einem Wort des Wiener Autors Gerhard Scheit zu sagen: man müsste studieren, wie eine Atheistin Theologie studiert. Denn so wie die Theologie Ketzerinnen hervorbringt, erzeugt auch die Wissenschaft ihre Abtrünnigen und Ungläubigen; ohne die Wissenschaft hätte es auch nicht die Situationistische Internationale gegeben, die in ihrem Text über das Elend im Studierendenmilieu beteuert, das Beste, was die Unis zu bieten hätten, seien ihre Stipendien. Der Wissenschaft gegenüber vorerst diese Haltung einzunehmen, ist ein halbes Jahrhundert später immer noch das Gesündeste.

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A.BUCH

tristik und politischer Theorie und Philosophie belohnt. führt Wiens beste Auswahl an psychoanalytischer Literatur. Höhenangst sollte daheim bleiben, und sind nur über eine Leiter zu entdecken.

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SPAZIERGANG ZU LINKEN BIBLIOTHEKEN UND ARCHIVEN Samstag, 06. Oktober 2012 *** Archiv der Punkbewegung ***

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DER STUDENTISCHE HABITUS –

AUSZÜGE AUS EINER TEILNEHMENDEN BEOBACHTUNG Der erste Tag an der Uni – eine bis- (Feste, Feiern), häufig unter Einsatz bewusst- interessierten Tutlinge nach der OV im KOBRA2 lang fremde Welt, die es als Erst- seinsverändernder Mittel (z. B. Alkohol), inter- einfinden sollen. Sie sprechen auch über ECTS pretiert werden. (European Credit Transfer System) und Erweisemestrige zu entschlüsseln gilt. terungscurricula, aber da bin ich schon längst Mithilfe der vorliegenden ethno- Erste Eindrücke und Orientierung ausgestiegen. Meine Hypothese dazu lautet: Insider_innen grenzen sich durch ihre Sprache begrafischen Studie soll ein Einblick im Feld aus Abkürzungen und Fachausdrücken in die Lebenswelt der Student_in- Daher beschließe ich, mich im Rahmen einer stehend von Outsider_innen ab. nen an der Universität Wien ge- OV an der Universität Wien genauer umzusegeben werden, um so die ersten hen. Ein Blick ins Audimax liefert mir einen … wohnst du noch oder lebst du ersten Eindruck. Der Großteil der Studienschon? Schritte in diese zu erleichtern. anfänger_innen ist Anfang 20 und rund zwei

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iese Studie basiert auf meinen langjährigen teilnehmenden Beobachtungen als Studentin an der Universität Wien, wobei das weitläufige Forschungsfeld auf das Hauptgebäude, das Neue Institutsgebäude (NIG) sowie das Alte Allgemeine Krankenhaus, den Campus der Universität Wien (AAKH), eingegrenzt ist. Ich stelle mir die Frage, wie man in dieser Lebenswelt der Student_innen zum_r Insider_in oder Outsider_in wird. Meine Annahme dazu lautet, dass sich Studienanfänger_innen diesbezüglich an der Schnittstelle befinden, da sie am Beginn ihres Studiums noch Außenstehende in dieser Lebenswelt sind, aber durch die Sozialisation im Rahmen ihres Studiums in kürzester Zeit zu Insider_innen werden. Als mögliche Initiationsrituale können dabei die Teilnahme an der ersten Veranstaltung der Universität – in der Regel die Orientierungsveranstaltung (OV) – , das Absolvieren der ersten Prüfung, aber auch die Partizipation an kollektiven Abendveranstaltungen

von drei Studierenden sind weiblich sozialisiert. Die Menge an Erstsemestrigen lauscht gebannt den einleitenden Worten der Studienprogrammleitung, des Institutsvorstands und der Professor_innen des Instituts (im Gegensatz zu den Studierenden größtenteils männlich sozialisiert). Eine Mitarbeiterin des Mittelbaus präsentiert kurz aktuelle Statistiken zum vorgestellten Studiengang, wobei sie betont, dass weiblich sozialisierte Student_innen, welche als erste Generation ihrer Familie eine universitäre (Aus-) Bildung in Anspruch nehmen (auch als Bildungsaufsteiger_innen bezeichnet) und aus ruralen Gegenden Österreichs oder gar aus dem Ausland kommen, marginale bis keine Chancen auf eine wissenschaftliche Karriere haben. Nach dieser etwas entmutigenden Ansprache folgt die Vorstellung der Studienvertretung und Erstsemestrigentutorien, wobei ich erst einmal nichts verstehe. Sie erzählen irgendetwas von 1 einem studentischen Habitus und dass sich die

