Spielzeit 2024/25
ballett
Uraufführung
Spielzeit 2024/25
ballett
Uraufführung
Ballett frei nach Lewis Carroll von Adonai Luna
Musik von Claude Debussy und Igor Strawinsky
„Überall ist Wunderland, überall ist Leben.“
Ballett frei nach Lewis Carroll von Adonai Luna
Musik von Claude Debussy und Igor Strawinsky
Besetzung
Mr. Dodgson / Kaninchen
Alice Liddell
Alice
Lorina Liddell
Ein Junge
Herzogin
Hutmacher
Herzkönigin
Herzkönig
Lehrer / Blume / Maus / Raupe / Karte
Blume / Siebenschläfer / Karte
Schüler / Blume / Fisch / Katze / Karte
Vogel / Katze / Karte
Blume / Vogel / Frosch / Katze / Karte
Blume / Köchin / Karte
Schülerin / Blume
Schüler
Schülerin / Blumenkönigin
Märzhase / Blumenkönig
Schüler / Katze
Anderson Lima
Gabriele M. Püttner
Juul van Helvoirt
Elena Alessandrini
Lucas Praetorius
Cristina Dora Serrano Sánchez
Josh Fagan
Megumi Aoyama
Mario Salas Maya
Lorenzo Colella
Giulia Nardin
Carlos Tostado Serván
Tali Elman
Alfie McPherson
Elena Alessandrini
Cristina Dora Serrano Sánchez
Josh Fagan
Megumi Aoyama
Mario Salas Maya
Lucas Praetorius
Die aktuelle Besetzung entnehmen Sie bitte dem Abendaushang.
Liebe Gäste, wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen aus urheberrechtlichen Gründen untersagt sind. Vielen Dank.
Inszenierung & Choreografie
Bühne & Kostüme & Video*
Licht
Inspizienz
Dramaturgische Mitarbeit
*Mitarbeit Videos
Premiere in Greifswald am 02. Mai 2025
Premiere in Stralsund am 16. Mai 2025
Adonai Luna
Klaus Hellenstein
Thomas Haack
Nadim Hussain
Inga Helena Haack
Johanna Lipp
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde und 50 Minuten; inkl. Pause
Ausstattungsleiterin: Eva Humburg Technischer Direktor: Christof Schaaf Beleuchtungseinrichtung: Thomas Haack Bühnentechnische Einrichtung: Robert Nicolaus
Toneinrichtung: Nils Bargfleth, Hagen Währ Leitung Bühnentechnik: Robert Nicolaus Leitung Beleuchtung: Kirsten Heitmann Leitung Ton: Daniel Kelm Leitung
Requisite: Alexander Baki-Jewitsch, Christian Porm Bühne & Werkstätten: Produktionsleiterin: Eva Humburg Tischlerei: Stefan Schaldach, Bernd Dahlmann, Kristin Loleit Schlosserei: Michael Treichel, Ingolf Burmeister Malsaal: Anja Miranowitsch, Fernando Casas Garcia, Sven Greiner Dekoration: Lukas Ensikat Kostüm & Werkstätten: Gewandmeisterinnen: Carola Bartsch, Annegret Päßler Modisterei: Elke Kricheldorf Assistenz: Dorothea Rheinfurth, Maisa Franco Leitung Ankleiderinnen: Ute Schröder, Petra Hardt Maske: Tali Rabea Breuer, Jill Dahm, Antje Kwiatkowski, Kateryna Maliarchuk, Philipp Gielow, Bea Ortlieb
„Ich weiß, wer ich war, als ich heute Morgen aufgestanden bin… aber ich glaube, ich habe mich seither mehrmals verwandelt“
Mit diesen Worten beginnt für Alice eine Reise, die sie durch eine fantastische Welt führt – eine Welt, in der Logik auf den Kopf gestellt wird, die Zeit stillsteht, Wörter tanzen und Identitäten zerfließen.
