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Heimspiel für das euro-Team

ryder Cup in CelTiC manor, Wales

Die Spannung ist gestiegen, die ganze Saison hindurch – und am Wochenende vor dem Omega European Masters hat die Qualifikationsperiode, die ein Jahr vorher in Crans begonnen hat, ihr Ende gefunden. Die Mannschaft der europäischen PGA steht, und es ist eine starke Truppe. Generell schätzt man das Team der USA dieses mal schwächer ein. Aber am Schluss: was heisst das schon?

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Der Ryder Cup, das ist Europa gegen die USA. Die 12 besten Golfspieler Europas gegen die 12 besten Golfspieler der USA. Natürlich: das ist ein absoluter Grosskampf; zum Team zu gehören, das ist die ultimative Ehre, und obschon Golf eine Einzelsportart ist, bedeutet gerade diese Zugehörigkeit zu dieser exklusiven Mannschaft den meisten heutigen Pros das höchste Ziel. Zudem: der Ryder Cup ist eine Fiesta des Matchplay. Rundenscores gibt es keine, aber 1ups, 2ups und Noch-mehr-ups.

Kein Wunder: die drei Tage Ryder Cup werden auch dieses Mal wieder zum Höhepunkt des Jahres. Kann sein, dass wir alle enttäuscht sein werden; ein Grund dafür könnte die allzu extreme Überlegenheit einer Mannschaft sein. Denn so ist das die längste Zeit gewesen; ursprünglich war es nämlich die US-Mannschaft gegen die Mannschaft von Grossbritannien. Nachdem aber die Briten immer weniger in der Lage waren, den Amerikanern einigermassen Paroli zu bieten, war es 1979 Jack Nicklaus höchstpersönlich, der vorschlug, eine Mannschaft von ganz Europa gegen das US-Team aufzustel- len. Seither ist der Ryder Cup wieder spannend, ultraspannend meistens, und die Europäer haben in den letzten 30 Jahren gleich viele Sieg errungen wie die USA. Je sieben nämlich, und 1989 kam es zu einem Unentschieden.

Die Formel ist spannend, einfach, und genial. Aber sie ist auch kompliziert zu erklären – hier der Versuch einer Kurzfassung. An den beiden ersten Tagen wird in Zweierteams gespielt, je am Vormittag und am Nachmittag ein Game, also vier Games. Je zweimal wird Foursome gespielt, je zweimal Best Ball. Dabei kommen aber nicht alle Spieler zum Einsatz, sondern nur immer 8 der 12 Members einer Mannschaft. Wieso das so ist? Nun, das ist eben das Spezielle am Ryder Cup, es macht diese drei Tage einzigartig, und es macht auch die Rolle des Captains wichtiger; denn er ist es, der die jeweils vier Zweierteams nominiert, unterstützt von seinen Beratern (die Vice Captains genannt werden).

TAKTiSCHE SACHE

Am dritten Tag, dem Sonntag, spielen alle zwölf Spieler in einem Einzel-Matchplay gegeneinan- der. Aber wer spielt gegen wen? Das regelt der Zufall, oder auch das taktische Gespür der beiden Captains. Denn sie müssen gleichzeitig und unabhängig voneinander eine Liste der vier Teams, beziehungsweise am Schlusstag der 12 Einzelspieler, aufstellen und der Turnierleitung abgeben. Legt man diese beiden Listen nebeneinander, ergeben sich die Paarungen – 1 gegen 1, 2 gegen 2 und so weiter. Freund Zufall ist also ebenfalls im Spiel!

Speziell bei den vier Team Games muss der Captain auch mit ins Kalkül einbeziehen, wer mit wem gut harmoniert, wer zwei Runden pro Tag besser durchsteht, und wen der gegnerische Captain allenfalls aufstellen oder pausieren lassen könnte. Beim Einzel dann stellt sich ihm die Frage, ob er die vermeintlichen Siegesanwärter vorschicken soll, oder ob er schwächere Spieler zuerst aufstellen und die starken Zugpferde in der unteren Tableauhälfte spielen lassen will. Wieder muss er sich fragen, was der andere Captain macht, und das öffnet das Feld der Spekulationen und der taktischen Entscheide.

