TAE-WISEM-15-B5420-Natur

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Archi Nature



Inhalt Bauten der Tiere 4 Die Urhütte als Pendant zur Bienenwabe (Hendrik Sell)

8 Bienen als effizienteste Stadtplaner der Geschichte (Yazan Doudieh)

12 Das Vogelnest als architektonisches Symbol (Andreas Schaschek)

Organisches Bauen und natürliches Konstruieren

16 Organisches Bauen nach Antoni Gaudi (Gabriel Barklam)

21 Natürliches Konstruieren nach Achim Menges (Tina Stäblein)

Natur im städtischen Raum

28 Urban Gardening - (R)evolution der städtischen Begrünung? (Lisa Stapf) 32 Andernach - die „essbare Stadt“ (Josefine Raab) 36 Vertical Forest (Rika Fousek)

Natur und Fassade

40 Die Rückkehr des Ornaments (Tischik Sardar Ahmed)

44 Parametrik als moderne Ornamentik (Christian Bayerer) 49 Naturbelassene Fassaden (Moritz Bachmann)

Natur im Innenraum

54 Natur im Innenraum (Denise Steziwka) 58 Interne Landschaft (Lena Nitschke)

62 Kontrolliertes Environment (Mirjam Schmitt)


Die Urhütte als Pendant zur Bienenwabe Der vorliegende Text will die urtümlichste Bauweise - der Bauten von Tieren und Analogien in der Architekturtheorie des 18. Jahrhunderts suchen.

„Die Natur ist unerbittlich und unveränderlich, und es ist ihr gleichgültig, ob die

verborgenen Gründe und Arten ihres Handelns dem Menschen verständlich sind oder nicht“. ¹ Die Natur besteht länger als die Menschheitsgeschichte, sie stellt also eine Lebensnotwendigkeit für uns da.

Seit jeher beschäftigt die Menschen die Natur als Vorbild, als Ziel ihrer Bemü-

hungen, als Herausforderung in ihrem Streben. Sie ist in vieler Hinsicht ein Instrument für den Menschen und bildet einen Kontrast zum kulturellen.

Vitruv Proportionsverständnis beruht auf der Vorstellung der Gottebenbild-

lichkeit des Menschen und ist somit das Maß aller Dinge. „Die Beziehung

zwischen Natur und Kultur beruht auf dem pythagorischen Glauben an die universale Gültigkeit harmonischer Zahlenverhältnisse, die der Baumeister

des Universums seinen Plan für die Welt als einheitliche Schöpfung zugrunde

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gelegt hat“ ². So gilt der Goldene Schnitt gegenwärtig als anerkanntes Propor-

tionsverhältnis für Architektur, Bildende Kunst und Papier & Bildformate. ( Abb.1) Doch auch ohne das Wissen um die Regelhaftigkeit und mathematischen Präzessionen empfindet der Mensch dies als schön und ästhetisch. Ne-

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(1) Vitruvs Mensch im Kreis


ben Proportionsverhältnissen werden in der Architektur auch einfache geometrische Formen der Natur übernommen - Rechteck, Kreis , Sechseck. (Abb. 4)

Im Essai sur l`Archirecture geht Marc-Antoine Laugier auf die, bereits von Vitruv beschriebene Urhütte ein. ( Abb. 5 ) Es wird ein Mensch in seinem ursprünglichen Zustand betrachtet, er hat nichts außer dem natürlichen Instinkt

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für seine Bedürfnisse. Während er die friedliche Natur genießen will bemerkt

er die brennende Sonnenhitze und sucht Schutz im Wald. Doch auch hier ist seine Zufriedenheit nicht von langer Dauer, ein Regen zieht auf und der Wald

bietet nicht genug Schutz vor dem Wasser. Auch als der Mensch eine Höhle

findet bietet sie nicht seinen Anforderungen. Er beschließt „[…] durch seine Geschicklichkeit der Rücksichtslosigkeit und Unaufmerksamkeit der Natur ab-

zuhelfen“ ³. Es entsteht die „Urhütte“ mit dem vorgestellten Grundriss eines

Quadrates zwischen angeordneten Baumstämmen die mit vier Rundhölzern

(2) Qeouideorama , Plan B Studio, Medellin, Colombia, 2005

verbunden sind. Gegeneinander gestellte Äste bilden eine Form des Satteldach. Der Vorgang könnte so als erstes kulturelles Schaffen bezeichnet werden.

Nachfolgend soll die Honigbiene als Stellvertreter für die Tierwelt gelten. So sucht auch die Biene nach einem dauernden Schutz ihrer Nachkommen, zum Schutz des Schlafs und weiter.

Auch bauen Tiere in einer angemessenen Umgebung. Die Bauten entsprechen den ökologischen Bedingungen. Die Biene baut also ein Nest mit einer Vielzahl ihres gleichen, dem Schwarm. Die Struktur ihres Baus weist die typischen Hexagonen Zellen auf. ( Abb. 4) Die Form des Hexagon ergibt sich jedoch nicht

aus dem Willen zur Form sondern aus Gesetzmäßigkeiten der Natur. Die Na-

tur entwickelt Formen nach dem Gesetz des geringsten Energieverbrauches denn Effizienz ist hier eine Frage des Überlebens. So gibt die hexagonale Form der Wände ein optimales Verhältnis von Wandmaterial zu Volumen und bietet hohe Stabilität.

Die Analogie von Urhütte und Bienenwabe besteht darin, dass sich beide aus

den Gesetzmäßigkeiten der Natur entwickelt haben. Sie folgen einem gewissen Grundprinzip der Form der Wände ein optimales Verhältnis von Wandmaterial

zu Volumen und bietet hohe Stabilität. Diese Form kennt aber keine Epochen oder Stile, sie ist vollkommen seit Beginn ihrer Existenz.

Laugier fordert die Architekten aber auch Künstler auf zur Natürlichkeit zu-

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rück zu kehren : „Ich habe unerschrocken alles als Fehler bezeichnet, was in

keinerlei Beziehung zu den Prinzipien steht und im übrigen durch keinerlei

Notwendigkeit gerechtfertigt ist“. ³ Die Urhütte stellt für ihn eine kanonische Form da, die Natur legt bestimmt vorgegebene Eigenschaften vor. Die Archi

(3) Bienenwabe

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tektur ist wie alle anderen Künste beschaffen, d. h. ihre Prinzipien beruhen auf

der einfachen Natur, und das Verhalten der letzteren bestimmt klar die Regeln

der ersteren. Der Autor hält ferner den Rundbogen als Fenster für einen „Fehler“ : „Fenster mit gerader Rahmung sind natürlicher als Rundbogenfenster, es wäre vergebens, wollte man mir das bestreiten. Der Vorschlag — dem man

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nur allzu oft gefolgt ist — die unregelmäßigen Formen, die auf beiden Seiten der Rundbogenfenster entstehen, durch Figuren auf den Archivolten zu verde-

cken, bestätigt nur die Notwendigkeit, diese Art von Fenstern zu verwerfen. Sie stellen einen Mißbrauch dar, der zu einem noch größeren Mißbrauch führt“. ⁴

Die Urhütte stellt für ihn eine kanonische Form da, die Natur legt bestimmt vorgegebene Eigenschaften vor.

Laugier fordert eine serielle Architektur aus immer gleichen Einheiten, wie sie

erst im 19. Jahrhundert und in der Moderne realisiert worden ist. So finden sich Ideen seiner Theorie in Werken des Bauhauses wieder - so ist maßgebend für das Bauhaus-Design die Effizienz und Nützlichkeit eines Produktes. Die Ästhetik und der künstlerischer Ausdruck sollen ausschließlich von der Funktion des Produktes geprägt sein. ( Abb. 2 )

Gegenwärtig vermehrt sich die Weltbevölkerung unaufhaltsam : „Der Progno-

se zufolge wird die Bevölkerung in Deutschland bis zum Jahr 2035 um drei

Prozent auf 78,2 Millionen Menschen sinken, der Wohnungsbedarf wird sich aber trotzdem erhöhen. 2012 waren es noch 80,5 Millionen Menschen“. ⁵ Die

Menschheit erfährt einen Wohnungsmangel der auch in Zukunft droht. Die Reduzierung der Architektur auf ihre Ursprünglichkeit schützt sowohl den Mensch vor der Natur als auch die Natur, durch sparenden Umgang mit Ressourcen, vor den Menschen.

Hendrik Sell

Literatur 1 Galileo Galilei , Am Anfang war das Bit, Ausgabe 2, Seite 265 (Verlag BoD – Books on Demand) 2 Form Follows Nature, Rudolf Finsterwalder, 2012 3, 4 Marc-Anytoine Laugier: Essai sur l´Architecture, Paris 1753 ( Deutsche Ausgabe : das Manifest des Klassizismus 1989) 5 http://www.welt.de/finanzen/immobilien/article140534822/Warum-weniger-Menschen-mehr-Wohnungen- brauchen.html [Stand: 13.01.2015]

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(4) Meisterhäuser von Walter Gropius, Dessau, 1925


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Bienen als effizienteste Stadtplaner der Geschichte Die Frage nach dem Zweck der Ur-Architektur, wenn ein jemand diese betrachtet, scheint ebenso selbstverständlich wie das Betrachtungsobjekt selbst einher zugehen.

Nimmt man die ältesten bekannten Strukturen einer Zivilisation in Augen-

schein, so kommt man schnell zu einigen Feststellungen. Die Bauten sind schlicht, es wurden Materialien verwendet, die aus der Region stammen und

sie erfüllen alle einen bestimmten Zweck. Dieser Zweck gibt die Form und die Struktur, diese Architektur besitzt.

Bernard Rudofsky sieht selbst in dieser einfachen Architektur eine Art der Perfektion der Zweckmäßigkeit. Die vernakulären Strukturen, wie sie Rudofsky bezeichnet, scheinen optisch in einer Art Harmonie mit ihrer Umwelt zu liegen, was zum einen an der Materialwahl aus der unmittelbaren Umgebung

liegt. Ein weiterer Grund ist der niedrige Grad der Verarbeitung des jeweili-

gen Baumaterials. Diese Bauten adressierten klare und direkte Bedürfnisse und Anliegen. Wurde beispielsweise ein Schutz vor Niederschlag jeglicher Art

gebraucht, so entwarf man ein Dach wie es bis heute beinahe unverändert

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existiert. Das ist ebenfalls ein essentieller Punkt, der unter dem Aspekt der

Nachhaltigkeit in der Architektur unbedingt berücksichtigt werden muss. Der fortwährende Gebrauch der ältesten Strukturen und Formen.

Die Entwicklung der Architektur - so Rudofsky - nimmt einen sich immer wei-

ter von der Natur entfernenden Weg an. Fragen nach der Ästhetik vernebeln

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„Göreme Cones“ in Cappadocia, Türkei (UNESCO Weltkulturerbe)


die Sicht auf die Essenz eines jeden Projekts. Extravagante Formen und Struk-

turen werfen Fragen auf, die von der Fragestellung, die eigentlich eine höhere Priorität genießt, ablenken.

Es wird nicht gefragt „Wieso soll etwas umgesetzt werden ?“, vielmehr liegt

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der Fokus auf der Frage „Wie setze ich etwas um?“. Diese Suche nach neuen,

extravaganten Formen steht im Kontrast zur Materialehrlichkeit und Anpassungsfähigkeit an die klimatischen und topografischen Gegebenheiten der unmittelbaren Umgebung der vernakulären (traditionellen) Architektur.

Wie auch Platon postulierte „In der Wahrheit liegt die Schönheit“, so gilt es,

Don‘t Confuse the Two, Rick Manelius

sich von vorformulierten Regeln in der Architektur zu befreien. Regeln, die ir-

gendwann mal aufgestellt wurden, jedoch nicht mehr auf andere Umstände anwenden lassen. Observation und Ausprobieren sind die Richtlinien, an denen sich Architekten orientieren sollten.

Ein Mann, der sich einen Teil seiner Tageszeitung hernimmt und diesen über

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seinen Kopf zieht, um sich vor dem Regen zu schützen, zeigt ein Nachspielen der Geburt der ersten Architektur auf und beweist auch, dass die Entwicklung

erster Formen und Strukturen doch eher impulsiv und eine unmittelbare Reaktion war.

Dieser Appell Rudofskys, Zweckmäßigkeit walten zu lassen, wurde in der Tierwelt aber lange vor den ersten von Menschenhand errichteten Strukturen als Grundregel der Effizienz in allen Vorgängen verstanden.

Bevor man aber die Analyse der Tierbauten in Angriff nehmen kann, sollte

A) Schrägbild einer ArbeiterinnenWabenzelle mit AB = 3 mm, PC = 11 mm, HB = 12 mm und MS = 13 mm. B) Längsschnitt durch zwei aneinandergrenzende Wabenzellschichten (nach www.hobos.de)

man sich die Frage stellen: Wieso bauen Tiere ?

Die erste Funktion einer von Tieren errichteten Architektur wäre die Funktion

eines Unterschlupfs, eines Zuhauses. Der Schutz vor den Naturgewalten, vor extremer Kälte, aber auch extremer Hitze und Niederschlägen jeglicher Art. Sicherheit vor eventuellen Fressfeinden und Jägern soll ebenfalls garantiert

werden. Zusatzfunktionen können hier die Lagermöglichkeit von Nahrung und Nachwuchs aber auch die Entsorgung nicht mehr gebrauchter Abfallstoffe.

Die zweite Funktion beschränkt sich auf die Nahrungsbeschaffung durch das

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Aufstellen von Fallen wie es Spinnen beispielsweise tun.

Die Prestige-Funktion stellt die dritte und letzte der drei essentiellen Anlie-

gen von Tierbauten dar, wobei diese lediglich bei Vögeln und bei vereinzelten Fischarten zu beobachten ist.

Stellvertretend für die erste Art von Tier-Architektur wird die Bienenwabe näher betrachtet. Um zu verstehen, wieso Bienen ihren Unterschlupf so aufbauen

wie es schon seit vielen Jahrtausenden der Fall zu sein scheint, muss das Anliegen einer Honigbiene und damit des ganze Schwarms erörtert werden. Wie auch einige Fischarten, besitzen Bienen eine Art mathematische Intelligenz,

die sie beim Entwickeln der unglaublich effizienten Form der Wabe anwenden mussten. Die Waben bestehen aus braunem, gelbem oder farblosem (altersabhängig) Myricin, welches ein Naturkleber bestehend aus 300 verschiedenen

Abbildung 3: Darstellung der in Autodesk Inventor 2014 konstruierten Strukturen. A: Eine einzelne Wabenzelle, die sich außer in der Kantenlänge a an den in Abbildung 2A angegebenen Maßen orientiert. Die Länge a beträgt in diesem Fall 2,93 mm. B: Die vereinfachte Waben Geometrie bestehend aus 9 einzelnen, wie in A dargestellten Wabenzellen. Der rote Rahmen markiert dabei eine der Lücken, die das Gegenstück zu der Dachkonstruktion einer Zelle der entgegengesetzt orientierten, anschließenden Wabe bildet.

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chemischen Verbindungen ist. Das Myricin bedarf eines extremen Energieauf-

wands bei der Herstellung. Beispielsweise wird bei einem mittelgroßen Nest

aus ca. 1,2kg Wachs die Energie gebraucht, die in 7,5 bis 8kg Honig steckt. Das Bauvorhaben besteht daher darin, eine Behausung zu schaffen, die die Honigproduktion, die Bienen selbst und deren Nachwuchs (Larven) beherbergen

kann. Bei maximalem Raumvolumen ist es extrem wichtig, den Energieverbrauch bei der Herstellung des Baumaterials so gering wie möglich zu halten.

Die größte Fläche im Verhältnis zum Materialverbrauch bietet der Kreis als

einfache geometrische Form. Jede Zelle für sich betrachtet würde davon profitieren, jedoch wird hierbei außer Acht gelassen, dass Honigbienen ein extre-

mes Schwarm-Bewusstsein aufzeigen. Der Zellkomplex würde also bei einem Kreis als Grundform nicht nutzbare Zwischenräume zwischen den Zellen als Nebenprodukt schaffen.

Um aber das Ziel der maximalen Raumeffizienz zu erfüllen, muss der nicht zu nutzende Raum irgendwie nutzbar gemacht werden.

