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«Wir sind privat, aber nicht versnobt»

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Golf markt

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Höchstens vier kommerzielle Turniere pro Saison, eine Warteliste für Neumitglieder und happige Eintrittspreise. Dafür spielen die Members, ohne vorher Startzeiten reservieren zu müssen. Der Golfclub Breitenloo funktioniert seit 50 Jahren als spezieller Privatclub. Greenfee-Spieler sind «hochwillkommen», allerdings gibt’s Beschränkungen.

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Stefan Waldvogel

Die Mitglieder und Gäste werden gebeten, das Handy nur auf dem Parkplatz zu benützen. Vom Glas bis zur Serviette, dem Zucker oder dem «Schökeli» zum Kaffee – im Restaurant wird fast alles mit Clublogo serviert. «Wir sind zwar ein Privatclub, aber alles andere als versnobt», fasst Robert Ober, seit neun Jahren Präsident des Vereins, zusammen. Man wolle möglichst wenig in der Öffentlichkeit stehen, «low profile» passe am besten und auch Werbung in eigener Sache mache man grundsätzlich nicht, erläutert Ober, früher unter anderem auch Präsident der Zürcher City-Vereinigung. So gibt es im Jahr höchstens vier kommerzielle Turniere. «Werbung ist auf unserem Platz verpönt», macht Ober klar. «Wir wollen auch nicht wachsen, sondern alles tun, damit es unseren 560 Mitgliedern bei uns wohl ist», erläutert der Modeunternehmer aus Zürich. Jährlich werden rund 12 bis 15 Interessierte in den Club aufgenommen, vorher sind sie in der Regel «Temporary Members». Etwa zwei Jahre sollte man dafür rechnen, vorher müssen einen zwei «Göttis» empfehlen. Dazu ist der Eintritt mit

40 000 Franken à fonds perdu und einer Aktie im Wert von knapp 20 000 Franken ein stattlicher Betrag, der aber in etwa im Rahmen anderer Zürcher Privatclubs liegt. «Ich sage jeweils, das ist wie ein Mittelklassewagen, aber die Mitgliedschaft rostet nicht und hält ein Leben lang», relativiert Clubpräsident Robert Ober diese Summe. Gerade für Familien mit Kindern bleibt die Einstiegshürde relativ hoch, anderseits hat der Club derzeit 70 Junioren, plus 24 weitere Kids im Alter ab fünf Jahren. Diese Gruppe der Minis sorgt vor allem am Samstag für ein Riesengaudi.

Neu auch für Migros- u N d asgi-Mitglieder offe N

«Wir möchten aber keine geschlossene Gesellschaft sein, auch mit einer Warteliste können sich Interessierte bei uns melden», erläutert Ober. Ähnliches gelte für GreenfeeSpieler: «Wir haben vielleicht bei gewissen Leuten ein falsches Image, bei uns sind alle hochwillkommen», ergänzt der Präsident. Ab nächstem Jahr dürfen auch die Inhaber der ASG GolfCard (ASGI und Migros) auf dem 18-Loch-Platz spielen, allerdings nur mit Abschlagszeiten bis mittags und für 180 Franken pro Runde.

Wer alleine kommt, muss Handicap 24 vorweisen; als Gast eines Mitglieds geht es auch fügung. Maximal 24 Greenfees pro Tag ist die interne Regel. «Wenn’s regnet, könnten es durchaus auch mal mehr sein», lacht Ober, doch beim leicht verregneten Besuch in der Nähe des Flughafens Kloten sind die Anlage und das Restaurant menschenleer.

«Wie eiNe garteNWirtschaft» hightech a N der t üre für andere Spieler mit mindestens Platzreife, schliesslich sei dann das Mitglied für den Spielfluss verantwortlich, erläutert Ober. Der vor einigen Jahren umgebaute Parcours steht den Gästen auch am Wochenende zur Ver-

«Wir funktionieren im Prinzip wie eine Gartenwirtschaft – bei schönem Wetter ist es voll, bei Regen leer», fasst er das einfache Prinzip des Privatclubs zusammen. So sei auch allen klar, dass man trotz einer Konsumpauschale von 600 Franken pro Person mit dem Restaurant kein Geld verdienen könne. Man sei nicht kommerziell ausgerichtet, gerade eine gute, bezahlbare Gastronomie gehöre zum speziellen Clubgeist, bei dem Geselligkeit und Heiterkeit im Mittelpunkt stünden.

