Stylepark Magazin für Produktkultur ­ Nummer 23

Page 1

9 EURO

NUMMER DREIUNDZWANZIG

68390

STYLEPARK MAGAZIN FÜR PRODUKTKULTUR – FRÜHJAHR 2011. THEMEN: RICHARD DEACON – KUNST AM BAU – VOM SYNTHETIKGEFLECHT BIS ZUR RATTANRUSTIKALITÄT – DIE NEUE GARTENSTADT – DIE HAMPTONS ALS LEBENSGEFÜHL – JOSEF FRANK UND SVENSKT TENN – PRODUKTE – MATERIALS: HYBRIDES FLECHTWERK – MEIN KLEINER GRÜNER KIOSK – TOKYO DESIGNERS WEEK – TROPICALIA VON PATRICIA URQUIOLA – AUTHENTICS – APRIL ALLTERIOR FURNITURE – BIKE BY ME – KETTAL – ACAPULCO CHAIR

coming out



EDITORIAL COMING OUT

Die Sonne scheint, der Sommer naht. Und somit die Zeit, sich draußen im Freien aufzuhalten. Damit das Freilufterlebnis mit den besten Voraussetzungen genossen werden kann, helfen ein paar wenige Dinge wie beispielsweise eine Liege für den Garten oder ein Stuhl für das Straßencafé. Gründe genug, um sich die Welt der Freiluftgestaltung, der Außenmöbel und vieles darüber hinaus genauer anzuschauen.

Einen Blick zurück und nach vorn wirft Markus Frenzl mit seinem Text über das Revival der Fünfzigerjahre. Mit der Typologie von Kiosken beschäftigte sich Peter Sägesser und zeigt uns in einer umfangreichen Bildstrecke seine Fotografien dieser Miniarchitektur. Antonia Henschel war während der Designers Week in Tokio unterwegs und hat uns einige Eindrücke mitgebracht.

Unsere Autorin Anneke Bokern überprüfte die Idee der Gartenstadt auf ihre Gültigkeit hinsichtlich ökologischer Gesichtspunkte im aktuellen Kontext. Marcel Krenz stellte fest, dass einige Gebäude ohne die Kunst am Bau um einiges kärger aussehen würden und dass sich Kunst und Bau, trotz Förderkultur und trotz faden Beigeschmacks, die Kunst dekoriere nur den Bau und bleibe ein Accessoire der Architektur, sehr gut vertragen. Nora Sobich schrieb eine Ode an die Polyethylenfaser, die sich als Flechtwerk bestens für die Verwendung von Außenmöbeln eignet. Marcus Woeller verfolgt den Gedanken weiter und stellt eine Reihe außergewöhnlicher Flechtarbeiten im Möbeldesign vor.

Außerdem erwarten Sie auf den nächsten Seiten sagenhaft farbige, florale und frühlingshafte Muster, bunte Fahrräder, knallige Liegestühle und noch viel mehr. Wir wünschen Ihnen inspirierende Stunden beim Lesen. Ihr Stylepark Team

ichten ss erre us lu h c s hten a aktions or Red ckensnachric dazu entKurz v e r Sch ir uns uns die och haben w reifzug durch Denn ere g „St Japan. n, den Beitra ekunden uns e b d ir hen schie en. W Mensc zu zeig it den m Tokio“ t ä it r n. Solida in Japa

STYLEPARK 3


&JO 4QJU[FO ,PDI LPNCJOJFSU GFJOTUF ;VUBUFO [V FJOFN 'FTUFTTFO &JO "SDIJUFLU [V FJOFS ,ÔDIF

%FS 6OUFSTDIJFE IFJ·U (BHHFOBV %JF 7BSJP ,PDIHFS¼UF 4FSJF LPNCJOJFSU JOOPWBUJWF 5FDIOJL NJU [FJUMPTFN %FTJHO 0C (BT PEFS *OEVLUJPOT ,PDIGFME &MFLUSP (SJMM 5FQQBO :BLJ PEFS %BNQGHBSFS q KFEFT EFS JOTHFTBNU (FS¼UF CJFUFU NPEFSOTUF 1SPGJ 5FDIOJL CFJ FJOGBDITUFS )BOEIBCVOH 4JF TJOE QFSGFLU BVGFJOBOEFS BCHFTUJNNU VOE JOEJWJEVFMM LPNCJOJFSCBS %JF CFTUFO 7PSBVTTFU[VOHFO FUXBT &JO[JHBSUJHFT [V LSFJFSFO /PDI CFWPS [VN FSTUFO .BM HFLPDIU XJSE *OGPSNJFSFO 4JF TJDI VOUFS $U .JO B E 'FTUOFU[ EFS 5 $PN NPCJM HHG BVDI BCXFJDIFOE PEFS VOUFS XXX HBHHFOBV DPN


STYLEPARK MAGAZIN FÜR PRODUKTKULTUR – FRÜHJAHR 2011. THEMEN: RICHARD DEACON – KUNST AM BAU – VOM SYNTHETIKGEFLECHT BIS ZUR RATTANRUSTIKALITÄT – DIE NEUE GARTENSTADT – DIE HAMPTONS ALS LEBENSGEFÜHL – JOSEF FRANK UND SVENSKT TENN – PRODUKTE – MATERIALS: HYBRIDES FLECHTWERK – MEIN KLEINER GRÜNER KIOSK – TOKYO DESIGNERS WEEK – TROPICALIA VON PATRICIA URQUIOLA – AUTHENTICS – APRIL ALLTERIOR FURNITURE – BIKE BY ME – KETTAL – ACAPULCO CHAIR FEATURES 10 12 16 18 22

Freundliche Feindschaft oder feindliche Freundschaft? – Marcel Krenz Vom Synthetikgeflecht bis zur Rattanrustikalität – Marcus Woeller Die neue Gartenstadt – Anneke Bokern Die Hamptons als Lebensgefühl – Markus Frenzl Josef Frank – Sandra Spannaus

PORTRÄTS 72 74 75 76 78 80

Moroso – Tropicalia Authentics – Pflanzsack april allterior furniture – ShangriLa Bike by me Kettal – Bob und Maia Oficina Kreativa – Acapulco Chair

STANDARDS 09 26 40 42 56 82

Prolog – Richard Deacon Produkte Materials – Hybrides Flechtwerk – Nora Sobich Mein kleiner grüner Kiosk – Peter Sägesser Tokyo Designers Week Impressum

STYLEPARK 5



RUCHE Sofa. Design: Inga SempĂŠ. Stichwort: SP23. Katalog: www.ligne-roset.de


BENEWIRKT

BEI ERFOLGREICHEN DESIGNERN.

BĂźro als Lebensraum, gegliedert in unterschiedliche Zonen und Bereiche. RäumLICH m EXIBEL UND MIT OFFENEN 3TRUKTUREN n ANREGEND VIELF¡LTIG UND FACETTENREICH Gemeinsam mit Kunden und Partnern GESTALTET "ENE "ĂŒROLANDSCHAFTEN DIE DEN -ITARBEITERN EIN IDEALES !RBEITSUMFELD BIETEN 3O WIRD "ĂŒRO ZUM -ANAGEMENT INSTRUMENT UND ZUM %RFOLGSFAKTOR VON 5NTERNEHMEN $IE $REHSTUHLFAMILIE "?2UN VON *USTUS +OLBERG IST DAZU EIN WICHTIGER "EITRAG www.bene.com


PROLOG DIE ERSTE RETROSPEKTIVE DES KÜ̈NSTLERS RICHARD DEACON, DER ANFANG DER ACHTZIGERJAHRE AUF SICH AUFMERKSAM MACHTE. DEACON ARBEITET MIT SO UNTERSCHIEDLICHEN MATERIALIEN WIE KERAMIK, METALL, HOLZ, PAPIER, HARZ, KUNSTSTOFF, GLAS, LEDER UND STOFF UND SUCHT DIE UNMITTELBARE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM WERKSTOFF. ER DEFINIERT SICH SELBST ALS „FERTIGER“ (FABRICATOR). SEINE SKULPTUREN VERHEIMLICHEN NICHTS VON IHREN TECHNISCHEN ENTSTEHUNGSPROZESSEN UND TRAGEN DIE SPUREN VON MONTAGE, VERNIETUNG, VERDREHUNG, STRECKUNG, FALTUNG ODER BINDUNG.

Richard Deacon What could make me feel this way (A), 1993 Holz, verschraubt Land Niedersachsen

Richard Deacon The Missing Part 23. Januar – 15. Mai 2011 Sprengel Museum Hannover

© Richard Deacon, Foto: Michael Herling /Aline Gwose

Richard Deacon. The Missing Part. Sprengel Museum Hannover, Éditions des Musées de la Ville de Strasbourg, Verlag der Buchhandlung Walther König. Joëlle Pijaudier-Cabot, Phyllis Tuchman, Ulrich Krempel, Julian Heynen, Éric de Chassey, Clarrie Wallis. Mit bislang unveröffentlichten Schriften von Richard Deacon. 272 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen. Deutsche Ausgabe: ISBN 978-3-86560-757-7 Preis: 30 Euro