Auf der Suche nach weiteren aufschlussreichen Informationen über das Leben von Student_innen sollen deren private Wohn- und Lebensformen außerhalb des universitären Kontextes ebenfalls unter die Lupe genommen werden. In einem Gespräch mit eine_r Studienberater_in im Büro der Österreichischen Hochschüler_innenschaft (ÖH) erfahre ich einiges über studentische Praxen bezüglich dominierender Wohnformen. Die Wohngemeinschaft scheint sich als übliche Form des studentischen Wohnens durchgesetzt zu haben. Als Alternative dazu gibt es auch Wohngemeinschaften in Häusern oder Student_innenheimen. Wahlweise werden auch Wohnungen, Häuser, Bauwagen oder ähnliche Unterkünfte alleine oder in Gesellschaft von Haustieren bewohnt. Meine Hypothese dazu lautet, dass Student_innen kollektives Zusammenleben anderen Wohnformen vorziehen. Möglicherweise könnte auch diese, häufig mit Studiumsantritt kollidierende, neue Wohn-

Verena Rechberger

form einen entscheidenden Einfluss auf den studentischen Habitus haben? Diese ersten Hypothesen gilt es nun zu überprüfen und zu vertiefen. Es wäre aber auch interessant, weiteren zentralen Faktoren wie Sozialformen, Nahrungsaufnahme, Machtstrukturen und materiellem Austausch nachzugehen. Daher sind die Leser_innen an dieser Stelle aufgefordert, hierzu eigene Beobachtungen anzustellen! Quellen: http://studien-lehrwesen.univie.ac.at/informationenund-downloads/datenanfragen/studstat/ http://www.writeawriting.com/how-to-write/ethnography/ Anmerkungen: 1 „Der Habitus ist nach Pierre Bourdieu der „Erzeugungsmodus der Praxisformen“, d. h. „die sozialen Akteure sind mit systematisch strukturierten Anlagen ausgestattet, die für ihre Praxis konstitutiv sind. Der Habitus gewährleistet die aktive und unbewusste Präsenz früherer Erfahrungen und setzt sich zusammen aus Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata, die bestimmen, wie ein Akteur seine Umwelt sensuell wahrnimmt, welche Alltagstheorien, Klassifikationsmuster, ethischen Normen und ästhetischen Maßstäbe er vertritt und welche individuellen und kollektiven Praktiken der Akteur hervorbringt.“ Online unter http://www.uni-muenster.de/FNZ-Online/theorien/modernisierung/unterpunkte/habtheorie.htm 2 KOBRA = „Kommunikation braucht Raum“, Treffpunkt und Raum der Institutsgruppe Kommunikationswissenschaft

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TUTORIEN IM UNABHÄNGIGEN TUTORIUMSPROJEKT An manchen Instituten werden Zu diesem Zweck wird ein Raum geschaffen, in Erstsemestrigentutorien von der Universität± sogenann- dem naive oder kritische Fragen gestellt werden können, ohne dass sich dies zum Beispiel auf Diese Tutorien richten sich vor allem an jene, te Fachtutorien begleitend zu die Note auswirkt, und in dem frei über Prob- die gerade mit dem Studium beginnen, können bestimmten Lehrveranstaltungen leme und Gedanken gesprochen werden kann. aber auch von anderen besucht werden. Grundsätzlich sollen sie helfen, den Studienbeginn zu angeboten. Diese haben nichts mit erleichtern. In welcher Form dies geschieht, ist dem unabhängigen Tutoriumspro- Wie funktioniert das Projekt? sehr unterschiedlich. Manchmal gibt es einen jekt zu tun. Das unabhängige Tutoriumsprojekt wird von oder zwei Tage, an denen Infos weitergegeben

