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Anstiftung zum Regelverstoss
«Den Kopf unten halten, den linken Arm strecken, unter den Ball schwingen, ja kein Handgelenkeinsatz» – das sind für viele Golfer sakrosankte Gesetze, die es als Erfolgsgaranten für den ultimativen Schwung um jeden Preis zu befolgen gilt. «Irrtum», meint dazu Marcus Knight, der diese in vielen Köpfen verankerten vermeintlichen Wahrheiten für unzählige verkorkste Schläge verantwortlich macht.
Ein guter Golfschwung ist eine lockere rhythmische Bewegung, mit dem Zweck, eine möglichst hohe Schlägerkopfgeschwindigkeit zu generieren und den Ball auf seiner Rückseite so zu treffen, dass er als Folge davon in einer vom Loft des Schlägers bestimmten Flugbahn Richtung Ziel fliegt. Auf welche Weise der Spieler diese Prämissen erfüllt, ist nicht von Belang. «Der Ball richtet sich nicht nach der Art des Schwungs des Spielers, ihm ist es egal, wie die zentralen Elemente, nämlich die Schlägerkopfgeschwindigkeit und die square Ausrichtung des Schlägerblattes beim Treffmoment, zustande kommen», mit diesen Worten pflegt Marcus Knight seine Golf-Philosophie bildhaft zu erläutern, die den perfektionistischen Anspruch an den Golfschwung relativiert, von dem viele Spieler geradezu besessen sind. Deren Idealvorstellung ist zudem mit falschen Bildern durchsetzt, die sich in den Köpfen buchstäblich eingebrannt haben und denen geradezu Mythos-Charakter beigemessen wird. Doch scheinbar in Stein gemeisselte Gesetzte sind nicht allgemeingültig, sondern hemmen vielmehr die freie Schwungbewegung und damit vor allem auch deren hauptsächlichen Zweck, nämlich die individuell optimale Schlägerkopfgeschwindigkeit zu produzieren.
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§ 1: den Kopf unten halten!
Viele Golfer sind felsenfest davon überzeugt, dass es für jeden ihrer Fehlschläge nur einen Grund gibt: sie
Bereits im Setup lässt sich erkennen, ob ein Spieler einen lockeren, rhythmischenSchwung machen wird oder sich (im wahrsten Sinne des Wortes) darauf versteift, den Kopf «unten» halten zu wollen. haben den Kopf nicht «unten» gehalten! Doch dieser selbst auferlegte Zwang, den Kopf um jeden Preis so genannt unten halten zu wollen, verlangt nach einer statischen Position. Sie führt zu einer verkrampften Haltung, die einem rhythmischen Schwung im Wege steht. Besser wäre es, davon zu sprechen, den Ball anschauen zu wollen – ein bedeutender Unterschied in der Attitüde, denn das würde auch bedeuten, bereit zu sein, dem Ball nach dem Treffmoment nachzuschauen. Ein erfolgreicher Schwung verläuft nämlich zielorientiert. Das krampfhafte Bemühen, den Kopf unten zu halten, führt vielfach zu fetten Schlägen mit sich verstärkender Tendenz: je verkrampfter sich der Spieler als Reaktion auf den Misserfolg verhält, desto mehr tendiert die Kopfhaltung nach unten –ein Teufelskreis.
Wie man den Ball anspricht, so will man ihn auch treffen. Der Körper weiss demnach eigentlich, wo sich der Ball befindet, und wohin er fliegen soll. Das Auge fixiert und verfolgt den Ball, die Haltung des Spielers soll in jeder Phase einen harmonischen, rhythmischen Schwung erlauben – die einseitige Konzentration darauf, den Kopf unten halten zu wollen, führt zur bereits erwähnten verkrampften Haltung, tötet den Rhythmus ab und behindert einen zielorientierten Schwung. Denn im Grunde genommen ist der Ball nicht das Ziel, vielmehr der Fairway oder die Fahne. Die mentale Ausrichtung zum Ziel drückt sich in der Körpersprache entsprechend aus: nicht krampfhaft auf den Ball fixiert – dessen Position ja unverrückbar feststeht – sondern einen kraftvollen und gleichzeitig locker-harmonischen, richtungsbestimmten Bewegungsablauf ankündigend.