STYLEPARK 9


10 STYLEPARK

FOTO: ANTONIA HENSCHEL


FREUNDLICHE FEINDSCHAFT ODER FEINDLICHE FREUNDSCHAFT? KUNST AM BAU VERSUS BAUKUNST – MALEREI ODER PLASTIK, RELIEF ODER WANDBEMALUNG, RAUMINSTALLATION ODER EINGRIFFE DURCH KÜNSTLERISCHE ARBEITEN AM BAUWERK SELBST. BEI ÖFFENTLICHEN BAUPROJEKTEN GEHÖRT ES HEUTE FAST SCHON ZUM GUTEN TON: DAUERHAFT FEST MIT EINEM BAUWERK VERBUNDEN ODER AUF DEM DAZUGEHÖRENDEN GRUNDSTÜCK SIND KÜNSTLERISCHE ARBEITEN GERN GESEHENE DEKORATION. BELÄCHELT ALS „APPLIKATION“ ODER BEGRÜSST ALS KÜNSTLERFÖRDERUNG SIND KUNSTWERKE IM DIALOG MIT ARCHITEKTUR TEIL UNSERER KULTUR. DOCH VERTRAGEN SICH KUNST AM BAU UND BAUKUNST EIGENTLICH IMMER NOCH? Kunst am Bau ist ein sehr deutsches Thema. Nicht, dass es sie nicht auch woanders gäbe, aber hier hat Kunst am Bau eine lange Tradition. Bis zurück in die späten 1910er-Jahre reichen ihre Wurzeln, denn bereits 1919 hatte eine Initiative des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler erste Schritte unternommen, um die miserable wirtschaftliche Lage der Künstler nach dem Ersten Weltkrieg zu lindern: Ein bestimmter Prozentsatz an den Gesamtbaukosten von öffentlichen Projekten sollte der Kunst zugute kommen. Als Verpflichtung des Staates als Bauherr sollten baukultureller Anspruch und Kunstförderung zusammenkommen. So zumindest sah es ein Erlass des preußischen Innenministeriums von 1928, der die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten von Künstlern unterstützen wollte. Ein Ansinnen, das im Rahmen der Zusammenführung der Künste und des Kunsthandwerks im Dessauer Bauhaus im Sinne eines „Gesamtkunstwerks der Moderne“ durchaus dem Zeitgeist entsprach. Was der Weimarer Republik recht war, konnte den Nationalsozialisten gelegentlich auch billig sein, die 1934 einen ähnlichen gesellschaftlichen Auftrag für öffentliche Bauten formulierten. Und auch nach dem zweiten Weltkrieg blieben die Deutschen dem Konzept von „Kunst am Bau“ treu: Schon 1952 engagierte sich der Deutsche Städtetag in dieser Hinsicht und gewann unter anderem auch mit der Ausstellung „Kunst am Bau“ 1955 in Darmstadt die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit. Doch erst in den Sechzigerjahren kam es im Zuge deutlich höherer Bauvolumina zu einem Boom. Sehr zur Freude der Künstler, aber auch der Architekten und der Bürgergesellschaften. Zwischen 1970 und dem Anfang der Achtzigerjahre erlebte diese künstlerische Auftragssituation einen neuen Höhepunkt, schien die Kunst am Bau doch ein ideales Mittel, um die scheinbar so schmucklosen Glaskästen der Spätmoderne ein wenig aufzupeppen. Die Postmoderne tat ihr Übriges, um das Thema zu popularisieren – oder eben auch zu bastardisieren. So jedenfalls lautet ein weitverbreiteter Vorwurf einer baubezogenen Einengung künstlerischer Freiheit. Denn nicht immer war der Dialog zwischen Objekt und Bau gern gesehen. Architekten nutzten bisweilen die Budgets, um eigene künstlerische Ausdrucksmittel umzusetzen – Kölner mögen an den Böhm-Brunnen in den WDRArkaden denken –, während Künstler sich zurückzogen, um ihren Anspruch angesichts der Dekorationswünsche öffentlicher Bauherren und damit ihre Freiheit behalten zu können.

Heute beschreibt die „Richtlinie für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen, Abschnitt K7“, was Kunst am Bau ist und soll. Und was es kosten darf: Der neue Leitfaden für Bundesbauten von 2006 sieht 0,5 bis ein Prozent der Baukosten als notwendige Ausgabe für Kunst am Bau. Allerdings bleibt die Rolle der Kunst am Bau nicht frei von Kontroversen: Ist sie mit „Kunst im öffentlichen Raum“ gleichzusetzen? Geht es um die direkte Verbindung eines Kunstwerks mit einem Bauwerk? Und wer gewinnt: die Baukunst oder das dazuaddierte Werk eines Künstlers? Und wie kann dies heute aussehen? Ist Kunst am Bau die klassische Aufstellung eines solitären Kunstwerks oder auch eine ortsbezogenen Intervention im öffentlichen Raum? In diesem stellen Menschen ja schon seit der Antike Denkmäler auf – oft im Bezug zu einem Gebäude. Oder ist dies doch nur ein stets bemühtes, aber jetzt leicht antiquiert wirkendes staatliches oder kommunales Förderprogramm? Das an SparkassenArchitektur der Siebziger- und Achtzigerjahre erinnernde alte Bundeskanzleramt in Bonn würde vielleicht ohne seine Moore-Plastiken auf dem Rasen davor kaum eines zweiten Blickes gewürdigt. Die Kanzleramts-„Waschmaschine“ der neuen Berliner Republik lässt jedenfalls den monumentalen Chillida davor geradezu zwergenhaft erscheinen. Und ebenso häufig verschwindet die Kunst eher „im Bau“ als öffentlich zu sein. Dennoch wären öffentliche Bauten heute ein wenig karger, wenn es das Konzept nicht gäbe. Ob U-Bahn-Stationen der Siebziger- und Achtzigerjahre im Ruhrgebiet oder entlang der neuen Untergrundlinie in Köln, an anderen Verkehrsbauten wie manchmal in Frankreich, Daniel Burens Streifen-Säulen im Hof des Pariser Palais Royal oder eine Fassadenskulptur, die vom Wellenbad in der Grünstraße zum Düsseldorfer Flughafen wandert – jeder von Ihnen wird ganz persönliche Erinnerungen oder Bezüge zur Kunst am Bau haben. Ein Grund dafür, dass ein Immobilienunternehmen seit 2002 einen Preis für Kunst am Bau verleiht. International bekannte Künstler wie Bogomir Ecker, Lothar Baumgarten, Olafur Eliasson, Franz Ackermann oder Timm Ulrichs belegen, dass die Disziplin längst nicht mehr der Kunstentwicklung hinterherhinkt. Und sich auch gegen sehr prägnante Schöpfungen der Baukünstler gut behaupten kann: Ortsspezifisch, kritisch, aufregend und manchmal auch schöner als die Architektur selbst, hat diese bald 100 Jahre Tradition in Deutschland hoffentlich eine inspirierende Zukunft vor sich. Marcel Krenz

STYLEPARK 11


VOM SYNTHETIKGEFLECHT BIS ZUR RATTANRUSTIKALITÄT FLECHTEN IST SO ALT WIE DIE MENSCHHEIT. UND NATÜRLICH VIEL ÄLTER. BEVOR SICH DIE MENSCHEN DIE TECHNIK VON DER NATUR ABSCHAUTEN, UMFLOCHTEN SCHON EFEURANKEN BAUMSTÄMME MIT EINEM DICHTEN NETZ UND VÖGEL VERFLOCHTEN PFLANZENFASERN ZU HALTBAREN STRUKTUREN FÜR DIE AUFZUCHT IHRER NACHKOMMEN.

Bevor also vor vermutlich 10.000 Jahren die ersten geflochtenen Körbe auftauchten, hatten die Menschen einen entscheidenden Erkenntnisprozess vollzogen und sich aus der ersten Dimension konstruktiv in die dritte Dimension vorgearbeitet: Denn das Flechthandwerk beschreibt nicht weniger als die evolutionäre Leistung, aus linearem Naturmaterial zunächst flexible Flächen und daraus selbsttragende Körper zu entwickeln. Mannigfaltig einsetzbar entfaltete die Kulturtechnik ihre Möglichkeiten. Mütter flochten ihren Töchtern Zöpfe, um die Haare einerseits vor der Verfilzung zu schützen und andererseits zu einem kunstvollen Kopfschmuck aufzuputzen, in Verbindung mit Lehm erwies sich Flechtwerk als funktionaler Lückenfüller im Fachwerkbau, bei der Herstellung von Wänden und Zäunen, aber auch Seilen und Tauen potenzierten sich die Eigenschaften von Elastizität, Flexibilität und Zähigkeit der pflanzlichen Ausgangsprodukte. Die entscheidende Qualität des Flechthandwerks – und das macht die Technik heute wieder umso interessanter – liegt jedoch darin, dass sie Ornament mit Funktion vereint. Adolf Loos’ berühmte, mittlerweile über hundert Jahre alte Schmähschrift „Ornament und Verbrechen“ gilt heute nicht mehr viel. Das Ornamentale drängt mit aller Macht zurück in Architektur und Design, hat aber immer noch mit seiner Denunzierung durch Moderne und International Style zu kämpfen. Die Lösung kann in eben dieser Eigenschaft liegen, dass Ornamente nämlich sehr wohl funktionale Qualitäten haben können. Man denke nur an den Stuhl „Nr. 14“. Michael Thonets Kaffeehausklassiker revolutionierte in den 1850er- und 1860er-Jahren die kollektiven Sitzgewohnheiten wie sechzig Jahre später das „Model T“ von Ford die individuelle Fortbewegung. Legendär machte Thonet die Entwicklung des Bugholzverfahrens, um Buchenrundstäbe in bis dato ungeahnte Kurven zu zwingen. Fortschrittlich war aber auch die Entscheidung, die Sitzfläche nicht aufwendig mit Federspiralen und Plüschbezug zu polstern, sondern durch ein Wiener Geflecht aus Peddigrohr zu ersetzen. Dessen gleichmäßiges Achteckmuster ist elastisch und luftdurchlässig, dabei leicht und doch robust. Der japanische Architekt Shigeru Ban hat sich für seinen Entwurf der im letzten Jahr eingeweihten Dependance des Centre Pompidou im lothringischen Metz an die Ästhetik von Thonet-Stühlen erinnert, die Oktogone zu Sechsecken verschlankt und mit der Form eines chinesischen Huts aus Rohrgeflecht verbunden. Sein Gebäude gehört damit zu den gelungensten Beispielen für die Rückkehr ornamentaler Flechtästhetik als funktionales Gestaltungsmittel in die zeitgenössische Architektur. Im Möbeldesign hatte Flechtwerk immer seinen Platz. Viele Designer arbeiteten mit Geflechten, schon Friedrich Schinkel hatte das Wiener Geflecht in einem Tafelstuhl von 1825 verwendet. Die federnde Wirkung von geflochtenen Rohrstreifen kombinierten Mies van der Rohe und Marcel Breuer mit der Elastizität von gebogenem Stahlrohr in den Freischwingsesseln „MR 20“ von 1927 und „B 32“ von 1928, Mart Stam 12 STYLEPARK

