Hannah Steffen, Anna Bertram (Hg.): 25 Jahre Gegenwart schreiben

25 Jahre Gegenwart schreiben Hrsg.

Anna Bertram Hannah Steffen

Theater Winkelwiese Dramenprozessor

25 Jahre Gegenwart schreiben

Hrsg.

Anna Bertram Hannah Steffen

Theater Winkelwiese Dramenprozessor

Vorwort, Hannah Steffen

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Der Dramenprozessor: 25 Jahre Gegenwart schreiben, Anna Bertram, Nathalie Eckstein und Lina Wölfel

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Maria von Ostfeldens AvantgardeTheater als Heimat des Dramenprozessor (ab 1964)

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Strukturaufbau der Schweizer Dramatik (2000–2003)

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Institutionalisierung performativer Autor*innenschaft (2003–2015)

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Ein kollaboratives Produktionsnetzwerk (2015–2022)

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Autor*innenschaft in aller Konsequenz (2022–2025)

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Autor*innen

77

Beteiligte

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« Die künftigen Dramenprozessor*innen sind schon irgendwo unter uns, im Kindergarten am Ende der Strasse, im schwangeren Bauch des Gegenübers im Tram. Es bleibt sicher spannend! »

Stefanie Grob Jahrgang 02/03

Was ich sonst noch sagen wollte ...

« Ich schreibe für die, die keine Sprache mehr haben. Für die, die nachts aufwachen, weil die Welt in ihnen brennt und niemand hinsieht. Ich schreibe mit ihnen.

Die Verantwortung ist eine Last – ja – aber sie ist auch eine Art Heimat. Ich schulde jenen etwas, die in der Dunkelheit leuchten, ohne dass jemand fragt, warum. »

Alexander Stutz Jahrgang 20/21

Welche Verantwortung spürst Du beim Schreiben – und gegenüber wem?

« Dramatik muss, wie jede Kunst, erst mal gar nichts. Ich persönlich mag aber Kunst, die sich zum Zeitgeschehen verhält und damit wohl automatisch politisch ist.»

Suzanne Zahnd Jahrgang 02/03

Wie politisch darf oder muss Gegenwartsdramatik heute sein?

« Ich will Geschichten schreiben, die sich gegen das Patriarchat richten, gegen ausbeuterische kapitalistische Strukturen, gegen Queer-Feindlichkeit, gegen Gewalt, gegen Ausschluss, und gegen das Aufgeben von Widerstand und Zärtlichkeit. »

Sarah Calörtscher Jahrgang 22/23

Welche Verantwortung spürst Du beim Schreiben – und gegenüber wem?

« Es ist unmittelbar, flüchtig und berührt alle Sinne, es verschlingt uns und entlässt uns neu. »

Maria Ursprung Jahrgang 18/19

Was kann Theater heute, das andere Kunstformen nicht können?

« Ich spüre beim Schreiben keine Verantwortung, nur Lust.

Ich spüre beim Denken Verantwortung. Verantwortung zur Genauigkeit. »

Michael Stauffer Jahrgang 00/01

Welche Verantwortung spürst Du beim Schreiben – und gegenüber wem?

Vorwort Es begann als Versuch, als Reaktion auf eine Leerstelle, die sich zur Jahrtausendwende hin offen zeigte:1 Auf den Bühnen waren keine, oder wenn überhaupt nur sehr vereinzelt, Schweizer Autor*innen mit ihren Texten vertreten.

Fand sich auf den Spielplänen der Schweizer Bühnen doch einmal Gegenwartsdramatik, so handelte es sich dabei insbesondere um Übersetzungen importierter Theatertexte oder um Texte aus dem nahen deutschsprachigen Ausland.2 Schweizer Stimmen fehlten. Dieses damals offen zu Tage tretende Manko war der initiale Antrieb des mit dieser Publikation gewürdigten Autor*innenförderprogramms Dramenprozessor.

Heute, kaum ein Vierteljahrhundert später, blicken wir auf eine florierende, weit über die Landesgrenzen hinaus gespielte und international vernetzte Schweizer Dramatiker*innenszene. Diese signifikante Entwicklung schien mir angesichts des 25-jährigen Bestehens einen genaueren Blick wert: Was waren die Auslöser für diese neue Dynamik? Welche Menschen und Netzwerke haben diese Wende mitinitiiert, getragen und gestaltet? Und welchen Beitrag leistete der Dramenprozessor dazu?

Angesichts unserer aktuellen Bemühungen am Theater Winkelwiese, für das kürzlich ins Leben gerufene Zentrum für Dramatik erstmals die zeitgenössische Schweizer Dramatiker*innenlandschaft und mit ihr die Gesamtheit der entstehenden Werke zu erfassen, fiel uns das diesjährige Jubiläum wie ein unverhofftes Geschenk in die Hände: Vielmehr als Feierlichkeiten und Lobsagungen abzuhalten, reizte es uns, die seltene Gelegenheit zu nutzen, um – anhand von Recherchen und Gesprächen mit Zeitzeug*innen – diese beachtliche Entwicklung zu dokumentieren und damit nachzuvollziehen, wie der Funke ins Zünden kam.

Der Funke, der die Fülle an Schweizer Dramatiker*innen und Texten für die Bühne bedingte – und damit auch die 1 Vgl.: Erik Altorfer: The Heirs of Frisch and Dürrenmatt.

Schweizer Gegenwartsdramatik seit 1989, Swiss Arts Council Pro Helvetia Cairo, 2015.

2 Vgl.: Julia Stephan: Viel Drama um junge Dramatik, in: Aargauer Zeitung, 08.01.2016.

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Grundlage für das heutige Selbstverständnis des Theater Winkelwiese schaffte.

Als derzeit verantwortliche Ko-Leiterin des Dramenprozessor begleitete mich bei dieser Suche auch stets die Frage, wie der Dramenprozessor sich zu einem der nachhaltigsten und kontinuierlichsten3 Autor*innenprogramme im deutschsprachigen Raum entwickeln konnte.

Die bereits im Jahr 2015 erfolgte Auszeichnung mit dem Schweizer Theaterpreis4 des Bundesamtes für Kultur zeigt, welch grosse Wirkung das Förderprogramm bereits vor nunmehr einem Jahrzehnt entfalten konnte. Als mir das Amt der Ko-Leitung gemeinsam mit meinem Intendanzantritt am Theater Winkelwiese im Jahr 2022 in die Hände gelegt wurde, konnte ich so auf die bereits jahrzehntelange Vorarbeit meiner Vorgänger*innen aufbauen. Dabei zeigte sich insbesondere das Netzwerk der den Dramenprozessor massgeblich mittragenden und verantwortenden Partnertheater und Stiftungen als überraschend konstant.

Teils wurde das Engagement über Intendanzwechsel an koproduzierenden Theaterhäusern hinweg aufrechterhalten, teils zogen Unterstützer*innen des Förderprogramms weiter an neue Orte und blieben – neuen Arbeitsfeldern und Publika zum Trotz – überzeugte Förder*innen des Dramenprozessor. Sogar über Leitungswechsel im Dramenprozessor selbst hinweg.

Dieser dem Dramenprozessor-Netzwerk innewohnenden, ureigenen Resilienz liegt eine stillschweigende (da von uns oft als selbstverständlich getragene) Überzeugung zu Grunde. Sie fusst auf dem festen Vertrauen in den dramatischen Text und, damit verbunden, einem übergeordneten Enthusiasmus für (Schweizer) Dramatik. Sie verbindet uns – die den Dramenprozessor flankierenden Theatermacher*innen und Geldgeber*innen – über unsere temporären Ämter und damit einhergehenden Verpflichtungen hinaus. Dank ihr wurde der Dramenprozessor, durch die ihn nachhaltig prägenden Menschen, nach

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3 Dramenprozessor. Nahrung fürs Theater. Schweizer Theaterpreis 2015. Aus der Laudatio der Jurymitglieder Anne Fournier und Kaa Linder, BAK. 4 Ebd.

aussen hin so leichtfüssig durch die Jahrzehnte getragen.

All diesen Menschen ist diese Publikation gewidmet.

Hannah Steffen Zürich, im September 2025

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« Im Moment spüre ich eine grosse Verantwortung gegenüber meinen Kindern, nicht nur beim Schreiben. Sie werden nun Zeuge, wie die Natur aus der Balance gerät. Wie Demokratien auf der ganzen Welt unter Druck geraten.

Wie schwerste Menschenrechtsverletzungen ungesühnt bleiben.

Wie die Kriegsangst auch in unseren Breitengraden wieder umgeht und die Wehrpflicht wieder eingeführt werden soll. Wenn ich das mit meiner Kindheit im Emmental vergleiche, bin ich schon sehr behütet aufgewachsen.

Ich möchte mich dafür einsetzen, meinen Jungs eine Welt zu überlassen, in der weiterhin ein friedliches Zusammenleben möglich ist. » Reto Finger Jahrgang 03/04

Welche Verantwortung spürst Du beim Schreiben – und gegenüber wem?

« Zu sehen, wie andere kreative Prozesse funktionieren – chaotischer, strukturierter, langsamer, in heftigeren Kotz-Anfällen.

There is no right way. Der irgendwie funktionierende, gut genuge Weg ist der richtige. »

Kim de l’Horizon Jahrgang 20/21

Was war für Dich das Wertvollste an der gemeinsamen Zeit mit den anderen Schreibenden?

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« Ich feiere jedes Theater, das sich beim jungen Publikum nicht nur auf Adaptionen aus der Weltliteratur oder theaterpädagogische Eigenentwicklungen verlässt, sondern sich auch an Gegenwartsdramatik wagt. Ich wünsche mir mehr Gegenwartsdramatik für alle, in der Schweiz und anderswo, in vielfältigen Formaten. Neue Stücke erzählen von jetzt. »

Eva Roth Jahrgang 18/19

Was bedeutet es für Dich, Gegenwartsdramatik in der Schweiz zu schreiben?

« Ich glaube daran, dass Worte die Realität mitformen. Worte trösten, verletzen, fordern heraus, können Wut und Widerstand anregen, uns je nachdem abstumpfen usw., deshalb spüre ich immer eine sehr starke Verantwortung. Die Sprache wandelt sich mit der Zeit, das ist das, was ich daran auch spannend finde.

Daher haben wir Verantwortung für unsere Sprache und für die Worte, die wir benutzen, sowie das Recht, sie zu hinterfragen. »

Daniela Janjic Jahrgang 05/06

Welche Verantwortung spürst Du beim Schreiben – und gegenüber wem?

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« Ich begann zu lernen, jene Stimmen auszublenden, die meinem Schreiben nicht dienen – sowohl innere als auch äussere Stimmen. (Und ich sage ‹begann›, weil das natürlich ein nicht endender Chrampf ist – diese Stimmen, all diese Stimmen überall und immer!) »

Simon Froehling Jahrgang 03/04

Was hat der Dramenprozessor mit Deinem Schreiben gemacht?

« Immer noch das gleiche, wie vor 2000 Jahren: Menschen in einem Raum versammeln, in der Gegenwart stattfinden: live sein, analog, zutiefst menschlich. Von Menschen für Menschen, nur in diesem einen Moment, jeden Abend wieder neu. Nie wiederholbar. Nie nachholbar. »

Ivna Žic Jahrgang 07/08

Was kann Theater heute, das andere Kunstformen nicht können?

Der Dramenprozessor: 25 Jahre Gegenwart schreiben von Anna Bertram, Nathalie Eckstein und Lina Wölfel Seit einem Vierteljahrhundert besteht der Dramenprozessor als Werkstatt für Dramatik. Autor*innen mit unterschiedlichen Vorerfahrungen – von ersten Schreibversuchen bis zu fortgeschrittener Praxis – finden im Förderprogramm Raum zur Entwicklung eines (ersten) abendfüllenden Theatertextes. Bis heute haben 63 von ihnen das einjährige Programm durchlaufen. Viele konnten im Anschluss ihre Karriere fortschreiben und sind bis heute national wie international beachtet. Sie erscheinen auf Bühnen und Festivalprogrammen, in Romanen, Essays oder journalistischen Formaten. Sie unterrichten an Theater- und Literaturinstituten, geben ihre Erfahrungen weiter; oder sie haben sich bewusst vom Theaterbetrieb entfernt, doch tragen die Prägung des Dramenprozessor auch dort weiter – als Haltung, als Praxis des Denkens in Ambivalenzen, als literarischer Impuls.