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as unabhängige Tutoriumsprojekt organisiert Erstsemestrigen- und Thementutorien. Dabei ist genau die Unabhängigkeit von der Uni wichtig. Die Tutorien werden von Höhersemestrigen angeboten, die vorher eine Ausbildung im Rahmen des Projektes absolviert haben. Auch die Trainer_innen dieser Ausbildungsseminare werden im Projekt ausgebildet; sie sind somit ebenfalls unabhängig und können genau auf die Bedürfnisse der angehenden Tutor_innen eingehen. Alle können auf allen Ebenen mitmachen, sofern sie keiner politischen Fraktion angehören und kein politisches Mandat innehaben. Dennoch hat das Projekt einen politischen Anspruch, denn es will den hierarchischen, diskriminierenden Strukturen der Uni etwas entgegensetzen und zeigen, dass es auch anders geht. Das Tutoriumsprojekt ist aus der Frustration wegen mangelnder Mitbestimmungsmöglichkeiten an der Universität entstanden und versucht, auf diesem Weg ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Mitbestimmung notwendig ist und so einiges an der Uni besser laufen könnte. Die Tutorien sollen ein Freiraum sein, der einen spannenden Austausch ermöglicht, emanzipatorisches Arbeiten fördert und ein kritisches Hinterfragen der Uni erleichtert. Das alles wäre schwer möglich, wenn diejenigen, die das Tutorium anbieten, von der Universität abhängig wären. Gerade in Erstsemestrigentutorien geht es darum, den immer schwieriger werdenden Einstieg ins Studium durch Austausch zu erleichtern.

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der Österreichischen Hochschüler_innenschaft und vom Wissenschaftsministerium finanziert, ist aber auch hier weitgehend unabhängig. In vielen Studienrichtungen gibt es Projektgruppen, die Ausbildungsseminare organisieren und Tutorien anbieten. An der Uni Wien existiert daneben ein Regionalkreis zur Vernetzung und Organisation. Alle wichtigen Entscheidungen werden auf Koordinationstreffen entschieden, zu denen Projektbeteiligte aus ganz Österreich kommen können. Bei diesen Treffen wird auch die Zentralkoordination gewählt, die aus vier bis sechs Personen besteht und die Verwaltung des Projektes übernimmt. Die Arbeit ist basisdemokratisch nach dem Konsensprinzip organisiert. Das bedeutet, Entscheidungen nicht von oben nach unten, sondern von unten nach oben zu treffen – und dies möglichst so, dass alle damit zufrieden sind. Das selbst organisierte Projekt fordert auch einen gewissen Einsatz aller, um es weiter am Laufen zu halten. So hängt das Angebot immer davon ab, wie viele Personen sich in welcher Weise einbringen. Innerhalb des gesamten Projektes, also auch in den einzelnen Tutorien hat faschistisches, sexistisches, antisemitisches und rassistisches Gedankengut ebenso wenig Platz wie jede Form der Diskriminierung gesellschaftlich benachteiligter Gruppen. Dies ist wichtig, damit sich alle (außer jenen, die nicht darauf verzichten können) in den Gruppen wohlfühlen und nicht schon aufgrund des Klimas ausgeschlossen sind. Außerdem ist ein respektvoller Umgang eine wichtige Grundlage für eine gleichberechtigte Zusammenarbeit.

werden und Platz für Fragen und Austausch ist. Manchmal haben auch diese Tutorien ein bestimmtes spannendes Thema, anhand dessen ein anderer Zugang zu Wissenschaft ausprobiert werden kann. Bei wieder anderen werden kleine unbekannte Theater gemeinsam erkundet; der Austausch über das Studium und damit zusammenhängende Probleme findet im Anschluss bei einem Tee oder Bier statt. Manche Tutorien erforschen wenig bekannte Orte der Uni und geben so Wissen weiter, oder sie bieten eine Filmvorführung mit anschließender Diskussion. Egal welche Form ein Tutorium hat, es bietet immer die Möglichkeit, andere kennen zu lernen, Fragen zu stellen und sich gegenseitig zu unterstützen. Was angeboten wird, hängt immer von denjenigen ab, die das Tutorium initiieren, denn auch sie sollen einen Nutzen daraus ziehen können und Spaß daran haben. Die Tutorien dieses Semesters kannst du spätestens ab Herbst auf der Seite deiner Studienvertretung oder auf der Homepage des Regionalkreises Uni Wien einsehen.1

Thementutorien2 In den Erstsemestrigentutorien fließt zwar auch eine Auseinandersetzung mit der Uni und den alltäglichen Problemen, wie Rassimus, Sexismus oder Antisemitismus, ein, allerdings steht hier der Studienbeginn im Vordergrund. Tiefergehend kann mensch sich mit inhaltlichen Fragen in den Thementutorien beschäftigen. Sie funktionieren ebenso wie Erstsemestrigentutorien, allerdings steht bereits das