§
2: gestreckter linker Arm!
Ebenso wie eine unnatürliche Kopfhaltung hat auch ein krampfhaft gestreckter linker Arm die Funktion einer angezogenen Handbremse und wirkt damit hinderlich auf den Schwung ein. Nichts sollte dessen freie Entfaltung stören. Es gibt überhaupt kein Muss, dass im Schwung der linke Arm gestreckt bleiben soll. Im Gegenteil: ein krampfhaft gestreckter linker Arm hat eine verkrampfte Haltung zur Folge, behindert die Bewegung des rechten Arms und blockiert zudem die entscheidend wichtige Vorwärtsbewegung des Schlägerkopfes: so werden beste Voraussetzungen für einen Slice geschaffen. Der Job der Golfer besteht darin, Schlägerkopfgeschwindigkeit zu produzieren. Das ist nur mit einer lockeren Muskulatur möglich. Ein krampfhaft gestreckter linker Arm wirkt dieser Forderung entgegen. Häufig treten die Bremseigenschaften gar in einer Kombination von «Kopf unten halten» und willentlich gestrecktem linkem Arm auf: mit der
Folge einer potenzierten Verkrampfung und entsprechend verkorkstem, kurzem und unpräzisem Spiel, wie es den so genannten Hacker auszeichnet.
§ 3: unter den Ball schwingen!

Der Schwunggedanke, mit dem Schläger unter den Ball schwingen zu wollen, ist nicht nur vollkommen unnötig, sondern, was das Resultat anbelangt, extrem kontraproduktiv. Denn es geht – ausser im Bunker –darum, mit dem Schlägerblatt gegen die Rückseite des Balles zu schlagen: Im Idealfall treffen die Schwerpunkte von Schlägerkopf und Ball auf gleicher Höhe aufeinander. Wie hoch der Ball dann fliegt, bestimmt der Loft. Das Aufteen oder eine gute Lage im Semirough erleichtern die Aufgabe, den Ball korrekt zu treffen, und abgesehen von hohem Rough bleibt die zu treffende Rückseite des Balles stets einsehbar.
Vor allem im kurzen Spiel ist die irrige Vorstellung verbreitet, mit dem Schläger unter den Ball kommen zu müssen. Dieses Bestreben hat ein falsches Bewegungsmuster zur Folge: statt den Ball zu schlagen, wird versucht, diesen so genannt zu «löffeln». Mit einer solchen, der Idee des Golfspiels zuwiderlaufenden «Technik» sind grobe Fehlschläge an der Tagesordnung. Der Ballflug bei Schlägen auf der Abschlagsmatte oder der Roll beim Putten beweist es deutlich: man schlägt nie unter den Ball! Nicht den Schlägerkopf unter dem Ball durchzuschwingen ist das richtige Bild, sondern vielmehr die Vorstellung der
Ebenfalls die volle Konzentration auf den gestreckten linken Arm, der jedoch nur vermeindlich einen gelungenen Schwung garantiert, behindert offensichtlich eine Ansprechhaltung, aus der die erwünschte höchstmögliche Schlägerkopfgeschwindigkeit resultiert.
Marcus Knight kam 1994 in die Schweiz, er ist mit einer Schweizerin verheiratet und mittlerweile auch Schweizer Bürger. Obwohl noch jung an Jahren, verfügt er über viel Erfahrung, denn nach seinem eigenen Bekunden hat er im Laufe seiner wechselvollen Karriere «jeden Fehler gemacht», aber auch entsprechend viel daraus gelernt. Davon profitieren die Mitglieder in Schönenberg, wo Marcus Knight seit letzter Saison mit grossem Engagement als Headpro wirkt.


Vorwärtsbewegung des Schlägerkopfes durch den Ball, die damit die Wirkung des Lofts effizient zum Tragen bringt.
4: kein Handgelenkeinsatz!