Alice im Wunderland ist mehr als ein Kinderbuchklassiker. Es ist eine tiefsinnige Parabel auf das Erwachsenwerden, auf die Suche nach dem eigenen Ich – und auf den Mut, sich inmitten des Chaos selbst treu zu bleiben. So ist auch Alice, die Heldin der Geschichte, mehr als ein Kind, dass durch eine vermeintlich absurde Welt reist. Schon bei Lewis Carroll, dem angeblich etwas verschrobenen Mathematikdozenten, ist Alice eine komplexe Figur: Neugierig, mutig, ein wenig verloren – und doch voller innerer Stärke. Ein Mädchen auf ihrem Weg zwischen Traum und Erwachen, Kindheit und Erwachsensein. Ihre Reise ins Wunderland beginnt mit einem einfachen Impuls: der Frage „Was wäre, wenn?“
Im Laufe ihrer Begegnungen mit sprechenden Tieren, verrückten Teegesellschaften und logikverdrehenden Gestalten beginnt Alice, sich selbst zu hinterfragen – und somit auch selbst zu entdecken. Sie wächst über sich hinaus, nicht nur in Körpergröße, sondern auch im Denken und Fühlen. Am Ende wird auch ihre Heldenreise mit einem Erkenntnisgewinn verbunden – Alice ist sprichwörtlich gewachsen, denn sie hat gelernt, sich in einer widersprüchlichen Welt zu behaupten.
„Ich wundere mich, ob ich wohl ganz ausgetauscht worden bin über Nacht? [...] Wer bin ich denn nur?“
Alice
Alice’ Reise kann insofern als eine Reise der Selbstfindung verstanden werden. Sie wächst – buchstäblich und symbolisch. Sie lernt, sich in einer Welt voller Unsinn zu behaupten, erkennt die Macht des Zweifelns, aber auch den Wert des Widerstands. Dabei muss sie ebenso akzeptieren, dass die Realität ebenso aus unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommen werden kann, wie das eigene Selbst.
„Ich bin nicht verrückt, meine Wirklichkeit ist nur anders als deine.“
Die Grinsekatze
Im Aushalten der Paradoxien, die von logischen Spielereien bis hin zu offensichtlichem und gewalttätigem Wahnsinn durchgespielt werden, steckt so etwas wie eine Kernkompetenz des modernen Selbst. Es muss sich behaupten, darf in der permanenten Veränderung der Welt nicht den Kopf verlieren. Konsequenterweise steht am Ende nicht die Auflösung aller Rätsel, sondern ein Moment der Klarheit: Alice weiß, dass sie sich verändert hat – und sie hat gelernt,
diese Veränderung zu (er)tragen.
Diese symbolische Dimension wird in der Choreografie von Adonai Luna umso bedeutsamer, als dass er der jungen Alice ihr gealtertes Vorbild aus der Realität gegenüberstellt. Laut dem Gründungsmythos von Alice im Wunderland hatte der Mathematikdozent Charles Lutwidge Dodgson (Pseudonym: Lewis Carroll), ein Freund der Familie Liddell, die Geschichte zur Unterhaltung der 10-jährigen Alice Liddell und ihrer Schwestern auf einer Bootsfahrt erzählt und schließlich 1865 auf Drängen der Mädchen veröffentlicht. Zu Beginn der Inszenierung tritt nun eben jene ‚echte‘ Alice als gealterte und offensichtlich verwirrte Frau auf die Bühne und bezieht jene Frage auf sich, die auch Alice wie ein Leitmotiv auf ihrer Reise begleitet: „Wer bin ich?“
Es wird die Erinnerung an ihr literarisches alter ego sein, das sie schließlich zurück ins Wunderland und somit zu sich selbst führen wird. Damit wird die Frage um die Identität sowie die Charakteristik der Alice-Figur sowohl komplexer wie facettenreicher. Der Tanz macht diese Entwicklung auf vielschichtige Weise sichtbar: Das Wunderland wird zur Bühne, Worte zu Bewegungen, das Wunderbare zum Körperlichen. Ali-
ce’ Schritte fungieren wie Fragen, ihre Bewegungen zu Antworten. In Hebungen, Drehungen, ständig wechselnden Formationen und Rhythmen erleben wir Alice‘ Zögern, Staunen, Wachsen. Jeder Schritt wird zur inneren Bewegung.