Sarah Kanawin

Ausbildungsseminar unter einem bestimmten Thema. Die Ausbildungsseminare sind teilweise auch länger, um etwas mehr Zeit zu haben und schon an etwas arbeiten zu können. Nicht immer werden dann auch Tutorien angeboten; oft bilden sich auch einfach Gruppen, die sich gemeinsam weiter mit einem Thema auseinandersetzen. An der Uni Wien gibt es meistens *Frauen-, HomoBiTransQueer-, Gender-, antifaschistische, antisexistische und antirassitische Tutoriumsseminare. In diesem Jahr wird erstmalig je ein Tutoriumsseminar zu Prekariat und zu wissenschaftlichem Schreiben abgehalten. Prinzipiell wären auch Tutorien zu anderen Themen möglich, wenn eine oder einer die Initiative ergreift. Gemeinsam ist allen Seminaren, dass sie dem Raum geben, wofür an der Uni immer weniger Möglichkeit besteht: freier Gedankenaustausch, kritisches Hinterfragen unserer Gesellschaft, Raum für eigene Gedanken. Außerdem sind sie eine Gelegenheit, sich mit anderem zu beschäftigen als der Jagd nach ECTS-Punkten, guten Noten oder dem täglichen Kampf um Stipendien, beziehungsweise Wege zu finden mit oder gegen diese Widrigkeiten zu arbeiten. Aus Thementutoriumsseminaren ist zum Beispiel die feministische Mailingliste femail hervorgegangen (wer eingetragen werden möchte, kann sich an das *Frauenreferat der ÖH Uni Wien wenden). Auch der *Frauenraum in der Berggasse 11 ist aus einem solchen Seminar hervorgegangen (Programm siehe www.thewi.at); aus dem antifaschistischen Tutoriumsseminar sind eine Radiosendung und zahlreiche Veranstaltungen entstanden. Die Seminare sind außerdem eine Möglichkeit, schon bestehende Projekte in den jeweiligen Bereichen kennenzulernen und sich untereinander zu vernetzen. Informationen: 1 http://rk.diebin.at 2 Zum Regionalkreis Uni Wien: http://rk.diebin.at/ unter Thementutorien

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Kobys Kulinarium:

Koby Cramer

Heute:

PASTA E FAGIOLI

Das günstigste Essen ist immer noch das selbst gekochte. Also: all die Tipps für „günstige Studierendenlokale mit riesigen Portionen“ vergessen, einkaufen und ab in die eigene Küche!

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nd wenn es der studentische und krisengeschüttelte Geldbeutel aushalten soll, wird’s halt nicht der Seeteufel auf getrüffeltem Erdäpfelstampf mit Spargelspitzen, sondern ein Klassiker aus der Arme-Leute-Küche, der auf Deutsch reichlich fad klingt, im italienischen Original aber auch vom Namen her vorzeigbar ist: pasta e fagioli.

Die Grundlage: Bohnen. Einkaufsliste:

O 1 bis 1½ Dosen

O 1 Dose geschälte Tomaten O Speck O 1 bis 3 Zwiebel O 1 bis 2 SardellenO 1 Karotte O Sellerie (Stange oder Knolle) O O Suppenknochen O Conchiglie, Penne oder Pipe Rigate) O 1 Handvoll geviertelte Kirschtomaten O Knoblauch O 1 Chilischote (entkernt) O 1 Stange Zimt O frische gehackte Kräuter O frisch geriebener Parmesan O Olivenöl

Hier merkt man bereits, dass die Preis- und Qualitätsgestaltung, wie auch bei fast allen anderen Zutaten, völlig bei einem oder einer selbst liegt: ausnahmsweise ließen sich angesichts der erstrebten Endkonsistenz selbst die ansonsten natürlich kulinarisch reichlich konterrevolutionären Bohnen aus der Dose verwenden (eine bis eineinhalb große). Besser aber doch: getrocknete über Nacht in viel Wasser einweichen (ca. 25 dag für vier Personen). Am ehesten mittelgroße weiße. Die weniger preisgünstige, aber durchaus leistbare Alternative: sich im italienischen Feinkostladen hinsichtlich der hierzulande schier unglaublichen Bohnenvielfalt beraten lassen und die Empfehlung dann mit seinen finanziellen Möglichkeiten ausjustieren.

