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nur selten bestehen. Wir bereiten sie nicht gut genug darauf vor».

Harte Greens

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Die Qualität der Greens ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis des Spiels auf höchstem Niveau. Markus Gottstein: «Ich habe manchmal den Eindruck, in der Schweiz seien wir bereits zufrieden, wenn wir über eine ganze Reihe von Spielern verfügen, die den Ball vor allem in Trainingsrunden und auf der Driving-Range eindrücklich zu spielen wissen. Schaut man diesen Spielern dann im Wettkampf etwas genauer auf die Finger, dann erkennt man schnell, dass sie das Wesen des Golfspiels vor allem in Bezug auf Taktik und Course Management nur vereinzelt wirklich verstanden haben».

Sowohl Gottstein als auch Kaye kritisieren, dass man es sich in den meisten Golfclubs des Landes in Sachen Greenpflege etwas gar einfach macht. «Wenn es schön grün ist, dann sind die allermeisten Clubmitglieder schon happy», meint der ASG-Vorstandsverantwortliche für den Spitzensport, der lange Jahre selber Mitglied des Nationalteams gewesen ist. «Dabei müssen harte, schnelle Greens nicht in erster Linie grün, sondern eben hart, schnell und treu sein. Dass es bei uns dafür zu viel regne, ist ein Ammenmärchen, eine faule Ausrede. In Schottland regnet es ebenfalls viel, doch dort sind die Greens trotzdem hart. Ein guter Greenkeeper kennt die Massnahmen, die zu solchen Putt-Oberflächen führen!».

Pickelharte Greens zwingen den Spieler, sich bereits auf dem Abschlag zu überlegen, wie er das Loch spielen will. Setzt er seinen Abschlag auf die falsche Fairwayseite, kann er die Fahne vielleicht nicht mehr anspielen, weil er wegen des Bunkers zu wenig Rollstrecke hat, oder weil der Buckel zwischen Green und Bunker keine kontrollierte Landung des Balles ermöglicht. «Unsere besten Spieler scheitern in solchen Situationen regelmässig», fasst Graham Kaye zusammen; «weder sind sie mit solchen Verhältnissen aufgewachsen, noch können wir sie heute auf unseren Plätzen so trainieren lassen».

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Doch kritisieren allein bringt nichts; man muss auch Vorschläge machen, was man denn verbessern könnte. «Ich sehe im wesentlichen drei Bereiche», meint dazu Markus Gottstein. «Erstens muss man es den Nachwuchstalenten nicht leichter, sondern eher schwieriger machen. Im Golf muss man auch kämpfen und sich durchsetzen können, und das lernt man nur, wenn es einem nicht einfach in den Schoss fällt. Dazu könnte man zum Beispiel die Kader verkleinern, die Hürden für eine Kadermitgliedschaft erhöhen und nur die wirklichen Talente fördern, die den Beweis erbringen, es wirklich schaffen zu wollen, und man könnte in den Juniorenturnieren Cuts einführen, wie wir sie bei der Elite ja auch haben.

Zweitens mache ich mich persönlich dafür stark, dass die wichtigsten nationalen Turniere nur noch auf Golfplätzen stattfinden, welche dazu auch die richtige Bühne abgeben. Das heisst, ein Golfplatz muss eine gewisse Minimallänge haben, und wir müssen auch überzeugt sein, dass der Parcours bezüglich Greens und Roughs meisterschaftsgerecht vorbereitet wird.

Drittens bin ich überzeugt, dass in allen Golfclubs Strokeplay-Turniere wieder vermehrt angeboten werden sollten. Nur im Strokeplay, wo jeder Schlag zählt, lernt man sein Spiel kennen und organisieren; nicht im Stableford, wo man mit zwei guten Löchern ein «Katastrophenloch» ohne weiteres wieder ausgleichen kann». Graham Kaye ergänzt die Ausführungen des Ressortchefs Elitesport: «Ich vermisse bei vielen jungen Talenten etwas, was man als golferische Grundausbildung bezeichnen könnte. Es reicht nicht, einen guten Ball hauen zu können – man sollte das Golfspiel insgesamt auch verstehen. Ich habe letzthin in einem Gespräch innerhalb des Nationalkaders mit allergrösstem Erstaunen feststellen müssen, dass es Spieler im Kader gibt, welche zum Beispiel die vier Majors nicht aufzählen können! Das wäre etwa vergleichbar mit einem Fussballspieler, der in die Nationalmannschaft aufgeboten werden will, aber nicht weiss, was die Champions League ist. Ich weiss, dass jetzt viele Leute Mühe haben, mir das zu glauben...»

