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Mitte Juli in Turnberry

«The Open Championship» – unzweifelhaft das wichtigste Turnier der ganzen Saison, das bestbesetzte Major und aus europäischer Sicht der Saisonhöhepunkt. Zwei der vier Major – das US Masters und das US Open – haben bereits stattgefunden. Wenn die Pros nach Schottland kommen, wird aber alles anders sein: im Unterschied zum perfekt manikürierten Golf Course von Augusta und zum wunderbar herausgeputzten Parkland Course von Bethpage werden sie in Turnberry von einem wilden Links Course, von Wind und vielleicht auch Regen empfangen.

Wir nennen es gemeinhin British Open; aber der Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews, unter dessen Oberhoheit das Turnier stattfindet, legt Wert darauf, dass der richtige Name eben «The Open Championship» lautet, und dass der Sieger den Titel «Champion Golfer of the Year» tragen darf. Alles andere ist – Rubbish. Doch British Open hat sich in der Sportwelt eingebürgert. Dabei bezieht sich das Wort «Open» auf die Tatsache, dass das Turnier allen Spielern der ganzen Welt offen steht. Allerdings muss man einige Kriterien erfüllen, um teilnehmen zu können. Um sich zu einem der 16 Qualifikationsturniere in Grossbritannien einschreiben zu können, muss man entweder Profi sein oder als Amateur ein Handicap von höchstens Null vorweisen und das Startgeld von 125 Pfund bezahlen. Dann allerdings steht einem nichts mehr im Weg: man kann dieses Turnier gewinnen, was bedeutet, dass man mit allen anderen Qualifizierten (je nach Turnier eine unterschiedliche Anzahl) wenige Tage vor dem Open auf einem der drei Plätze des «Local Final Qualifying» spielen darf: Gailes Links, Kilmarnock und Western Gailes, alle in der Nähe von Turnberry. Je die vier Ersten rücken dann auf ins Feld des British Open! Und wenn man hier einmal auf dem ersten Abschlag steht, dann ist der Weg frei zu vier Superrunden und zu einem Platz am Schlusstag im Schlussflight! 2500 Spieler haben dieses Jahr versucht, sich so fürs Open zu empfehlen…

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Seit 2004 führt der R&A zusätzlich fünf Turniere in anderen Ländern durch, zu welchem sich frühere Open

Champions, Teilnehmer des Vorjahres oder Pros, die eine genügend gute Klassierung im World Ranking haben, melden können; Royal Durban (3 Qualifizierte), Kingston Heath in Melbourne (3), Sentosa GC Singapur (4), Gleneagles Country Club Texas (8) und Sunningdale in England (10) waren diese Plätze in diesem Frühling. Auf diesem Weg hatte sich André Bossert 2004 für die Teilnahme am Open qualifiziert.

Am Schluss werden es 40 Spieler sein, welche diese Lotterie überstanden haben. Sie werden ins Feld der 156 Spieler aufgenommen. Wer sind nun die andern 116 Fixstarter?

Top 50 der Weltrangliste

Top 20 der Order of Merit der European Tour

Top 20 der Money List der US Tour

Alle früheren Sieger des Open, die nicht älter als 65 Jahre sind

Alle Sieger eines Majors der letzten fünf Jahre

Die Top-10 des British Open des Vorjahres

Die Sieger des Japan Open und des Canada Open

Der Sieger der British Amateur Championship

Der Sieger der International European Championship

Eine Sache für Spezialisten

Sich auf einem Links Course gegen die besten Spieler der Welt durchzusetzen, das ist nicht jedermanns Sache. Deshalb ziehen es viele amerikanische Cracks vor, das Wochenende zu Hause zu verbringen, weil sie mit den Gege- attraktive Golfferien Golfkurse

9 Golfhotels 2 Golfplätze vor Ort, 8 weitere in der Nähe Wettbewerbe

Gäste-Turnier 20./21. Juli Klosters/Davos weitere Informationen: www.golfaround.ch benheiten in den Links nicht vertraut sind. Das führt dazu, dass – nimmt man die Weltrangliste zu Hilfe – nie das bestmögliche Feld an den Start geht. Dazu zählen Leute wie Phil Mickelson oder Kenny Perry, beide Mitglied des Ryder Cup Teams der USA. Natürlich ist das schade, vielleicht sogar unverständlich – denn am Open teilnehmen zu können, das sollte das höchste Ziel eines jeden Golfspielers sein.

Der Platz von Turnberry (Alisa) ist im Vergleich zu den drei früheren Austragungen schwieriger gemacht worden, hat aber seinen Charakter behalten. Tom Watson hiess der Sieger 1977; er gewann hier die zweite seiner fünf Open Championships, und sein episches Duell mit Jack Nicklaus ist einer der absoluten Allzeit-Höhepunkte in der langen, reichen Geschichte der Open Championship.

1986 war es Greg Norman, der das erste seiner zwei Open gewann, und 1994 hiess der Sieger Nick Price (Zimbabwe). Watson hat bereits angekündigt, sich die Chance eines Starts in Turnberry nicht nehmen zu lassen, und auch Greg Norman wird antreten. Soll man ihn nach seinem Exploit von Royal Birkdale im letzten Jahr zu den Favoriten zählen? Schwierige Frage; sicher aber wird es ein robuster, wind-sicherer Ballstriker sein, der die Gegebenheiten auf dem schnellen, sandigen und holprigen Boden und auf den harten Greens am besten für sich auszunützen weiss. Titelverteidiger Padraig Harrington ist ein solche Kunde; er hat die Chance, zum dritten Mal in Serie zum Champion Golfer of the Year ausgerufen zu werden.

