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Golf an der Grenze

Jeweils einen Club in der Schweiz, kombiniert mit einem Kurztrip über die Grenze: Das präsentiert unsere neue Serie. Zum Start die beiden Traditionsclubs in der Südschweiz, Lugano und Menaggio.

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Stefan Waldvogel

Er habe in seinem Leben erst zweimal einen Handicap-Ausweis vorweisen müssen, erzählt mir ein österreichischer Golfreise-Journalist. Einmal in St Andrews und das zweite Mal in Lugano. «Da kannte der Clubmanager kein Pardon; ich musste ihn im Hotel holen, um spielen zu können», erinnert sich der SingleHandicapper. Obwohl im Ferienkanton Tessin gelegen, nimmt man es in Lugano sehr genau. Mit einem Ausweis ist man aber höchst willkommen und wird als Gast auch kulinarisch verwöhnt. Schon vor der Runde stärken wir uns bei feiner Pasta und noch besserem Kaffee. Dies zu sehr vernünftigen Preisen (weniger als 60 Franken) und mit äusserst netter Bedienung. Allerdings waren bei unserem Besuch im Frühling die allermeisten Tische (und entsprechend auch der Golfplatz) fast leer. So reicht es für eine zügige Runde auf dem Weg nach Italien. Der 18-Loch-Platz ist flach und mit 5575 Metern ab weiss (?) nicht allzu lang. Allerdings fliesst die Magliasina durch die Anlage und ist an sieben Stellen zu überspielen. Dazu kommen vergleichsweise enge Fairways. Beim Par-70-Platz zählt vor allem die Präzision, doch die wirklich schöne Vegetation entdeckt man spätestens, wenn der Ball unter einem der vielen Bäume liegt. Das angenehme Spiel hat allerdings seinen Preis: 90 Franken für 9-Loch und 130 Franken für 18-Loch kostet die reguläre Greenfee am Wochenende. Besser also etwas mehr Zeit einplanen und den ganzen Parcours absolvieren, zumal die zweiten 9 mit zusätzlichen Seen eher interessanter sind. Klar kommt gegen Schluss auch der Fluss wieder ins Spiel, und nach dem kurzen Spaziergang entlang der Driving Range braucht es nochmals volle Konzentration für das zweitschwierigste Loch. Rechts begrenzt die Outgrenze (?) das Terrain wegen der Eisenbahn, und vor dem Green lässt die Magliasina mehr Bälle verschwinden, als es den meisten lieb ist.

M ENaGGiO: GEM ü TL iCHE r i M CarT

Schliesslich haben wir noch ein zweites Ziel beim Kurztrip über die Grenze: den Golfclub Menaggio & Cadenabbia oberhalb des Comersees. Der Traditionsclub ist – anders als Lugano – ziemlich hügelig, und wer sich nicht selber als Spitzenläufer einstuft, ist im Cart bequemer unterwegs. So hat man auch mehr

Zeit für die teilweise traumhafte Aussicht. Vor- ab bei den ersten Bahnen sieht man immer wieder auf den See, sonst dominieren die Berge und die vielen Bäume. Dazu kommen alte Scheunen, und auch sonst merkt man stets auf angenehme Weise, dass der Platz schon seit mehr als 100 Jahren besteht. Das Clubhaus ist ein Klassiker, hier essen die Einheimischen, geniessen die Aussicht und das Feuer im Kamin, auch wenn es nicht wirklich kalt ist. Gemütlicher geht es eigentlich gar nicht. Das gilt nicht unbedingt für den Platz: Hier sind die Fairways meist eng, und gerade die langen Par 3 (180 Meter bergauf) sind alles andere als gemütlich. Dafür ist der Schluss für heutige Turnierplätze viel zu kurz und vergleichsweise einfach. Auf die 240 Meter kurze Bahn 17 folgt das leichteste Loch, welches nochmals zehn Meter kürzer ist und trotzdem als Par 4 gilt. Eine der Schwierigkeiten besteht darin, überhaupt ein Tee in den Kunstrasen zu bekommen. Der Abschlag der Herren liegt in einem Schattenloch, und so muss man sich mit dem bereitgestellten Hammer behelfen.

PrOM i NENTE GäSTE

Das hält beispielsweise George Clooney nicht davon ab, hier ab und zu seine Schläger zu schwingen. Als am Comersee Teile von «Ocean’s Twelve» gedreht wurden, waren Julia lungsreichen Platz sehr, doch hätten sie auch gern den Starrespektive seine Begleiterinnen beobachtet…

ErHOLu NG iM riESiGEN ParK Keine Stars, aber ebenfalls viel Natur gibt es im nahen Hotel Parco San Marco am Luganer-See zu sehen. Nur wenige Kilometer hinter der Grenze erstrecken sich auf italienischem Gebiet eine gut 30 000 Quadratmeter grosse Parkanlage, ein Privatstrand und nochmals 200 000 Quadratmeter Bergwald samt «Adventure Climbing Parcours» oberhalb der Häuser. Dank der Hanglage bieten die Zimmer Seeblick, und mindestens so eindrücklich wie die Aussicht ist die zuvorkommende und persönliche Bedienung. Roberto Fornari hat als Operations Manager kaum

Roberts, Brad Pitt, Matt Damon und Catherine Zeta-Jones im Ort – zu viel für die vielen Fans und Promi-Watchers. «Big George» flüchtete mit Brad und Matt auf seinen Golfplatz. Er ist Mitglied desehrwürdigen Menaggio & Cadenabbia Golf Clubs («Agnolotti al plin» sind dieHausspezialität). Diskretion ist Ehrensache. Und ehrlich gesagt haben wir den Star auf dem Platz auch noch nie gesehen, dafür kürzlich zwei junge Schweizer unterwegs angetroffen. Sie genossen zwar den abwechs-

Zeit, um selber zu Golfen, dafür nimmt er sich jedes Gastes persönlich an und gibt einem sofort das Gefühl, zur grossen «Familie» zu gehören. Das Parco San Marco hat sich mit seinem Angebot vor allem als Familienhotel einen sehr guten Namen gemacht. Dank separaten Pools und einem zusätzlichen Raum im umgebauten Hauptrestaurant kommen Erwachsene und Kinder problemlos aneinander vorbei.

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