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Hochalpines Neunloch-Golf
Auf Hochplateaus, in Hochtälern oder an den Flanken von steilen Bergen wird im Gotthardgebiet Golf gespielt. Kaum jemals hat es wirklich viel Platz, so dass Neunlochplätze vorherrschen; manchmal reicht es nur zu einem reduzierten Par. Doch das stört kaum; ja, im Gegenteil, eine Runde Golf erfordert so weniger zeitlichen Aufwand und ist auch weit weniger anstrengend. Genau das gefällt vielen Leuten. Eine kleine Exkursion liess die Redaktion vom Goms bis in die Surselva erleben, wie vielfältig Golf im Gotthardgebiet ist, und wie viel Spass es macht, in der grandiosen Bergkulisse mit dem Golfbag auszurücken.
Im heutigen Tourismus spielen Golfplätze vielerorts eine wichtige Rolle – schon vor über 100 Jahren entdeckten erste Pioniere des Alpentourismus das Golfspiel, welches im Sommer zusätzliche Gäste in die Hotels brachte, und bis heute ist das so geblieben. Die Kapazitäten in den meisten alpinen Stationen sind auf die Hochsaison im Winter ausgelegt, und weil im Sommer weniger Leute in die Kurorte kommen, ist jeder zusätzliche Umsatzbringer willkommen. Das war alles auf der Riederalp ein wenig anders – paradoxerweise. Zwar liegt hier der Golfplatz mehr oder weniger mitten im Dorf; aber er ist trotz und nicht wegen der Hotels entstanden. Denn offenbar hat sich der führende Hotelier des Ortes, der frühere Skiakrobat Art Furrer, ziemlich heftig gegen den Bau des Platzes gewehrt. Trotzdem ist dieser vor gut 20 Jahren entstanden, und heute ist Furrer der erste Profiteur!
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Riederalp – Golf auf über 2000 Metern Höhe
Alles ist anders, wenn man sich zu einer Runde Golf auf der Riederalp entschliesst. Denn der Parkplatz befindet sich unten im Tal, in Mörel, und von dort reist man mit der Gondelbahn weiter. Gezwungenermassen: Riederalp ist autofrei.
Gleich in der Bergstation auf über 2000 Metern über Meer löst man auch das Greenfee; der erste Abschlag liegt keine 30 Meter vom «Hauptbahnhof» entfernt. 120 Meter misst Hole 1, das Green liegt sogar etwas tiefer als der Abschlag – man muss sich hier an kurze Shots gewöhnen. Der GC Riederalp hat zahlreiche Mitglieder; nicht alle wohnen hier oben, aber einige trifft man immer auf dem Platz, wenn man hier zu Gast ist. Vor der Runde empfiehlt sich genauso eine Tasse Kaffee auf der Terrasse des Bistros, wie man sich nachher hier verköstigen sollte. Das «Signature Hole» des Platzes ist ein kurzes Par 4 mit einem rechtwinkligen Dogleg nach rechts und einem kleinen Inselgrün. Es ist keine 200 Meter lang; aber man täusche sich nicht – wer das Green direkt anspielen will, muss den Ball ziemlich abenteuerlich um eine Baumgruppe kurven. Keine einfache Sache, das Par zu spielen auf diesem Hole!
Eine Runde Golf hier oben, auf dem höchstgelegenen Golfplatz der Schweiz, von welchem aus man das Matterhorn sehen kann, macht jedenfalls sehr viel Spass – fast wie im Paradies. Zum Schluss geht es zurück mit der Bahn nach Mörel; zurück in die Hölle des realen Lebens mit Parkbussen und Sattelschleppern.
Entlang der jungen Rhône liegt er ausgestreckt, dieser gerade 10 Jahre alte Platz mit seinem initiativen Vorstand und seiner One-Man-Show als Betriebsleitung. Obergesteln heisst das Dorf, das nächste wäre Ulrichen, wo die Nufenenstrasse abzweigt. Hier beherrschen eigentlich die Passfahrer die Szene; Furka – Nufenen – Gotthard. Doch es wird auch Golf gespielt, und zwar auf einem der längsten und schwierigsten Neunlochplätze der Schweiz. Die Greens sind nicht sehr gross, einige Fairways sind eher schmal, und der Wind ist meistens im Spiel. Es muss einer einen guten Ball hauen, wenn er scoren will. Das Par ist 36, die Länge über 3000 Meter, und die Rhône ist nah! Alban Jost führt die Anlage mit seiner Frau beinahe alleine, Manager, Wirt und Stratege für die Clubpolitik in einem. Strategie ist im Obergoms wichtig, weil neue touristische Projekte auch neue Umsatzquellen in Aussicht stellen. Ganz in der Nähe gibt es ein Hotelprojekt namens «Goms Village», mit einem zentralen Hoteltrakt und dezentralisierten, in alten Gebäuden im ganzen Dorf integrierten Wohneinheiten, kombiniert mit Spa und Wellness. Das würde dem Sommertourismus im Goms –und auch dem Golfplatz – neue Impulse geben (auch hier träumt man von 18 Holes...).