Er wird sich mit jeder Garantie einem hochmotivierten Tiger Woods gegenüber sehen; dieser hat wiederholt bewiesen, dass er ein exzellenter Links-Player ist. Man darf sich also auf ein spannendes, unterhaltendes und – vielleicht – überraschungsreiches Turnier freuen, das wir Schweizer in den allermeisten Fällen vor dem Bildschirm geniessen werden. Auch für den TV-Golfer ist es schliesslich einer der Saisonhöhepunkte!

Carnoustie – der Schwierigste

Man kennt den Old Course, aber man kennt auch Carnoustie, denn hier haben sich Dramen abgespielt, welche die Geschichte der Open Championship entscheidend geprägt haben. Carnoustie, östlich von Dundee, liegt ganze 40 Kilometer von St. Andrews entfernt, von wo aus man das markante Hotel-Clubhaus hinter dem 18. Green bei guter Sicht über das Meer hinweg erkennen kann. An diesem Links Course haben sich die allerbesten Spieler bereits die Zähne ausgebissen: Jean Van de Velde ist in Erinnerung, aber auch Tiger hat sich schwergetan, und Sergio Garcia ist ebenfalls nicht über die Runden gekommen. Old Tom Morris wurde hierher gerufen, um den Platz auf 18 Holes zu erweitern, bevor ein anderer grosser Name, James Braid, mit einigen Modifikationen für die subtilen Gemeinheiten sorgte, die diesen Golfplatz so schwer gemacht haben.

1931 wurde das British Open erstmals in Carnoustie gespielt, aber nach 1975 sorgten die ungünstigen Logierungsverhältnisse in der Kleinstadt sowie Unregelmässigkeiten im Management des Platzes dafür, dass der R&A Carnoustie vorübergehend mied. Erst der Bau des Hotels anstelle des hässlichen Betonklotzes, der als Clubhaus diente, erlaubte es, Carnoustie 1999 wieder in die Open Rota aufzunehmen, mit dem denkwürdigen Absturz des Franzosen Van de Velde und dem Zufallssieger Paul Lawrie. Denn vorher hatte es hier nur grosse Sieger gegeben – allen voran Ben Hogan, der 1953 in Carnoustie seinen einzigen British-Open-Sieg errungen hatte. Noch heute erinnert «Hogans Alley» daran – das lange, schmale Par 5 mit der Ausgrenze auf der linken Seite.

Jean Van de Velde begrub seine Hoffnungen trotz drei Schlägen Vorsprung nach 71 Holes im Barry Burn, der sich tückisch durch die Holes 17 und 18 windet. Wer hier als Gast spielt (ein leichtes: der Platz gehört der Stadt und ist öffentlich), dem ist zu empfehlen, einen Caddie zu engagieren; sie seien die besten Caddies der Welt, wird gesagt, und wir Redaktoren können dem nicht widersprechen! Par 70, 6247 Meter lang, das sind die Eckdaten des Championship Courses, der von zwei weiteren Golfplätzen flankiert wird; der eine, der Burnside, ist ebenfalls ein unglaublich attraktiver Links Course. www.carnoustiegolflinks.com.uk

Royal Portrush – am weitesten entfernt

Einmal zu viel in Prince’s – aber dafür einige Male zu wenig oft in Royal Portrush an der nordirischen Küste, was eigentlich ebenso unverständlich ist; dieser grossartige Links Course hätte häufigere Auftritte auf der grossen Bühne verdient. Das Open 1951 – dass einzige Mal überhaupt, dass es auf einer anderen Insel gespielt wurde –wurde von Max Faulkner gewonnen, und das bekannteste Mitglied des Clubs ist eindeutig Darren Clarke. Etwa 100 Kilometer nördlich von Belfast gelegen, misst dieses Par 72 6137 Meter, und es hat schon diverse Male immerhin das British Open der Senioren empfangen. Die Nordküste Irlands – zu Nordirland und damit politisch zu England gehörend – ist wild und verlassen, der Course liegt in einer dünn besiedelten Gegend. Harry Colt, der ihn 1888 entlang der Klippen ausgelegt hat, bezeichnete Royal Portrush immer als sein Meisterwerk. Der Blick hinaus auf die Nordsee ist atemberaubend, und genau das sind nicht selten auch die Windstärken. Das Greenfee kostet 125 Pfund, am Weekend 140. www.royalportrushgolfclub.com

Prince’s – das hässliche Entlein

Aus heutiger Sicht kaum zu verstehen, was den R&A bewogen hatte, das Open 1932 hierher zu vergeben. Ein einziges Mal wurde es hier gespielt; der legendäre Gene Sarazen gewann, und so hat es hier wenigstens einen grossen Namen in der Siegerliste. Vom ursprünglichen Golfplatz ist heute nichts mehr zu erkennen; nach dem Krieg wurde er auf drei Mal neun Holes ausgebaut, die Fairways wurden verbreitert, und nur das Clubhaus lässt noch etwas von der damaligen Atmosphäre erahnen. Zwar ist Prince’s

Prince’s

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