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Sicherheit & Präzision

Wo nicht reine Länge gefragt ist, sondern Sicherheit, Präzision und Schlagvarianten, da sind die Eisen die Werkzeuge der Golfer, welche die vielfältigsten Möglichkeiten bieten – wenn man sie zu nutzen weiss. Eisen sind auch nicht gleich Eisen, das Material muss den Fähigkeiten und den körperlichen Voraussetzungen des Spielers entsprechen. Stimmt die Ausrüstung, und je besser man sich im Umgang damit auskennt, desto grösser wird der Spass am Spiel.

Die leichter zu schlagende Hölzer und Hybrid-Schläger sind in der Gunst der Clubgolfer auf dem Vormarsch – auf Kosten der Eisen. Werden in Zukunft höchstens noch Wedges in den Bags zu finden sein – und diese auf den ersten Blick dem Design von Hybriden erst noch ähnlicher als dem guten alten geschmiedeten Eisenschläger? Doch halt! Wenn Präzision und Sicherheit –soweit das im Golf möglich ist – gefordert ist, bleiben Eisen das zentrale Thema. Und sowieso ist jeder, der sich Fertigkeiten aneignen möchte, die ein vielfältiges Schlagrepertoire umfassen, auf ein umfangreicheres Sortiment an Eisen in seinem Set angewiesen. Demnach müsste den Eisen ihrem für das Spiel innewohnenden Potenzial den entsprechender Stellenwert zugestanden werden. Im Folgenden sollen aus verschiedenen Blickwinkeln, wie wir meinen, zentrale Themen bezüglich dieses Schlägertyps angesprochen werden.

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Von Anfang an das richtige Material

Jeder Anfänger beginnt seine Golfkarriere mit einem Eisen in der Hand. Oft ist es irgendein Leihobjekt, und Kinder schwingen mit ausrangierten Schlägern von Erwachsenen, deren Schaft mit einer Säge zum passenden

Mass gestutzt wurde. Aus Unkenntnis – Eisen ist nicht gleich Eisen – wird häufig falsches Material verwendet. Dieser Mangel verdirbt die Freude: man bringt den Ball nicht in die Luft, und zudem schleichen sich Schwungfehler ein. Ein in der Härte unpassender Schaft kann der Grund dazu sein, und/oder der Schwerpunkt des Schlägerkopfes liegt zu hoch. Spass kann sich nicht entwickeln, wenn man keinen ordentlichen Ballflug zustande bringt und die Hand- und Ellbogengelenke zu schmerzen beginnen. Damit nicht solch unnötiger Frust aufkommt, wäre es von Vorteil, sich von allem Anfang an einem PGA Golflehrer anzuvertrauen. Dieser weiss nicht nur bezüglich des Materials Rat, sondern garantiert auch für das Fundament einer erspriesslichen technischen Entwicklung, die typische Selfmade-Golfer-Fehler vermeidet, welche man sich nachträglich mühevoll abgewöhnen muss – falls das überhaupt noch zu schaffen ist.

Nonplusultra: Blade mit Stahlschaft

Für den Puristen und Golfästheten gibt es schlechthin nur ein gültiges Eisenmodell: das klassisch reine, geschmiedete Blade mit blinkendem Stahlschaft. Auf jeden Fall ist ein klas- sisches Blade ein prächtiges, elegantes Schlägermodell, das direkt auf die Ursprünge der Schlägermanufaktur, nämlich handgeschmiedete Schlägerköpfe, hinweist.

