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GELD GEGEN MACHT
from SWISS GOLF 02-20 DE
by swissgolf.ch
Neben dem Coronavirus beschäftigt sich die internationale Golfwelt mit dem immer stärkeren Einfluss der Ölstaaten. Anders gesagt geht es um die Macht des Golfers gegen die Macht des Geldes.
Wer glaubt, die Golfszene sei geregelt, kann seit Monaten live miterleben, wie scheinbar klare Strukturen ins Wanken geraten, wenn sich neue Akteure auf die Bühne drängen und bestehende Teilnehmer ihre Macht erweitern. Das begann schon vor der Corona-Krise, je nach Ausgang dieser noch nie dagewesenen Situation ergibt sich danach eine neue Ausgangslage.
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Was ist passiert?
Zum einen haben die Topspieler der Welt aus der Karriere von Tiger Woods gelernt. Der Superstar demonstriert seit Jahren, wie aus einem Sportler ein selbstbestimmtes Unternehmen werden kann, das im Golfmarkt frei agiert und mit seinen Entscheidungen Turniere, Touren oder Medien unter Druck setzt. Egal, ob Rory McIlroy, Brooks Koepka, Jon
Rahm oder Dustin Johnson – die Weltspitze lässt sich von Touren oder Veranstaltern nicht mehr vereinnahmen, sondern entscheidet nach Höhe des Preisgeldes und eigenem Gusto über Präsenz oder Abwesenheit. Die Zeiten, in denen ein Europäer, wie der Nordire Rory McIlroy oder der Spanier Jon Rahm, automatisch bei den grossen Turnieren der European Tour zu sehen ist, sind lange vorbei. Schon deshalb, weil die Weltspitze inzwischen zum Grossteil die meiste Zeit in Florida auf Jupiter Island lebt und nur noch ungern in den Flieger Richtung Europa steigt.
Für die angestammten Touren bedeutet das viel Druck: Der Versuch, Woche für Woche ein Turnier mit einem Feld von zirka 150 Spielern stattfinden zu lassen, von denen das Gros keine Weltstars sind, kann nur dann gelingen, wenn zumindest eine Handvoll Topspieler präsent sind. Während die US PGA Tour aufgrund der höheren Preisgelder, der meist besseren und schwereren Plätze und aufgrund der besseren Teilnehmerfelder sportlich attraktiver ist, werden auf der PGA European Tour längst absurde Summen an Antrittsgeldern bezahlt. Millionenbeträge an Spieler nicht nur aus den Top 30 der Welt sind bei gewissen Turnieren die Regel.
Kritik der Stars
Ein Faktor, den sich zwei neue Akteure in der Szene zunutze machen wollten. Zum einen die Initiatoren der sogenannten Premier Golf League, die zu Beginn des Jahres mit einem Projekt für Furore sorgte. Der Plan sah eine Turnierserie von Januar bis September mit gerade einmal 48 Spielern vor, die in ViererTeams antreten und um rund 240 Millionen
Dollar spielen sollten. Dem Lockruf des Geldes und dem neuen Format mit Zügen der Formel 1 – so die Kalkulation der Investoren um den britischen Geschäftsmann Andrew Gardiner – würden ein Koepka, ein McIlroy, womöglich auch ein Woods nicht widerstehen. Sie täuschten sich: Wenn die Profis eines zu schätzen gelernt haben in den vergangenen Jahren, dann ist es die Kombination aus grosser Handlungsfreiheit und Millionenvert rägen. Die Premier Golf League, die im Januar 2022 starten soll, würde zwar Millionenbeträge liefern, die Auftritte der Spieler aber wären fest geregelt. «Als Golfer und u nabhängiger Vertragspartner hat mir der Ton überhaupt nicht gefallen», liess McIlroy wissen. «Ich bleibe auf der PGA Tour», sagte Koepka ab. «Ich glaube nicht, dass Golf nur mit 48 Spielern stattfinden sollte.» Auch der 25-jährige Rahm bleibt auf der US Tour. Ohne die aktuellen Top 3 der Weltrangliste dürfte sich das Thema Premier Golf League wahrscheinlich erledigt haben, das Interesse von Sponsoren und Medien sinken.
Der Superstar von heute ist eben kein einfacher Fall – eine Lehre, die man auch in Saudi-Arabien schlucken muss, wo einer der Investmentfonds, die in die Premier Golf League investieren wollten, beheimatet ist.
«Mir hat auch nicht gefallen, wo ein Teil des Geldes herkommt», schob McIlroy einen weiteren Kritikpunkt nach. Den gross angelegten Golf-Ambitionen des arabischen Staates, der mit seiner Organisation Saudi International seit 2019 unter anderem das Turnier Saudi International auf der PGA European Tour ausrichtet, wirft McIlroy seit zwei Jahren gerne ein paar Steine in den Weg.
Das Image polieren «Sports-Washing» nennen Kritiker wie er den meist in arabischen Staaten beheimateten Versuch, das wegen Menschenrechtsverletzungen beschädigte Image eines Landes mit Hilfe von hochkarätig besetzten Sportveranstaltungen aufzupolieren. Der Auftritt arabischer Länder, die mit Petro-Millionen den Markt auf den Kopf stellen, ist in der Golfszene nichts Neues. 1989 sorgte Dubai mit der Dubai Desert Classic für das erste Golfmärchen aus «Tausendundeiner Nacht». Es folgten
1989 SORGTE DUBAI MIT DER DUBAI DESERT CLASSIC FÜR DAS ERSTE GOLFMÄRCHEN AUS TAUSENDUNDEINER NACHT…
Abu Dhabi, Katar und Oman. Antrittsgelder in bisher unbekanntem Masse und üppige Preisgelder lockten die grossen Namen jährlich zum Golf in die Wüste. Das Programm «Vision 2030» von Golf Saudi ist mit den Aktivitäten der anderen Golfstaaten allerdings nicht zu vergleichen. Golf, so die Idee von Machthaber Mohammed bin Salman, soll der neue Heilsbringer werden, und «der saudischen Bevölkerung sollen die vielen Vorteile des Sports gezeigt werden: ökonomisch, sozial und physisch». Der Bau von 23 neuen Golfplätzen, Schulgolf und preisgünstige Golf-Events sind ebenso Teil des Programms wie Turniere der PGA European und Ladies European Tour. Aus den gerade einmal 5000 Golfern sollen 20 000 werden, Frauen gleichberechtigt spielen und der Nachwuchs in grossem Stil gefördert werden. Saudi-Aabien will ausserdem ein Ziel für Golftouristen werden.

Inwieweit daraus in vollem Umfang Realität wird, lässt sich im Moment schwer abschätzen. Mit Antrittsgeldern weit über eine Million Dollar hinaus hat man 2019 und 2020 aber Spieler wie Phil Mickelson, Brooks Koepka, Dustin Johnson oder auch Jon Rahm zum Turnier Saudi International gelockt. Bei Tiger Woods und Rory McIlroy bleiben die PetroDollars bis dato ohne Wirkung. Die Macht des Geldes hat sie nicht beeindruckt. Im Moment zumindest ist ihre Macht ein Stückchen g rösser geworden. • info@swingglove.ch www.swingglove.ch
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