Zugleich erleben wir das Wunderland –diese Welt der Übergänge – zwischen Kindheit und Erwachsensein, zwischen Kontrolle und Chaos als zutiefst dynamische Welt der permanenten Veränderung und der surrealen Schimären. Die Choreografie seiner Bewohner fragt nicht nach Erklärungen, sondern lädt vielmehr dazu ein, Alice auf ihrer Entdeckungsreise zu folgen und sich zugleich selbst im Staunen zu begegnen. Insofern schreibt Luna mit seiner Choreografie die Tradition um Alice im
Wunderland fort: Lewis Carrolls Geschichte hat Generationen verzaubert – mit Sprachwitz, Absurdität und einem kindlichen Blick auf eine Welt, die oft widersprüchlicher nicht sein könnte. Die Inszenierung verleiht diesem Blick eine neue Tiefe, nicht zuletzt dadurch, dass sie ihn durch den der erwachsenen Alice Liddell bereichert. Tauchen Sie jenseits aller Fragen ein in eine Welt des ständigen Wandels und Wunders. von Joris Löschburg
Raupe: Wer bist du?
Alice: Das – das weiß ich im Moment nicht so genau, Herr. Ich weiß, wer ich heute Morgen war, als ich aufgestanden bin, aber ich glaube, seitdem bin ich ein paar Mal verwechselt worden.
Raupe: Erkläre dich!
Alice: Ich fürchte, ich kann mich nicht besser erklären, Herr, weil ich selbst nicht ich bin, sehen Sie?
Herzkönigin erhält. Sie geht weiter und begegnet der Grinsekatze, mit der sie eine sehr angeregte, aber verwirrende Unterhaltung hat. Im Anschluss trifft sie auf den Hutmacher, den Märzhasen und den Siebenschläfer, von denen Alice sehr nett angenommen, aber auch wieder fortgeschickt wird. Der zweite Teil des Balletts beginnt im Schlossgarten der Herzkönigin, die „Kopf ab!“ mimend die verängstigten Spielkarten umherscheucht. Die alte Alice beobachtet alles und ruft verängstigt: „Kopf ab!
Du böse Königin. Nein, nein, nein. Du, Kopf ab!... Hör auf!“ Das Königspaar erblickt Alice und lädt sie zum gemeinsamen Spiel ein. Die Herzogin, diesmal
Alice zugewandter, spielt auch mit und bittet die Königin um Verzeihung. Aus dem Gefolge der Herzkönigin löst sich ein Junge, der sich sogleich Alice zuwendet und ihr annähert. Alice ist ihm freundschaftlich zugeneigt. Jäh verändert sich die Szenerie und alle befinden sich in einem Gerichtsaal: Der Tortendieb soll gefunden werden. Die Herzkönigin und Alice streiten bis… Alice erwacht im turbulenten Klassenzimmer und sieht die Welt mit anderen Augen, während die Dame Alice, das für sie geschriebene Buch in den Händen hält und in gewissen Maße neu orientiert scheint.
„It is a great honour and a great pleasure to come over here and I think now my adventures overseas will be almost so interesting like my adventures underground as well.“
(„Es ist mir eine große Ehre und ein großes Vergnügen hierher zu kommen. Und ich denke nun, dass meine Abenteuer in Übersee jetzt fast so interessant sein werden, wie meine Abenteuer im Wunderland!“ Transkript des einzig bekannten Filmmaterials von Alice Liddell)
Impressum
Herausgeber: Theater Vorpommern GmbH
Stralsund – Greifswald – Putbus
Spielzeit 2024/25
Geschäftsführung: André Kretzschmar
Textnachweise:
Redaktion: Dr. Joris Löschburg; Inga Helena Haack
Gestaltung: Öffentlichkeitsarbeit
1. Auflage: 500
Druck: Flyeralarm www.theater-vorpommern.de
Die Texte sind Originalbeiträge für das Heft von Dr. Joris Löschburg und Inga Helena Haack.
Bildnachweise:
Das Coverfoto (U1) und die Fotos stammen von Peter van Heesen.
Das Theater Vorpommern wird getragen durch die Hansestadt Stralsund, die Universitäts- und Hansestadt Greifswald und den Landkreis Vorpommern-Rügen
Es wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und EU-Angelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern.