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sound und Touch

gegossene oder geschmiedeTe eisen?

Im Proshop stehen verschiedene Eisen – am teuersten sind diejenigen, auf welchen «forged» eingeprägt ist. Aber was bedeutet das?

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Hat der Schmied mit dem Hammer auf den Amboss eingehauen? Und weshalb sollen geschmiedete Eisen besser sein?

Wenn man sich ein Metallstück wie den Clubhead eines Eisens vorstellt, dann sieht man auch, wie das flüssige Metall in eine Keramikform gegossen wird. Nach dem Erkalten und Aushärten kann das Keramik weggeschlagen werden, und fertig ist das Werkstück. Im Falle eines Golfschlägers wird dazu in der Regel rostfreier Stahl verwendet, der nach dem Aushärten poliert und eventuell verchromt wird. Dagegen werden geschmiedete Clubheads aus einem vorfabrizierten Metallprofil hergestellt. Diese Profile werden vorher warm gezogen, gewalzt und anschliessend in die richtige Grösse unterteilt. Das gibt am Schluss Rohlinge, die glühend heiss gehämmert und in Form gebracht werden. Natürlich geschieht das mit Maschinen und mit gewaltigem Druck. Die so erreichten Werkstücke haben am Schluss die Form eines Golfclubs, ohne dass sie gegossen wurden. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass sich die Moleküle im Werkstück anders orientieren, und das wiederum sorgt für unterschiedliche Eigenschaften.

MolEKUlARES

Wird flüssiges Metall in Formen gegossen, dann härtet es beim Abkühlen langsam aus. Mizuno, einer der leader in der Entwicklung der Forged-Technology, vergleicht das Stück mit einem Stück Eis, welches aus Wasser entsteht, das sich weiter als bis Null Grad Celsius abkühlt. Hier orientieren sich die Wassermoleküle in einer bestimmten Struktur, welche eben den Charakter von Eis ausmachen.

Das gleiche geschieht im Metall; unweigerlich gibt es beim Auskühlen im entstehenden Festkörper – Eisblock oder Clubhead – kleine Unregelmässigkeiten, zum Beispiel in Form von lufteinschlüssen. Es spielt keine Rolle, wie sorgfältig man vorgeht beim Einfrieren von Wasser; es hat immer kleine lufteinschlüsse. So ist es auch beim Abkühlen eines gegossenen Clubheads.

Doch weitere Probleme lauern: weil die verschiedenen Zonen eines Clubheads nicht gleich dick sind, dicke Sohle und dünnes Clubface zum Beispiel, kühlen sie sich auch nicht gleich schnell ab. Beim Abkühlen gibt es nämlich eine minimale Reduktion des Volumens (Schwund genannt), und wenn sich nicht alle Zonen gleich schnell abkühlen, kann das zum Verziehen des Stücks führen. Mizuno meint, das könne zu nicht perfekt flachen Schlagflächen bei gegossenen Clubheads führen. Die meisten Eisen von Mizuno sind geschmiedet. Weil die Stahlprofile vor dem Zuschneiden und Schmieden ausgiebig gewalzt und gezogen werden, ergibt sich durch die so gewonnene Ausrichtung der Moleküle eine Art «Grain» –dieses Verfahren hat Mizuno unter der Bezeichnung «Grain Flow» patentieren lassen. Das Grain soll im Werkstück zu einer Verstärkung in Zugrichtung führen, ähnlich der Armierung im Beton. So wird der Rohling vorbehandelt, indem ein Ende stark gezogen wird – daraus wird dann das Röhrchen, in welches der Schaft eingesetzt wird. Das bedeutet, dass der gesamte Clubhead aus einem einzigen Stück geschmiedet ist; demgegenüber gibt es zahlreiche Clubheads, die zwar ebenfalls geschmiedet sind, die aber aus zwei zusammengeschweissten Stücken bestehen – dem Clubface und dem Röhrchen.

Mizuno hat sich als Pionier der geschmiedeten Eisen profiliert, und Titleist gehört ebenfalls zu den wenigen Herstellern, welche diesem Konzept immer treu gewesen sind.

AMATEUR UND PRo

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass ein Schmiedeverfahren ein homogeneres Stück Metall zur Folge hat als das Giessen. Durch das gesamte Stück hindurch ist die Regelmässigkeit des Metalls hoch, Einschlüsse hat es nicht. Doch der Preis dafür ist – der Preis. Giessen ist die billigste Variante, einen Clubhead herzustellen; Schmieden ist etwa doppelt so teuer.

Kaum ein Pro wird von seinem Ausrüster akzeptieren, mit gegossenen Eisen spielen zu müssen. Die Ausnahme ist nur Ping: die von Karsten Solheim patentierte legierung von Eisen und das Gussverfahren haben eine höhere Homogenität und damit einen besseren Touch zur Folge, obschon seit dem K1 alle Ping-Eisen gegossen werden. Erst jetzt hat Ping mit dem Anser das erste geschmiedete Eisen der Marke gelauncht. Aber können auch Amateure einen Unterschied feststellen? Nun, möglicherweise nicht in allen Fällen. Aber die erfahreneren Spieler werden den Unterschied sicher schon hören; sogar, wenn ein anderer Spieler den Club schwingt. Ein geschmiedetes Eisen hat einen kompakteren, weicheren und gleichzeitig solideren «Touch», fühlt sich also viel angenehmer an und lässt den Spieler auch besser spüren, wie genau er den Ball getroffen hat. Und daraus können auch Amateure Nutzen ziehen. Aber, wie gesagt, zu einem höheren Preis!

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