nutzte zur gleichen Zeit ein belastbareres Flechtgewebe aus Textilgurten für seinen Freischwingstuhl „S 33“. Egon Eiermann gab mit dem ehemaligen Kolonialwarenmaterial Rattan seinem Korbstuhl „E 10“ schon 1949 die sich vorsichtig aufplusternden Volumina des sich erst Jahre später ankündigenden Wirtschaftswunders. Giovanni Travasa persiflierte 1966 die Hippiegemütlichkeit des Sitzsacks mit einem starren Rattanballonsessel „Palla Nr. 827“. Seitdem verharrte das Genre Korbmöbel in der Makrameespießigkeit der Siebziger. Shiro Kuramata konterte in den 1980er-Jahren noch mit kühlen Entwürfen aus Streckmetall, die die Haptik und Transparenz von Korbmöbeln noch einmal antizipierten, aber nicht wirklich geflochten sind. Mit der Entwicklung neuer synthetischer Materialien, aber auch der Rückbesinnung auf die klassischen Flechtfasern wie Rotangpalme und Peddigrohr, Weidenruten und Seegras oder dänischer Papierschnur feiert Flechtwerk aber seit kurzer Zeit ein Comeback. Besonders für den Außenbereich bieten sich Möbel aus strapazierfähigen, licht- wie witterungsbeständigen Polyethylenfasern an. Daniel Pouzet und Fred Frety haben für die Lüneburger Firma Dedon mit ihrem Hanging Lounger „Nestrest“ ein ikonisches Möbel geschaffen, das zwischen Baumhaus, Schwalbennest und frei schwingendem Rundbett changiert und dabei ganz diskret den frivolen Charme der Borkenhäuschen der Landschaftsgärten des 18. Jahrhunderts in zeitgenössischer Interpretation wiederaufleben lässt. Patricia Urquiola hat sich für B&B Italia ebenfalls des Wiener Geflechts angenommen, hat es aber in Mikro- wie Makroform überdimensioniert. Für die Kollektion „Maia“ des Herstellers Kettal entwirft sie auch filigranere Flechtmuster. Auch der gute alte Strandkorb aufersteht aus seinem Massengrab an Nord- und Ostsee zu neuer Gestalt. Garpa interpretiert ihn als neobarocke Sitznische, während Dedon Strandmuschel und Strandburg zum extravaganten Loungemöbel „Orbit“ fusioniert. Um die Frische des Windes auch in den Innenraum zu bringen, nutzt Jasper Startup für die Firma Gervasoni die durchlässige Struktur eines Weidenkorbes kongenial als Korpus für einen Ventilator. Und Eva Marguerre war für ihre mit Kunstharz zu Gefäßen verklebten Garngeflechte sogar für den Deutschen Designpreis 2011 nominiert. Die neue Liebe zum wetterfesten, stabilen und transportablen Korbmöbel wird unsere Außenbereiche verändern. Schon heute haben sich manche Privatgärten oder Restaurantterrassen in so uniforme wie großspurige Sitzlandschaften aus Synthetikgeflecht verwandelt. Die nachhaltige Beschäftigung mit Ästhetik und Funktion des universell einsetzbaren Werkstoffs durch die Designer scheint da dringend geboten, um uns vor einem Rückfall in die unselige Rattanrustikalität zu bewahren. Marcus Woeller


DESIGNERIN EVA MARGUERRE AUS KARLSRUHE ENTWICKELTE EIN PRODUKTIONSVERFAHREN, BEI DEM DIE FASERN AUF VERSCHIEDENE WEISEN VERBUNDEN UND GEWICKELT WERDEN. SO FRAGIL DIE HOCKER „NIDO“ VON WEITEM AUCH WIRKEN, BEIM SITZEN ERWEISEN SIE SICH ALS SEHR STABIL. ZUGLEICH SIND SIE ABER BEINAHE FEDERLEICHT. STYLEPARK 13


Moa

EINE VOLLKOMMEN NEUARTIGE MATERIALKOMBINATION AUS ELASTISCHEM GARN UND KUNSTHARZ HABEN DIE BEIDEN DESIGNER EVA MARGUERRE UND MARCEL BESAU ENTWICKELT. UNZÄHLIGE KREUZ UND QUER GESPANNTE LYCRA-GARNE BILDEN DABEI DIE GRUNDFORM: JEDER LAUFWEG IST ANDERS, FÜHRT MAL VON UNTEN NACH OBEN ODER VON RECHTS NACH LINKS. SCHEINBAR OHNE ANFANG UND ENDE. SO ERGIBT SICH EIN VERWOBENES, ELASTISCHES NETZ, DAS ANSCHLIESSEND IN KUNSTHARZ GETRÄNKT UND ÜBER EINE ENTSPRECHENDE FORM GEPRESST WIRD. DIE EHEMALS ZWEIDIMENSIONALE EBENE WIRD SO IN EINE DREIDIMENSIONALE FORM TRANSFORMIERT, ERHÄRTET, UND ES ENTSTEHEN OBST-, ZEITUNGS- UND PAPIERKORB. 14 STYLEPARK


STYLEPARK 15


Gartenstadt Crengeldanz in Witten Foto: Markus Schweiss

16 STYLEPARK


DIE NEUE GARTENSTADT EINE GARTENSTADT KOMMT SELTEN ALLEIN. UM IHREN UTOPISCHEN CHARAKTER ZU UNTERSTREICHEN, TRÄGT SIE MEIST DIE „IDEE“ ALS ANHÄNGSEL MIT SICH HERUM. „GARTENSTADTIDEE“, DAS KLINGT DOCH GLEICH VIEL WENIGER VERBINDLICH, NACH EINEM SCHÖNEN IDEAL FERN JEDER REALITÄT. TATSÄCHLICH WURDEN BIS HEUTE NUR WENIGE GARTENSTÄDTE IM URSPRÜNGLICHEN SINNE REALISIERT, WÄHREND DIE GARTENSTADTIDEE SICH ZU EINEM DER EINFLUSSREICHSTEN STADTPLANUNGSMODELLE DES LETZTEN JAHRHUNDERTS ENTWICKELN KONNTE.

Noch immer entstehen überall auf der Welt Gartenstädte im weitesten Sinne und zeugen von der Geschmeidigkeit des Konzepts, in das sich aktuelle Themen problemlos einpassen lassen, wenn man es nur lange genug knetet. Geistiger Vater der Gartenstadt war der britische Parlamentsstenograf Ebenezer Howard. 1898 veröffentlichte er sein Buch „Tomorrow – a peaceful path to real reform“, das erst für die 1902 erschienene zweite Auflage in „Gardencities of Tomorrow“ umbenannt wurde. Wie der ursprüngliche Titel verrät, handelte es sich bei dem Werk vor allem um eine Sozialutopie. Den erbärmlichen Lebensumständen der Arbeiterklasse und rapide steigenden Bodenpreisen in den britischen Städten der Industrialisierung wollte Howard mit der Neugründung von Städten im Umland begegnen. Außerhalb der Großstädte sollten genossenschaftlich organisierte, polynukleare, per Eisenbahn miteinander verbundene Städte entstehen. Die einzelnen Städte setzten sich aus konzentrisch angeordneten Funktionsbereichen zusammen, zwischen denen jeweils breite Grünstreifen als Pufferzonen liegen sollten. Mit diesem Modell wollte Howard die Trennung von Stadt und Land aufheben und eine neue Mischform schaffen, die die Vorteile beider Welten in sich vereinte. Obwohl manch ein zeitgenössischer Kritiker Howards die Gartenstadt der Zukunft verlachte – einer bezeichnete sie gar als „hervorragenden Plan für Marsmenschen" –, entwickelte sie sich in den nächsten Jahrzehnten zu einem ungeahnten Erfolg. Viele von Howards Zielen sind noch heute aktuell: Bezahlbarer Wohnraum und Vollbeschäftigung, ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl, gute Infrastruktur und Zugang zur Natur sind Dinge, die sich jede Stadt gerne auf ihr Marketingfähnchen schreibt. Die Realität sah allerdings schon immer etwas anders aus. Zwar wurden in den vergangenen hundert Jahren zahlreiche sogenannte Gartenstädte gegründet, aber die meisten waren nur ein wässriger Aufguss der Originalidee. An die Stelle der multifunktionalen und folglich autarken Gemeinden, die Howard vorschwebten, traten teils monotone Schlafstädte, die das Wachstum der Großstädte nicht eindämmten, sondern vorantrieben. So unterschiedliche Siedlungen wie die niederländische Reihenhausstadt Almere, die neue malaysische Verwaltungsstadt Putrajaya und die Hochhaussiedlung Cité de la Muette in Paris bezeichnen sich allesamt als Gartenstadt, haben aber mit Ebenezer Howards Idee kaum mehr zu tun als der Realsozialismus mit Karl Marx. Zu den wenigen Ausnahmen gehören die Gartenstadt Hellerau bei Dresden aus dem Jahr 1909 und vor allem die 1903 unter Howards Ägide gegründete Gartenstadt Letchworth in England.

