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Bei
der Swiss Challenge auf Golf Sempachersee sorgte Martin Rominger mit seinem 13. Platz für das beste Schweizer Ergebnis seit drei Jahren. Unter anderem dank einem neuen Platzrekord siegte mit Victor Riu der dritte Franzose in Serie.
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Der 14. Juli ist bekanntlich der französische Nationalfeiertag und für den 28-jährigen Franzosen Victor Riu gab es an diesem heissen Sommersonntag einen zusätzlichen, persönlichen Grund zum Feiern. Soeben hatte er in Sempach sein allererstes Challenge-Tour-Turnier gewonnen, dies nach fünf Jahren ohne Sieg, doch der Pariser blieb äusserlich höchst gelassen. Ein kurzes Nicken zum Publikum war seine einzige Reaktion. Kein Schrei der Erlösung, kein Sprung oder sonst ein äusseres Zeichen der Freude. Eine Woche zuvor war er in Bad Griesbach noch im letzten Flight gestartet und Dritter geworden. In Sempach verwaltete er seinen Vorsprung aus den drei ersten Runden schliesslich souverän. Als Riu am Schlussloch zum sicheren Par einlochte, hatte er noch drei Schläge Vorsprung auf die beiden engsten Verfolger. Dabei hatte der Franzose vorher gute Nerven gebraucht: Mit vier Schlägen Reserve war er in die Schlussrunde gestartet. Dies vorab dank seinem neuen Platzrekord von 62 Schlägen am Samstag. Klar war dabei auch etwas Glück im Spiel – etwa, als er den Ball aus dem Rough ins 140 Meter entfernte Loch zum Eagle einschoss.
VoRSPRUNG zUNäcHST VERSPIElT
In die Finalrunde sei er dann doch nervös gestartet, erzählte er danach. Er musste zusehen, wie der Engländer Adam Gee vor ihm stetig aufdrehte und bei 16 unter Par aufschloss. Das anspruchsvolle Loch Nummer 15 brachte dann jedoch die Vorentscheidung, da Gee seinen Ball aus dem hohen Gras nicht nah genug an die Fahne spielen konnte und einen Schlag verlor. Riu anderseits spielte kurz darauf eine brillante
Annäherung und mit einem einfachen Putt zum Birdie lag er wieder zwei Schläge vor den engsten Verfolgern. Zudem produzierte der Engländer noch ein Bogey auf der allerletzten Bahn und so konnte Riu fast nicht mehr verlieren.
«Zu Beginn war ich schon etwas nervös, aber ich bin umso glücklicher, dass es endlich gereicht hat», sagte der Sieger, der mit 25 600 Euro und wertvollen Punkten für die Jahreswertung belohnt wurde. Riu liegt nun auf Rang drei der Order of Merit. Die ersten 15 am Ende der Saison können 2014 auf der European Tour mitspielen. Die anderen müssen im Herbst erneut auf die Q-School hoffen.
GElD GlEIcH IM ERSTEN PRoFITURNIER
Die Q-School ist auch das Ziel für den jungen Amerikaner Brinson Paolini: Er wollte nach dem Abschluss der Uni ursprünglich bis zur
Resultate
Swiss Challenge 2013; Hildisrieden; Europäische Challenge Tour; 160 000 Euro, Par 71
Schlussklassement
1. Riu (Fr): 265 (69/64/62/70)
2. Paolini (USA): 268 (70/69/64/65) und Gee (Eng): 268 (66/69/66/67)
4. Kim (SKor): 269 (67/66/70/66), Oriol (Sp): 269 (70/69/66/64) und McLeary (Scho): 269 (70/64/65/70)
Ferner
13. Rominger (Sz): 273 (66/73/69/65)
69. Clément (Sz): 292 (71/68/81/72)
Q-School warten, entschied sich aber, schon im Sommer zu den Profis zu wechseln. Bei seinem allerersten Auftritt als Profi kam der 22-Jährige aus Virginia Beach mit Runden von 70, 69, 66 und 67 auf den hervorragenden geteilten zweiten Rang. In Sempach spielte er zum allerersten Mal Golf in Europa und fühlte sich ganz offensichtlich sehr wohl. Statt zurück in die USA zu reisen, fuhr er nach Sempach gleich noch an den Challenge-Tour-Event in der Toskana. Erst danach versucht er sich dann auch noch auf der amerikanischen Web.com Tour.


Klar sei vor allem sein Landsmann Brooks Koepka dafür mitentscheidend gewesen, dass er sein Glück auf der europäischen Challenge Tour versucht. Koepka ist diese Saison mit drei Siegen direkt in die höchste Liga aufgestiegen und schon beim ersten Turnier auf der European Tour klassierte er sich in den Top Ten.
Paolini hofft auf einen möglichst ähnlichen Weg: Das erste Preisgeld von 14 400 Euro im ersten Profiturnier ist jedenfalls kein schlechter Start für den jungen Amerikaner.