...auch bei den Pros

Die ASG ist am Turniergolf der Pros ebenfalls interessiert und fördert die besten Pros über die Swiss Golf Foundation (siehe dazu das Gespräch mit Generalsekretär John C. Storjohann in Golf Suisse 2/09). Die obersten Elitesportler der ASG lokalisieren bei den Golfpros in der Schweiz sowohl ein gewisses Desinteresse am Top-Golf wie auch eine Ambitionslosigkeit, ein Mangel an totalem Engagement, wenn es darum geht, sich durchzukämpfen bis in die obersten Stufen des Spitzengolfs. «Wenn ich vergleiche, wie hart die jungen Talente in England, in Schweden oder auch in Australien kämpfen müssen, um schon nur zur Golflehrer-Ausbildung zugelassen zu werden – in der Schweiz kann einer Golflehrer werden, auch wenn er noch nie eine Runde im Par gespielt hat. In den erwähnten Ländern ist die Konkurrenz so gross, dass eine unerbittliche Selektion stattfindet», meint Gottstein auf die Frage, wann denn endlich wieder einmal ein Playing Pro aus der Schweiz den Weg bis in die European Tour schaffen werde. «Das ist in der Schweiz nicht so, trotz meines Erachtens guten Strukturen, die den Vergleich mit anderen europäischen Ländern nicht zu scheuen brauchen, und deshalb bin ich persönlich auch nicht so besonders optimistisch. Ich wäre eher überrascht, wenn es einer aus der Reihe unserer gegenwärtig besten Spieler schaffen würde, sich nachhaltig auf der obersten Ebene zu etablieren!». Diese pessimistisch tönende Sicht der Dinge wird gestützt von einem Blick in die Weltranglisten: Mitte Juni waren bei den Pros unter den 998 Spielern, die Punkte hatten, Julien Clément (Platz 484) und André Bossert (589) anzutreffen. Der R&A führt seit einiger Zeit eine Weltrangliste der Amateure (auf www.randa.org regelmässig nachgeführt), und da waren unter den Top-700 Mitte Juni gerade Steven Rojas (613) und Ken Benz (689) klassiert. Gottstein und Kaye sind auch aus einem anderen Grund etwas enttäuscht von den durch die SGF unterstützten Pros: «Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass wir ihnen Angebote gemacht haben für Trainings, Kurse oder Auslandaufenthalte, und der Response war sehr bescheiden. Wenn wir also von mangelndem Engagement sprechen, dann kann das auch belegt werden. Es ist grosse Mode landauf landab, die ASG und die hiesigen Strukturen zu kritisieren. Wenn man dann aber fragt, was für Massnahmen sich die Leute denn eigentlich wünschen, dann herrscht weitgehend Funkstille. Und wenn wir selber mit Angeboten kommen – wie subventionierte Trainingsaufenthalte im Winter in Australien – dann sind die Reaktionen mehr als flau».

Redaktionelle Anmerkung: Seit dem Gespräch zwischen Markus Gottstein, Graham Kaye und Chefredaktor Urs Bretscher Ende Mai sind einige Wochen vergangen. Inzwischen hat Anfang Juli die Credit Suisse Challenge in Wylihof (Turnier der European Challenge Tour) stattgefunden; dort belegte Nicolas Sulzer als bester Schweizer Rang 32, und nur noch Julien Clément überstand den Cut, obschon insgesamt 20 Schweizer Spieler antreten konnten (Reportage in dieser Nummer).

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