Wenn man den Bauvorgang analysiert wird klar, welches Prinzip sich jede einzelne Biene zum Wohl des Gesamtkomplexes zu Nutzen macht. Zu aller

erste wird das Wabendach der Zelle als Basis errichtet, darauf hin extrudiert

die Biene die Wabenwände zylindrisch um ihren Körper herum. Im nächsten

Schritt erhöht das Insekt die Körpertemperatur auf über 43° Celsius, um so das Wachs zu erwärmen, das daraufhin einen Grad der Viskosität annimmt,

den man als dickflüssig bezeichnen würde. Das Material versucht den phy-

sikalischen Gesetzen zu entsprechend sich in einen energetisch günstigeren Zustand zu bewegen und nimmt die vorher nicht nutzbaren Zwischenräume

ein, die Hexagon-Struktur entsteht. Eine Zelle teilt sich jeweils eine Wand mit jeder angrenzenden Nachbarzelle. Die Waben bestehen aber nicht einfach aus

extrudierten Sechsecken und einer geraden Rückwand. Vielmehr wird das Wa-

bendach als Tetraeder ausgebildet, um auch die Zwischenräume zwischen den spiegelverkehrt angeordneten Zellen einzunehmen und eine perfekte Verzahnung der Konstruktion in ihrer Gesamtheit zu bieten.

Diese Struktur scheint sich bis heute noch zu bewähren und es ist zweifelhaft, ob Bienen in den kommenden Jahrtausenden ihre Strategie ändern werden.

Ich denke nicht, dass es Rudofskys Anliegen ist, dass jeder Architekt seinen Entwürfen und Gedanken die Bienenwabe zugrunde legen sollte. Vielmehr soll

das, was hinter dem Prinzip der Entwicklung dieser Struktur liegt, ergründet werden. Die Befreiung von prädestinierten Regeln und die Zuwendung zur di-

rekten Problemlösung und zur Zweckmäßigkeit eines jeden Projekts und den

damit verbundenen einzuleitenden Schritte genießt bei der Vorgehensweise oberste Priorität.

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Yazan Doudieh

Literatur http://www.hobos.de/fileadmin/Presse/Uni_Bremen_ Bienenwabe-Hs-Bremen-ISB__1_.pdf (Stand: 15.01.2016) http://www.vidyaonline.net/dl/Built_by_Animals.pdf (Stand: 15.01.2016) http://monoskop.org/images/d/d3/Rudofsky_Bernard_ Architecture_Without_Architects_A_Short_Introduction_ to_Non-Pedigreed_Architecture.pdf (Stand: 15.01.2016) https://www.youtube.com/watch?v=QEzlsjAqADA# (Stand: 15.01.2016) https://www.youtube.com/watch?v=x7cX2cjFunw (Stand: 15.01.2016)


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Das Vogelnest als architektonisches Symbol Die Natur galt seit Anbeginn des Bauens als die große Inspirationsquelle für den Menschen. Vor allem früher in der Geschichte der Menschheit sah man in

der Natur eine gottgeschaffene übergeordnete Urästhetik. Eine Perfektion, die es durch Imitation und Inspirationsnahme zu erreichen galt.

Auch konstruktiv bietet uns die Natur ein gewaltiges Leistungsrepertoire. Knochen schaffen durch ihre Porösität einen bestmöglichen Kompromiss aus Stabilität und Leichtigkeit, Gras- und Pflanzenhalme durch ihre Biegefähigkeit

eine Windfestigkeit die höher ist als bei jedem von Menschen errichteten Ge-

bäude, bei einem minimalen Querschnitt. Auch das Vogelnest ist ein in sich stimmiges System. Harte, dickere Zweige werden als Grundtragstruktur mit-

einander verflochten und erhalten durch die kreisförmige Verflechtung eine innere Spannung, in die Zwischenräume werden dünnere, weichere Zweige, Moos und Blätter verbaut, um den Bau zu dämmen, und eine weichere, beque-

mere Innenstruktur zu schaffen. Es ist meist nach oben hin geöffnet um eine schnelle Fluchtmöglichkeit zu gewährleisten. Das Gebilde ist in sich stabil, und

trotzdem leicht genug um es in sicherer Höhe, weitab vom Hauptstamm des Baums zu positionieren, und so Fressfeinden zu entgehen.

Können wir also in der Architektur von der Tierwelt lernen? Können wir Er-

kenntnisse aus ihrer Konstruktion oder Funktionalität ableiten? Inwiefern können wir auf Symboliken aus der Tierwelt zurückgreifen um unseren Entwürfen eine bestimmte Bedeutung zu verleihen? Betrachten wir den Sachverhalt anhand zweier Beispiele.

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In Peking entstand im Jahr 2003 bis 2007 das Nationalstadion in Peking, das sogenannte Birds Nest Stadium. Entworfen durch das prominente Architektenteam Herzog & de Meuron in enger Zusammenarbeit mit dem renommierten chinesischen Künstler Au Weiwei, und realisiert durch das britische Ingeneursbüro Arup, sollte das Stadion das Aushängeschild der olympischen Spiele in Peking 2008 werden. Der Kern des Stadions ist eine einfache Betonstruktur

mit drei Tribünenrängen. Darüber stülpt sich ein 42 000 Tonnen Stahlgerüst,

verwoben in einer komplexen Struktur bestehend aus dem notwendigen Tragsystem, und Zierelementen, das sowohl Einblicke in das Stadion schafft, als

auch einen homogener Sonnen- und Wetterschutz liefert. Das Stahlgerüst

wird hierbei aufgelöst, verdreht. Es entsteht keine klar ablesbare statische Konstruktion sondern ein chaotisches Geflecht. Konstruktiv und optisch ist das Gebilde durchaus mit einem Vogelnest zu vergleichen, doch welchen Hin-

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tergedanken hatte das Ganze? Fragt man bei Herzog & de Meuron einmal ge-

nauer nach, entpuppt sich das Vogelnest nämlich als etwas ganz Anderes. Der ursprüngliche Entwurfsgedanke basierte auf traditioneller chinesischer Keramikkunst, wo sich über einem Kreis durchschneidende Linien ein gängiges

Vogelnesttreppe

Motiv darstellen. Man wollte einen Topf, in dem die Leute zusammenkommen und einander begegnen. Nicht beachtet hat man, dass in der chinesischen Kultur tierische Metaphern derartig stark verankert sind, dass sämtliche Medien

und Betrachter sofort ein Vogelnest erkannten und das Stadion kurzerhand umtauften.

Hier offenbart sich eine Problematik die mit derartig plakativer Symbolik in der Architektur einhergeht. So gut ein Entwurfsgedanke auch ist, Architektur kann immer auf ganz unterschiedliche Weise gesehen und verinnerlicht

werden. Es ist nicht nur die entwerfende Partei beteiligt an der Wirkung einer Symbolik, sondern auch der Rezipient. Besonders schmerzlich musste dies Au

Weiwei erfahren, der sich als bekannter Regimekritiker durch sein Werk einen Wandel im Gesellschaftssystem Chinas herbeisehnte, gar eine Aufbruchstim-

mung schaffen wollte. Doch seine Stimme verhallte im Trubel. Die Errichtung des Stadions verschlang durch die aufgrund der Stahlknappheit exorbitanten

Stahlpreise enorme Summen an öffentlichen Geldern, seitens der westlichen Medien kam Kritik. Die neue Zürcher Zeitung bemängelte unter Anderem, dass ein derartig prominentes Architektenteam wie Herzog & de Meuron nicht

für einen derartig totalitären Staat bauen solle, der seine architektonischen Großprojekte unter Anderem durch mehr als 200 Millionen schlecht bezahlter Wanderarbeiter realisiert, die weder eine Niederlassungsbewilligung, noch

eine gesundheitliche Versorgung erhalten. Aus Enttäuschung blieb Au Weiwei

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schlussendlich der Einweihungsfeier fern. So gut das Vogelnest also als Stadion

auch funktioniert hat, und so spektakulär es auch aussieht, die Symbolik hat versagt.Kommen wir nun zu meinem zweiten Beispiel, zum Entwurf des Plenarsaals des Bonner Bundeshauses durch Günter Behnisch.

Plenarsaal

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Behnisch beschäftigte sich schon sehr früh in seiner Schaffenszeit mit der Beziehung zwischen Architektur und Natur. Er nahm in dieser Beziehung Gedanken des katholischen Theologen und Philosophen Romano Guardini auf.

Guardini beschäftigte sich vor allem mit dem Wandel des Weltbildes vom hier-

achisch und religiös bestimmten Mittelalters hin zur autonomen Neuzeit. Das Naturverständnis im Mittelalter basierte auf einer grundliegenden Ordnung,

der Schöpfung Gottes. In der Neuzeit kam es zu einer Loslösung des des Indi-

viduums von der Natur durch Ableitung ihrer Erkenntnisse. Diese Loslösung des Individuums wird allgemein als die zweite Natur verstanden, eine Entfremdung durch den Einfluss von Wissenschaft und Technik, und durch das er-

wachte intellektuell-wissenschaftliche Bewusstsein des Menschen. Da Gott für diese veränderte Umwelt nicht mehr in die Verantwortung genommen werden könne, liege es nun an den Menschen, sie positiv zu gestalten.

Behnisch nahm diese Begrifflichkeiten auf, und sah in dem Wirken der Menschen die Chance, dem Abfallen von der ersten Natur entgegenzuwirken, in-

dem er eine Wiederanbindung an die Elemente dieser höheren Ordnung der Natur als wichtigstes Anliegen seiner Arbeiten sah. Dies griff er immer wie-

der in seinen Arbeiten auf. Als er den Plenarsaal des Bonner Bundeshauses entwarf, verwendete er bewusst auf die Natur bezogene Metaphern, um sei-

nen Entwurfsgedanken zu verdeutlichen. Der Bau soll für eine transparente Demokratie stehen, für eine geteilte, gegliederte Macht. Über Lamellen, Blen-

den, Vorhänge filtern das verglaste Dach und die fein gegliederten gläsernen

Trenn- und Seitenwände das Tageslicht, ganz einem Astwerk ähnelnd. Durch Terrassen und Dachvorsprünge werden Übergänge von Innen nach Aussen geschaffen und Sonne, Wind, Regen mit einbezogen. Das auffälligste Element ist

jedoch die sogenannte Vogelnesttreppe, welches die Amtsräume der Präsiden-

tin mit der Speisesaalebene verbindet. Die schraubenlos zusammengefügten Ahornleisten bilden eine Figur, die naturbelassen und einsehbar wirkt. Sowohl

die Struktur des Gebildes als auch der Bauprozess wird hier transparent, ablesbar, wie im formulierten Idealbild der Demokratie.

Die hier eingesetzte Symbolik ist dezenter, subtiler ausgeführt. Sie zwängt sich nicht auf, sondern lädt lediglich den interessierten Betrachter ein sich genau-

er über die Hintergründe zu informieren und ihre Bedeutung zu erfahren. Sie überlässt die große Bühne dem Gebäude, und seinem Inhalt.

Andreas Schaschek

Literatur Form Follows Nature: Eine Geschichte der Natur als Modell für Formfindung in Ingenieurbau, Architektur und Kunst- ISBN 3709108551 https://e-pub.uni-weimar.de/opus4/files/961/Olaf_Weber.pdf http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2006/2485/ http://www.nzz.ch/ein-sporttempel-fuer-einen-totalitaeren-staat-1.752586

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Organisches Bauen

nach Antoni Gaudí und Frei Otto

Seit jeher versucht der Mensch von der Natur zu lernen, die mit ihrer Mischung aus Regelmäßigkeit und Vielfalt ein schier unendliches Spektrum an Inspitationen bietet. Zufällig anmutende Erscheinungen besitzen gelegentlich eine versteckte Ordnung und viele komplexe Escheinungen lassen sich oftmals auf ähnliche, einfache mathematische Regeln zurückführen. Auch Chaos mit

seinem kreativen Potential besitzt eine Regelhaftigkeit und enthält Ordnungen, die komplizierte Formen entstehen lassen. Diese Selbtsorganisation aus

der bestimmte Regeln hervorgehen wird in den Entwurfsprozess übernom-

men, indem aus scheinbar willkürlichen Prozessen ein Prinzip zur Grundlage genommen wird aus der eine Form entsteht. Doch dieser Prozess läuft nicht

zufällig ab, in ihn wird eingegriffen, der Ablauf wird verändert und so Neues erschaffen, das Brüche zu der perfekten regelmäßigkeit aufweist. Man macht

sich Eigenschaften der Natur für den Gestaltungsprozess zu Nutze um ein abstrahiertes Abbild zu erhalten.

Der Anspruch der organischen Architektur ist es die Bauten nicht aus einem reinen Stilwillen heraus sondern aus relevanten Parametern, ihrer Umgebung,

Funktion und deren Nutzern zu entwickeln und diese, sowie deren einzelne

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Elemente mit ihrer Umwelt zu verbinden. Die Architektur folgt also, wie auch

die Natur, ihren eigenen Gesetzen und entwickelt sich aus den Anforderungen, die an sie gestellt werden. Die Konstruktion betrachtend versucht man Las-

ten fließend abzutragen, woraus ein Minimum an Material verwendet werden

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Modellversuch mir Seifenblasen, Frei Otto


kann, aber auch fließende Formen mit einer sichtbaren inneren Logik entstehen.

Antoni Gaudí wendet in seinen Gebäuden sowohl in der Konstruktion als auch

in der Fassade eine vielfältige Formensprache, entnommen aus der Natur, an.

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Konstruktive Ableitungen aus der Natur, vorwiegend von Bäumen, aber auch

Formen die sich aus einer tektonischen Verschiebung ergeben würden. Von helikoidalförmigen, mit Spitzhüten versehenen Kaminen über eine Felsformationen darstellende Fassade, wie am Beispiel der Casa Milá bis hin zu natura-

listischen Skulpturen, wie einer Schildkröte als Säulenbasis an der Fassade der

Hängemodell, Antoni Gaudi

Geburt Christi in der Sagrada Família.

Dennoch unterscheidet sich Gaudís Formensprache von dem zeitgenössischen Stil Nouvo in Katalonien, dem Art Nouveau oder Jugendstil im Norden, die während Gaudí eine Einheit schafft, mit ihrer aufgelegten Dekoration einen flächenartigen Charakter erzeugen. Sein Interesse liegt vielmehr in der organischen Struktur der Natur und ihrer dreidimensionalen Betrachtungswei-

se. Mit der zeit treten dekorative Oberflächenwirkungen in den Hintergrund und Gaudís Ableitungen aus der Natur werden reiner, bis schließlich allein

die Struktur bleibt und ihre eigene Ästhetik, die Naturformen innewohnen-

de zum Vorschein tritt. Es geht ihm um die Kräfte, die in den Erscheinungen

wirken, um die Zweckmäßigkeit in dreidimensionalen Formen. wie auch sein

konstruktives Vorgehen mit seinen Hängemodellen, die auf dem Prinzip der Umkehrung der Kettenlinie beruhen, zeigt. Das aus Schnüren oder Kettengliedern bestehende, abgehängte Tragwerksmodell nimmt Aufgrund seiner Eigen-

schafft nicht biegestabil zu sein unter Zug eine Stabile Form ein und liefert

eine Konstruktion ohne Biegemoment. Aber auch Haar- und Wasserstudien spielen eine Rolle, die auch schon für Leonardo über Dekoration hinausgehen und Bewegung darstellen.

Und auch heute besteht ein Bedürfnis nach einer Architektur, die ihren Ausdruck in ihrer Konstruktion trägt.

Diesen Anspruch tragen auch die Bauten Frei Ottos in sich, doch geht der seine noch darüber hinaus. In einer Zeit, in der der Begriff Natur in einem ständigen Wandel ist, von der Bedeutung des selbstentstehenden und sich selbst

organisierenden hin zu einem allumfassenden Begriff, ist auch der Ansatz Frei Ottos ein Ganzheitlicher. Der Wandel geht einher mit dem enormen Wissens-

zuwachs über unsere Natur. Auf der Suche nach ihrem Wesen geht er mit drei Gedankenmodellen vor: dem der eigenen Wahrheit, dem Glauben an die Wis-

senschaft und die eigenen Wünsche. Letztendlich kommt er zu dem Schluss,

dass vielleicht die Geschichte der Gestalt der Schlüssel ist, denn sie trägt die

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elementare Eigenschaft der Natur des Werdens und Vergehens in sich.