GUTER 13. R ANG Fü R RoMINGER
Versöhnlich war auch der Abschluss für den besten Schweizer im insgesamt 156-köpfigen Feld: Mit seiner 65er-Runde machte der in Hünenberg wohnende Bündner noch 18 Ränge gut und landete knapp ausserhalb der Top Ten. Ohne den «Ausrutscher» vom Freitag mit zwei über Par hätte es bei seinem Heimspiel gar zu einem Spitzenplatz für ihn reichen können. Trotzdem war Rominger insgesamt zufrieden: «Meine Form stimmt und ich habe aus der verpatzten Runde meine Lehren gezogen», fasste er zusammen. Rominger war von seiner Schwester Caroline als Caddie unterstützt worden und auch die Zuschauer hatten ihn
Viele HelfeR und ein HilfloseR
Angesichts der vielen Helfer und der perfekten Organisation fühle er sich schon wie an einem grossen European-Tour-Turnier, sagte der Sieger
Victor Riu bei der Preisverteilung. Zum professionellen Umfeld gehörte auch ein Speaker, der in Sempach in diesem Jahr erstmals im Einsatz war: Moderator
Michael Sokoll (Bild) informierte die Zuschauer über die einzelnen Spieler, die in Richtung 18. Grün marschierten. Er half aber auch mit, die Zuschauer im VIPZelt und auf der Terrasse zum Schweigen anzuhalten. Als Teil seiner äusserst seriösen Vorbe- reitung half Sokoll am ersten Tag André Bossert als Caddie.
Auch bei einigen der Sempacher Junioren ist die anspruchsvolle Arbeit als Schlägerputzer und Trolleyschieber offenbar begehrt: Exprofi Tino Weiss war am Pro-Am vom Mittwoch an auf der Anlage und auch er wurde um Arbeit angefragt. Rund 30 Euro am Tag erhielt beispielsweise Nathan Weber (Bild) vom Österreicher Jürgen Maurer. Der Sohn von Turnierdirektor Daniel Weber war schon im Vorjahr als Caddie im motiviert, wie er betonte. Mit seiner dreieinhalbjährigen Tochter auf dem Arm freute sich Rominger nach dem Turnier über das persönliche kleine Saisonhighlight in Sempach. Nun wartet das Omega European Masters Anfang September, das für Rominger besonders wichtig ist, weil es auch zu «seiner» Asientour zählt.
clé MENT lETzTER
Wenig Hoffnung auf einen Startplatz in Crans darf sich dagegen der Westschweizer Julien Clément machen. Sein vierter Rang im Wallis vor fünf Jahren war zwar ein Riesenerfolg, in den vergangenen Jahren blieb er aber ohne zählbare Resultate. Als Letzter ganz kurzfristig ins Feld gerückt, zeigte er zeitweise sein grosses Talent, etwa in der zweiten Runde, als er sich mit drei unter Par souverän für den Cut qualifizierte. Tags darauf schoss er sich mit 13 Schlägen
Einsatz, dabei habe er aber etwa 250 Franken erhalten, erzählte der 10-jährige Golfer. Mindestens die «obligaten» Bälle gab’s auch für die anderen Kinder, die nach dem 18. Grün ihre Hand hinhielten. Bei seinem ersten Besuch an einem Golfturnier war Linton Kempf mehr direkt ans Tabellenende und trotz einem halbwegs versöhnlichen Schluss kam er nicht mehr vom 69. und damit letzten Rang der Klassierten los.

K NAPP AM cUT GEScHEITERT
Die übrigen zwölf angetretenen Schweizer sind im starken Feld alle am Cut gescheitert. Besonders ärgerlich war das Ausscheiden etwa für Damian Ulrich, Fredrik Svanberg und Claudio Blaesi: Alle drei hatten sich am ersten Tag eine solide Ausgangsbasis geschaffen, konnten sie jedoch nicht nutzen.
Damian Ulrich, im Vorjahr noch der beste Schweizer, patzte mit Doppel- und Triplebogey und schied am Ende relativ deutlich aus dem Rennen. Mit seinen zwei Par-Runden nur um einen Schlag am Cut gescheitert ist Fredrik Svanberg und besonders bitter war die zweite Runde für Claudio Blaesi: Der Bündner in Golflehrerausbildung war «fast ohne Training» in aussichtsreicher Position gestartet und spielte äusserst solide. «Ich traf 16 von 18 Grüns und war bis auf ein Loch hochzufrieden mit mir», so Blaesi. Bei dem «einen Loch» (13) schoss er gleich zwei Bälle links ins Gebüsch und trotz den vielen Helfern und Zuschauern fand sich keiner von beiden wieder an. Das Par mit dem dritten Ball ergab eine Acht und damit war auch Blaesi am Wochenende spielfrei. «Es tut schon weh, so das Turnier zu verlassen. Nun will ich einfach nur nach Hause», sagte er tief frustriert.