Universität zu Köln Ostasiatisches Seminar, Abt. Japanologie Japanische Sprache und Sprachwissenschaft (Prof. Dr. Unkel)
28.06.2022 Thomas Schneider
Japanische Onomatopöie & Mimese オノマトペ (Ideophone) Ferdinand de Saussure (1857-1913): sprachliche Zeichen sind arbiträr, d.h. die Verbindung zwischen Wort und Gegenstand ist willkürlich. Sprachliche Zeichen bilden nicht die Wirklichkeit ab.
Ausnahme (?): Ideophone - Onomatopöie / Onomatopoetika: Nachahmen von Tönen oder Geräuschen - Mimese / „Lautmalereien“: klangliche Bildhaftigkeit giseigo 擬声語: Nachahmen menschl. Stimmen & tierischer Laute, z.B. わんわん„wauwau“ giongo 擬音語: Nachahmen von Geräuschen, z.B. がたがた „klappern“ gitaigo 擬態語: Lautmalerei nicht-akustischer Phänomene, z.B. ピカピカ „glitzernd, funkelnd“ gijôgo 擬情語: Lautmalerei eines Gefühlszustands/-veränderung, z.B. いらいら „gereizt“ Verwendung im Japanischen: teilweise zum Füllen lexikalischer Sprachlücken, z.B. zur Spezifikation der Bewegungsweise und in den semantischen Feldern des Essens und Trinkens, Weinens, Lachens, des Regenwetters & der Gefühlsregung. Beispiele: よろよろと歩く yoroyoro to aruku „torkeln“ よたよたと歩く yotayota to aruku „schwanken“ ぶらぶらと歩く burabura to aruku „schlendern“ とぼとぼと歩く tobotobo to aruku „schlurfen“ すたすたと歩く sutasuta to aruku „hasten“
のろのろと歩く noronoro to aruku „bummeln“ ちょこちょこ歩く chokochoko aruku „trippeln“ ずんずんと歩く zunzun to aruku „mit Riesenschritten gehen“
Herausforderung: Bedeutungsnuancen → Speziallexika, z.B. KAKEHI (1996) Polysemie: gleicher Stammlaut, verschiedene Bedeutungen, z.B. コロ koro ころころと鳴く korokoro to naku → giongo: „zirpen“ ころころと転がる korokoro to korogaru → gitaigo: „kullern“ ころころと変わる korokoro to kawaru → gijôgo : „sich ständig ändern“ Bildungsmuster: 1. Verdoppelungen: どきどき „aufgeregt“, いらいら „gereizt“ 2. CV (q/n) CV ri: ぼんやり „verträumt“, はっきり „klar“ 3. CV (CV) q/n: ハッ „plötzlich“, バン „peng“ Abbildungscharakter: Endungsanlaut [k] → oft metallische Geräusche Endungsanlaut [t] → oft schlagendes Geräusch, z.B. ばしっと (ein trockener Stockschlag) Anlaut [n] → schleimig oder klebrig, z.B. ぬるぬる „schleimig”, ねちね ち „schmierig“ stimmloser Anlaut → schwächere, kleinere, leichte, leise Phänomene とんとん „klopfen“, ころころ „kullern“, ぽたぽた „tröpfeln“ halb-stimmhafter Anlaut → stärkere, größere, schwerere Phänomene どんどん „wummern“, ごろごろ „rollen“ , ぼたぼた „platschen“ we-see Presentation: youtu.be/l8ZZmhQ6-XE
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