In Europa ist manch alte Gartenstadt, die einst bezahlbaren Wohnraum für Arbeiterfamilien bot, inzwischen gründlich gentrifiziert. „Ehemals alkoholfreie Zonen sind gut gefüllten Weinkellern gewichen“, formulierte „The Guardian“ kürzlich. Das beweist vor allem, dass das Modell noch immer ankommt. Das Schöne und gleichzeitig Verhängnisvolle an Howards Idee ist die Synthese von Utopie und Machbarkeit, die es Gemeinden und Projektentwicklern vielleicht sogar allzu einfach macht, die sozialen Ideale über Bord zu werfen. Was dann bleibt, ist im schlechtesten Falle eine monofunktionale Vorstadt voller Einfamilienhäuser mit Gärtchen und damit der penetranteste Gemeinplatz der europäischen und amerikanischen Stadtplanung. Während es in Europa nun gilt, bestehende Gartenstädte der monofunktionalen Sorte ins 21. Jahrhundert zu transportieren, indem man ihre soziale und funktionale Durchmischung fördert und ihre Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr verbessert, werden in Schwellenländern wie Indien und China oder den Golfstaaten neue Gartenstädte geplant – darunter auch einige, die die Fehler der europäischen Vorstädte vermeiden wollen. Oft wird dabei vom Einfamilienhaus und damit von der geringen Bebauungsdichte Abschied genommen, aber am grünen Charakter festgehalten. Daraus entstehen auch Chancen für nachhaltiges Planen, die in neuen ÖkoGartenstädten wie Dongtan bei Shanghai, Tianjin Eco-City bei Beijing oder Zira Island in Aserbaidschan verwirklicht werden sollen. Das ambitionierteste Projekt weit und breit dürfte jedoch Masdar City in Abu Dhabi sein, eine von Foster & Partners entworfene CO2-neutrale Hightechstadt in der Wüste für 40.000 Einwohner. In Masdar City werden Grünzonen mit genügsamen Wüstengewächsen bepflanzt, auf allen Dächern Solarpaneele angebracht, das Wasser wird vollständig recycelt, und die Bewohner sollen sich in kleinen Kabinenfahrzeugen auf Gleisen durch die Stadt bewegen, sodass der Ort weder Emissionen noch Abfall produziert. Einzig die Mauer, die Masdar City umgibt, erinnert an „Gated Communities“ als eine der weniger erfreulichen Erscheinungsformen der Gartenstadt, soll jedoch angeblich nur heiße Wüstenwinde fernhalten. Natürlich sind solche Großsiedlungen aus der Retorte immer etwas fragwürdig. Was aber manche außereuropäischen Projekte wie Masdar City oder auch Zira Island mit seiner unglaublichen Wohnbergarchitektur vom dänischen Büro BIG beweisen, ist, dass neue Gartenstädte nicht zwangsweise mit hohem Wüstenrot-Faktor oder gar New-Urbanism-Betulichkeit daherkommen müssen. In diesem Sinne sorgen sie dafür, dass mal wieder ein frisches Lüftchen durch die gute alte Gartenstadtidee weht. Anneke Bokern

STYLEPARK 17


DIE HAMPTONS ALS LEBENSGEFÜHL VON DER SEHNSUCHT NACH DER BESCHAULICHKEIT DER FÜNFZIGERJAHRE

60 Jahre scheinen im Design eine gute Zeitspanne zu sein. Genug Zeit, um sich vom Schock allzu revolutionärer Ideen zu erholen. Und genug Zeit, um sich darüber klar zu werden, was tatsächlich als Klassiker gelten kann und was nicht. Erst in den Achtzigerjahren wurden viele Bauhausmöbel endlich auch kommerzielle Erfolge und als „Designklassiker“ vermarktet. Und erst seit Kurzem blicken wir, ebenfalls mit dem Abstand von 60 Jahren, auch auf die Fünfzigerjahre und bewerten sie mal mehr, mal weniger verklärend neu: Das Braun-Design und die Entwürfe von Dieter Rams zählen seit dem Erfolg von Apple wieder unumstritten zu den bedeutendsten Designleistungen des 20. Jahrhunderts und werden in der „Wallpaper“ oder mit Ausstellungen als Wegbereiter gefeiert. Die Funktionalismusdebatte dagegen, über Jahrzehnte eines der zentralen Identifikationsthemen im Design, scheint vergessen und kaum Spuren bei einer jüngeren Gestaltergeneration hinterlassen zu haben. Nach dieser Wiederentdeckung des Funktionalismus wird seit ein paar Jahren nun auch die einstmals konträre, liebliche Gestaltungswelt der Fünfziger mit ihren Resopalmustern, Stahlgeländerchen und Kunststoffschnur-Balkonmöbeln einer zeittypischen Neubewertung unterzogen. Allerorten finden sich nun Verweise auf verloren geglaubte Werte und Zitate einer mutmaßlich heilen Welt, die noch vor ein paar Jahren als blanke Spießigkeit gegolten hätten. Vielleicht ist diese Parallelität von funktionalistischen und dekorativen Formen der Fünfziger sogar näher an der historischen Wahrheit als vermutet: Wer die berühmten Architekturfotos des amerikanischen Modernist Movement von Julius Shulman betrachtet, ist oft erstaunt über den Kontrast zwischen der Modernität der Gebäude und der petticoathaften Betulichkeit der darin posierenden Bewohnerinnen. Aber auch, wer Fünfzigerjahre-Bauten wie die Neue Maxburg von Sep Ruf und Theo Pabst in München besucht, wird feststellen, dass die beiden Pole Funktionalismus und verspielte Beschaulichkeit in den Fünfzigern vielleicht gar nicht so weit auseinander lagen, sondern oft eine überzeugende Symbiose eingingen: von außen ein rationaler, streng gegliederter Bau, den wohl nicht jeder sofort zeitlich einordnen könnte, von innen mit seinen Galerien, der eleganten, freitragenden Wendeltreppe und den filigranen Stahlgeländern in SchwarzWeiß sofort als Werk der Fünfziger zu erkennen.

18 STYLEPARK

Heute gelten sowohl der Funktionalismus als auch die Nierentisch-Ästhetik in trauter Gemeinsamkeit als historische Episode, deren Stil sich bedenkenlos aufgreifen lässt. Und so wurden in den letzten Jahren Entwürfe der Fünfzigerjahre in ihrer ganzen Bandbreite wiederentdeckt und wieder auf den Markt gebracht: Es gibt Reeditionen der strengen Entwürfe eines Herbert Hirche, der organischeren Formen von Skandinaviern wie Arne Jacobsen und Finn Juhl oder des heiteren amerikanischen Modernismus eines George Nelson. Die „Tulip“-Tische von Eero Saarinen konnten sich in die Riege der „zeitlosen Klassiker“ einordnen und werden nun von Knoll wieder in größeren Stückzahlen verkauft. Die Plastic Side Chairs der Eames – idealerweise im originalen Fiberglas – sind fast schon zum langweiligen Standardmobiliar der designorientierten Thirtysomethings geworden. Pastoe bringt den „Wire Chair“ von Cees Braakman wieder auf den Markt. Officina Creativa, ein erst 2008 gegründetes dänisches Möbellabel, legt den klassischen „Acapulco Chair“ von 1950 wieder auf und vermarktet ihn mit der Frage, ob womöglich schon Elvis auf einem dieser Stühle gesessen habe. Iittala ergänzt sein Programm um weitere Entwürfe von Kaj Franck aus den Fünfzigern und Rosendahl lässt von Kay Bojesens Tierfiguren den Dackel, das Kaninchen und das Flusspferd wieder aufleben. Das legendäre String-Regal ist wieder in Designläden erhältlich. Und selbst von Le Corbusier, von dem in der Öffentlichkeit bisher ausschließlich die Stahlrohrmöbel der Zwanziger und Dreißiger bekannt waren, werden nun Entwürfe der Fünfziger neu aufgelegt: Cassina stellte auf der diesjährigen Kölner Möbelmesse erstmals Reeditionen seines „Tabouret Cabanon“, des „Tabouret Maison du Brésil“, des „LC15“-Esstischs oder seiner bunten „LC17“Garderobe vor. Doch die Wiederentdeckung der Fünfzigerjahre spiegelt sich nicht nur in Reeditionen, sondern ebenso in aktuellen Entwürfen, die typische Elemente der Fifties aufgreifen oder zitieren: Patricia Urquiola entwirft für Moroso ihre „Tropicalia“Gartenmöbel aus bunten Kunststoffschnüren, die mühelos die Brücke zwischen den Sommerterrassen der Fünfziger und den „Outdoor Lounges“ unserer Zeit schlagen. Massimiliano Fuksas dekoriert seinen gläsernen Frankfurter Shoppingtrichter „MyZeil“ im Inneren mit grazilen, weiß lackierten Geländerstreben, die im Kontext der transparenten Raumskulptur seltsam anachronistisch anmuten und den Eindruck erwecken, als solle dem futuristisch-amorphen Glasbau rasch noch ein wenig Behaglichkeit mitgegeben werden. Auf der Trendschau der Frankfurter Konsumgütermesse Ambiente wurde mit dem Begriff „Cute“ gar die kleinbürgerliche Beschaulichkeit und pastellfarbene Süßlichkeit der Fünfziger, inklusive Hahnentritt-Muster und Vichy-Karos, als bedeutender Trend ausgemacht.


STYLEPARK 19


20 STYLEPARK


Das Design greift dabei manchmal recht bedenkenlos in die Mottenkiste der Historie, um Entwürfe mit Bedeutung aufzuladen. Retro schert sich nicht immer um Details und interpretiert die Geschichte schon mal ein bisschen um – Hauptsache die Story stimmt. Im Falle der wiederentdeckten Fünfzigerjahre scheinen so nach 60 Jahren sowohl der Dogmatismus des Funktionalismus als auch die Spießigkeit der Nierentischästhetik ihre Spitzen verloren zu haben. Beides erscheint uns heute kaum mehr bedrohlich, kaum mehr bevormundend oder gar dogmatisch. Gleichzeitig entdeckt das Design aber auch seine eigene Vergangenheit und zitiert sie spielerisch, ohne länger so zu tun, als müsste alles immer von Grund auf neu erfunden werden. Design hat die Aufgabe übernommen, die Gert Selle schon vor 20 Jahren prognostizierte, zum Bewahrer des Gegenständlichen zu werden. „Maximale Reduktion“ und „sommerliche Acapulco-Ästhetik“ sind dabei zwar konträre Pole, müssen aber gleichermaßen als Blaupause herhalten, um in den Zitatenschatz eines Designs Einzug zu halten, das eben erst seine Historie wiederentdeckt und kulturelle Bezüge herstellt – und vielleicht gerade damit nach seiner Zukunft sucht.

