MINT Ausgabe #4

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GRÜNE INITIATIVEN

Biogasanlagen in Nepal, Bildungsprojekte in Afrika und Asien

GRÜNE LÖSUNGEN

R-Beton am Bau, Ressourcen-Schonung im Tourismus

GRÜNE ERFINDUNGEN

Von faltbaren Solardächern bis zu selbstheilenden Verbundwerkstoffen

MAGAZIN INNOVATION NACHHALTIGKEIT TRENDS .04
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Rohbau

Mint Magazin Redaktion

Willkommen zur Winterausgabe

Wir hoffen, Sie hatten harmonische Weihnachtstage und konnten den Alltagsstress ein wenig ausblenden. Für die Zeit „zwischen den Jahren“ haben wir eine schöne Lektüre für Sie vorbereitet. Sie gibt ein wenig Hoffnung auf eine bessere Welt. Vielleicht finden Sie auch die eine oder andere Anregung für einen nachhaltigeren Lebenswandel und packen sie auf Ihre Liste der guten Vorsätze für 2023. Wir begleiten Sie jedenfalls mit unseren Magazinen und unserem Blog. In dieser Ausgabe lernen Sie zum Beispiel einen bewundernswerten Fotografen kennen: Marc Stickler macht nicht nur sensationelle Aufnahmen von Menschen*, Tieren und Landschaften, sondern unterstützt als United Nations Changemaker zahlreiche soziale Initiativen. Der Vollblutunternehmer Daniel Hasagic ist ähnlich drauf und bewirkt viel Gutes für Menschen und die Umwelt durch seine ökologischen Projekte in Ländern Afrikas oder Asiens. Auch Harald Deichl beeindruckte uns: Der Münchner Architekt pflegt seit vielen Jahren einen extrem nachhaltigen Lebensstil. Neben weiteren „grünen“ Botschaftern stellen wir Ihnen ein Leuchtturmprojekt in Sachen Energiegewinnung vor und verraten Ihnen, was sich in der Bau- und Immobilienbranche in Sachen funktionierende Kreislaufwirtschaft tut. Auch für Ihre Reiseplanung haben wir einige gute Ideen. Das Naturhotel Bad Schörgau zum Beispiel, ein ganz besonderes Kleinod in Südtirol, das neue Wege in Sachen Food geht. Zudem haben wir getestet, wie man mit gutem Gewissen nach Venedig, Wien, Barcelona oder Stockholm reist. Per Zug nämlich, was sogar höchst luxuriös vonstatten gehen kann.

In diesem Sinne: Reisen Sie gut (und natürlich möglichst nachhaltig) ins kommende Jahr hinein! Bleiben Sie gesund und optimistisch!

Herzlich, Ihre MINT-Redaktion

* Titelbild: Marc Stickler traf diese Frau in den peruanischen Anden. Immer, wenn Markt ist im Dorf Chinchero, läuft sie rund zweieinhalb Stunden vom Berg herunter, um dort ihr selbst angebautes Gemüse zu verkaufen, und anschließend wieder hinauf. © Marc Stickler

Watch out!

Die 5. Ausgabe von MINT erscheint im Sommer 2023. News, zusätzliche Stories und die Möglichkeit zum Abonnement samt grünem Statement finden Sie auch unter www.mint-magazine.de

3 VORWORT
Liebe Leserin, lieber Leser, MINT Magazin –MAGAZIN • INNOVATION • NACHHALTIGKEIT • TRENDS → www.mint-magazine.de Ein Produkt der MPM – AG // Media → www.mpm-ag.de Herausgeber: MPM AG Neumarkter Straße 80, 81673 München vertreten durch Vorstand: Stefan Möbius CMO: Florian von Stuckrad Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Chefredakteurin: Carolin Fried Redaktionelle Mitarbeit: Sigrun Borstelmann Anzeigen: MPM – AG // Media Verantwortlich: Head of Sales: Florian von Stuckrad MPM – AG // Media Tel.: +49 (0) 89 420 79 78 0 E-Mail: fvs@mpm-ag.de Artdirektion & Design: Pixelperfektion Gollierstraße 13 80339 München → www.pixelperfektion.de Vertrieb: Kooperationspartner Vertrieb: Münchner Merkur / tz Druck: ADV Schoder Augsburger Druck und Verlagshaus GmbH Aindlinger Str. 17-19 86167 Augsburg Impressum
INHALT 18 Sultan Haitham will es nachhaltig 08 Green World 14 Der ChangeMaker 22 Green News 24 Zug um Zug durch Europa 32 Interview mit Maximilian von der Leyen 28 Ökostrom für die Nachbarschaft 36 Projekt R-Haus 40 Alles für den Kreislauf 4 42 Eins zu Null für R-Beton
5 54 Der Glücksbringer 48 Green News 60 Green News 62 Auf geht's Bayern 64 La Fuga Experience 58 Fermentieren für Anfänger

Studieren im Grünen

Mitten in Warschau gibt es eine herrliche Oase: die Bibliothek der Universität. Nähert man sich dem Gebäude, atmet man eine faszinierende Mischung aus Natur und Kultur. Allein die Kombination aus rohem Beton, grünem Glas und üppiger Vegetation an der Fassade der Bibliothek ist ein Fest für die Augen. Ein besonderer Ort ist auch der Chashitsu Kaian in der zweiten Ebene. Der traditionelle japanische Teepavillon und seine Umgebung wurden aus natürlichen Materialien wie Holz, Bambus, Papier, Ton und Stein gebaut. Es finden dort Universitätskurse statt, die der japanischen Kultur und der Teezeremonie gewidmet sind.

Über Treppen erreicht man den Dachgarten, die eigentliche Attraktion der Bibliothek. Die Studierenden des Instituts für Botanik nutzen ihn für ihre Wissenschaft. Gäste aus nah und fern können ihn auch besuchen und eine wundervolle Pflanzenpracht genießen. Fast noch beeindruckender: Von Brücken und Aussichtsplattformen aus erlebt man einen atemberaubenden Ausblick auf das Panorama der Stadt sowie ins Innere der Bibliothek. Der Dachgarten der Bibliothek der Universität Warschau ist ein experimentelles Projekt. Es ist der erste und größte Dachgarten seiner Art in Polen und einer der schönsten und größten botanischen Gärten dieser Art in Europa.

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© Adobe Stock
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Bringt den Müll raus

Als Marcella Hansch vor einigen Jahren im Meer schwamm, bemerkte sie einen Gegenstand an ihren Beinen. Es war eine Plastiktüte. Das Urlaubserlebnis hat ihr die Augen geöffnet. Sie sah plötzlich überall Müll. Am Strand, an den Straßen, im Haushalt. „Da muss dringend was passieren“, sagte sich die Architektin. Nach langen Planungen wurde das Unternehmen everwave gegründet und die Idee eines Müllsammelboots brachte einen weltweiten Durchbruch in Sachen „Müll raus aus heimischen Flüssen und Seen“.

Heute ist everwave schon viel weiter. Zu den CollectiX-Müllsammelbooten hat sich die HiveX-Flussplattform gesellt und das engagierte Team ist mit seinen Clean up Missionen in aller Welt unterwegs. Müll am Eintritt in die Meere zu hindern, ist nach wie vor das Grundprinzip. Wichtig sei die Akzeptanz vor Ort und die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung, betont Marcella Hansch. Mit an Bord ist inzwischen auch KI zur Sammlung von wichtigen Daten. Und mit der everwave foundation sollen noch mehr Menschen ins Boot geholt werden durch Vorträge und Tools wie dem Umweltbildungskoffer.

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© everwave

Zehn fürs Klima

Wollen wir auch in Zukunft über atemberaubende Gletscher wandern, auf den Wellen der Ozeane surfen oder die Bergwelt mit all ihrer natürlichen Schönheit genießen? Ja, das wollen wir. Dafür müssen wir aber etwas tun. Und zwar schnell. Das sehen auch viele Spezialisten in der Outdoorbranche so. Fünf namhafte Outdoorhändler (Bergzeit, Yonderland, Bergfreunde GmbH, Sportler AG, Internetstores) haben deshalb eine Klimaschutzinitiative gegründet: das „Outdoor Retailer Climate Commitment” (ORCC). Jeder in der Branche kann und soll mitmachen.

Zehn Händler haben sich inzwischen der Initiative verpflichtet. Sie wollen ihren unternehmenseigenen CO2-Fußabdruck reduzieren und nachhaltige Produkte mit einem geringen Emissionsgrad entwickeln. Sie tauschen Ideen und Best Practices aus. „Wir glauben, dass die Outdoorbranche eine besondere Verantwortung hat, beim Klimaschutz eine Vorreiterrolle zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass unsere Produkte den Menschen und der Erde nicht schaden“, sagt Martin Stolzenberger, Geschäftsführer der Bergzeit GmbH. Bleibt zu hoffen, dass möglichst alle Unternehmen mit Durchhaltevermögen mitmachen bei diesem wirklich wichtigen Marathon.

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© Outdoor Retailer Climate Commitment
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KlimaschutzDas Herz von Go.Blue.Now

DER CHANGEMAKER

Marc Stickler fotografiert leidenschaftlich gern, und das sehr erfolgreich. Jedoch: Der Kameravirtuose aus Salzburg möchte seine Bilder nicht einfach nur verkaufen. Vielmehr setzt er sie als Werkzeug für soziale Projekte in den Bereichen Bildung, Gleichberechtigung und Umweltschutz ein.

Natürlich fotografiere er gern, erzählt Marc Stickler. Sehr gern sogar. Doch lediglich tolle Bilder machen und sie für gutes Geld verkaufen oder vermieten, ist ihm viel zu wenig. Wobei „gutes Geld“ schon das richtige Stichwort ist. Stickler hat eine Mission: Er möchte mit Hilfe seiner Werke die Welt ein bisschen besser machen. Dazu fühlt er sich regelrecht verpflichtet, dafür legt er sich mächtig ins Zeug. Zehn Prozent der Erlöse seiner Bilder fließen in Aufforstungs-, Tier-, Bildungs-, Krankenhaus-, Wasser-, Schul- oder Frauenprojekte. „Fotografie ist für mich Mittel zum Zweck. Alles, was ich damit erreichen kann, macht mich glücklich“, lautet sein Credo. Und das ist noch lange nicht

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↑ Hallo, du herrliches Wesen! Stickler ist stets hautnah dran an den faszinierendsten Tieren © Marc Stickler

alles. Stickler entwickelt und plant immer spannendere Projekte, möchte Aufmerksamkeit erregen, möglichst viele Unterstützer finden, möglichst viel bewirken.

Zu Afrika hat Stickler einen besonderen Bezug. Schon häufig hat er den Kontinent bereist, Wildtiere, Landschaften und Menschen fotografiert. Der lokalen Bevölkerung kam er sehr nah. Und er erfuhr, dass hier vielen Kindern der Zugang zu Bildung nicht möglich ist. Untragbar, wie er findet. „Bildung muss überall in den Grundrechten verankert sein“, findet der dynamische Österreicher, selbst ein Familienvater. Seit Jahren engagiert er sich für entsprechende Einrichtungen, baut sie mit auf, unterstützt sie. In Mukima, Kenia, etwa oder in Arusha, Tansania. Letztere liegt ihm besonders am Herzen. Denn dahinter steckt eine „der stärksten Frauen, die ich kenne“, wie er sagt. Ihr Name ist Anna Mollel. Die Tochter eines Massai-Häuptlings gründete ein Zentrum für Kinder mit Behinderung. Und das in einer Region, in der eine Behinderung als Fluch gilt, und für viele Betroffene ein Leben im Verborgenen bedeutet. Mollel, Kindernobelpreisträgerin, ist inzwischen verstorben und ihr Sohn kümmert sich um das Projekt. Mit Marc Sticklers Unterstützung, der dafür sorgt, dass Spenden auch wirklich ankommen.

↑ Ein Jahr am Deutschen Primatenzentrum in Afrika führte Marc Stickler auch ins Okavangodelta in Botswana. Bei der Studie des Sozialverhaltens von weiblichen Chacma-Pavianen entdeckte er die Liebe zur Fotografie © Marc Stickler

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↑ Frauen in Sachen Bildung und Selbständigkeit zu unterstützen, liegt dem Fotografen Stickler am Herzen © Marc Stickler
„Jeder kann sich dafür entscheiden, Botschafter für die Natur zu werden“

Die nächste Reise nach Arusha wird eine ganz besondere sein. Marc Stickler nimmt drei Personen mit, die noch nie in Afrika waren, möchte ihnen die Angst vor dem unbekannten Schwarzen Kontinent nehmen, ihnen die Schönheit von Afrika zeigen, aber auch die Probleme. Fotografieren möchte er natürlich auch. Zudem ist geplant, mit Wissenschaftlern zu sprechen und natürlich die Schule in Arusha zu besuchen. Die Reise soll möglichst nachhaltig ablaufen. Der CO2-Abdruck soll so gut wie möglich kompensiert werden.

Neben den Schulprojekten gibt es viele weitere. Am 2. November etwa wird Stickler mit Haien auf den Bahamas tauchen.

Nicht just for fun. Natürlich nicht. Seine Fotos sollen auf das hochsensible ÖkoSystem rund um die Meeresräuber aufmerksam machen. Also wieder eine Charity-Aktion. Die nächste ist auch bereits beschlossene Sache: Es geht nach Ruanda zu den Berggorillas.

Für nächstes Jahr hat Marc Stickler ein besonders ambitioniertes Projekt geplant: Er möchte den Kilimandscharo hinaufradeln. Keineswegs mit einem E-Bike. Sein Ziel: Aufmerksamkeit erregen, Geld für seine sozialen Projekte sammeln. Ein Kamerateam ist mit dabei und ausnahmsweise ist er mal das Model und fotografiert nicht selbst. Einige Unterstützer gibt es bereits, unter

anderem das Fitnessstudio, in dem bereits fleißig trainiert wird. Stickler möchte beweisen, was mit Hartnäckigkeit und eisernem Willen alles möglich ist. Er sei nämlich im Grunde gar kein Radfahrer, wie er sagt. Ein Teil seiner Philosophie lautet: „Hast du Unterstützer, kannst du vieles schaffen.“ Übertragen auf seine Schulprojekte: Mit gemeinsamem Engagement können auch Kinder, die bisher keine Chance auf Bildung hatten, den Zugang dazu bekommen.

Stickler ist offizieller United Nations Changemaker. Der Titel, der nur wenigen ausgewählten Menschen verliehen wird, verleiht ihm Glaubwürdigkeit. Damit kann er etwas anstoßen und bewirken.

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↑ In der Schule von Anna Mollel in Arusha, Tansania, haben Kinder mit Behinderung die Chance auf Bildung und ein normales Leben © Marc Stickler

Als Partner ist myclimate.org mit Sitz in Zürich mit im Boot. Auch eine gute Sache. Denn somit ist Transparenz gewährleistet, also wo welche Gelder hineinfließen. Das tun sie in ein gemeinsam zusammengestelltes Portfolio, das die SDGs (Sustainable Development Goals) in ihrer Einzigartigkeit und Gesamtheit abdeckt. Zehn Prozent der Erlöse, die durch Sticklers Fotografie generiert werden, gehen an die Ziele 1 (keine Armut), 4 (hochwertige Bildung), 5 (Geschlechtergleichheit), 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und 14 (Leben an Land).

Changemaker Marc hat noch viel vor. Die Gründung einer eigenen Firma, Impact Imagery, mit einer globalen Vision, ist aktuell sein Herzensprojekt. Der Zweck dürfte klar sein: Es geht um nachhaltigen positiven Impact für Gesellschaften, Natur und Tiere. Als Visionär setzt Marc mit Impact Imagery auf Tech Innovation um größtmöglichen, skalierbaren und globalen Impact zu erzielen. Am 6. und 7. Dezember hat er Details zu Impact Imagery gemeinsam mit seinen zwei Mitgründern auf der Noah Konferenz in Zürich vorgestellt. Wir sind schon gespannt, wie es weitergeht...