Natürliche Konstruktionen nicht jedoch nicht gleichzusetzen mit „natürlichem

Bauen“ gleichwohl sie im Besonderen für diese Art des Bauens Aufgrund ihrer Verwandtschaft zur Natur geeignet sind. Es geht um ein sinnvolles Einbetten

Deckengewölbe der Sagrata Familia, Antoni Gaudí

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der vom Menschen geplanten Umwelt in die Natur und dem Erhalt eines funktionierenden Ganzen, sodass der Mensch als Teil der Natur auftritt. Der Ein-

griff des Menschen bleibt durch den Prozess der Planung ein widernatürlicher und erfordert die Unterstützung der natürlichen Regenerationsfähigkeit.

Mit den Worten Frei Ottos: „Das heutige Ziel ist, Häuser und Städte zu bauen,

die natürlich sind. Um natürlich zu sein muss ein menschliches Produkt nicht

aussehen wie eine Pflanze oder ein Baum. Das große Ziel (...) ist, dass Häuser und Städte zusammen mit Pflanzen und Tiere ein natürliches Biotop darstel-

len, dass also das Haus nicht gegen die Natur gerichtet ist, sondern, dass der Mensch und seine Technik ein untrennbarer Teil der Natur sind.“

Es stellt sich heraus, dass sich durch den Lauf der Zeit die Struktur als ent-

scheidendes Merkmal des organischen Bauens herauskristallisiert hat. Bei

Gaudi in einem lebenslangen Prozess angefangen mit dem Loslösen von den dekorativen Elementen des Jugendstils hin zu klareren Formen und schließlich

zur reinen Struktur. Bei Frei Otto bereits sehr früh durch die Auseinandersetzung mit der Natur und dem Werden und Entstehen der Dinge.

Auch die Integration der Architektur in die Natur hat sich von einem rein optischen Anspruch, durch Nachahmung der Umgebung, hin zu einem Ganzheit-

lichen, einer gesunden Einbettung von geplanter Umwelt in die wilde Natur entwickelt.

Gabriel Barklam

Literatur James Johnson Sweeney und Josep lluís Sert, 1960, Antoni Gaudí, Verlag Gerd Hatje Stuttgart, ISBN: 3 7757 0105 2 Fundació Caixa de Pensions, 1986, Antoni Gaudí, Imprenta Hispano-Americana, ISBN: 84-7664-010-2 Frei Otto, 1990, Der umgekehrte Weg, Rudolf Müller GmbH. ISBN: 3-481-00194-0 Frei Otto, 1988, Gestaltwerdung, Rudolf Müller GmbH, ISBN: 3-481-19841-8 Frei Otto, 1985, natürliche Konstruktionen, Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN: 3-421-02591-6 Rudolf Finterwalder, 2011, Form follows Nature, Springer-Verlag/Wien, ISBN: 978-3-7091-0855-0

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Natürliches Konstruieren

nach Achim Menges

Was ist heute konstruktiv orientierte „organische Architektur“ und wie natürlich ist das? NATÜRLICHES KONSTRUIEREN

Die Übersetzung von Naturformen in gebaute Architektur kann über mehrere Entwurfsmethodiken erfolgen. Mit der Industrialisierung und dem technologischen Fortschritt ergaben sich auch Neuerungen im architektonischen An-

spruch. Infolgedessen entwickelte sich die organische Architektur, welche sehr stark einem Stilwillen unterworfen ist, zu einer Bauweise die auf natürliche

Konstruktionen ausgerichtet ist. Durch das zunehmend computergestützte Entwerfen und die Verwendung von Hochtechnologien sind deutlich detail-

liertere Übersetzungen von natürlichen Strukturen und Morphologien in die Architektur möglich geworden.

„Über diese 500 Jahre seit der Renaissance hat sich das so tief im Entwurfsdenken verankert, dass wir eigentlich heute immer zuerst die Form entwerfen, erst die Geometrie und danach erst über die Materialisierung nachdenken. Was uns eigentlich interessiert ist ein Ansatz, wo wir sagen, wir können

das Material heute nicht mehr nur als passiven Empfänger einer entworfenen Form verstehen, sondern wir können das Material und auch die Fertigungsprozesse viel aktiver in den Entwurfsprozess einbinden.“3, stellt der Unipro-

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fessor Achim Menges fest. Doch inwiefern kann man organisches Bauen vom natürlichen Konstruieren differenzieren?

Natürliches Konstruieren kann als Weiterentwicklung des organischen Bau-

ens verstanden werden. In der organischen Architektur möchte man eine

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Symbiose zwischen Gebäude und Landschaft erzeugen und die Form keinem bestimmten Stilmittel unterordnen, sondern aus Proportionen, plastischer Formenvielfalt, Farben und Materialcharakteren eine Form erwachsen lassen.4 Die typische „form follows funktion“ - Architektur, welche eine biologische und

soziale Zweckmäßigkeit fordert, wird zu einer „form follows performance“ -

Architektur weiterentwickelt. Hierbei spielt Bionik eine große Rolle. In die-

3D Modell eines Versuchspaviollns

ser Wissenschaft werden Phänomene der Natur auf die Technik übertragen,

wobei die belebte Natur durch evolutionäre Prozesse optimierte Strukturen

und Prozesse entwickelt, von welchen der Mensch lernen kann. Die aus der

Natur gewonnen Erkenntnisse können auf technische Lösungsansätze in der Baukonstruktion und andere wissenschaftlichen Forschungsfeldern übertragen werden. Heterogenität als Voraussetzung für Natürlichkeit wird vor allem in der Freiheit der Ästhetik deutlich.5 „Jeder Organismus muss multifunktional

und somit heterogen sein, das gilt selbst für die einzelne Zelle.“ 2, sagt Prof.

Menges. Strukturen können somit eine gewisse Ungleichheit aufweisen und

durch heterogene Umwelteinflüsse verändert werden. Gleichheitsfaktoren

wie z.B. Symmetrie setzten sich in der Biologie selten durch. Er dementiert: „ Asymmetrie und Irregularität sind also nicht unbedingt Zeichen von etwas Nicht-Perfektem, Mangelhaftem, sondern vielmehr Zeichen von kontextspezifischer Informiertheit.“ 2 ACHIM MENGES

Prof. Achim Menges von der Uni Stuttgart subventioniert seine Entwürfe durch die Kooperation mit Biologen und computerbasierter Lasertechnik. Er lässt

sich bei seinen Entwürfen von Hummern, Wasserspinnen und Seeigeln inspirieren. Dabei sind seine Bauwerke teilweise dünner als eine Eierschale und

können durch Wettereinwirkung ihre Gestalt verändern. Da es sich um temporäre Versuchspavillons der Universität Stuttgart handelt, werden diese in Zusammenarbeit mit den Studenten jedes Semester neu entworfen und nach

Vollendung meist vernichtet. Was bringt uns diese Art des Entwerfens für die heutige Technik und was ist Prof. Menges Haltung zur Natur? 3 ARCHITEKTUR UNTER SPANNUNG

-Ein Studienpavillon der Uni Stuttgart

Der sog. „Research-Pavillon 2010“ der Uni Stuttgart ist eines dieser Studien-

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Forschungsprojekt von Prof. Achim Menges und seinen Studenten


projekte. Das Hauptaugenmerk lag auf der Untersuchung von Holzspannungen

und der möglichen Tragfähigkeit unter Zug- und Druckbeanspruchung des na

türlichen Baustoffs. Es wurde eine bestimmte Kopplungstechnik entwickelt,

bei der die Aufteilung von Zug- und Biegebeanspruchung der Segmente von Bedeutung sind. Auf Grundlage von physikalischer Tests und FEM Simulationen wurde ein computerbasiertes Informationsmodell erstellt. Die Mess-

reihen dienten zudem der Erfassung minimaler Biegeradien, welche sich mit spezifischen Holzsorten und Plattendicken erreichen lassen.6 Erstaunlich ist, dass jedes Zugsegment das benachbarte Biegesegment allein durch Spannung

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in Form hält. Dieses System führt zu einer außergewöhnlichen Tragfähigkeit

des Gesamtkonstrukts und ermöglicht es, den Pavillon mit seinen 10 Metern Durchmesser und 5 Metern Höhe aus nur 6,5mm starken Birkensperrholzlamellen zu fertigen.1

Die Möglichkeit der digitalen Darstellung stellt bei der Generierung der Pavil-

lons ein entscheidendes Potenzial dar. Computerbasiertes Arbeiten dient als Schnittstelle zwischen virtuellem und realem Raum.2

Der Innenraum des biegeaktiven Pavillons bietet eine hohe Aufenthaltsqualität

VEREINBARKEIT MIT DER NATÜRLICHKEIT

Prof. Menges beschäftigt sich mit Naturformen wie Seeigeln, realisiert seine Projekte jedoch mit Robotern und avancierten parametrischen Modellen am

Computer. Doch kommt man der Natur als Architekt näher durch Einsatz von Hochtechnologie und Informationstechnik?

Ohne den Einsatz von hochtechnologischen Hilfsmitteln und computergestütz-

ter Entwurfsmethoden wäre es wohl kaum denkbar komplexe Abhängigkeiten

von Form, Struktur und Umwelt in Einklang zu bringen. Ohne den Einsatz von hochtechnologischen Hilfsmitteln und computergestützter Entwurfsmethoden wäre es wohl kaum denkbar komplexe Abhängigkeiten von Form, Struktur

und Umwelt in Einklang zu bringen. Im Beispiel des Pavillons wurden aus den digitalen Daten des Informationsmodells statische Berechnungen und elemen-

tare Grundlagen für die CNC-Maschinen generiert, welche zur Realisierung der komplexen Formgebung wichtig waren.6 NUTZEN DES PAVILLONS

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Zwar waren schon für die Planung und Ausführung umfangreiche Forschungen und Versuche nötig, um die Fertigung der einzelnen Holzelemente und

weitere Faktoren wie Statik zu gewährleisten, doch vor allem nach der Fertigstellung erfüllt das Projekt einen Nutzen. Es dient dem Beobachten von Materi-

alveränderungen unter Umwelteinflüssen. Durch ständiges vermessen mittels Laserscanners werden Daten zur Auswertung erzeugt. Vor dem endgültigen

Abbau werden zudem Belastungstests durchgeführt, um Aufschluss über die

Messreihe zur Erfassung des möglichen Biegeradius

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mögliche Verformbarkeit des biegeaktiven Tragwerks zu gewinnen.6 Welches Ziel verfolgt Prof. Achim Menges?

Menges verfolgt mit seiner Entwurfsmethodik das Ziel, sich von Materialspe-

zifischen und herstellungsbedingten Zwängen zu befreien. Er kritisiert die ökonomisch ausgelegte Architektur, welche den Anspruch an Effizienz und

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Wirtschaftlichkeit nicht ausschöpft. Es sei „die Frage nach Relation zwischen Architektur, Objekt, menschlichem Subjekt und gebauter Umwelt außer Acht gelassen.“2

„ Nie zuvor war die Erforschung und Entwicklung solcher Entwurfsansätze so relevant wie heute, denn nie zuvor wurde auf unserem Planeten mehr gebaut. “ 2 - Prof. Achim Menges

In der Technischen Unterstützung von Entwurfsprozessen steckt demnach ein ungeahntes Potenzial. Doch spielen Einflussfakten wie die Ästhetik und skulpturalen Qualitäten nicht eine übergeordnete Rolle in der Entwurfsphase? Kann

man Menges Lehre auf eine Ebene mit den Entwurfsprinzipien Antoni Gaudis heben? Ein Interview mit Prof. Achim Menges zu diesen und weiteren spannenden Fragen folgt in der nächsten Ausgabe.

Tina Stäblein

Literatur 1 Menges, A. (ed.): 2012, Material Computation – Higher Integration in Morphogenetic Design, Architectural Design, Vol. 82 No. 2, Wiley Academy, London. 2 Hensel, M., Menges, A. (eds.): 2008, Form Follows Performance: Zur Wechselwir kung von Material, Struktur, Umwelt,S.100, ArchPlus No. 188, ArchPlus Verlag, Aachen. 3 http://www.swr.de/swr2/kultur-info/kultur-renional-kunst-kunstpreis- berlin-2015-achim-menges-verena-neuhausen/-/id=9597116/did=15305258/ nid=9597116/3zjdlw/index.html , 09.12.2015 4 http://www.swr.de/swr2/kultur-info/kultur-regional-kunst-kunstpreis- berlin-2015-achim-menges-verena-neuhausen/-/id=9597116/did=15305258/n zid=9597116/3zjdlw/index.html, 09.12.2015 5 https://de.wikipedia.org/wiki/Bionik , 03.01.2016 6  http://www.detail.de/artikel/forchungspavillon-universitaet-stuttgart-408/ , 14.01.2016

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Der Laser schneidet milimetergenau die am Computer entworfenen Formen aus.


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Natur im städtischen Raum Der Mensch entfernt sich immer mehr von der Natur, obwohl er doch mit sei-

ner Kultur laut Oldemeyers integrativer Naturauffassung ein Teil ebendieser ist. Doch mit dieser Entfremdung entsteht auch das Verlangen nach Natur und dadurch der Versuch einiger Menschen sich ihr wieder anzunähern.

Da gibt es zum Beispiel die Umweltaktivisten, deren Motivation der Schutz und der Erhalt der Natur mit ihrer Biodiversität ist. Aber andere Trägerschaften haben andere Interessen, wie zb der energetische Aspekt für den Staat wichtig ist, und im Baugewerbe, die sich für Nachhaltigkeit im Bau einsetzen.

An den folgenden Projekten wird deutlich, wie variabel die Interessen der jeweiligen Verantwortlichen sein können.

Die meisten Städter wollen trotz ihrer Sehnsucht nach dem Ursprünglichen dennoch die Vorteile des urbanen Lebens nicht missen, aber muss man heutzutage wirklich noch auf dem Land leben, um naturnah zu wohnen?

Einen ökologischen Umbau in der Architektur und im Städtebau wollen alle

- Umweltaktivisten, der Staat, die Gemeinden. Doch stehen hinter den unter-

schiedlichen Trägerschaften auch unterschiedliche Motivationen und Ansätze des Naturschutzes.

So wollen beispielsweise einige Gemeinden neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit durch Grüne Projekte einen steuerlichen Vorteil erzielen.

Die Umweltaktivisten hingegen stellen sich gegen die Entfremdung der Menschen von der Natur, die ja laut Oldemeyers integrativer Naturauffassung mit

ihrer Kultur ein Teil ebendieser sind. Sie wollen die Natur und ihre Biodiversi-

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tät schützen und erhalten.

Die meisten Städter wollen trotz ihrer Sehnsucht nach dem Ursprünglichen dennoch die Vorteile des urbanen Lebens nicht missen, aber muss man heutzutage wirklich noch auf dem Land leben, um naturnah zu wohnen?

Ist das wirklich die Definition von Natur in der Stadt?

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Urban Gardening – (R)evolution der städtischen Begrünung? Seit jeher gibt es Konzepte Grünflächen für jeden in der Stadt bereitzustellen,

wie z. B. schon in den 1920er-Jahren vom Landschaftsarchitekten Leberecht

Migge. Dieser entwickelte die Gartenstadtidee so weiter, dass die Stadt autonom wird und damit die umgebende Landschaft schont. Im öffentlichen Raum

war für Ihn wichtig, dass „ der gemeinschaftliche Park wieder ein Zweckgebilde wird, berufen, den ganz spezifischen Gebräuchen einer Mehrheit von Menschen Genüge zu tun.“ [1] Die Flächen, die man zuvor nicht betreten durfte,

sollten nun unter anderem für Bewegung nutzbar gemacht werden. Er schaffte

deshalb z.B. Spielbereiche für Kinder, gemeinschaftlich nutzbare Dachgärten

und Ruhebereiche für Ältere. Migge forderte einen produktiven Freiraum, der auch Lebensmittel hervorbringen sollte. So stellte er die Verbindung von Landwirtschaft und städtischem Leben her.

Ein etwas neueres Konzept, welches auch den Gartenbau in die Stadt bringen

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soll, ist Urban Gardening.