Seit einem Vierteljahrhundert wird im Dramenprozessor Grundlagenarbeit für das Theater von heute geleistet.

Doch das Theater von heute war im Laufe dieser Zeit immer wieder einem Wandel ausgesetzt. Schon seit ihrem Bestehen reagiert Dramatik auf die Bewegungen ihrer Gegenwart. Und so tut es auch der Dramenprozessor bis heute: Seine Entwicklung lässt sich anhand der Menschen verstehen, die die grossen gesellschaftlichen, politischen und ästhetischen Verschiebungen der letzten Jahrzehnte mitgestalteten.

Die Menschen, die den Dramenprozessor gegründet, begleitet, durchlaufen, betreut und erarbeitet haben – sie sind Impulsgeber*innen für zeitgenössische Dramatik.

Ihre gemeinsamen Schritte sind getrieben von inhaltlicher Dringlichkeit und formalem Experiment, von Mut und Verspieltheit.

Vier Leitungsteams bauten bis heute auf den Erfahrungen ihrer Vorgänger*innen auf, formulierten neue Schwerpunkte und passten Strukturen an. Schritt für Schritt haben sie das Programm ins Heute gedacht und nicht nur

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ihre eigenen Veränderungen eingebracht, sondern auch Kontinuität bewahrt. Allem voran: der Fokus auf den dramatischen Text als Basis für Theaterproduktionen, der sich am Theater Winkelwiese seit seiner Gründung beharrlich, ja geradezu orthodox, behaupten konnte.

Maria von Ostfeldens Avantgarde-Theater als Heimat des Dramenprozessor (ab 1964) Die Wurzeln des Dramenprozessor und der Winkelwiese reichen in die 1960er-Jahre zurück. In Zürich gibt es zu diesem Zeitpunkt nicht viele Theater: Als Zentralgestirn hat soeben die Neue Schauspielhaus AG am Pfauen ihr 25-jähriges Jubiläum gefeiert.5 Das Bernhard Theater widmet sich im Esplanade, dem Nachbargebäude des Opernhauses6, dem Unterhaltungstheater, während sich das Theater am Hechtplatz der Kleinkunst verschrieben hat.

Der Zunftsaal am Neumarkt 5 wird zu diesem Zeitpunkt nur sporadisch als Theaterort genutzt. Erst zwei Jahre später wird das Theater am Neumarkt als Spielstätte mit künstlerischer Direktion und Ensemble in seiner heutigen Form gegründet. Die Rote Fabrik und damit das spätere Fabriktheater wie auch das Theaterhaus Gessnerallee werden erst aus den turbulenten 80er-Jahren hervorgehen.

In einer Phase, in der Zürich noch über eine kleine Theaterlandschaft verfügt und Institutionen noch kaum Raum für ästhetische Experimente bieten, entsteht im Kellergewölbe der Villa Tobler ein autonomer Bühnenraum, der sich frühzeitig der zeitgenössischen Dramatik und dem ästhetischen Wagnis verschreibt: Das Theater Winkelwiese wird geboren.

Gegründet wird es von Schauspielerin und Regisseurin Maria von Ostfelden. Sie lässt den Keller der Villa 1964 gemeinsam mit dem Architekten und Kunstmäzen Jakob

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5 Ute Kröger, Peter Exinger: In welchen Zeiten leben wir!

Das Schauspielhaus Zürich 1938–1998, Zürich 1998, S. 177.

6 Das die Oper beherbergende Gebäude am Sechseläutenplatz wurde im Jahr 1964 von Stadttheater zu Opernhaus Zürich umbenannt.

Zweifel zum Theaterraum umbauen. Die politische Emigrantin, geflohen vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland und später aus Österreich, übernimmt auch die künstlerische Leitung und verantwortet die Aufführung zeitgenössischer Theaterstücke. Es sind vor allem Stücke avantgardistischer Autor*innen aus Spanien, Grossbritannien und Frankreich in deutscher Übersetzung. Fernando Arrabal, Eugène Ionesco, Edward Albee und José Triana etwa werden alle an der Winkelwiese erstmals auf Deutsch aufgeführt – und der Kellerraum wird bald zu einem lokalen Mythos.

Nach und nach spricht sich herum, dass hier eine Bühne für experimentelles und dramatisches Theater mitten in Zürich entstanden ist, auf der Theaterstücke inszeniert werden, die sonst nirgends zu sehen sind. Noch im Dezember 1963 hatte die Theaterkritikerin Elisabeth Brock-Sulzer konstatiert, das Zürcher Theaterpublikum werde schon lange nicht mehr mit der Avantgarde, dem unsicheren Experiment, konfrontiert. Es müsse dem Experiment auf einer eigenen, kleineren Bühne Raum geschaffen werden.7 Dies gelingt Maria von Ostfelden mit der Eröffnung des Theater an der Winkelwiese.

Bemerkenswert ist, dass die Winkelwiese sich von Anfang an als dezidiertes Autor*innentheater versteht, ohne dass es dafür in der Schweiz zunächst eine breite nationale Basis an Autor*innen gegeben hätte. Als Maria von Ostfelden 1967 in einem Interview gefragt wird: «Warum haben Sie [als Grundlage für ihre Arbeiten] noch nie einem avantgardistischen Schweizer Autor die Chance gegeben?», antwortet sie: «Weil ich ehrlicherweise keinen gefunden habe.»8

7 Vgl. : Ute Kröger, Peter Exinger: In welchen Zeiten leben wir! Das Schauspielhaus Zürich 1938–1998, Zürich 1998, S. 177.

8 In die Zange genommen: Maria von Ostfelden ... mit Elefanteneigenschaften. Interview in der Zeitschrift Femina, 19.05.1967, in: Silvia Markun (Hrsg. ): Maria von Ostfelden.

Theater als Experiment, Zürich 1996, S. 39.

Nachdem die Gründerin 1971 nach einer langen Krankheit stirbt, bildet sich zur Erhaltung des Theaters die Gesellschaft zur Förderung des Theaters an der Winkelwiese, bis heute Trägerinnenschaft der Institution. Über viele Jahre trägt der Kunstmäzen Jakob Zweifel die finanzielle Verantwortung – zunehmend mit Unterstützung von aussen: 1970 und 1971 beteiligt sich die Stadt Zürich erstmals mit einem Beitrag von 50’000 Franken bevor sie zur festen Subventionierung übergeht.

Strukturaufbau der Schweizer Dramatik (2000–2003) Das klare Bekenntnis zum Autor*innentheater bleibt auch nach der Gründungsära Herzstück des Theaters. Der um die Jahrtausendwende entstehende Dramenprozessor lässt sich als logische Weiterentwicklung davon verstehen. Verantwortlich zeichnen sich für die Initialisierung Veronika Sellier und Peter-Jakob Kelting, der von 1997 bis 2002 das Theater an der Winkelwiese leitet.9 Kelting ist Dramaturg und ein Theaterpraktiker, der von Beginn seiner Arbeitsbiografie an einen engen Bezug zu Texten hat. Er hatte Literatur, Linguistik, Geschichte und Soziologie in Hamburg studiert und als Dramaturg in Niedersachsen und Lübeck gearbeitet, bevor er 1994 künstlerischer Leiter des Jungen Theater Konstanz wurde. Sein Ziel für die Winkelwiese: eine Plattform für junge Schweizer Dramatiker*innen schaffen.

In Zürich trifft er auf Veronika Sellier. Sie hatte Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in München und Paris studiert und als Dramaturgin gearbeitet, bevor sie ab 1998 die Leitung der Abteilung Theater und Literatur des Migros-Kulturprozent verantwortet.10 Sellier, überzeugte Förderin des Autor*innentheaters, begleitet den Dramenprozessor fortan finanziell wie ideell und stellt für die Workshopwochen in der – ebenfalls von ihr als 9 Von 1997 bis 1999 gemeinsam mit dem Schauspieler und Regisseur Enzo Scanzi.

10 Das Migros-Kulturprozent ist das Kulturförderungsprogramm des Schweizer Detailhandelsunternehmens Migros, das Gründerehepaar Duttweiler 1957

in die Statuten der Migros aufnahmen. Das Kulturprozent wird auf Grundlage des Umsatzes berechnet und auch bei rückläufigem Geschäftsgang entrichtet.

Neben dem kommerziellen Erfolg ist es gleichberechtigtes Unternehmensziel der Migros.

« Theater findet immer im Moment statt und ist deshalb nie alt. Und das seit tausenden von Jahren. Diesem Moment versuche ich beim Schreiben gerecht zu werden. Es gibt keine ursprünglichere Form des Geschichtenerzählens. Der Buchdruck ist auch nicht mehr ganz neu, aber im Gegensatz zum Theater ist selbst das Buch noch unerprobt, von Film und Internet ganz zu schweigen. Grundsätzlich gilt: Je neuer etwas ist, desto schneller sieht es alt aus. »

Lorenz Langenegger Jahrgang 05/06

Was kann Theater heute, das andere Kunstformen nicht können?

« Mein Stück ist eine Actionund Crime-Komödie. Es war im Konzept angelegt, dass die weiblichen Hauptfiguren in ihren Handlungen von grossen Themen torpediert werden: Freund*innenschaft, Mutterschaft, Care.

Und so kam es dann auch beim Schreiben. Der Text hat sich vor der Wichtigkeit dieser Themen verneigt. »

Hanna Valentina Röhrich Jahrgang 22/23

Gab es im Dramenprozessor einen Moment, in dem Dein Text plötzlich eine eigene Richtung eingeschlagen hat?

Direktorin geleiteten – Künstler*innen-Residenz L’Arc Räumlichkeiten zur Verfügung.

Die Gründung des Dramenprozessor lässt sich als Antwort auf zwei Leerstellen begreifen. Einerseits werden im Schweizer Theaterbetrieb Autor*innen immer noch kaum gefördert. Es fehlen Strukturen, finanzielle Mittel und Vernetzung. Andererseits durchläuft die Dramatik im deutschsprachigen Raum zu dieser Zeit einen Wandel. Bis kurz vor der Jahrtausendwende zeigen die grossen Stadttheaterbetriebe noch wenig Bereitschaft, zeitgenössische Texte von Schweizer Dramatiker*innen in die Spielpläne aufzunehmen. Im Fokus stehen stattdessen historische Autor*innen. Einige zeitgenössische Schweizer Namen bilden die Ausnahmen: Adolf Muschg etwa, oder Urs Widmer. Doch ein Umbruch liegt in der Luft.

In der Baracke – der Studiobühne des Deutschen Theater in Berlin – krempelt zwischen 1996 und 1999 der junge Thomas Ostermeier die bis anhin gängige Theaterästhetik um und schürt mit deutschsprachigen Erstaufführungen angelsächsischer Texte eine neu erwachte Nachfrage nach zeitgenössischen Theatertexten.

Zur gleichen Zeit wird die Postdramatik ausgerufen, massgeblich vorangetrieben durch den Theatertheoretiker Hans-Thies Lehmann und seine 1999 erschienene Monografie.11 Hierdurch eröffnen sich in den folgenden Jahren auch für die Aushandlung von Autor*innenschaft neue Bereiche. Die Frage nach Kollektiv- und Einzelautor*innenschaft, nach Gemeinschaft und neuen Selbstverständnissen im künstlerischen Arbeiten wird zunehmend gestellt.

«Viel Enthusiasmus, aber auch Unsicherheit», so erinnert sich Erik Altorfer an die Anfänge des Dramenprozessor. Der Regisseur und Dramaturg für Theater und Hörspiel leitet den Dramenprozessor fast von Beginn an mit. Und er beschreibt die damalige Stimmung an der Winkelwiese so: «Jetzt sitzen Peter Kelting und ich mit dem ganzen Wissen aus unserer Theaterpraxis da, begleiten zum ersten Mal angehende Dramatiker*innen über eine längere Zeit, erfinden 11 Hans-Thies Lehmann: Postdramatisches Theater, Frankfurt am Main 1999.

alles neu. Trial and error. Keiner von uns beiden hat szenisches Schreiben studiert, eine Ausbildung als Autor*innenförderer oder Stückentwickler gab und gibt es nicht.»

