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«Der Umsatz wirD aU f mehr Köpfe verteilt»
Die mit Abstand grösste Vereinigung von Golf-Professionals in der Schweiz ist die Swiss PGA.
Präsident Bruno Griss (52) spricht im GOLFSUISSE-Interview über die eidgenössische Anerkennung als Golflehrer und über unseriöse Angebote mit Erfolgsgarantie.
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Stefan Waldvogel
wieso sind eigentlich gut die hälfte aller golflehrer in der Schweiz ausländer?
Bruno Griss: Das ist historisch gewachsen; vor dem 2. Weltkrieg stammten praktisch alle Pros und Clubsekretäre aus England. Erst als diese weggingen und nicht mehr zurückkamen, merkten die Clubs, dass sie eigene Pros brauchen. In den 50er-Jahren wurden die ersten Golflehrer in der Schweiz ausgebildet. Der Beruf des Golflehrers ist mittlerweile ein globaler Markt, die allermeisten arbeiten ja selbständig, und so regeln sich Angebot und Nachfrage früher oder später von selbst. Mir sind auf jeden Fall keine arbeitslosen Golflehrer in der Schweiz bekannt. gegenüber dem ausland ist die Lage der golflehrer hierzulande deutlich interessanter, oder sehen Sie dies anders? auf der anderen Seite ist es offenbar für viele junge Schweizer golfer gar nicht so einfach, eine Lehrstelle bei einem club zu finden, um die dreijährige pga-Lehre absolvieren zu können? Einen Lehrmeister zu finden ist tatsächlich eine gewisse Hürde. Allerdings macht es auch keinen Sinn, wenn wir 1000 Pros produzieren, wie dies in England geschieht. Wir haben jedes Jahr rund vier oder fünf neue Lehrlinge. Für die Clubs ist der Aufwand relativ gross, dafür erhalten sie eine zusätzliche Arbeitskraft, die mehr kann, als «nur» Golfstunden zu geben. Zur Ausbildung gehören auch Sekretariatsarbeiten oder gewisse Tätigkeiten im Greenkeeping, und so kann ein Club mit einem guten Lehrling durchaus auch Spitzen brechen und profitieren. Aber es stimmt, ohne einen Club als Arbeitgeber ist bei uns keine Lehre möglich, das ist nicht immer einfach.
Wahrscheinlich schon, allerdings kann man auch hier nicht verallgemeinern. Zwischen einem Lehrer auf einer öffentlichen Driving Range und einem Pro im etablierten Privatclub gibt es grosse Unterschiede. Das Geschäft ist sicher auch hierzulande deutlich anspruchsvoller als noch vor etwa zehn Jahren. Aber wie erwähnt reagiert der Markt. Derzeit haben wir Golfpros aus 22 verschiedenen Ländern bei uns im Verband. Wir sind sozusagen ein richtiger Multi-Kulti-Verein, und deshalb ist die offizielle Sprache auch Englisch und nicht etwa Deutsch oder Französisch. Interessant ist aber auch eine gewisse Verlagerung; früher waren die Ausländer in allererster Linie Briten, heute stammen deutlich mehr Pros etwa aus Deutschland und Frankreich.
Seit vergangenem Jahr gibt es nach der Swiss-pga-ausbildung noch die möglichkeit, ein eidgenössisch anerkanntes diplom als golflehrer zu erwerben. was bringt das? Es geht um die staatliche Anerkennung unseres Berufsstandes. Das wäre für uns schon seit längerem wichtig gewesen, lange Zeit aber nicht möglich. Zuerst wurde unsere Ausbildung vom europäischen PGA-Verband beurteilt, und mit der bestätigten Höchstnote konnten wir in Europa einen wichtigen Schritt machen. Das war quasi die Basis für die staatliche Anerkennung durch den Bund. Zusammen mit anderen Sportarten sind wir nun voll akzeptiert, und das Diplom soll noch mehr Klarheit bringen, wie gut die Ausbildung ist. aber nicht jeder Swiss-pgapro wird ein diplom erhalten?
Nein, es braucht noch eine zweite Diplomarbeit und eine zweitägige Prüfung. Ich habe mir das selber auch noch vorgenommen. Bisher hat der Bund gut 30 eidgenössisch diplomierte Golflehrer anerkannt, und investieren auch viel in die Technik und die Weiterbildung. Entscheidend sind aber natürlich die einzelnen Persönlichkeiten und wie sie zu den Kunden passen. Auch funktioniert Angebot und Nachfrage meiner Meinung nach ganz gut. die z ahl der neugolfer sinkt tendenziell auch in der Schweiz – Sind das für die golflehrer wichtige Kunden?
Ja und nein. Bei vielen traditionellen Clubs kommen kaum Anfänger in den Unterricht, andere sind stark auf diese Kunden ausgerichtet. Aber klar gibt es deutlich mehr Pros als noch vor einigen Jahren, und so wird der Umsatz eher auf mehr Köpfe verteilt, das ist ok. Was uns mehr stört, sind die ob Swiss pga, diplom oder ein anderer titel, die frage bleibt: wie findet man als golfer einen Lehrer, der zu einem passt?
Ziel ist es, möglichst viele Diplomprüfungen durchzuführen. Mit diesem Diplom könnte man theoretisch auch andere weitergehende Schulen besuchen, die einem ohne Ausweis nicht offenstehen würden.
Das ist wirklich individuell, jeder tickt anders und hat wohl auch andere Ziele. Ich würde mich bei Golfkollegen umhören; die Schweiz ist relativ klein, und Ausprobieren hilft sicher. Alle Swiss-PGA-Absolventen erfüllen mit der dreijährigen Ausbildung die gleich hohen internationalen Standards, und unsere Ausbildung ist weit weg von einer Schnellbleiche. Wir wollen diesen hohen Standard halten unseriösen Billigangebote mit Platzreife in zwei Tagen und Ähnlichem. Diese Angebote schaden dem Golf. das ist aber kein neues phänomen, bisher gab es die platzreife in einer woche. Ja, das stimmt, aber es braucht immer Aufklärung. Prinzipiell kann jeder etwas versprechen, aber wenn die Platzreife in der Schweiz nicht anerkannt wird, nützt einem dies wenig. Uns stört auch, wie aggressiv dafür geworben wird, neuerdings sogar in Liechtenstein. Da wollen wir versuchen, entgegenzuhalten. Solche Schnellschüsse nützen gar niemandem, ausser dem Verkäufer. Wir haben schon jetzt Probleme mit sehr langen Runden auf dem Golfplatz; ohne gewisse Standards bei der Platzreife muss man hier Schlimmes erwarten.
