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„Ich muss diese deppe

Das

TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER

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Bereits zum vierten Mal lädt das Theater im Park in den Sommermonaten in einen „Garten voller Geschichten, Melodien & Träume”. Im Zentrum steht, neben Abenden im Dienste des Kabaretts, des Wienerlieds, der Kammermusik und Klassik auch die Eigenproduktion „Sommernachtstraum” aus der Feder von William Shakespeare, in Bearbeitung von Hausherr Michael Niavarani. Grund genug, um über zeitlosen Reiz, Theater als moralische Lehranstalt und als Dienstleistungsbetrieb, zwanghaftes Witzeln und Niavaranis Haltung zur Cancel Culture zu sprechen.

Sie setzen im Theater im Park heuer auf Shakespeare und spielen den „Sommernachtstraum“. Was ist Ihr Antrieb? Ich will zeigen, wie großartig und lustig seine Stücke sind. In England lachen die Leute bei Shakespeare. Wir haben das Problem, dass die deutschen Übersetzungen im 18. Jahrhundert von stocksteifen Gelehrten angefertigt wurden und sich entsprechend fad lesen. Diese Herren der Aufklärung wollten keine pöbelhaften Lacher, sie wollten das Theater als moralische Lehranstalt. Die Idee dahinter war gut, die Ausführung schlecht – ähnlich wie jetzt bei der Cancel Culture. Ohne Humor, davon bin ich überzeugt, kann man niemandem irgendetwas näherbringen.

Was war ihr Wow-Moment mit Shakespeare? Meine jetzige Frau und ich waren in England. Sie wollte im National Theatre unbedingt „Edward II.“ von Christopher Marlowe sehen. Ich habe Hochkultur immer verweigert, war zwar oft in London in Theater, habe aber immer Musicals oder Standup-Comedy besucht. Zum Glück waren wir gerade im Anfangsstadium unserer Beziehung und ich wollte die neue Geliebte nicht allein ins Theater schicken. Ich bin also mitgegangen und war total fasziniert. Was war ich nur für ein Trottel, habe ich mir gedacht. Gleich nach der Vorstellung bin ich in eine Buchhandlung gestürmt, „Macbeth“ habe ich noch in der U-Bahn begonnen. So etwas Spannendes hatte ich noch nie gelesen! Als Komiker haben mich die zwei Mörder in „Richard III.“ besonders fasziniert. Die reden wie Farkas und Waldbrunn in einer Doppelconferènce. Mittlerweile habe ich 250 Bücher zum Thema Shakespeare zu Hause.

Welche Freiheiten haben Sie sich bei der Bearbeitung genommen? Grundsätzlich alle. Aber den „Sommernachtstraum“ muss man gar nicht umschreiben, die Handlung bleibt komplett gleich. Die Bearbeitung betrifft die sprachliche Oberfläche. Es ist bei uns kein einziger Satz drin, den man nicht versteht, und es werden auch die Witze klarer.

Und ich nehme an, sie haben das Derbe, das die deutschen Aufklärer aus Shakespeares Stücken verbannt haben, wieder reingeschrieben. Natürlich. Wobei der

„Sommernachtstraum“ gar nicht so ordinär ist. Sehr sexuell, aber nicht ordinär. Das ordinärste Stück ist „Romeo und Julia“, da kommen die meisten Umschreibungen für Geschlechtsverkehr und das weibliche Geschlechtsteil vor.

Sie haben das Stück schon vergangenen August gespielt, es feiert aber erst heuer seine offizielle Premiere. Wie kommt das? Es braucht einige Einspielvorstellungen. Durch das Spielen vor Publikum wird das Timing besser und Dinge entwickeln sich weiter. Vielleicht fallen uns sogar noch zwei, drei Witze ein. Die wirklich offizielle Premiere ist deshalb erst heuer im Mai. Das ist sehr angloamerikanisch. Dort spielen sie oft 50 Vorstellungen vor der eigentlichen Premiere. In einem durchschnittlichen österreichischen Theater braucht es vier Produktionen, um überhaupt auf 50 Vorstellungen zu kommen.

Was ist Ihre Maxime als Theatermacher? Man muss Geschichten erzählen und darf die Leute nicht langweilen. Ich habe nichts gegen Regietheater, solang es nicht fad ist. Theater ist ein Dienstleistungsbetrieb. Die Leute zahlen Geld, damit sie zwei Stunden unterhalten werden. Oft verweigern sich die Künstler dem, aber es ist so. Man kann ja auch intelligent unterhalten.

Sie kommen als Komiker aus der SimplSchule. Denken Sie automatisch in Pointen? Ja. Es ist eine Gehirnwindung, die man