Altorfer ist mit den Formen und Diskursen dieser neuen Dramatik so gut vertraut wie sonst kaum jemand in der Schweiz. Als erster Schweizer Regisseur hat er als Stipendiat am Royal Court Theatre in London gearbeitet und gelernt. Auf dessen Studiobühne Theatre Upstairs – in der Grösse mit der Winkelwiese vergleichbar – lancieren in den 1990er-Jahren Autor*innen wie Sarah Kane, Martin Crimp, Andrea Dunbar, Mark Ravenhill und Rebecca Gilman ihre Karriere in der Dramatik. Als renaissance of new writing12 wird diese Ära gemeinhin bezeichnet.

Die Praxis, mit der sich Altorfer dort vertraut macht, prägt den Dramenprozessor bis heute. Ihre Grundlagen: enge Zusammenarbeit zwischen Autor*innen, Regie und Spieler*innen und die Abkehr von kanonischen Stoffen zugunsten gesellschaftlich relevanter Themen.

Dabei stösst Erik Altorfer eher zufällig zum Dramenprozessor. Eigentlich sollte er dort, als die Gründung noch im Entstehen begriffen ist, bloss von seinen Erfahrungen in London berichten – als Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung, die er von Migros-Kulturprozent erhalten hatte. Peter-Jakob Kelting ist von Altorfers progressiven Zugängen zu Dramatik aber derart begeistert, dass er ihn in die Leitung des Programms beruft.

Kelting und Altorfer bringen Impulse aus dem angelsächsischen Theater in die Zürcher Szene ein. In den 1990er-Jahren hat sich dort eine neue Sprach- und Theaterform junger Dramatiker*innen entwickelt: das In-YerFace Theatre13. Es bringt für die britische und internationale Öffentlichkeit schockierende und teils vulgäre Stoffe auf die Bühne. Das Publikum wird mit expliziten Themen um Gewalt, Sex und Tod konfrontiert, seine Figuren sind oft provokativ und brechen Tabus.

Aus England reisen u. a. Mark Ravenhill oder der irische Autor Enda Walsh nach Zürich, um mit den

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12 Aleks Sierz: Rewriting the nation. British Theatre Today, London 2011, S. 16.

13 Aleks Sierz: In-Yer-Face Theatre: British Drama Today, London 2001.

Dramenprozessor-Autor*innen zu arbeiten. Ravenhills Shoppen & Ficken und Walshs Disco Pigs hatten 1998 ihre deutschsprachige Erstaufführung an der Baracke erfahren.

Beide zählen zu den erfolgreichsten Vertretern des modernen britischen Theaters. Radikale Geschichten, neues Storytelling, Konfrontation auf der Bühne – all das gelangt so vom Vereinigten Königreich in den Keller der Villa Tobler.

Auch dank dieser Impulse emanzipiert sich an der Winkelwiese der Zugang zum Text von der klassischen Dramendramaturgie. An die Stelle des abgeschlossenen Texts als Grundlage des Stücks tritt einer, der unfertig ist, der sich verändern und entwickeln darf. Und dennoch: Am Ende steht ein fertiger Text, mit dessen Material umgegangen werden kann. To workshop a play nennt man dieses Prinzip – und es etabliert sich im Dramenprozessor. Weniger Genie, mehr Prozess, mehr Austausch. Autor*innenschaft wird beweglich und verhandelbar. Die Performativität des Theaters, am Dramenprozessor vor allem die des Textes selbst, gewinnt an Relevanz.

In einer Phase des Umbruchs und der radikalen Infragestellung von Autor*innenschaft, gelingt es Kelting und Altorfer, den neuen Diskurs aufzugreifen, ohne sich von der Tradition der Winkelwiese zu entfernen, und ihn so mitzuprägen. Der erste Jahrgang des Dramenprozessor schliesst im Jahr 2001 ab. Mit dem Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts für Daniel Goetschs in diesem Jahrgang entstandene Stück Ammen erreicht der Dramenprozessor Aufmerksamkeit in der gesamten deutschsprachigen Theaterlandschaft.

Institutionalisierung performativer Autor*innenschaft (2003–2015) Die Struktur des Dramenprozessor festigt sich weiter, nachdem 2003 Stephan Roppel die Leitung der Winkelwiese übernimmt. Die Intendanz trägt in ihren zwölf Jahren zur Konsolidierung des Theaters und seines Förderprogramms als Kompetenzzentrum für zeitgenössisches Autor*innentheater bei. Kontinuierlich bleibt Erik Altorfer Teil der Dramenprozessor-Leitung und damit eine Instanz, die Erfahrungen, Kontakte und Wissen aus

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den Anfangsjahren mitbringt. Der in den 1990er-Jahren einsetzende Wandel führt in den Nullerjahren zu einer Blütezeit der Gegenwartsdramatik. Auch die grossen Häuser setzen Autor*innenschaft nun vermehrt in den Vordergrund. Nicht mehr im klassischen Sinn: Der dramatische Kanon verliert an Bedeutung, neue Theatertexte und -formen finden Publikum.

Die Winkelwiese macht beides: Sie profitiert von dieser Entwicklung und prägt sie zugleich mit. Ihr Konzept gleicht demjenigen der Baracke, wo Ostermeier, bevor er 1999 als künstlerischer Leiter an die Schaubühne wechselt, den Paradigmenwechsel einleitet. Auf der Bühne werden Stoffe verhandelt, die sich mit gesellschaftlichen und politischen Konflikten der Zeit beschäftigen. Wie schon zur Gründungszeit liegt ausserdem ein Schwerpunkt auf der Erstaufführung von Übersetzungen. Aus der bis dahin eher experimentellen Plattform wird eine feste Instanz innerhalb des Schweizer Theaters.

Und der Dramenprozessor professionalisiert sich.

Seine Autor*innen erregen immer mehr Aufsehen, was nicht verwunderlich ist: Denn der Dramenprozessor bildet eine institutionelle Struktur, die im Schweizer Kontext in dieser Form bis anhin einzigartig ist. Obgleich auch anderenorts erste Initiativen zur Förderung von dramatischem Schreiben ins Leben gerufen werden. So haben beispielsweise in Basel 1999 die Theatermacher*innen Monika Neun, Sebastian Krähenbühl und Lukas Holliger die Idee zur Antischublade. Unfertige oder unaufgeführte Theatertexte werden innerhalb einer Probenzeit von drei Wochen im Raum33 zur Uraufführung gebracht. Von 2001 bis 2003 verantworten Ursina Greuel und Lukas Holliger die Reihe gemeinsam. Eine über längere Zeit andauernde, tiefgreifende Ausbildung oder Förderung für Theaterautor*innen gibt es zum damaligen Zeitpunkt keine. Zwar wird später das Schweizer Literaturinstitut in Biel (2006) gegründet – doch im Unterschied zu diesem, wie auch zu den Studiengängen Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin (seit 1990) und Literarisches Schreiben in Leipzig (1995 in der heutigen Form neu begründet), ist der Dramenprozessor stark auf eine performative Praxis und praktische Theaterarbeit ausgerichtet. Das vom Theater Basel initiierte Stück Labor (2008) wendet sich ebenfalls an junge Autor*innen und ermöglicht den Dramatiker*innen durch seine

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« Mich auf einem breiten Korridor starker Kontraste aufzuhalten – zwischen Bergluft, gelebtem Multikulturalismus, und dem komplexen Verhältnis zum eigenen Begriff von Schuld, im historisch-politischen Sinne, darin versteckt sich eine äusserst anregende Themenvielfalt. »

Aron H. Matthiasson Jahrgang 24/25

Was bedeutet es für Dich, Gegenwartsdramatik in der Schweiz zu schreiben?

« Liebes Stück, ich würde manchmal gerne kurz Urlaub in dir machen, langsam vermisse ich nämlich die, die in dir wohnen, und hätte Lust auf einen Kaffee zum gegenseitigen Updaten. Wie geht’s euch so? »

Jette Clasen Jahrgang 24/25

Liebes Stück …

Anbindung an professionelle Theaterbetriebe, erste Erfahrungen als Hausautor*innen zu sammeln.

Im Dramenprozessor entwickeln die Beteiligten das Schreiben für das Theater weiter – und das immer auch ins Unbekannte hinein. Die Arbeit des Dramenprozessor beginnt jeweils im September. In den Hügeln des Schweizer Juras, in Romainmôtier im Kanton Waadt, trifft sich der neugegründete Jahrgang der Autor*innen zu einer Intensivwoche: einer Art Denkfabrik. Die Autor*innen bringen Material mit, das sie interessiert, irritiert oder inspiriert; zu dem sie Fragen haben, denen man sich schreibend nähern kann. Fotos, Artikel, Filme, Musik – oft ist dieses Material entscheidend für die Weiterentwicklung ihrer Stückidee. Manchmal ist dieses Material die Quelle, der Ursprung des Stücks. In den folgenden monatlichen Modulen knüpfen die Teilnehmer*innen an diese Zeit an, lesen, schreiben und diskutieren gemeinsam weiter.

Im Gegensatz zu regiezentrierten Ansätzen kommen im Dramenprozessor bald auch Schauspielende mit den Dramatiker*innen zusammen: Szenische Lesungen zur Zwischen- und Abschlusspräsentation etablieren sich. Kollektive Prozesse sollen die kreative Arbeit voranbringen.

Für Autorin Katja Brunner, die 2009 / 10 am Dramenprozessor teilnimmt und dort ihr mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnetes Stück von den beinen zu kurz schreibt, sei diese enge Zusammenarbeit zwischen Spielenden, Regie, Dramaturgie und Autor*innen essentiell für ihre Entwicklung als Autorin gewesen, erzählt sie: «Wie hört sich das beim ersten Mal Lesen an, beim fünften Mal; wo sind rhythmische Eigenheiten, wo sind Fehler? Welche Interpunktion versetzt einen spielenden Körper womöglich in mehr Tempo?»

Stephan Roppel veranlasst schliesslich auch die Änderung des Ausbildungsrhythmus. Ab 2007 absolvieren von nun an alle zwei Jahre vier Autor*innen das Förderprogramm.

Zuvor war es noch jährlich angeboten worden. Die Änderung schafft Entlastung und schärft den Fokus. In einem Resümee über Stephan Roppels Leitung schreibt Andreas Tobler in Theater der Zeit:

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«Als Gegenposition zum Projekt- und Performancetheater verteidigte man an der Winkelwiese ein Theater, das auf authentische Zeugen in eigener Sache, aber auch auf Ironisierung verzichtete – und forderte ganz allein mit Texten Dringlichkeit ein.»14 2015, im letzten Jahr unter der Leitung von Roppel, wird der Dramenprozessor mit dem Schweizer Theaterpreis ausgezeichnet.

Ein kollaboratives Produktionsnetzwerk (2015–2022) Ein Habitat der Sprache15 sollte die Winkelwiese auch unter Manuel Bürgin bleiben, der ab 2015 die Leitung übernimmt und von nun an das Programm gemeinsam mit der Dramaturgin Ann-Marie Arioli und dem Autor Andreas Sauter verantwortet. Das neue Leitungsteam treibt die Öffnung des mittlerweile etablierten und auch international renommierten Programms voran. Einerseits öffnet es sich für kollektivere Formen der Textproduktion, andererseits entwickelt der Dramenprozessor eine neue Durchlässigkeit. Er wird zum Gefäss, in dem sich Stadttheater und die freie Theaterszene der Schweiz begegnen, um gemeinsam neue Gegenwartsdramatik zu entwickeln.

Als neuer Leiter der Winkelwiese bringt Manuel Bürgin, erfolgreicher Schauspieler, bevor er seine Regielaufbahn beginnt, seine schauspielerische Perspektive in das Programm ein. Die Lust auf Experimente ist spürbar.