↓ Auf Spurensuche: Für Fotos wie diese von dem wunderschönen Leoparden im Savuti Nationalpark, Botswana, sind Geduld und Mut nötig © Marc Stickler ← Für den Schutz von Tieren und Natur ist Marc Stickler weit gereist © Marc Stickler

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Sultan Haitham will es nachhaltig

Der Oman ist ein märchenhaftes Land voller Natur- und Kulturschätze. Und voller Wertschätzung für unsere Erde: Die Hotels achten auf ökologisches Handeln und Massentourismus gibt es nicht. Dafür raffinierte Bewässerungsanlagen und ein wundersames Gestein, das Kohlendioxid bindet.

Wer schon mal im Oman war, hat womöglich ein Märchen aus 1001 Nacht erlebt, durfte magische Sonnenuntergänge genießen und Kamelritte in der Wüste, hat glitzernde Paläste besucht, ist im Duft von Weihrauch, Myrrhe und Muskat durch labyrinthartige Souks geschlendert und war mit Walhaien, Delfinen und Meeresschildkröten tauchen. Das Land auf der arabischen Halbinsel ist jedoch viel mehr als eine faszinierende Urlaubsdestination. Der Oman verfolgt ein konsequentes Nachhaltigkeitskonzept. Im Tourismusbereich und in vielen weiteren.

Günstig ist, dass viele Dinge schon von Natur aus vorhanden sind oder bereits vor Hunderten von Jahren entstanden. Das uralte Bewässerungssystem der Afladsch etwa. Hier fließt das Wasser, das aus Quellen kommt oder tief aus der Erde, durch kilometerlange Kanäle und versorgt die Menschen und die Landwirtschaft das ganze Jahr über. Geöffnet und geschlossen werden die Kanäle nach einem genau festgelegten System. Kein Tropfen wird verschwendet. Die Bewässerung von oben funktioniert auch noch. So sorgt der sommerliche Monsunregen im südlichen Teil für saftig grüne Landschaften und rauschende Wasserfälle.

Das eindrucksvollste Naturgut sind allerdings die Wunderfelsen. Die schwarzen Gebirgsketten, die sich an den Küsten im Südosten entlang ziehen, könnten für die Zukunft der Erde von besonderer Bedeutung sein. Genauer gesagt die Felsen, die mit dem Kohlenstoffdioxid in der Luft reagieren. Tag für Tag binden sie CO2 und verwandeln es in soliden Stein. Sie funktionieren wie

| REPORTAGE
← Mit Meeresschildkröten schwimmen gehört zu den Highlights im Oman © Fahad Al Maashri → Die wundersamen Felsen im Südosten des Omans binden CO2 und verwandeln es in Stein © Ministry of Heritage & Tourism Sultanate of Oman

natürliche CO2-Filter. Richtig eingesetzt könnten sie hunderte Jahre an CO2-Emmissionen rückgängig machen. Kohlenstoffmineralisierung nennen Wissenschaftler den chemischen Prozess, der hier auf natürliche Weise vonstatten geht. Das Mineral, zu dem der Kohlenstoff reagiert, ist Karbonat, ein anorganisches Salz. Und es ist dort überall. Wie Adern zieht es sich durch das dunkle Gestein und verwandelt die eintönigen Brocken in ein bizarres Mosaik. Das „Einfangen“ von CO2 aus der Luft erfreut sich steigendem Interesse unter Klimawissenschaftlern. Laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) könnte die Technologie im Kampf gegen die globale Erwärmung sehr wertvoll sein. Das macht Hoffnung. Inwieweit es sinnvoll realisierbar und womöglich massentauglich ist, wird jedoch noch erforscht. Massentauglichkeit ist auch ein Stichwort der Tourismusbranche. Und hier herrscht ein klarer Konsens von ganz oben: Gäste sind herzlich willkommen, Massentourismus wird abgelehnt. „Oman will vor allem nachhaltigen Tourismus fördern“, lautet die Devise. In der Hotellerie wird das ernst genommen und umgesetzt. Ökohotels sind im Kommen. Allein im Umkreis von Nizwa, rund 160 Kilometer von der Hauptstadt Maskat entfernt, haben sich mehrere angesiedelt. Es gibt auch Hotels in alten Lehmdörfern wie das Misfah Old House, die Touristen um Jahrhunderte in die traditionelle Lebensweisen zurückversetzen. Und bei Eco Lodges wie der Souly Lodge in Salalah, die ursprünglich aus traditionellen Beduinenzelten bestand, kommen vor allem Naturmaterialien und –produkte aus der Umgebung zum Einsatz und der Wasserund Stromverbrauch wird möglichst niedrig gehalten.

Ideen in Richtung Klima- und Ressourcenschutz gibt es noch viele. Biosphärenreservate sind in Planung, am Umweltbewusstsein der lokalen Bevölkerung wird gefeilt. Verbote von Plastikflaschen oder auch Alternativen, um Produkte umweltschonend zu verpacken, stehen auf der Agenda. Bei lokalen Projekten sammeln Menschen auf eigene Faust den Müll an Stränden oder im Gebirge auf. Die Kreuzfahrtschiffe sind dem Sultanat ein Dorn im Auge. Ebenso die zahlreichen Wildcamper. Themen wie Verschmutzung, übermäßige Verbauung und Zerstörung bleiben eine Herausforderung für die Zukunft. Mögen sie gut gelöst werden! Damit der Oman ein so märchenhaftes Reiseziel bleibt wie aktuell.

↑ Die Bewässerungssysteme im Oman sind uralt und versorgen Mensch und Natur effektiv mit dem lebenswichtigen Gut © Ministry of Heritage & Tourism Sultanate of Oman

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Heimathelden

Beim Unternehmen M-net wird ehrenamtliches Engagement

großgeschrieben – und aktiv gefördert.

Rund 15 Millionen Deutsche sind ehrenamtlich tätig. Der Trend ist eindeutig, die Zahl der Menschen, die freiwillig unentgeltlich arbeiten, nimmt seit Jahrzehnten zu. Zum Glück, möchte man hinzufügen, denn Ehrenamtliche werden dringend gebraucht – dort, wo Mittel fehlen oder es sich einfach nicht lohnt, Menschen in Festanstellung zu bringen. Seit einiger Zeit ermöglichen auch immer mehr Unternehmen ihren Angestellten, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren. Unter dem Namen “Heimathelden” hat der Münchner Telekommunikationsdienstleister M-net eine Kultur etabliert, in der die Angestellten Raum für Ehrenämter bekommen. Das Unternehmen, das sich sonst als Pionier des Glasfaser-Ausbaus für die Infrastruktur in Bayern engagiert, unterstreicht damit seinen Anspruch, die eigene Region zu unterstützen. Wenn es einmal knapp wird, weil etwa der Tanzverein ein neues Parkett benötigt oder die Feuerwehr eine Suchdrohne, springt M-net als Sponsor ein und stellt die Mittel dafür bereit.

Auf diese Art entstehen lebendige Entfaltungsräume in unterschiedlichsten Gesellschaftsbereichen. Kinder- und Jugendarbeit ebenso wie die Betreuung von älteren, behinderten oder geflüchteten Menschen, Sport- und Musikvereine wie Haushaltshilfen oder Tierschutzinitiativen. Die Möglichkeiten, sich zu engagieren, sind schier endlos und werden gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten immer wichtiger. Befragt, warum sie sich ohne finanzielle Gegenleistung engagieren, antworten die Heimathelden einhellig: Keine Aufgabe ist so erfüllend wie die, die man zum Wohle der anderen übernimmt.

Alle weiteren Engagements der M-net Mitarbeiter und nähere Informationen über die Heimathelden Aktion unter: → www.m-net.de/heimathelden oder auf dem Instagram Account von mnet.de

← Produktmanager bei M-net, engagiert sich seit über 30 Jahren beim BRK Meitingen. „Ich bin seit über 30 Jahren beim BRK für die Schnelleinsatztruppe Versorgung und Verpflegung zuständig. Beim Wehrdienst habe ich gelernt, dass Zivilschutz ‘jedermanns Sache’ ist. Viele halten Hilfe in der Not für selbstverständlich, aber man braucht eben auch Menschen, die sich dazu bereit erklären.”

ADVERTORIAL
Stephan

Dieter

Accountmanager bei M-net, engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Windsbach. „Zur Freiwilligen Feuerwehr kam ich schon 1996 durch Freunde. Ich bin dort in der 24/7/365-Bereitschaft, Mitglied der Technischen Hilfeleistung und als Gruppenführer tätig. Anderen zu helfen ist wichtig, weil man jederzeit selbst mal Hilfe brauchen kann. Mir liegt es auch am Herzen, Wissen und Erfahrung an Jüngere weiterzugeben.”

Natalie Mirjam

→ Analystin bei M-net, engagiert sich in der Tanzschule Dilly Dance in München. “Meine Tochter ist Schülerin bei Dilly Dance und liebt es dort. Die Leiterin erzählte mir, sie habe Schwierigkeiten mit der Organisation und Finanzierung. Deshalb haben wir uns mit ein paar Eltern zusammengetan und diese Aufgaben übernommen. So halten wir ihr den Rücken frei, und sie kann sich auf das Kreative konzentrieren.”

Christine

← Online und Telesales bei M-net, engagiert sich für Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine. „Als der Ukraine-Krieg begann, habe ich Aufrufe des Vereins Münchner Freiwillige gesehen und gedacht, das muss man unterstützen. Deswegen habe ich mich gemeldet und hatte Wochen später meine neue Mitbewohnerin Svetlana. Sie kann bei mir bleiben, bis sie eine feste Bleibe hat, und ich helfe ihr bei den alltäglichen Dingen in der ungewohnten Umgebung.”

→ Marketing Managerin bei M-net, engagiert sich beim Hindernislauf-Verein OCR Munich. „Ich kümmere mich ehrenamtlich um Marketing und Kommunikation beim OCR, aber auch um die Organisation von Events. Wir leisten neben unserem Sport auch viel gemeinnützige Arbeit. Trotz Corona konnten wir im ersten Pandemie-Jahr unsere Vereinsmeisterschaft stattfinden lassen. Das wäre ohne Freiwillige gar nicht möglich gewesen.”

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news + news +

An dieser Stelle streifen wir für Sie ganz kurz, aber informativ die Welt der grünen Innovationen. Diesmal: Solarfaltdächer, nachhaltige Verbundstoffe, fliegende Autos –fliegen Sie mit!

Einfach die Sonne einfangen, wenn es sich lohnt – wer würde das nicht gerne?

Und zwar, ohne dass die Nutzung der darunterliegenden Fläche eingeschränkt wäre. Mit dem einzigartigen Solarfaltdach von dhp Technology ist das kein Problem. Die geniale Konstruktion, die sich einfach elektrisch einfahren lässt, verwandelt jede industrielle Nutzfläche in ein Solarkraftwerk und Energie-Hub, ob Parkplatz, Logistikareal oder Kläranlage.

Laut SZ-Klimarechner fährt jedes Auto in Deutschland durchschnittlich 35 km am Tag. Würde man nur auf 10 % davon verzichten, bedeutete das eine Einsparung von 0,7 kg CO2. Aufs Jahr gerechnet sind das aber schon über 250 kg CO2. Und von allen Autofahrenden in Deutschland zusammengenommen, wären es über 13 Millionen Tonnen CO2.

Freiflug

Eine Idee, die begeistert: Dank Solarfaltdach lässt sich Sonnenenergie auch da tanken, wo herkömmliche Solarpanels im Weg wären: wie hier an der Kläranlage in Chur © dhp technology

Skylines, über denen fliegende Autos schweben, sind noch Zukunftsmusik. Doch die Entwickler arbeiten bereits fieberhaft an alltagstauglichen Lösungen für den Individualverkehr. Kürzlich hat das fliegende Auto X2 des chinesischen Elektrofahrzeugherstellers XPeng bei der Technologiemesse in Dubai seinen ersten öffentlichen Testflug absolviert. Der futuristische Zweisitzer mit null Kohlendioxid-Emissionen zählt zur neueste Generation fliegender Autos des chinesischen Produzenten. Er ist mit einem selbstlernenden intelligenten Steuerungssystem ausgestattet und kann autonom fliegen.

| GREEN NEWS
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news + news +

Noch ist es eine Vision. Doch womöglich sieht es schon bald so aus in München, wie dieses mit Hilfe von KI erzeugte Bild zeigt: Flugtaxis düsen über die Stadt und gehören zum Alltagsbild.

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Zug um Zug durch Europa

Reisen auf Gleisen wirkt entschleunigend und birgt den Hauch von Abenteuer. Die Umwelt applaudiert.

Okay, es mag schnellere Möglichkeiten geben, um ans Ziel zu gelangen. Dafür ist Zug fahren sehr entspannt, spart nervige Staus und die lästige Parkplatzsuche und man erlebt so einiges. Interessante Mitfahrer zum Beispiel oder ein großartiges Landschaftskino. Man könnte auch endlich den Roman zu Ende lesen, die Fahrt verschlafen und sich das Hotel sparen oder arbeiten. MINT hat es ausprobiert und ist von München aus nach Venedig, Wien, Barcelona und Stockholm gezügelt. Ganz nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel.

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→ "Schöne Aussicht" auf das Schloss Belvedere in Wien, wie der Name aus dem Italienischen schon verrät © Leyre | Unsplash

München – Venedig

Wir nahmen den ÖBB Nightjet. Um 23.20 Uhr einsteigen, um 8.34 Uhr mitten in la „Serenissima“, wie die Lagunenstadt auch gern genannt wird, aufwachen. Herrlich. Besonders zu Zeiten der Biennale oder an Feiertagen wie zu Ostern. Die Freunde dagegen: „Wir haben zehn Stunden gebraucht. Immer nur Stau. Total nervig.“ Tja...

Route: München Hbf, München Ostbahnhof, Salzburg, Villach, Udine, Venedig Santa Lucia

Kosten: ab 24,90 Euro einfach, wenn man einige Wochen im Voraus (maximal sechs Monate) bucht

Dauer: ca. neun Stunden

Varianten: normales Abteil und Sitze zusammenschieben, Liegewagen, Schlafwagen

Tipps: ganzes Abteil zur privaten Nutzung buchen, DeluxeAbteil mit eigenem Bad mit Waschbecken, Dusche und WC inklusive Duschgel und Handtücher wählen

→ www.nightjet.com/de

München – Wien

Easy peasy ist die Bahnreise im ÖBB railjet von der bayerischen Hauptstadt in die österreichische. Wer da das Auto nimmt oder etwa den Flieger, macht einen großen Fehler.

Route: München Hbf (oder München Ostbahnhof und Umstieg in Salzburg), Salzburg, Linz, St. Pölten, Wien Meidling, Wien Hbf. In ca. weiteren drei Stunden ist man übrigens in Budapest. Auch toll.

Kosten: ab 19,90 Euro einfach mit Super Sparpreis bei frühzeitiger Buchung (mindestens drei bis vier Wochen im Voraus)

Dauer: ca. vier Stunden

Varianten: normales Abteil und Sitze zusammenschieben, Liegewagen, Schlafwagen

Tipps: Fensterplatz im Ruheabteil buchen und hoffen, dass die Familie mit den Kleinkindern sich auch daran hält, böse Blicke vermeiden mit der richtigen Wegzehrung (eher ungeeignet: knackige Nüsse, Äpfel oder Chips, streng duftender Alpenkäse)

→ www.oebb.at

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↑ Sonnenuntergang mit Blick auf die Santa Maria della Salute in Venedig © Alen Rojnic | Unsplash

München – Barcelona

Wir wählten die Variante München – Paris (mit Umstieg in Mannheim) und tagsdrauf Paris – Barcelona (mit Umstieg in Valence). Es gibt aber auch andere Möglichkeiten. Einfach mal bei trainline gucken. Und letztlich Barcelona genießen – die Ramblas, den Hafen, die Sagrada Familia, das wenig touristische Stadtviertel Gràcia, den Park Güell (Gaudis Meisterwerk) und viele weitere Highlights.