Nach der Runde, während der man jeden Club im Bag einsetzen kann, warten lokale Spezialitäten im Clubhaus, aus einer guten Küche und in einem rustikalen Ambiente
– doch man hat Verständnis dafür, dass in dieser Region mit Ideen und Fantasie gearbeitet werden muss. Lieber einen ordentlichen Golfplatz und etwas Gutes auf dem Teller als ein schickes Clubhaus und übersetzte Preise! Source du Rhône ist eine Reise wert, das steht fest (nur den 29. August sollte man auslassen; da organisiert ein gewisser Sepp Blatter hier sein Scramble-Turnier für seine Promi-Freunde).
Gotthard Realp – für den guten Techniker
Die Fahrt vom Obergoms über den Furkapass (2436 Meter über Meer) ist spektakulär; einer der höchsten Übergänge der Schweiz führt direkt zu den nächsten neun Holes, welche ebenfalls direkt neben dem Bahnhof beginnen. Dem Bahnhof von Realp, wo auch der Furkatunnel mit dem Autoverlad endet. Der initiative Club im Urserental führt sein Clubhaus, das nächstens ausgebaut werden soll, mitten im kleinen Ort. Die Spielbahnen des Platzes erstrecken sich entlang der untersten Kehren der Furkastrasse. Weil das bergauf und bergab bedeutet, spielen die Kenner der Szene hier mit bloss fünf, sechs Schlägern und tragen den Bag am Rücken.
Golf auf diesem Platz, das ist ein gewaltiges Erlebnis. Alles, was die Platzbauer 1997 zu tun hatten, war das richtige «Lesen» der Landschaft und das Integrieren von neun Abschlägen und neun Greens. Nicht einmal die Fairways mussten angesät werden: das regelmässige Mähen des struppigen, wetterfesten Alpengrases hat rasch zu einer feinen Rasenschicht geführt. In Fronarbeit wurden am Anfang die Buckel und Mulden etwas ausgeebnet. Einen von der Natur erschaffenen Parcours – ein seltenes Feeling. Hier ist es zu haben, und hier warten an einem sonnigen Tag auch satte Farben, grossartige Aussichten und die ganze Alpenflora auf den Besucher. Zudem ist die Technik des Spielers gefordert wie sonst kaum jemals: Gotthard Realp ist ein richtiger «Shotmakers Course». Jeder Schuss muss sitzen, weil es oft neben den Greens gleich hinunter, hinauf oder hinaus ins weite Tal geht. Was auch immer über diesen Golfplatz zu hören ist: eine Runde hier macht Spass und ist ein unvergessliches Erlebnis.


Sedrun – Par 72 auf 1500 Meter
Die nächste Passfahrt – über den etwas weniger spektakulären Oberalp – bringt den Reisenden rasch einmal auf den Golfplatz von Sedrun, der eigentlich zwischen Selva und Tschamut liegt; weit oberhalb von Sedrun, in einer breiten Senke im sonst eher engen Tal, durch welche sich der Rhein schlängelt. Über diesen ist am letzten Loch der Ball denn auch zu schiessen, quasi als Höhepunkt der Runde.
Auch hier ist der Empfang, wie überall auf unseren alpinen Golfplätzen, herzlich und freundschaftlich, man ist unkompliziert und freut sich am Leben und an der Landschaft. Die neun Löcher addieren sich zu einem Par von 36, und weil jedes Loch zwei verschiedene Abschläge hat, ist auch die Länge der Frontnine und der Backnine hier in Sedrun nicht genau gleich. Einige der längeren Holes verlaufen überraschend flach und haben schön breite Driving-Zonen. Man hätte hier im engen Tal eigentlich alles andere als einen so offenen, weitläufigen Golfplatz erwartet.
Allerdings: komplett flach ist das Layout von Peter Harradine nicht. Für ein Par 3 muss eine Art Plattform halb oben an einem Berghang erobert werden; von dort ist