«Der Text ist für mich eine Aufforderung, etwas mit ihm anzustellen»16, sagt Bürgin.

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14 Andreas Tobler: Die Autorenvilla, in: Theater der Zeit, Juni 2015.

15 Elisabeth Feller: Nährboden Winkelwiese, in: Theater der Zeit, Mai 2016.

16 Ebd.

Einen Text als eine offene Struktur und eine Einladung zu begreifen, wird programmatisch: Interpretieren, Ergänzen, Umgehen, Weiterdenken. Autor*innen seien nicht nur Schreibtischtäter*innen, sondern Berichterstatter*innen, Aktivist*innen, Chronist*innen unserer Zeit, so Bürgin.

Die in der Roppel-Ära erarbeitete Verzahnung von Textentstehung und -umsetzung wird unter Bürgin konsequent weitergedacht. Das beinhaltet auch die intensivere Vernetzung der Winkelwiese in der Stadt und darüber hinaus. 2016 etabliert sich eine neue Zusammenarbeit mit dem von der Dramatikerin und Regisseurin Sabine Harbeke geleiteten Bachelorstudiengang Regie an der Zürcher Hochschule der Künste.

Die Autor*innen in Ausbildung treffen dadurch früh auf Studierende der Regie, um einen gemeinsamen Arbeitsprozess entwickeln zu können. Mit dem Théâtre Le Poche in Genf wird erstmalig ein Theater aus der französischen Schweiz zum Koproduzenten des Dramenprozessor. Unter der Leitung des ebenfalls für zeitgenössische Dramatik begeisterten Mathieu Bertholet werden Übersetzungen von Dramenprozessor-Texten mandatiert (wie etwa frau verschwindet [ versionen ] von Julia Haenni oder Spaghetti bona fide von Matteo Emilio Baldi). Während spätestens ab 2003 / 04, beginnend mit Texten von Reto Finger und Darja Stocker, Texte der Dramenprozessor*innen in viele Sprachen übersetzt und weltweit aufgeführt wurden, startet mit dieser Kollaboration ein lebendiger Austausch innerhalb der Schweiz: Zunächst zwischen der deutsch- und französischsprachigen Schweiz, etwas später dann über alle Schweizer Sprachregionen hinweg.

Mit dieser Öffnung einher geht auch eine neue Perspektive auf Schreibprozesse. In ihren Fokus tritt verstärkt ein Prinzip, das Autor*innenschaft weniger als linearen Entstehungsprozess, sondern als offenes Arbeiten versteht. Die Praxis gestaltet sich nun immer mehr iterativ, in einer Art Schleifenbewegung: In dem Moment, da sich aus ersten Skizzen ein dramatischer Text zu formen beginnt, soll ein Perspektivenwechsel einsetzen. Statt vorschnell auf dem Bestehenden zu beharren, soll der Blick wieder geweitet werden.

Weg von einzelnen Szenen oder Figuren, hin zu den übergeordneten Strukturen, zu Fragen von Form, Sprache und thematischem Fokus. Dann neujustieren, verdichten, feilen, Darlings killen: Schleifen bis zur Abschlusspräsentation.

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Recherchen, Dokumentationen und journalistische Formen des Schreibens werden zu dieser Zeit immer wichtiger für die Theaterarbeit. Es geht darum, aktuelle gesellschaftliche Themen zu fassen und zu verarbeiten. Wobei die Positionierung der Autor*innen in ihrer Gegenwart nicht nur durch diese neue Art der Arbeit am Text erfolgt. Sie schlägt sich in der gesamten Gestaltung des Ausbildungsprogramms nieder. Auch in einer weiteren Verflechtung der Autor*innen mit Institutionen, in denen die Schreibenden nah an Menschen arbeiten und mitgestalten. Kurzresidenzen an den verschiedenen Koproduktions-Theatern werden zum Prinzip des Dramenprozessor.

Andreas Sauter, der in diesen Jahren bis 2015 den Dramenprozessor als Autor*innenbetreuer begleitet und damit erster Ansprechpartner während der Textentwicklungen ist, spricht von der Entstehung sogenannter Möglichkeitsorte: Im besten Fall sei der Dramenprozessor ein Raum des unermüdlichen Austausches, der Befragung, in dem alle ihre Stimmen einbringen und weiterentwickeln können.

«Wenn es gelingt, diesen Raum zu etablieren, zu öffnen, produktiv werden zu lassen, dann kann er das Schreiben unabhängig von den Räumen, in denen wir uns befinden, befördern»17, sagt Sauter, der heute als Autor in Berlin lebt.

Getragen wird dieser Möglichkeitsraum von einem dichten Netzwerk für zeitgenössische Dramatik, das im Dramenprozessor als Knotenpunkt zusammenläuft. Und das weit über die eigenen Produktionen hinausweist. Spieler*innen und Regisseur*innen sind ebenso Teil davon wie Verlage, Theater und Produktionshäuser. Stücke aus dem Dramenprozessor werden übersetzt, auch ausserhalb der Schweiz aufgeführt, Häuser geben Stücke in Auftrag. Texte, die hier erarbeitet werden, gelangen an eine immer grössere Öffentlichkeit.

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17 Andreas Sauter, Olivier Keller, Patric Bachmann: MailTrialog zum Dramenprozessor, in: Patric Bachmann, Olivier Keller, Sophie Witt (Hrsg. ): Ohne festen Wohnsitz. Theater Marie 2012–2022, Berlin 2022, S. 73.

« Es ist einfacher, weil ich zumindest das Gefühl habe, ich wisse, von was ich schreibe. Sonst hole ich mir Hilfe. Schliesslich ist Schreiben ein kollektiver Prozess. »

Maria-Lusie Tzikas Jahrgang 24/25

Was bedeutet es für Dich, Gegenwartsdramatik in der Schweiz zu schreiben?

« Nicht bloss Content produzieren. Etwas sagen. Aber nicht etwas, was schon so dermassen gesagt ist, dass es bloss wieder Content ist. Aus Verantwortung mir selbst gegenüber, weil ich mich nicht langweilen will. Und aus Verantwortung der Kunst als Gesamtes gegenüber, darunter macht man’s ja ehrlich gesagt nicht. »

Daniel Mezger Jahrgang 07/08

Welche Verantwortung spürst Du beim Schreiben – und gegenüber wem?

Der Dramenprozessor vollzieht eine Weiterentwicklung von institutionell verankerter Autor*innenförderung, von einer Art Schule hin zu einem Hub, der individuelle, kollektive und institutionelle Akteur*innen zusammenbringt.

Das spiegelt sich auch in der breiten Träger*innenschaft wider. Als Koproduzent*innen engagieren sich über viele Jahre hinweg: das Konzert Theater St. Gallen, das Théâtre Le Poche Genf, das Theater Marie in Suhr, das Theater Chur, phasenweise auch das Theater Schaffhausen, das TAK Liechtenstein und das Roxy Birsfelden. Die Bühne Aarau (bis 2020 noch als Theater Tuchlaube) und das Schlachthaus Theater Bern gehörten bereits mit zum Gründungsnetzwerk und sind als koproduzierende Bühnen dem Dramenprozessor fest verbunden.

Autor*innenschaft in aller Konsequenz (2022–2025) Im Jahr 2022 tritt die Regisseurin Hannah Steffen die Leitung des Theater Winkelwiese an und ruft es zum Schweizer Zentrum für Dramatik aus. Das Haus verpflichtet sich der praktischen und konkreten Autor*innenförderung in aller Konsequenz. An erster Stelle bedeutet das: Der Dramenprozessor verzahnt sich deutlicher mit der Winkelwiese als eigenständiges Autor*innentheater, das sich zu Uraufführungen von Dramenprozessor-Stücken und der vertieften Zusammenarbeit mit der freien Szene in der Schweiz auf Basis von Theatertexten verpflichtet. Im Spielplan entsteht eine neue Dichte an Stücken aus dem Dramenprozessor und seiner Autor*innen. Das ist auch möglich, weil man auf eine lebendige Szene zeitgenössischer Dramatiker*innen zurückgreifen kann. Die Leitung des Dramenprozessor übernimmt neben Steffen die Dramaturgin Fadrina Arpagaus.

Die Winkelwiese als Zentrum zu begreifen, ist nicht bloss Rebranding, sondern geht mit einem erweiterten Selbstverständnis einher. Neu sollen hier nicht mehr nur Texte entstehen, sondern auch bereits vorhandene Arbeiten anerkannt, bewahrt und zugänglich gemacht werden.

An der Winkelwiese hat sich in all den Jahrzehnten eine Unmenge an Material und Beziehungen angesammelt.

Stücke und Dokumentationen liegen im Archiv und warten

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darauf, aktiviert zu werden. Diese bisherigen Errungenschaften der Öffentlichkeit verfügbar zu machen, macht die Theaterleitung zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit.

Sie knüpft damit auch an neue Entwicklungen des ästhetischen Diskurses an. Die Jahre des postdramatischen Experimentierens, während derer in fragmentarischen Textflächen die Auflösung der Figuren erprobt wurde, haben in Kunst und Theater Spuren hinterlassen. Der gegenwärtige Textbegriff fällt keineswegs hinter den der Postdramatik zurück, sondern es ist einer, in dem die «Selbstreferenzialität neue Formen findet», wie es der Dramaturg Bernd Isele ausdrückt. Er kennt und begleitet die deutsche Gegenwartsdramatik und das Theater Winkelwiese seit Jahren. In Förderprogrammen wie dem Dramenprozessor wird «das, was sonst eine einsame Tätigkeit ist, nämlich schreiben, zu etwas Gemeinschaftlichem.»

Damit meint er nicht nur den Text, sondern die Theaterarbeit überhaupt: «Am Theater wollen wir so miteinander umgehen, wie wir überall miteinander umgehen wollen. Wie schaffen wir es, auf Augenhöhe zu arbeiten, gegenseitige Bedürfnisse ernst zu nehmen, fair und transparent zu kommunizieren?», fragt Isele. Nun trifft man im gesellschaftlichen Diskurs auf eine politische Dringlichkeit. MeToo, Black Lives Matter und die Klimabewegungen haben den öffentlichen wie auch den theatralen Diskurs erreicht und wachgerüttelt – und damit Räume für längst überfällige Veränderungen geöffnet. Institutionen reissen vermehrt Prozesse nachhaltiger Transformation ihrer Strukturen an, in der Zwischenzeit suchen Autor*innen nach neuen Ausdrucksweisen.

Diese politischen Dynamiken brechen Widersprüche des Theaterbetriebs auf. Auf der einen Seite ist da der Anspruch auf gesellschaftliche Relevanz und künstlerische Freiheit. Auf der anderen Seite bewegt sich dieser in

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festen Strukturen, Regeln und exklusiven Zugängen. Auch die Förderung von Gegenwartsdramatik trägt diese Ambivalenz in sich: Wer Zugang findet, profitiert von bestehenden kulturellen und sozialen Privilegien. Aber Theater bleibt bestimmten Gruppen vorbehalten. Während es gesellschaftliche Fragen verhandelt, bleibt sein eigener Rahmen oft sozial und politisch begrenzt.

Auch in den Dramenprozessor finden diese Auseinandersetzungen Eingang. Die langfristige und kontinuierliche Begleitung der Autor*innen gewinnt an Bedeutung.

Strukturelle Hürden werden abgebaut und der Zugang zu kreativen Prozessen erweitert.

Neu dozieren etwa auch Theaterpraktiker*innen, die mit ihrer Autor*innenschaft post- und dekoloniale Perspektiven einbringen. Module mit Gästen wie den Autor*innen Fatima Moumouni oder Necati Öziri sollen der kanonischen Autorität etwas entgegensetzen und gegenläufige Formen historischer Sinnstiftung einbringen. Wo Stimmen nicht unmittelbar aus eigener Erfahrung eingebracht werden, gilt es zumindest – so die neue Maxime – ihre Perspektiven und ihre Anwesenheit mitzudenken. Die Leitung hebt die Altersbegrenzung für den Dramenprozessor auf und setzt sich zum Ziel, mehrsprachige Ansätze zu integrieren, auch um Milieus jenseits des klassischen Bildungsbürgertums anzusprechen. Es ist eine Art Fluchtpunkt: «Wir sind aufgebrochen – aber angekommen sind wir noch lange nicht», sagt Hannah Steffen.

