Als Andy Warhols „The Chelsea Girls“ Ende der sechziger Jahre in die Kinos kam, war die Technik des Splitscreens, also die gleichzeitige Darstellung verschiedener Orte und Handlungen auf einem Bildschirm, revolutionär. Heute, in Zeiten von Corona, besteht daraus unser Alltag. Oder besser gesagt: der Alltag derjenigen, die über einen Computer und schnelles Internet verfügen. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie, heißt es, wirkten wie ein Vergrößerungsglas. Das neoliberale System, das soziale Ungleichheiten potenziert, zeige in der Krise nun sein wahres Gesicht. Was für ein Hohn, waren die katastrophalen Zustände doch auch vor der Krise mehr als sichtbar.
In „normalen“ Zeiten waren es die Theater, die die großen Menschheits- und Gesellschaftsfragen auf der Bühne verhandelten. Doch nun sind die Häuser geschlossen – und werden es, so der Stand Ende April, auch noch für längere Zeit bleiben. In unserem Schwerpunkt Theater in Zeiten von Corona beschäftigen wir uns damit eingehend.