Kosten: ab 130 Euro + Unterkunft in Paris

Dauer: zwei Tage

Tipps: Mit Genuss reisen, Paris integrieren, die Markthallen in Barcelona nicht verpassen.

→ Ein wahrer Hingucker in den Straßen Barcelonas ist die aus dem katalanischen Jugendstil stammende Casa Batlló des berühmten Architekten Antoni Gaudí © Sara Darcaj | Unsplash

München – Stockholm

Auch in die Stadt der 14 Inseln, über 50 Brücken, Kopfsteinpflasterstraßen und vielen Attraktionen wie dem Vasa Museum und Schloss Drottningholm geht’s super per Bahn. Für Sparfüchse mit dem Super Sparpreis Europa Ticket. Dauert allerdings fast 18 Stunden und man muss zweimal umsteigen: in Hamburg und Kopenhagen. Aber was macht man nicht alles für 56,90 Euro...

Tipp: Den Nachtzug von München nach Hamburg nehmen.

← Auf der Promenade des Drottingholm Schlosses, dem privaten Wohnsitz der schwedischen Königsfamilie © Joakim Honkasalo | Unsplash

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Katrin Habenschaden

Auch Münchens zweite Bürgermeisterin, Katrin Habenschaden, verreist gern per Zug. MINT befragte sie dazu und kann nur sagen: Hut ab, liebe Frau Habenschaden, Sie sind ein tolles Vorbild!

01. Sie fahren gern mit dem Zug in den Urlaub. Auch mit der ganzen Familie. Was daran schätzen Sie? An welche Orte sind Sie schon mit dem Zug gereist? Im Sommer bin ich mit meiner Familie mit dem Zug nach Portugal gereist. Das hat gut funktioniert, die Buchungen im Voraus waren aber schon etwas aufwändig. Wenn ich Länder bereise, dann am liebsten per Zug, denn das ist am entspanntesten und man hat Zeit, die Landschaft zu genießen. Eine meiner schönsten Zugstrecken war in Israel, dort habe ich viele interessante Menschen kennengelernt.

02. Haben Sie weitere Pläne für Urlaubsreisen per Zug? Konkrete Pläne noch nicht, aber wenn es die Verbindungen erlauben, dann werde ich den Zug immer dem Auto oder dem Flugzeug vorziehen. Die Bahn wurde in Deutschland lange stiefmütterlich behandelt, das ändert sich jetzt zum Glück und es wird wieder mehr Geld in Infrastruktur und moderne Züge investiert. Ich hoffe, dass Zugfahren dadurch attraktiver wird und sich mehr Menschen für dieses klimafreundliche Verkehrsmittel entscheiden.

03. Sind Sie schon mal mit einem dieser legendären Züge gereist: Orient Express, Sri Lanka Railway, Nilgiri Mountain Railway, Transcantábrico Gran Lujo, Al Ándalus? Wenn nein, würden Sie das gern? Oder mit einem anderen tollen Zug?

Noch bin ich nicht mit diesen Zügen gefahren, aber das würde ich wirklich gerne. Bei diesen legendären Routen ist der Weg das Ziel, da muss man sich Zeit nehmen. In meinem Job kann ich aber leider nicht so lange frei nehmen.

04. Und allgemein zum Thema (nachhaltige) Mobilität: Gibt es hier interessante Neuigkeiten in München oder Dinge, in die München involviert ist?

Seit Anfang des Jahres gibt es eine neue Nachtzug-Verbindung der österreichischen Bahn von München nach Paris. Das hat mich sehr gefreut, denn ich bin ein großer Fan von Nachtzügen. Abends am Ostbahnhof einsteigen und morgens in Paris aufwachen – besser geht’s nicht. Leider hat die Deutsche Bahn ihre Nachtzüge schon vor Jahren eingemottet, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es doch irgendwann eine Renaissance dieser wunderbaren Art des Reisens geben wird.

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← Katrin Habenschaden am Hamburger Hauptbahnhof beim Zwischenstop nach Kopenhagen

für die Nachbarschaft

Der Online-Händler Bergzeit produziert mit seiner Photovoltaikanlage viel mehr Strom als er selbst benötigt.

→ Bergzeit wertet die beim Versand verursachten CO2-Emissionen aus und kompensiert sie über Investitionen in Klimaschutzprojekte im Inund Ausland © Bergzeit

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v.l.n.r. Olaf von Löwis (Landrat Landkreis Miesbach), Holger Cecco-Stark (Bergzeit), Birgit Grossmann (Patagonia) und Rainer Sylla (Elektrizitätswerke Schönau) kooperieren in Sachen Ökostrom für die Nachbarschaft © Bergzeit

„Entschuldigung, hast du vielleicht ein bisschen Ökostrom für mich?“ – „Klar, nimm mit!“ Wie wäre die Vorstellung, wenn ein Nachbar mit dieser Frage zum nächsten Nachbarn spazieren und nicht etwa nach Eiern, Milch oder Salz sondern nach Strom fragen könnte? In der Tat läuft es mancherorts bereits ähnlich ab. In Otterfing bei München zum Beispiel. Hier liegt die Zentrale des Online-Händlers Bergzeit, der mutige Wege geht: Dem Logistikgebäude wurde im Rahmen seiner Vergrößerung eine Photovoltaikanlage aufs Dach gesetzt, die rund doppelt so viel Strom produziert als Bergzeit für sich benötigt. Der Überschuss wird ins öffentliche Netz eingespeist und steht der Allgemeinheit zur Verfügung.

6.000 Quadratmeter groß ist die Photovoltaikanlage von Bergzeit. Sie besteht aus 1.370 Solarpanel-Modulen und kann damit ungefähr 550.000 Kilowattstunden zertifizierten Ökostrom erzeugen. Wem das jetzt nicht allzu viel sagt: Eine vierköpfige Familie verbraucht im Durchschnitt 4.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Einmal in der Maschine wa-

schen oder drei Minuten lang warm duschen benötigen etwa eine Kilowattstunde Strom. Dass Bergzeit im Grunde übertreibt mit seiner überdimensionierten PV-Anlage, ist lobenswert uneigennützig und ein toller Beitrag zum Thema Ökostrom für alle. Zudem zeugt es von einem verantwortungsvollen und langfristigen Denken. Die Vollauslegung einer solchen Anlage ist nämlich laut Holger CeccoStark, Head of CSR Bergzeit, nicht gerade der wirtschaftlichste Weg. Es ist eine Investition in die Zukunft. Ein vorbildlicher Akt in Richtung Energiewende.

45 Prozent des Strombedarfs in Europa könnten aus lokalen Initiativen und Projekten kommen. Energiesharing oder Bürgerenergie unterliegen allerdings vielen Regularien und Restriktionen. An der Infrastruktur hapert es auch noch. Akteure wie Bergzeit sind hier Hoffnung und Vorbild zugleich. Sie haben eine Idee in die Realität umgesetzt, ohne anfangs zu wissen, dass sie damit einen Stein ins Rollen brachten. Die Photovoltaiksache ist nämlich längst mehr als einfach ein paar Solarpanels auf

dem Dach. Gemeinsam mit dem Outdoorbekleidungshersteller Patagonia und den Elektrizitätswerken Schönau ist daraus eine Initiative entstanden. Partner wie diese sind natürlich ideal. Die EWS, die aus einer Bürgerinitiative entstanden ist und von Stromrebellen im Jahr 1994 gegründet wurde, ist in der Stromverteilung von Bergzeit aktiv involviert. Nachhaltigkeitspionier Patagonia hat vor rund zwei Jahren eine breit angelegte Kampagne gestartet, um über Bürgerenergieprojekte zu informieren und die Menschen in Europa zu motivieren, sich für derartige Projekte zu engagieren. Den 40 Minuten langen Dokumentarfilm „We the Power“ kann man sich auf Youtube ansehen:

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Der Sportausrüster Bergzeit hat eine riesige Photovoltaikanlage auf dem Dach. Etwa die Hälfte des damit gewonnenen Stroms wird ins öffentliche Netz eingespeist. Ein Leuchtturmprojekt.

SIMULATION, VISION, INVESTITION, PASSION

Es ist immer wieder spannend, was sich in der Bau- und Immobilienbranche tut und welch interessante Innovationen und Akteure es hier gibt.

MINT stellt auf den folgenden Seiten Experten vor, die sich intensiv mit Ressourcen-schonendem Bauen, Renovieren und Sanieren beschäftigen: Maximilian von der Leyen, Harald Deichl, Stefan Standl, Oliver Stuke und Thomas Kammerer. Architekten und Investoren. Menschen, die intensiv daran arbeiten, etwas zu bewegen.

GESTALTER DER ZUKUNFT

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↑ Als Tageslichtleuchte mit HCLTechnologie stabilisiert die HEAVN One den Biorhythmus, fördert das Wohlbefinden und steigert die Produktivität.

© HEAVN

Visuelles Koffein

In der dunklen Jahreszeit kommt man ins Büro, wenn es noch dunkel ist und verlässt es in der Regel wieder, wenn es bereits wieder dunkel ist. Arbeitet man von zu Hause, dann fehlt auch hier eines: Tageslicht. Durch den Mangel an Licht im Herbst und Winter produziert der menschliche Körper vermehrt das Schlafhormon Melatonin und weniger vom Glückshormon Serotonin. Die allseits bekannten Folgen sind Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Antriebslosigkeit. Abhilfe schaffen sogenannte Tageslichtleuchten mit HCL*-Technologie.

In Kooperation mit führenden Schlafforschern der Ludwigs-Maximilian-Universität München und in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München hat das Münchner Unternehmen HEAVN ein neuartiges Beleuchtungskonzept für Büro und Home Office entwickelt und produziert mit der HEAVN One eine Schreibtischleuchte, welche die natürliche Zusammensetzung des Sonnenlichts über den Tag nachbildet, indem sie Lichtfarbe, Beleuchtungsstärke und Richtung des Lichts verändert. Und das weltweit einzigartig mit einer biologischen Wirkung von bis zu 10.000 Lux.

Als Tageslichtleuchte mit Human Centric Lighting* (HCL) -Technologie vertreibt die Schreibtischleuchte HEAVN One nicht nur den Winterblues, indem sie den Tagesverlauf der Sonne nachahmt und auf Knopfdruck so belebend wirkt wie Koffein. Sie stabilisiert auch den Biorhythmus, fördert das Wohlbefinden und steigert die Produktivität.

„Morgens ist Tageslicht reich an bläulichen Wellenlängen, abends von roten Wellenlängen dominiert. Kaltes, blaues Licht aktiviert unsere Leistungsfähigkeit, während warmes, rötliches Licht uns hilft zu entspannen. Diese wichtige Dynamik des Tageslichts haben wir bei der Entwicklung der HEAVN One berücksichtigt. Denn dem richtigen Licht zur richtigen Zeit kommt eine sehr große Bedeutung für unser Wohlbefinden zu. Wir fühlen uns besser, wir arbeiten besser, wir schlafen besser“, so David große Austing, Gründer und Geschäftsführer von HEAVN.

Das Licht der Tageslichtleuchte, die 2022 mit dem German Design Award ausgezeichnet wurde, lässt sich direkt an der Lampe oder auch per App einfach an individuelle Bedürfnisse anpassen. Die sogenannte „Koffein“-Taste vertreibt aufkommende Müdigkeit in wenigen Minuten.

→ Die Leuchte HEAVN One gibt es in einer Basisvariante sowie als Plus Variante mit weiteren Funktionen. Verfügbare Farben sind schwarz und silber. Preis: ab €1.290,00

© HEAVN

Weitere Informationen finden Sie unter: → www.heavn.de

*Human Centric Lighting (HCL): Licht hat nicht nur eine visuelle sondern auch eine emotionale und biologische Wirkung und damit einen weitreichenden Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. HCL rückt bei der Beleuchtung den Menschen in den Mittelpunkt der Entwicklung und zielt auf die Bereitstellung von optimierten Arbeits- und Lebensumgebungen ab.

31 ADVERTORIAL
Mit Human Centric Lighting gegen den Winterblues.
Wir fühlen uns besser, wir arbeiten besser, wir schlafen besser.

Aus alt mach sehr gut neu

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Maximilian von der Leyen

Bestandssanieren ist der zentrale Gedanke, wenn es um Nachhaltigkeit in der Bauund Immobilienbranche geht. MINT sprach mit Maximilian von der Leyen, Vorstand der Allgemeine SÜDBODEN Grundbesitz AG, über Ideen, Projekte, Hürden und Potenziale.

01. Die Bau- und Immobilienbranche gehört zu den größten Umweltsündern. Was unternimmt sie dagegen? Es ist bereits vieles in die Wege geleitet worden, um etwa Schadstoffe zu reduzieren, Ressourcen zu schützen oder Energie effizient zu nutzen. Stichworte: ESG*, Zertifizierungen, EU Taxonomieverordnung**. Umbaumaßnahmen bzw. Sanierungen im Bestand gehören dabei zu den wichtigsten Instrumenten und werden bei vielen Projekten realisiert.

02. Wo zum Beispiel?

Das Weiße Quartier im Münchner Osten ist ein gutes Beispiel. Wo früher der Siemens-Konzernstandort war, entsteht derzeit ein neuer Campus mit flexiblen Arbeitsplätzen und vielen grünen Ansätzen. Das Besondere ist die Weiterentwicklung eines Bestandsgebäudes. Zentraler Gedanke war oder ist: vorhandene Strukturen nutzen, also renovieren oder sanieren statt abreißen. Aus alt mach neu also. Sehr gut neu natürlich.

03. Warum ist das eine gute Idee?

Alles, was erhalten oder wiedereingesetzt werden kann, ist besser für die Ökologie als wegwerfen und entsorgen oder neu errichten. Auf einen anderen Bereich übertragen: lieber das alte brauchbare Auto noch weiterfahren als ein neues E-Auto anschaffen.

04. Sie sprachen von Zertifizierungen. Welche gibt es? Mit der international anerkannten LEED-Zertifizierung (Leadership in Energy and Environmental Design) wird beispielsweise von unabhängigen Dritten garantiert, dass ein Gebäude auf umweltfreundliche Art gebaut und entworfen wurde. Auch die Non-Profit- und Nichtregierungsorganisation DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen), eine neutrale Instanz, eine Art TÜV, dient der transparenten Qualitätskontrolle. Um nur zwei wichtige zu nennen.

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← Maximilan von der Leyen investierte mit der Allgemeine SÜDBODEN Grundbesitz AG ins Weiße Quartier © SÜDBODEN/TMC

05. Warum sind Zertifizierungen interessant für Nutzer?

Käufer wollen heutzutage nicht mehr in Gebäude investieren, die ökologischen Ansprüchen nicht entsprechen. Zum Teil müssen sie es auch, um langfristig ESG-Kriterien erfüllen zu können. Auch weiche Faktoren spielen eine Rolle. Die Menschen wollen wieder raus aus dem Homeoffice und sehnen sich nach einem attraktiven Arbeitsplatz, zentrumsnah, kommunikativ, gesundheitsfördernd, öffentlich gut zu erreichen.