Das neue Augenmerk auf die Position der Autor*innen geht konsequenterweise mit einer individuelleren fachlichen Begleitung einher. So werden die Jahrgänge während der ersten Hälfte des Programms von einer Autor*innenperson begleitet, die neben ihrer fachlichen Expertise auch den unterschiedlichen Lebensrealitäten der Teilnehmer*innen Anschluss bieten kann.

Im zweiten Halbjahr folgt parallel zum regulären Programm eine Mentor*innenphase. Die Teilnehmer*innen können – aus einem Pool von professionellen Theaterschaffenden und insbesondere Schreibenden – eine zu ihrem Vorhaben passende Ansprechperson wählen, die sie

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bei der Fertigstellung ihrer Texte vertrauensvoll begleitet.

Nicht nur der Text will gesehen und gestützt werden, sondern auch die Autor*innen. Mit dem Ziel, nach Abschluss des Förderprogramms, tragfähige und selbstbestimmte künstlerische Karrieren zu ermöglichen.

Das bedingt auch den Aufbau von Wissensstrukturen. Gefördert durch Transformationsgelder des Bundes und die Pro-Helvetia-Ausschreibung Digitale Sichtbarkeit entsteht 2022 an der Winkelwiese eine Plattform, die das zeitgenössische dramatische Schaffen zugänglicher denn je macht: das Zentrum für Dramatik – das einzige digitale Archiv zeitgenössischer Schweizer Dramatik.

«Wer auf der Suche nach einem Roman oder Lyrik ist, findet diese in einer Buchhandlung.

Wer auf der Suche nach einem Theaterstück ist, wusste bisher nicht, wo suchen. Diese Lücke schliesst das Theater Winkelwiese.»18, schreibt es die Journalistin Anna Kardos.

Hier lassen sich Stücke nach Entstehungsjahr, Sprache, Autor*in oder Aufführungshistorie durchstöbern. Die Texte sollen so nicht bloss verwahrt werden, sondern zirkulieren – über ihre Bestimmung als inszenierte Stücke auf der Bühne hinaus und eingebettet in eine Infrastruktur, die auf kollektiver Mitarbeit basiert. Das stärkt die Sichtbarkeit innerhalb der Branche, erleichtert die Vermittlung der Gegenwartsdramatik und die Erschliessung neuer Zielgruppen. Vor allem aber wird die Sammlung, die in Jahrzehnten der Arbeit von Autor*innen im Dramenprozessor und der gesamten Schweiz entstanden ist, damit zu einer offenen Ressource für kommende Generationen.

Dieser fragende Blick zurück und nach vorn ist vielleicht die logische Konsequenz von Maria von Ostfeldens politisch-ästhetischem Umdenken, das an der Winkelwiese und später im Dramenprozessor kontinuierlich weitergedacht wurde. Bis hin zu der heutigen Frage: Wie kann Gegenwartsdramatik sich noch weiter öffnen, zugänglich gemacht und vermittelt werden, um auch über den engen Theaterbetrieb hinaus gesellschaftliche Wirkung zu entfalten?

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18 Anna Kardos: Was ist mit den 80 Millionen Franken Steuergeldern für die Kultur passiert?, in: NZZ am Sonntag, 06.04.2023.

« Im Schreiben darf man alles und muss überhaupt nichts.

Sobald man das eine oder das andere davon vergisst und denkt, man dürfe dies nicht und man müsse jenes, wird es ideologisch, das interessiert mich nicht. »

Verena Roßbacher Jahrgang 02/03

Wie politisch darf oder muss Gegenwartsdramatik heute sein?

« Ich hoffe jeweils, dass er frühere Glaubenssätze löst oder zumindest darauf hinweist, dass solche vorhanden sind. »

Darja Stocker Jahrgang 03/04

Wie wünschst Du Dir, dass Dein Text aufgenommen wird von einem Publikum?

Die Antwort liegt, bei aller Widersprüchlichkeit, offen zutage. Sie findet sich auch in der Geschichte des Dramenprozessor. Wenn die Gegenwartsdramatik ihr gesellschaftliches Potenzial entfalten will, muss sie beides zugleich tun. Sie muss ihre eigenen Strukturen erhalten und weiterentwickeln. Und andererseits: genau diese Kreisläufe stören und aufbrechen. Auch weiterhin.

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« Schreiben aus dem Hier und Jetzt fürs Hier und Jetzt. Über das sprechen, was jetzt abgeht, damit wir gemeinsam mehr verstehen können und sich Dinge verändern. »

Julia Haenni Jahrgang 16/17

Was bedeutet Gegenwartsdramatik für Dich – ganz persönlich?

« Ab und zu erlebe ich etwas im Theater, das mich mehr aufwühlt und umtreibt als es an einem Konzert oder in einer Galerie der Fall ist. »

Matto Kämpf Jahrgang 04/05

Was kann Theater heute, das andere Kunstformen nicht können?

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« Die Verantwortung sass mir den ganzen Schreibprozess über im Nacken. Eine kleine Stimme, die sich dafür einsetzte, etwas nicht zu wiederholen in der Auseinandersetzung mit der Gewalt in den Bildern, der Gewalt der Geschichte. Gegenüber wem?

Gegenüber denen, die die Schwere der Folgen dieser Bilder und Geschichte(n) anders spüren als ich. »

Kian Amadeus H. Jahrgang 22/23

Wie politisch darf oder muss Gegenwartsdramatik heute sein?

« Der Sound der heute gesprochenen, gedachten oder gefühlten Sprache. Die Uneasyness, die Selbstwidersprüchlichkeit, das Grenzenlose in Form, Rhythmus und Topic zu fassen. Geschichten, die sonst nicht erzählt werden und unter den Tisch fallen. Oder theatrale Orientierungsversuche mit Perspektive auf Abgründe. »

Andreas Liebmann Jahrgang 05/06

Was bedeutet Gegenwartsdramatik für Dich – ganz persönlich?

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« Menschen zusammen in einen Raum bringen, aus dem sie nicht einfach so leicht weggehen können. Und Utopien ganz nah zu den Zuschauer*innen transportieren. »

Anaïs Clerc Jahrgang 22/23

Was kann Theater heute, dass andere Kunstformen nicht können?

« Gegenwartsdramatik sind für mich originäre Bühnentexte, die in der näheren Vergangenheit entstanden sind – in den letzten 25 Jahren vielleicht? Dabei müssen Gegenwartsstücke weder in der Gegenwart spielen noch zwanghaft die Gegenwart verhandeln wollen: So wie das Persönliche immer politisch ist, so schreibt sich die jeweilige Gegenwartserfahrung der Autor*innen immer in ihre Sprache und damit in den Text ein. »

Dmitrij Gawrisch Jahrgang 09/10

Was bedeutet Gegenwartsdramatik für Dich ganz persönlich?

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« Die grösste Verantwortung besteht für mich meinen Figuren gegenüber. Wenn ich diese, ihre Geschichte und das Erzählen derselben ernst nehme, dann übernehme ich gleichzeitig die Verantwortung gegenüber den Spielenden und dem Publikum. »

Rebecca C. Schnyder Jahrgang 13/14

Welche Verantwortung spürst Du beim Schreiben – und gegenüber wem?

« Schreiben, das ist jene Kraft, die das Getriebe des scheinbar Selbstverständlichen zum Stillstand bringt und so einen Raum öffnet für etwas anderes.»

Gerhard Meister Jahrgang 01/02

Worin liegt das Widerständige im Schreiben?

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Autor*innen

2000 / 2001 Renata Burckhardt (*1973 in Bern) hat Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel studiert. Seither bringt sie Sprache, Theater und Kunst zusammen.

Ihre Theaterstücke wurden auf diversen Bühnen gespielt. Sie schreibt Kolumnen (Magazin Z der Neuen Zürcher Zeitung, Kleiner Bund) und publiziert Essays und Texte.

Sie ist Dozentin u. a. an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel sowie der Hochschule Luzern und inszeniert szenische Interventionen. 2021 erschien ihre Novelle Alma (aboutbooks).

Marianne Freidig (*1968 an der Lenk) lebt in Bern. In der Spielzeit 2005 / 06 war sie Residenzautorin am Staatstheater Stuttgart, wo ihre Stücke Mañana und Top Kids uraufgeführt wurden. Für ihre Stücke erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien sowie Einladungen zu Festivals. Sie schreibt Prosatexte, Hörspiele und Kolumnen und arbeitet heute als Dozentin für Textarbeit an der Schule für Gestaltung in Basel.

Lukas Holliger (*1971 in Basel) ist freier Autor. Im Jahr 2005 war er für den Autor*innenpreis des Heidelberger Stückemarkt sowie den Kleist-Förderpreis nominiert.

Monster zertrampeln Hochhäuser

war in der engeren Auswahl beim Berliner Stückemarkt 2011. Heute schreibt er für Theater sowie Prosa. Sein Romandebüt Das kürzere Leben des Klaus Halm (Zytglogge, 2017) war für den Schweizer Buchpreis nominiert.

Glückspilzbank (Atlantis, 2023) und Wühl! (Der gesunde Menschenversand, 2025).

Daniel Goetsch (*1968 in Zürich) lebt als freier Autor in Berlin. Er studierte Rechtswissenschaft und schrieb mehrere Theaterstücke, u. a. den Monolog Mir, die komische Tragödie Ammen (Autor*innenpreis des Heidelberger Stückemarkts) und Hörspiele: Das Hotel hat ein Loch (Ursendung DRS 1, 2006) sowie Der Fleischgott (Ursendung WDR, 2007). Er veröffentlicht diverse Prosa.

Jacqueline Falk (*1967 in Quito) ist in Quito, Hongkong und der Schweiz aufgewachsen. Sie studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Hispanistik sowie Filmregie im Master. Sie war Interimsleiterin des Cartoonmuseum Basel und als Kulturjournalistin tätig. 2005 bis 2021 war sie Kulturbeauftragte und Leiterin der Fachstelle Kultur der Stadt Zug. Seit 2021 leitet sie den Bereich Kultur und Gesellschaft der Standortförderung Zürioberland.

Melanie S. Rose (*1968 in Bad Gandersheim, †2020) war Dramaturgin und Autorin. Sie verbrachte längere Aufenthalte in Frankreich, Kroatien und der Schweiz. 2002 wurde ihr Theaterstück Sheharazade.NOW im Rahmen der Schweizer Landesausstellung Expo.02 in Yverdon-les-Bains uraufgeführt. Ihr Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Jahresstipendium der LydiaEymann-Stiftung.

Michael Stauffer (*1972 in Winterthur) Dichterstauffer, feilt und forscht mit heller Freude am grossen Staufferwerk. Neben Prosa, Theaterstücken, Lyrik und Hörspielen (u. a. für SRF und WDR) macht er auch Performances und tritt gerne mit Musiker*innen auf. Zuletzt erschienen die Romane

2001 / 2002

Simon Ledermann (*1969 in Lungern) studierte Germanistik, später an der Schauspiel Akademie Zürich (heute: Zürcher Hochschule der Künste). Nach seinem Diplom arbeitete er für ein Jahr als Dramaturg und Schauspieler und seit dem Dramenprozessor auch als freischaffender Regisseur und Autor. Simon Ledermann schreibt, übersetzt, entwickelt und inszeniert Theaterstücke und Hörspiele für Radio SRF. Er lebt mit seiner Familie in Zürich.

Gerhard Meister (*1967 im Emmental) schreibt Theaterstücke, Hörspiele und Spoken-Word-Texte, mit denen er selbst auf die Bühne geht. Bis 1995 Studium der Geschichte und Soziologie. Aufführungen am Stadt-

« Liebes Stück, ich hab dich gehasst, weil du mir den Boden unter den Füssen weggezogen hast, aber noch heute bist du für mich das Wichtigste, was ich je geschrieben habe. Danke! »

Viola Rohner Jahrgang 04/05

Liebes Stück ...

«Als erstes spüre ich eine Verantwortung gegenüber dem Stoff.

