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Sheila Gut-Lee und Ken Benz
Das diesjährige Omnium der ASG, das, wie der aus dem Lateinischen kommende Name des Turniers besagt, allen (Amateuren und Pros) offen steht und gleichzeitig als Schweizer Meisterschaft der Amateure im Strokeplay ausgeschrieben ist, fand am letzten Juli-Wochenende in Blumisberg statt. Bei täglich besseren Wetterbedingungen – mit zwei Runden für die Besten am Sonntag (Cut +10) – schwangen mit Titelverteidiger Ken Benz und Sheila Gut-Lee ehemalige Sieger obenaus.
Ken Benz feierte als überlegene Sieger mit einem Polster von sechs Schlägen vor der Konkurrenz einen Start-Ziel-Erfolg. Denn bereits seine erste Runde endete mit einem Paukenschlag, nämlich einem neuen Platzrekord: vier Birdies und ein Bogey auf den ersten neun Löchern ergaben mit den drei Birdies auf den zweiten Neun ein Total von 66. Da seit dem im letzten Winter und in diesem Frühjahr erfolgten Neuund Umbau mit dem Omnium in Blumisberg das erste bedeutende Turnier auf dem neuen Platz stattfand, war der in Aussicht stehende Platzrekord ein zusätzlicher Anreiz für die Teilnehmer. Der 66 von Ken Benz kam in der ersten Runde Steven Rojas mit 68 Schlägen am nächsten. Der Sieger des Omnium von 2006 erlebte jedoch im zweiten Durchgang ein für ihn unerklärliches Waterloo und musste eine 84er Karte abgeben. Jean-Yan Dusson (Gruyère), der nachmalige geteilte Zweite und mit Abstand der beste Pro, streifte mit seiner zweiten Runde von 67 den neuen Platzrekord. Ansonsten waren die Exploits rar: unter 70 für eine Runde blieben noch der Pro James Johnson (Bürgenstock) mit einer ersten Runde von 68, ebenfalls mit 68 beendete… Ken Benz seine zweite Runde, während der Limpachtaler Laszlo Streit das Omnium mit 69 eröffnete, um dann in der Folge mit 81 und 86 alle Chancen zu vergeben. Bei den Damen blieb übrigens nur eine Teilnehmerin unter dem Platzstandard von 72, nämlich die Wallenriederin Joanne Wildhaber mit 71 in der dritten Runde.
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Exploits mögen das Potenzial andeuten, doch um nach vier Runden vorne zu sein, bedarf es der Konstanz, die nicht nur von einem technisch sauberen Schwung, sondern auch von taktischen Fähigkeiten abhängt. Letzteres kommt in Blumisberg besonders zum Tragen, da der Parcours – wie die Resultate zeigen – tückischer ist, als es den Anschein machen würde. Die Topografie fordert Schläge aus Schräglagen, Wald säumt einige Fairways, und die Greens sind zum Teil knifflig.
Konstanz auf höchstem Niveau zeigte der überlegene Sieger Ken Benz, der am Sonntag mit 72 und 71 sein Score auf -11 steigerte. Jean –Yan Dusson kam in der letzten Runde bis auf drei Schläge an den Führenden heran. Doch Ken Benz mied jedes Risiko und spielte eine stupende Sicherheit aus. «Ich merkte, wie Jean-Yan gegen Ende der Runde nervös wurde», erklärte der keine Schwäche zeigende Sieger –und prompt schlug der Pro an der 16 seinen Abschlag in den Wald. Auf dem Par 5 Birdie-Loch musste er sich 8 Schläge notieren lassen! Dieses Missgeschick erlaubte es Benjamin Rusch nach konstantem Spiel von 72, 70 und wieder 72 mit einer feinen 69er Schlussrunde (der besten) auf den geteilten zweiten Rang aufzuschliessen, 6 Schläge hinter dem unantastbaren Leader. Der Lipperswiler hatte sich nach Matur und Maturreise intensiv auf das Omnium vorbereitet und konnte die Früchte der Anstrengungen ernten. Zusammen mit dem Pro Alexandre Chopard figurierte überraschend Roman Ballmer auf dem vierten Platz. Nach dem WK hatte er sich ein zehntägiges Trainingsprogramm verordnet, das zusammen mit dem Heimvorteil die Wirkung nicht verfehlte. Nach Runden von 71 und 70 musste er am Sonntag jedoch seinem nunmehrigen Status als Freizeitgolfer Tribut zollen (76 und 75) – der Rückstand auf den Sieger wuchs auf 15 Schläge an.