06. Sind alle Möglichkeiten erreicht oder könnte man noch mehr tun?

Leider gibt es hierzulande viel zu viele Normen und Regularien, die oftmals gute Ideen ausbremsen. R-Beton könnte zum Beispiel verstärkter eingesetzt werden, aber DIN-Vorschriften verlangen eine zehnfache Sicherheit. Das Doppelte würde meiner Meinung auch genügen. Zudem muss man Kosten und Nutzen abwägen. Käufer oder Mieter wollen nicht alles bezahlen, nur der Umwelt zuliebe.

07. Nochmals zum Weißen Quartier. Hier ist ja auch viel Neues entstanden. Was daran ist nachhaltig?

Wir haben uns viele Gedanken gemacht und starke Partner wie den Immobilienverwalter ARA Europe, der nach einer strengen Nachhaltigkeitsphilosophie handelt. Im Weißen Quartier hieß es zunächst: möglichst viel erhalten, Fassaden etwa. Bei dennoch notwendigen Abrissarbeiten wurde auf Materialien geachtet, die recycelt und wiedereingesetzt werden können. Nachhaltigkeit betrifft jedoch nicht nur ökologische Aspekte. Es geht auch um Soziales. Also fühlen sich die Menschen wohl an ihrem Arbeitsplatz. Kommen Sie gern her, haben sie Möglichkeiten zur Erholung oder Entspannung. Stimmen die Work-Life-Balance und das Gastro- und Mobilitätskonzept.

08. Wie sieht das im Weißen Quartier konkret aus? Bei Neubau und Neugestaltung wurde auf natürliche Materialien geachtet – Holz beispielsweise. Das Gesamtkonzept umfasst Mosaiksteine wie hochflexible Arbeitswelten, einen vegetarischen und veganen Gastrobereich, Aufenthaltsflächen für entspannende Pausen, Bereiche für Fitness, Yoga oder Meditationen, begrünte Wege, Oasen der Ruhe und Orte der Begegnung im Außenbereich, diverse Dachterrassen mit grandiosen Aussichten auf die Alpen. Beim Mobilitätskonzept wurde auf das Fahrrad gesetzt. Es gibt sichere Stellplätze, eine sogar künstlerisch gestaltete Fahrradgarage samt Dusche und Umkleideräumen sowie Ladestationen für E-Bikes.

09. Ein Eyecatcher am Vorplatz ist eine Installation aus Stahl. Was steckt dahinter?

Auf die Marketing-Lounge sind wir besonders stolz. Sie ist eine Hommage an den Barcelona Pavillon von 1929 von Mies van der Rohe und wurde mit großartigen Partnern wie dem Architekt Jorge Alastuey errichtet. Menschen sollen sich hier treffen und beraten können. Zum Einsatz kamen hochwertige Materialien wie grüner Marmor, Holz und Glas. Das Originelle daran: Die Basis bildet ein alter Überseecontainer. Wir sind hier also dem Prinzip „Aus alt mach neu“ treu geblieben.

10. Ihr Fazit für künftige Bau- und Immobilienprojekte? Nachhaltigkeit sollte die Maxime sein, wie auch in allen anderen Bereichen. Wichtig wäre es, die Zulassung zu vereinfachen. Dann wäre noch vieles möglich.

*ESG: Environmental Social Governance, Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, bezeichnet die Evaluierung der unternehmerischen Sozialverantwortung, also nicht-finanzieller Faktoren.

**EU Taxonomieverordnung: legt fest, dass nur jene Wirtschaftstätigkeiten grün sind, die einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Umweltziele leisten und zugleich andere Umweltziele nicht erheblich beeinträchtigen.

← Nachhaltigkeit trifft Style: die Marketing-Lounge am Eingang ins Weiße Quartier © SÜDBODEN/TMC

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Corinna Czermak, Rechtsanwältin in der Münchner Anwaltsboutique GrothmannGeiser, berät zu ESG-Themen. Sie stellt fest:

„Das Interesse und der Beratungsbedarf im Bereich ESG sind in den letzten Monaten aufgrund des gesellschaftlichen und rechtlichen Drucks deutlich angestiegen. Unternehmen setzen sich verstärkt zum Ziel zunächst einen Überblick über das komplexe und vielfältige Themengebiet zu erhalten. Erste konkrete Umsetzungsschritte, bei denen eine externe Beratung hilfreich sein kann, sind die Schulung der Geschäftsführung und die Erstellung eines Code of Conducts.“

Joran Szerkowski, Head of Germany

ARA Europe, findet, es könnte viel mehr getan werden. Er meint:

„Mein Gefühl: Bauen im Bestand bekommt nicht genügend Wertschätzung. Das ist ein großer Fehler. ESG ist gut, aber noch in der Entwicklung. Und was Zertifizierungen betrifft: Das Thema Recycling wird viel zu wenig betrachtet. Vordergründig geht es stattdessen um Energieeffizienz bzw. mögliche Verbesserungen."

Michael Dax, Architekt und Nachhaltigkeitsberater, schätzt sein Einfamilienhaus aus den 1950er Jahren. Er sagt:

„Wir müssen nützen, was wir schon haben. 90 Prozent ist doch schon gebaut! Auch in punkto Neubau ist der Aspekt Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienbranche bei den Menschen angekommen. Gebremst wird die Euphorie von Baurecht, DIN-Normen und anderen Verordnungen. Zudem denkt und handelt die Politik zu statisch und eindimensional. Und in den Köpfen ist ein langfristiges Denken noch nicht verankert. Was vielleicht im ersten Moment teurer ist, wirkt erst Jahre später positiv auf die Kosten. Eine PV-Anlage etwa kostet zwar zunächst mehr als herkömmliche Systeme, entlastet dafür aber auf lange Sicht. Bei Neuentwicklungen gilt: Wenn schon bei der Vorplanung begonnen wird, sind die Kosten nicht höher.

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↑ Aus dem ehemaligen Siemens-Konzernstandort wurde das Weiße Quartier. Durch Umbaumaßnahmen und Bestandssanierung © SÜDBODEN/TMC ← Weitblick gewünscht? Die Dachterrassen machen den Kopf frei © SÜDBODEN/TMC

Mit wie viel rezykliertem Material kann man sinnvollerweise ein Haus bauen und was sind die Effekte? Diese Frage beschäftigte einige neugierige Ingenieure und Architekten. Ein Modellvorhaben mit interessanten Ergebnissen.

Neubau eines Wohngebäudes mit rezyklierten Gesteinskörnungen

Ein Designerhaus ist es nicht geworden. Das war auch gar nicht die Absicht. Architekt Oliver Stuke, Geschäftsführer der prpm ARCHITEKTEN + STADTPLANER GmbH, und Hans-Ulrich Möbius von der Ingenieurgesellschaft DMU Consult wollten lediglich ein Paper für ein typisches Wohngebäude erstellen, das zeigt, welche Teile genauso gut oder besser mit RecyclingMaterialien errichtet werden können. Eine Art Referenz also für künftige nachhaltige Bauvorhaben. Ein Massenmodell mit einem üblichen Wohnungsmix. Die gute Nachricht: Rund zwei Drittel der Masse eines Gebäudes kann durch reyzyklierte Gesteinskörnung ersetzt werden.

↓ Simuliert: Bei einem typischen Wohngebäude mit einem üblichen Wohnungsmix könnten zwei Drittel der Masse durch R-Beton ersetzt werden © prpm ARCHITEKTEN + STADTPLANER GmbH

 Referenz Modell In den perspektivischen Darstellungen sind alle Bauteile, Nichttragende Wände CO2-Äquivalent GWP GESAMT [t] A A A Erläuterungen zum Modellversuch Beton: • R-Beton nach Norm mit ca. 30% rezyklierten Gesteinskörnungen • R-Beton mit 100% rezyklierten Gesteinskörnungen und Zustimmungen im Einzelfall (vorhabenbezogene Bauartgenehmigung) Vorschriften: • R-Beton bedeutet ressourcenschonender Beton und ist in der DAfStB-Richtlinie Beton nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 mit rezyklierten Gesteinskörnungen nach DIN EN 12620 definiert (nachfolgend: R-Beton nach Norm). • Der Einsatz von R-Beton nach Norm ist auf eine maximale Betonfestigkeit C30/37 begrenzt. • R-Beton nach Norm ist in der Regel nicht frostsicher. Der Einsatz ist daher auf Innenbauteile bzw. auf der Baustelle beschränkt, die keinen Witterungseinflüssen ausgesetzt sind. • Für R-Beton nach Norm darf kein Brechsand eingesetzt werden. Eine rezyklierte Gesteinskörnung (RGK) mit einem Maximalkorn 0/16 oder 0/22 besteht ungefähr zur Hälfte aus Brechsand (Körnung 0/2 mm, teilweise 0/4 mm). Für dieses Material muss ein anderer Einsatz gefunden werden. • Eine Einsatzmöglichkeit besteht darin, R-Beton mit 100% RZK einzusetzen. Das erfordert nach Bauordnung eine Zustimmung im Einzelfall der zuständigen Baubehörde. • Voraussetzung für die Zustimmung im Einzelfall sind Laborversuche, in denen nachgewiesen wird, dass mit einer bestimmten Betonrezeptur die geforderten Betonqualitäten erreicht werden. Wegen des damit verbundenen Aufwandes wird der Einsatz in der Regel auf eine Betonsorte begrenzt. Planungsergebnis: • Ohne Einschränkungen der Grundrissgestaltung kann ein Wohnhaus mit Beton C20/25 aus R-Beton mit 100% rezyklierten Gesteinskörnungen gebaut werden. Einschränkungen bestehen bei Außenwänden und Bodenplatten • Außenwände und Bodenplatten werden aus R-Beton nach Norm gebaut. REGELGRUNDRISSE Projekt R-Haus

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CO2-Äquivalent GWP pro m2 BGF [t] Masse pro m2 BGF [t/m2] AUSWERTUNGEN REGELGESCHOSS (OG 1 - 7) M Kinderwagen Fahrräder 1-Zimmer Wohnung 2-Zimmer Wohnung 3-Zimmer Wohnung 4-Zimmer Wohnung Tragende Wände
                           In den perspektivischen Darstellungen sind alle Bauteile, bei welchen im Modellvorhaben RC-Materialien zum Einsatz kommen, ORANGE gekennzeichnet. Nichttragende Wände Kennwerte Modellgebäude (ohne Balkone) ÜBERSICHT: Anteil der rezyklierten Gesteinskörnungen am Bauteilgewicht zementgebundener Baustoffe CO2-Äquivalent GWP [t] Neben der CO2-Einsparung birgt die Verwendung von vor Ort rezyklierten Baustoffen eine Reihe • Verringerung Transportwegen (=weniger kehr, Luftverschmutzung und Lärm) • Weniger Flächenverbrauch (v.a. Kiesabbau) • geschlossene Stoffkreisläufe • reduzierte Kosten • bessere Finanzierungsbedingungen • Technologischer Vorsprung A Einschränkungen bestehen bei Außenwänden und Bodenplatten Außenwände und Bodenplatten werden aus R-Beton nach Norm gebaut. Damit können 60% des Rohbaus aus R-Beton gebaut werden. Das entspricht 44.000 t. Im Idealfall findet die Materialaufbereitung vor Ort statt. Wenn man pro Fuhre 2 Fahrten ansetzt (Abtransport: Voll + Leer, Antransport: Voll + Leer) erfordert die Förderung von 44.000 t. ungefähr 7.000 Fahrten. REGELGRUNDRISSE Anteil Zuschläge (ca. 20%) Anteil Körnung (ca. 80%) Referenzgebäude AUSSENWAND AUSSENWAND BALKON AUSSENWAND KELLER INNENWAND TRAGEND INNENWAND TRAGEND KELLER INNENWAND NICHT TRAGEND GESCHOSSDECKEN WOHNEN BALKONDECKE KELLERDECKE 0 0 1.000 200 10.000 2.000 400 20.000 BAUTEILAUFBAUTEN AUSWERTUNGEN EG M 1:200 REGELGESCHOSS (OG 1 7) M 1:200 Kinderwagen Tragende Wände CO2 Äquivalent Treibhauspotenzial (GWP) [t] [t] 180 mm Mineralwolledämmung WLG 035 200 mm Stahlbeton C20/25-XC1-W0 405 mm GESAMT 180 mm Mineralwolledämmung WLG 035 250 mm Stahlbeton C20/25-XC1-W0 5 mm Spachtel 455 mm GESAMT 120 mm XPS-Dämmung WLG 035 5 mm PMBC-Abdichtung 5 mm Spachtel 5 mm Spachtel 25 mm Gipskartonplatten 2x12,5mm 200 mm Stahlbetonwand C30/37 200 mm GESAMT 15 mm Gipsfaserplatte 180 mm Einblasdämmung Glasfaser WLG035, 25 mm Fuge zum Toleranzausgleich 160 mm RC-Stahlbeton C20/25-XC1-W0 mm Spachtel 465 mm GESAMT 36 mm Trapezblech Cortenstahl 1,6mm (Wand Container) 22 mm Unterkonstruktion Stahl 15 mm Gipsfaserplatte 22 mm OSB-Platte, luftdicht verklebt 25 mm Fuge zum Toleranzausgleich 250 mm Schaumglasschotter WLG 080 mm Spachtel 200 mm Stahlbetonwand C20/25
40
60
20
40
mit
120
Wärmedämmung Holzwolle-Mehrschichtplatten 200 mm Betonplatte RC-Beton C20/25-X0, Trennlage PE-Folie 20 mm Trittschalldämmung EPS 40 mm Ausgleichsdämmung EPS 220 mm Stahlbeton XC1-W0 (60mm FT-Filigrandecke C30/37 + 140mm Aufbeton C20/25) 10 mm Kalkgipsputz 370 mm GESAMT 175 mm Stahlbeton-Fertigteil C35/45 (150-200mm mittl. Stärke=175mm) 15 mm Bodenbelag vollflächig verklebt 65 mm Zementestrich als Heizestrich Trennlage PE-Folie 40 mm Wärme- u. Ausgleichsdämmung EPS (2 Lagen) Dampfsperre 220 mm Stahlbeton C25/30-XC1-W0 100 mm Betonsteinpflaster gekennzeichnet. Nichttragende Wände CO2 Äquivalent (GWP) pro m2 Bauteilfläche [t] Referenzgebäude (konventionelle Bauweise) (mit CO2-Äquivalent GWP pro m2 BGF [t] Masse GESAMT [t] Masse pro m2 BGF [t/m2] AUSSENWAND
AUSSENWAND
INNENWAND
INNENWAND
MODELLVERSUCH Neubau eines Wohngebäudes mit rezyklierten Gesteinskörnungen KELLERDECKE TG BODENPLATTE BODENPLATTE KELLER FUNDAMENTE DACH TG DECKE
(RC-Körnung) mm Spachtel 12,5mm Gipskartonplatten 12,5mm 120 mm GESAMT BAUTEILAUFBAUTEN AUSWERTUNGEN 200 mm Stahlbetonwand C20/25 mit RC-Körnung 200 mm GESAMT (22mm Stäbe auf 18mm Trägerplatte vernagelt) Trennlage PE-Folie 20 mm Trittschalldämmung Holzfaserplatte Dampfsperre 220 mm Stahlbeton XC1-W0 (60mm FT-Filigrandecke C30/37 + 140mm RC-Aufbeton C20/25) 500 mm GESAMT 75 mm RC Gefälle-Estrich F3 mit Imprägnierung (50-100mm mittl. Stärke=75mm) 28 mm Raumabschluss Container-Boden: Sperrholz imprägniert (BFU) Hauptträger U162mm Querträger U144mm 50 mm Verbindung zwischen Containern mm Raumabschluss Container-Dach: Cortenstahl UG M 1:200 EG M 1:200 REGELGESCHOSS (OG 1 - 7) M 1:200 Kinderwagen Müll 2mm Profiliertes Blech Fahrräder mm Holzparkett mechanisch befestigt (22mm Stäbe auf 18mm Trägerplatte vernagelt) 1-Zimmer Wohnung 2-Zimmer Wohnung 3-Zimmer Wohnung 4-Zimmer Wohnung mm RC Zementestrich F3 Tragende Wände     mm Trittschalldämmung Holzfaserplatte   mm Gebundene Ausgleichsschüttung                                               RC Splitt (evtl. auch ungebunden mögl.) Dampfsperre  mm  AUSSENWAND BALKON 10 mm Putz 180 mm Mineralwolledämmung WLG 035 10 mm Kleber 200 mm Stahlbeton C20/25-XC1-W0 5 mm Spachtel 405 mm GESAMT 10 mm Putz 180 mm Mineralwolledämmung WLG 035 250 mm Stahlbeton C20/25-XC1-W0 5 mm Spachtel 455 mm GESAMT 120 mm XPS-Dämmung WLG 035 5 mm PMBC-Abdichtung 375 mm GESAMT 5 mm Spachtel 200 mm Stahlbetonwand C30/37 5 mm Spachtel 210 mm GESAMT 25 mm Gipskartonplatten 2x12,5mm 75 mm Mineralwolle zwischen 25 mm Gipskartonplatten 2x12,5mm KELLER 200 mm Stahlbetonwand C30/37 200 mm GESAMT TRAGEND 36 15 180 22 25 160 465 20 30 36 22 15 180 22 25 250 500 200 210 12,5mm 15 15 12,5mm 120 TRAGEND KELLER INNENWAND NICHT TRAGEND GESCHOSSDECKEN WOHNEN BALKONDECKE 200 200 40 60 20 40 220 120 500 75 28 162 50 60 400 40 20 40 220 120 500mm 200 250 60 20 40 150 50 290 500 500 150 10 160 100 200 10 800 10 400 Referenz Referenz Referenz Referenz Sonst. Baustoffe RC-Baustoffe Modell Modell Modell Modell 15 mm Bodenbelag vollflächig verklebt Trennlage PE-Folie 20 mm Trittschalldämmung EPS 40 mm Ausgleichsdämmung EPS Dampfsperre 220 mm Stahlbeton XC1-W0 (60mm FT-Filigrandecke C30/37 140mm Aufbeton C20/25) 10 mm Kalkgipsputz 370 mm GESAMT 175 mm Stahlbeton-Fertigteil C35/45 (150-200mm mittl. Stärke=175mm) 15 mm Bodenbelag vollflächig verklebt 65 mm Zementestrich als Heizestrich Trennlage PE-Folie 20 mm Trittschalldämmung EPS 40 mm Wärme- u. Ausgleichsdämmung EPS (2 Lagen) Dampfsperre 80 mm Wärmedämmung Holzwolle-Mehrschicht 100 mm Betonsteinpflaster (TG nicht im Grundwasser) 50 mm Splittbett 150 mm GESAMT 50 mm Zementestrich F5 mit Imprägnierung Trennlage PE-Folie 20 mm Trittschalldämmung EPS 40 mm Wärmedämmung EPS Dampfsperre 150 mm Bodenplatte Stahlbeton C20/25-XC3-WF (Keller nicht im Grundwasser) 50 mm Sauberkeitsschicht Beton C20/25-X0 280 mm GESAMT 500 mm Streifenfundament 1,5x0,5m (BxH) Stahlbeton C20/25-XC3-WF (Keller) Stahlbeton C20/25-XC3-XF1-WF (TG) 500 mm GESAMT 150 mm Extensive Dachbegrünung (Gründach = Vorgabe B-Plan) Trennlage Schutzlage 10 mm Dachabdichtung (Vlieskasch. Kunststoff Trennlage Schutzlage 160 mm Gefälledämmung EPS 100-220mm 80 mm Grunddämmung EPS Dampfsperre 200 mm Stahlbeton XC1-W0 (60mm FT-Filigrandecke C30/37 140mm Aufbeton C20/25) 10 mm Kalkgipsputz 800 mm Dachaufbau Intensive Begrünung (mittlere Stärke Gefälle) Trennlage Schutzlage 10 mm Abdichtung Bitumen 2-lagig 350 mm Stahlbeton C20/25-XC3-XF1-W0 In den perspektivischen Darstellungen sind alle Bauteile, bei welchen im Modellvorhaben RC-Materialien zum Einsatz kommen, ORANGE gekennzeichnet. Nichttragende Wände PERSPEKTIVISCHER SCHNITT AA Kennwerte Modellgebäude Geschossfläche GF (ohne Balkone) 17.500 m2 Gesamtgewicht des Gebäudes: 30.500 to davon Beton 27.500 to Bruttorauminhalt BRI: 72.700 m3 Bruttogeschoßfläche BGF: 24.300m2 Grundfläche GR (einschl. TG): 3.250 m2 CO2-Äquivalent GWP GESAMT [t] Neben der CO2-Einsparung birgt die Verwendung von vor Ort rezyklierten Baustoffen eine Reihe von weiteren Vorteilen: Verringerung Transportwegen (=weniger Verkehr, Luftverschmutzung und Lärm) Weniger Flächenverbrauch (v.a. Kiesabbau) geschlossene Stoffkreisläufe reduzierte Kosten bessere Finanzierungsbedingungen Technologischer Vorsprung Image / Identifikation RC-Massen nach Bauphasen: 1) RC-Beton Gründung (Fundamente, Bodenplatten, Wände und Decke UG): 2.395 to 2) RC-Beton Rohbau (Wände und Decken EG-7.OG): 12.496 to 3) RC-Schüttung und -Estrich Innenausbau: 3.188 to 4) RC-Substrate Gründach und Innenhof: 412 to A A A A Bauartgenehmigung) mit rezyklierten Gesteinskörnungen nach kt, die keinen Witterungseinflüssen Maximalkorn 0/16 oder 0/22 besteht ungefähr zur Hälfte Zustimmung im Einzelfall der zuständigen Baubehörde. Betonrezeptur die geforderten Betonqualitäten Gesteinskörnungen gebaut werden. Antransport: Voll + Leer) IV VI CO2-Äquivalent AUSWERTUNGEN UG M 1:200 EG M 1:200 Kinderwagen Müll Fahrräder 1-Zimmer Wohnung 2-Zimmer Wohnung 3-Zimmer Wohnung 4-Zimmer Wohnung Tragende Wände MODELLVERSUCH