Event mit mehr als doppelt so vielen Mitgliedern wie üblich. Die Highlights des Jubiläumsjahres waren zweifellos zwei Mitgliederturniere, an denen an zwei Löchern mit historischen Hickory-Golfschlägern abgeschlagen wurde, und der Abschluss des langen Festjahres mit zwei festlichen Gala-Dinners mit stimmungsvollem Feuerwerk auf der Driving-Range und Tanz zu Live-Musik bis in den frühen Morgen.

Seit dem Um- und Neubau des Clubhauses im Jahr 2010 profitieren die Mitglieder und Gäste zudem von deutlich grosszügigeren Garderoben. Sie sind grundsätzlich nicht verschlossen, am Abend oder im Winter lassen sie sich per «Fingerscan» öffnen. Eine Karte ist auch nicht nötig, um im Restaurant zu zahlen. Die Unterschrift genügt, die Rechnung kommt Ende Monat nach Hause. Besonders praktisch und bequem ist auch die Selbstbedienung vor dem Restaurant: Dort warten frische Sandwiches sowie Getränke im Kühlschrank. Auch hier reicht es, den Zettel zu unterschreiben, und das Spiel kann weitergehen oder starten.

Auch den 50. Geburtstag feierte der Club auf spezielle Weise. Unter anderem liessen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter samt ihren Lebenspartnern vom siebenköpfigen Vorstand bekochen und verwöhnen. Die Jubiläums-GV in festlichem Rahmen wurde zu einem echten

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Für heutige Verhältnisse ging es vor 50 Jahren rasend schnell: Nur ein Jahr nach den ersten Sondierungen im Weiler Breitenloo ob Bassersdorf durch Jack Biller waren sämtliche Kauf- und Tauschverträge für die erste Etappe beurkundet. Im Juni 1964 gründeten sieben Unternehmer mit 300 000 Franken die Breitenloo Land AG, am 8. September schlossen sich 26 Mitglieder im eigentlichen Golfclub zusammen. Weniger als drei Monate später war der Club von der Delegiertenversammlung der ASG bereits in den Verband aufgenommen worden, notabene mit einem Platz, der erst auf dem Papier bestand… Weniger schnell als gedacht konnte dann allerdings das Landwirtschaftsland zum Golfplatz umgebaut werden. Bereits drei Wochen nach dem Spatenstich mussten sämtliche Bauarbeiten wieder eingestellt werden. Nicht etwa das Wetter war schuld, sondern die «überhitzte Konjunktur», so dass der Bundesrat einen schweizweiten Baustopp verhängte. Mit einem Beschluss der Zürcher Regierung ging es immerhin im darauffolgenden März richtig los. Erst jetzt merkten die Bauherren, wie steinig das Terrain tatsächlich war. In aufwändiger Fronarbeit mussten die Mitglieder sowie weitere Helfer tagelang Steine wegtransportieren. «Wir waren im wahrsten Sinn des Wortes steinreich, aber der nicht ganz einfache Start mit viel Fronarbeit war im Nachhinein wohl eine Art Glücksfall: «Es gibt immer noch eine besondere Basis», erläutert Clubpräsident Robert Ober. Klar hätten die Mitglieder heute hohe Ansprüche, aber auf der anderen Seite engagierten sich viele als Helfer oder zeigten Eigeninitiative. So haben über die Jahre Gruppen von Mitgliedern auf eigene Rechnung vier Kunstwerke angeschafft und dem Club geschenkt. «In so einem Verein Präsident zu sein bedeutet zwar auch viel Arbeit, doch wenn man Menschen gern hat wie ich, gibt es fast nichts Schöneres», fasst Ober zusammen. Nach dem höchst erfolgreichen Jubiläumsjahr wird er noch 2015 zur Verfügung stehen. Er beabsichtigt, an der Mitgliederversammlung 2016 einem neuen Präsidenten Platz zu machen.

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