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die ZehN grössteN golfer aller ZeiteN
Wie kann man Leistungen von 1860 bis heute vergleichen? Man kann eigentlich nicht.
40 Jahre nach dem Start der heutigen «World Golf Hall of Fame» hier wieder einmal ein Versuch. Die neun grössten Golfer aller Zeiten aus unserer Sicht und ein Joker für Sie als Leserinnen und Leser.
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Stefan Waldvogel
1. Jack n icklaus (21. Januar 1940)
Schon ein Jahr nach seinem Wechsel zu den Profis gewann Jack Nicklaus 1962 mit dem US Open sein erstes Major-Turnier. Den letzten von total 18 Siegen an einem Major realisierte er als 46-Jähriger 1986 beim US Masters mit der unglaublichen Schlussrunde von 65. Damit ist «The Golden Bear» gleichzeitig der älteste Sieger wie auch der Spieler mit den meisten prestigeträchtigen Titeln. Die viele Ehre konnte der Amerikaner in seiner Zeit aber nur beschränkt in Preisgeld ummünzen: Für die 26 PGA-Auftritte im Jahr 1962 gab es (inklusive Open-Sieg!) genau 61 868 Dollar. In seiner langen Karriere auf der PGA Tour mit total 595 gespielten Events verdiente der Player insgesamt 5,7 Millionen Dollar. Bei den Senioren, wo Nicklaus 2005 zuletzt mitspielte, kamen immerhin noch gut 3 Millionen Dollar dazu. Finanzielle Sorgen muss sich der fünffache Vater und 22-fache Grossvater aber keine machen. Schon 1969 begann er sich mit dem Bau von Plätzen zu befassen. Zusammen mit seinen Söhnen führt Nicklaus höchst erfolgreich die Jack Nicklaus Companies, die sich neben diversen Merchandising-Artikeln auf das Design von hochkarätigen Golfplätzen konzentrieren. Beinahe 400 Plätze tragen den berühmten Namen und stehen zum Spiel bereit, weitere 45 sind aktuell im Bau. Der goldene Bär hat nicht nur am meisten Majors gewonnen, er hat auch am meisten daraus gemacht. Nächstes Jahr präsentiert er zum 40. Mal «The Memorial Tournament» im Muirfield Village Golf Club.

2. t iger Woods (30. deze M ber 1975)
Als 22-Jähriger gewann Tiger Woods 1997 das erste von vier US Masters, dies mit einem sagenhaften Vorsprung von zwölf Schlägen. Sein letzter Sieg beim US Open ist zwar schon eine Weile her, doch kann er zumindest theoretisch Jack Nicklaus punkto Major-Siegen noch einholen. Unabhängig davon hält der Amerikaner eine ganze Reihe von Rekorden. So war er bis Mai dieses Jahres beispielsweise total 683 Wochen lang an der Spitze der Weltrangliste. Niemand hat ein Major-Turnier deutlicher gewonnen als Tiger das US Open 2000 mit 15 Schlägen. Der alte Rekord bestand seit 1862 und wurde von Old Tom Morris gehalten… Klar hat Woods auch bisher am meisten Geld auf und neben dem Platz verdient. Kein Spieler hat in jüngerer Zeit weltweit für mehr Aufmerksamkeit gesorgt als Tiger. Fällt er verletzungsbedingt aus, wie diese Saison über weite Strecken, sinken im wichtigen US-Markt die TV-Einschaltquoten drastisch. Nicht nur deshalb freuen sich die Amerikaner auf das für demnächst angekündigte Comeback. Woods wird Ende Dezember 39, und die Konkurrenz wird nicht kleiner. Seinem deutlich jüngeren Nike-Markenkollegen Rory McIlroy will Tiger aber ganz bestimmt beweisen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört und auch nicht auf den «Backnine» der Karriere unterwegs ist. Dafür braucht der Dominator der vergangenen Jahre auch keinen Coach, aber zumindest gesund muss er werden. So oder so gilt er mit seinen Werbeverträgen und sonstigen Einnahmen als höchstbezahlter Sportler aller Zeiten.