Wer einen Match gewinnt, bekommt für seine Mannschaft einen Punkt, und bei Unentscheiden gibt es je einen halben Punkt – also keine Playoffs. Am Schluss geht es um genau 28 Punkte; wer zuerst 14,5 Punkte hat, ist der Sieger. Oder doch nicht? Auch hier ist eine alte, aus dem Sport überlieferte Tradition erhalten geblieben. Denn dem Titelverteidiger reicht ein Unentschieden, während der Herausforderer einen Sieg braucht. Das bedeutet für den Ryder Cup 2010, dass den Cupverteidigern aus den USA 14 Punkte genügen, um den Cup zu behalten; unser

Euro-Team dagegen braucht 14,5 Punkte. Was aber passiert, wenn eine Mannschaft schon früh am Sonntag diese Mindestpunktzahl hat? Es werden trotzdem alle Matches fertig gespielt, aber die Spannung ist natürlich dahin, für die Zuschauer auf dem Platz und für das TV-Publikum.

A propos Zuschauer: die Organisatoren sprechen von weit über 200000 Leuten, an allen drei Tagen zusammen, die diesen Showdown auf dem Twenty Ten Course an Ort und Stelle miterleben wollen. Entsprechend ist um das Städtchen Newport an der Südküste von Wales der komplette Zusammenbruch aller öffentlichen Systeme zu erwarten…

Der Twenty Ten Course ist extra für diesen

euro-team: Colin, der sChlaumeier

Neun Spieler qualifizierten sich über ihre Positionen im offiziellen World Ranking und in der europäischen Money List; drei weitere Spieler sind sogenannte «Captains Picks», bestimmt allein von Captain Colin Montgomerie. Und Monty wählte geschickt: Luke Donald, Padraig Harrington und Edoardo Molinari. Der italiener hat zusammen mit seinem Bruder Francesco, der sich über die Order of Merit der European Tour qualifiziert hatte, eine enorm gute Saison hinter sich, mit dem Sieg am Omega World Cup von Mission Hills im letzten Dezember. Wenn die beiden Molinaris als Team auflaufen, dann kann man sich kaum ein amerikanisches Duo vorstellen, das ihnen gewachsen ist; schon nur ihr psychologischer Vorteil dürfte enorm sein!

Ryder Cup gebaut worden. Er besteht aus neun Holes des alten Wentwood Hills Course, die aber vollständig neu gestaltet worden sind, und neun gänzlich neuen Spielbahnen. insbesondere ist darauf geachtet worden, einen für Matchplay geeigneten Platz zu bauen, der dazu genügend Raum für die Zuschauer und die benötigten infrastrukturen bietet und gut überschaubar ist. Das Celtic Manor Resort hat entsprechend aufgerüstet, nach dem es sich für viel Geld den Zuschlag von der PGA erkauft hat – heute stehen unter anderem drei Hotels um die insgesamt drei Championship-Plätze… Das zeigt: am ersten Oktober-Wochenende wird mit der ganz grossen Kelle angerichtet!

Und so sieht die Euro-Mannschaft aus: Luke Donald, Ross Fisher, ian Poulter, Martin Kaymer, Miguel Angel Jimenez, Graeme McDowell, Peter Hanson, Lee Westwood, Francesco Molinari, Edoardo Molinari, Padraig Harrington, Rory Mcilroy.

Us Team

Einige Tage nach Colin Montgomerie nominierte auch Captain Corey Pavin seine Picks, in seinem Fall vier: Tiger Woods, Stewart Cink, Zach Johnson und Rickie Fowler. Bereits vorher waren die acht über das Ranking qualifizierten Spieler festgestanden: Phil Mickelson, Jim Furyk, Steve Stricker, Hunter Mahan, Dustin Johnson, Matt Kuchar, Jeff Overton und Bubba Watson.

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