7 minute read

Wie aus Kindern gute Golfer werden

Sport ist heute längst eine Wissenschaft; man darf also erwarten, dass es gesichertes Wissen über das Züchten von Tigern gibt. Oder vielleicht doch nicht? Beobachtungen zeigen, dass es trotz allem nur einen einzigen Tiger gibt, auch wenn zumindest Zehntausende von Kids von ihren golfbesessenen Eltern täglich mit Tigerbalsam eingeschmiert werden. – Hinter dieser lockeren Einleitung stecken Fragen. Einige davon hat Golf Suisse mit Rolf Altofer besprochen, der sich beruflich (im BASPO in Magglingen) mit Kindern, Jugendlichen und Sport beschäftigt. Weil er selber ein guter Golfer ist, ist er auch in ein Engagement in der Nachwuchsförderung der ASG hineingerutscht.

Der jung Mensch ist eine Bewegungsmaschine: Kinder rennen herum, klettern, werfen alles, machen Purzelbäume und sind ständig auf Höchstleistung. Sie überlegen nichts, schonen sich nicht, schiessen sich ständig den Kopf ein oder – was man ihnen nicht wünscht – brechen sich die Knochen. Natürliche Lernprozesse laufen ab, die essenziell sind, um ihnen später das Leben und Überleben zu erleichtern. Genau so sollten nach Meinung des Fachmannes auch die sportlichen Lernprozesse ablaufen. Soll aus einem jungen Menschen ein guter Sportler werden, so muss bei ihm zuerst einmal so etwas wie das Verständnis dafür, was Sport ist, aufkommen. Das kann man ihm nicht beibringen; kleine Kinder verstehen den Wettkampf noch eher als Kampf, als Selbstbehauptung. Man denke nur an das spielerische Rangeln und Balgen junger Tiere, aus welchem nach und nach ein «Jeder gegen Jeden» und damit eine Überlebenstechnik wird. Bei uns Menschen sind im Laufe der Evolution Abstraktionsfilter dazu gekommen; das Überleben wird heute wirtschaftlich verstanden, und es geht darum, im Beruf erfolgreich zu sein. Der einzige Bereich, in welchem wir Menschen im friedlichen Leben noch physisch aufeinander losgehen, ist der Sport: im Boxen mit den Fäusten, in der Leichtathletik mit der Schnelligkeit, und im Golf mit der Länge der Tee Shots.

Advertisement

Ausprobieren und Irren

Dass das so ist, das lässt sich wohl nicht ändern. Aggressives Verhalten, im Leben verpönt, ist im Sport wichtig, ist ein Erfolgsfaktor. Und diese «sportliche» Aggressivität ist nicht selten bei Eltern zu erkennen, die aus ihren Kindern einen Roger, eine Martina, einen Didier oder einen Tiger machen wollen. Rolf Altorfer: «Wenn Kinder aufwachsen und ihre eigene Persönlichkeit finden, dann kann man nicht wissen, ob aus ihnen einmal gute Sportler werden. Ob sie also Talent haben, das muss sich erst zeigen. Verlangt man etwas von ihnen, dann reagieren sie ja nicht selten durch Ablehnen. Ich denke daher, dass man sie am besten machen lässt. Man weist ihnen einen Weg, setzt vielleicht auch Leitplanken, und dann müssen sie sich herantasten, auch mal in verbotene Zonen vorstossen. Diese Verbote kann man so setzen, dass Kids insgeheim dazu animiert werden, sie zu brechen; das ist auch eine Möglichkeit, die Selbständigkeit zu wecken. Solange wie möglich sollte das spielerisch geschehen. Wettkämpfe kommen dann noch früh genug». Er will bewirken, dass bei den Kindern die Faszination für den Sport aufkommt. Sie müssen aus sich heraus eine Motivation spüren, das und nicht etwas anderes zu tun; das ist die Grundlage dafür, eine Sportlerkarriere überhaupt durchzustehen. Immerhin bringt das jahrelanges Trainieren mit sich, ohne dass irgendeine Gewissheit besteht, es zu etwas zu bringen! Vorbilder spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Kinder von sportlichen Eltern sind überdurchschnittlich häufig ebenfalls sportlich; und die Beispiele von kleinen Dörfern, in welchen es nur einen wichtigen Sportverein gibt, tauchen immer wieder auf – Turnverein, Schwingerclub, Hornussen, Schiessen, Fussball und so weiter. Das hat auch im Golf so funktioniert, als die Schüler ganz selbstverständlich an den Wochenenden als Caddie die Bags der Mitglieder für ein paar Franken schleppten. Am Montag dann durften sie selber ausprobieren, was sie am Sonntag gesehen hatten. Ältere Geschwister, Lehrer, Leiter im Club, aber auch nationale oder internationale Helden können erstklassige Vorbilder sein. Aber ist unser Kind ein Talent? Zufälle können eine wichtige Rolle spielen; den wieso soll gerade Joe Golfers Junior zu einem Scratch-Golfer werden, bloss weil er selber es bis zu einem Handicap 22 gebracht hat? Vielleicht wäre Junior eher ein Talent im Gewichtheben oder im Marathonlauf, wo feinmotorische Fähigkeiten eine untergeordnete Rolle spielen...