Die grossen Vorbilder zeigen es vor: Handgelenkeinsatz geht auf Kosten der Präzision. Also gilt es, diesen möglichst zu vermeiden: Handgelenkeinsatz ist verboten! Nicht jeder kann allerdings die Schultern drehen, in einer Rotation la Tiger Woods. Doch der Ball muss unbedingt Energie tanken, Geschwindigkeit ist ein Muss, denn Länge bringt bessere Resultate. Dynamik im Schlägerkopf ist unverzichtbar. Wer diese nicht mit den grossen Muskeln erzeugen kann, ist auf den Peitscheneffekt des Handgelenks angewiesen. Das ist wohl eine risikoreichere Variante, doch es macht den Challenge of Golf interessanter, denn das Ziel soll nicht die statische Schwungkontrolle sein, sondern ungebremste Dynamik. Jeder muss selber testen und experimentieren, wo seine Grenzen liegen. Der Ballflug dient dazu als verlässliche Referenz. Wie gesagt, es geht um
Geschwindigkeit und nicht darum, vermeintlich sakrosankte Regeln zu befolgen. Schafft man es nicht, mittels Rotation auf Tempo zu kommen, so kommt stattdessen der Teppichklopfer-Stil zum Einsatz, damit man dem Ball ordentlich einen «zwicken» kann.
Die Lex Knight: Dynamik Richtung Ziel!
Das Ansprechen nimmt das perfekte Aufeinandertreffen von Schlägerkopf und Ball vorweg. Der Grund, dass ein Schwung nötig wird, ist einzig die fehlende Geschwindigkeit in dieser Position. Wie man diese erlangt, dafür gibt es keinen Schönheitspreis. Wohl aber ist dazu Kreativität gefragt, um die individuellen Möglichkeiten optimal auszuloten und zu nutzen. In diesem Zusammenhang vergleicht Marcus Knight den Schläger des Golfers mit dem Pinsel des Malers. Golf ist stets mit Risiko verbunden, feste Regeln gelten wohl für das Spiel, aber nicht für den Schwung. In den Köpfen behindern viele falsche Bilder – auch stabil zu stehen gehört beispielsweise dazu –

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Was habe ich falsch gemacht?
Immer wieder wird Marcus Knight in seinen Golflektionen von seinen Schülern gefragt: Was habe ich falsch gemacht? Marcus hält nichts von solchen negativen Gedanken, von denen praktisch alle Amateure besessen sind. Was er mehr sehen möchte, wäre eine positive Körpersprache, die das Bestreben und den Willen ausdrückt: Geschwindigkeit zum Ziel! Und wenn er die Macht dazu hätte, würde er allen Ehepartnern unter Strafe verbieten, ihren Liebsten gegenüber folgenden Satz auszusprechen: «Du musst den Kopf unten halten!» die freie Entfaltung des Schwungs. Als einziges gültiges Feedback erweist sich der Ballflug. Vorbildlich ist die Attitüde der Junioren, nicht weil sie viel beweglicher sind, sondern durch ihre Unbekümmertheit, es einfach, ohne auf die Bremse zu treten, passieren zu lassen. Dagegen behindert eine selbst auferlegte Hemmung jeglichen spielerischen Fortschritt. Dieser ergibt sich durch längere Schläge und ein konstantes kurzes Spiel, wobei beide Kriterien nicht von falschen Bildern infiziert sein sollten. Klare Vorstellungen von den individuellen Voraussetzungen und Absichten und eine positive Körpersprache wirken vorbeugend gegen die den freien Schwung behindernde Verkrampfungen.
Das Ziel ist eine perfekte Flugbahn des Balles in Richtung und Höhe, hervorgerufen durch eine hohe Schlägerkopfgeschwindigkeit, eine square Ausrichtung des Schlägerblattes und den Loft des Schlägers – und nicht eine perfekte Technik. Der individuell Erfolg versprechende Schwung richtet sich nicht nach Vorbildern mit unerreichbaren körperlichen Vorausset- zungen. Und erst recht nicht nach Gesetzen mit nur vermeintlicher Gültigkeit.