Wir haben in den letzten zehn, zwanzig Jahren unzählige Revivals der Sechziger, Siebziger oder Achtziger erlebt. Man kann diesen großen Retrotrend im Design als eine Reaktion auf verschwindende Gewissheiten deuten: Wo die Welt durch Vernetzung, Virtualität und Globalisierung immer komplexer wird, geht der Blick zurück auf eine Vergangenheit, die einem heute als klar, überschaubar und simpel erscheint. Es ist die Suche nach einem vergangenen Lebensgefühl, nach Stabilität und Werten, die uns bei Manufactum die „guten Dingen“ kaufen lässt und „LandLust“ zu einem der erfolgreichsten Zeitschriftenprojekte der letzten Jahre gemacht hat. Es ist die Sehnsucht nach einem Stück Historie, das man sich mit Vintage-Design in eine bedrohlich virtuelle Gegenwart holt: Wo die Dinge beginnen zu verschwinden, werden sie noch einmal in ihrer vollen Gegenständlichkeit zelebriert.

Markus Frenzl

ILLUSTRATIONEN: ANTONIA HENSCHEL

Die Rückkehr der Fünfziger scheint Ausdruck einer nostalgischen Sehnsucht nach verloren gegangenen Idealen, Werten und Verlässlichkeiten zu sein, die sich nicht nur im Design findet: Katy Perry feiert Erfolge mit Outfits und Posen à la Marilyn. Erotik kommt mit Dita Von Teese im BurlesqueGewand der Vierziger und in der Pin-up-Kultur der Fünfziger daher. Die Neocons erleben ihre x-te Wiedergeburt und zelebrieren Preppy-Stil und Familienwerte. Immer mehr Studenten heiraten und gelten als konservativer als ihre Eltern. Und auch in der Werbung finden sich zahlreiche Anklänge an eine verloren gegangene Heimeligkeit und Geborgenheit: Bei McDonald’s gibt es seit Kurzem einen „1955“-Burger, beworben mit einer traditionell treu sorgenden Hausfrau. Mit den Werbefilmen „Coming Home“ oder „Barefoot around the world“, die Bruce Weber für Dedon inszenierte, greift er – wie bereits in seinen Kampagnen für Calvin Klein, Abercrombie & Fitch oder Ralph Lauren – die Bilder einer vergangenen, mutmaßlich besseren Zeit auf, ruft das unbeschwerte Lebensgefühl eines Sommers in den Hamptons hervor und zelebriert die Werte der Großfamilie und intakter Freundeskreise.

STYLEPARK 21


JOSEF FRANK VON EINEM, DER AUSZOG, DIE WELT BUNTER ZU MACHEN

Der österreichische Architekt Josef Frank schuf zusammen mit Oskar Strnad die Wiener Schule der Architektur und beeindruckte durch eigene Konzeptionen moderner Häuser, Wohnungen und Inneneinrichtungen. Bekannt wurde er u.a. durch seine schnörkellosen Arbeitersiedlungen und klare, funktionale Formen im sozialen Wohnungsbau. Aber auch dem Design von Möbeln, Textilien und Einrichtungsgegenständen widmete er früh seine Aufmerksamkeit. Mit dem Aufflammen des Nationalsozialismus emigrierte Frank nach Schweden, nahm 1939 die schwedische Staatsbürgerschaft an und avancierte in enger Zusammenarbeit mit der Herstellerin Estrid Ericson zum renommiertesten Designer der Stockholmer Einrichtungsfirma Svenskt Tenn, die auch heute noch mit seinem Konterfei wirbt. Bis zu seinem Tod 1967 ließ er sich nicht mehr zur Rückkehr nach Österreich bewegen.

So trafen im Laufe seiner Schaffensphase gemütliche Elefanten auf stolze Pfaue, zierten verspielte Blätter knallige Blüten jeglicher Form und Couleur und schlängelten sich elegante Ranken durch bunte Landschaften – auf Sofas, Kissen, Gardinen, Tapeten und Tellern vereinen sich seither Flora und Fauna zu einem absoluten Farbrausch, der auch heute noch jeglichen schlechten Gedanken und übler Laune den Garaus macht. „Gemusterte Stoffe stimmen den Menschen heiter“, wusste Josef Frank schon damals. Dies hat offensichtlich an Aktualität nichts eingebüßt und so würdigte Google den Textildesigner am 15. Juli vergangenen Jahres anlässlich seines 125. Geburtstages mit einem Doodle, dem Schriftzug auf ihrer Webseite: Floral und farbenfroh wurden die Besucher der Suchmaschinen-Startseite an besagtem Tage begrüßt.

Überzeugte er in seinem architektonischen Wirken eher durch klare Formen und Strukturen, so ließ Frank seiner Lust auf Farbe und Muster beim Gestalten von Textilien und Wohnaccessoires freien Lauf. Bereits seine erste große Ausstellung für Svenskt Tenn 1934 sorgte für großes Aufsehen in Schweden: Die Besucher wurden Zeugen eines Wandels, der das skandinavische Design nachhaltig beeinflussen sollte – die von Frank geschaffenen Interieurs waren ohne Zweifel modern, jedoch zugleich einladend, lebendig und voller farbenfroher Leichtigkeit.

Sandra Spannaus

SVENSKT

22 STYLEPARK

Bu W P Haw


T TENN

utterямВy Windows Poisons waii black

STYLEPARK 23


JOSEF FRANK

Teheran white La Plata Celotocaulis

24 STYLEPARK


Aralia Teheran black Hawaii white

STYLEPARK 25


PRODUKTE WEITERE INFORMATIONEN ZU FOLGENDEN PRODUKTEN UND HERSTELLERN FINDEN SIE MITHILFE DER WEBCODES UNTER WWW.STYLEPARK.COM

Produkt: LONG POT Hersteller: LIGNE ROSET Designer: INGA SEMPÉ Webcode: 01.2044.00294

Produkt: MATERNITY Hersteller: LIGNE ROSET Designer: LOUDORDESIGN /JEAN-FRANÇOIS D’OR Webcode: 01.2044.00589 26 STYLEPARK

Produkt: BIRD TABLE Hersteller: MAGIS Designer: JASPER MORRISON Webcode: 01.1670.10172


Produkt: S 1043 Hersteller: THONET Designer: WERKSENTWURF Webcode: 05.1008.10397

Produkt: S 40 Hersteller: THONET Designer: MART STAM Webcode: 05.1008.10062

Produkt: HOME INSEL Hersteller: VITEO Designer: WOLFGANG PICHLER Webcode: 05.3822.00024 STYLEPARK 27


PRODUKTE WEITERE INFORMATIONEN ZU FOLGENDEN PRODUKTEN UND HERSTELLERN FINDEN SIE MITHILFE DER WEBCODES UNTER WWW.STYLEPARK.COM

Produkt: ARIA STUHL Hersteller: LAPALMA Designer: ROMANO MARCATO Webcode: 05.2558.00051

Produkt: MYTO Hersteller: PLANK Designer: KONSTANTIN GRCIC Webcode: 05.1423.00049 28 STYLEPARK

Produkt: GRILLAGE Hersteller: LIGNE ROSET Designer: FRANÇOIS AZAMBOURG Webcode: 05.2044.00590


Produkt: TENSION BANK Hersteller: CONMOTO Designer: MALY HOFFMANN KAHLEYSS Webcode: 05.2471.10176 STYLEPARK 29


PRODUKTE WEITERE INFORMATIONEN ZU FOLGENDEN PRODUKTEN UND HERSTELLERN FINDEN SIE MITHILFE DER WEBCODES UNTER WWW.STYLEPARK.COM

Produkt: FAVI Hersteller: WODTKE Designer: WERKSENTWURF Webcode: 01.4881.00033

Produkt: NAP ARMLEHNENSTUHL Hersteller: FRITZ HANSEN Designer: KASPER SALTO Webcode: 05.1009.10238

Produkt: ROLL FIRE Hersteller: CONMOTO Designer: SIEGER DESIGN Webcode: 16.2471.10089

Produkt: FLAT SOFÁ MODULAR 4 BRONCE Hersteller: GANDIA BLASCO Designer: MARIO RUIZ Webcode: 05.2425.00173

30 STYLEPARK


Produkt: SPUN CHAIR Hersteller: MAGIS Designer: THOMAS HEATHERWICK Webcode: 05.1670.10225

Produkt: KLOE Hersteller: DESALTO Designer: MARCO ACERBIS Webcode: 05.1447.10150

Produkt: YPSILON RUND Hersteller: PEDRALI Designer: JORGE PENSI Webcode: 05.5667.00106 STYLEPARK 31


PRODUKTE WEITERE INFORMATIONEN ZU FOLGENDEN PRODUKTEN UND HERSTELLERN FINDEN SIE MITHILFE DER WEBCODES UNTER WWW.STYLEPARK.COM

Produkt: MU MODUL LINKS XXL Hersteller: DEDON Designer: TOAN NGUYEN Webcode: 05.2647.10350

Produkt: BIBU Hersteller: VAN ESCH Designer: NIELS VAN EIJK Webcode: 05.3774.10121 32 STYLEPARK


Produkt: WAVY Hersteller: MOROSO Designer: RON ARAD Webcode: 05.1894.10226

Produkt: PILLOW SESSEL Hersteller: VONDOM Designer: STEFANO GIOVANNONI Webcode: 05.6288.00075

Produkt: CABANA Hersteller: GANDIA BLASCO Designer: JOSÉ A. GANDIA-BLASCO Webcode: 05.2425.00168

Produkt: HOPPER Hersteller: EXTREMIS Designer: DIRK WYNANTS Webcode: 05.2260.10059 STYLEPARK 33


PRODUKTE WEITERE INFORMATIONEN ZU FOLGENDEN PRODUKTEN UND HERSTELLERN FINDEN SIE MITHILFE DER WEBCODES UNTER WWW.STYLEPARK.COM

Produkt: TROPICALIA – COCOON Hersteller: MOROSO Designer: PATRICIA URQUIOLA Webcode: 05.1894.10229 34 STYLEPARK


Produkt: HER Hersteller: CASAMANIA Designer: FABIO NOVEMBRE Webcode: 05.7480.00074 STYLEPARK 35


PRODUKTE WEITERE INFORMATIONEN ZU FOLGENDEN PRODUKTEN UND HERSTELLERN FINDEN SIE MITHILFE DER WEBCODES UNTER WWW.STYLEPARK.COM

Produkt: COMB_INATION STANDSPALIER Hersteller: FLORA Designer: ARIK LEVY Webcode: 01.5796.00031 36 STYLEPARK


Produkt: BERTOIA ASYMMETRISCHE LIEGE Hersteller: KNOLL Designer: HARRY BERTOIA Webcode: 05.1400.00011 STYLEPARK 37


PRODUKTE WEITERE INFORMATIONEN ZU FOLGENDEN PRODUKTEN UND HERSTELLERN FINDEN SIE MITHILFE DER WEBCODES UNTER WWW.STYLEPARK.COM

Produkt: SHADOWY ARMLEHNSTUHL Hersteller: MOROSO Designer: TORD BOONTJE Webcode: 05.1894.10211 38 STYLEPARK


Produkt: OSOROM Hersteller: MOROSO Designer: KONSTANTIN GRCIC Webcode: 05.1894.10060 STYLEPARK 39


40 STYLEPARK


HYBRIDES FLECHTWERK BEIM FLECHTEN KÖNNEN SICH HIGHTECHMATERIALIEN AUFS BESTE MIT ÜBERLIEFERTEN FERTIGUNGSTECHNIKEN VEREINEN.

Der Spaßvogel Philippe Starck ist immer wieder für Überraschungen gut. Holz, Metall und Flechtwerk aus Kunststoff verbinden sich bei der Outdoor-Möbelserie „Play Chair“, die Starck kürzlich für die Firma Dedon entworfen hat, ohne dass irgendwo eine Bruchstelle sichtbar wird. Traditionelle und moderne Fertigungstechniken fließen zum nahtlosen Objekt ineinander und treffen mitten ins Schwarze des Zeitgeschmacks: eine Art Hybrid-Möblierung.

Das Einzige, was die Dedon-Faser nicht kann: Sie kann keine Patina ansetzen. Diese sehr eigene Ästhetik verzichtet aber dennoch nicht auf das Handwerk. Alle Möbel werden – so wie ihre natürlichen Vorbilder – handgearbeitet und zwar auf den Philippinen. Darin unterscheiden sie sich auch von vielen anderen Kunststoff-Outdoor-Korbmöbeln, bei denen nicht mit Fertigungstechnik geworben wird, sondern es schlicht „Made in China“ heißt.

Dass das älteste Bauprinzips der Welt, das Flechten, im Grunde wie ein Schwamm funktioniert und alles an Materialien aufnehmen kann, was es gibt, ist zwar keine neue Entdeckung, scheint aber zur Durchsetzung in der modernen Gestaltung doch etwas Zeit verlangt zu haben. Die für innen wie außen geeigneten Gitterstühle von Harry Bertoia und Charles und Ray Eames waren frühe Beispiele einer neuen Form des Flechtens, bei der mit Metall erstmals auch ein modernes Material zum Einsatz kam. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren fühlte man sich besonders auf deutschen Terrassen auf dem sogenannten Spaghettistuhl aus dem Jahr 1949 von H. Altorfer wohl. Ein dickes, elastisch weiches PVC-Rundband wurde zum Flechten oder vielmehr Schnüren des Stuhls verwendet. Bei vielen Strand- und Sommertagsklassikern hat sich geflochtener Kunststoff als Naturmaterialienersatz durchgesetzt.

Auch Hightechmaterialien bedürfen langfristig mehr als bloß einer überzeugenden Materialleistung, sonst geht es ihnen irgendwann wie dem Kunststofftannenbaum: der zwar nicht ins Feuer geschmissen wird, aber für die gute alte Tanne aus dem Wald wieder seinen Platz in der Weihnachtsecke räumen muss. Dedon legt denn auch seit Jahren Wert auf Autorendesign und schreibt Materialien- und Gestaltungsgeschichte.

Gleichzeitig ist das Bewusstsein für traditionelle Handwerkstechniken und auch die „political correctness“ wieder gewachsen. Mit Handarbeit wird gern geworben, hingegen muss aber garantiert werden, dass keine Kinderarbeit im Spiel war. Überhaupt haben Recyclingkultur und Nachhaltigkeitsparanoia dazu geführt, dass wieder ganz neue Materialien aus der Mülltonne zu neuen Stücken verflochten werden. Um Verbesserung und Ersatz geht es dabei weniger, sondern eher um Transformation und Neuerfindung.

Derzeit geht es im Design zwar wieder verstärkt hin zu alten Werten und damit auch zu traditioneller Flechtkunst mit Naturmaterialien – dem neuen „WWF Sustainable Rattan Programme“ hat sich selbst IKEA angeschlossen. Doch gerade deswegen ist der „Play Chair“ auch so etwas wie ein Aufweckerlebnis: Im richtigen Moment befreit er von falscher Sentimentalität. Mit einer Gestaltung, die funktional, elegant und modern ist und ohne exotische oder tropische Akzente auskommt. Verborgen flackert in diesem ökologischen Produkt auch die Begeisterung für etwas auf, das nicht knarrt, das nicht direkt aus der Natur geflochten wird, sondern ein paar Fertigungsschritte mehr durchlaufen hat. Diese Innovationsleistung, die dennoch nicht aufs Handwerk verzichtet, hat etwas Befreiendes. In dieser Flechterei steckt kein falsches Bemühen um Authentizität, sondern moderne Leichtigkeit. Mehr kann ein Sommerstuhl kaum versprechen. Nora Sobich

Dass traditionelle Flechtmaterialien, die je nach Region und Klima eigene Verarbeitungsformen und -techniken hervorgebracht haben, nun aber nicht unbedingt das Nonplusultra sein müssen, gehört zur Innovationsgeschichte von Dedon. Das Unternehmen hat sein fortschrittliches Kunstharztextil bereits vor über zwanzig Jahren auf den Markt gebracht und damit Erfolgsgeschichte geschrieben. Mit dieser Hightechfaser war der schlechte Beigeschmack eines bloßen Ersatzmaterials verflogen. Denn die Faser ist weniger Ersatz als Verbesserung und auch nicht etwa ein Tausch von Praktikabilität gegen Schönheit, sondern schlicht überzeugend. Sie wird auf Polyethylenbasis hergestellt, ist widerstandsfähig und extrem robust – ob gegen Salzwasser oder Sonneneinstrahlung. Zudem ist die Faser wie ihre natürlichen Vorbilder ökologisch abbaubar.

STYLEPARK 41


MEIN KLEINER GRÜNER KIOSK OB BUDE ODER TRINKHALLE – DER KIOSK IST BELIEBTER TREFFPUNKT UND VERKAUFSSTELLE. EIN KIOSK STEHT IN JEDER STADT. UND ENTWICKELT TEILWEISE KURIOSE UND ABSONDERLICHE FORMEN. EINE KLEINE TYPOLOGIE.

Ein Kiosk ist eine kleine Verkaufsstelle in Form eines Häuschens oder einer Bude. Diese pavillonartigen, meist frei stehenden Gebäude gab es schon in der altägyptischen Architektur, wo sie einer Gottheit als Aufenthaltsort dienten. Einige Jahrhunderte später nutzten Wohlhabende oder hohe Würdenträger im islamischen Kulturkreis den Kiosk für den privaten Gebrauch im Garten oder aber auch als kleinen Straßenkiosk. Ein Diener saß im Innenraum des Häuschens, wo die Wasserkrüge aufgewahrt wurden, und schenkte den Passanten kostenlos Trinkwasser aus. Also schon damals waren die kleinen Pavillons genau wie die heutigen Kioske ein Anlaufpunkt für Durstige und Hungrige. Die alles entscheidende Kontaktstelle zwischen Verkäufer und Kunde damals wie heute ist die Durchreiche. Sie ist der wichtigste Teil des Kiosks. Hier finden die soziale Interaktion und der Austausch von Ware und Geld statt. Deswegen wird rund um die Durchreiche das breite Angebot möglichst wirkungsvoll präsentiert. Überhaupt besteht ein Kiosk idealerweise vor allem aus Schaufenstern, wodurch der Flaneur angeregt werden soll, allerlei Kleinigkeiten zu kaufen. Des Weiteren schützt ein großes Vordach nicht nur die Ware vor Regen, sondern auch den Kunden. Auf der Suche nach dem Kleingeld ist eine Ablage für die Handtasche nützlich, damit sie nicht auf die Ware gelegt oder in den Straßenschmutz gestellt werden muss. Im Innern braucht man vor allem viel Stauraum, um all die Verkaufswaren lagern zu können. Denn wenn der Kiosk nach einem langen Tag schließt, soll die Ware, die auch mitunter um den Kiosk herum angepriesen wird, vor Diebstahl geschützt werden. Es gibt Kioske, die wie ein Koffer zugeklappt werden können und nachts nichts mehr von ihrer Ware zeigen. Bei anderen schützen Gitter vor den Fenstern vor Einbrechern. Was Kioske auszeichnet, ist ihre niedrige Hemmschwelle. Man muss nicht in ein Geschäft und durch lange Regale gehen, sondern tritt direkt von der Straße an die Theke, verlangt nach der Ware und bezahlt. Außerdem geht der Einkauf sehr schnell: Von der Auswahl der Ware bis zum Bezahlen braucht es nur ein paar Sekunden.