Oliver Stuke

„Da standen wir also vor einigen Bergen an kleinen Steinchen und fragten uns: was tun damit“, erzählt Oliver Stuke von den Anfängen des Modellvorhabens. Diplom-Ingenieur Hans-Ullrich Möbius hatte Stuke zu einer Großbaustelle geholt. Genauer gesagt zu einer Art Ausgrabungsstätte. Die ehemaligen Gebäude und Straßen waren weg, noch verwendbares Material lag aufgeschüttet herum, bereit für eine Wiederverwendung. Mit Abbruch und Altlasten hatten beide bereits gemeinsam zu tun. Beim Verkehrszentrum des Deutschen Museums. Grundsatzfragen wie diese gehören seit Jahren zu ihrem Business: Wie gehen wir mit Ressourcen um? Wie kann man dem Kiesabbau entgegenwirken? Wie muss man ein Gebäude entwickeln, um möglichst viel R-Material einsetzen zu können?

„Wir stellten schnell fest, dass man von Anfang an Recycling-gerecht planen muss“, sagt Stuke und kommt auch gleich zu den Hemmnissen: „Zahlreiche Normen verhindern den uneingeschränkten Einsatz von etwa R-Beton.“ Bisher zumindest. Es gibt noch nicht genügend Erfahrungswerte in punkto Dauerhaftigkeit. Was man jedoch weiß: Je mehr rezyklierte Gesteinskörnung im Beton steckt, desto geringer wird die Belastbarkeit durch den Normengeber eingestuft. Ein Haus aus 100 Prozent recyceltem Beton würde also einstürzen? Nicht unbedingt. Möchte man Beton mit größeren Anteilen rezyklierter Gesteinskörnung verwenden, muss man das Tragwerk frühzeitig darauf ausrichten. Zudem kann durch ergänzende Prüfungen von Sachverständigen im Einzelfall von der Norm abgewichen werden. Genau das wurde beim Modellversuch berücksichtigt. Und siehe da: bei sehr vielen Bauteilen könnte so ein beträchtlicher Anteil durch recycelten Beton ersetzt werden.

Aber warum das Ganze überhaupt? Was bringt der Einsatz von R-Beton? „Zwei Aspekte spielen eine Rolle: der monetäre und der umweltspezifische“, konkretisiert Oliver Stuke. So könnten zwar zunächst höhere Kosten entstehen, wenn man auf Recycling-Material baut – auf Grund von notwendigen Gutachten etwa. Langfristig relativieren sich jedoch die Kosten, da die Preise der Rohstoffe steigen werden. Zum Zweiten muss heutzutage dringend ans Klima gedacht werden. Daher auch die Berücksichtigung der CO2-Bilanzierung beim Modell. Auch im weiteren Sinne, denn Material, was schon da ist, muss nicht mit LKWs womöglich Hunderte von Kilometern durchs Land gefahren werden. Noch nachhaltiger ist es natürlich, Bestand stehen zu lassen. Außer, die Schadstoffbelastung von Bauteilen ist zu hoch.

Fazit: Abbruchmaterial hat unglaubliches Potenzial. Die Weiterverwendung schont die Ressourcen und wirkt der Luft- und Straßenverschmutzung entgegen, da es bereits am Ort des Einsatzes vorliegt. Oliver Stuke bringt es auf den Punkt: „Man sollte Dinge nicht herstellen und dann wieder wegwerfen, sondern Lösungen finden, um Vorhandenes einzusetzen. Ich kann nicht die Augen zumachen und hoffen, dass das irgendjemand anderes macht.“ In seinem Büro jedenfalls lautet die Devise mehr denn je: Verantwortung übernehmen und bei jedem Projekt verstärkt darauf achten, R-Materialien einzusetzen.

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↑ Die optimale Lösung: vor Ort aus sortenrein getrennter rezyklierter Gesteinskörnung „neuen“ Beton herstellen © prpm ARCHITEKTEN + STADTPLANER GmbH
— Baufeldfreimachung — Bau-IT — Material-Recycling — Technisches Liegenschaftsmanagement

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Alles für den Kreislauf

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↑ Harald Deichl (li.) und Stefan Standl von Tucher & Partner, Architekten und Ingenieure

Harald Deichl & Stefan Standl

Harald Deichl von Tucher & Partner lebt Klimaneutralität seit Jahren. Jetzt möchte er die Baubranche kräftig aufrütteln. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Stefan Standl und dem gesamten Team seines Ingenieurbüros.

01. Sie sagen, dass Sie persönlich intensiv auf die Umwelt achten. Inwiefern?

Harald Deichl – Radeln statt Auto fahren, im Bioladen einkaufen, fair Fashion statt fast Fashion, möglichst gar nicht mehr fliegen und auf private Fernreisen verzichten, wenig Fleisch essen und wenn, nur hochwertiges, weniger heizen und sich stattdessen wärmer anziehen – das sind Dinge, die ich seit vielen Jahren praktiziere.

02. Bioladen und faire Mode kann sich nicht jeder leisten. Harald Deichl – Da ist was dran, aber man muss komplex denken. Teurere Mode ist qualitativ meist besser und hält länger. Bioprodukte sind gesünder und können mit Haut und Haar verzehrt werden. So wie viele Nahrungsmittel übrigens. Spargel zum Beispiel. Man müsste ihn nicht schälen. Ich vertrete die Devise: weniger ist mehr. Und zudem: Wir dürfen nicht so viel wegwerfen. Jeder Einzelne kann etwas bewirken und auch andere Menschen beeinflussen. Jeder kleine Schritt in Richtung nachhaltiges Leben ist gut.

03. Wie sehen Sie hier die Rolle der Baubranche, die ja auch zu Ihrem Leben gehört?

Harald Deichl – Hier muss sich sehr viel ändern und zwar sehr schnell. Private Bauherrn sind bereits aufgewacht. Bei größeren Projekten wird nach wie vor kurzfristig gedacht und mit kurzfristigem Profit gerechnet.

Stefan Standl – Bestes Beispiel: Hybridbauweisen mit nachhaltigen Rohstoffen wie Holz, Bauen mit Recycling-Beton, Dämmung mit Naturstoffen – all das könnte im ersten Moment kostspieliger sein. Auf längere Sicht ist es günstiger. Stichwort: steigende Rohstoffkosten.

04. Aus welchen Gründen läuft es hier so zäh?

Stefan Standl – Bei Sanierungen sind uns oft die Hände gebunden. Da heißt es etwa: Dacherneuerung = neue Dämmung. Meistens ist die bisherige aber völlig ausreichend.

Harald Deichl – Man muss an der Wurzel anfangen. Viele Gesetze und Normen sind veraltet und legen klimafreundlichem Bauen Steine in den Weg. Die Zeiten sind momentan allerdings hart. Lieferschwierigkeiten, Materialverfügbarkeit, Gewinn-Margen – alles große Themen. Da nimmt man eben lieber Styropor an Stelle von Holzfaser. Dennoch sage ich: Wir müssen reine Materialien verbauen. Wir müssen ordentlich entsorgen und so viel wie möglich wiederverwenden. Wir müssen Wohnraum schaffen, der für Mensch und Umwelt gesund ist. Wir müssen endlich aufwachen!

05. Wären reine Holzbauten gesünder?

Stefan Standl – Holz ist natürlich für den Menschen besser. Trotzdem spielt Beton noch eine wichtige Rolle bei bestimmten Bauteilen. Bei tragenden zum Beispiel. Hier ist Stahlbeton durchaus sinnvoll. An vielen Stellen kann man jedoch auch RBeton einsetzen. Kombiniert mit einer Hülle aus Holz hätte man eine gute Lösung.

06. Und Sie wollen nun mit Ihrer Ingenieurgesellschaft verstärkt agieren?

Harald Deichl – Auf jeden Fall. Wir wollen Hersteller auftreiben, die nachhaltige Teile anbieten vom Lichtschalter bis zur Toilettenschüssel. Wir wollen Plastik vermeiden und CO2-freundlich bauen, umbauen und sanieren. Wir planen ein „House of Engineering“ mitten in München. Dieses Haus soll aus klimafreundlichen Rohstoffen gebaut werden und voller wegweisender Ideen stecken. Zudem soll es eine Begegnungsstätte werden. Ein Raum für Innovationen mit einem Showroom für nachhaltige Technologien.

07.

Ihre Vision?

Wir wollen unsere Geschäftspartner überzeugen. Ganz nach unserem Motto: „Engineering for a better tomorrow“. Und ganz einfach ausgedrückt: Wir freuen uns über jeden Bauherrn, der sagt – Beratet mich!

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Eins zu Null für R-Beton: Thomas Kammerer

↑ Architekt Thomas Kammerer würde am liebsten nur noch mit R-Beton bauen © SportScheck Allwetter

Recycling-Beton hat Potenzial. Genau wie die Trendsportart Padel. MINT traf den Architekten Thomas Kammerer auf den neuen Plätzen von SportScheck Allwetter, wo er das nachhaltige Material einsetzt.

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← Frostschutzkies, Beton, blauer Kunstrasen, Quarzsand –so wurden die Padelplätze bei SportScheck Allwetter gebaut © SportScheck Allwetter

„Ich liebe dieses Produkt“, schwärmt Thomas Kammerer und kann gar nicht aufhören mit seinen Lobeshymnen auf R-Beton. Von der guten Funktionsfähigkeit spricht er und von der Tragfähigkeit, vom optimalen Preis-/Leistungsverhältnis und von den zahlreichen Einsatzmöglichkeiten. Obwohl er anfangs Zweifel gehabt habe. Wie so viele Menschen, die recycelten Beton für ein Material zweiter Klasse halten. Kammerer weiß jedoch, wovon er spricht. Er ist Architekt mit jahrelanger Erfahrung in Sachen Altbau und alter Materialien. Seine neuesten Projekte: Padelplätze.

„Man muss sich das so vorstellen: der Fundamentkranz wird mit Frostschutzkies gefüllt und dann mit Beton, anschließend kommt ein Kunstrasen drauf, letztlich Quarzsand“, erklärt Kammerer den Aufbau der Padel-Courts. Zur Verdeutlichung hat er einen kleinen Block dieses speziellen Einkorn- oder Drainbetons in der Hand. Er ist porös, erinnert an ein Riesenstück Puffreis und man möchte am liebsten reinbeißen. Würde man ihn fallenlassen, würde er zerbrechen. „Wie Knäckebrot“, sagt Kammerer und lacht.

Dennoch: dieser spezielle und aus nicht mehr benötigtem Beton gewonnene neue Beton ist ein idealer Baustein für Padelcourts. Seine Oberfläche ist relativ hart und er wird nicht weich bei Hitze. Er ist ausreichend belastbar und lässt Regenwasser einfach hindurchsickern ins Erdreich. Und falls frostige Temperaturen herrschen? Auch das ist kein Problem, denn Eisklumpen können sich gar nicht erst entwickeln. Ein weiteres Pro: mit im Boot ist das Ingenieurbüro DMU Consult, ein Experte in Sachen Recycling, das in Münchner Baustellen das entsprechende Rohmaterial gesammelt und wiederaufbereitet hat. Nichts musste also teuer entsorgt

oder kilometerweit herumgekarrt werden. „Ich werde auf Dauer immer mit Recycling-Beton arbeiten“, sagt Thomas Kämmerer und blickt wohlwollend auf die fünf Plätze, auf denen es heiß hergeht. Gelbe Bälle fliegen über den blauen Kunstrasen. Aus den Boxen tönt Musik. In Kürze wird es hier auch einen lifestyligen Kiosk geben. Auf einer Terrasse aus R-Beton natürlich. Padel ist Sport und Party.

Auch Oliver Scheck-Poturicek ist begeistert und malt sich Events mit Musik und Drinks aus, spricht von Firmen- und privaten Feiern, Incentives und Spaß-Turnieren. Spaß ist sowieso das Hauptthema. Und die rasch zu erlernende Technik. Wohl deshalb ist Padel die am schnellsten wachsende Trendsportart in Europa. Padel ist eine Mischung aus Squash und Tennis. Die Schläger haben jedoch einen kürzeren Griff und sind nicht bespannt, sondern aus Kunststoff und mit jeder Menge Löcher. Die Regeln sind einfach.

Die Plätze bei SportScheck Allwetter sind die ersten in München. Doch bestimmt nicht die letzten. Die Nachfrage ist groß. Kammerer hat zahlreiche Anfragen. Aubing, Neufinsing, Ingolstadt, Nürnberg, der FC Bayern – alle wollen Padelcourts. Nachhaltig gebaute vom designierten Padelcourt-Experten Thomas Kammerer. Auch der Bachmaier am Tegernsee und der Stanglwirt haben schon angeklopft.

Wer Padel mal ausprobieren möchte, ist herzlich willkommen bei SportScheck Allwetter, Münchner Straße 15, 85774 Unterföhring. Alle Infos gibt es hier:

→ www.allwetteranlage.de

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Hier sieht man schon die Begrenzungen – aus recyceltem Beton © SportScheck Allwetter

Sechs Richtige für Sustainable Bavaria

„Schluss mit dem Ankündigungsmodus“, sagen die wichtigsten Player der Bayerischen Baubranche. Der jüngst erstellte Maßnahmenkatalog soll für eine möglichst schnelle Transformation der Bauwirtschaft sorgen. Der wichtigste Baustein: Digitalisierung.

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Bayern hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: bis 2040 klimaneutral werden. Damit wäre der Freistaat fünf Jahre früher dran als alle anderen Bundesländer. Wie das gehen soll? Sofort handeln lautet die Zauberformel. Nur dann können CO2-Ausstoß und Abfallaufkommen am Bau auch wirklich reduziert werden. Nur dann kann Bayern als Innovationsstandort für digitales, klimafreundliches und kreislaufgerechtes Bauen glänzen und sich mit Stolz und Recht „Sustainable Bavaria“ nennen.

Am 13. September 2022 war es soweit: Der Maßnahmenkatalog wurde an den Bayerischen Bauminister Christian Bernreiter übergeben. Neben der übergeordneten Forderung nach regenerativer Energiebereitstellung regen die Partner aus der bayerischen Bauwirtschaft sechs Sofortmaßnahmen an:

BIM-Methode für alle geeigneten staatlichen Bauprojekte anwenden.

Die Digitalisierung sehen wir als „Enabler“, die Phase der Pilotprojekte ist vorbei.

Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) voranbringen.

Bei öffentlichen Bauvorhaben sind die Wiederverwendung von Bauteilen, ausgebauten Baustoffen und Bodenaushub sowie der Einsatz von güteüberwachten Sekundärbaustoffen zu priorisieren. Die Nichtbeachtung muss vergabewirksam und förderschädlich sein. Für eine Kreislaufwirtschaft notwendige Infrastrukturen sind bayernweit einzurichten.

Lebenszyklusbasiertes Planen einfordern.

Bei staatlichen Bauvorhaben werden CO2-Emissionen und Lebenszykluskosten die Kenngrößen bei Planung und Vergabe.

Mit Innovationen zu Nachhaltigkeit und Marktführerschaft.

Nur durch Suffizienz, Effizienz und Konsistenz ist die Erreichung der Klimaziele nicht zu schaffen, daher sind wir auf den soziokulturellen und betrieblichen Fortschritt sowie technologischen Wandel angewiesen. Diesen müssen wir beschleunigen.

Ein erster wichtiger Schritt ist also gemacht. Nun kommt es auf die Politik an. Man wolle konkrete Umsetzungsmöglichkeiten im Detail prüfen, so Minister Bernreiter. Persönlich zeigte er sich höchst angetan von der Initiative unterschiedlicher Akteure des Bauwesens, gemeinsam in die Zukunft zu denken. Schließlich ist die digitale und ökologische Transformation der bayerischen Bauwirtschaft aktuell eines der wichtigsten Themen. Die Baubranche muss dringend handeln und die Bayerische Staatsregierung steht in der Pflicht, eine führende Rolle zu übernehmen.

„Wir sind bereit, tatkräftig die dringend notwendige digitale und ökologische Transformation der Bauwirtschaft voranzutreiben“, sagt Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, im Namen der an dem Maßnahmenkatalog beteiligten Häuser. „Die Kernforderungen betreffen zentrale Zukunftsfragen unserer Gesellschaft und ihrer baulichen Infrastruktur. Deshalb greife ich die Initiative gerne auf“, sagt der Bayerische Bauminister Christian Bernreiter. Es kann also losgehen in Richtung „Sustainable Bavaria“.

Klimaangepasste Städte und Siedlungen fördern (z.B. durch Schwammstadtprinzip).

Städtebauförderung und Dorferneuerung müssen von der Ausgestaltung der blauen und grünen Infrastruktur abhängig sein.

Klima-Begeisterung durch Bildung gemeinsam erzeugen.

Information, Bildung und Ausbildung sind der Schlüssel eines resilienten, klimagerechten und aufgeklärten Wandels. Nur offen und informativ können wir die Gesellschaft friedlich und demokratisch zu einer mit individuellen Einschränkungen verbundenen Transformation aktivieren.

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Kunstbaum

Endlich ist es gelungen, die Photosynthese der Pflanzen nachzuahmen. Der „künstliche Baum“, den sich das Start-up Sohhytec patentieren ließ, besteht aus einem sieben Meter breiten Parabolspiegel. Er fokussiert die Sonnenstrahlen auf ein Gerät, während Wasser in das Herz der

Anlage gepumpt wird. Die Kombination von Wärme und der durch das Licht induzierten elektrischen Ladungen spaltet das Wassermolekül – eine effiziente und nachhaltige Produktion von Wasserstoff. Er kann beispielsweise im Verkehrssektor eingesetzt werden.

↑ Was Bäume mithilfe von Sonnenlicht können, lässt sich jetzt künstlich nachbilden: die Energiegewinnung mittels Photosynthese Das Symbolbild wurde mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erzeugt.

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der globalen CO2Emissionen entsteht durch die Fast Fashion Industrie. Das ist mehr als Flug- und Schiff-Verkehr ausstoßen.

↑ Diese Lösung schenkt Unternehmen mehr Autonomie: Dank der Technologie können sie nachhaltig Energie aus Abfall erzeugen – positiv für Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz © HydroPilot plant, Paul Scherrer Institute

Gasgewinn

Wenn Abfälle kein Müll mehr sind, sondern zur wertvollen Ressource werden, ist viel erreicht. TreaTech hat nun eine bahnbrechende Technologie entwickelt, die ein breites Spektrum an Abfällen aus verschiedenen Industrien, von Kommunen und Landwirtschaft in lokales, schadstofffreies und methanreiches erneuerbares Gas umwandelt. Zudem werden wertvolle Mineralien wie Phosphor und das Wasser zurückgewonnen, das in den nach dem Prozess sauberen Abfällen enthalten ist.

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© Unsplash

↑ Geprüfte Qualität – die Südtiroler Apfelwirtschaft hat sich der Nachhaltigkeit verpflichtet © Südtiroler Apfelkonsortium/Manuel Kottersteger

Zwei Jahre sustainapple

Die Südtiroler Obstwirtschaft marschiert konsequent in Richtung Nachhaltigkeit. Klimaneutralität bis zum Jahr 2030, Konzepte zur Kreislaufwirtschaft, soziale Projekte – knackige Ziele wie diese gehören zur Strategie.

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Die Namen sind weit über die Landesgrenzen bekannt: Gala, Red Delicious, Pink Lady oder Morgenduft etwa. Dass mit dem Südtiroler Apfel auch eine nachhaltige Strategie verbunden ist, wissen womöglich nicht viele. Seit Jahren strebt die Südtiroler Obstwirtschaft nach einer Balance von Innovation und Tradition, Ökologie und Ökonomie, sozialer Ausgewogenheit und wirtschaftlichem Erfolg sowie einer gerechten und fairen Teilhabe aller am Erfolg. Das Ziel: eine gesunde und enkeltaugliche Zukunft. Noch intensiver läuft’s seit November 2020. Seitdem gibt es die neue Nachhaltigkeitsstrategie sustainapple. Die Bilanz zum zweiten Jahrestag: äußerst positiv.

„Mit sustainapple haben verschiedene Akteure der Südtiroler Obstwirtschaft gemeinsam konkrete Maßnahmenpakete rund um den Südtiroler Apfel erarbeitet, die in einem verbindlichen Zeitplan bis 2030 umgesetzt werden“, beschreibt Georg Kössler, Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums, die Strategie. Im Zentrum stehen drei Bereiche: „Der Südtiroler Apfel als weltweites Erfolgsmodell“, „Wir ernähren die Menschen gesund“ und „Die Natur als Partnerin“. Er sei stolz darauf, dass in den letzten zwei Jahren in allen drei Bereichen bereits zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht wurden.

Eines der Ziele von sustainapple: Bis zum Jahr 2030 soll der Südtiroler Obstanbau über alle Produktionsschritte hinweg klimaneutral sein. Zudem soll ein überregionales Konzept für Kreislaufwirtschaft implementiert werden. „Wir verstehen die Natur als Partner und wollen sowohl im integrierten als auch im biologischen Anbau neue Maßstäbe setzen“, betont Georg Kössler. „Dafür fördern wir gezielt die Biodiversität, unter anderem durch Heckenprogramme, Nistkästen, den Einsatz von Nützlingen oder Bienenschutzmaßnahmen.“

Auch in puncto technische Innovationen ist die Südtiroler Obstwirtschaft schon weit gereift. Zahlreiche Projekte sind seit 2022 entstanden. Recycling und Upcycling landwirtschaftlicher Ressourcen etwa oder die Nutzung von Wasserkraft und weiterer erneuerbarer Energien. Oder das spannende Pilotprojekt „Kultivas“, bei dem anhand von Daten und unter Schonung von Ressourcen der beste Standort sowie die ideale Bewirtschaftungsform für verschiedene Apfelsorten ermittelt wird. Auch im neuen digitalen Freilandlabor „LIDO“ im Versuchszentrum Laimburg steht Smart Farming im Mittelpunkt, also die nachhaltigere und ressourcenschonende Produktion mithilfe moderner Technologie. Forschungsinstitutionen und Unternehmen können hier digitale Technologien und Robotik unter Praxisbedingungen testen.

↓ Damit wir auch in Zukunft noch kräftig und gesund zubeißen können (c) Südtiroler Apfelkonsortium/Manuel Kottersteger

Dann gibt es noch das Projekt „INNOEnergie“. Der Südtiroler Bauernbund hat sich damit die Steigerung der Energieeffizienz in landwirtschaftlichen Betrieben auf die Fahnen geschrieben. Und seit Dezember 2021 wird in vier neuen Laboren der naturwissenschaftlich-technischen Fakultät der Universität Bozen zu technologischen und nachhaltigen Innovationen in den Bereichen Landwirtschaft, Automatisierung und Robotik, Industriehydraulik, grüne Energie und Landschaftsschutz geforscht.

↑ Knackig, saftig, süß – bei Südtiroler Äpfeln ist jeder Bissen ein gesunder Genuss (c) Südtiroler Apfelkonsortium/Manuel Kottersteger

Apfelland Südtirol

Südtirol ist das größte zusammenhängende Apfelanbaugebiet in Europa. Südtiroler Apfel g.g.A. steht für geprüfte Qualität, intensiven saftigen Geschmack und frisches Aroma. Grund sind die 300 Sonnentage pro Jahr und das alpin-mediterrane Klima: Kühle Nächte und warme, sonnige Tage schaffen die idealen Anbaubedingungen für den Südtiroler Apfel. Dadurch erlangen die Früchte die richtige Größe, Form, Farbe und besonders wichtig: den Geschmack. Insgesamt gibt es über 7.000 Apfelbauern in Südtirol. Südtiroler Äpfel sind schmackhaft, gesund und lassen sich mit ihrer Vielfalt hervorragend pur oder in kreativen Rezepten verarbeitet genießen, vom Aperitif bis zum Dessert. 13 Apfelsorten dürfen das Gütesiegel „Südtiroler Apfel g.g.A.“ tragen. Die Abkürzung g.g.A. steht für „geschützte geografische Angabe“.

Weitere spannende Informationen gibt es unter: → www.suedtirolerapfel.com → www.sustainapple.it oder auf dem offiziellen Instagram-Kanal → wir_lieben_aepfel

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40 JAHRE

ökolog ischer Weg

Taten statt Worte fürs Klima heißt es bei der Hofpfisterei. Vom Acker über die Mühle bis zur Ladentheke wird komplett ökologisch gearbeitet. Auch in Sachen Müllvermeidung, Materialeffizienz und Energieeinsparung legt sich das Unternehmen kräftig ins Zeug. Und bei einer Forschungsstation in Peru.

← Pfister Öko-Wilde Kruste – ein Augen- und ein Gaumenschmaus. Und mit Zutaten aus ökologischer Landwirtschaft © Hofpfisterei

Es geht doch nichts über eine Scheibe Pfister Öko-Bauernbrot. Wobei auch die Gebäckteilchen von herzhaft bis süß die reinsten Verführerinnen sind. Für Abwechslung und guten Geschmack ist jedenfalls gesorgt bei der Hofpfisterei. Aber wer weiß schon, wie viel Nachhaltigkeit in all den Produkten und im Unternehmen selbst steckt. Und dass man Öko-Schwabenlaib, Öko-Parisienne, ÖkoDinkelseele, Öko-Brezn, Croissants, Quarktaschen & Co. besten Gewissens genießen kann und mit jedem Bissen sogar an einer guten Sache beteiligt ist.