Man baut Obst und Gemüse zum Eigenverbrauch auf Flächen und Orten innerhalb der Stadtgrenze an. Dies geschieht meist auf brachliegenden, also unge-

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Mobiles Gärtnern im Prinzessinnengarten in Berlin


nutzten und vernachlässigten Flächen, die dadurch eine Aufwertung erfahren, mit dem Ziel neue Orte öffentlichen Lebens zu schaffen.

Der Wunsch nach gesunder Ernährung und Kenntnissen über die Lebensmittelerzeugung, aber auch ökologische Gründe, wie der Erhalt der Artenvielfalt,

bewegt immer mehr Menschen dazu an solchen Urban Gardening Projekten

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teilzunehmen.

Urban Gardening steht aber übergeordnet für eine soziale und ökologische Bewegung, die für nachhaltige Lebensformen steht und eine Art demonstrative Ernährungsreform von unten anstrebt. Es ist ein Protest gegen die Ent-

Spruch, der die Weltanschauung der urbanen Gärtner zeigt

fremdung der Konsumgesellschaft von der Natur, gegen die Dominanz der Lebensmittelkonzerne. Den Traum von einem ökologischen Leben hat auch

schon Ernest Callenbach in seiner Utopievorstellung „Ökotopia“ formuliert. Er beschreibt verantwortungsvolle, aktive Bürger, die ihre Umwelt schätzen

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und ein sehr starkes Gemeinschaftsgefühl haben - wie die urbanen Gärtner es heute sind.

Die Anhänger des Urban Gardening sehen die innerstädtische Landwirtschaft als Form der Selbsthilfe, die die Mitglieder in Notzeiten seelisch unterstützt.

Ausdruck des Selbsthilfecharakters des Gärtnerns

Diese Motivation gab es auch schon zu Zeiten Migges, der die Gärten als Selbsthilfekonzept sah, in dem mit dem wachsenden Reichtum aus dem Gartenbau die materielle und geistige Existenz des Einzelnen gesichert wird.

Mit dieser Bewegung entwickelt sich ein neues Stadtverständnis. Urban Gar-

dening widerlegt die Ansicht, dass es Orte der Moderne in der Stadt und Orte der Tradition auf dem Land gibt, deren Vorzüge nicht vereinbar seien. Die Teilnehmer wollen aber keinenfalls ein Landleben in der Stadt, sondern ein Stadtleben mit höherer Lebensqualität durch landwirtschaftliche Aspekte.

Ein wichtiger Bestandteil des Urban Gardening Konzeptes ist auch der Kollektiv- und Partizipationscharakter.

Die Möglichkeit der aktiven Teilnahme und die Einbringung in die Gesellschaft spielt hierbei eine wichtige Rolle. Das eigene Stadtviertel kann sozial belebt

und ästhetisch aufgewertet werden. „Durch Gestaltung des direkten Umfelds

wird das gesellschaftliche Engagement gefördert.“ [2] Man hilft sich gegensei-

tig und teilt sowohl Wissen als auch Gerätschaften, ganz nach dem Prinzip der Sharing Economy.

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Im Gegensatz zu den Schrebergärten sind Urban Gardening Projekte öffentlich, wenn es dort Privatparzellen gibt, dann immer auch gemeinsame Feuerstellen,

Geräteschuppen etc. Hier wird auch ein Unterschied zu Migges Idee der Gemüsegärten erkennbar, die vor allem als private Erweiterung des Wohnraums dienen sollten. Sein Ziel war „jedermann einen Garten zu verschaffen“. [3]

Bei den gemeinschaftlichen Urban Gardening Projekten sind alle Altersklassen, Kulturen und soziale Schichten vertreten. „In einem Bezirk mit hoher Ver-

dichtung, wenig Grün und vielen sozialen Problemen können [...] mit einem

Gemeinschaftscharakter - jeder packt mit an

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Wort alle, die wollen – in dieser sozialen und ökologischen Landwirtschaft in der Stadt gemeinsam mit uns Lernen, wie man lokal Lebensmittel herstellt und gemeinsam einen neuen Ort urbanen Lebens schafft.“ [4]

Schon über 90 Interkulturelle Gärten in Deutschland fördern so die Integrati-

on von Migranten und geben besonders erwerbslosen Menschen die Chance etwas sinnvolles für die Gesellschaft zu tun.

Durch die Selbstorganisation steigt außerdem das Verantwortlichkeitsgefühl

der Anwohner für das gesamte Stadtviertel. Jedoch besteht durch eben diese auch das Risiko, dass manche Teilnehmer aus persönlichem Zeit- oder Lust-

mangel das Gärtnern schnell vernachlässigen. So kann es dazu kommen, dass die Arbeit auf wenigen Schultern lastet und wenig Zeit für Organisation, Vernetzung und das Formulieren von politischen Interessen bleibt .

Wobei genau das so wichtig wäre, da Urban Gardening in Deutschland nicht gesetzlich geregelt ist und die Gartenarbeit von der Regierung nicht anerkannt

wird. So werden nicht selten innerstädtische Kleingärten der Bodenspekulation geopfert. Die Brachflächen werden nur zur Zwischennutzung zur Verfügung

gestellt und die Gärten müssen oft nachdem sie die Fläche wirtschaftlich auf-

gewertet haben wieder umziehen. Als Resultat entstehen radikalere Formen des Urban Gardening, wie Guerilla Gardening. Hierbei bepflanzen die Aktivis-

ten unauthorisiert Brachflächen mittels Samenbomben als politischen Protest und Symbol für die Rückeroberung des öffentlichen Raumes.

Die fehlenden Zuständigkeiten und Ansprechpartner erschweren es Interessen durchzusetzen und es z.B. als offizielles planerisches Mittel in der Stadtentwicklung einzusetzen. An anderen Orten wird dies bereits praktiziert, wie z.B. in Michigan, wo die Gemeinschaftsgärten in den Flächennutzungsplänen festgehalten werden.

Wie man also sieht stellt sich Urban Gardening gegen die Konsumgesellschaft

und steht für die Verbesserung der urbanen Lebensqualität, sowie für den Gemeinschaftsaspekt in der sonst so anonymen Stadt.

Es geht nicht um das Erreichen einer Subsistenz, wie bei Schrebergärten, durch

welche sich die Nutzer in Krisenzeiten selbst versorgen können sollten. Diese Motivation stellt auch den Unterschied zu Migges Absichten dar, denn wie der Titel seines Buches „Jedermann Selbstversorger“ schon vermuten lässt, wollte auch er jedem eine Subsistenz ermöglichen. Die Subsistenz wird bei Urban

Gardening aber gar nicht erreicht, weil es in der Zeit unseres Wohlstandes

auch nicht mehr nötig ist. Allerdings war auch bei Migge die Absicht hinter der Selbstversorgung sich von der Dominanz des Kapitalismus freizumachen.

Urban Gardening ist also nicht nur das Graben in der Erde, sondern eine Art Gegenkultur, die die Werte und Normen unserer Gesellschaft in Frage stellt.

Lisa Stapf

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Literatur 1 Migge, Leberecht (1913) Die Gartenkultur des 20.Jahrhunderts. Diederichs, Jena 2 Müller, Christa (2009) Zur Bedeutung von Interkulturellen Gärten für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Arbeitsberichte des Fachbereichs Architektur Stadtplanung Landschaftsplanung, Heft 169, Universität Kassel 2009 3 Baumann, Martin (2002) Freiraumplanung in den Siedlungen der zwanziger Jahre am Beispiel der Planungen des Gartenarchitekten Leberecht Migge. Trift Verlag, Halle 4 Website http://prinzessinnengarten.net/wir/ (08.12.15 14.15Uhr) http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/share-economy-soweit-die-utopie-1.2421540 (03.01.16) http://www.berliner-zeitung.de/archiv/warumimmer-mehr-menschen-ihr-gemuese-in-staedten-anbauen-buddeln-fuer-postmateriellen-wohlstand,10810590,10780322.html (29.12.15) https://www.nabu.de/downloads/NABU-Impuls-StadtLandFlaeche/NABU-Impuls_SLF_102012.pdf (28.12.15) http://dabonline.de/2011/05/01/beet-statt-baufeld/ (08.12.15) Tobisch, Carlos (2013) Diplomarbeit „Oasen im Beton Urban Gardening als Instrument zur Attraktivierung und Belebung von Brachflächen“. Wißmann, Constantin (2014) Urban Gardening: Stadtluft macht Blei. aus ernorm 2/2014 Müller, Christa (2012) Die grüne Guerilla – Über eine politische Avantgarde. Wochenzeitung „der Freitag“ Müller, Christa (2002) Wurzeln schlagen in der Fremde Müller, Christa (2011) Urban Gardening – über die Rückkehr der Gärten in die Stadt. oekom Verlag Meyer-Renschhausen, Elisabeth (2010) Urbanes Ackern Die Rückkehr von Gemüseanbau und Selbstversorgung in den Städten. http://www.cityfarmer.info/2010/09/27/leberecht-migge-1881-1935-an-urban-agriculture-pioneer/ (02.01.16) https://gruengestalt.wordpress.com/2013/07/19/leberecht-migge-ein-revolutionar-fur-das-offentliche-grun/ (03.01.16) Migge, Leberecht (1919) Jedermann Selbstversorger. Diederichs, Jena Migge, Leberecht (1913) Die Gartenkultur des 20.Jahrhunderts. Diederichs, Jena


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Andernach – die „essbare Stadt“ Subsistenzwirtschaft, Kollektivismus, Nutzdenken oder nur ökologische Ästhetik? Jeder kennt sie - die „Betreten verboten!“-Schilder, die auf jedem Rasen ste-

hen. Nicht so in Andernach! In dem kleinen 30.000 Einwohner Städtchen im Landkreis Mayen-Koblenz im nördlichen Rheinland-Pfalz direkt am Rhein gilt

genau das Gegenteil. Hier schmücken Schilder mit der Aufschrift „Pflücken er-

laubt!“ oder „Hühner füttern verboten“ alle öffentlichen Grünflächen. Aber was genau hat es damit auf sich?

In den meisten (Groß-)Städten herrscht aufgrund der hohen Bebauungsdichte chronischer Grünflächenmangel. Es gibt schlicht und einfach zu wenige und wenn sie vorhanden sind dann sind sie wenig ästhetisch und kaum nutzbar.

Wie Ernst Oldemeyer bereits sagte, sei die Natur nicht als Ganzes zu begrei-

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fen, sondern eher als offenes System, dessen Teil auch der Mensch mit seiner Kultur ist. Dass er mit dieser Aussage recht behält, wird an dem immer weiter wachsenden Wunsch der Menschen, Natur wieder in ihr näheres Umfeld also

in die Stadt zurück zu bringen, deutlich. Natürliches Grün beeinflusst unsere Lebensqualität vor allem im städtischen Raum und ist zudem verantwortlich für unsere Wohnzufriedenheit und das Stadtklima. Es gibt bereits einige Lösungsansätze um dieses gewünschte Gleichgewicht wieder herzustellen, allerdings ist der in Andernach realisierte deutschlandweit einzigartig.

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Nach diesem Motto lebt die Stadt Andernach nun seit 2010.


2010 - das Jahr in dem alles begann. Die Stadtverwaltung beschloss, dass öf-

fentliche und eintönig wirkende Brachen ein Ende haben sollten. Andernachs Grün sollte wieder lebendig und vielfältig werden, nicht nur mit den Augen,

sondern auch durch Duft und Geschmack erfahrbar. Für die komplette Umge-

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staltung standen nur 50.000€ zur Verfügung. Alles andere hätte Mehrkosten

für die Gemeinde bedeutet, was zu großen Diskussionen geführt hätte. Jedoch wurde dieses Budget sehr gut genutzt. Durch den Wechsel der Bepflanzungsart benötigt die Stadt für deren Pflege heute nur noch 1/10 der früheren Kosten, was beweist, dass man seine Stadt schöner und effizienter gestalten kann,

EIn kleiner Weinberg mit Rebsorten zum direkten Traubengenuss befindet sich nun im Schlosspark.

ohne großen Mehraufwand .

In Zusammenarbeit mit der Diplom Gartenbauingenieurin Heike Boomgaar-

den und Lutz Kosack, dem Geo-Ökologen der Stadt entstand das Konzept. Unter den Aspekten der Nachhaltigkeit, der Biodiversität und der urbanen

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Landwirtschaft wollte man die bisher vorhandenen Grünflächen erneuern und

somit die Stadt aufwerten, sie wieder zum Lebensmittelpunkt machen und die Lebensmittelproduktion zumindest teilweise wieder zurück in die Stadt holen. Vorbild für dieses Vorhaben war wohl das sogenannte Urban Gardening. Hier-

Auch allerlei längst vergessene Wildblumen finden hier neuen Lebensraum.

bei soll durch Anbau von Obst und Gemüse zum Eigenverbrauch auf brachlie-

genden Flächen innerhalb des Ortes eine Aufwertung eben dieser statt finden sowie neue Räume des öffentlichen Lebens geschaffen werden. Es handelt sich also nicht nur um eine rein ökologische oder nutzenorientierte Bewegung,

sondern auch um eine soziale. Die Menschen, die diese Art von Gartenbau betreiben tun dies nicht nur um zu gärtnern, viel eher um der Entfremdung zwischen Menschen und Natur entgegenzuwirken.

Im Gegensatz zum eher punktuellen Urban Gardening wurde in Andernach großflächig gebaut, geackert und gepflanzt. Statt teurer Wechselbeete sollten Nutzpflanzen Einzug halten. Die ersten Änderungen im Stadtbild wurden in

den eigentlichen „Schmuddelecken“ vorgenommen. So wurden 2010 an der Mauer im Schlossgarten 110 Tomatensorten, 2011 100 Bohnensorten und 2012 20 Zwiebelsorten gepflanzt. Hauptaugenmerk lag und liegt hierbei auf

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dem Anbau von regionalen und eher seltenen Sorten, wodurch die Identifika-

tion mit der Heimat gestärkt und die urbane Biodiversität unterstützt wird. Jedoch ist Artenvielfalt nicht nur beim Gemüse gefragt, auch Wildblumenwie-

sen sind erwünscht. Längst vergessene Wildpflanzen wie beispielsweise die

Kornblume oder das auf der roten Liste stehende Adonisröschen finden hier neuen Lebensraum.

Das Naturverständnis bei diesem Vorhaben ist also sehr groß, da man sich auf

historische Gegebenheiten bezieht und unter den Aspekten der Agrobiodiversität und der Nachhaltigkeit anbaut.

Bis zu einem gewissen Grad könnte man hier sogar von einer Rückkehr zur Subsistenzwirtschaft sprechen. Allerdings gibt es keine genauen Vorgaben,

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Ein kleine Orientierungshilfe zur „essbaren Stadt“.

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wie viel wovon angebaut wird. Vielmehr sind die Bürger selbst in der Verant-

wortung, sich um die Pflanzen zu kümmern und den Bestand zu sichern. Es

wird also nicht unbedingt aufgrund von notwendigem Bedarf angebaut, eher im Sinn des Allgemeingutes. Mit diesem Begriff verbindet man sofort den

amerikanischen Mikrobiologen und Ökologen Garrett Hardin, der in seinem berühmten Essay „The Tragedy of the Commons“ 1968 die These aufstellte, dass die nachhaltige Verwaltung und Verteilung endlicher Ressourcen nahezu unmöglich sei. „Freiheit auf der Allmende“, so das Fazit Hardins, „bringt allen Beteiligten den Ruin.“ [1]

Anfangs fürchteten die Bürger Andernachs ebenfalls die denkbaren negativen Apekte dieses Projekts. Dass es zu Vandalismus, Desinteresse und

Verwüstung kommen könnte. Dass die Gemüsebeete verwahrlosen und als

sonst ungenutzte Müllhalde enden würden. Dass einige wenige alles eigennützig abernten würden.

Doch drei Jahre später lässt sich feststellen, dass genau das Gegenteil zutrifft.

