INTERVIEW
LEHRER MIT LEIDENSCHAFT Interview mit Bernhard Öttl Sie sind seit dem Schuljahr 2016/17 Vizedirektor an der TFO. Was hat sich mit diesem Ihnen verliehenen Machtzuwachs für Sie konkret verändert? Was ist Macht? Ich bin der Meinung, dass dieses Amt wenig mit Macht zu tun hat, sondern dass man darin eher zu einem Diener wird. Wenn es wirklich um Macht ginge, hätte ich das Amt wahrscheinlich nicht angenommen. In welcher Richtung soll sich unsere Schule Ihrer Meinung nach entwickeln? Mein Wunsch ist die positive Stimmung in der Schule zu erhalten und zu verbessern sowie ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl aller Mitglieder der Schulgemeinschaft. Jeder, der aus dieser Schule kommt, sollte neben den fachlichen Qualifikationen auch etwas von der „Kunst, kein Egoist zu sein“ (R.D. Precht) gelernt haben.
eine Augenweide sind. Andere wiederum haben technisch konstruktiv atemberaubende Formen und Dimensionen. Manche bieten ganz faszinierende Ein– oder Ausblicke. Meine Favoriten gehen in Richtung Minimalismus. Also Bauwerke, die in sich stimmig sind und nichts Überflüssiges besitzen. Das spannende an der Architektur ist das Gesamte. Es beginnt mit dem Ort (jeder Bau kommuniziert mit der Umgebung) geht über die Funktion, die Proportionen, die gewählten Baumaterialien usw. und über allem sollte das Wohlbefinden der Benutzer und Betrachter stehen. Annalena Jud und Sabrina Clara
Üben Sie Ihren Beruf als Architekt noch aus? Derzeit praktisch gar nicht. Trotzdem interessiere ich mich nach wie vor für das Gebaute in der näheren Umgebung und in der Welt. Für eigene Projekte bleibt aber neben der Schule keine Zeit. Gibt es für Sie architektonische Meisterleistungen, die Sie besonders faszinieren? Ja, durchaus. In jeder Epoche und in jeder Größenordnung gibt es Bauwerke, die in gestalterisch-harmonischer Hinsicht
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VIZEDIREKTOR BERNHARD ÖTTL
Was liegt architektonisch im Trend? Gestalterische Trends möchte ich gar nicht kennen. Natürlich bekommt man, wenn man sich auf dem Laufenden hält, mit, was vermehrt zur Anwendung kommt. Es ist in der Architektur so wie bei allen Künsten: Wer einem Trend hinterher läuft, ist sowieso schon zu spät dran. Jede Bauaufgabe ist neu zu entwickeln. Und natürlich muss man neue Materialien, konstruktive Möglichkeiten usw. mit einbeziehen. Als Trend im weiteren Sinn sollte sich Architektur meiner Meinung nach mit Ressourcenverbrauch (Bodenfläche, Energie…) viel mehr auseinandersetzen, als es die Architekten derzeit tun.