Sodann nehme man Speck. Es bietet sich an, von diesen billigen HoferSpeckbrocken einfach das weiße ab- und sehr klein zu schneiden. Das Nobel-Upgrade wäre: Pancetta di Parma, davon nur einen Teil mitkochen und am Ende einige Scheiben im Ofen knusprig backen und am Teller mit pasta e fagioli mischen. (Diverse Speckvarianten dazwischen gehen auch. Vegetarische Alternative: keine). Speck in großem Topf in günstigem Olivenöl auslassen, schwarzen Pfeffer aus der Mühle sowie Salz dazugeben. Ein bis drei Zwiebeln, eventuell bisschen Knoblauch und kleine entkernte Chilischote darin andünsten. Bohnen in den Topf. Zur Linderung von unerwünschten Nebeneffekten der Hülsenfrüchte Bohnenkraut hinterher. Ganz wichtig: eine Stange Zimt dazu. Geschmacklich unverzichtbar und macht angeblich auch noch schlank, trägt also zur Beruhigung aller KalorienhysterikerInnen bei. Eine Dose geschälte Tomaten dazu, ganz nach Gusto klein oder groß. Mit viel Wasser aufgießen. Wie viel? Je nachdem: Das Ganze lässt sich am Ende sowohl als Bohnensuppe mit Nudeleinlage oder

als Pasta mit Bohnensugo essen. Entweder Suppenknochen und eventuell wenig Suppengemüse dazu oder vorher ins Oliven-Specköl schon ein bis zwei Sardellenfilets, eine Karotte und wenig Sellerie (Stange oder Knolle) schnippeln. Ist eine gute Alternative für diese in aller Regel schrecklichen Suppenwürfel. (Personalisierende Kapitalismuskritik ist keine schöne Sache, aber diese Food-Verbrecher von Knorr, Nestlé und Maggi sollte man vielleicht doch einmal zur Verantwortung ziehen.) Das ganze köcheln lassen, bis die Bohnen ihre Konsistenz verändern. Mit Pürierstab zwei-, dreimal zsstzsst machen, also nur einen geringen Teil des Ganzen zerkleinern. Nun entweder alles verdrängen, was man über das Kochen von Pasta jemals gelernt hat und eine kurze Variante (z. B. Golbetti, Conchiglie, Penne oder Pipe Rigate) in das Bohnengebräu kippen und al dente kochen. Oder – das ist die bessere Alternative, wenn man das Bohnensugo in größeren Mengen vorkochen möchte – die Pasta wie gewohnt kochen und mit ein bisschen Nudelwasser erst am Teller mit fagioli mischen.

Schlussendlich: Grünes. In jedem Fall kurz vor Ende gehackte frische Kräuter zu den Bohnen geben: Basilikum und Oregano oder, je nach Geschmack bzw. für alle, die partout kein Sonnenplätzchen in der Wohnung finden, wo die zwei gedeihen: Petersil. Frische Kräuter dürfen in keinem studentischen und auch sonstigen Haushalt fehlen, schon weil sie aus der einfachsten Tomatensauce ein sehr anständiges Essen zaubern können. Wenn Mama, Papa, Onkel, Tante einen finanziell gerade bezuschusst haben: gegen Ende noch eine Handvoll geviertelte Kirschtomaten dazu.

Ganz wichtig: am Ende am Teller wenig frisch geriebenen Parmesan und ein paar Tropfen gutes Olivenöl drüberträufeln. Vom, um mal eines dieser reichlich unästhetischen Volkswirtschaftswörter aus der verwalteten Welt zu verwenden, Preis-/Leistungsverhältnis derzeit in Wien eines der besten: BioPlanète, Ölmühle Moog, fruchtig nativ extra, gibt’s in denn’s-Biomärkten. Klar, das ist nicht ganz billig (10,– Euro der Liter) und da fragt man sich, wie die armen Studierenden und das sonstige akademische Proletariat das bezahlen sollen. Aber es ist zum einen geschmacklich so intensiv, dass wenige Tropfen reichen, um aus schlichter Kalorienzufuhr einen Genuss zu machen. Zum anderen ist gutes Olivenöl dermaßen gesund, dass es sich über die Jahre in jeder Hinsicht rechnet. Ungesundes Essen heißt auf Dauer bekanntlich: hohe Rechnungen für Medikamente. Und die schmecken auch noch schlecht.

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