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Hole 19th

Er ist einer der besten Köche der Welt, und trotzdem ist es ihm wichtig, nicht «abzuheben». Das gilt für Andreas Caminada in seinem Beruf, aber auch als passionierter Golfer mit Handicap 6,3.

Was fasziniert Sie am Golfen?

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Andreas Caminada: Beim Golfen kann ich total abschalten. Die Konzentration, die dieses Spiel erfordert, ermöglicht es mir, in meine eigene Welt einzutauchen. Doch nebst der Freude und dem Spass, die ich dabei empfinde, erlebe ich auch immer wieder Demut. Das ist gut und erdet mich, dadurch bleibe ich auf dem Boden.

Sind Sie auf dem Platz ehrgeizig?

Ich würde sagen, wie beim Kochen: ehrgeizig, aber nicht verbissen. Mir ist eine schöne Flugbahn des Balles wichtiger als das Score. So würde ich mich eher als Ästhet bezeichnen. Ich trainiere eigentlich auch noch gern, doch leider habe ich fast keine Zeit dafür.

Wie sind Sie zum Golf gekommen?

Nach meiner Koch-Lehre im Bündnerland ging ich als 19-Jähriger nach Vancouver. Dort wollte ich unbedingt mit Golfen anfangen, und mein «Homestay-Vater» hat mich mitgenommen, zuerst auf Pitch&Putt-Anlagen und dann überallhin, wo man ohne Handicap-Ausweis spielen kann. So hat es mich dann schnell gepackt, und zurück in der Schweiz habe ich dann mehr oder weniger regelmässig gespielt.

Wie oft kommen Sie heute noch dazu?

2014 habe ich immerhin schon mehr gespielt als in den beiden Vorjahren zusammen, aber oft ist es leider nicht. Ich war zwei Wochen auf Teneriffa in den Ferien, da spielte ich jeden Abend eine Runde, und sofort hatte ich das Gefühl, ich müsse mich für den nächsten Mens Day anmelden. Mit dem Spielen kommt schon die Lust auf mehr. Allerdings war ich in den letzten zwei Jahren intensiv mit dem Restaurant von Schloss Schauenstein, dem neuen Magazin «Caminada», der Entwicklung meiner eigenen Messerlinie und dem Aufbau von acasa-Catering stark beschäftigt. Und letztes Jahr sind wir ja auch erstmals Eltern geworden. So bin ich froh um jede Runde und geniesse sie entsprechend.

Was machen Sie, damit Sie so gut spielen?

Ein Handicap um die 6 erreichen die wenigsten Golfer!

Ich würde sagen, ich habe nicht viel zu spät begonnen. Das ist der grösste Vorteil. Ich spiele eigentlich nur einmal pro Jahr ein Turnier, jenes von Gault Millau in Bad Ragaz. Da war

Das geht nur mit einem absoluten Spitzenteam; ich kann anreissen und kontrollieren, aber ohne die Equipe wäre dies alles nicht möglich. Wir müssen uns zweimal am Tag beweisen und den Gästen ein unvergessliches Erlebnis bieten. Das hat viel mit Detailarbeit und Erfahrung zu tun. Wir machen das hier im Schloss Schauenstein jetzt schon seit mehr als zehn Jahren, und jeden Tag kann theoretisch etwas schiefgehen. Der Vorteil beim Kochen ist, dass man zur Not auch mal neu anfangen kann, beim Golfen geht das ja nicht…

Zurück zum entspannten Golfen. Was sind Ihre Lieblingsplätze?

Da könnte ich auf jedem Kontinent einen aufzählen, es gibt so viele schöne Orte. Besonders beeindruckt war ich von Cape

Andre A s C AminAdA

ich schon froh, nach drei Versuchen dieses Mal erstmals die Pufferzone erreicht zu haben. Wie gesagt, ich würde eigentlich gern trainieren. Faktisch gehe ich meist kalt auf die Runde, und wenn es hoch kommt, mache ich danach noch ein paar Schläge auf der Driving Range. Golf ist für mich aber vor allem ein Spiel, und ohne allzu hohe Erwartungen geht es deutlich besser.

Gibt es für Sie Parallelen zwischen Golf und Spitzengastronomie?

Wichtig ist bei beidem, auf dem Boden zu bleiben, nicht abzuheben, nicht überheblich zu werden. Wie anfangs erwähnt, lernt man beim Golfen eine gewisse Demut, und die hilft auch in der Küche. Allerdings ist das Kochen in erster Linie eine Team-Angelegenheit, beim Golfen bin ich ganze alleine. So geniesse ich beides.

Beim Golfen können Sie die Erwartungen selber herunterschrauben, als eines von bloss zwei Schweizer Restaurants mit drei Michelin-Sternen müssen Sie jedoch ständig die hohen Erwartungen der Gäste erfüllen. Wie geht man mit diesem permanenten Druck um?

Kidnapper in Neuseeland, das ist einfach spektakulär und einmalig. In Singapur war ich vom Sentosa Golf Club beeindruckt. So gibt es viele persönliche Favoriten. Ich spiele aber auch sehr gern in Bad Ragaz oder Ascona.

Haben Sie noch einen Traumplatz im Kopf, denSie nicht gespielt haben?

Ja, der Loch Lomond Golf Club in Schottland muss ein absoluter Hammer sein, da will ich unbedingt mal hin.

Apropos Traum: Welches wäre Ihr persön licher Traumflight?

Phil Mickelson, er ist ein Linkshänder wie ich und so eine Art Vorbild, Tiger Woods ist gesetzt, und wir würden wohl auch noch ein Topmodel mitnehmen. Welches, könnte ich so spontan aber nicht sagen.

Was würde Ihre Frau dazu sagen? Das müsste ich zuerst herausfinden. Sie findet Golf selber langweilig, lässt mir aber zum Glück meine Freiheit auf dem Platz, denn sie weiss, dass es mir gut tut. So, wie ich sie kenne, hätte sie auch kein Problem mit meinem Traumflight (lacht).

Vor knapp zehn Jahren galt er beim Gourmetführer «Gault Millau» noch als Entdeckung des Jahres, mittlerweile ist Andreas Caminada wohl der mit Abstand bekannteste Koch der Schweiz. Sein Restaurant «Schloss Schauenstein» ist mit drei Michelin-Sternen und 19 «Gault Millau»-Punkten ausgezeichnet worden. Vor einiger Zeit eröffnete er die «Remisa», ein kleiner, feiner Betrieb, der gleich neben dem Schloss liegt. Zudem hat er mit seinem Freund, dem Koch Sandro Steingruber, das Catering «acasa» aufgebaut, und er gibt zweimal jährlich das Magazin «Caminada» heraus. «Darin lebe ich meine Kreativität aus und werde auch gezwungen, neue Ideen zu entwickeln», sagt er. Damit nicht genug: Neuerdings bringt er noch eine Messer-Serie aus Prättigauer Walnussholz auf den Markt.

Vor seiner Zeit in Fürstenau arbeitete der 37-jährige Bündner unter anderem im Walserhof Klosters, in der Wirtschaft zum Wiesengrund in Uetikon am See ZH und im Ausland.

Caminada lebt mit seiner Frau in Fläsch. Seit vergangenem Herbst freuen sich die beiden über ihren Sohn Finn Henry. Caminada gibt auch Snowboarden als sein Hobby an. Allerdings sei er im vergangenen Winter wohl nur einen halben Tag auf dem Brett gewesen, erzählt der Bündner.

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