Kommt das Blade jedoch zum Einsatz, folgt häufig die Ernüchterung: Der Spieler bringt den Ball kaum in die Luft, und im Treffmoment verspürt er schmerzhafte Schläge im Handgelenk. Denn Blades sind nicht einfach zu spielen und deshalb den Golfern der Spitzenklasse vorbehalten. Denn wegen der schmalen Ausgestaltung des Schlägerkopfes mit wenig Gewicht in der Sohle befindet sich der Schwerpunkt relativ weit oben, was nach einer athletischen Schlagtechnik verlangt, die ein Divot erzeugt, will man den Ball korrekt in die Luft bringen. Wer nur über den Rasen zu wischen imstande ist, bringt mit einem solchen Eisen bloss Flachschüsse zustande. Zudem ist der Sweetspot der Blades sehr klein; wird der Ball nicht punktgenau getroffen, macht sich das in den Händen schmerzhaft bemerkbar. Was für den Könner Gespür und Rückmeldung für einen Schlag bedeutet, macht dem Clubspieler körperliche Beschwerden. Die technische Entwicklung hat auch vor den Stahlschäften nicht Halt gemacht und leichtere Modelle hervorgebracht, die bis zu einem gewissen

Mass mit Graphitschäften mithalten können. Auf jeden Fall muss sich der Ästhet mit der Traumvorstellung vom Blade mit Stahlschaft eher den Schlägerkopf abschminken -– ausser er schwingt so langsam, dass für ihn nur ein Graphitschaft der weichen Sorte in Frage kommt. Ein Fitting kann darüber konkrete Schlüsse liefern.

Keine Qual der Wahl

Rein ästhetische Kriterien und falscher Ehrgeiz sind schlechte Ratgeber bei der Wahl von Clubs. Das eigene Können schränkt die Auswahl ein – der irrige Traum vom klassischen Blade ist ein Beispiel dafür. Übrigens: selbst die Cracks spielen heutzutage kaum mehr reine Blades. «Wer sich heutzutage noch mit einem Blade abmüht, ist selber schuld» – so lautet ein Kommentar des FittingSpezialisten und Golflehrers Alain Pfister zu diesem Thema.

Man sollte sich also mit Eisen eindecken, mit denen es einem wohl ist, das heisst, von denen man den Eindruck hat, sie lassen sich leicht spielen. Natürlich spielt auch die Ästhetik eine Rolle: Schläger, die einem gefallen, spielt man lieber – und besser. Denn der angenehme optische Eindruck steigert das Vertrauen in das Material, was sich auch auf das für den Spiel- erfolg so wichtige Selbstvertrauen positiv auswirkt und damit erst echte Freude am Spiel ermöglicht.

Neben der Härte des Schaftes ist die Spezifikation des Schlägerkopfes das andere wichtige Element, welches darüber entscheidet, ob das Eisen zum Schwung und den damit verbundenen körperlichen Voraussetzungen eines Spielers passt. Das heisst vor allem: möglichst regelmässige Schläge und eine korrekte Flugbahn des Balles. Um das zu erreichen, bieten die Hersteller verschiedene Modelle an, die sich anhand der Gewichtsverteilung im Schlägerkopf unterscheiden lassen, welche den Bereich des Sweetspots und dessen Höhe beeinflusst. Viel Gewicht seitlich und vor allem in der breiten Sohle eines grossen, gegossenen Schlägerkopfes bedeutet ein tiefer Schwerpunkt und ein verzeihenderer Sweetspotbereich. Anfänger und wenig athletische Spieler werden nur mit einem solchen Eisen froh, denn es gewährt ihnen die erwünschten Ballflüge. Der Gegensatz dazu ist eben das geschmiedete, fast zierlich zu nennende Blade.

Zwischen diesen Extremen – viel Gewicht in der Sohle einerseits und Blade andererseits – bewegen sich die Eigenschaften der Schlägerköpfe der Eisen. Es sind also nicht die Herstellermarken, sondern die zum individu-

Eisen in der Entwicklung vom historischen, geschmiedeten Club mit einem extrem kleinen Clubhead mit wenig Masse bis zum modernen Eisen mit Perimeter Weighting und viel Masse in der Sohle, wie es von KarstenSolheim (Ping-Gründer) in den Siebziger Jahren erstmals in einer gegossenen Version vorgeschlagen wurde.

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