Alles nur zum Spass

Joe Golfer (der 22-Handicapper) ist also gut beraten, seinen Junior zuerst einmal kritisch zu beäugen – ist er ein Tiger oder nicht? An was hat er Spass? Ist er ein Gruppenmensch oder ein Eigenbrötler? Ist er willig, oder ist er stur? Ist er flink, wendig, flexibel, quicklebendig, oder ist er eher der bodenständige, breitbeinige, zupackende Typ? Aber vor allem: was macht ihm Spass?

Kinder finden am besten heraus, wo sie hingehören, wenn man sie möglichst vieles und möglichst verschiedenes machen lässt. Da es in der Schweiz, gleich wie in den meisten Ländern der Gegenwart, keine Talentsichtung à la DDR mehr gibt, gibt es keine bessere Möglichkeit, als unsere Kinder alles ausprobieren zu lassen und unser eigenes Vorbild wirken zu lassen. Es könnte ja sein, dass ihnen Golf Spass macht!

In dieser «polysportiven Grundausbildung», wie Rolf Altorfer das nennt, zeigt sich dann schon, wo's lang geht. Die Rede ist von den Jahren etwa ab Kindergarten- oder Erstklassalter bis ungefähr zum Beginn der Pubertät. Langsam zeigen sich dann die Neigungen und Eignungen; jedes Kind hat dann die Tendenz, sich dort vermehrt zu betätigen, wo es gut ist. Natürlicherweise wendet der Mensch nämlich nicht massenweise Energie auf, um seine Schwächen zu bekämpfen, sondern diese lässt er links liegen und gibt sich dem Genuss dessen hin, was er beherrscht, wo er der beste ist. Ebenso langsam kann dann aus Spass Ernst werden; um noch besser zu werden, nimmt man ein Training auf, meistens in einer Gruppe, und lernt so, dass systematisches Vorgehen Erfolge bringen kann. Erst mit der Zeit wird daraus schliesslich eine Spezialisierung und vielleicht eine Annika oder gar ein Tiger.

Kinderschwung in Ruhe lassen

Doch weitere Klippen lauern auf dem Weg an die Weltspitze. Gerade im Golf ist die Technik sehr wichtig; denn man muss ja zuerst einmal einen Ball ins Spiel bringen können, lang und gerade, bevor es ans Scoren geht. Joe Golfer hat allen Grund zur Annahme, sein achtjähriger Junior habe das Zeug zum Longhitter, ist er doch grossgewachsen und kann einen Driver schon von einem Putter unterscheiden. Allerdings ist nach Rolf Altorfer bei Kindern vieles –oder vielleicht sogar alles – anders. Körperlänge und Kraft wachsen nicht gleich schnell, nicht in gleichem Verhältnis und schon gar nicht linear. Bis sich ein Bursche nach einem Wachstumsschub wieder einigermassen zu bewegen gelernt hat, können Wochen oder Monate verstreichen; in dieser Zeit sind seine Schwünge eher spastische Zuckungen, und es kann schwierig sein, ihn bei der Stange zu halten. Die Motivation und der Durchhaltewille kommen ins Spiel; der Junior sollte jetzt nicht unter Druck gesetzt werden. Die motorischen Fähigkeiten, die Bewegungsgewandtheit und die Koordination werden nachziehen. Spielerische Übungen können helfen: kleine Mätschli ums Chipping

20 Jahre Quality Golf-Unterricht

Nach unserem Motto: We don’t just teach a swing - we show you how to play on the golf course!

