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Tom Watson –ein Schwung fast für die Ewigkeit

die Weltklassespieler ab; unter anderem einer mit Namen Tiger Woods, der gar am Cut scheiterte. Tom Watson allerdings, der hier in Turnberry 1977 den zweiten seiner fünf British Open-Titel gewonnen hatte, fuhr unbeirrt fort, seinen Ball in die Fairwaymitte zu hauen. Und er fuhr genauso unbeirrt fort, die Klassementsspitze zu verteidigen, trotz seiner 59 Jahre (plus 10 Monate). Und so torkelten fast alle Konkurrenten früher oder später. Der Engländer Lee Westwood blieb Tom auf den Fersen und war zeitweise sogar Co-Leader, bis er vier Holes vor Schluss den Faden komplett verlor. Er spielte diese letzten vier Bahnen in +3, nur um festzustellen, dass er um einen einzigen Schlag zu kurz kam (zu kurz fürs Playoff). Noch vier Spieler lagen am Schluss unter Par. Nicht zu kurz, aber einen halben Meter zu lang geriet Toms letzter Schlag. Am Sonntag Abend auf dem 18. Fairway stehend, wissend, dass er nur noch das Par zu spielen hatte, um sein sechstes British Open zu gewinnen und den ganzen Planeten Golf in den grössten Freudentaumel aller Zeiten zu stürzen, spielte Tom ein vermeintlich perfektes Eisen 8. Genau über den Bunker links vor dem Green auf die Fahne, genau am Anfang des Greens gelandet – aber dort lauerte dieser unglückselige Buckel zwischen Bunker und Green, der dem landenden Ball einen zusätzlichen leichten Vorwärts-Kick gab und ihn übers ganze Green und hinunter bis zum Rough rollen liess.

Tage lang hielt der Schwung, so dass zum Schluss genau ein halber Meter fehlte, um dem Märchen auch sein wohlverdientes und von allen herbeigesehntes Happy End zu geben. Ein halber Meter zu viel nämlich. Aber von Anfang an! Mit stupender, stoischer Regelmässigkeit haute Tom Watson seine Abschläge in die Fairways von Turnberry. Auch wenn der Wind noch so lästig von der Seite blies, so lag Toms Ball doch meistens dort, wo man ihn sich wünscht. Dabei zeigte er mit seinem Driver eine genauso erstaunliche Präzision wie mit seinem Hybrid Club, den er an Stelle eines langen Eisens auf manchem Abschlag einsetzte. Ein Hybrid der Marke Adams, welche dieses Schlägerkonzept in den Neunzigern als erster Hersteller im grossen Stil vermarktete; man erinnert sich an die «Tight Lies». Toms Hybrid hatte einen Schaft mit einer hohen Frequency, also einem steifen Tip, und wenig Loft, um die Bälle schön flach zu halten. Die erste der vier Runden wurde bei ganz leichtem Wind gespielt. Ergebnis: über 50 Spieler unter Par, Tom mit -5 an der Spitze, aber alles andere als allein auf weiter Flur. Dann, ab dem Morgen des zweiten Tages, hörte die kräftige Seebrise nicht mehr auf. Gleich reihenweise stürzten

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Mit dem allerletzten Ball war Tom, ein ausgewiesener Links-Spezialist, in die Falle getappst! Rechts aufs Green hätte der Ball gehört, zwei Putts – wenn die Fahne links hinten steht, ist das Birdie schwierig.

Den Millionen von Fans rund um den Globus stockte vor dem Fernseher der Atem. Plötzlich war alles anders, plötzlich geriet das Märchen zum Drama. Wir litten Höllenqualen, kämpften gegen die Tränen, bekamen Bauchschmerzen, verweigerten das Abendessen. Unerbittlich nahm das Schicksal seinen Lauf, betrog uns alle um die Erlösung nach tagelangem Hoffen und Bangen. Tom schrieb Bogey und lag damit bei -2; da war dieser Stewart Cink mit -2, Playoff, Tom verlor. Dem andern machte niemand einen Vorwurf, er hatte vorbildlich gekämpft und wurde «Champion Golfer of the Year». Doch die amerikanische Presse hat ihn bereits zum grössten Spielverderber der Sportgeschichte gewählt. Tom Watson dagegen zeigte sich als Gentleman, «Eisen 8 war der falsche Club», gratulierte Cink, und am Montag Morgen ging das Leben weiter. Um eine Enttäuschung reicher.

■ Jacques Houriet / Urs Bretscher

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