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Nuthin’ to

Anfang der Neunziger Jahre stellte der Wu-Tang Clan den Hip-Hop auf den Kopf und eroberte mit ihren Soundschnipseln aus Kung-Fu-Filmen und staubigen Samples alter Platten die Musikwelt. Den 30. Geburtstag ihres legendären Debüts „Enter the Wu-Tang (36 Chambers)” feiert man nun auch in Österreich. TEXT:

Es ist der 25. Februar 1998, Radio City Music Hall, New York: die Grammy-Verleihung. Gerade kommt Singer-Songwriterin Shawn Colvin auf die Bühne um den Preis für „Song of the Year“ für „Sunny Came Home“ entgegenzunehmen. Da hört man im Saal und der Fernsehübertragung eine Stimme über das Lautsprechersystem, die darum bittet, dass man mal die Musik und alles ein bisschen leiser machen solle. Es ist Russel Jones, besser bekannt als Ol’ Dirty Bastard vom Wu-Tang Clan, der das Wort ergreift: Er habe sich ein teures Outfit extra für heute gekauft, weil er davon ausging, dass der Wu-Tang Clan heute gewinnen würde. Was nicht der Fall war, denn „Best Rap Album“ hatte Puff Daddy für „No Way Out“ gewonnen – was für Herrn Jones nicht in Ordnung ging, denn, und ich zitiere, „[…] when it comes to the children, Wu-Tang is for the children, we teach the children […] Puffy is good but WuTang is the best.” Also ein Kanye bei den EMAs lange vor Kanye bei den EMAs. Und „Wu-Tang is for the children“ wurde ein weiteres Zitat in einem Konvolut an Vokabeln, Samples und Zitaten, die zur Legende des Wu-Tang Clans beitrugen. Aber dazu später.

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An American Saga

Den geschichtlichen Abriss der Anfänge kann man sich an dieser Stelle sparen (es sei die erstklassige Serie „Wu-Tang: An American Saga“ auf Disney+ ans Herz gelegt), um es also ganz kurz zu fassen: 1993 in Staten Island, NY gegründet hat der Wu-Tang Clan bereits mit dem Debütalbum „Enter the Wu-Tang (36 Chambers)“ ein Hip-Hop-Album für die Ewigkeit geschaffen. Es folgten drei weitere Alben als Gruppe, deren neun originale Member jeder Hip-Hop-Head im Schlaf aufsagen kann und etliche legendäre Soloalben. 2004 starb Ol’ Dirty Bastard, 2007 folgte ihm (offiziell) Capadonna als neuntes Mitglied nach, seither wurden drei weitere Alben veröffentlicht.

Die musikalische und kulturelle Relevanz des Wu-Tang Clans steht außer Frage: „Enter the Wu-Tang“ ist unangefochten eines der wichtigsten Hip-Hop-Alben aller Zeiten: lyrisch herausragend, instrumental wegweisend und mit all den Samples und Verweisen auf Kung-Fu Filme der 60er und 70er Jahre und einer daraus abgeleiteten Mystik nahezu schon ein Konzeptalbum. Abgesehen davon, dass direkt aus dem Leben von neun jungen, armen AfroAmerikanern im Staten Island der 90er