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VorsCHau

VorsCHau

Auf Schweizer Golfplätzen wird viel mehr getan als bloss Golf gespielt. Die Flächen, die nicht vollständig als Fairways und Greens gebraucht werden, sind

Grundlage für liebevoll hergestellte kulinarische Produkte.

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GOLFSUISSE zeigt an einigen Beispielen, wie ideenreich Landschaftspflege und Genuss verbunden werden können.

Livio Piatti

Im Golf Emmental dauert die Saison noch an, wenn Regen und Schnee die Spieler schon vertrieben haben. Von den Früchten der gut 50 Apfelbäume diverser alter Sorten auf der Golfanlage, kocht die Managerin Marianne Guggisberg Konfitüre, die, gewürzt mit Zimt und «geheimen» Zutaten als «Weihnachtskonfitüre» an der Reception verkauft wird. Auch Johannisbeeren, gut emmentalerisch «Meertrübeli» genannt, werden zu Konfitüre verarbeitet oder gelangen ins Clubrestaurant «Altes Sumpfhaus», wo Sie Desserts farblich und geschmacklich beleben. Guy von Graffenried und seine Küchencrew locken ihrerseits mit «Eingemachtem Emmentaler Gemüse süss sauer» und mit «Meersalz mit Emmentaler Kräutern». Einfach toll.

Von Honig bis zu bier?

Die Bio-Ausgleichsflächen, die hier wie auf den meisten Schweizer Golfplätzen vorhanden sind, verschlucken nicht nur verirrte Golfbälle. Je länger sie nicht mehr gedüngt werden, desto zahl- und artenreicher wachsen die Wildblumen auf den magerer werdenden Wiesen. Diese dienen den Bienenvölkern von benachbarten Imkern als willkommene, gesunde Weiden. Im Golfclub Heidental betreut die Mutter eines Greenkeepers das Bienenhaus auf dem Golfgelände mit seinen summenden Bewohnern selber, auf anderen Plätzen tun dies Imker aus der Umgebung, etwa in Niederbüren.

Oftmals sind die Greenkeeper, die das Land früher als Bauern bearbeiteten, die Initianten.

In Limpachtal zum Beispiel taten sich Urs Aebi und Adolf Kipfer zusammen, um in ihrer Freizeit Bier zu brauen. Das gelang bald so gut, dass sie unter den Golfern eine Degustation und eine Umfrage machen konnten, wie denn das «ideale Golferbier» schmecken sollte. Das «Buechibärg Bier», das so entstand, erfrischt seither durstige Ballhacker nach der Runde so erfolgreich, dass sie dafür eine eigene Aktiengesellschaft gründeten.

Auch Members liefern Feines: In Brigels taten sich zwei Mitglieder des Golfclubs zusammen. Sie produzieren den biologischen «Breil Pur»Gin, dem unter anderem Bündner Alpenwacholder und Alpenrosen vom Luk manier seinen exklusiven Geschmack geben.

Im Berner Blumisberg stehen gelegentlich Hirschgerichte auf dem Menu, die Tiere werden von einem Mitglied gezüchtet. In Bad Ragaz kommt es vor, dass Spieler auf Ballsuche Morcheln finden. Diese nimmt das 13-GaultMillau-Punkte-Golfrestaurant jeweils gerne entgegen, um sie als Morchelsauce zu servieren.

Von birdie-Wasser bis KirscHK ucHen Kräftiges Birdie-Wasser liefern auch die gegen dreihundert alten Kirschbäume auf dem Platz Küssnacht am Rigi. Sie tragen jedes Jahr herrliche Früchte, wie der Clubmanager und ehemalige Bauer Josef Schuler senior stolz berichtet. Was die Golfer von Hand erreichen können, dürfen sie auf der Runde an Ort geniessen; was mit Leitern geerntet werden muss, wird von einem StörBrenner zu Kirsch gebrannt und an der Reception als «Golf Kirsch» verkauft. Ebenso werden hier jährlich gegen 100 Kilo Wald- und Blütenhonig verkauft, den Schulers Frau Christa als Imkerin gewinnt. In Domat-Ems liess Claudio Frank, der Pächter des Clubrestaurants, das Küchenpersonal die «hammermässigen» Kirschen der Bäume auf dem Gelände ernten und machte daraus Kirschkuchen für das Clubrestaurant. Kirsch wird auch aus Früchten vom Golfplatz Holzhäusern gebrannt, und die «Landi-Genossenschaft» presst Saft aus alten Pro-Spezie-RaraSorten, die hier einen Platz und Pflege gefunden haben.

Schöne «Nebenprodukte» von Schweizer Golfplätzen: Von links Küssnacht etwa mit dem Golf Kirsch, das Limpachtaler «Buechibärg Bier», Marianne Guggisberg (Managerin Emmental) mit ihren «Meertrübeli» und eingemachtes Emmentaler Gemüse süss sauer. Viele Früchte in Nuolen und aus Brig stammt der Breil Pur Gin.

Martin Bisig, Greenkeeper in Nuolen, pflegt, erntet und verkauft Pflaumen, Mirabellen, Kirschen, Zwetschgen, Aprikosen, Äpfel und Birnen. Alle Bäume stammen vom landwirtschaftlichen Obstbetrieb, der sich hier vor dem Golfplatz befand. Die Früchte bietet er jeweils auf einem Tisch mit Selbstbedienung an. Sie sind so beliebt, dass es Golfer gibt, die vergessen, zu zahlen… Holunderblüten, die sowohl wild als auch gepflanzt am Waldrand der beiden Plätze auf Golf Sempachersee wachsen, verarbeitet Küchenchef Bernhardt Salicites zu Parfaits und würzt und dekoriert Speisen mit ihnen. Von den etwa zwölf Nussbäumen um das Clubhaus herum holt er im Frühsommer die noch grünen Baumnüsse, kocht sie und legt sie anschliessend in Sirup ein; als «Schwarze Nüsse» sind sie eine feine Beilage zu Käsetellern oder Desserts.

Projekt edelkrebs in flühli

Der Biotop-Weiher, der um das Inselgrün des zweiten Lochs auf dem Platz von FlühliSörenberg reichlich Bälle verschluckt, brachte den dort Golf spielenden MasterStudenten Ludwig Glöcklhofer auf die Idee, dort Edelkrebse aufzuziehen. Schon während des Winters kontrollierte er regelmässig die chemisch-physikalischen Wasserparameter und fand bestätigt, dass das Biotop sich bestens eignet, um solche Krebse anzusiedeln. Diese einheimische Tierart geriet hierzulande durch eingeschleppte fremde Krebse, die auch Krankheiten mitbrachten, sowie durch die Verbauung von natürlichen Gewässern so stark unter Druck, dass sie heute als gefährdet gilt. Diesen Sommer wurden in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Firma Edelkrebs AG 400 etwa drei bis fünf Zentimeter grosse Jungtiere ausgesetzt, die, wenn alles gut geht, hier leben, sich vermehren und in drei bis vier Jahren auf den Tellern des Clubrestaurants landen werden. Auch hier gilt für Arterhaltung und Tafelfreuden: Win-Win in Reinkultur. (Dass sie später auch auf Kommando abgetauchte Bälle ans Ufer tragen, kann noch nicht versprochen werden…)

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