Die Hofpfisterei unterstützt die 17 Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung unserer Welt. Eine vorbildliche Nachhaltigkeitsphilosophie wird gelebt. Seit 1999 arbeitet das Unternehmen mit dem Umweltmanagementsystem EMAS, dem höchsten Umweltstandard. Seit 2016 steht fest: Der Unternehmensverbund Hofpfisterei mit Meyermühle, Stocker’s Backstube und Öko-Metzgerei Landfrau produziert CO2e-neutral.

Umweltbewusstsein steckt der Hofpfisterei im Blut. Schon im Jahr 1982 wurden die beiden Brotsorten Roggen-Vollkorn und RoggenVollkorn mit Leinsamen auf öko umgestellt. Ökos waren zu jener Zeit noch eine belächelte Randgruppe in der Gesellschaft. Siegfried Stocker jedoch, der damalige Chef, hatte ein Ziel: „...immer mehr Menschen, die dies schätzen, mit immer natürlicherem und ursprünglicherem, schmackhaftem Brot zu versorgen“. Trotz vieler

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Die Hofpfisterei unterstützt die Forschungsstation PANGUANA in Peru, gegründet 1968 © Robert Retzko

↑ An den Altdeutschen Steinbacköfen werden die Brotlaibe wie früher von Hand eingeschossen © Hofpfisterei

Probleme und Schwierigkeiten entschied sich der entschlossene Pionier im Jahr 1982, seinen gesamten Betrieb auf ökologische Herstellung umzustellen.

Rund 40 Jahre später sieht es so aus bei der Hofpfisterei: Das Brotgetreide kommt von den rund 600 Landwirten des Verbands Naturland. Die Verarbeitung erfolgt in der eigenen Bio-Mühle. Das Laugengebäck wird in Mehrweg-Thermoboxen transportiert. Tiefkühlmöbel in den Filialen sind somit nicht mehr nötig, was knapp 50 Tonnen Verpackungsmaterial einspart und rund 117.500 Kilowattstunden Energie pro Jahr. Die Brotseide besteht aus mindestens 85 Prozent Zuckerrohr und PECF zertifiziertem Recyclingpapier, beides aus nachhaltigem Anbau. Für den verpackungsfreien Einkauf gibt es Mehrweg-Beutel des norddeutschen Start-ups "umtüten" in verschiedenen Größen. Kaffee und Heißgetränke zum Mitnehmen gibt es nur noch in Mehrweg-Bechern von RECUP. Wer in der Filiale trinkt, bekommt eine Porzellantasse. Das Unternehmen bezieht ausschließlich Ökostrom. Der Strombedarf wird durch energiesparende LED-Beleuchtung minimiert, der Fuhrpark wurde auf die höchste geltende Euronorm umgestellt. Und bei der Heizenergie hat Erdgas den Vorrang vor Heizöl.

„Ökologische Landwirtschaft ist nachhaltig und steht für eine lebenswerte Umwelt“, sagt Nicole Stocker, die das Unternehmen in dritter Generation in die Zukunft führt. Dennoch muss auch die Hofpfisterei ein paar nicht vermeidbare Ausstöße verzeichnen.

Wie das Öko-Unternehmen damit umgeht? Zum Beispiel mit einer Kompensation wie dieser: Als Hauptförderer der Forschungsstation PANGUANA in Peru unterstützt die Hofpfisterei Natur- und soziale Projekte im amazonischen Regenwald.

→ www.hofpfisterei.de

→ www.panguana.de/die-hofpfisterei

↑ Scheibe für Scheibe ein Genuss: Pfister Öko-Wilde Kruste © Hofpfisterei

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DER GLÜCKSBRINGER

Daniel Hasagic ist Herzblutunternehmer seit über 22 Jahren. Fast wichtiger als Produktentwicklung und –verkauf ist für ihn und seine Mitarbeiter der soziale und ökologische Impact.

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→ Daniel Hasagic startet immer wieder neue Projekte, um Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen © SanaExpert

01. Sie haben Biogasanlagen in Nepal und eine Bewässerungsanlage in Simbabwe gebaut und ein Dorf in Kolumbien gerettet. Wie kam das?

Ich als Unternehmer und als Mensch bin mir meiner Verantwortungen sehr bewusst. Was wir an Energie verbrauchen etwa oder an CO2 ausstoßen, möchte ich ausgleichen. Es geht um geben und nehmen. Es geht um Kompensation und um soziale und ökologische Mehrwerte. Ein Dorf in Kolumbien gerettet haben wir dabei sicher nicht. Aber wir hatten durch unsere Arbeit einen sofortigen massiven Einfluss auf die Lebensqualität vieler Menschen, vor allem Kinder. Ich bin immer wieder positiv überrascht davon, wie viel sozialen Impact man schon mit kleineren Budgets erreichen kann.

02. Wie sieht dieser Impact im Einzelnen aus?

Unser erstes Biogasprojekt unterstützt die „Maya Universe Academy“, die einzige Null-Kosten-Privatschule im ländlichen Nepal. Damit geben wir Kindern eine Chance auf Bildung und Zukunft. Deren Eltern leisten im Gegenzug freiwillige Hilfsarbeiten, anstatt für die Kosten der Ausbildung aufkommen oder im Dschungel Holz sammeln zu müssen. Inzwischen gibt es eine weitere von uns gebaute Biogasanlage in Nepal. In Simbabwe sorgt eine Solaranlage für die Bewässerung von Gemüse. Das Projekt in Kolumbien brachte besonders viel. Im Dorf Astillero leben 58 Familien äußerst isoliert. Während der Pandemie brach vieles zusammen. Wir halfen ihnen durch die Renovierung der Schule und des Gemeindezentrums etwa, durch farbige Anstriche oder Hilfsmittel für den Haushalt und die Kommunikation.

03. Warum die genannten Länder? Haben Sie einen besonderen Bezug dazu?

Die Kontakte kommen fast immer aus Mitarbeiterkreisen. Fünf Kollegen stammen aus Kolumbien. Also sahen wir uns dort um. Die Nachhaltigkeitsexpertin unserer Firma kommt aus Nepal. Sie hat das Thema Nachhaltigkeit auf ein neues Level gebracht. Ihr Vater ist Klimaschützer vor Ort. Auf Afrika stießen wir über die TU eMpower Africa. Zudem liebe ich diesen Kontinent und habe ihn schon des Öfteren bereist.

04. Gingen Ihnen soziale und ökologische Themen schon immer nahe?

Meine Hauptinteressen in jungen Jahren waren Medizin, Gesundheit und ein gesunder Lebensstil. Vor rund 15 Jahren kam ich konkret mit dem Thema Klimaschutz in Berührung. Ein Freund, den ich sehr schätze, gründete ein Unternehmen, das andere Unternehmen hinsichtlich Klimaneutralität unterstützt. Das fand ich prinzipiell super!

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↓ Durch das Biogasprojekt in Nepal kann eine Privatschule mit Energie versorgt werden © SanaExpert ← Die Dorfbewohner in Kolumbien freuen sich über die Verbesserung ihrer Lebensqualität © SanaExpert

05.

Warum nur prinzipiell?

Ich hatte kurz zuvor mein eigenes Nahrungsergänzungsmittelunternehmen gegründet. Die Idee, SanaExpert möglichst klimaneutral zu stellen, hörte sich richtig an und passte grundsätzlich gut zu meinen Prinzipien. Letztlich waren wir jedoch der Meinung, dass wir das in der Form nicht dauerhaft wollen. Jedenfalls nicht durch CO2-Zertifikate, die ich an verschiedenen Stellen für recht intransparent halte. Ich gebe Ihnen eines von vielen Beispielen: Für eine Tonne CO2-Kompensation zahlt man in Abhängigkeit der Projekte, in die man investiert zwischen 5 und 100 US-Dollar. Die Spanne ist enorm. Ich habe für uns entschieden, auf Zertifikate und auch die Aussage der Klimaneutralität in Zusammenhang mit SanaExpert zu verzichten. Ich investiere lieber in Projekte, die neben dem Thema Kompensation vor allen Dingen eine soziale Komponente beinhalten und Menschen einen Zugewinn an Lebensqualität ermöglichen.

06. Trotzdem haben Zertifikate oder Siegel ja auch eine Art Signalwirkung?

Ja natürlich. Und Emissionen zu kompensieren und vor allen Dingen zu vermeiden ist auch wichtig und richtig. Aber sie müssen deutlich transparenter werden. Daher haben wir ein eigenes Label entwickelt: „ECOconscious.de““. Dieses Label weist unsere Kunden lediglich detailliert und transparent darauf hin, dass wir einen Teil unseres Umsatzes in nachhaltige

und sozial wertvolle Projekte investieren und dass dies einen wesentlichen Teil der Werte unserer Marke ausmacht. Wir haben auch eine Cradle-to-Cradle-Analyse der CO2-Emissionen unserer Produkte durchführen lassen. Nicht reduzierbare Emissionen versuchen wir bestmöglich zu kompensieren. Durch unsere Projekte beispielsweise. Allerdings erheben wir dabei keinerlei Anspruch darauf, vollständig klimaneutral zu sein und kommunizieren das auch offen.

07. Welche Pläne und Visionen haben Sie? Weitere soziale Projekte? Weiter wachsen?

Ein gesundes Wachstum sicherzustellen ist in unvorhersehbaren Zeiten sicherlich wichtig. Extremes Wachstum strebe ich nicht an. Transparenz, Ehrlichkeit und Mitarbeiter, die hinter dem stehen, was sie tun sind mir am allerwichtigsten. Neue Projekte stehen selbstverständlich ebenfalls an. Kleine Aktionen, wie eine weitere SWAP-Party zum Beispiel ähnlich wie im April 2021, bei der unser Team Produkte und Kleidung tauschte bzw. spendete. Außerdem steht ein weiteres größeres Nachhaltigkeitsprojekt an in einem Land, in dem wir noch nicht aktiv waren. Hauptsache, die Projekte erfüllen unsere Ansprüche hinsichtlich sozialer Verantwortung und Nachhaltigkeit so wie bisher. Wenn das der Fall ist, bin ich glücklich.

→ www.ecoconscious.de

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↓ Alle halfen mit bei der Dorfverschönerung in Kolumbien © SanaExpert ↑ Simbabwe: Dank Solarpanels gelingen die Bewässerung von Feldern und der Anbau von Lebensmitteln © SanaExpert

3 g ute Gründe für Baldauf Käse

Die Käserei Baldauf aus dem Westallgäu arbeitet stetig an der hauseigenen Nachhaltigkeitsmission und das nicht erst seit gestern. Nach jahrelanger Forschung und intensiven Bemühungen hat das Unternehmen mittlerweile alle eigenen Zielvorgaben umgesetzt. Komplettiert wurde die Nachhaltigkeitsmission Anfang 2022, denn da konnte man komplett auf fossile Brennstoffe verzichten.

← Georg Baldauf und seine fast fertig gereiften Käselaibe in der Goßholzer Sennerei. Der Käse bekommt hier den letzten Feinschliff, bevor es in den Verkauf geht © Kay Blaschke

Bei Baldauf weiß man, dass sich Nachhaltigkeit, Naturnähe und Umweltschutz nicht auf Knopfdruck, oder eben mal schnell für gute PR, herstellen lassen. Im Gegenteil – es sind Planung, Geduld und präzise Vorarbeit gefragt. Seit über acht Jahren optimiert man die Käsequalität, während simultan Umweltschutz und Tierwohl verbessert werden. Die Schritte auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit kann man bei Baldauf genau definieren:

01 Mehr fürs Tierwohl

Bei einer durchschnittlichen Herdengröße von 35 Kühen bleibt mehr Zeit für die Tiere, deshalb unterstützt Baldauf die Landwirte*innen finanziell und strukturell bei allen Verbesserungen, die artgerechte Tierhaltung und Nachhaltigkeit betreffen. Immer im Fokus: ein geschlossener Nährstoffkreislauf und Energieeffizienzerhöhung. Auch bei zukunftsweisenden Projekten, wie der kuhgebundenen Kälberaufzucht, bekommen Landwirte*innen direkten Support von ihrer Käserei.

02 Keine Kompromisse bei Milch- und Käsequalität

Baldaufkäse wird ausschließlich mit naturbelassener und tagesfrischer Allgäuer Heumilch, der natürlichsten und ursprünglichsten Milchart, produziert und man zahlt dafür schon lange, freiwillig und gerne einen festen, stabilen Milchgeldpreis.

03 Schutz von Umwelt und Natur – aus Überzeugung

Die Käserei verzichtet bei der Produktion komplett auf fossile Brennstoffe und die beiden Sennereien im Allgäu arbeiten klimaneutral. Die benötigte Prozesswärme wird im eigenen, mit Biogas betriebenen, Blockheizkraftwerk gewonnen. Die Käserei in Goßholz bezieht zusätzlich 50% Eigenstrom aus ihrer PV-Anlage, der Rest wird als Ökostrom zugekauft.

Final angekommen ist die Käserei Baldauf mit dem Erreichen ihrer Zielvorgaben noch lange nicht, denn es gibt immer etwas zu tun auf der Reise in eine nachhaltigere Zukunft! Baldaufkäse gibt es an gut sortierten Käsetheken und im hauseigenen Onlineshop:

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www.baldauf-kaese.de

FERMENTIEREN FÜR ANFÄNGER

Fermentieren klingt nach einem komplexen chemischen Vorgang. Dabei ist es ganz einfach und mit fast allen Gemüse- und Obstsorten machbar. Gesund und nährstoffreich ist es obendrein, mit dieser uralten Methode Lebensmittel haltbar und aromatisch zu machen. Beim FermentierungsProzess werden in Lebensmitteln enthaltene Zucker und Stärken von Bakterien, Hefen und Pilzen verstoffwechselt und in Alkohol oder Säuren umgewandelt. Diese wirken als natürliche Konservierungsmittel und verändern die Textur der Lebensmittel sowie den ursprünglichen Geschmack hin zu einem salzigen und leicht sauren. Es gibt zwei Hauptmethoden der Gärung. Bei der natürlichen oder spontanen Gärung lösen Mikroorganismen, die von Natur aus in Lebensmitteln oder in der Umgebung vorhanden sind, die Gärung aus (wie beim Sauerkraut). Bei der zweiten Methode wird eine „Starterkultur" zugegeben wie bei der Herstellung von Kefir. Besonders gut geeignet sind Kohl, Wurzelgemüse, Bohnen, Rote Bete, Kürbis oder Paprika. Vorteile des Fermentierens:

01. Erhöhung des Nährwertes der Lebensmittel und Entstehung gesunder Probiotika (lebender Mikroorganismen), die die Darmgesundheit und die gesunde Verdauung fördern.

02. Verbesserung der Verdaubarkeit und Aufnahme von Eiweißen und Vitaminen, Erhöhung des Mineralstoffgehalts und des Gehalts an Vitamin B, C und K sowie Eisen und Zink.

03. Stimmungs- und Verhaltensverbesserung (Reduktion körperlicher Stresssymptome, Produktion von Cortisol, Reduktion von Angstzuständen und Depressionen) durch bestimmte probiotische Bakterienstämme, darunter Lactobacillis helveticus und Bifidobacteria longum.

04. Unterstützung der Herzgesundheit durch eine leichte Senkung des Blutdrucks und eine Verbesserung des Cholesterinhaushalts.

05. Nachhaltigkeit durch verbesserte Lebensmittel- und/oder Resteverwertung

* Rezept: Christian Weij vom Smaakpark

→ www.smaakparkede.nl , Member of Lafuga

→ www.la-fuga.org

Mehr zum Thema Fermentieren und La Fuga auch auf Seite 64.