Ebenso ist es mir wichtig, im besten Sinne ‹niederschwellig› zu schreiben, nicht durch zu voraussetzungsreiche Texte Teile des umsetzenden Teams oder des Publikums auszuschliessen. »

Esther Becker Jahrgang 16/17

Welche Verantwortung spürst Du beim Schreiben – und gegenüber wem?

theater Bern, Burgtheater Wien und bis heute an zahlreichen Bühnen im In- und Ausland. Er ist Teil des Spoken-Word-Ensembles Bern ist überall und des Trios BrueckerMeisterTrauffer.

Sabine Wen-Ching Wang (*1973 in Münsterlingen) studierte Sinologie sowie Kunstgeschichte Ostasiens in Zürich und Taipeh. Sie erhielt mehrere literarische Stipendien in Berlin, Klagenfurt und Wien. Ausgezeichnet wurde sie u. a. mit dem Preis der Société Suisse des Auteurs 2003, dem Jurypreis der St. Galler Autorentage 2005 und dem Lyrikpreis der Internationalen Bodenseekonferenz 2006. Sabine WenChing Wang lebt in Zürich.

2002 / 2003 Stefanie Grob (*1975 in Bern) ist die schnellste Bernerin der Welt: Mit unglaublichem Words-Per-Minute-Level schleudert die SpokenWord-Literatin ihre Texte von Schweizer Bühnen hinweg. Für ihre erste Solopublikation Inslä vom Glück (Der gesunde Menschenversand, 2014) erhielt sie den Literaturpreis der Stadt Zürich. Sie steht mit ihrem Duo Aeberli/Grob seit 2018 selbst auf der Bühne und ist Radiosatirikerin (Zytlupe, SRF 1).

Verena Roßbacher (*1979 in Bludenz ) ist in Österreich und der Schweiz aufgewachsen. Sie studierte Philosophie, Germanistik und Theologie in Zürich, dann am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie veröffentlichte einige Romane, darunter ihr Debüt Verlangen nach Drachen (Kiepenheuer & Witsch, 2009), Mon Chéri und unsere demolierten Seelen (Kiepenheuer & Witsch, 2022).

Beat Ruff ist heute Leiter der Energie- und Klimapolitik bei economiesuisse.

Suzanne Zahnd (*1961 in Zürich) gehörte zur Underground-Musikszene der 1980er und spielte als Bassistin und Sängerin Konzerte in ganz Europa. Sie ist ausserdem Spoken-Word-Artistin, Radiomoderatorin und Mitarbeiterin des Jungen Literaturlabors Zürich.

Seit 1996 bis heute ist sie als freie Autorin für Dramatik und alle möglichen Formate tätig und hat Aufführungen im In- und Ausland.

2003 / 2004 Reto Finger (*1972 in Bern) studierte Rechtswissenschaft in Zürich und Amsterdam. Währenddessen schrieb er seine ersten beiden Stücke. Er arbeitete als Auditor, Gerichtsschreiber und nebenamtlicher Ersatzrichter. 2004 wurde er zu den 2. Autoren-Werkstatttagen am Burgtheater Wien

eingeladen; es folgten Hausautorenschaften und Dramaturgien am Nationaltheater Mannheim, Schauspiel Essen und Schauspielhaus Bochum.

Simon Froehling (*1978 in Brugg) lebt in Zürich. Er studierte Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und etablierte sich in den Nullerjahren als Theater- und Hörspielautor, sowie als Lyriker. 2010 erschien sein erster Roman Lange Nächte Tag (bilgerverlag). Sein zweiter Roman Dürrst (bilgerverlag / Diogenes) wurde für den Schweizer Buchpreis 2022 nominiert. Neben seiner Tätigkeit als freier Autor und Übersetzer arbeitete er am Tanzhaus Zürich als Dramaturg.

Jens Nielsen (*1966 in Aarau) lebt heute in Zürich. Er begann während seiner Schauspielausbildung zu schreiben. Seine Bühnenprogramme und Textperformances zeigt er auf Kleinkunst- oder Lesebühnen. Er arbeitet regelmässig für den Radiosender SRF 2 Kultur und die freie Theaterszene in der Schweiz. Sein Buch Flusspferd im Frauenbad (Der gesunde Menschenversand, 2016) wurde mit dem Schweizer Literaturpreis 2017 ausgezeichnet.

Darja Stocker (*1983 in Zürich) studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Sie recherchierte viele Jahre zu Widerstandsbewegungen. Ihre Theaterstücke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und

international auf über 30 Bühnen gespielt. Sie war Stipendiatin des Internationalen Forums des Theatertreffens. Mit Nirgends in Friede.

Antigone wurde sie zu den Autor:innentheatertagen Berlin eingeladen.

2004 / 2005 Matto Kämpf (*1970 in Thun) lebt als Autor und Spassvogel in Bern. Er war Mitglied im SpokenWord-Trio Die Gebirgspoeten, ist Teil der Band Trampeltier of Love und im Duo mit Rolf Hermann unterwegs. Er schreibt Bücher und Theaterstücke und tourt aktuell mit zwei Solo-Programmen: Heimat ist da, wo man sich aufhängt und Am Apparat. Er ist Herr Schneuwly in der SRF-Serie Experiment Schneuwly.

Nicolette Kretz (*1977 in Bern) leitet seit 2015 das Berner Theaterfestival auawirleben. Davor arbeitete sie ebenda als Dramaturgin, später als Ko-Leiterin. Sie ist freie Autorin und tritt an diversen Bühnen als Textperformerin auf.

Sie studierte Theaterwissenschaft, Betriebswirtschaftslehre sowie englische und amerikanische Literatur in Bern / Berlin und promovierte am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bern.

Viola Rohner (*1962 in Männedorf ) ist Leiterin des Lehrgangs Literarisches Schreiben an der Volkshochschule Zürich. Sie schreibt

Prosa und Theaterstücke. Sie erhielt verschiedene Werkbeiträge und Auszeichnungen u. a. von Pro Helvetia, Migros-Kulturprozent und der Société Suisse des Auteurs. 2024 wurden sie und das Junge Theater Konstanz mit dem Projektpreis des Kinder- und Jugendtheaterpreises Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Lisa Stadler (*1970 in Giessen) lebt in Zürich. Sie studierte Politikwissenschaften in Lausanne und arbeitete als Journalistin. Ab 2003 entstanden mehrere Theaterstücke und Hörspiele. Beruflich war sie als Redaktionsleiterin des WWF Magazins, Medienverantwortliche bei Pro Helvetia und ist seit 2022 als Leiterin für Information und Dokumentation beim Hochbauamt und der Kunstsammlung Kanton Zürich tätig.

2005 / 2006 Anita Hansemann (*1962 in Saas im Prättigau, †2019) war Autorin. Sie wuchs auf einem Bergbauernhof in Graubünden auf, studierte Soziale Arbeit und engagierte sich in Projekten mit Erwerbslosen. Ab 2004 konzentrierte sie sich auf das Schreiben.

Es entstanden Theaterstücke, Kurzhörspiele, Drehbücher, Prosatexte und Kindergeschichten.

2015 feierte ihr Musiktheater Bergpiraten Uraufführung am Theater Chur.

Daniela Janjic (*1984 in Mostar) lebt als freie Autorin und Regisseurin in Berlin. Sie wuchs in Bosnien und Herzegowina, Schweden und der Schweiz auf. Ihr erstes Stück Gelbe Tage wurde schweizweit aufgeführt und fand international Beachtung. Es folgte ein Studium am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und an der Universität der Künste Berlin.

Janjic ist u. a. Preisträgerin des IBK-Förderpreises für Dramatische Texte.

Lorenz Langenegger (*1980 in Zürich) lebt in Zürich und Wien. Er ist Autor zahlreicher Theaterstücke und Romane. Mit Rakows Dom gewann er den Stückewettbewerb der Schaubühne Berlin. Zuletzt erschien der Roman Was man jetzt noch tun kann (Jung und Jung, 2022). Seit einigen Jahren schreibt er auch Drehbücher für Filme und Serien, unter anderem für den Tatort Zürich.

Andreas Liebmann (*1972 in Zürich) lebt in Kopenhagen und arbeitet als Autor. Studium an der Schaspiel Akademie Zürich (heute: Zürcher Hochschule der Künste).

Zu sehen waren seine Arbeiten u. a. am HAU, Sophiensæle Berlin, Festival Theater der Welt, Theater Gessnerallee in Zürich, Theater Freiburg, Schauspiel Stuttgart, Sort / Hvid in Kopenhagen, Staatsschauspiel Dresden, Festspielhaus Hellerau und Copenhagen Stage Festival. Seit 2015 ist er Dozent für Konzept- und Ideenbasierte Regie in Kopenhagen und

entwickelt in einer Vorstadt von Kopenhagen das Tårnby Park Studio – Ort für experimentelles Volkstheater.

2007 / 2008 Ursina Höhn (*1971 in Zürich) ist Ko-Leiterin, Theaterpädagogin, Autorin und Regisseurin am Kinder- und Jugendtheater Metzenthin. Sie schreibt und inszeniert zahlreiche Stücke für Kinder und Jugendliche und wurde mit dem Preis der Schweizerischen Autorengesellschaft (SSA) sowie dem Förderpreis des Heidelberger Stückemarkts ausgezeichnet.

Daniel Mezger (*1978 in Brugg) ist in Linthal GL aufgewachsen.

Zunächst arbeitete er mehrere Jahre als Schauspieler an Theatern und vor der Kamera in Deutschland. Anschliessend studierte er am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Er schrieb einige Stücke, die an einigen Orten zu sehen waren (Schweiz, Deutschland, Österreich, Argentinien), und daneben drei Romane. Der neuste: Bevor ich alt werde (Atlantis, 2025).

Gaël Roth (*in Morija) ist in Bern aufgewachsen. Er studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Bern (heute: Hochschule der Künste Bern) sowie Philosophie, Filmwissenschaft und Informatik an der Universität Lausanne und Business Engineering an der

Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur.

Ivna Žic (*1986 in Zagreb) wuchs in Zürich auf. Sie studierte Angewandte Theaterwissenschaft und Regie in Giessen und Hamburg. Sie arbeitete u. a. am Theater Neumarkt, dem Schauspielhaus Wien, dem Luzerner Theater, dem Theater Essen, dem Maxim Gorki Theater und am Theater Winkelwiese. Ihr Roman Die Nachkommende (Matthes & Seitz, 2019) war 2020 für den Schweizer und den Österreichischen Buchpreis nominiert und erhielt den Anna Seghers-Preis.

2009 / 2010 Katja Brunner (*1991 in Zürich) gewann mit ihrem Dramenprozessor-Stück von den beinen zu kurz den Mülheimer Dramatikpreis. In der Spielzeit 2014 / 2015 war sie Hausautorin am Luzerner Theater und wurde 2015 von Theater heute zur Nachwuchsautorin des Jahres gewählt. Mit Die Kunst der Wunde wurde sie 2023 ein zweites Mal für den Mülheimer Dramatikpreis nominiert. Ihre Stücke wurden mehrfach ausgezeichnet und übersetzt.

« Besser dramatisch als traumatisch. »

Ariane Koch Jahrgang 13/14

Was ich sonst noch sagen wollte ...

« Wenn ich ein Baby halte, übernehme ich Verantwortung. Wenn ich ein Baby fallen lasse, übernehme ich keine Verantwortung.

Schreiben ist eine verantwortungsvolle Form der Verantwortungslosigkeit. Das geht so: Ich nehme eine Babypuppe und lasse sie in einem fiktiven Setting fallen – damit wir sehen, wohin Verantwortungslosigkeit führen kann. »

Dominik Busch Jahrgang 11/12

Welche Verantwortung spürst Du beim Schreiben – und gegenüber wem?

Dmitrij Gawrisch (*1982 in Kyjiw) schreibt Prosa und für die Bühne.

Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bern.

Mit seinem DramenprozessorStück Brachland wurde er 2011 zum Berliner Stückemarkt eingeladen. Es folgten weitere Stücke, darunter Wird schon werden über den Terror des Glücks und die Patchwork-Komödie Die Dampfnudel. In der Spielzeit 2022 / 23 war er Hausautor an den Bühnen Bern. Er arbeitet ausserdem als Redakteur bei der Zeitschrift Reportagen.

