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Die Fallen auf dem Green
In der dritten Folge dieser Serie über die technischen Problemfelder der Clubspieler äussert sich Dimitri Bieri über die häufigsten Fehler, die auf und rund um das Green begangen werden.
Bevor man mit dem Putter einlocht, werden in der Regel nahe am Green Chips gespielt. Die Unterscheidung von Chip und Pitch mag vielleicht unnötig erscheinen, doch es besteht eine Differenz, denn der Chip ist eine nicht weit vom Greenrand entfernte Annäherung ohne Handgelenkeinsatz, die einem Putt ähnlich ist. Damit wird bezweckt, den Ball möglichst zur Fahne rollen zu lassen. Im Gegensatz dazu wird bei einem Pitch der Ball hoch zur Fahne gespielt, also gelobt. Zu den fundamentalen Regeln beim Chippen gehört, dass der Schlag steiler erfolgt, um weniger von einer guten Lage abhängig zu sein. Um das zu erreichen – später wird noch darauf zurückzukommen sein – muss das Gewicht betont auf dem vorderen Bein (links für ein Rechtshänder) sein, die Hände befinden sich leicht vor dem Ball, und zwar verbleiben sie beim Schlag durch die Treffzone hindurch in dieser Position.
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Der Schlüssel zum Chipping
Die Golfer erleben beim Chippen zwei Schreckmomente: getoppte Bälle und eine schlechte Distanzkontrolle. Tops sind die häufigste Ursache einer Krise beim Chippen. Meistens ist eine falsche Gewichtsverteilung der Grund dazu. Denn liegt das Gewicht zu stark auf dem hinteren Bein, so besteht die Tendenz, dass der Schläger vor dem Ball auf dem Boden aufspringt, und der Ball dann mit der Unterkante des Schlägerblattes getroffen wird – mit der Folge eines völlig unkontrollierbaren, viel zu schnellen Balls.
Zu viel Gewicht auf dem rechten (hinteren) Bein, und die Hände befinden sich hinter dem Ball.
Das Gewicht ist korrekt auf das linke (vordere) Bein verlagert, und die Hände befinden sich vor dem Ball.
3-6 SEPTEMBER 2009






Ein anderes Phänomen ist dasjenige des «Löffelns» (englisch scooping). Der Spieler will bewusst oder – schlimmer – unbewusst den Ball aktiv in die Höhe schaufeln. Was die missliche Distanzkontrolle beim Chippen anbelangt, so liegt der Grund im mangelnden Vertrauen und zu wenig an… Übung!
Problemlösungen
Um die Tops zu vermeiden, rät Dimitri Bieri zu einem Hüfteinsatz gegen das linke Bein zum Ziel hin – in der Art einer Bauchtänzerin. Vorsicht ist geboten, dass sich dabei nicht auch der Oberkörper nach links bewegt. Während dem Abschwung muss man das Knie gegen das Ziel drehen lassen. Das bedeutet, dass das Gewicht auf dem vorderen Bein konzentriert bleibt. Das korrekte Chippen lässt sich trainieren, indem man zwei Schläger, die in entgegen gesetzter Richtung zeigen, an den Griffen fasst und die Bewegung ausführt. Werden dabei fälschlicherweise die Handgelenke eingesetzt, berührt der Schaft des Schlägers, der unter dem Arm durchführt, als Warnzeichen den Rücken.
Um eine bessere Distanzkontrolle zu erreichen, muss man sich die Flugbahn und den Roll des Balles vorstellen. Je nach Situation und verwendetem Schläger fallen die beiden Komponenten anders aus. Man muss sich also auf den Landepunkt und nicht auf die Fahne konzentrieren. Dieser Ort liegt logischerweise auf dem Green, doch sollte er nahe am Rand situiert sein, damit eine maximale Rollstrecke zur Verfügung steht. Mit Erfahrungswerten und entsprechender Übung wird jeder den Club finden, der ihm zum Chippen das beste Gefühl vermittelt. Dennoch sollte man im Training häufig die Schläger wechseln, um allen Situationen gewachsen zu sein.
Der berüchtigte Yips
Die hauptsächliche Krise beim Putting trägt die beunruhigende Bezeichnung Yips. Einige der grössten Golfer der Welt haben während ihrer Karriere darunter gelitten, wie Bernhard Langer, Ian Woosnam oder Tom Watson. Mit Yips wird eine unverhoffte Muskelkontraktion bezeichnet. Sie erfolgt aus Angst vor einem Fehlschlag im Moment, in dem sich der Schlägerkopf im Bereich des Impact befindet.

Wie beim Chippen stellt sich zudem auch bei den Putts das Problem der mangelnden Distanzkontrolle von langen Putts.

Lösungen
Um den Yips bei langen Putts loszuwerden, rät Dimitri Bieri dazu, beim Ansprechen den Blick auf einen Punkt auf der Ziellinie vor dem Ball (5 bis 10 Zentimeter) zu richten. Während des Schlags bleibt das Auge auf diesen

Anti-Yips: Man muss die Augen auf einen Punkt vor dem Ball richten, damit sich das Gehirn nicht auf den Treffmoment
Punkt fixiert. Auf diese Weise kann das Gehirn den Treffmoment nicht mehr antizipieren und das ungewollte Zittern auslösen. Viel Übung führt unausweichlich dazu, dass sich das Vertrauen wieder einstellt. Was den Yips bei kurzen Putts anbetrifft, so besteht das einfachste Mittel darin, mit einem Filzstift eine Linie rund um den Ball zu ziehen, wie es auch viele Weltklassespieler praktizieren. Den so markierten Ball platziert man dann mit der eingezeichneten Linie auf das Ziel ausgerichtet auf dem Green. Dieses Vorgehen garantiert eine korrekte Ausrichtung beim Ansprechen.
Gerade Putts zwischen 60 bis 80 Zentimeter Länge bieten für kurze Putts die besten Trainingseffekte. Es geht darum, die Bewegung zu mechanisieren und damit das unerlässliche Vertrauen zu gewinnen. Diese Routine kann man ebenfalls im Turnier anwenden, unter anderen tut das auch Tiger Woods.





Wer Mühe mit der Distanz bekundet, verrät in erster Linie ein Rhythmusproblem, denn wenn sich der Takt während der Bewegung ändert, wird dadurch der Schlag unkontrollierbar. Mit dem Wechsel des Rhythmus ist in der Regel eine Verzögerung verbunden.
Um den korrekten Rhythmus zu trainieren, platziert man in einer Reihe zehn Bälle auf dem Putting-Green. Dann schlägt man sie nacheinander, ohne zu schauen, wohin sie rollen. Die Konzentration gilt ganz dem Rhythmus und einer lockeren Haltung während der Ausführung der Putts.

■ Jacques Houriet