In den letzten Jahren haben sich aber vor allem Kioske an größeren Haltestellen des öffentlichen Verkehrs zu kleinen Geschäften entwickelt. Durch eine Tür betritt man ein beheiztes Verkaufslokal und in langen Regalen sucht man das, was man auch im Supermarkt findet. Damit geht aber der Vorteil der niedrigen Schwelle und des raschen Einkaufens verloren. Kioske sind vielleicht gerade wegen der niedrigen Schwelle oft auch Orte des sozialen Austauschs. Nicht selten kennt die Verkäuferin ihre Kunden, die sich hier treffen, miteinander reden oder einfach nur dem Verkehr zuschauen. Für diese informellen und unverbindlichen sozialen Kontakte braucht es auch Kioske. Sie sorgen zudem aufgrund ihrer kleinen Gestalt für den menschlichen Maßstab in den Städten. In Dörfern findet man eher selten einen Kiosk, weil man sie dort nicht braucht, denn andere Lokale oder Plätze übernehmen die Funktion der wichtigen zwischenmenschlichen Kontakte. Kioske dienen als Treffpunkt, als Spätkauf, als Orientierungspunkt und Haltestelle im Strom der Stadt. Ein Kiosk steht am Weg, ohne im Weg zu sein. Er steht da, wo sich die Wege der Fußgänger kreuzen, aber er behindert den Verkehr nicht. Kioske sind Tankstellen für Geist, Seele und Körper. Statt Benzin werden hier Zeitungen, Zigaretten und Süßes verkauft. Es gibt Kioske, da weist die architektonische Gestaltung auf das Angebot hin. Damit das Stadtbild aber nicht mit unterschiedlich gestalteten Kleinbauten zugestellt wird, gibt es immer wieder Versuche, einen Kiosktyp zu entwerfen, der sich für ganz unterschiedliche Nutzungen und Standorte eignet. Der wohl erfolgreichste Versuch ist der Kiosk des Typs K67, 1966 entworfen vom slowenischen Architekten und Designer Saša J. Mächtig. Über Jugoslawien hinaus verbreitete sich dieser Kiosktyp rasch in ganz Osteuropa. Der Kiosk besteht aus einem quadratischen, zwei Meter breiten und 2,50 Meter hohen Grundmodul aus Kunststoff. Große Rahmen bilden die vier Seiten des Kiosks. Diese können beliebig mit Fenstern, Türen, Durchreiche oder geschlossenen Teilen ausgestattet werden. An jeden Rahmen lässt sich ein weiteres Modul andocken, so dass der Kiosk theoretisch in alle Richtungen beliebig vergrößert werden könnte. Dazu gibt es weiteres Zubehör wie Vordächer, Regale, Theken oder Lichtkuppeln. Die Kioske des Typs K67 dienen neben dem Verkauf von Tabakwaren und Presseerzeugnissen auch als Imbissstand, Warte- oder Wachhäuschen. Wenn Kioske nicht gerade Stadtverschönerungsinitiativen zum Opfer fallen, haben sie ein langes Leben, da sie über den Verkauf von Waren hinaus für verschiedene Nutzungen offen sind. So leben sie weiter als Kleingalerie, Unterstand für Schafe oder – wie früher bei den Sultanen – als Gartenhaus. Peter Sägesser www.ostarchitektur.com

42 STYLEPARK


TIMISOARA Foto: Peter S채gesser

STYLEPARK 43


TIMISOARA Foto: Peter S채gesser

44 STYLEPARK


GDYNIA Foto: Peter S채gesser

STYLEPARK 45


NOVA HUTA Foto: Peter S채gesser

46 STYLEPARK


CHARKOV Foto: Peter S채gesser

STYLEPARK 47


BRESLAU Foto: Peter S채gesser

48 STYLEPARK


CHARKOV Foto: Peter S채gesser

STYLEPARK 49


JERUSALEM Foto: Nancy Jehmlich

50 STYLEPARK


TEL AVIV Foto: Nancy Jehmlich

STYLEPARK 51


FRANKFURT AM MAIN Foto: Peter S채gesser

52 STYLEPARK


NOVI SAD Foto: Peter S채gesser

STYLEPARK 53


GENF Foto: Peter S채gesser

54 STYLEPARK


SHANGHAI Foto: Peter S채gesser

STYLEPARK 55


KIDDY LAND

FOTOS: ANTONIA HENSCHEL

Haraj

56 STYLEPARK


STREIFZUG DURCH TOKIO DIE 100% DESIGN TOKYO IST NICHT MEHR TEIL DER TOKYO DESIGNERS WEEK. DIE ÜBERNAHME DURCH DIE ORGANISATOREN „TENT“ HAT JEDOCH LEIDER NICHT DIE QUALITÄT UND ATTRAKTIVITÄT DER VERANSTALTUNG VERBESSERT. AM ZWEITEN TAG WAR WEGEN DES MONSUNS GLEICH GANZ GESCHLOSSEN. DOCH BEI DESIGN TIDE UND DESIGN TOUCH IM MIDTOWN-KOMPLEX IN ROPPONGI REGNET ES NICHT UND DIE QUALITÄT DER AUSSTELLUNGEN STEIGERT SICH DORT GLÜCKLICHERWEISE VON JAHR ZU JAHR. SPANNEND WURDE ES DANN ABER ERST ZU OFFVERANSTALTUNGEN WIE IM LLOVE HOTEL IN DAIKANYAMA.

Ein Spaziergang durch Tokio gibt mehr Einblick in das Des verständnis der Japaner als verregnete Ausstellung im Pa

uku

DER EHEMALIGE HH STYLE IN HARAJUKU IST NUN KIDDY LAND. WAS ARCHITEKTIN KAZUYO SEJIMA DAZU SAGT, IST NICHT ÜBERLIEFERT. STYLEPARK 57


MARC JACOBS

Omotes

EIN PAAR METER NEBEN DEM PRADA EPICENTER IN OMOTESANDO ENTSTEHT EIN MARC JACOBS STORE VON STEPHAN JAKLITSCH ARCHITECTS, NY. 58 STYLEPARK


S STORE

sando

STYLEPARK 59


LLOVE HOTEL

Daikan

s Amsterdamer Lloyd Hotel organisierte das „Llove Hotel“, s während der Tokyo Designers Week für eine Woche in kanyama eröffnet wurde.

Beteiligt waren Joep van Lieshout, Scholten & Baijings, Richard Hutten, Pieke Bergmans, Hideyuki Nakayama, Yuko Nagayama, Jo Nagasaka und Ryuji Nakamura.

ht japanische und niederländische Designer gestalteten Gästezimmer, die tatsächlich reserviert werden mussten.

Die Tapete im Eingang stammte von Thonik.

DER EINGANG DES LLOVE HOTELS 60 STYLEPARK


nyama

STYLEPARK 61


LLOVE HOTEL

Daikan

DIE EINZELZIMMER VON JO NAGASAKA UND DEM LLOVE CREATIVE TEAM WAREN „HALBE“ DOPPELZIMMER. 62 STYLEPARK


nyama

STYLEPARK 63


RETAIL THERA

Daikan

IN DAIKANYAMA BEFINDEN SICH UNZÄHLIGE KLEINE SHOPS RUND UM DIE BAHNSTATION. 64 STYLEPARK


PY IN

nyama

STYLEPARK 65


ON THE STREE

den befindet sich in einem alten Gebäude in diesem odernen Viertel. Okura verkauft T-Shirts, Hosen, Tücher, Hemden, die auf traditionelle japanische Art wurden. Alles in Indigo.

BLICK AUS DEM LADEN „OKURA“ 66 STYLEPARK

Daikan


ET IN

nyama

STYLEPARK 67


PARKING IN

Naka-M

GEWUSST WIE. GEWUSST WO. 68 STYLEPARK


Meguro

STYLEPARK 69


ON THE STRE

Naka-M

STRASSE IN NAKA-MEGURO MIT BLICK AUF EBISU 70 STYLEPARK


ET IN

Meguro

STYLEPARK 71


EINE SPANIERIN IN MAILAND VERMUTLICH NICHT DIE EINZIGE, ABER DOCH EINE AUSSERGEWÖHNLICHE IST DESIGNERIN PATRICIA URQUIOLA.

Tropicalia

Patricia Urquiolas Ideen und Entwürfe haben eine unverkennbar biografische Note. Meist sind sie eng verknüpft mit Erinnerungen oder von den Lieblingsstücken aus ihrer Vergangenheit inspiriert. Sie selbst bezeichnet ihr Design als schlicht, entwirft Dinge zum Benutzen und lässt industriell fertigen – die ursprüngliche Frische, die Seele der Idee aber versucht sie stets ins fertige Produkt hinüberzuretten. Gelungen ist ihr das sicherlich bei „Tropicalia“, einer fröhlichen Kollektion aus raffiniert geflochtenen Sitz- und Relaxmöbeln, bei denen verschiedenfarbige Fäden aus einem thermoplastischen Polymer um ein Stahlgestell gewickelt werden und so ein stimmungs- und spannungsvolles Farbspiel ergeben.

72 STYLEPARK

In Anlehnung an Urquiolas preisgekrönte Möbellinie „Antibodi“ sind so moderne Ruhemöbel entstanden, die sowohl dem Innen- als auch dem Außenbereich frische farbliche Akzente verleihen. Und wenn man bedenkt, dass sich die 60er-Jahre-Bewegung „Tropicália“ in Brasilien als eine sich vordergründig in neuartiger Musik und bunter Kunst niederschlagende Auflehnung gegen das System verstand, lässt sich ein Bogen spannen – vermag Urquiola doch die alteingesessene Mailänder Designszene mit ihren Projekten immer wieder aufzurütteln. www.moroso.it


by

Akustikdecken

Produkte Produktserien Hersteller Produkte Heinze Next Generation

Architekturobjekte Ausschreibungstexte CAD-Details cre:ate-Karten

danoline Akustik-Deckensysteme

www.heinze.de 04444 stylepark an 02

Wir wissen, was Planer suchen 50 Jahre INSPIRATION | KOMMUNIKATION | INFORMATION


ALTES GRÜN IM NEUEN KLEID EINE PFLANZE WÄCHST UND GEDEIHT IN FREIER NATUR ODER LANDET IM UNGÜNSTIGEREN FALL IN EINEM MEHR ODER WENIGER GESCHMACKVOLLEN BLUMENTOPF AUF EINEM FENSTERBRETT.

Der mehrfach preisgekrönte französische Architekt und Produktdesigner Patrick Nadeau entwarf für Authentics einen Pflanzsack namens „Urban Garden“. Die flexiblen Gefäße bestehen aus beschichtetem Textilgewebe. Durch das optimale Zusammenspiel der Vorteile aus Hydrokultur und klassischer Erdbepflanzung erweisen sich die Objekte als robust und funktional und erleichtern die Langzeitbewässerung von Blumen, Kräutern und Grünpflanzen.

