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t urniersPass statt -stress
In vielen Clubs beobachten die Verantwortlichen eine Verschiebung von klassischen Einzelturnieren zu lockeren TeamEvents wie Scramble und Ähnlichem. Das Motto heisst offenbar Spass und Genuss statt «Turnierstress».
Stefan Wa L dvoge L
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Am Angebot kann es nicht liegen, dass so viele Golferinnen und Golfer ein inaktives Handicap haben. Im vergangenen Jahr wurden schweizweit fast 7500 handicapwirksame Turniere organisiert. Dazu kamen knapp 4000 Events, bei denen es nicht um die eigene Vorgabe ging. «Es gibt sicher einen Trend zu Team-Events», beobachtet Renato Tosio, Manager im Golfclub Domat/Ems. Statt als «verbissener Einzelkämpfer» ums Handicap zu spielen, suchten viele Leute das gemütliche Spiel. Das ganze Drumherum werde immer wichtiger und zudem stehe bei einem Team-Wettkampf der gemeinsame Spass im Vordergrund.
«Ich spiele am liebsten Scramble, da fallen die schlechten Schläge nicht so ins Gewicht und man hat viel eher ein Erfolgserlebnis», sagt beispielsweise Sepp Schaller, Senior beim Golfclub Oberkirch.
«Man kommt auf Resultate, die alleine nie möglich wären, und das ist eine willkommene Abwechslung zu den vielen Turnieren, bei denen es ‚nur’ ums Handicap geht», ergänzt Fredy Duss, Finanzchef im Golfclub Sempachersee und in der Regel durchaus ambitionierter Golfer. «Das Team-Erlebnis und der gemeinsame Erfolg oder Misserfolg sind für mich eine gute Abwechslung», fügt er an.
MeHr genuss als Paar
«In der Regel fühlen sich vor allem Golferinnen und Golfer mit eher hohen Handicaps im Team deutlich wohler», sagt Dominique Emsenhuber, Managerin im Golfclub Neuenburg. Sie wollten nicht riskieren, dass ihr Handicap nach oben geht oder dass sie auf den Ranglisten ganz zuhinterst erscheinen. Im Golfclub Lugano beispielsweise sind die «Vierball-Bestball»-Events am beliebtesten. «Für viele sind herkömmliche HandicapTurniere Stress und bei dieser Spielform können sie das Spiel deutlich mehr geniessen», beobachtet Luganos Manager Celeste Taiana.
Ähnlich tönt es aus Villars: Aktuell seien die klassischen Stableford-Turniere noch am gefragtesten, doch die Tendenz gehe in Richtung Scramble. «Da geht es nicht ums Handicap, sondern um den Spass und vor allem können bei dieser Spielform auch Paare zusammen spielen, was sonst ja kaum möglich ist», beobachtet Villars’ Direktor Fabrice Ange.
Ein klassisches Paarturnier mit extremem
Genussfaktor ist die Serie Parcours Gourmands der ASGI. Dabei wird schon im Halfway-House mit einem Dreigänger vom Feinsten geschmaust, nach der Runde geht es kulinarisch weiter und der ausgedehnte Champagner-Apéro geht fast nahtlos in ein klassisches Fünf-Gang-GourmetDegustations-Menu über. So steht klar das Gesellschaftliche im Mittelpunkt und natürlich erhalten die Scrambler auch passende kulinarische und edle Preise. Hier zählt weniger die Masse als die Klasse und mit 390 Franken pro Person ist das Vergnügen auch deutlich teurer als ein herkömmliches Golfturnier. Zu den Fans der Serie gehören Urs und Rosette Morgenegg. Sie
Heidental: «Unsere klassischen Turniere sind mit 120 Spielerinnen und Spielern eigentlich immer ausgebucht», erzählt Manager Jürg Moning. Die Plauschturniere seien gut zum Saisonstart und Saisonende, während dem Jahr aber deutlich weniger gefragt. Für Moning ist dies vor allem eine Frage des Alters und der Ausrichtung: «Wir sind als Club relativ jung, haben wenige Mitglieder mit inaktivem Handicap und fördern das eher sportliche Golfen ganz bewusst.»
Insgesamt werde aber der gesellschaftliche Aspekt des Golfens immer wichtiger, beobachtet beispielsweise Martin Gadient, Manager im Golfclub Interlaken. Sehr beliebt seien natürlich die Einladungsturniere, bei denen die Gäste von A bis Z verwöhnt würden und die «nichts kosten». Da sehe man öfters Golfer, die sonst das ganze Jahr nie ein Turnier spielen. Wenn man selber zahle, werde auch das Wetter immer wichtiger: «Sind die Prognosen für das Wochenende schlecht, sieht man das direkt an den Anmeldungen.»
Weniger zeit spielten und assen beispielsweise im vergangenen Jahr in Les Bois bei Georges Wenger, im Engadin Golf Samedan bei Küchenchef Martin Dalsass und am grossen Finale im Golfclub Emmental. Dieses Jahr waren sie in Bad Ragaz bei Roland Schmid. Die Berner geniessen die spezielle Kombination von lockerem Spiel und Topgastronomie. «An einem normalen Turnier bin ich immer noch extrem nervös, hier kann ich mich auf meine Teamkollegen verlassen und das Spiel sowie alles andere viel mehr geniessen», lacht Rosette Morgenegg.
Viele Wollen HandicaP Verbessern
Praktisch unabhängig vom Format sei die Turnierbeteiligung in Lavaux, erläutert Manager Philippe Salomon. «Wir haben fast immer 100 Leute am Start, seien es Einzel- oder Team-Events.» Der Club sei eher sportlich ausgerichtet und so suchten viele Mitglieder Möglichkeiten, ihr Handicap zu verbessern. Ähnlich tönt es beispielsweise beim Golfclub
Die Leute haben immer weniger Zeit, das beobachtet auch Verbier-Direktor Thomas Grech. Und weil die Turniere bekanntlich in der Regel relativ lange dauerten, zögen die Mitglieder immer öfter das Einreichen von Extra Day Scores vor: «Das geht deutlich schneller und so kommen die Golfer trotzdem auf die nötigen vier Resultate für ein aktives Handicap.»
Zügiger mit dem Turnier fertig ist man auch mit einem Kanonenstart. Und die Wettspiele müssen auch nicht immer am Samstag- oder Sonntagmorgen über den Rasen gehen. Das zeigt etwa das Beispiel von Domat/Ems: Dort war der Sonntagnachmittag jeweils relativ schlecht gebucht. Nun finden ab 15 Uhr jeweils handicapwirksame Turniere über zweimal neun Loch statt. Nach der Runde gibt es ein einfaches Schnitzelbrot und weil praktisch alle gleichzeitig mit dem Spiel fertig sind, dauert die Auswertung auch nicht sehr lange. Diese Form sei sehr beliebt und entspreche offenbar einem Bedürfnis, folgert Domat/Ems-Manager Renato Tosio.