Denise Rickenbacher (*1971 in Zürich) studierte Theater- und Literaturwissenschaft, Italienische Literatur und Linguistik an den Universitäten Zürich und Bern. 2005 wurde ihr Stück spaghetti.ch prämiert, 2008 erhielt sie von der SSA einen Preis für herbstzucht, 2013 / 14 das Lydia-Eymann-Stipendium und 2019 ein Stipendium vom Kanton Tessin. Sie lebt in Zürich und nördlich von Rom.

2011 / 2012 Dominik Busch (*1979 in Sarnen) wuchs in Luzern auf. Er studierte Philosophie und Germanistik in Zürich und Berlin. Arbeiten mit der freien Luzerner Gruppe Zell:stoff. 2015 / 16 war er Hausautor am Luzerner Theater, 2016 / 17 am Theater Basel. Buschs Theaterstücke wurden an vielen Bühnen in der Schweiz, Deutsch-

land, Frankreich und Russland gezeigt. 2021 bis 2024 war er Schauspieldramaturg am Luzerner Theater.

Livia Stampfli-Huber (*1988 in Einsiedeln) studierte Literarisches Schreiben an der Schule für Angewandte Linguistik Zürich und im Master Theaterpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Schwyz. Sie ist freischaffende Theaterautorin und Theaterpädagogin.

Alice Müller (*1980 am bayrischen Bodensee) schloss 2005 ihr Schauspielstudium an der Hochschule der Künste Bern ab. 2009 war sie Teilnehmerin der Schreibwerkstatt After the Fall am Nationaltheater Ungarn. Es entstand ihr ungarisches Stück Elvira és Petunia.

Müller arbeitete als Schauspielerin, Kommunikationstrainerin und ist seit 2014 für interne Fortbildungen eines Grossunternehmens verantwortlich.

Dania Schellenberg (*1978 in Bülach) schrieb 2011 / 12 im Rahmen des Dramenprozessor Die eilige Schrift des Idioten. Sie hat an der Zürcher Hochschule der Künste studiert und einen Bachelor of Arts mit Vertiefung Theorie sowie einen Master of Arts in Fine Arts abgeschlossen. Sie arbeitet heute vorwiegend mit Performance und Video.

2013 / 2014 Emanuel Bundi (*1990 in Meikirch) ist Autor, Performer und Kabarettist. Bis zu seinem dreissigsten Geburtstag wartete er darauf, dass die Welt auf ihn zukäme. In den vergangenen Jahren hat er nun ein bisschen angezogen und das zahlt sich aus; er war im Finale des Oltner Kabarett-Castings 2022 und 2023 erschien von ihm ein dreiteiliges Hörspiel auf SRF. Bald erscheint auch ein Buch von ihm.

Bestimmt. Hoffentlich.

Ariane Koch (*1988 in Basel) absolvierte nach einem Bachelor in Fine Arts an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel den Master of Contemporary Arts Practice an der Hochschule der Künste Bern. Sie war Hausautorin am Luzerner Theater sowie dem Theater Basel. Mit ihrem Roman Die Aufdrängung (Suhrkamp, 2021) gewann sie 2021 den aspekte-Literaturpreis. 2022 erhielt sie den Else Lasker-Schüler-Stückepreis für Die toten Freunde, ausserdem wurde Kranke Hunde für den Literaturpreis Text & Sprache 2024 nominiert.

Joël László (*1982 in Zürich) ist Autor und Übersetzer. Er studierte Islamwissenschaft und Geschichte und lebte länger in Kairo. Sein Stück Wiegenlied für Baran gewann den Publikumspreis an den Münchner Kammerspielen und am Heidelberger Stückemarkt. Er arbeitet ausserdem

mit Deutschlandfunk Kultur und dem Bayrischen Rundfunk. 2017 / 18 war er Hausautor am Theater Basel.

Lukas Maisel (*1987 in Zürich) machte eine Lehre zum Drucker, bevor er am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel studierte. Für seinen ersten Roman Buch der geträumten Inseln (Rowohlt, 2020) erhielt er mehrere Preise, zuletzt den Terra-nova-Preis der Schweizerischen Schillerstiftung. 2021 las er beim Klagenfurter Literaturwettbewerb. 2022 erschien die Novelle Tanners Erde (Rowohlt, 2022) Rebecca C. Schnyder (*1986 in Zürich) arbeitet als Autorin (Drama / Hörspiel / Prosa) und Performing Arts Manager in St. Gallen und ist KoLeiterin des Paula Interfestival.

Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet. 2016 erschien ihr Debütroman Alles ist besser in der Nacht (Dörlemann). Mit Flaschenkinder wurde sie 2025 zum zweiten Mal für den Autor*innenpreis am Heidelberger Stückemarkt nominiert.

2016 / 2017 Esther Becker (*1980 in Erlangen) lebt als Autorin in Berlin. Sie studierte u. a. an der Hochschule der Künste Bern und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2021 erschien ihr Debütroman Wie die Gorillas, 2025 ihr Erzählband

Notfallkontakte (beides Verbrecher Verlag). 2018 wurde sie mit Wildbestand oder Von einer, die auszog, eine Zukunft zu finden zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. 2019 gewann sie mit Das Leben ist ein Wunschkonzert den Berliner Kindertheaterpreis.

Matthias Berger (*1961 in Bern) lebt in Zürich. Er studierte Evangelische Theologie und war anschliessend als Seelsorger in verschiedenen Institutionen (Psychiatrie, Gefängnis, Pflegezentrum, Spital) tätig. 2011 begann er ein Masterstudium in Bildwissenschaft mit Schwerpunkt New Media und Fotografie. Aktuell ist er in der Bahnhofkirche Zürich als Leiter eines Seelsorgebereichs und als freischaffender Autor tätig.

Katharina Cromme (*1986) ist Autorin, Regisseurin und Dozentin. Ihre Regieausbildung absolvierte sie an der Columbia University New York und der Zürcher Hochschule der Künste. 2018 war sie Mitbegründerin des Instituts für bewegende Künste. Seit 2021 lebt Katharina mit Long Covid in Form von ME / CFS. Seither betreibt sie Feldforschung über unsichtbare Krankheiten und Behinderungen und schreibt in Crip Time.

Julia Haenni (*1988 in Baden) ist Autorin und Regisseurin.

Sie studierte Regie an der Zürcher Hochschule der Künste und Theaterwissenschaft / Germanistik in Bern / Berlin. Ihre Arbeiten

wurden an Theatern und Festivals weltweit gezeigt. 2018 / 19 war sie Hausautorin am Konzert Theater Bern und erhielt für ihr Stück frau verschwindet (versionen) den Berner Literaturpreis. 2021 bekam sie den Welti-Preis für das Drama und 2024 den Deutschen Jugendtheaterpreis.

Michel Kessler (*1992 in Basel) ist Architekt und Autor mit einem Hintergrund in klassischer Philologie. 2011 wurde er für seine Auseinandersetzung mit der antiken Tragödie mit dem Vischer-Heussler-Preis (Matheton Agon) ausgezeichnet. Seine Poesie wurde 2022 durch ein Werkjahr der Stadt Zürich gefördert. 2024 erhielt er den Foundation Award für Innovation in Architektur.

2018/ 2019 Ivona Brdjanovic (*1986 in Doboj) lebt als Autorin und Journalistin in Zürich. In ihren Texten widmet sie sich vor allem migrantischen und queerfeministischen Themen.

Als Essayistin und Journalistin publiziert sie unter anderem Texte in der NZZ, der WOZ, der Fabrikzeitung und vielen anderen Magazinen. Sie ist Mitherausgeberin des ersten und einzigen queeren Literaturmagazins Glitter.

Werner Rohner (*1975 in Madrid) lebt als freier Schriftsteller in Zürich. Er studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und war für längere Schreibaufenthalte in Rom, Langenthal und Los Angeles. 2014 erschien sein Debütroman Das Ende der Schonzeit (Lenos, 2014), der für den Rauriser Literaturpreis nominiert wurde.

Seitdem sind mehrere Romane und Kinderbücher von ihm erschienen.

Eva Roth (*1974 in Schwellbrunn) lebt in Zürich. Sie schreibt Prosa und Theaterstücke, daneben übersetzt sie Bilderbücher aus dem Spanischen. 2025 erhielt sie den Jugenddramatiker*innenpreis KAAS & KAPPES für ihr Stück Ein Marmorkuchen und zwei Leben.

Maria Ursprung (*1985 in Solothurn) schreibt Theaterstücke, Hörspiele und Prosa. Sie studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Bern und der Freien Universität Berlin, später Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Seit 2012 ist sie freischaffende Autorin und Regisseurin, seit 2022 / 23 Teil der Ko-Leitung des Theater Marie.

2020 / 2021 Matteo Emilio Baldi (*1990 in Aarau) lebt in Basel und arbeitet in Aarau. Nach einem JournalismusStudium und drei Jahren am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel versucht er sich weiterhin mit seiner Textarbeit über die Welt klar zu werden. Er schreibt szenische, erzählerische und journalistische Texte.

Kim de l’Horizon (*2666 auf Gethen) hat Germanistik im Elfenbeinturm, Literarisches Weinen in Biel und Hexerei bei Starhawk studiert. Kim bewegt sich an der Grenze zwischen Literatur und Malerei, Theorie und Kunst, Keramik und RuPaul. Der Debütroman Blutbuch (DuMont, 2022) wurde mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung sowie dem Deutschen und dem Schweizer Buchpreis 2022 ausgezeichnet.

Fiona Schreier (*1989 in Basel) schloss im Juni 2019 ihr Studium als Leitende Künstlerin Theater an der Zürcher Hochschule der Künste ab, wo sie zuvor Dramaturgie im Bachelor studiert hatte.

Ihr Abschlussprojekt Richard III wurde 2016 zu Highlights der Zürcher Hochschule der Künste eingeladen. Sie arbeitet als Autorin, Regisseurin und Dramaturgin und ist Teil des netzwerk wildi blaatere, für welches sie Texte schreibt.

Sie lebt in Zürich.

« Mitzuerleben, wie andere schreiben, wie sie mit ihrem Schreiben umgehen, wie sie mit meinem Schreiben umgehen. »

Daniel Goetsch Jahrgang 00/01

Was war für Dich das Wertvollste an der gemeinsame Zeit mit den anderen Schreibenden?

« Theater ist der Spielraum, in dem Möglichkeits- und Wirklichkeitssinn zusammen wohnen und sich anziehen und ausziehen und paaren und lauter kleine Sinne gebären und eine Familie bilden. »

Katharina Cromme Jahrgang 16/17

Was kann Theater heute, das andere Kunstformen nicht können?

Alexander Stutz (*1992 in der Nähe von Zürich) ist Regisseur, Autor und interdisziplinärer Theatergestalter. Seine Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld von Theater, Kunst und politischer Philosophie. Er interessiert sich für die Reibung zwischen Individuum und Gesellschaft, Zugehörigkeit und Isolation. Seine Theatertexte entstehen teils aus Recherche, teils aus autofiktionalen Perspektiven.

2022 / 2023 Sarah Calörtscher (*1991 in Chur) sitzt am liebsten vor Tastaturen: An Synthesizern textet sie Sound, am Computer komponiert sie Wortgebilde. Sie ist Mitbegründerin der Band Strange Modes und komponiert auch fürs Theater. 2024 wurde sie für ihr Dramenprozessor-Stück Herz aus Polyester mit dem renommierten Kleist-Förderpreis ausgezeichnet und war im Folgejahr Autorin im Stück Labor.

Anaïs Clerc (*1992 in Fribourg) lebt in Berlin und Bern und arbeitete gerne in gemeinsamen Prozessen und an Stückentwicklungen.

Ihre Arbeiten setzen sich mit sozialer Ungerechtigkeit, politischen Fragen und konkreten Figuren auseinander. Sie hat Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin studiert und war 2023 / 24 Hausautorin an den Bühnen Bern. Momentan arbeitet sie an ihrem ersten Roman.