Der Bürgersinn der Bewohner ist im gemeinsamen Interesse am städtischen Garten neu erwacht. Die öffentlich wachsenden Lebensmittel lassen auch das Interesse an, sowie den Respekt vor ihnen mitwachsen. Auch das Verantwortlichkeitsgefühl der Anwohner wurde geweckt, sodass die kleinen Äcker kollektiv gepflegt werden. Um die Gärtnerarbeiten kümmerten sich von Beginn an

nicht nur städtische Arbeiter, sondern auch Ein-Euro-Jobber, Langzeitarbeitslose und viele Freiwillige. Wer mitmacht, tut es also gerne. Für die Anwoh-

ner ist und bleibt diese Anlage kostenlos, jeder kann mitsäen, mitpflegen und miternten wann und was er möchte. Das stärkt nicht nur den Zusammenhalt

innerhalb der Gemeinde, sondern schafft zudem völlig neue Aspekte des öffentlichen Lebens.

So trifft nun wohl doch eher die Theorie der Wirtschaftswissenschaftlerin und Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom ein. Sie behandelt ebenso wie Hardin das

Thema der Allmenden, der Gärten der Gemeingüter. Allerdings vertritt sie die These, dass Streitereien über die gemeinsame Nutzung knapper Ressourcen nicht immer scheitern müssen. Andernach ist dafür ein sehr gut gelungenes Beispiel.

Statt egoistischem Ausnutzen der der Gemeinschaft bereitgestellten Güter fand eine Art sozialer Revolution im Dorf statt. Der Zusammenhalt innerhalb des Städtchens ist stärker als zuvor, das Naturverständnis und das Stadtklima sind im wahrsten Sinne neu erblüht.

Diese Art des umgenutzten städtischen Grüns findet nicht nur in Andernach, sondern auch deutschlandweit schnell Befürwortung. Es ist das Zusammenspiel der ökonimischen, ökologischen, sozialen und ästhetischen Funktionalität, welche so überzeugend ist.

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Josefine Raab

Literatur 1 Garrett Hardin, The Tragedy of the Commons, in: Science (1968), S. 1243-1248, hier: S. 1244. Elinor Ostrom - Die Verfassung der Allmende (1999; Mohr Siebeck GmbH & Co. KG) Christa Müller - Urban Gardening (2012, Oekom-Verlag, München) Daniel Dahm, Gerhard Sicherhorn - Urbane Subsistenz (2008, Oekom-Verlag, München) http://www.andernach.de/de/bilder/essbare_stadt_flyer_quer_print_neu.pdf (05.01.16) http://www.zeit.de/2013/36/urban-gardening-essbarestadt (05.01.16) https://www.wissenschaftsjahr-zukunftsstadt.de/neuesaus-der-wissenschaft/das-sagen-die-experten/essbarestadt-andernach.html (05.01.16) http://www.ardmediathek.de/tv/grünzeug/Andernachdie-essbare-Stadt/SWR-Fernsehen/Video?documentId=2 9841358&bcastId=249330 (05.01.16) http://www.garretthardinsociety.org/articles/art_tragedy_of_the_commons.html (11.01.16)


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Vertical Forest Kann ein Grünes Hochhaus in der Stadt das menschlichen Bedürfnis nach ursprünglicher Natur erfüllen? „Die Frage Flachbau oder Hochbau stellt sich nicht mehr, da der Mensch durch den in den Ballungsgebieten der Industrieländer von Tag zu Tag schrumpfenden Raum nicht mehr die freie Wahl seiner Wohn- und Arbeitsstätte in absehbarer Zeit haben wird.“[1]

So beschreibt Fritz Rafeiner in seinem Werk „Hochhäuser“ bereits 1979 die Zukunft des Wohnens. Seit 2007 leben weltweit erstmals mehr Menschen in

der Stadt als auf dem Land. Bereits damals war dieser Urbanisierungsprozess absehbar und wird noch Jahrzehnte lang anhalten. Seit 2014 gibt es über 400 Millionenstädte. Das sind mehr als doppelt so viele wie vor 30 Jahren.

Durch den Anstieg der Bevölkerungs- und folglich der Bebauungsdichte inner-

halb der Städte, entsteht ein Wohnraummangel, der durch vielgeschossiges, vertikal orientiertes Bauen, das hauptsächlich durch funktionell-organisatorische und ökonomische Erfordernissen begründet ist, gelöst wird.

Was aus einem Wettstreit der Prestigebauten zwischen New York City und Chicago entstand, ist heutzutage nicht mehr aus den modernen Stadtbildern weg-

zudenken. Doch während der eine vom Wohnen über den Wolken schwärmt, hat ein anderer das Gefühl in dem Produkt des technischen Fortschritts einge-

sperrt zu sein. Auch schwingt mit dem Begriff „Hochhaus“ fast immer ein leiser

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negativer Unterton mit. Bewohner klagen über psychische und physische Probleme. Dieses ursprüngliche Bedürfnis nach Freiheit, widerspricht dem Prin-

zip des vertikalen Bauens. Der Mensch sehnt sich nach Natur, was das Wohnen in der Stadt eigentlich ausschließt.

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Straßenansicht des Vertical Forest in Mailand


In einer zunehmend technisierten und durchorganisierten Welt steht Wild-

nis für positive Eigenschaften wie „echt,“ „rein“ und „unverfälscht“, während das enge Wohnen für Fluchtbestreben sorgt. Es muss ein Umdenken im Wohnungsbau stattfinden, denn ohne Natur kann kein freies Wohnen existieren.

„Die These einer Dezentralisierung ist sehr verführerisch; sie ist mir persönlich sehr sympathisch; ich bete die Natur an, ich wünschte dort zu leben, aber dieser Wunsch ist platonisch; das Leben ist gieriger und gebieterischer.“

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So umreißt Le Corbusier bereits vor 80 Jahren die Problematik der unmöglich

zu vereinenden sich immer schneller entwickelnden Urbanisierung, sowie des instinktiven Wunsches des Menschen nach unmittelbarer Naturnähe.

Aufgrund dieses immerwährenden Themas entwickelten die italienischen Architekten Stefano Boeri, Gianandrea Barreca und Giovanni La Varra das

Konzept des Grünen Hochhauses. Der 2014 in Mailand fertiggestellte „Bosco Verticale“ besteht aus zwei benachbarten Wohntürmen, die auf auskragenden

Konzeptdarstellung des Grünen Hochhauses

Balkons und den Dachflächen auf zusammengenommen 40000 Quadratme-

tern über 900 Bäume, 11000 Bodengewächse und 5000 Büsche beherbergen, was von der Menge her in etwa einem Hektar Wald entspricht. Der unter anderem auch „Vertical Forest“ genannte Bau gewann 2014 den Internationalen

Hochhauspreis und ist nur einer unter vielen, die dem Modell der künstlich angelegten Natur folgen.

Die Entwürfe des größeren 110 Meter hohen und 26 geschossigen und des kleineren 76 Meter hohen und 18 geschossigen Baukörpers entstanden in enger Zusammenarbeit mit Gartenbauingenieuren und Botanikern, damit die sorgfältig ausgewählten Pflanzen- und Tierarten artgerecht angesiedelt

werden konnten. Die Bepflanzung soll die gesundheitlichen Auswirkungen

des Smog der Großstadt für die Bewohner lindern und Sauerstoff produzieren. Desweiteren sorgen die Bäume laut der Architekten Boeri, Barreca und La Varra in den Wohnungen des Grünen Hochhauses für ein milderes Klima

im Winter und fungieren im Sommer als Schattenspender. Desweiteren dienen sie als Schallschutz vor dem Großstadtlärm Mailands. Das Konzept beinhaltet

darüberhinaus eine lebendige Fassade, die durch die verschiedenen Erschei-

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nungsbilder der Bäume während dem Wandel der Jahreszeiten variiert.

Glaubt man den Architekten, erfüllt dies das Bedürfnis des Menschen nach

Natur und damit nach Freiheit im Wohnen. Betrachtet man das Konzept allerdings unter dem von dem bekannten deutschen Philosophen Martin Seel

festgelegten Ansatzpunkt, dass die ästhetische Attraktivität der Natur durch die unterschiedlichen Wahrnehmungsformen der Kontemplation, Korrespon-

denz und Imagination variiert, wird verständlich, warum Menschen, wenn sie

Der Bosco Verticale beherbergt über 900 Bäume.

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ein und denselben Baum betrachten, ganz unterschiedliche ästhetische Wahrnehmungen von dieser Natur haben können. Unser ästhetisches Landschaftserlebnis hängt auch von unserer momentanen Situation ab, sodass wir je nach

Situation angesichts der gleichen Natur ästhetisch vollkommen Verschiedenes erleben können. Gerade die Fremdheit und Selbsständigkeit der freien, vom

Menschen nicht erkennbar gestalteten Natur steigert für viele Menschen die Ästhetik an ihr.

„Wilde Natur wurde und wird als Ort der Erhabenheit, Ursprünglichkeit,

Triebhaftigkeit, der Bewältigung von Grenzsituationen und der Verwilderung interpretiert. Dabei werden zunehmend die von Wildnis ausgehenden Gefahren nicht als Bedrohung, sondern als positiver Reiz erlebt.“[3]

Natur in dieser kontrollierten Form als allgemeingültige Ästhetik zu bezeichnen, kann laut Kirchhoff also nicht existieren.

Im Gegensatz zu dieser gebändigten Natur in Form des linear gestutzten Ver-

tical Forest steht das Projekt Verde 25 von Luciano Pia, das inmitten von Turin

als Wohnhaus dient, an dem scheinbar keine Linie gerade verläuft und an dem doch alles einer Ordnung folgt. Das 2012 fertiggestellte fünfstöckige Wohnhaus mit 63 Apartments beherbergt 150 Bäume und ist mit Schindeln aus Lärchenholz verkleidet.

Die Natur steht hier nicht im Kontrast zum kontrolliert geformten Stahl - sie spielt mit dem natürlichen Holz. Der Architekt will hier die Wildnis nicht durch

ein neues Konzept ersetzen, er will es koexistent mit der Architektur in die Stadt holen.

Man merkt, dass hier nicht wie bei ähnlichen Projekten „Greenwashing“, die Imagepolitur durch vermeindliche Nachhaltigkeit, wie Koolhaas es ausdrückt,

die Motivation ist, sondern der geplante Kontrollverlust. Die Holzschindeln wittern mit der Zeit, die Bäume und Büsche werden nicht jährlich zurückgeschnitten.

Das Bedürfnis des Menschen nach der unkontrollierbaren Natur wird dahingehend zwar noch nicht gänzlich gestillt, da die Architektur die Kontrolle

braucht, was die Natur folglich ausschließt. Das Modell des Grünen Hochhau-

ses ist noch in den Kinderschuhen, doch man darf auf die Entwicklung in der

Zukunft gespannt sein. Wichtig ist nur, dass die Architektur der Angst dieses Bedürfnis niemals vollständig stillen zu können, nicht erliegt.

Rem Koolhaas hat zu dem Thema Empirie in seinem Werk S,M,L,XL Stellung bezogen:

“Architecture is a hazardous mixture of omnipotence and impotence. It is by definition a chaotic adventure.”[4]

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Rika Fousek

Literatur 1 Rafeiner, Fritz: „Hochhäuser“ – Band 1: Konzeptionen und Grundlagen. Aufl. Wiesbaden, Berlin : Bauverlag, 1976, S. 25 2 Rafeiner, Fritz: „Hochhäuser“ – Band 1: Konzeptionen und Grundlagen. Aufl. Wiesbaden, Berlin : Bauverlag, 1976, S. 25 3 Hilpert, Thilo: „Die Funktionelle Stadt“ – Le Corbusiers Stadtvision – Bedingungen, Motive, Hintergründe ; Braunschweig : Friedr. Vieweg + Sohn Verlagsgesellschaft mbH., 1978, S. 163 4 Koohlaas, Rem: „S,M,L,XL“ ; Aufl. Köln, Deutschland : Benedikt Taschen Verlag GmbH, 1995 Koohlaas, Rem: „S,M,L,XL“ ; Aufl. Köln, Deutschland : Benedikt Taschen Verlag GmbH, 1995 Hilpert, Thilo: „Die Funktionelle Stadt“ – Le Corbusiers Stadtvision – Bedingungen, Motive, Hintergründe ; Braunschweig : Friedr. Vieweg + Sohn Verlagsgesellschaft mbH., 1978 Kirchhoff, Thomas; Vicenzotti, Vera; Voigt, Annette : „Sehnsucht nach Natur“ ; Bielefeld : transcript Verlag, 2012 Zentralinstitut für Raumplanung und Umweltforschung TU München: „Bauforschung für die Praxis“ – Band 8 : Ökologische Auswirkungen von Hochhäusern ; Stuttgart : IRB Verlag, 1995 Rafeiner, Fritz: „Hochhäuser“ – Band 1 : Konzeptionen und Grundlagen ; Wiesbaden : Bauverlag, 1976 inhabitat.com/bosco-verticale-in-milan-will-be-theworlds-first-vertical-forest/ (12.01.2015, 14:15) www.dezeen.com/2014/05/15/stefano-boeri-boscoverticale-vertical-forest-milan-skyscrapers/ (10.01.2015, 10:15) www.archdaily.com/195866/in-progress-bosco-verticale-boeri-studio/ (10.01.2015, 10:30) www.25verde.it/il-25-verde.html (10.01.2015, 10:30) www.welt.de/print/welt_kompakt/print_politik/article127371478/Die-Sehnsucht-nach-der-unberuehrtenNatur.html (10.01.2015, 10:30) www.architectural-review.com/today/25-verde-in-turinby-luciano-pia/8681010.fullarticle (10.01.2015, 10:30)


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Die Rückkehr des Ornaments In den letzten Jahrhunderten ist zu beobachten, dass das Ornament in der Architektur primär als ein Schmuck- und Verzierungselement von Bauwerken gesehen wird. Der Begriff Ornament wird aus dem lateinischen Wort „ornare“,

schmücken, abgeleitet. Demnach ist das Ornament ein „verzierendes Beiwerk“, das in der Architektur vor allem für die Verkleidung von Trägern Verwen-

dung fand. Dabei geschah es oft, dass die Flächen der Träger nicht in Form und Struktur herausgearbeitet, sondern überwuchert und verdeckt wurden.

Aus diesem Grund erfuhr das Ornament, das die signifikante Aufgabe in der Hervorhebung der ästhetischen Wirkung hat, eine drastische Entwertung. Mit

seiner Schrift Ornament und Verbrechen (1908) trug der Architekturkritiker Adolf Loos maßgeblich dazu bei, dass das Ornament in der klassischen Moderne aus der Architektur verbannt wurde.

„Da das ornament nicht mehr organisch mit unserer kultur zusammenhängt,

ist es auch nicht mehr der ausdruck unserer kultur. Das ornament, das heute geschaffen wird, hat keinen zusammenhang mit uns, hat überhaupt keine

menschlichen zusammenhänge, keinen Zusammenhang mit der weltordnung. Es ist nicht entwicklungsfähig. … Ornament ist vergeudete arbeitskraft und da-

durch vergeudete gesundheit. So war es immer. Heute bedeutet es aber auch vergeudetes material, und beides bedeutet vergeudetes kapital.“

Die Kritik von Adolf Loos brachte aber den Vorteil, dass sich das Ornament vom historischen Dekor befreite.

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Jedoch entwickelt sich ab Anfang der 90er Jahre ein neues Interesse an dem architektonischen Ornament. Diese Gegenreaktion stellt das Ornamentale als

Domäne der Oberflächengestaltung dar. Dabei wird die Wahrnehmung, die Behandlung und die Gestaltung der Oberfläche als neue Funktion des Orna-

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ments in den Vordergrund gesetzt. Beispiele für das Ornamentale als Wahr-

nehmungsprozess findet man bei den Projekten von Herzog & de Meuron. Die Architekten realisierten eine Sportanlage auf dem französischen Staatsgebiet

zwischen Basel und Saint-Louis. Die Anlage beinhaltet einen langgestreckten niedrigen Betonbau mit einem weit auskragendem Dach, eine große verglaste

Herzog & de Meuron: Sportzentrum Pfaffenholz, St. Louis, 1989-1993

Sporthalle und eine umlaufende Galerie, das als Erschließungsfläche bei Sportanlässen dient.

Die Tragstruktur der Sportanlage aus Betonplatten und die Glastafeln der Sporthalle wurde mit großformatigen, blumenähnlichen Flecken bedruckt.