Sheila Gut-Lee will es nach der Babypause wieder wissen und in das Nationalteam zurückkehren. Das Omnium war auf diesem Weg zurück ihr erklärtes Saisonziel. Im Hinblick darauf hat sie mit ihrem Coach Michael Buchter in Breitenloo vor allem das kurze Spiel intensiv trainiert. Das legte nach ihrer Aussage der Grundstein zum Sieg, den sie als «Das kleine Wunder von Bern» bezeichnete. Die Zweitplatzierte Joanne Wildhaber spielte als Einzige im Feld der Damen eine Runde unter Par. Die Amateurinnen blieben übrigens unter sich, da die einzige Proette, Nora Anghern, nach einer Runde krankheitshalber aufgeben musste. Nach der 71 in dritten Durchgang führte die ehemalige neuseeländische Juniorenmeisterin und Mitglied der dortigen Nationalmannschaft die Rangliste einen Schlag vor Sheila Gut-Lee sogar an. Joanne, die mit 17 Neuseeland verliess, da sie in ein US-Uni Team berufen wurde, hatte nach ihrer Heirat mit einem Schweizer 12 Jahre lang kein Golf mehr gespielt. Erst in der letzten Saison stieg sie wieder ein. Die dreifache Mutter musste in der letzten Runde der Müdigkeit Tribut zollen. Die Vorentscheidung fiel am 7. Loch, als sie den Abschlag ins Out schlug. «Wenn ich müde bin, habe ich die Tendenz, zu überschwingen. Mein Schwunggedanke war, dies zu vermeiden, doch dann habe ich mich zuwenig gedreht und schon war das Malheur passiert», kommentierte sie den daraus resultierenden Rückstrand auf die in Zürich wohnhafte, aber immer noch treu zu Blumisberg haltende Sheila Gut-Lee. Am Ende der Runde verlor sie fünf Schläge auf die Siegerin, die damit den Rückstand von einem Schlag mit einer Par Runde – ihrer besten – in einen Vorsprung von 4 Schlägen umwandelte und damit die vier Runden mit einem Total von 7 über Par abschloss. Hinter den beiden Müttern klassierten sich Melanie Mätzler (Bad Ragaz) als Dritte und Rebecca Huber als Vierte, mit 6, respektive 9 Schlägen Rückstand auf die Siegerin. Resultate auf www.asg.ch
Impressionen von Volker Krajewski
Der Präsident der Swiss PGA (Jahrgang 1945) hat am Omnium den Cut geschafft und die beiden Finalrunden am Sonntag mit seinem PGA-Vorstandskollegen Paris Buckingham und dem der Kategorie Boys angehörenden Victor Doka (Jahrgang 1992) gespielt.

Während fünf Jahren war Volker Krajewski Playing Professional, davon drei Jahre auf der US Tour. Seit den letzten 34 Jahren ist er in verschiedenen Chargen im Schweizer Golf tätig – unter anderem war er auch Coach des Nationalteams.

«Nach vielen Jahren habe ich wieder an einem Omnium teilgenommen. Der Grund dazu war, dass ich das Wettkampfverhalten zweier meiner jungen Schüler beobachten wollte. Dazu wollte ich mir allgemein ein Bild über den Zustand des Sports verschaffen, den ich seit vielen mit Leidenschaft und Freude als Spieler und Lehrer betreibe.
Gruppenbild mit den SIegern: v.l.n.r. Martin Hodler (Präsident G&CC Blumisberg), Jean-Yan Dusson, Benjamin Rusch, Ken Benz, Sheila Gut-Lee, Joanne Wildhaber, Melanie Mätzler, Barbara Albiseti (ASG) Raphael Weibel (ASG Vorstand).
Ich hörte Kommentare, die besagten, unseren jungen Spielern mangle es an Talent und Motivation – ich habe das Gegenteil gesehen! Ich sah gute golferische Grundlagen, gute Technik, gute Routine und die unerlässliche volle Konzentration zum nächsten Schlag. Eindrücklich war auch die Kameradschaft zwischen den Spielern und Spielerinnen. Die Wettkampfatmosphäre schien ihnen zu gefallen, sie waren am Schicksal ihrer Kollegen interessiert, gratulierten oder trösteten einander. Viele zeigten ihren Willen, besser zu werden, damit, dass sie sich anschliessend ihrer Runde zum Training auf die Driving Range oder auf das Chipping- und Putting Green begaben. Auf dem Platz waren Rücksicht und Etikette gross geschrieben, was nicht heisst, dass manchmal Temperament und Enttäuschung augenfällig wurden. Aber das Mass wurde nicht überschritten, und zudem folgte eine Entschuldigung. Mein Fazit ist, dass das Spitzengolf in der Schweiz in guten Händen ist, und ich möchte unseren jungen Spielerinnen und Spielern gratulieren. Ebenfalls möchte ich dem G & CC Blumisberg für die gute Organisation danken. Ein Dank gilt auch dem jungen Mann, mit dem ich zu spielen das Vergnügen hatte, und der mich dazu animierte, mich wieder jung zu fühlen.
Ich habe auch Kommentare bezüglich des schwachen Abschneidens der Pros gehört. Dazu folgende Erklärung: Man sollte zur Kenntnis nehmen, dass 90 Prozent der startenden Professionals «Teaching Pros» waren, also nicht auf einer Tour spielen. Ich bin stolz auf unsere engagierten Golflehrer, denn sie sind es, die unsere Jungen dazu bringen, bessere Golfer und Menschen zu werden.»