Kian Amadeus H. (*1993 am Niederrhein) macht Theater & Theaterähnliches. Als Theatermacher*in hat Kian sich dem Erforschen von Formen des Publikumseinbezugs verschrieben, als Autor*in dem Verfassen von Texten für die vielfältigen (Bühnen-)Formate, die Kian mit liebgewonnenen Kompliz*innen zusammen entwickelt.

Seit 2024 ist Kian Teil der Grube[n] in Zürich.

Hanna Röhrich (*1991 in Mannheim) schloss 2017 den Master Expanded Theatre an der Hochschule der Künste Bern ab. Seit 2020 arbeitet sie als Dramatikerin, davor war sie Mitglied des Ensembles am Jungen Nationaltheater Mannheim. Ihre Stücke wurden unter anderem in der Schwankhalle Bremen, im TaO Graz und beim Festival Schöne Aussicht gezeigt.

2023 erhielt sie den zweiten Else Lasker-Schüler-Stückepreis.

2024 / 2025 Anna Blumer (*1988 in Aarau) war viele Jahre als Schauspielerin am Theater St. Gallen und in der freien Szene tätig. Zurzeit ist sie im TOBS Theater Orchester Biel Solothurn auf der Bühne zu sehen. 2023 verbrachte sie mit einem Stipendium des Aargauer Kuratoriums drei Monate in einem Atelier in Berlin.

Jette Jantine Clasen (*1998 in der holsteinischen Schweiz) studierte Szenische Künste in Hildesheim. Davor war sie für die Spielzeit 2018 / 19 am Theater Tempus fugit, dort vor allem beteiligt an theaterpädagogischen Projekten. Ihr Theatertext TINYHOUSE war zum Dramenlabor 2022 am Theater Münster eingeladen. Seit einem TheaterregieStudium an der Zürcher Hochschule der Künste lebt und arbeitet sie in Zürich.

Aron H. Matthiasson (*1990 in Neustrelitz) lebt in Zürich. 2021 schloss er sein Studium der Theaterregie an der Zürcher Hochschule der Künste ab. Davor lebte, wohnte, schrieb und inszenierte er in der freien Szene Hamburgs und auf Island.

Zwischen 2021 und 2023 ging er als Regieassistent ans Staatstheater Meiningen und debütierte dort mit dem selbstgeschriebenen Fragment Nighthawks.

Maria-Lusie Tzikas (*1999 in Zürich) schreibt, fotografiert und performt. Mit den Mutter- und Vatersprachen Deutsch, Russisch und Griechisch hallt die Vielsprachigkeit und das, was trotz allem nicht sagbar ist, durch ihre Arbeiten. Sie verfasst Prosa sowie Texte für Bühne und Radio. 2023 schloss sie ihr Studium in Literarischem Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel ab und studiert nun im Master Contemporary Arts Practice.

Beteiligte

Aargauer Kuratorium Leonie Achtnich Alan Alpenfelt Erik Altorfer Amt für Kultur Graubünden Amt für Kultur Kanton Bern Amt für Kultur Kanton Luzern Amt für Kultur Kanton Schwyz L’Arc Romainmôtier Ann-Marie Arioli Fadrina Arpagaus ATT Autor:innentheatertage Autor*innenpreis des Heidelberger Stückemarkts A*dS Autorinnen und Autoren der Schweiz Patric Bachmann Lukas Bärfuss Sivan Ben Yishai Mathieu Bertholet Barbara-David Brüesch Bühne Aarau

Manuel Bürgin Dominic Cooke Else-Lasker-Schüler-Stückepreis Ernst Göhner Stiftung Fachstelle Kultur Kanton Zürich Julia Fahle Lisa Marie Fix Fondazione Claudia Lombardi Katja Früh Gesellschaft zur Förderung des Theaters an der Winkelwiese Melanie Gieschen Michael Gmaj Ramin Gray Ute Haferburg Sabine Harbeke Martin Heckmanns Philippe Heule Wolfram Höll Anja Horst Ulrich Hub Bernd Isele Susanne Janson

« Blockade. »

Denise Rickenbacher Jahrgang 09/10

Was hat der Dramenprozessor mit Deinem Schreiben gemacht?

« Die Theaterbühne simuliert jeden Abend Gedanken und Gefühle, die von langer Hand vorbereitet wurden, schlaflos im Bett, in Kneipen, auf Probebühnen konzipiert, ausgebrütet, überarbeitet, diskutiert und in eine Form destilliert. Und das tut das Theater mit dem direktesten Mittel, das es überhaupt gibt. Mit der wahrhaftigen Anwesenheit von Darstellenden vor einem Publikum. Diese physische Qualität ist jeden Abend ein Elchtest für künstlerische Konzepte und das bisherige Denken.

Kein Bildschirm! Live und öffentlich steht sie da, die Nacktheit dessen, was uns umtreibt. »

Lukas Holliger Jahrgang 00/01

Was kann Theater heute, das andere Kunstformen nicht können?

Olivier Keller Peter-Jakob Kelting Jochen Kiefer Händl Klaus Kleist-Förderpreis Jonas Knecht Ariane Koch Thomas Köck Konzert und Theater St. Gallen Kulturhaus Helferei Zürich Kultur Stadt Bern Kulturstiftung des Kantons Thurgau Jens Lampater Maike Lex Luminanza Sandro Lunin Matteo Luoni Christoph Meury Daniel Mezger Migros-Kulturprozent Fatima Moumouni Mülheimer Dramatikpreis

Thomas Oberender Maxi Obexer Necati Öziri Reto Ott Nicole Pfister Preis der Welti-Stiftung für das Drama Myriam Prongué Pro Helvetia (Abteilung Theater & Literatur) Mark Ravenhill Alfred Richterich Stiftung Maren Rieger Stephan Roppel Georg Rootering Ivana Sajko Andreas Sauter Roland Schimmelpfennig Schlachthaus Theater Bern Schweizerisches Literaturinstitut Schweizer Preis Darstellende Künste des BAK Veronika Sellier

Ute Sengenbusch Dieter Sinniger SOKultur Kanton Solothurn Solothurner Literaturtage Maria Spanring SSA Société Suisse des Auteurs Stadttheater Schaffhausen Stadt Winterthur Kultur Stadt Zürich Kultur Päivi Stalder Hannah Steffen Steo-Stiftung Darja Stocker Nis-Momme Stockmann Stephan Teuwissen Theater am Kirchplatz Schaan Theater Chur Theater Marie Theater Rampe Stuttgart Theater Roxy Birsfelden Theater Tuchlaube Théâtre Le Poche UBS Kulturstiftung

Maria Ursprung Florian Vogel Marius von Mayenburg Enda Walsh Roman Weishaupt Martin Wigger Felicia Zeller Felicitas Zürcher Zürcher Hochschule der Künste Bachelor Regie

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« Ich gehe nur weiter, wenn’s weh tut. »

Livia Stampfli-Huber Jahrgang 11/12

Gibt es einen Moment, in dem Du beim Schreiben gespürt hast: « Das könnte wehtun » – und bist trotzdem weitergegangen?

« Theater ist für mich die sengende Kunst gegen Polarisierung, die gleich wie Berge oder ein wildes Meer uns wieder mal davon in Kenntnis setzen kann, dass wir verdammt unwichtige kleine Dinger sind in einem grossen Gefüge. Es ist das schönste Medium, das mit Zärtlichkeit um Verantwortung kreisen kann, finde ich !!! »

Katja Brunner Jahrgang 09/10

Was kann Theater heute, das andere Kunstformen nicht können?

« Ja. Es gab den Moment, als klar wurde, dass die Figuren sich vor Beginn der Geschichte in einem schwebenden, immateriellen Zustand des Potenzials aufhalten. Von dort aus wählen sie selbst eine Variante ihrer Verwirklichung, die der Zuschauer als gespieltes Stück erlebt. Sie könnten auch eine andere Variante gespielt haben und haben dies wohl früher schon getan. Diesen Ungehorsam von Figuren habe ich im Dramenprozessor entdeckt. Seither haben Figuren in meinen Stücken immer wieder solche Freiheiten, die über der Freiheit des Autors stehen. »

Jens Nielsen Jahrgang 03/04

Gab es im Dramenprozessor einen Moment, in dem Dein Text plötzlich eine eigene Richtung eingeschlagen hat?

« Widerständig wird Schreiben dort, wo es sich verausgabt, wo Sprache über das Sagbare hinausdrängt. Wahre Kommunikation liegt in den Wunden. Das Widerständige beginnt dort, wo das Fremde in der Form von Schönheit in die Realität hereinbricht. Denn Schönheit ist das Exil inmitten der Realität. Wer sie aufruft, ruft das Fremde, das Unerledigte, das Utopische.

Und darin öffnet das Theater den Raum des Politischen, weil es eine Sehnsucht weckt nach einem anderen Zustand der Welt. »

Michel Kessler Jahrgang 16/17

Worin liegt das Widerständige im Schreiben?

« Gute Dramatik ist immer politisch, direkt oder indirekt. »

Renata Burckhardt Jahrgang 00/01

Wie politisch darf oder muss Gegenwartsdramatik heute sein?

« Meine Liebe gehört nun jemand anderem. »

Gaël Roth Jahrgang 07/08

Liebes Stück ...

Bildlegenden /Copyrights S. 17 Ralph Kühne brennendes haus von Anaïs Clerc, Premiere 21.02.2025 S. 18 Tanja Dorendorf / T+T Fotografie Das Augenlid ist ein Muskel von Alexander Stutz, Premiere 17.11.2022 S. 19, 20 Silas Zindel S. 23 Nele Visschers Dramenprozessor Abschlusspräsentation, 05.04.2025 S. 24 Theater Winkelwiese Wer ist Walter? (Reloaded) von Ariane Koch, Premiere 24.09.2022 S. 25 Silas Zindel S. 26 Nele Visschers Dramenprozessor Abschlusspräsentation, 05.04.2025 S. 57 Theater Winkelwiese S. 58 Silas Zindel S. 59 Theater Winkelwiese

S. 60, 63 Silas Zindel S. 64 Theater Winkelwiese S. 65 Yoshiko Kusano Dann mach doch Limonade, Bitch! von Kim de l’Horizon S. 66 Theater Winkelwiese S. 69 Toni Suter / T+T Fotografie Herz aus Polyester von Sarah Calörtscher, Premiere 11.09.2025 S. 70 Silas Zindel S. 71 Tanja Dorendorf / T+T Fotografie Das Augenlid ist ein Muskel von Alexander Stutz, Premiere 17.11.2022 S. 72 Theater Winkelwiese S. 75 Theater Winkelwiese Mit einem Zitat aus Wie weit du genetisch vom Raubtier entfernt bist von Katja Brunner, Werner Rohner, Beat Mazenauer S. 76 Theater Winkelwiese

25 Jahre Gegenwart schreiben, Theater Winkelwiese, Dramenprozessor Herausgegeben von Anna Bertram, Hannah Steffen © Theater der Zeit, 2025

Gestaltung Krispin Heé, Jana Sofie Liebe Produktion Engelberger Druck AG Lektorat Sophie-Margarete Schuster

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Verlag Theater der Zeit Winsstraße 72 10405 Berlin, Germany www.tdz.de / info@tdz.de Printed in Switzerland 978-3-95749-598-3 (ePDF) 978-3-95749-597-6 (Paperback)

Wir danken den langjährigen Geldgeber*innen des Dramenprozessor für die Unterstützung, sowie der Ernst Göhner Stiftung und der Cassinelli-Vogel-Stiftung für den Druckkostenbeitrag an dieser Publikation.

Seit 25 Jahren ist der Dramenprozessor Werkstatt, Bühne und Labor für neue Stimmen.

63 Autor*innen haben das Programm durchlaufen, viele prägen heute die Theaterlandschaft weit über die Schweiz hinaus. Das Jahrbuch erzählt diese Geschichte – von der Avantgarde der 1960er-Jahre bis zum digitalen Archiv zeitgenössischer Dramatik. Ein Projekt, das Schweizer Dramatik nachhaltig geprägt hat.