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Diesen September findet mit der Evian Championship erstmals ein Major-Turnier auf dem europäischen Festland statt. Schon bisher gab es am Genfersee das höchste Preisgeld für die Ladies, nun hat Danone für 7,5 Millionen Euro den Platz total umgebaut und «majortauglich» gemacht.
Stefan Waldvogel
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«Zum Major erkoren worden zu sein, macht uns sehr stolz», sagt Franck Riboud, Chef des Lebensmittelkonzerns Danone und gleichzeitig Präsident von «The Evian Championship». Damit vom 12. bis 15. September dieses Jahres die weltbesten 120 Frauen in Evian abschlagen können, mussten die Organisatoren den Platz während neun Monaten praktisch komplett umbauen und (noch) attraktiver machen. Unter anderem wegen dem harten und vor allem langen Winter kostete die sehr umfassende Renovation gut zwei Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. «Angesichts der
Umstände waren wir froh, die Arbeiten überhaupt einigermassen termingerecht abschliessen zu können», erläutert der Danone-Chef – und dafür sei das Resultat «schlicht magisch».
Die sichtbarsten Veränderungen gab es dabei auf den vier Schlusslöchern. So warten auf dem kurzen Par 3 (Loch 16) und vor dem letzten Green zusätzliche Seen auf die ungenauen Bälle. Zudem wird die letzte Bahn leicht verkürzt und von einem Par 5 in ein schwieriges Par 4 umgewandelt. «Wir möchten für die Zuschauer noch mehr Emotionen und mehr wecH sel B ei den majoR-t u R nieR en
Seit genau 30 Jahren gibt es bei den Frauen vier Major-Turniere. 1983 wurde die Kraft Nabisco Championship in diese spezielle Kategorie aufgenommen, 2001 stiegen die Women’s British Open zu den Major-Turnieren auf und traten an die Stelle der kanadischen du Maurier Classic, die zwischen 1979 und 2000 ausgetragen worden war. Seit 13 Jahren ist auch das Evian Masters ein gemeinsames Turnier der LPGA und der Ladies European Tour. Damals betrug das Preisgeld 1,8 Millionen Dollar. Seit einiger Zeit schüttet das Turnier insgesamt 3,25 Millionen Dollar pro Jahr aus, das ist zusammen mit den U.S. Women’s Open die weltweit höchste Summe bei den Ladies. Mit der ersten Ausgabe Mitte September wird nun auch das Evian Masters zu einem Major-Turnier. Neben dem Platz hat sich auch der Name geändert, zu «The Evian Championship» oder kurz «The Evian».
Drama generieren», so Riboud an der internationalen Pressekonferenz zum Umbau des Platzes.
NATUR STATT
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K ü NST l IcHER
Statt grosser Tribünen rund um das 18. Grün werden die Zuschauer im kommenden Herbst auf den neu erstellten natürlichen Terrassen stehen oder sitzen. «Alles Unnatürliche soll weg, damit das Erlebnis zwischen Bergen und Seen noch eindrücklicher wird», illustriert Riboud die Idee. Als fünftes Major (neben Kraft Nabisco Championship, LPGA Championship, U.S. und British Open) erwarten die Organisatoren in Evian rund 20 Prozent mehr Zuschauer als im Vorjahr.




Vor allem am strategischen Platz oberhalb des Clubhauses könnte es dadurch relativ eng werden: Hier sieht man gleich fünf Grüns (5, 6, 15, 16 und 18).
Deutlich spektakulärer wird nicht nur die Bahn 18, schon das komplett umgebaute Loch 5 wird zum neuen «Signature Hole». Bisher ging es als Par 4 mit einem blinden
Schlag nach oben los. Nun wurde der Abschlag auf die Ebene verlegt und wird ab sofort als Par 3 mit viel Wasser rund ums Grün gespielt. «Die Idee kam uns beim Haribo Kids Cup», erläutert Riboud. Hierfür braucht es irgendwo eine ebene Abschlagfläche und mit der phantastischen Aussicht auf den Genfersee und dem zusätzlichen Wasser ist dies der neue «Liebling» des Chefs. Bei der Pressekonferenz durfte Riboud den ersten Ball aufs neue Green schlagen, allerdings schaffte er es auch im zweiten Versuch nicht …
Von den besten Ladies der Welt erwartet der Präsident auf dem neuen Platz «etwa die gleichen Scores» wie zuvor, auch die Länge blieb mit 6428 Yards (Par 71) praktisch gleich. Insgesamt dürften aber die Unterschiede zwischen den Allerbesten und den übrigen Spielerinnen eher grösser werden. Neben den zusätzlichen Wasserhindernissen wurden auch zehn neue Bunker installiert, die bestehenden
Bunker sind nun eher kleiner, aber dafür tiefer geworden. Übrigens wurde der Sand für die Bunker per Helikopter eingeflogen und verteilt. Das kostet zwar etwas mehr, dafür wurde aber der arg strapazierte Platz geschont. Alle Grüns sind ebenfalls neu erstellt worden, sie sind grösser, aber auch stärker onduliert. So ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten der Fahnenplatzierung, wie sie bei den Majors vor allem am Finaltag zum Einsatz kommen. Mit zusätzlichen Abschlägen hinter den bestehenden Teeboxen könnte der neue Platz auch für Männer-Profiturniere genutzt werden: «Wir haben ihn nicht speziell für die Frauen umgebaut, sondern für alle», erläutert Riboud. Gleichzeitig betont er, dass die permanenten Kinderabschläge «selbstverständlich weiterbestehen» und der Platz für alle deutlich spektakulärer geworden sei. Unter den 120 besten Spielerinnen der Welt werden bei der ersten Evian Championship mindestens zwei Amateurinnen aufteen können. Die diesjährigen Siegerinnen der U.S. Women’s Amateur und der British Ladies Amateur Golf Championship qualifizieren sich für den Grossevent. Wer die insgesamt sechs Wildcards erhält, ist ebenfalls noch offen. Im vergangenen Jahr erhielt Anaïs Maggetti im ersten Jahr auf der LET eine Einladung und schaffte auch den Cut. Bis Ende August müsste die Tessinerin noch stark auftrumpfen, um sich eine (kleine) Chance auf einen der begehrten Startplätze am Genfersee zu erspielen.
Die Verantwortlichen bei der Platzpräsentation: Von links nach rechts: Jacques Bungert, Franck Riboud und Yannick Le Hec.

paRK als KlaRe faVoRitin
Mit ihrem Sieg im vergangenen Juli am Evian Masters beendete die Südkoreanerin Inbee Park eine vierjährige Durststrecke ohne Titelgewinn. Kurz danach folgte ein zweiter Rang bei den British Open. Die laufende Saison dominiert die eher kleingewachsene 25-Jährige fast nach Belieben: Sie gewann alle drei bisherigen Majors, zuletzt die U.S. Women’s Open. Logisch ist sie damit die klare Favoritin für die diesjährigen British Open in St. Andrews (nach Redaktionsschluss) und das fünfte Major in Evian. Die Führende im Rolex-Ranking ist die zweite Spielerin überhaupt, die die ersten drei Majors einer LPGA-Saison gewinnen konnte. «Ich fühle mich geehrt, meinen Namen neben dem von Golflegenden wie Babe Zaharias zu sehen. Ich weiss nicht, was ich heute getan habe, es ist einfach grossartig. Es macht ein wenig Angst, zu sehen, zu was ich fähig bin», sagte sie kurz nach ihrem klaren Sieg bei den U.S. Open.