06. Genuss von Gemüse oder Obst auch außerhalb der Saison.

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Zutaten

→ 500 g rohe Rote Bete

→ ± 400 ml kaltes Wasser

→ 15 g Meersalz

→ 2 Teelöffel geräucherter Pfeffer

→ 1 Liter Einmachglas

Anleitung

Den Gummiring am Deckel des Einmachglases anbringen.

Die Rote Bete schälen und in Würfel von 1x1x1 cm schneiden. Die Rote-Bete-Würfel mit Salz und Pfeffer in einer Schüssel mischen und in das Einmachglas füllen (bis 3 cm unter den Rand).

So viel kaltes Wasser in das Glas gießen bis die Rote Bete gerade bedeckt ist, dabei 3 cm unter dem Rand bleiben.

Glas luftdicht verschließen, damit es nicht schimmelt.

Glas abstellen und die Rüben bei Zimmertemperatur gären lassen.

Nach 7 Tagen probieren, ob die Rüben sauer sind. Sind sie noch nicht sauer, oder sollen sie saurer sein? Dann das Glas wieder verschließen und noch ein paar Tage bei Zimmertemperatur stehenlassen, bis der Geschmack passt.

Stellt man das Glas in den Kühlschrank, wird die Gärung (fast) gestoppt.

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REingelegte Rote Bete mit geräuchertem Pfeffer

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↑ Verbundwerkstoffe machen die Produktion von Fahrrädern, Kayaks und vielen anderen Sportgeräten komfortabel und kostengünstig © Unsplash

Zirkeltraining

Die Kreislaufwirtschaft ist ein Kernthema beim Umweltschutz. Sie hilft Ressourcen zu schonen und Abfälle besser zu bewirtschaften. Verbundwerkstoffe, wie sie in Luft- und Raumfahrt, Windenergie und Sport verwendet werden, wurden unter diesem Aspekt bislang skeptisch gesehen. Zumal sie empfindlich, schwer reparabel und kaum zu recyclen sind. CompPair Technologies hat nun ein neues Verbundmaterial entwickelt, das sich selbst „heilen“ und besser recycelt werden kann. So wird die Branche zirkulär.

Unterwelt

Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern ist eines der wesentlichen Etappenziele in Sachen Umweltschutz. Ein innovativer Beitrag dazu ist das weltweit erste thermische Paneel für den Untergrund, das es ermöglicht, unterirdische Infrastrukturen wie Garagen und Tunnel in erneuerbare Energiequellen für den Heiz- und Kühlbedarf von Gebäuden umzuwandeln. Enerdrape, ein Spin-off des Dämmstoff-Herstellers FenX, verwirklicht damit seine Vision, das Energiepotenzial zu erschließen, das im Untergrund liegt.

↑ Wo jetzt reine Betonwände sind, könnten auch spezielle Panele Energie produzieren © Adobe Stock: RAM

des Mikroplastiks, das in den Weltmeeren landet, stammt von Textilien.

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Frischwasser verwendet die Fast Fashion Industrie, um ein T-Shirt herzustellen. Das ist so viel, wie ein Mensch in zweieinhalb Jahren trinkt.

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| GREEN NEWS

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70-75% des weltweit geernteten Sojas wird ans Vieh verfüttert. Auch kostbarer Regenwald wird dafür abgeholzt.

Wer auf Fleisch verzichtet, rettet damit ein Stück Regenwald.

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Auf geht's Bayern

„Wir treffen uns bei Null“, sagt das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und macht Klimaschutz im Alltag mit verschiedenen Aktionen und Angeboten greifbar. Das bringt’s und macht obendrein Spaß. ← Per Lastenfahrrad durch die Stadt – bei der ersten Roadshow stand unter anderem klimaverträgliche Mobilität im Fokus Bilder: © StMUV

"Die gemeinsame Null ist unser großes Ziel. Bayern soll bis 2040 klimaneutral werden. Jeder Beitrag zählt“, sagt Bayerns Umwelt- und Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber und konkretisiert: „Mit der neuen Kampagne wollen wir bunt und greifbar bei Jung und Alt für das Klima werben. Viele Informationen und Angebote zeigen Möglichkeiten, Klimaschutz Stück für Stück in den eigenen Alltag zu integrieren. Die Kampagne begleitet das neue bayerische Klimaschutzgesetz sowie das dazu vorgelegte Maßnahmenpaket, für dessen Umsetzung eine jährliche Klimamilliarde vorgesehen ist.“

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Die erste Klimatour war ein voller Erfolg. Da übten sich Besucher im Slalomfahren auf Lastenrädern, da wurde regional und saisonal gekocht, Hausgeräte und andere Gegenstände repariert und Tipps zum klimafreundlichen Bauen und Wohnen gegeben. Die Fortsetzung der Roadshow im nächsten Jahr ist bereits geplant. Bis dahin präsentiert das Umweltministerium zahlreiche andere Aktionen im Internet, in den sozialen Medien und im wirklichen Leben. So werden etwa auf www.klimawandel-meistern.de die Folgen des Klimawandels auf Bayern erklärt, man kann mit dem CO2-Rechner seinen individuellen Fußabdruck berechnen oder bei einer der vielen Klimamissionen direkt erste Maßnahmen im eigenen Alltag umzusetzen.

Gut möglich auch, dass einem Sarah und Christian begegnen. Die CO2Klimareporter touren durchs Land und zeigen inspirierende Ansätze für eine klimafreundlichere Zukunft. Kürzlich waren sie in Augsburg bei einer Solidarischen Landwirtschaft. Dort haben sie ein Konzept kennengelernt, bei dem nicht nur kleine regionale Betriebe unterstützt und durch kurze Transportwege viel CO2 eingespart werden, sondern nebenbei auch die Lebensmittelverschwendung sinkt.

Die vielen Beispiele der Kampagne zeigen, es gibt viele Möglichkeiten das Klima aktiv zu schützen. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu einem klimaneutralen Bayern. Wir treffen uns bei Null.

„Jeder Beitrag zählt!“ (Bayerns Umwelt- und Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber)

Mehr unter → www.klimawandel-meistern.de und Instagram #klimwandelmeistern

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↑ Tipps rund ums Fahrrad gab es während der Klimatour in Augsburg CO2-Klimareporterin Sarah und CO2-Klimareporter Christian bei der SoLawi (Solidarische Landwirtschaft) Augsburg

La Fuga Experience

Im Spa-Hotel Bad Schörgau wird die Welt der Hotellerie umgeformt. Das Tolle daran: fast alles, was dafür benötigt wird, ist schon von Natur aus da – Quellwasser, Holz, lokale Produkte. Klimafreundlicher geht es kaum.

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| REISE & NATUR
↑ La Fuga Experience, erster Akt: Mattia Baroni erzählt eine Geschichte zum ersten Gang © Tiberio Sorvillo – Visualit

Da fährt man also von Bozen aus ins scheinbare Nichts und plötzlich steht man vor einem traumhaften Hotel! Die Welt scheint hier noch in Ordnung zu sein. Üppiges Grün im Sommer, weißer Zauber im Winter, vollkommene Ruhe, Natur pur. Was aber nicht heißt, dass man hier auf Luxus verzichten muss. Ganz im Gegenteil. Gregor Wenter, der das Bad Schörgau in zweiter Generation führt, tut alles für seine Gäste. Er schöpft aus dem Vollen. Aber nicht mit eingeflogenen Rohstoffen von weit her. Wenter ist ein Öko. Und der wohl kreativste Hotelier weit und breit.

In Bad Schörgau geht es um „La Fuga“, was wörtlich „abhauen“ heißt. Für Wenter und sein Team steht La Fuga zudem für „Laboratory for Future Gastronomy“. Im versteckten Kleinod im ursprünglichen Sarntal kann man also nicht nur vor Alltag und Stress abhauen, sondern in einer Art Forschungslabor für Essen, Trinken, Spa und Hotellerie das Allerbeste erwarten. Das spürt man schon beim Interieur. Heimische Hölzer und Materialien wurden modern interpretiert. Es duftet nach Alpenluft und Holz. Nur 20 Zimmer und Suiten sowie zwei Einzelzimmer gibt es.

↑ Frische Bergluft, blühende Wiesen und ein traumhaftes Panorama sind eine Wohltat für Körper und Geist

Wenters Lieblingsthema ist High-End-Gourmet Essen. Mit Hauben- und Sterneküche hat er allerdings abgeschlossen. Heute denkt er das Thema Essen anders, geht mit Lebensmitteln anders um, möchte wissen, wie sie auf den Menschen wirken. Mit Spitzenkoch Mattia Baroni im Team wird experimentiert und Neues ausprobiert. Uralte Techniken werden mit raffinierten neuen kombiniert. Fermentieren ist eine davon. Es geht aber auch um Pro- und Präbiotik – der Darmgesundheit zuliebe. Salz und Zucker? Höchstens spärlich. Die Rohstoffe kommen aus der Region. Meeresfrüchte gibt es nicht. Dafür heimischen Saibling, der auch mal zum Stockfisch werden kann. „Die Gerichte schmecken komplex, weil die Identität der einzelnen Produkte herausgearbeitet wird“, erzählt Wenter. Jeder Bissen ist ein Erlebnis und ein Fest für Umami, den fünften Geschmackssinn. Umami bedeutet „köstlich“ oder „wohlschmeckend“.

Diesen besonderen und etwas anderen Geschmack erlebt man im Restaurant Alpes und vor allem bei der La Fuga Experience, einem FoodTheater in drei Akten. Gespeist wird in der Bauernstube, in der Küche und in der Lobby. Jedes der zahlreichen Gerichte ist eine Überraschung und wird mit einer interessanten Geschichte garniert. Zum Finale sind alle glücklich und wohlig gesättigt statt überfressen. Der Trick dahinter ist die besondere Art des Kochens. Gregor Wenter und Mattia Baroni nehmen La Fuga wörtlich, flüchten vor allen Vorgaben, setzen freigeistig ihre Ideen um, formen eine neue Welt der Gastronomie.

La Fuga erlebt man auch im Silhouette-Gourmet-Spa. „Die Kombination aus Anwendungen, passender Küche und Top-Schlafkomfort garantiert einen größtmöglichen Effekt für das Wohlbefinden“, erklärt Spa-Chef Milo das Konzept. Im Zentrum steht die Entschlackung des Körpers. Und der nachhaltige, ökologische Gedanke. So wird etwa die uralte Tradition als Bauernbad weitergelebt und neu interpretiert. Basis ist das, was schon immer da war: das Schörgauer Quellwasser. Im Jahr 1624 wurde es erstmals als Heilquelle erwähnt. Die Natur des Landes steckt auch in den beiden Kosmetiklinien TREHS® und Philip Martins. Latschenkiefer und Mondholz aus dem Sarntal etwa oder Bergheu von der Seiser Alm. Bad Schörgau muss man erlebt haben. Einmal, zweimal, immer wieder.

→ www.bad-schoergau.com/de

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© Tiberio Sorvillo – Visualite ↑ Immer an der Quelle: Im Bad Schörgau wird das natürliche Wasser in der Küche eingesetzt und im Spa © Tiberio Sorvillo – Visualite ↑ Heile Welt: Das Spa-Hotel Bad Schörgau liegt eingebettet im wildromantischen Südtiroler Sarntal © Tiberio Sorvillo – Visualite

Mission: Enkeltauglichkeit

In der Natur, aus der Natur, mit der Natur - im Lüsnerhof oberhalb von Brixen dreht sich alles um den Erhalt des Ökosystems. Damit das Leben auch für unsere Nachfahren noch ein Genuss ist.

eingebunden“, erzählt Franz Hinteregger, Gastgeber und Wanderführer. Langlebige Architektur statt Wegwerfkultur lautet die Devise. Visionen für die Zukunft? Die Anlage vergrößern und das Landschaftsbild negativ verändern wolle man nicht mehr. Veränderungen sind höchstens im Bereich nachhaltiger Qualität geplant.

„Und sie werden sagen: Danke, dass ihr an uns gedacht habt.“ Klingt das nicht wie eine göttliche Prophezeiung? Fürs VierSterne-Superior-Naturhotel Lüsnerhof ist es das Motto überhaupt. Hier denkt und handelt man nicht für den kurzfristigen Profit. Hier tut man alles dafür, um zur Verlangsamung der Erderwärmung beizutragen. Wirtschaftlich und ökologisch. Jeden Tag und mit jeder Aktion im Hotel, im Ort, in Südtirol.

In allen vier Elementen – Erde, Feuer, Wasser und Luft – spiegelt sich der nachhaltige Gedanke wider. So kommen Kräuter, Obst, Gemüse und Salate zum Großteil aus den heimischen Gärten und Milchprodukte sowie Fleisch aus der Region. Bio lautet die Prio. Auch die Energie wird selbst produziert – durch Hackschnitzel aus dem eigenen Wald, mit der eigenen Photovoltaikan-

lage und mit Hilfe des Wasserkraftwerks am Kaser und Lasankenbach. Im Kräutergarten gibt es einen Naturbadeteich, im Spa, in den Zimmern und im Restaurant wird auf das frische Almquellwasser der Lüsner Alm gesetzt. Und zum Thema Luft: Der naturellness®Spa ist so konzipiert, dass die Gäste immer wieder nach draußen kommen. On top werden Fitnessangebote, Qi Gong und Yoga auf dem Outdoor-Kraftplatz angeboten und wöchentlich zehn abwechslungsreiche Wanderungen.

„Aus kraftvollen Erdelementen wie Jahrmillionen altem Dolomitgestein, Lehm und heimischem Lärchen- und Zirbelholz haben wir den Lüsnerhof gebaut. Stein und Altholz haben wir aus dem mehrere Jahrhunderte alten Gargitthof, dem Kräuterhof der Heildoktorenfamilie der Ragginer abgetragen und im Lüsnerhof harmonisch

Aber so viel muss eigentlich gar nicht verändert werden. Das Engagement in Richtung sanfter Tourismus ist schon jetzt vorbildlich. Tagestouristen werden nicht beworben. Vielmehr stehen Dinge wie Wanderbusse und die Pflege von alten Steigen und Heuziehwägen auf der Tagesordnung. Und das immer beliebtere Schneeschuhwandern. Zwölf verschiedene Touren pro Woche werden angeboten samt professioneller Guides und einem hochmodernen Equipment. Die herrlichen Aussichten: schneebedeckte Nadelwälder, idyllische Berglandschaften, atemberaubende Ausblicke und die unberührte Natur der Dolomiten. → www.luesnerhof.it

↓ Auf den Tisch kommen saisonale Bio-Produkte möglichst aus der Region © Lüsnerhof

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↑ Das Naturhotel Lüsnerhof liegt idyllisch und ruhig am Eingang der Dolomiten © Lüsnerhof

MADSHUS GETS YOU THERE

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Einfach dreifach investieren.

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Gut für die Umwelt Gut für die Zukun

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Gut fürs Konto

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Die Prokon-Genossenscha freut sich über rund 1.200 neue Mitglieder, die mit uns gemeinsam den Ausbau der Erneuerbaren Energien voranbringen wollen. Vielen Dank auch an alle treuen Mitglieder, die sich weiterhin für die Energiewende engagieren. Werden auch Sie 2023 eines von 40.000 Prokon-Mitgliedern!

Eine Investition in saubere Windenergie zahlt sich gleich dreifach aus: Sie ist gut für eine saubere Umwelt, gut für die Zukun unseres Landes und natürlich gut für Ihr Konto.

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Jetzt einfach Mitglied werden.

Bei Prokon – Deutschlands größter Energiegenossenscha .

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Für weitere Informationen einfach den QR-Code scannen oder zu „www.prokon.net/nl1222“ gehen.

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