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Hyo Joo Kim gewinnt mit der Evian Championship ihr erstes Major und gilt als Südkoreas nächster Superstar. Zwar ist sie erst 19, aber doch schon unglaublich abgeklärt.

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Fragt man Europas Proetten, so wird kaum eine der Spielerinnen hierzulande etwas anfangen können mit dem Namen Hyo Joo Kim. Der Teenager aus Wonju in Südkorea ist gerade einmal 19 Jahre alt, spricht kaum Englisch und wirkt auf den ersten Blick dünn und unauffällig. Insofern erinnert Hyo Joo

Kim erst einmal an so viele andere Südkoreanerinnen, die seit Jahren das Damengolf beherrschen. Auf den zweiten Blick allerdings hebt sich die Studentin ab – nicht erst seit ihrem Sieg bei der Evian Masters Mitte

September ist klar: Hyo Joo Kim ist weit mehr als die südkoreanische Durchschnittsproette. Sie hat das Zeug zum Superstar.

In Evian, beim fünften und letzten Major-Turnier der Saison, tauchte sie auf wie aus dem Nichts.

Kim hat keine reguläre Tourkarte auf der amerikanischen LPGA Tour, auf der sie nur sporadisch zu Gast ist. Ein Sieg auf der LPGA Tour fehlte ihr bis dato. Überhaupt ist sie erst im zweiten Jahr Pro. Ihren ersten Major-Erfolg allerdings holte sie sich am Genfersee auf beeindruckende Weise: Mit einer 61er-Runde am

Donnerstag spielte die 19-Jährige die niedrigste Runde, die jemals bei einem Major abgeliefert wurde. Von da an war die Jagd auf die Asiatin eröffnet, die aber bis zur Finalrunde durch ihre Ruhe und Abgeklärtheit auch gegenüber den etablierten Proetten überzeugte und mit einem Schlag Vorsprung auf die Australierin Karrie Webb in den Schlusstag ging.

DAS R ENNEN SChIEN GELAUFEN

In der abschliessenden Finalrunde hätte es reichlich Gründe für einen Leistungseinbruch der Newcomerin gegeben. Schon die Paarung Kim versus Karrie Webb war eigentlich denkbar unausgewogen: Auf der einen Seite die junge, unerfahrene Asiatin – auf der anderen der australische Superstar mit ihren inzwischen immerhin 39 Jahren. 41 LPGA-Titel hat Webb inzwischen erspielt und sieben Major-Titel geholt. Sie ist die einzige Proette in der Geschichte der LPGA, der Siege bei fünf verschiedenen Majors gelangen. Als Webb am Schlusstag drei Birdies in Folge an den Löchern neun bis elf und zwei weitere an den Bahnen 14 und

Die Koreanerin Hyo Joo Kim blickt mit Turnierdirektor Franck Riboud in den Himmel. Kurz darauf erhält sie eine Landesflagge per Fallschirm.

15 erzielt hatte und mit einem Schlag Vorsprung auf Kim am Abschlag von Loch 18 stand, schien das Rennen eigentlich zu Gunsten der 39-Jährigen gelaufen.

Am Ende aber stand die Golfwelt Kopf: Die vermeintlich unerfahrene Kim lochte einen Fünf-Meter-Putt zum Birdie, während Webb nach einem zu langen Chip vor einem schwierigen Bergab-Putt stand und diesen nicht verwandeln konnte. «Ich glaube ja ein wenig an das Schicksal, und heute sollte ich eben einfach nicht gewinnen», meinte die Australierin enttäuscht. «Ich habe diese Woche eigentlich eine Menge guter Putts gemacht. Der schlechteste der ganzen Woche war wahrscheinlich der letzte.»

Der Name Hyo Joo Kim dürfte von nun an häufiger zum Thema werden. «Ich fühle mich so glücklich wie ein Vogel», liess die MajorSiegerin über einen Dolmetscher nach ihrem bis dato grössten Erfolg wissen, der ihr 487 600 Dollar Preisgeld einbrachte. «Am liebsten würde ich fliegen!» Zumindest die Teilnahme an der Qualifying School für die LPGA Tour, die sie sich für dieses Jahr vorgenommen hat, kann sie sich nun sparen. Durch den Sieg hat sie die Spielberechtigung für 2015 automatisch erlangt.

Koreanerinnen Dominieren

Kenner der Damen-Profiszene sind über den Erfolg der weitgehend unbekannten Kim nicht sonderlich überrascht. In Südkorea nämlich, wo Damen-Golf extrem populär ist und Spitzenspielerinnen einen Starstatus geniessen

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Den ersten Rolex Annika Major Award holte sich am Ende der Evian Championship Michelle Wie, obwohl sie wegen ihrer Verletzung am rechten Zeigefinger das Turnier frühzeitig aufgeben musste. Die spezielle Auszeichnung, die in diesem Jahr erstmalig ausgespielt wurde, berücksichtigt ausschliesslich die Resultate bei den Major-Turnieren. Ins Rennen um die Auszeichnung kommen nur Spielerinnen, die eines der Majors gewinnen. Michelle Wie hatte die US Women’s Open für sich entschieden und war Zweite bei der Kraft Nabisco Championship geworden. Weitere Kandidatinnen waren Britanny Lincicombe, Inbee Park und Mo Martin, die allerdings in Evian verletzungsbedingt nicht am Start war und deshalb frühzeitig aus dem Rennen um die Auszeichnung fiel.

wie hierzulande Skifahrer oder Fussballer, gilt die Nachwuchsspielerin seit Jahren als potentieller Superstar vom Kaliber einer Se Ri Pak, die Südkoreas Damen-Golfwunder mit zwei Major-Siegen in ihrem ersten Profijahr 1998 auslöste. Schon zu Amateurzeiten jedenfalls hat Kim so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Schon als 14-Jährige brillierte Kim bei Major-Turnieren der Korean LPGA Tour.

Eine 61er-Runde jedenfalls ist für sie nichts

Neues: 2012, bei der Suntory Ladies Open auf der japanischen LPGA Tour, spielte sie schon einmal ein derartiges Rekordergebnis und holte sich damit den Sieg. Kim war damit als 16-Jährige sogar jünger als Japans Superstar Ai Miyazato, die vor ihr als jüngste Rekordhalterin galt.

An Sponsoren-Nachfragen mangelte es Kim jedenfalls nicht, als sie sich 2012 zum Wechsel ins Profilager entschloss. Nachdem sie die Lotte Women’s Open auf der KLPGA mit neun Schlägen Vorsprung auf die Zweite als Amateurin gewonnen hatte, standen die potentiellen Werbepartner Schlange. In die Weltspitze ist sie mit ihrem Sieg auf jeden Fall eingezogen. Nach ihrem Major-Sieg wurde Kim auf Platz zehn der Weltrangliste geführt. Nach Morgan Pressel und Lexi Thompson ist sie die drittjüngste Major-Siegerin in der Geschichte der LPGA Tour. Südkorea hat nun bereits zehn Spielerinnen mit Major-Titeln und in dieser Saison die vierte Turniersiegerin. Der Eindruck von der Dominanz der Asiatinnen wurde auch in Evian wieder einmal bekräftigt. Unter den Top 5 fand sich mit Karrie Webb nur eine Nicht-Koreanerin. Unter den Top Ten schafften es nur noch Suzann Pettersen und Paula Creamer auf den Plätzen sieben und acht, die asiatische Phalanx zu durchbrechen.

Beim letzten Abschlag noch in Führung: Die sieggewohnte Australierin Kerrie Webb.

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