3. ben hogan (13. august 1912 – 25. Juli 1997)

Innerhalb von bloss sieben Jahren hat der Amerikaner Ben Hogan alle vier Majors gewonnen. Das erste im Jahr 1946, zum Abschluss das Masters, das US Open und das British Open im gleichen Jahr. Noch kurz vor seinem ersten Titel hatte er in der US-Luftwaffe gedient, richtig gefährlich wurde es für ihn aber erst 1949. Bei einem Frontal-Zusammenstoss mit einem Bus wurde er fast getötet und konnte während elf Monaten nicht mehr spielen. Trotzdem blieb er bei seinem vorbildlichen Schwung; sechs seiner neun Major-Titel gewann er nach dem Horrorcrash. Sein Lehrbuch «The Modern Fundamentals of Golf» gilt immer noch als das Bestverkaufte seines Genres. 1954 gründete Ben Hogan eine Firma, die hochwertige Golfschläger herstellt. Diese wurde sechs Jahre nach seinem Tod von Callaway übernommen und war in den letzten Jahren faktisch stillgelegt. Nun wollen die neuen Eigentümer den grossen Namen im nächsten Jahr wieder aufleben lassen.
1914 gewann der US-Amerikaner sein erstes von total elf Majors. Nur ein Erfolg beim US Masters blieb dem ersten Vollzeit-Berufsgolfer verwehrt. Trotzdem verdiente der immer äusserst elegant gekleidete Gentlemen als erster Profi über eine Million Dollar. Auch dem Ryder Cup drückte er von Anfang an seinen Stempel auf: Er war die ersten sechs Mal Captain des US-Teams und spielte selber fünf Mal mit. Er hatte als Caddy begonnen und arbeitete als Golflehrer, bis er 1912, 20-jährig, Professional wurde. Im Clubhaus waren Profis zu jener Zeit nicht zugelassen, sie mussten sich ausserhalb umziehen – zum Beispiel in einer Luxuslimousine, die Hagen am British Open mitsamt Chauffeur mietete und so quasi in seiner eigenen Umkleidekabine vor dem Clubhaus vorfuhr. Hagen war ein Mann mit Stil, der ein unterhaltsames und spektakuläres Spiel spielte und das Image eines Lebemannes pflegte. In seiner Autobiografie beschreibt Hagen, wie er einen «Markt» für sich kreierte: «Ich lebte gut vom Ruf, einen lockeren Lebensstil zu pflegen, der Playboy des Golfs zu sein.» 1969 starb er 76-jährig an Krebs.
365 Tage Tee-Time in der Schweiz ?
5. gary Player (1. nove M ber 1935)

Der fast immer in Schwarz gekleidete Südafrikaner ist als «Black Knight» bekannt und der einzige Golfer des 20. Jahrhunderts, der die Open Championship in drei verschiedenen
Dekaden gewinnen konnte (1959, 1968 und 1974). Erst als 14-Jähriger begann Players mit Golfen, und bereits drei Jahre später war er Profi… Und vor zwei Jahren spielte der topfitte Unternehmer auch noch am Senior Open in Bad Ragaz. Runden von 72, 70 und 71 Schlägen brachten den Südafrikaner beim Bad Ragaz
PGA Seniors Open 2012 auf Rang 50 und versetzten die Fans in Verzückung, hatte doch Player damit in allen drei Turnierrunden sein Alter unterspielt. Er kam in seiner Profikarriere auf fabelhafte 165 Siege, allerdings «nur»
24 davon auf der PGA Tour. Dafür gilt er als Golfer mit den meisten Flugmeilen. In
top 20: Nach aNZ ahl major siegeN
27 Jahren hintereinander gewann er jeweils mindestens ein Turnier. Das grosse Geld verdiente Player aber erst nach der Karriere als Spieler. Eine seiner Firmen hat bisher über 200 Golfplätze entworfen. Auch privat hat der sechsfache Familienvater genug zu tun.
6. a rnold Pal M er (10. se P te M ber 1929)
Arnold Palmer war der Erste des legendären Trios, das er mit Gary Player und Jack Nicklaus bildete, der 1958 ein Major für sich entscheiden konnte. Er war auch der Erste, der Golf am Fernsehen wirklich populär machte, wie Nicklaus selber mehrmals sagte. Neben den sieben Major-Titeln gewann der Amerikaner noch 55 weitere PGA-Turniere. Trotz des Dreikampfs hiess nur er «The King». Doch auch Palmer brachten die vielen Siege nicht annähernd so viel ein wie heute. Insgesamt verdiente er auf der regulären PGA Tour total 2,1 Millionen Dollar, bei den Senioren waren es dann 2,2 Millionen US Dollar. Palmer hatte aber schon früh vorgesorgt und sich bereits als Spieler mit dem Golfplatz-Bau befasst. 1972 begann er eine Partnerschaft mit dem Golfplatz-Architekten Ed Seay in Florida. Seit langer Zeit besitzt er unter anderem auch den Bay Hill Golf und Resort, wo er jährlich ein exklusives Einladungsturnier für die PGA organisiert. Der ewige Konkurrent von Jack Nicklaus ist in den USA immer noch deutlich populärer als dieser.
7. toM Watson (4. se P te M ber
1949)
Zuletzt als Ryder-Cup-Captain mehr als ihm lieb war in den weltweiten Schlagzeilen, sind die früheren Verdienste des achtfachen MajorsGewinners inzwischen etwas verblasst. Zwischen 1975 und 1983 gewann er fünf Mal das Open.