74 STYLEPARK

Die in mehreren Farben und unterschiedlichen Größen erhältlichen Pflanzsäcke benötigen keine weiteren Untersetzer oder Übertöpfe. Außerdem sind sie pflegeleicht und unkompliziert in der Anwendung – ein Anreiz für Gießmuffel, eine Freude für jene, die der Keramik überdrüssig sind und alles in allem eine saubere Sache. www.authentics.de


APRIL ALLTERIOR FURNITURE SHANGRILA – EIN ALLROUNDER GEGEN HITZE, WIND UND FREMDE BLICKE

Der nächste Sommer kommt bestimmt. Aber da die Sonne uns nicht immer nur Gutes tut, sollten wir uns rechtzeitig vor ihr schützen. Mit dem „ShangriLa“ bleibt Firmenmitinhaber und Produktdesigner Florian Asche den Prinzipien seines Unternehmens treu – das Möbelangebot von april allterior steht für die Kombination aus klarem, reduziertem Design und hochwertigen Materialien unter Berücksichtigung von umweltfreundlichen Herstellungsverfahren. Auf den ersten Blick etwas nüchtern wirkend, entfaltet sich das Sonnendach „ShangriLa“ im richtigen Umfeld zu einem vielseitig verwendbaren Schmuckstück für den Außenbereich. In mehreren Farben erhältlich, zudem wetterfest und somit das ganze Jahr über im Freien verwendbar, eröffnen sich durch „ShangriLa“ neue Möglichkeiten zur attraktiven Gestaltung des Outdoorbereichs.

Oben ohne oder an den Seiten offen, gut bedacht oder schlicht ein wenig Schatten spendend – durch ein paar einfache Handgriffe bieten die auf ein Edelstahlgestell gezogenen verschiebbaren Stoffbahnen je nach Bedarf und Einfallswinkel wandelbaren Schutz vor zu intensiver Sonnenbestrahlung und leichten Lüftchen. Zudem wehrt „ShangriLa“ flexibel unerwünschte Blicke ab und bietet somit für ein individuelles Sonnenbad ausreichend Privatsphäre. Insgesamt ein geeignetes Raummöbel gegen Sonnenbrand und allzu neugierige Nachbarn. www.april-allterior.com

STYLEPARK 75


DAS RAD KANN MAN NICHT NEU ERFINDEN. ABER DEUTLICH VERSCHÖNERN.

Wem die bisher angebotenen Fahrräder zu langweilig, gewöhnlich oder angepasst sind, der kann sich bei bikebyme.com per Mausklick austoben und die Einzelteile seines Drahtesels farblich selbst gestalten. Ein recht schlichtes Single-Speed-Ausgangsmodell, zwei Rahmengrößen und unzählige Gestaltungs-Optionen – hier bietet sich dem Kunden nach dem Baukastenprinzip die Möglichkeit, seinen fahrbaren Untersatz zu einem Unikat zu machen. Also, in Rot-Orange-Grün mit der Ampel um die Wette leuchten oder zurückhaltend in klassischem Weiß durch den Park radeln?

76 STYLEPARK

Erkennen uns die Menschen im Viertel anhand der gelben Griffe und der blauen Felgen oder fahren wir auf schwarzem Sattel und rosafarbenem Rahmen zum Einkauf auf den Markt? Auf der Webseite ausgewählt, in der schwedischen Provinz gefertigt und weltweit ausgeliefert, macht uns dieses Custommade Bike innerhalb von ca. zwei Wochen zum außergewöhnlichen, ausgefallenen Radler . www.bikebyme.com


Bike by me

STYLEPARK 77


¿QUÉ TAL? HELLA JONGERIUS HAT FÜR KETTAL EINE GARTENSITZGRUPPE IM CLUBSTIL ENTWORFEN. AUCH DIE KOLLEKTION „MAIA“ VON PATRICIA URQUIOLA WURDE FÜR DEN AUSSENBEREICH ENTWICKELT.

Das spanische Unternehmen Kettal arbeitet mit internationalen Größen wie Patricia Urquiola und Marcel Wanders zusammen. Vielfach ausgezeichnet und preisgekrönt, hat Kettal den spanischen Preis für Design 2010 erhalten. Weiterhin wurde der von Hella Jongerius entworfene Sessel „Bob“, eine Neuauflage des klassischen Clubsessels, bei den Wallpaper* Design Awards 2011 im Bereich „Bestes Haushaltsdesign“ kürzlich zum „Besten Sessel“ gekürt.

78 STYLEPARK

Den schönen Dingen und der Kunst verpflichtet, engagiert sich Kettal für die Stiftung „Fundación Alorda-Derksen“ und ermöglicht durch Bereitstellung finanzieller Mittel das Betreiben einer international auftretenden Galerie für zeitgenössische Kunst in Barcelona. ¡Muy bien, gracias! www.kettal.es


¿Qué tal?

STYLEPARK 79


DER BUNTE UNBEKANNTE EIN STUHL IST IM PRINZIP LEDIGLICH EIN SITZMÖBEL, VORGESEHEN FÜR EINE PERSON UND BESTEHEND AUS EINEM FUSSGESTELL, EINER SITZFLÄCHE UND EINER RÜCKENLEHNE. ABER SITZEN IST NICHT GLEICH SITZEN.

OFICINA KREATIVA

Acapulco Der „Acapulco Chair“ lädt zum gemütlichen Verweilen ein. Wie er entstanden ist oder welcher kreative Kopf ihm seine Form gegeben hat, ist unbekannt. Trotzdem oder vielleicht auch deswegen hat er beste Chancen, im Zuge des Fünfziger-Jahre-Möbel-Revivals einen wahren Triumphzug durch unsere Büros und Wohnzimmer anzutreten. Unbestritten ist, dass das gute Stück seinen namensgebenden Ursprung tatsächlich in Mexiko hat und dort zum alltäglichen Erscheinungsbild gehört. Gerüchten zufolge ließen sich in den Fünfzigern prominente Größen wie Elvis Presley oder die Kennedys in diesem Lounge Chair nieder, um sich von den Sonnenstrahlen der mexikanischen Pazifikküste verwöhnen zu lassen.

80 STYLEPARK

Dank seines anonymen Erfinders und somit fehlender Urheberrechte kann der Sessel nach Belieben abgeändert, weiterentwickelt und vertrieben werden. Inzwischen haben mehrere Anbieter den Stuhl in abgewandelter Form im Sortiment. Gleichermaßen für den Innen- und Außenraum geeignet, hat sich der farbenfrohe Mexikaner dank verbesserter Qualität so zu einem modernen Multifunktionsmöbel gemausert. www.oficinakreativa.com


>$E$C$;$ ist das internationale Wohn- und Designmagazin für moderne Lebensräume. Am Kiosk erhältlich für € 4,60!

?C

Cu 7H9> ?J;AJK HP H C?J 87 : 87 IF;9?7B ;NJH7 B7D9;

@;J

>$E$C PJ $;$ 7K< O CEL?;I EKJ ?F7: K8;

Jetzt eine Ausgabe >$E$C$;$ Probelesen oder im Vorteils-Jahresabo bestellen: Sie erhalten 10 Ausgaben >$E$C$;$ zum Preis von € 40,- statt € 46,und sichern sich Ihre Designprämie unter www.home-mag.com


IMPRESSUM STYLEPARK MAGAZIN FÜR PRODUKTKULTUR – FRÜHJAHR 2011

Verlag Trademark Publishing, Westendstr. 87, 60325 Frankfurt am Main, www.trademarkpublishing.de Herausgeber Stylepark AG, Brönnerstraße 22, 60313 Frankfurt am Main, www.stylepark.com Redaktion Claudia Beckmann, Daniel von Bernstorff, Christian Gärtner, Antonia Henschel (V.i.S.d.P.G.), Nancy Jehmlich, Armin J. Noll, Esther Schulze, Dimitrios Tsatsas, Robert Volhard Titelfoto Herstellerfoto Berater der Redaktion Karl W. Henschel Anschrift der Redaktion Stylepark Magazin, Brönnerstraße 22, 60313 Frankfurt am Main T +49 (0)69 29722 222, F +49 (0)69 29722 223, magazin@stylepark.com Mitarbeiter dieser Ausgabe Anneke Bokern, Markus Frenzl, Marcel Krenz, Peter Sägesser, Nora Sobich, Sandra Spannaus, Marcus Woeller Art Direction Antonia Henschel, SIGN Kommunikation GmbH, Frankfurt am Main Produktion Oliver Selzer, SIGN Kommunikation GmbH, Frankfurt am Main Druck pva, Druck- und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau/Pfalz Anzeigenverkauf Jessica Hamburger, T +49 (0)69 29722 246, hamburger@stylepark.com Anzeigenverwaltung und Disposition Nicole Gründler, Stylepark AG, T +49 (0)69 29722 212, gruendler@stylepark.com Abonnement Das STYLEPARK Magazin erscheint vierteljährlich; Abonnement: Einzelpreis 9,- EUR zzgl. Versandkosten, Jahresabonnement 32,- EUR inkl. Versandkosten; online abonnieren unter www.leserservice.de Vertriebsbetreuung Einzelverkauf SI special-interest MD & M Pressevertrieb GmbH & Co. KG, Nordendstr. 2, 64546 Mörfelden-Walldorf, T +49 (0)6105 975 060 Das Magazin ist über ausgewählte Zeitungskioske erhältlich. ISSN 1860-5737 Die im STYLEPARK Magazin veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen weder Herausgeber noch Redaktion oder Verlag die Verantwortung. Bei Briefen an die Redaktion wird das Recht zur – auch auszugsweisen – Veröffentlichung vorausgesetzt. Anzeigen und Werbebeilagen sind außerhalb der Verantwortung des Herausgebers.

82 STYLEPARK


Die Moderne der edlen Materialien. Fliesenkollektion RICH HISTORY – auf der Brßcke zwischen gestern und morgen.

www.villeroy-boch.com


DEDON GmbH 路 Tel. +49 (0) 41 31 / 22 447-0 office@dedon.de 路 www.dedon.de


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.