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Das Ornament der Streublume wird bei Herzog & de Meuron abstrahiert und

erscheint flächendeckend und ohne eigene geometrische Systematik. Somit

wird in der Wahrnehmung durch das Bedrucken der zwei unterschiedlichen Materialien eine Annäherung erzielt.

Ein weiteres Projekt ist die Produktions- und Lagerhalle von Ricola in Mul-

Herzog & de Meuron: Produktionsgebäude Ricola, Mulhouse, 1993-1994

house. Die Basler Architekten verzieren die lichtdurchlässige Fassade mit ein Blattmotiv, das auf die Arbeit mit Kräutern verweisen soll. Bei dem Motiv handelt es sich um ein Blatt der Griechischen Silber-Garbe, das aus einer Repro-

duktion eines Fotos von Karl Blossfeldt aus dem Jahr 1982 entstammte und bewirkt somit das Verschwinden einer Grenze zwischen Gebautem und Natur.

Die Architekten verbinden das Ornament und die Struktur so, dass sie nicht

mehr voneinander zu unterscheiden sind. Das Gebaute erscheint gleichzeitig als Strukur, Raum, Form und Ornament.

Die Wiederkehr des Ornaments ist auch bei dem Projekt Südwestmetall AG

der Münchner Architekten Allmann Sattler Wappner in Reutlingen zu sehen. Das Sockelgeschoss wird mit Platten aus Edelstahl bekleidet, welches ein Blatt

und Rankenornament zeigt. Dieses Ornament wird auch auf die stählerne Grundstücksfläche übertragen. Über das gleichmäßig verteilte Blattornament wird ein Steg- und Fugenraster geworfen. Somit erscheint das Blattornament

bei der Edelstahlfassade als eine Materialeigenschaft und Oberflächenstruk-

tur. Die Abstraktion des Ornaments in solcher Form findet auch 1978 beim

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geblümten Best Show Room von Venturi, Rauch und Scott in Langhorne statt.

Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert hatte zur Folge, dass das Ornament

banalisiert wird und durch die Massentauglichkeit an Vielfalt verlor. Heute im digitalen Zeitalter des Ornaments ist die Situation komplexer. Die Entwicklung

im Bereich der CAD-Anwendung erlaubt eine individuelle Gestaltungsmöglich-

keit und Vielfalt des Ornaments. Während das traditionelle Ornament auf die Imitation oder Abstraktion der Natur beruht, wird im digitalen Ansatz des Ornamentes eine Verschmelzung beider Verfahren verwendet.

Allmann Sattler Wappner: Südwestmetall AG, Reutlingen, 2002

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Der Architekt Michel Müller wird mit Erweiterung der Energievergabestation

der TU Darmstadt beauftragt. Die TU Darmstadt soll um ein Blockheizwerk

erweitert werden, das direkt an der Hauptzufahrt zur Lichtwiese liegt. Um die sichtbare Anlage zu kaschieren, wählt der Architekt parallel versetzt Be-

tonstelen. Je nach Perspektive erscheint eine visuelle Wand oder es wird der

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Durchblick zum Innenbereich, der mit Bambus bepflanzt ist, ermöglicht. Die Oberflächenstruktur dieser Betonstelen besteht aus schlanken Stegen, welche nach einem Vectogrammverfahren mit CNC Fräsen in MDF Platten beim Betonguss hergestellt werden. Beim näheren Betrachten erkennt man eine unregel-

Schalungsmatrize aus MDF

mäßige Struktur aus Graten, was aus der Ferne und beim richtigen Lichteinfall

als visuelles Bild einer Waldlandschaft erscheint. Das Ornament wird als eine digital vermittelte Natur wahrgenommen.

Beobachtet man weiterhin den Umgang mit dem Ornament in den letzen

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Jahrzehnten, ist festzustellen, dass sich das Ornament mit viele Themen der Architektur befasst. Das Ornament dient nicht nur zum Wahrnehmung der Oberflächengestaltung, sondern fließt auch in die Entwurfs- und Formenfin-

dungsprozesse in der Architektur ein. Aufgrund der vielfältigen Einsätze wird eine Interpretation des Ornaments als Schmuck und Verzierung im heutigen

Michel Müller: TU Darmstadt, Darmstadt, 2003- Schrägansicht

Architekturdiskurs nicht mehr gerecht. Somit kehrt das Ornament in vielseitiger Verwendung in der Architektur im 21. Jahrhundert zurück.

Tischik Sardar Ahmed

Literatur Dürfeld M.: Das Ornamentale und die architektonische Form, Systemtheoretische Irritation, Bielefeld: Transcript Verlag, 2008 Jaeger, F.: Das Ornament als Wille und Wahrnehmung. In: archithese - Neue Ornamente, 34. Jg., 2/2004, S. 14- 19 Adam, H.: Flüchtige Bilder. In: archithese - Neue Ornamente, 34. Jg., 2/2004, S. 30- 31 Malé-Alemany, M. & Sousa, J.P.: Parametrische und Generative Ornamente In: archithese - Neue Ornamente, 34. Jg., 2/2004, S. 32- 37 Fernández, M.O.: Schmuck, Surrogat, Kleid und Medium In: archithese - Neue Ornamente, 34. Jg., 2/2004, S. 38- 43 Hild, A.: les trois dimensions de l‘ornement In: l‘architecture d‘aujourd‘hui - ornement, 333. Jg., 3/2001, S. 66 Strehlke, K.: Das Digitale Ornament in der Architektur, seine Generierung, Produktion und Anwendung mit Computer-gesteuerten Technologien, Skript, ETH Zürich, Fachbereich: Architektur, Gebaute Umwelt und Umweltgestaltung allgemein Computeranwendungen, 2008 Loos, A.: Ornament und Verbrechen, Wien: Metro Verlag, 2012 Moussavi, F.: Die Funktion des Ornaments, Barcelona: ACTAR Verlag, 2008 Herzog & de Meuron: Sportanlage Pfaffenholz. In: Arch+ - Minimalismus und Ornament, Ausgabe 129/130, 12/1995, S. 34- 41 file:///Users/tikosardar/Desktop/AT-Natur/info%20sammeln/ant-001_1999_38_4_a_007_d. pdf <08.01.2016> http://www.detail.de/inspiration/sieben-bauten-fuer-dreizehn-kraeuter-%E2%80%93-ricola-und-herzog-de-meuron-111971.html <08.01.2016> http://www.allmannsattlerwappner.de/_data/projekte/pdf/ASW_Suedwestmetal-kurz_ de.pdf <08.01.2016>

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Michel Müller: TU Darmstadt, Darmstadt, 2003- Eckansicht des Gebäudes


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Parametrik als moderne Ornamentik Zunächst stellt sich die Frage nach der historischen Entwicklung des Ornaments. Wie schon im vorherigen Artikel behandelt gab es einen grundlegen-

den Strukturwandel in der Architektur. Die Begrifflichkeit und Definition des Ornaments wurde mehrfach verändert.1 Zur Zeit der Industrialisierung fand

eine Verschiebung von der anthropologisch zur technisch-materiellen Seite

statt, Anfang der 60er Jahre eine Umschwung zurück zur anthropologischen. Das „Moderne Ornament“ drückt sich in der Verknüpfung von Konstruktions-

und Designverfahren aus so wie durch die Verschränkung von der konstruktivmateriellen und der anthropologischen Seite.2 Parametrik

Parametrik ermöglicht unter Berücksichtigung verschiedener Parameter (Li-

nien, Kurven Zahlen, Faktoren, Entwurfskriterien) unterschiedliche Varianten und Funktionen eines Entwurfs im virtuellen Raum zu prüfen.3 Durch Um-

wandlung eines Ausgangsparameters in der entwurfunterstützenden CAD Software verändert sich die erzeugte Geometrie und nimmt so wesentlichen Einfluss auf den gesamten Gestaltungsprozess.4

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Parametrik im Ornament

Grundlage des traditionellen Ornaments bilden die Imitation, Abstraktion

oder auch Annäherung an die Natur. Im digitalen Zeitalter jedoch nimmt der

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https://werkbank.files.wordpress.com/2010/05/


Mensch durch seine Technologien eine „digital vermittelte Natur“ wahr. Die globale Vernetzung durch das Internet ermöglicht jedem den Zugriff auf eine hohe Vielzahl von Bildmaterial und Informationen. Die Natur erscheint so als

ein digital gerastertes Bild auf dem heimischen Computerbildschirmen. Dieses erweckt zunächst den Eindruck Natur darzustellen, zu sein. Tatsächlich handelt es sich aber um eine „Matrix von Quadraten“ und Farbfeldern.5 Der Computer stellt so dem Architekten eine berechnete Natur bzw. Realität zur Verfü-

gung, wodurch die ursprüngliche Quelle des Ornaments - die Natur - von einer völlig neuen Seite betrachtet werden kann. Die daraus entstehenden neuen

gestalterischen und konstruktiven Möglichkeiten haben eine Vielzahl von Herangehensweisen an das „Neue Ornament“ hervorgebracht.6 Eine der aktuellen Entwurfstechnologien ist die Parametrische.7 „Der Architekt entwirft

nicht mehr ein einzelnes Objekt, sondern eine Informationsstruktur, die eine Vielfalt von Möglichkeiten generiert. Im Parametrischen Entwurf (Parametric Design) entwickelt der Architekt ein einziges digitales Modell mit Variablen

und Konstanten um daraus eine Reihe von spezifizierten, auf unterschiedli-

chen Daten beruhende Version herzuleiten.“ (Archithese 02.2004) So besteht die Möglochkeit den Entwurfes auf jeder Stufe des Prozesses zu ändern. Das

Ornament wird zu etwas Programmierbaren. Doch inwiefern erscheint dann

noch die ursprüngliche traditionelle Grundlage, die Natur, im „parametrischen Ornament“ ? Eine Antwort darauf ergibt sich durch eine weitere Fragestellung.

Wie viel Mathematik, Zahlen und Parameter sind tatsächlich in unserer Umwelt vorhanden. Ist z.B. die Anordnung von Sonnenblummenkörner willkürlich und zufällig oder folgt diese einem Parameter. In der Vergangenheit wurde immer wieder bewiesen, dass die Welt, die uns umgibt in Gleichungen, wie

dem Goldenen Schnitt oder der Fibonacci-Folge wiedergegeben wird. „Natur By Numbers“ (Cristobal Vila)8

So fällt auf, dass auch im „parametrischen Ornament“ der traditionelle Naturbegriff nicht wegzudenken ist. Gerade durch diese Verschränkung von Mathematik und Natur können in der Entwurfsphase eines „parametrischen Orna-

ments“ z.B. florale Ornamente in großer Variationsbreite neu gestaltet werden. Die neuen konzeptionellen Möglichkeiten heben das Ornament auf ein völlig

neues Level. „At that stage we would be able to talk about dynamic, high performance Ornaments.“ (Patrik Schumacher)

Auch die Platzierung des Ornaments im Entwurf hat sich durch die Parametrik im Ornament verändert. Historische Ornamente waren vor allem in Tür- und

Fensteröffnungen zu finden. Im „Paramtrischen Ornament“ erhalten diese Bereichen nur noch wenig Aufmerksamkei. Stattdessen legt man das Ornament

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großformatig über die gesamte Fassade gelegt. Die Fassade wird zu etwas Ornamentalen. Auch die Farbigkeit spielt hierbei eine wichtige Rolle. So kann allein durch die Variation von Farbfeldern an einer Fassade ein ornamentaler Eindruck entstehen.10 Durch die Übertragung des Ornaments auf die gesamte

Zaha Hadid Architects: Civil Courts of Justice, Madrid, 2007

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Hülle eröffnen sich aber auch ganz neue Möglichkeiten. So dient es nicht nur

der bloßen Zierte oder Ausschmückung eines Gebäudes, sondern auch dem funktionalen Nutzen, zum Beispiel der ökologischen Nachhaltigkeit eines Entwurfes. Patrik Schumacher, der als wesentlicher Vertreter der Parametrik gilt,

stellt sogar folgende These auf: „Der Parametrismus ist der einzige Stil der

Gegenwartsarchitektur, der die Herausforderung verschärfter ökologischer Rahmenbedingungen effizient und überzeugend in architektonischen Er-

folgsbedienungen umzumünzen vermag. (Patrik Schumacher) Parametrismus

lässt sich insbesondere auch auf regional und saisonal variierende Parameter anwenden, er beinhaltet demnach auch Züge des Regionalismus.11

Allgemein lässt sich sagen, dass durch den Parametrisumus eine große Vielfalt

in das Ornament und die Fassade gebracht wird. Der Parametrismus generiert eine große Vielfalt, schafft aber die Kohärenz eines Gebäudes als ganzes nicht zu zerstören. (Jeffrey Kipnis )

Christian Bayerer

Literatur 1 Kent C. Bloome: The Nature of Ornament, 2000 2 ARCH+ 189: Entwurfsmuster, 2008 3 Carlo Aiello: Digital And Parametric Architecture, 2014 4 http://www.detail.de/artikel/parametrische-planungsmethoden-4454/ <06.01.16> 5 Archithese 2.2004, 34. Jahrgang: Neue Ornamente, 2004 6 Eda Schauer (Hg.): Konstruktion und Gestaltung (Neue Fromellen für Architekten), 2013 7 http://lostritto.com/project/teachning/ornament/ <06.01.2016> 8 Cristobal Vila: Film „Nature by numbers, 11.03.2010 9 AD Architectural Design Vol. 79, No. 6: Patterns of Architecture, 2009 10 Kai Heinrich Strecke: Das Digitale Ornament in der Architektur, seine Genierierung, Produktion und Anwendung mit Computer-gesteuerten Technologien, 2008 11 Patrik Schumacher: Öklogischer Parametrismus Veröffentlicht in „Out of AZ4 reloaded“, Springer Verlag, Wien, 2012

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Naturbelassene Fassaden Ein Instrument des kritischen Regionalismus? Architektur zeichnet sich in der Moderne durch seine minimalistischen und funktionalen Tendenzen aus. Geprägt unter anderem durch den Bauhausstil,

kann man den sogenannten „Internationalen Stil“ in jeder Kultur, in jedem Land der Erde auffinden. Die Architektur wurde dadurch mehr und mehr von den örtlichen Begebenheiten isoliert.

Diese Entwicklung hatte sowohl viele Anhänger als auch Kritiker. Infolgedessen entstand eine Gegenbewegung des Internationalen Stils: Der kritische Re-

gionalismus. Als erstes wurde dieser Begriff verwendet von Alexander Tzonis und Liane Lefaivre. Diese waren der Ansicht, man solle sich bei der Entwurfsfindung vielmehr auf die Werte und Traditionen des jeweiligen Ortes stützen,

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als ein für sich stehendes, unabhängiges Gebäude zu entwickeln. Diese sollen nicht nur oberflächlich zitiert werden, sondern im Mittelpunkt der Ausführung stehen und so zu der Kultur beitragen und diese vor Übergriffen einer univer-

sellen und rationellen Zivilisation schützen. Zu dieser Bewegung zählten viele

Alvar Aalto´s Skizze der Säynätsalo Stadthalle 1952

bekannte Architekten, wie etwa Tadao Ando, Jørn Utzon oder Alvar Aalto, der in seinen Entwürfen vor allem die lokalen Bautraditionen und die finnischen Landschaftszüge berücksichtigt.

Doch welche Rolle kann eine naturbelassene Fassade dabei spielen? Definiert wird der Begriff naturbelassen, dass etwas in seiner natürlichen Substanz unverändert oder in seinem natürlichen Zustand belassen ist. Man kann also sa-

gen, dass ein Stoff je mehr eher vom Menschen beeinflusst und behandelt wird, er umso unnatürlicher ist.

