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«Bereue es, so spät B egonnen zu haB en»
Jörg schild
Der frühere Handball-Nationalspieler und aktuelle Präsident von Swiss Olympic, Jörg Schild, musste in den vergangenen drei Jahren weitgehend aufs Golfspielen verzichten. Nach seiner zweiten Rückenoperation freut er sich umso mehr über jede Runde. Der Basler sprach mit GOLFSUISSE über sein golferisches Comeback, die Olympischen Spiele und natürlich die Fasnacht.
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Interv I ew Stefan waldvogel
Jörg Schild, was fasziniert Sie persönlich am Golfen?
Es ist die Herausforderung an einen selber. Als ehemaliger Spitzensportler war ich zu Beginn sehr ehrgeizig, bin dann aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Heute nehme ich das Spiel viel lockerer und geniesse jedes Mal die wunderschöne Natur. Dazu finde ich es höchst interessant, gerade auf fremden Plätzen immer neuen Menschen zu begegnen. Die allermeisten sind interessant und unterhaltsam.
Wie sind Sie zum Golfen gekommen?
Bei mir wurden einfach die Bälle immer kleiner. Nach dem Handball startete ich mit Tennis. Freunde von uns haben uns dann dazu gebracht, in Spanien eine Golf-Schnupperwoche zu besuchen. Da hat es mich relativ schnell gepackt. Dies, obwohl ich als ehemaliger Spitzensportler früher immer über Golf gelächelt hatte. Nun bereue ich es, nicht schon vorher begonnen zu haben. Mit drei künstlichen Gelenken und zwei Rückenoperationen bin ich zudem froh, nun einigermassen beschwerdefrei zu spielen. Vorher musste ich drei Jahre lang verzichten.
Stammen die Verletzungen noch vom Handball?
Der grösste Teil sicher, ich musste zuletzt die Wirbelsäule versteifen, das sind sicher die Spätfolgen. Wir haben früher ja noch auf Betonböden gespielt. Ich will mich allerdings nicht beklagen, andere in meinem Alter haben grössere gesundheitliche Probleme und bei mir kann man wenigstens noch etwas flicken. (lacht)
Haben Sie golferische Ziele?
Ich will vor allem jede Runde geniessen. Klar läuft bei mir der Stableford-Zähler im Kopf immer mit, aber ich rege mich heute weniger auf als früher, wenn ich schlecht spiele. Meine Frau spielt um einiges besser als ich, aber wir geniessen es, auch mal spontan irgendwo unsere Schläger auszupacken und einen neuen
Jugendarbeit, auch in der Schweiz. Das Ziel eines solchen Grossanlasses schafft zusätzliche Motivation und auch wenn es in China nicht klappt, gibt es vier Jahre später die zweite Chance für junge Schweizer Golfer. Die ASG ist mit ihrer Nachwuchsförderung jedenfalls auf dem richtigen Weg. Auch wenn sich die Erfolge kurzfristig nicht einstellen, bleibe ich grund-
Haben Sie in der Schweiz einen Lieblingsplatz?
Ich finde, wir haben fast nur schöne Plätze und ich suche bei jedem Parcours das Positive, auch wenn es eine Herausforderung ist. Wir wohnen halb in Basel und halb in Flims und neben meinem Heimplatz LaLargue spiele ich besonders gern in Domat/Ems und Alvaneu Bad. Wo ich weniger gern spiele, verrate ich nicht, sonst darf ich dort nicht mehr hin. (lacht)
Sicher immer dabei sind Sie an der Basler Fasnacht als Piccolospieler bei der WettstaiClique. Was wäre eigentlich, wenn einmal Olympische Spiele und Fasnacht gleichzeitig stattfänden?
Platz zu erkunden. Als Regierungsrat war man stets verplant und musste schauen, kein zu tiefes Handicap zu haben. Nun geniesse ich zusammen mit meiner Frau die grosse Freiheit. Auch wenn das Amt als Präsident von Swiss Olympic rund 70 bis 80 Prozent meiner Zeit in Anspruch nimmt, bin ich viel freier und geniesse dabei jede Minute.
Nach den Olympischen Spielen von Rio in drei Jahren treten Sie als Präsident von Swiss Olympic zurück. Was bedeutet das Comeback von Golf an den Spielen für Sie?

Ich glaube schon an einen zusätzlichen Ansporn, gerade für die Jugend. Bei jeder Sportart sind die Olympischen Spiele etwas Spezielles, eine Weltmeisterschaft gibt es ja meist jedes Jahr. Für Golf könnte dies vor allem auch punkto Image einen Riesenschritt bedeuten. Viele Leute, wie ich früher, haben immer noch gewisse Vorurteile und sehen es mehr als Spiel denn als Sport. Mit den Olympischen Spielen von Rio erreicht Golf ein breites Publikum. Das erhoffe ich mir natürlich auch in der Schweiz, obwohl heute nach aktuellem Stand noch kein Schweizer Golfer in Rio dabei sein wird. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Auch bei den Jugendspielen in China dürfte die Schweizer Delegation ohne Golferinnen und Golfer antreten. Was erwarten Sie von diesen zweiten Sommerspielen der Jugend?
Auch dies ist für Golf ein riesiger Schritt. Diese «erste Stufe» von Olympia hilft bei der sätzlich optimistisch. Die Olympischen Spiele insgesamt dürften den Sport weiter popularisieren. Früher galt Tennis als elitär, ich erwarte eine ähnliche Entwicklung nun auch beim Golf. Vorab hat die Migros mit ihren Plätzen schon viel dazu beigetragen. Übrigens sind das immer ganz tolle Anlagen.
Jörg schild
Jörg Schild (67) arbeitete zehn Jahre lang als Basler Staatsanwalt. Von 1989 bis zu seiner Wahl zum Regierungsrat im Kanton BaselStadt (1992) war er Chef der Zentraldienste der Bundesanwaltschaft in Bern. Nach 14 Jahren als Justiz- und Polizeidirektor trat der FDP-Politiker im Frühling 2006 frühzeitig zurück.
Seit November 2005 ist Schild Präsident von Swiss Olympic. Die Dachorganisation der Schweizer Sportverbände umfasst 84 Mitgliedsverbände aus olympischen, aber auch nichtolympischen Sportarten.
Swiss Olympic ist zudem gleichzeitig das Nationale Olympische Komitee der Schweiz. Schild war früher Handballer beim RTV Basel und spielte zwischen 1966 und 1973 in der Nationalmannschaft. Heute spielt er im Sommer Golf, Handicap 28, und im Winter fährt er regelmässig Ski.
Schild ist seit jungen Jahren aktiver Fasnächtler und Mitglied der Wettstai-Clique, die er auch während zehn Jahren präsidierte. Der Basler ist verheiratet mit Judith SchildDegen.
Das ist schon mal passiert, bei Vancouver 2010. Klar musste ich da die Spiele besuchen, auch wenn es mir nicht ganz leichtgefallen ist. Als Natispieler habe ich einmal bei einem B-Länderspiel gegen Deutschland abgesagt, weil ich wegen der Fasnacht keine Zeit hatte. Prompt wurde ich darauf für ein halbes Jahr aus der Mannschaft ausgeschlossen.