Noch vor fünf Jahren war er am gleichen Turnier nach einem verlorenen Stechen im Alter von 59 Jahren Zweiter geworden. Watson hat einen Abschluss in Psychologie, doch wie die allermeisten seiner früheren Berufskonkurrenten verdient er sein Geld vor allem mit dem Design von Golfplätzen. Daneben spielte er diese Saison noch zwölf Turniere, teils gegen seine Teammitglieder im Ryder Cup und teils gegen die alten Kollegen auf der Champions Tour. Mit seiner leicht gequälten Art ist er zwar nicht unbedingt der grosse Sympathieträger, zu den grössten Golfern gehört er aber alleweil – bei der jüngsten
Niederlage der Amerikaner im Ryder Cup hat er ja nicht mitgespielt. «Es gibt Menschen, die stehen über den Dingen. Sie sind unantastbar, man stellt sie nicht in Frage», schrieb GOLFSUISSE vor dem Duell über die Legende. Nach der dritten Niederlage in Serie gegen Europa galt dies zumindest für Phil Mickelson nicht mehr; er griff den Captain frontal an.
8. sa M snead (27. Mai 1912 – 23. Mai 2002)
Niemand gewann öfter ein Turnier der PGA Tour als Sam Snead, nämlich total 82 Mal. Dies in der Zeitspanne von 1936 bis 1965 (!). Niemand gewann in einem Jahr mehr als der Amerikaner mit elf Siegen im Jahr 1950. Bloss ein Sieg beim US Open war ihm nicht vergönnt, dort landete er gleich vier Mal auf dem undankbaren zweiten

Rang. Mit sieben Major-Titeln gehörte der Longhitter der damaligen Zeit immer noch zu den Erfolgreichsten seiner Zunft. Ab 1984 bis knapp vor seinem Tod 2002 machte Sam Snead bei der Eröffnung des US Masters in Augusta jeweils einen Ehrenabschlag. Dabei hatte sein Karrierestart in der grossen Depression alles andere als erfreulich ausgesehen. Er arbeitete zunächst im örtlichen Proshop und bekam erst als 22-Jähriger erstmals eigene Golfschläger. Ganz ursprünglich hatte er im Garten seiner Eltern mit Schlägern aus Ästen gespielt… Der für seine Drives berühmt gewordene Snead hatte aber auch ein besonderes Gespür für das kurze Spiel. Er machte den Einsatz von Sand Wedges rund ums Grün erst richtig populär.
9. severiano ballesteros (9. aPril 1957 – 7. Mai 2011)
«Er tat für Europas Golf das, was Tiger Woods für den Golfsport weltweit erreichte», sagte der zweimalige Major-Sieger Nick Price gleich nach dem Tod von «Seve» Ballesteros. Das mag wohl etwas übertrieben sein, doch der Spanier hat mehrfach Spuren hinterlassen. Mit 87 Turniersiegen inklusive der drei Erfolge beim British Open und zwei US-Masters-Siegen gilt der «Stier von Pedreña» als einer der bedeutendsten Spieler in der Golf-Geschichte. «Im Golfsport habe ich mich immer eher als Künstler und nicht so sehr als Spieler gesehen», sagte Ballesteros über sich. Eines der bekanntesten


Bravourstücke gelang ihm auf dem Weg zum British-Open-Triumph 1979, als er den Ball von einem Parkplatz so perfekt auf das Green schlug, dass er das Loch noch mit einem Birdie beendete. Legendär natürlich auch der Wunderschlag über die Mauer des Schwimmbades in
Crans im Jahr 1993, der in einer Gedenktafel verewigt ist. Mit dem späteren Umbau des Platzes in den Walliser Alpen hat der Künstler diesem auch seinen Namen gegeben; der einzigartige alpine Kurs wurde von «Plan Bramois» in «Severiano Ballesteros» umgetauft. 10. ?
Den 10. Platz lassen wir bewusst offen. Es gäbe noch viele Namen in der langen Geschichte des Golfs, von Old Tom Morris über Bobby Jones bis hin zu Nick Faldo und Greg Norman etc. Einen Platz unter den Top 10 überlassen wir unseren Leserinnen und Lesern. Wer gehört unbedingt noch auf die Liste, und wieso? Schicken Sie doch ein Mail an den Chefredaktor s.waldvogel@asg.ch.
DIe gRössten golfeRInnen
Zum Glück besteht die Golfwelt nicht nur aus Männern. Die wichtigsten und besten Golferinnen der Geschichte stellen wir Ihnen im zweiten Teil unserer kleinen Serie in der nächsten Ausgabe von GOLFSUISSE vor.