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Holz oder Kunststoff?

Üblicherweise benutzt man ein sogenanntes «Tee», um den Ball auf dem Abschlag erhöht zu platzieren und ihn dann abzuschlagen. Wir wissen selbstverständlich alle, wie ein solches «Tee» aussieht – allerdings: beim Betrachten der obenstehenden Foto könnte man schon daran zu zweifeln beginnen. Denn es gibt unzählige Variationen solcher kleiner Helfer, und es gibt auch die abenteuerlichsten Stories, die sich darum ranken. Man kennt ja die Leute, die sich mit einem Tee in den Ohren kratzen oder es als Zahnstocher benutzen. Na ja. Ein Tee in den Mund nehmen, das ist grundsätzlich nur bei einem fabrikneuen Exemplar zu empfehlen – Golfplätze werden zwischendurch gedüngt oder mit Unkrautvertilger behandelt, und diese Substanzen sind giftig. Zwar nicht gerade hochgiftig, aber doch immerhin gesundheitlich nicht unbedenklich.

Ebenfalls ziemlich abenteuerlich ist, was die Tee-Industrie alles zu bieten hat. Von der haben Sie noch nie gehört? Die Rede ist natürlich nicht vom Tee, dem Getränk, sondern vom Tee des Golfers, das seinen Namen sicher von seiner Form hat (welche dem Buchstaben «T» ähnelt). Sollte das eine Fehlannahme sein, wird man mich sicher aus der Leserschaft eines besseren belehren!

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Jedenfalls ist es kaum zu glauben, welche Variationen des banalsten aller Themen es gibt. Tourspieler Colin Montgomerie ist im Gerede, weisse Tees zu verabscheuen, weil sie ihn an weisse Pfosten erinnern. Laura Davies, ebenfalls in allen Tours der Welt zu Hause, haut sich die Auflage für den Ball mit einem satten Hieb mit dem Sandwedge aus der Oberfläche des Abschlags – das ist erlaubt. Perfectly legal. Aber sie ist natürlich nicht die beste Freundin der Tee-Industrie.

Denn diese hat das Tee auch als Business entdeckt. Dazu muss man zuerst etwas produzieren – einige Beispiele haben wir zusammengetragen und auf einem Abschlag fotografiert. Es ist sicher nur eine kleine Auswahl all dessen, was im Gras herum liegt, nachdem das Feld der paar Hundert Golfspieler pro Tag die Runde gemacht hat. Aber am nächsten Morgen kommen die Greenkeeper; denn die Abschläge mit Umgebung werden jeden Tag geschnitten. Die Reste der Tees müssen dabei zuerst so gut wie möglich eingesammelt werden, weil sie die Messer der Mäher beschädigen. Tees aus Holz richten dabei deutlich weniger Schaden an als solche aus Plastik, weshalb sich die Greenkeeper und die Finanzchefs der Golfclubs eigentlich wünschen, dass nur Holztees verwendet werden.

Johannes Vogt ist der Präsident der Greenkeeper-Vereinigung der Schweiz: «Eine neue Spindel für einen Abschlagsmäher kostet rund 2000 Franken; die Spindel schleifen dagegen nur 250». Man kann sich also vorstellen, wie wichtig es ist, dass keine Plastik-Abfälle im Gras liegen…

■ Urs Bretscher

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