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Natürliche Fassaden finden in der heutigen Zeit wieder Anklang, da man die Eigenschaften der Rohstoffe durch die technischen Fortschritte besser nutzen kann, als in früheren Zeiten. Dabei können sie in den unterschiedlichsten Formen auftreten. Betrachtet man zum Beispiel die bewachsene Fassade des Caixa Forums in Madrid von Herzog & de Meuron, ist dies eine weniger differenzierte Interpretation der natürlichen Fassade, als ihr Dominus Estate im Napa

Valley. Die Fassade dieses Weinguts besteht aus Basaltsteinen, welche aus der näheren Umgebung stammen, und in stählerne Käfige eingefasst wurden. Da-

durch verschmilzt das Gebäude geradezu mit der Umgebung und integriert

sich dadurch in den Ort. Mit seiner schroffen und rauen Fassade beziehen sich die Architekten mit ihrem Entwurf auch auf die in der Region vorkommenden Häuser, welche hauptsächlich mit Natursteinfassaden versehen wurden. Durch die Verwendung regionaler Bauprodukte hebt sich das Dominus Estate dabei

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nochmals hervor. Die Verwendung des Basaltsteins ist dabei nicht nur eine Re-

aktion auf die regionalen Vorkommen, sondern schützt das Gebäude vor den

dortigen klimatischen Verhältnissen. Tagsüber bilden die Steine Schutz vor der

starken Sonne, während sie in den kalten Nächten als Wärmespeicher dienen.

Dominus Estate, Herzog & de Meuron 1996

Die Gabonen sind zudem mal mehr, mal weniger gefüllt, sodass im Inneren des

Gebäudes ein Spiel aus Licht und Schatten entsteht. Auch wenn sich Herzog & de Meuron mit diesem Entwurf nicht direkt zum kritischen Regionalismus

bekennen, beschreiben sie doch ihre Absicht, sich in den Ort zu integrieren

und die dort vorzufindenden Traditionen zu schätzen. Sie interpretieren dabei die lokale Morphologie und Materialien neu, indem sie einen naturbelassenen

Baustoff vorfinden und diesen von seinem eigentlichen Verwendungszweck entfernen. Durch die Stahlgabionen müssen die Steine kaum bearbeitet werden, da sie in ihrer belassenen Form eingeschüttet werden können.

Das Thema Werte und Traditionen eines Ortes war auch Studenten der japanischen Waseda university wichtig, als sie ihren Entwurf für den internationalen

Studentenwettbewerb LIXIL umsetzten. Der Entwurf stützte sich auf traditi-

onelle Strohhütten, die oft in ländlichen Regionen Japans vorzufinden sind. Dabei wurden die heutigen technischen Fortschritte genutzt, um diese neu zu interpretieren und die Vorteile aus dem regionalen Baustoff herauszuholen.

Das Gebäude, welches „A recipe to live“ getauft wurde, befindet sich inmitten

einer von Agrarkultur gestützten Region. Während der ersten Ernte des Jahres

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wird das Getreide an der Fassade angebracht und durch die Sonne getrock-

net. Gleichzeitig wird der Innenraum vor der Sonneneinstrahlung geschützt und bleibt so in den heißen Monaten kühl. In den kalten Monaten wird dann

das getrocknete Getreide in Acrylglasbehälter im Inneren des Hauses und in

der Fassade untergebracht. So dient es als Wärmespeicher und natürliche

Dämmung während des Winters. Durch das Vergären der Ernte innerhalb der Behälter wird außerdem zusätzlich Wärme erzeugt, welche mehrere Wochen anhält. Die Wahl der naturbelassenen Fassade ist hier nicht nur das Stützen

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A recipe to live, Studenten der Waseda Universität 2012


auf regionale Tradition und die örtlichen Rohstoffe, sondern bietet bauphysi-

kalische Vorteile, die zum einen günstig und zum anderen auch die saisonale Kultur des Ortes nutzt.

Das chinesische Architekturbüro ZAO/standardarchitecture zeigt mit seinem Entwurf für einen kleinen Anlegehafen am Fluss Yarlong Tsangpo, dass regio-

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nales Natursteinvorkommen in der modernen Architektur auch mit traditioneller Bauweise umgesetzt werden kann. Die in Wänden und Dach verarbeite-

ten Steine wurden in der Region gesammelt und von tibetanischen Arbeitern

mit ihrer traditionellen Bauweise gefügt. Böden, Fensterrahmen und Decken

Yarlung Tsangpo River Terminal, ZAO/STANDARDARCHITECTURE, 2008

wurden aus regionalem Holz gefertigt. Dadurch passt sich das Gebäude fast

nahtlos an die natürliche Umgebung an und zerfließt mit der Landschaft. Die Architekten berücksichtigten dabei auch die Topographie des Ortes und so scheint es, als würde des Gebäude aus dem dahinter liegenden Berg nahezu in

den Fluss hineinfließen. Das Gebäude geht rücksichtsvoll und zurückhaltend mit der umliegenden Natur um, wobei die naturbelassene Fassade ein wich-

tiges Instrument darstellt. ZAO/standardarchitecture schaffen es mit ihrem

Entwurf sowohl die traditionelle und in der Region vorkommende Bauweise zu berücksichtigen, als auch die örtlichen Rohstoffe sinnvoll und ästhetisch einzusetzen.

In allen drei genannten Beispielen, ist die naturbelassene Fassade ein wichti-

ges Instrument der Architekten um die regionalen Ressourcen nutzen. So dient sie nicht nur dem Regionalismus, sondern auch dem Umgehen mit den klimatischen Bedingungen. Eine thermische Hülle ist seit vielen Jahren schon ein nötiges Bauteil eines Gebäudes. Die Verwendung von naturbelassenen Baustoffen

ist dabei eine elegante und ästhetische Alternative zu den klassischen Dämmfassaden. Zudem ermöglicht sie einen ökonomischeren Umgang, da meist keine Materialien aus weit entfernten Regionen teuer importiert werden müssen. Mit Kreativität und Sinn für den Ort, müssen dadurch nicht nur die vor Ort

vorhanden Gegebenheiten kopiert werden, sondern kann durch Neuinterpre-

tation ein Baukörper entstehen, der modern ist und zugleich zu der örtlichen Kultur beiträgt.

Doch stellt sich die Frage, ob die Verwendung regionaler Bauprodukte und die oberflächliche Anpassung an den Ort ausreichen, um für den kritischen Regi-

onalismus zu stehen. Der Architekt und Historiker Alan Colquhoun sagt dazu, dass es zwar wahr ist, „[…] dass viele interessante zeitgenössische Entwürfe

sich auf lokale Materialien, Typologien und Morphologien beziehen; versuchen aber nicht das Wesen einzelner Regionen darzustellen, sondern verwenden lo-

kale Merkmale als Motive in einem gestalterischen Prozess, um ursprüngliche, einzigartige und kontextrelevante architektonische Ideen aufzuzeigen.“ Col-

quhoun beschreibt dabei das von Tzonis und Lefaivre kritisierte oberflächliche Zitat der Werte und Traditionen eines Ortes. Colquhoun bezeichnet einen an-

deren Entwurf der Architekten Herzog & de Meuron nicht als Eingehen auf den

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kritischen Regionalismus, sondern vielmehr, dass die Architekten „[…] subtil,

fein und leise einige Architekturbegriffe […]“ kommentieren. Allerdings gehört, wie im von Tzonis und Lefaivre beschriebenen Gebäude in Griechenland,

auch ein städtebaulicher Kontext dazu, der in den beschriebenen Beispielen kaum bis gar nicht vorhanden ist. Wenn man sich also nicht an städtebauliche

Gefüge, sondern an vorhandene Topografie, lokale Rohstoffe und die natürliche Umgebung anpasst, dann entspricht der Entwurf nicht unbedingt allen

Werten des kritischen Regionalismus, trägt aber trotzdem zu der vorhandenen Kultur bei und bewahrt des regionale Wesen. So werden von den behandelten

Gebäuden doch einige Grundsätze des Regionalismus berücksichtigt und positiv umgesetzt. Die naturbelassene Fassade ist dabei nicht nur ein Instrument

um das Gebäude in seine Umgebung zu integrieren, sondern kann eine ökolo-

gisch sowie ökonomisch vorteilhafte Lösung für den heutigen Anspruch einer thermischen Hülle sein.

Moritz Bachmann

Literatur Frampton, Kenneth: Die Entwicklung der Architektur im 20. Jahrhundert. Eine vergleichende Übersicht. Wien: Springer-Verlag, 2007 Frampton, Kenneth: Die Architektur der Moderne. Eine kritische Baugeschichte. München: Deutsche Verlags-Anstalt, 8/2010 Colquhoun, Alan: Kritik am Regionalismus. In: Werk, Bauen + Wohnen, 3/1993, S. 45-52 https://www.japlusu.com/news/recipe-live <15.01.2016> http://www.bauwelt.de/themen/betrifft/Kritischer-Regio-nalismus-2290304.html <15.01.2016> http://ahameri.com/cv/Courses/CU/Arch%20in%20Theory/Frampton.pdf <15.01.2016> http://divisare.com/projects/302480-chen-su-wang-ziling-zao-standardarchitecture-yarlungtsangpo-river-terminal-linzhi-tibet-china <15.01.2016> http://isites.harvard.edu/fs/docs/icb.topic502069.files/dominus_winery.pdf <15.01.2016> http://monoskop.multiplace.org/media/text/TNA/483-492_Tzonis_Lefaivre.pdf <15.01.2016>

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Natur im Innenraum Die Richtungen der Architektur zur Wende zum 20. Jahrhundert werden als

organische Architektur zusammengefasst. Bereits diese Epoche der Architek-

tur strebt eine Harmonie zwischen dem Gebäude und der Natur, insbesondere ihrer Landschaft an. Ziel ist außerdem eine aus der Funktion heraus entwickelte Form, sowie eine biologische, psychologische und soziale Zweckmäßigkeit.

Um eine Verbindung zwischen Natur und Architektur herzustellen ist das auflösen von Raumgrenzen ein entscheidendes Mittel.

Verschiedene Architekten haben sich mit dem Thema des fließenden Übergangs des Raumes in die Natur beschäftigt. Einer davon war der amerikani-

sche Architekt John Lautner. Er besuchte die Taliesin Schule, deren Ziel es war

eine eigenständige, moderne amerikanische Architektur zu fördern. In dieser Zeit war er Schüler von Frank Lloyd Wright, ein bedeutender Architekt der or-

ganischen Architektur. Nun stellt sich die Frage, welche Rolle die Natur in der Architektur von John Lautner spielt?

In Lautners Bauwerken werden Fantasie und Minimalismus verbunden. Die-

se fügen sich weitestgehend nahtlos in die Landschaft ein und verkörpern so

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seine Idee einer Verbindung zwischen Raum, Mensch und der Natur. Er entwi-

ckelte eine ganz eigene Auffassung von umbautem Raum. John Lautner war ein sehr naturverbundener Mensch und verzichtete auf ein Leben in der Natur um in der Architektur zu leben. Daher war er auch sehr bemüht die

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John Lautner, Architekt


„lebenspendenden Qualitäten“ der Natur in seiner Architektur umzusetzen. Sein Ansatz war instinktiv und empirisch. Er entwarf von innen nach außen.

Für ihn bestand jede Bauaufgabe darin, ein Haus zu schaffen, dass mit den

Menschen wachsen und leben würde, ohne sie einzuengen – ein Haus, dass

Licht, Luft und Freiheit bieten und dadurch die Lebensqualität der Bewohner

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erhöhen würde. Sein Ziel war demnach eine Verbindung zwischen Architektur,

Natur und Mensch. Auch heute erscheinen seine Bauten noch originell, durchdrungen von einem Gefühl der Zugehörigkeit zum Ort und den Hausbewohnern.

Sheats Goldstrein Residence, Los Angeles

Eines seiner bekanntesten Bauten ist die Sheats Goldstein Residence. Das

Wohnhaus mit dessen Bau John Lautner bis 1963 beschäftigt war, fügt sich wie eine Höhle in den Sandstein eines Hügels ein. Dieses Gebäude ist ein Beispiel für die organische Architektur, auch wenn es sich hierbei um geradlinige

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geometrische Strukturen handelt. Das Haus setzt sich im Grundriss aus meh-

reren Dreiecken zusammen. Diese Geometrische Grundform spiegelt sich auch

in der Form des Daches wieder. Durch einen perspektivischen Trick wurde die räumliche Ausbreitung der Wohnfläche in die ausladenden Flügel im Ein-

Sheats Goldstein Residence, Erschließungswege

gangsbereich sichtbar gemacht. In der Mitte des Wohnhauses befindet sich das

Esszimmer. Die von Lautner geplanten Deckenfenster über dem Essbereich lassen sich öffnen und vermitteln so die Atmosphäre von “Essen im Freien“. Wie eine Art Höhle öffnet sich das Wohnzimmer zur Terrasse hin und bietet

eine atemberaubenden Blick über Los Angeles. Durch diese Öffnung zum Außenraum, schafft es John Lautner das Innere des Raumes zur Natur zu führen.

Lediglich durch eine Art Druckluftvorhang wird der Innenraum von äußeren Einflüssen geschützt. Dies führt dazu, dass die Grenze zwischen Innen- und

Außenraum verwischt. Es wird eine Erweiterung der natürlichen Umwelt geschaffen. Selbst Verbindungswege, die in die außerhalb liegenden Schlafzimmer führen, wurden lediglich überdacht. Durch diese Entgrenzung des Raumes schafft Lautner einen fließenden Übergang zur Natur.

John Lautner erhob zu den Maximen seiner visionären Baukunst die Kriterien der Schönheit, der Wahrhaftigkeit, sowie den unendlichen Raum. Er war stets bemüht das Innen und Außen in einer ineinanderfließenden Einheit zu ge-

stalten. Diese Philosophie seines Bauens spielgelt sich auch in seinen anderen Gebäuden wieder. Ebenso bei der Auswahl der Materialen achtete er darauf

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ein natürliches Ambiente mit einfließen zu lassen. Daher wurden häufig Holz oder auch Naturstein als natürliche Materialen neben Beton, Glas oder Stahl mit verarbeitet.

Auch in seinem wahrscheinlich bekanntestem Bauwerk, dem Elrod House, schaffen die von ihm eingesetzten organischen Formen eine außergewöhnli-

che Erfahrung von Raum. Die runde Decke über dem Haupthaus des Gebäudes scheint förmlich zu schweben, und deckt einen Teil des Außenbereichs mit ab, der fließend in den Innenbereich übergeht. Auch hier ist der Wohnbereich

Elrod House, Außenbereich

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zur Terrasse hin offen, was die umliegende Natur mit dem Innenraum ver-

schmelzen lässt. Ein Teil des außen liegenden Swimmingpools wird in den

Innenraum mit eingebunden. Lautner nutzt dies als Effekt, um die Grenzen des Raumes verschwinden zu lassen. Dadurch wird die Natur zu einem Teil des Innenraums. Lautner ließ die Natur bewusst durch den Innenraum fließen,

und schafft eine Einheit zwischen Natur und Architektur. Wie auch bei seinen anderen Bauten, hat er hier darauf geachtet natürliche Elemente wie Wasser oder Stein mit einzubringen. In diesem Fall hat er bereits vorhandene Fels-

blöcke und Strukturen mit übernommen um in dem Betonbau eine natürliche Atmosphäre mit einfließen zu lassen.

Durch seinen besonderen Stil, hat John Lautner es geschafft, Mensch und Natur in seinen Werken zu verbinden. Die Architektur ist in der Lage Grenzen aufzu-

lösen, selbst wenn dies keine physischen Räume oder Grenzen sind, sondern Grenzen in unserer Vorstellung oder im Kopf. Er hat sich dies zu Nutze gemacht. Seine starke Verbundenheit zur Natur und seiner eigenen Vorstellung

von Raum verhalfen ihm dazu, Natur und Architektur zu verknüpfen. Bis zuletzt verfolgte er sein Ziel, seinen Gebäuden die „lebensspendende Qualitäten“

in Form Von Natur zu verleihen. Auch wenn seine Architektur erst nach seinem

Tod Anerkennung und Aufmerksamkeit erreichte, so ist sie doch für das immer

aktueller werdende Thema von Verbindung zwischen Natur und Mensch ein gutes Beispiel, für die Arbeit heutiger Architekten. Als Vorreiter und Vorbild

dieses Designs, bildet John Lautner einen bedeutenden Teil der Architekturgeschichte.

