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du?!

finde. Mein Bruder sagte neulich: „Hey, ich komme ja noch ganz gut weg in deinem Programm!“

Deine Eltern, die große Probleme mit der deutschen Sprache hatten, haben dich und deinen Bruder dennoch ausschließlich auf Deutsch erzogen – wie sehr hat dieses Sprachgewirr deinen Humor gefördert? Das war definitiv mitentscheidend. Ich konnte mich mit keiner Sprache richtig identifizieren. So ist ein ironischer Abstand und eine Ambivalenz zu den Sprachen entstanden. Auf der einen Seite habe ich es interessant gefunden, in welchen Sprachen man das Leben beschreiben konnte, auf der anderen Seite mochte ich das trennende Element nicht.

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Dein erster Sohn ist Ende 2019 zur Welt gekommen, da warst du selbst bereits 46. Wie hat sich dieser – vergleichsweise späte – Familienzuwachs auf deinen Job ausgewirkt? Ich sehe es als Nährboden für neue Comedy. Mein Material war schon immer sehr persönlich. Ich habe oft beschrieben, wie es mir gerade gegangen ist. Aber ja, ich habe meine Karriere zurückgefahren: Ich trete seltener auf und nehme weniger Engagements an. Ich bin in der glücklichen Lage, mir das leisten zu können. Familienvater zu sein, ist mir wichtiger als die Karriere.

2018 hast du in einem Programm erzählt, deine Freundin habe dich mit den Worten „Tour oder Therapie“ auf die Reise geschickt. Mittlerweile ist sie deine Frau und Mutter eurer beiden Söhne – aber: Bist du jetzt wieder auf Tour, weil sie dich aus dem Haus haben wollte? Im Gegenteil, sie möchte, dass ich als Vater präsent bin – und damit hat sie recht. In der Pandemie hatte ich viel Zeit für meine Familie und habe es sehr genossen. Ich weiß, dass es ein Privileg ist, Zeit mit der Familie zu verbringen. Insofern bin ich glücklich und dankbar dafür, dass ich mir die Zeit einteilen kann.

Apropos Pandemie: Hast du in dieser Zeit ohne Auftritte deinen Beruf noch mehr zu schätzen, vielleicht sogar zu lieben gelernt? Und genießt du das Lachen, den Applaus heute noch mehr als vor den Lockdowns? Absolut. Ich war schon vorher dankbar für diesen schönsten Beruf der Welt. Aber die Pandemie hat mich nochmal demütiger gemacht. Ich habe realisiert, dass ich nicht systemrelevant bin. Blumengeschäfte, Baumärkte und Friseurläden haben lange vor den Theatern aufgemacht. Da habe ich gemerkt: Ich brauche eine funktionierende, gesunde Gesellschaft, damit ich meinen Beruf ausüben kann. Also bitte: Bleibt gesund!

Du wirst im Mai 50 Jahre jung. Ist das ein Moment zurückzublicken?

Was waren die Highlights in deinem Künstlerleben? Sicher war „Was guckst du?!“ mein erster Meilenstein. Meine Highlights waren immer jene Momente, in denen ich Leute zum Lachen bringen konnte. Egal, ob das via TV, Bühne oder neuerdings Streaming und diverse Social-Media-Kanäle geschehen ist. n Kaya Yanar präsentiert sein neues „Fluch der Familie” ab Mitte April in Innsbruck, Graz, Salzburg, Wien und Linz.

Was unterscheidet den Comedian Kaya Yanar 2023 von dem aus den Anfangstagen? Ich bin gelassener geworden und meines unfassbaren Glücks bewusst. Es hätte so viel schief gehen können. Aber zu meinem beruflichen Erfolg ist dann –etwas spät, aber immerhin – nochmal der private hinzugekommen. Das ist eine eher seltene Kombination. Ich liebe meine Familie und meinen Beruf. Dass ich beides haben kann, ist wunderbar.

Weil du „Was guckst du?!“ ansprichst: Warum hat dieses Format damals so gut funktioniert, dass du praktisch über Nacht zum Superstar aufgestiegen bist? Weil es überfällig war. Die Gesellschaft war gefangen in einer politischen Korrektheit, und die Sendung konnte sie daraus befreien. Wir haben heute übrigens ähnliche Verhältnisse.

Die Welt hat sich seit deinen Anfangstagen dennoch massiv verändert: Warum kommst du immer noch so gut bei den Leuten an? Das müsstest du die Leute fragen. Oder besser nicht, sonst überlegen die es sich nochmal (lacht). Ein Grund könnte aber sein, dass viele Fans mit mir aufgewachsen sind und gute Erinnerungen an mich haben.

Du begeisterst dein Publikum mit der Fähigkeit, unterschiedlichste Akzente und Sprachen imitieren zu können. Ist das ein spezielles Talent oder steckt da harte Arbeit dahinter? Ich glaube, es ist ein Talent. Man kann für Comedy nicht hart arbeiten, sonst fehlt einem die nötige Leichtigkeit.