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Hole 19th Ich lIebe alles am Golf

Chris McSorley gilt als «Mister Servette Genf» und gewann mit seinem Team zum zweiten Mal in Serie den Spengler Cup in Davos. Auch auf dem Golfplatz liebt er das volle Risiko. «Das liegt wohl in meiner DNA», erzählt der 52-jährige Kanadier, der seit bald 14 Jahren in der Westschweiz wohnt und bald eingebürgert werden möchte.

Stefan Waldvogel

Was fasziniert Sie persönlich am Golfen?

Ich liebe alles daran. Für mich ist es eine Art Luxus, weil ich pro Jahr höchstens fünf bis sieben Mal spielen kann. Aber ich liebe es. Vor allem geht es beim Golfen nur um einen selber. Man ist immer selber schuld, kann nur sich selber loben oder tadeln und hat eigentlich nie eine Ausrede, wenn es nicht so läuft wie gewünscht.

Als Eishockey-Coach sind Sie bekannt für Ihre impulsive und manchmal laute Art. Werden Sie auf dem Golfplatz auch wütend?

Nein, wirklich nicht. Das eine ist mein Beruf, Golf ist für mich die pure Freude. Ich bin schon ehrgeizig, aber ich habe in meinem Leben schon genug Wettkampfsport betrieben, da will ich auf dem Golfplatz einfach nur relaxen und geniessen. Im Hockey steht man während dem Spiel unter einem extremen Druck, umso mehr schätze ich es, wenn ich mit Kollegen vier Stunden in der schönen Natur sein und einfach nur geniessen kann.

Wie würden Sie Ihren eigenen Golfstil umschreiben?

Ganz klar: Ich bin ein «High Risk»-Spieler. Wie praktisch alle Eishockeyaner habe ich kein

Theater auftritt. Ich habe aber einen Plan und möchte auch meine Tochter und meine Frau zum Golfen bewegen. Das ist für diesen Frühling schon mal fest eingeplant.

Mit wem golfen Sie normalerweise? Wie erwähnt spiele ich leider viel zu wenig. Meistens mit ein paar guten Freunden und am ehesten mit Cedric Berger, einem alten Kollegen. Der Platz von Genf in Cologny ist einfach ein Traum und mit ihm als sehr gutem Golfer macht es noch mehr Spass.

Gehen Sie auch mit Ihren Profis auf den Platz? Nein, eigentlich nicht. Die sehe ich schon im Training und sonst die ganze Zeit und ich will ja vor allem abschalten und nicht ans Hockey denken.

Ich nehme an, das ist nicht einfach in einer Familie, bei der sich alles ums Eishockey dreht.

Ja, das stimmt. In den Ferien bin ich öfters in Kanada. Dort spiele ich dann meistens mit meinen sechs Brüdern. Alle golfen und alle sind im Hockeygeschäft geblieben. Klar

Chris Mcsorley

grosses Problem mit der Länge. So ist für mich «Vorlegen» eigentlich nie ein Thema. Ich will auf jeden Fall direkt aufs Green, auch wenn das nicht immer ganz erfolgversprechend ist. Aber es macht ganz sicher so mehr Spass, ich muss niemandem etwas beweisen. Wenn auch mal ein Ball out of bounds landet, für mich gilt auf dem Golfplatz ganz klar das Motto «No risk, no fun». Ich kann wahrscheinlich gar nicht anders spielen, das liegt in meiner DNA. (lacht)

2005 haben Sie den deutlich defizitären Eishockeyclub Servette Genf auch als Mitbesitzer übernommen. Das war auch Hoch-Risiko?

Ja, klar, aber ich habe es nie bereut. Ich liebe, was ich mache. Die vorherigen Besitzer haben mir die Chance gegeben, einen Club zu übernehmen. Vor allem meine Frau war zunächst skeptisch, aber das Engagement hat sich gelohnt. Jeden Morgen, wenn ich aufstehe, denke ich daran, wie glücklich ich bin, in Genf zu sein.

Spielt Ihre Familie auch Golf?

Bisher leider nur mein Sohn. Er spielt natürlich auch Hockey, während die Tochter lieber im geniesse ich die Zeit mit ihnen, da reden wir über alles, natürlich auch über unseren geliebten Sport.

Ihr Bruder Marty war als Spieler deutlich erfolgreicher als Sie und gewann beispielsweise zweimal den Stanley Cup. Sind Sie manchmal neidisch darauf, was er erreicht hat?

Nein, überhaupt nicht. Klar war er als Spieler erfolgreicher, ich bin es dafür als Headcoach. Der Erfolg kann von verschiedenen Seiten herrühren. Ich bin überhaupt nicht neidisch, sondern vielmehr stolz auf Marty. Sie wissen, wie wichtig der Stanley Cup ist. Einen zweifachen Gewinner in der Familie zu haben ist eine grosse Ehre. Das Ansehen geniessen in Kanada nicht nur die Spieler selbst, es färbt auf die ganze Familie ab.

Sie leben nun schon 13 Jahre in der Schweiz, können Sie sich vorstellen hierzubleiben?

Ja, ich habe vor, dieses Jahr die Einbürgerung für meine Familie und mich zu beantragen. Genf ist die Heimat für meine Familie und mich geworden. Es gibt kein besseres Land als die Schweiz.

Der Kanadier Chris McSorley (52) spielt im Schweizer Eishockey eine einzigartige Rolle. Er gilt als «Mister Servette», ist Mitbesitzer, Manager, Sportchef und Trainer in Personalunion. Er führte die Genfer vor 14 Jahren als Trainer in die NLA zurück, seit knapp zehn Jahren ist er zudem Mitbesitzer und entscheidet über praktisch jedes Detail im Erfolgsclub. So etwa auch über das Menu im Stadionrestaurant: «Wir haben gut sechs Wochen probiert, bis ich mit den Steaks, der Sauce und den Pommes frites zufrieden war», erklärte der starke Mann an der Bande kürzlich dem Tagesanzeiger. Nach jedem Heimspiel ist McSorley mit seinem Team im Restaurant bei den Fans. Zudem mache man pro Jahr 150 Anlässe, an denen die Spieler präsent sind. Sie besuchen ständig Schulen und Spitäler und geben Autogrammstunden. Die Genfer gewannen diesen Winter zum zweiten Mal in Folge den Spengler Cup in Davos. Trainer Chris McSorley kann sogar einen dritten persönlichen Erfolg verbuchen: 2012 siegte er beim Traditionsturnier als Assistenztrainer des Team Canada. Vor seinem Engagement in der Schweiz war der Kanadier als Cheftrainer unter anderem bei den Toledo Storm engagiert, im Jahr 2000 wurde er mit den London Knights britischer Meister. Dabei hatte seine Karriere als Headcoach zehn Jahre zuvor nicht gerade optimal begonnen – auf seinen beiden ersten Posten wurde er während der Saison entlassen. Der Linkshänder spielte als Aktiver nie in den höchsten Ligen, sein jüngerer Bruder Marty etablierte sich in der NHL und gewann mit den Edmonton Oilers zweimal den Stanley Cup.

McSorley wohnt mit seiner Familie in Confignon bei Genf. Zusammen mit Frau Eva hat er einen Sohn (12) und eine Tochter (15). Neben Golf gibt Chris McSorley auch Bogenschiessen als Hobby an, zudem koche er sehr gern.

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