Denise Steziwka

Literatur Buch: John Lautner, Barbara-Ann Campbell-Lange, Taschner Verlag 1999

Web: http://www.palmspringslife.com/Palm-Springs-Life/February-2009/Daring-Design/ http://www.archpaper.com/news/articles.asp?id=5563#.VppgSb8WmnN http://www.arcspace.com/exhibitions/unsorted/between-earth-and-heaven/ http://www.archdaily.com/tag/john-lautner

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Interne Landschaft Wie beeinflusst eine aus der Natur übernommene Landschaft das interne Raumgefüge? Ein Weg, um Natur im Innenraum eines Gebäudes widerzuspiegeln ist es, eine

interne Landschaft auszubilden. Der Innenraum wird wie eine Landschaft aufgefaltet und es entstehen fließende Räume, die ein offenes Raumkonzept er-

zeugen, den Raum frei wahrnehmbar machen und eine Vermittlung zwischen den Innen- und Außenräumen schaffen. Dabei werden außen und innen, sowie

oben und unten zu einem Gesamtkunstwerk aus Architektur als Landschaft verzahnt und verschmolzen. Das gewohnte Bild von Boden, Wand und De-

cke, die jeweils da anfangen, wo das andere Bauteil endet, wird aufgelöst und weicht frei miteinander verbundenen Räumen. Genutzt wird dies für elegante

Raumgefüge neuer Art und als eine Form der Befreiung von überkommenen, hierarchischen Raumgefügen.1

Drei Ausführungsformen dieser Architektur lassen sich in der Bibliothek Jussieu von Koolhaas, im Rolex Learning Center von SANAA und beim Yokohama

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International Passanger Terminal finden. Bei jedem dieser Projekte wurde aus

einer anderen Intention heraus mit einer internen Landschaft gearbeitet und unterschiedlich mit dieser umgegangen.

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Rendering, Bibliothek Jussieu - Rem Koolhaas


Die Bibliothek Jussieu der technischen Universität in Paris von OMA war das

letzte Projekt, um den Campus im Jahr 1993 zu erweitern. Die Aufgabe des Wettbewerbs war es einen lebendigen öffentlichen Raum auf dem Campus zu

schaffen, den Campus in die Stadt zu integrieren und die Universität sowohl

von innen als auch von außen als Ort gesellschaftlichen Lebens erfahrbar zu

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machen. Der Bau der bereits abgesegneten Bibliothek hat bis heute nicht begonnen. Koolhaas setzt dafür mit seinem Entwurf an Stelle von einfach aufeinander gestapelten Etagen auf ein Raumskelett mit fließenden, durch Ram-

pen miteinander verbundenen Geschossen. Die offene Weitläufigkeit wird in

Bibliothek Jussieu - Rem Koolhaas

einem kompakten Körper komprimiert und die Fläche wird zum Volumen, um

die Wege durch Überschichtungen auf ein Minimum zu verkürzt. 2 Es gibt im

Grunde keinen abgeschlossenen Raum, sondern nur eine Doppelspirale, die

zum einem aus der Rampe mit den Einrichtungen des sozialen Lebens, wie einer Cafeteria und einem Auditorium, und zum anderen aus der Rampenfolge der naturwissenschaftlichen Bibliothek selbst besteht. Die Rampen winden

sich umeinander, definieren den Raum, ohne sich aber zu berühren. Das Ge-

bäude ist im Grunde wie ein Boulevard aufgebaut, an dem jedes Element der Bibliothek wie ein Einzelbau angeschlossen ist. Dieses Aufbrechen von starren Strukturen führt zu einer Auflösung der klassischen Geschossigkeit.

Das Rolex Learning Center ist ein multifunktionales Gebäude auf dem Cam-

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pus der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL). Es liegt in direkter

Nähe zum Genfersee und wurde im Februar 2010 eröffnet. Der Entwurf der japanischen Architekten von SANAA basiert auf einer landschaftlich geformten Bodenplatte, die verschiedene Raumsituationen durch eine Art künstlicher To-

Rolex Learning Center Lausanne - SANAA

pographie erzeugt. Dabei werden die verschiedenen Funktionsbereiche einer Campusbibliothek sowie Studien- und Ausstellungsräume auf einer horizontalen Ebene verteilt und schafft eine die Kommunikation fördernde Lernland-

schaft. Unter den Bodenwellen aus doppelt gekrümmten Spannbetonschalen entstehen neue Räume3 und ein Gang durch das Gebäude gleicht einer Wanderung durch eine künstliche Landschaft mit Hügeln und Tälern. Weitläufige Bereiche der zwei Hektar großen Fläche bestehen aus gewellten und ungenutz-

ten Bereichen, welche die in Japan so typischen „weißen Räume“ bilden, die fließende Übergänge in den Häusern schaffen. Insgesamt 14 in die Landschaft integrierte runde Patios schaffen Blickbeziehungen und neue Raumqualitäten.

„Mit ihrem unkonventionellen Konzept und der organischen Formensprache verkörpert die Raumskulptur in idealer Weise die Werte der Hochschule und

wird zu deren Logo für Transparenz, Vernetzung und Innovation innerhalb ei-

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nes geregelten Rahmens.“4

Mit dem Ziel einer modernen Neugestaltung wurde das Yokohama International Passanger Terminal (Ōsanbashi Pier) von 1988 bis 2002 in einem inter

Yokohama International Port Terminal - Foreign Office

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nationalen Wettbewerb umgestaltet, den das Architektenduo Foreign Office (FOA) gewann. Die Abfahrts- und Ankunftshalle, sowie Ticket-, Zoll- und Einwanderungseinrichtungen, Geschäfte und ein Café sind auf der zweiten Etage

des Terminals angeordnet. Auf dem Dach gibt es eine großzügige, gebogene Aussichtsplattform mit Grünflächen, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Der Entwurf ist inspiriert durch sich auffaltende Erdplatten, die eine künstlich

geformte, vollständig mit Holz beplankte Landschaft bilden. Die Fußwege des Piers sind durch ineinander verschlungene Wellen als ein fließender, ununterbrochener, ungerichteter Raum strukturiert. Die dabei scheinbar zufällig

ineinander fließenden Formen sind in ihrer Ausformung ein Produkt genauer Bewegungsstudien, die sich auf die funktionellen Aspekte des Transfers bezie-

hen5. Die Bewegung wird dabei wichtiger als der Aspekt des Wartens und der Weg wichtiger als das Ziel.

Anhand dieser drei Projekte lässt sich erkennen, dass es höchste technische und konstruktive Anstrengung erfordert, die im Entwurf angestrebte Leichtigkeit und Transparenz umzusetzen. Der Einsatz von moderner 3D CAD-Technologie spielt bei der Planung eine wichtige und wesentliche Rolle, um die vielfältigen Formen und Ausprägungen der Natur nachzuempfinden.

Auch wenn eine der Natur nachempfundene Landschaft mit freien Bewegungsmöglichkeiten geformt wird, überwiegt dennoch der hohe Planungs- und Kon-

struktionsaufwand und es kann nicht mehr von einer natürlichen Landschaft im Inneren eines Gebäudes gesprochen werden. Der direkte Bezug zur Natur kann auf diese Weise nicht künstlich geschaffen werden.

Lena Nitschke

Literatur 1 http://www.archipendium.com/architekturwissen/architektur-lexikon/fliessenderraum/ 2 Majerus Jean-Luc , 1998, Die zwei Bibliotheken von Jussieu von Rem Koolhaas, München, GRIN Verlag, http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/96138.html Rem Koolhaas, Bruce Mau: S,M,L,XL, 2001 3 Moritz Hauschild ; Rüdiger Karzel, 2010, Digitale Prozesse : Planung, Gestaltung, Fertigung, München, Inst. für Internat. Architektur-Dokumentation, 1.Auflage 4   h t t p : / / w w w. d e t a i l . d e / a r t i k e l / r o l e x- l e a r n i n g - c e n t e r - i n - l a u s a n n e - 7 0 4 / 5 http://www.arcspace.com/features/foreign-office-architects/yokohama-internationalport-terminal/

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Kontrolliertes Environment „From the inside there will be uninterrupted contact with the exterior world.

The sun and moon will shine in the landscape, and the sky will be completely visible, but the unpleasant effects of climate, heat, dust, bugs, glare, etc. will be modulated by the skin to provide Garden of Eden interior.“

Diese Aussage traf Richard Buckminster Fuller 1977. Er spielte mit dem Gedanken ganze Städte zu überkuppeln, da er sich dadurch einen außergewöhn-

lichen wirtschaftlichen Vorzug versprach. Er rechnete mit einer Kuppel von zwei Meilen Durchmesser, die Manhatten überdecken sollte. Die Energiever-

luste, die im Winter durch Heizen oder im Sommer durch Kühlung entstehen, könnten mit einer Kuppel mit zahlreichen Kühlrippen auf 1/85 reduziert werden.1

Dies mag eine eher utopische Idee gewesen sein. Doch Fuller sagte schon um

1950 eine „sich zuspitzende gesellschaftliche und ökologische Krise“ für die folgenden Jahrzehnte voraus. Seiner Ansicht nach leben wir „in einem als Ein-

heit beschreibbaren ökologischen System mit selbstgemachten Problemen, aber auch inhärenten Lösungsansätzen“.1 Um richtige Teillösungen dafür zu

finden muss man jedoch eine Vorstellung vom Ganzen haben. Dafür entwickelte er ein computerisiertes Spiel, welches von „fähigen Individuen und Teams“

gespielt werden sollte.2 Ausgangspunkt sollte die Verteilung der natürlichen

Ressourcen, der Bevölkerung, der Energie, der Transport, Kommunikations-

mittel und so weiter auf dem Globus sein.1 Die Einzelspieler und Teams sollten

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dieses „World Game“, wie Fuller es nannte, mit ihren eigenen Verhaltensweisen, lebenswichtigen Bedürfnissen und Ideen zur Selbsterneuerung spielen

und dabei ihre eigene Theorie entwickeln, wie die ganze Welt erfolgreich für

die gesamte Menschheit zum Funktionieren gebracht werden könnte.1 1964 bat die United States Information Agency (USIA) Buckminster Fuller um einen Beitrag der USA für die Weltausstellung in Montreal. Das Projekt World Game

entstand also als Vorschlag für die Ausstellung. Das interaktive Spiel sollte sich sichtbar auf einer Dymaxion-Weltkarte (Projektion einer Weltkarte auf ein Polyeder) von der Größe eines Fußballplatzes entwickeln.2 Konkret schlug Ful-

ler für den US-Pavillon der Expo 67 eine 5/8 Kugel von 130 m Durchmesser vor. Im Sockelbereich sollte eine Computerinstallation untergebracht sein. Auf

Rampen und Rolltreppen sollten die Besucher ins Innere und auf eine umlaufende Galerie von 400 m Länge gelangen, um von dort aus einen optimalen

Blick auf den in der Kuppel hängenden detailgetreuen Globus von 30 m Durch-

messer zu haben. Periodisch würde sich die große Kugel in einen Ikosaeder (Körper aus 20 gleichseitigen Dreiecken) verwandeln, um sich dann entlang

ihrer Dreieckskanten aufzufalten, zu glätten und auf den Boden abzusenken. Somit würden die Besucher das Ganze der Erdoberfläche simultan in den Blick

bekommen durch die Transformation von der Kugel zur Karte. Dies würde ohne sichtbare Verzerrung der relativen Größe und Form der Kontinente und Meere geschehen.1 „Vollständig verkabelt und flächendeckend bestückt mit

Punktlichtern, die über den Computer gesteuert werden, würde man auf der großen Karte die verschiedensten Daten veranschaulicht finden, die die Lage

auf der Welt, die Ereignisse und Ressourcen zeigen“.2 Ziel des World Games

wäre es, verschiedene Wege und Ansätze zu erkunden und zu erproben, die „die Welt zum Funktionieren zu bringen“. Um zu gewinnen, müssen alle phy-

sisch erfolgreich gemacht werden. Das würde bedeuten, dass sich das Denken verändern müsste, damit sich auch das gesellschaftliche System verändert und

die ganze Menschheit einen Lebensstandard auf höherem Niveau genießen könnte.1 Es ging Fuller also einzig und allein um das Ausarbeiten und Aufzeigen von alternativen Optionen der technisch-industriellen Entwicklung auf diesem Planeten.2

Der Vorschlag World Game als interaktive Applikation im Expo-Dome zu ins-

tallieren wurde jedoch abgelehnt. Von Buckminster Fullers Entwurf blieb nur noch das Gebäude also die geodätische Kuppel übrig.

Die ersten Ideen von einer geodätischen Kuppel hatte Fuller jedoch schon

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im Juni 1948.2 Diese Domes suchten als technische Artefakte „die maximale

Effizienz in den Verhältnissen von Volumen zu Gewicht, Materialaufwand zu

Nutzfläche und Montagezeit zu Mobilität“.1 Die geodätische Kuppel ist als die effizienteste Kuppel bekannt, da sie den meisten Raum innerhalb der geringsten Hülle umschließt. Sie ist am stärksten gegen Druckkräfte von innen

Geodätische Kuppel. Amerikanischer Pavillon auf der Expo 1967 in Montreal von Buckminster Fuller

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ausgelegt bei gleizeitig größter Steifheit gegen Außendruck. Eine geodätische Konstruktion verteilt die Lasten gleichmäßig über ihre Oberfläche und ist – wie ein räumliches Fachwerk – effizient zu errichten, da sie nur aus kleinen Elementen besteht.3

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Diese Konstruktionsart machte sich auch das britische Architekturbüro Nicho-

las Grimshaw zu Nutze, als es galt einen riesigen botanischen Garten mit dem Namen Eden zu bauen. Die acht miteinander verflochtenen bis zu 40 m hohen Gewächshäuser konnten aufgrund der besonderen Tragstruktur eines zweilagigen Raumfachwerks stützenfrei errichtet werden und passten sich optimal

der vorhandenen Topografie an.4 Die transparenten Kuppeln überspannen 2,2 Hektar und ermöglichen eine Simulation von tropisch-feuchten, subtropischtrockenen und mediterranen Klimazonen.

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Die Domes funktionieren als Klimahülle und nicht mehr als „Raum“ oder „Zim-

mer“ – die Raumgrenze stellt eine Systemgrenze dar. Mit ihnen kann eine neue künstliche Umwelt geschaffen werden, die sich kontrollieren lässt. Ökologische Mikro-Systeme können das System Erde simulieren, da eine Art Außenraum im Innenraum entsteht.

Diese Simulation verschiedener Klimazonen mag wie zum Beispiel beim Eden Projekt ganz nützlich sein. Jedes Gewächshaus macht sich die Außenhaut als

Klimahülle und Systemgrenze zu nutze. Buckminster Fuller ging aber noch ei-

nen Schritt weiter und träumte davon, Städte zu überkuppeln. Das Klima ließe sich so besser kontrollieren und würde Kostenersparnisse mit sich bringen.

Er prophezeite sogar, dass sie wesentlich werden würden bei der Besiedelung

der Arktis und der Antarktis.1 Die negativen Eigenschaften der Natur könnten so ausgeschlossen werden und im geschlossenen System liese sie sich entsprechend der Wünsche der Menschheit steuern und kontrollieren. Auch der Um-

gang mit den Ressourcen der Natur würden sich damit verändern. Wird es in

Zukunft also nur noch Natur im Innenraum geben, weil sie dort beherrschbar wird?

Mirjam Schmitt

Literatur 1 Krausse, Joachim; Lichtenstein, Claude (Hrsg.): Your private sky : R. Buckminster Fuller Design als Kunst einer Wissenschaft; Baden, Müller, 2000 2 Fuller, Richard Buckminster; Krausse, Joachim (Hrsg): Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde und andere Schriften; Hamburg, Philo Fine Arts, 2010 3 Silver, Pete ; McLean, Will: Architekturtechnologie - Basiswissen; München, Dt. Verl.-Anst., 2009 4 Schunck, Eberhard (Hrsg.): Dach-Atlas; Basel, Birkhäuser, 2002 5 Geodesic Domes; URL https://bfi.org/about-fuller/big-ideas/geodesic-domes Stand: 05.01.2016 6 The Eden Project - The Biomes; URL http://grimshaw-architects.com/project/the-edenproject-the-biomes Stand 05.01.2016

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Eden Project, Cornwall GB von Grimshaw & Partner


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Impressum B5420 Architekturtheorie

WiSem 2015/2016

Prof. Dr. Richard Woditsch

Gruppe Prof. Gunnar Tausch: Architektur und Natur

Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Keßlerplatz 12

90489 Nürnberg

Telefon: + 49 911/5880-0

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Die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm ist eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts. Sie wird durch ihren Präsidenten Prof. Dr. Michael Braun gesetzlich vertreten.



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