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Stefan Waldvogel

Vermutlich ist bloss St Andrews bekannter als Augusta National, wurde nur über den Old Course mehr geschrieben als über die exklusive Anlage im US-Bundesstaat Georgia. 2604 Washington Road, Augusta, lautet die Adresse nüchtern. Hinter der Umzäunung verbergen sich die wohl «grünsten» 147 Hektar der Golfwelt. 40 davon sind Fairways und Grüns, 16 sehr kurzes Rough. Der Rest ist prächtige Kulisse; stets pünktlich zum Masters erblüht die Flora mit Magnolien, Azaleen und anderen Gewächsen. Ihrer verschwenderischen Pracht wird notfalls auch per Heissluftgebläse zur pünktlichen Entfaltung verholfen. Ob wahr oder bloss ein Gerücht – auch das trägt zum Mythos bei. Augusta, Georgia, liegt rund 200 Kilometer östlich der Olympiastadt Atlanta und hat rund 200 000 Einwohner. Seit 1934 wird auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule das Masters Tournament ausgetragen. Es ist traditionell das erste Major im Jahr und wird als einziges Major immer auf dem gleichen Platz ausgetragen (siehe Box). Der Platz des Augusta National Golfclubs gilt als einer der schönsten der Welt. Jedes Loch in Augusta hat einen Namen, der an die Baumschule erinnert, die vorher auf dem Grundstück stand. Im Gegensatz zu den anderen Major-Turnieren ist das Masters – ein offizielles Ereignis der PGA Tour und der PGA European Tour – ein Einladungsturnier. Jedoch gibt es einen langen Katalog von Kriterien, die sicherstellen, dass die weltbesten Spieler an den Start gehen können. Allerdings ist das Feld mit bloss 99 Golfern deutlich kleiner, in allen anderen Majors kämpfen in der Regel 156 Spieler um den Titel.

Speziell ist auch das Green Jacket. Dieses wurde erst 15 Jahre nach der ersten Turnieraustragung 1934 eingeführt. Es ist Tradition, dass der Gewinner des Vorjahres dem aktuellen

Gewinner bei der Siegeszeremonie ins Jackett hilft. Dabei übersah man zunächst die Möglichkeit, dass der Vorjahresgewinner seinen Titel erfolgreich verteidigen könnte. Jack Nicklaus zog bei seiner erfolgreichen Titelverteidigung 1966 das Jackett auf Vorschlag von Bobby Jones deshalb selber an.

Das Turnier wird ausgetragen vom exklusiven Augusta National GC, bestehend aus höchst honorigen Mitgliedern. Die Zahl der Mitglieder ist offiziell unbekannt, wird aber auf etwa 300 geschätzt. Mit Hilfe einer immensen Medien-Maschinerie spinnt man Jahr für Jahr weiter am Masters-Mythos von Augusta.

Hier die wichtigsten Puzzleteile in alphabetischer Reihenfolge kurz erklärt:

A Men Corner

So wird der Abschnitt der Löcher 11, 12 und 13 seit 1958 bezeichnet, als Arnold Palmer dort seinen ersten Major-Sieg besiegelte. Seither kommt es auf diesen Löchern immer wieder zu dramatischen Vorentscheidungen. Die drei Löcher mit dem berühmten Par 3

drei mal l i N ks aN deN m ajors

2015 finden drei von vier Major-Turnieren der Herren auf Links-Plätzen direkt am Wasser statt. Hier die Übersicht über die Top-Anlässe, die jedes Jahr an einem anderen Ort stattfinden.

us open:

Chambers Bay

Termin: 18. bis 21. Juni

Titelverteidiger:

Martin Kaymer

Greenfee: 239 US-Dollar

Gespielt seit 1895 open championship:

Old Course

Termin: 16. bis 19. Juli

Titelverteidiger: Rory McIlroy

Greenfee: 160 Pfund

Gespielt seit 1860 us pga championship: Whistling Straits

Termin: 13. bis 16. August

Titelverteidiger: Rory McIlroy

Greenfee: 370 US-Dollar

Gespielt seit 1916 über den Rea’s Creek (Nr. 12) liegen am tiefsten Punkt des Kurses. Oft streifen unberechenbare Böen durch die Baumwipfel. Im Laufe der Jahrzehnte wurde dieser Teil des Platzes besonders oft umgebaut und an das moderne Spiel angepasst. butler cabin

Eine von insgesamt zehn Villen auf dem Gelände, die normalerweise den Members und ihren Gästen zur Verfügung stehen. Sie dient der Fernsehstation CBS seit 1965 als Studio für die Übertragung in die ganze Welt. Hier findet das erste Sieger-Interview statt, und hier darf der neue Champion zum ersten Mal in sein Green Jacket schlüpfen – noch vor der glanzvollen Siegerehrung vor dem Clubhaus, die traditionell von langen Reden und Danksagungen geprägt ist.

Champions Dinner

Am Dienstag der Turnierwoche treffen die ehemaligen Champions beim exklusiven Champions Dinner zusammen. Das Menü bestimmt der Titelverteidiger, der sich meist für ein typisches Gericht seiner Heimat entscheidet. 1998 liess der damals 22-jährige Tiger Woods Cheeseburger und Milkshakes servieren. Der deutsche Masters-Sieger Bernhard Langer liess 1986 Sauerbraten auftischen.

Frauen

Erst seit 2002 ist auch Frauen der Abschlag im Augusta National Golf Club in Begleitung eines Mitglieds erlaubt. 2012 wurden mit der

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