Golf Club Patriziale Ascona, Tessin/Schweiz

Maximal 6 Teilnehmer pro Academy Kurs

Täglich 5 Std. Unterricht (Mittwoch 3)

Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag Driving Range + 9 Löcher auf dem Platz

Exklusiv reserviertes Gras Teaching Areal

6 überdachte Abschlagplätze bei Regen

PLAYING SCHOOL

Montag - Mittwoch / CHF 990,–

PLAYING SCHOOL

Mittwoch - Freitag / CHF 990,–

WEEKEND SCHOOL

Samstag - Sonntag / CHF 590,–

5 TAGE KURS

Samstag - Mittwoch / CHF 1.490,–

5 TAGE KURS

Mittwoch - Sonntag / CHF 1.490,–

SUPER PLAYING KURS

Montag - Freitag / CHF 1.690,–

CLIFF POTTS GOLF ACADEMY International

GC Patriziale Ascona

Via al Lido 81, CH-6612 Ascona

Telefon: +41 (0)91 780 9392

Fax: +41 (0)91 780 9404 office@cliff-potts-golfacademy.com www.cliff-potts-golfacademy.com

Green herum, oder supponiertes Spiel auf der Driving Range (Bälle in Korridore hinein schiessen, Fahnen angreifen usw.).

Kinder schwingen den Club vor allem mit Schwung; ihnen fehlt die Kraft noch, alles zu vermurksen. Sie können den Ball nicht steuern, sie können bloss den Club schwingen lassen. Genau betrachtet ist das doch genau das, was wir alle zu machen versuchen!

In dieser Phase – vielleicht zwischen 10 und 13 Jahren –entwickeln sich nicht nur motorische, sondern auch mentale Fähigkeiten. Sie gehören genauso zu den Talentvoraussetzungen. Mr. und Mrs. Joe Golfer sehen sich jetzt wahrscheinlich auch zum ersten Mal mit der Möglichkeit konfrontiert, dass Junior punkto sportliches Talent von der Natur nicht «das volle Programm» mitbekommen hat, wie ein Tiger oder ein Roger. «Diese beiden hätten es in vielen Sportarten an die Weltspitze geschafft; es sind überdurchschnittlich begabte Sportler, wie sie eben selten sind», meint Rolf Altorfer dazu. «Die meisten Menschen sind weniger talentiert, was aber noch lange nicht heisst, dass man es zu nichts bringt. Wir alle müssen lernen, mit dem zu leben, was wir haben. Insbesondere ist es wichtig, seine Stärken auszunützen! Leider herrscht in der Schweiz eher ein Klima des Gleichmachens: wer herausragende Fähigkeiten hat, fällt unangenehm auf. Der Schweizer Sport hat auch nur noch sehr wenige Ausnahmekönner. Wenn man denkt, dass Schweden nur etwa zwei Millionen mehr Einwohner hat als die Schweiz…»

Spielen, spielen, spielen

Rolf Altorfer hat nicht die geringste Mühe, etwas konkretere und praktisch anwendbare Angaben zu machen: «Das Golfspiel ist ein Spiel, und man lernt es am besten, indem man spielt. Mit etwas Phantasie hat man sich schnell irgend ein Spielchen ausgedacht; aber die ASG hat auch Vorarbeiten geleistet. Es gibt ein Trainingshandbuch für Kinder, das zahlreiche Übungen enthält. Diese können in Trainingsgruppen im Club, aber auch in der Familie gespielt werden. Diese Spiele können immer auch als Duell, als Wettkampf gespielt werden, zwischen zwei oder auch mehreren Teilnehmern, die Kinder unter sich, oder die Eltern mit den Kindern. Es ist gut, auch Challenges aufzubauen – Stil: schaffst du es, zehn Putts in Folge aus einem Meter einzulochen?»

Altorfer plädiert für möglichst wenig Einschränkungen, möglichst viele Varianten, möglichst hohe Vielseitigkeit, viel Freiheit zur Entwicklung seines persönlichen Stils, seiner eigenen Technik. «Warum nicht mit seinem Sohn einmal in einen verlassenen Wald, nur den Sandwedge und einen Golfball dabei, und dann durch Astgabeln, unter Ästen hindurch, über Felsbrocken und so weiter chippen oder pitchen; aus schwierigen Lagen heraus oder senkrecht in die Höhe. Einfach alles ausprobieren – so lernen die Kinder am schnellsten, sie behalten die Freude und werden so vielleicht am Ende zu Talenten».

Wird man den nicht als Talent geboren? «Einiges ist angeboren; aber vieles, was man gemeinhin als Talent bezeichnet, ist das Resultat von Training, von richtigem Training. Und sogar das grösste Talent muss viel trainieren, sonst gewinnt es keinen Blumentopf!»

Zum ASG-Trainingshandbuch: www.asg.ch/Junioren/Ausbildung

This article is from: