Schweizer Landtechnik 08/2020

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FELDHÄCKSLER

Darüber hinaus wird das Stängelmaterial auch in Längsrichtung gut aufgefasert und die Rinde durch das spezielle Walzenprofil abgeschält. Neben einer höheren Milchleistung und verbesserter Tiergesundheit soll «Shred­ lage» Milcherzeugern weitere Vorteile bie­ ten. «Durch den optimalen Aufschluss der Stärke kann der Kraftfuttereinsatz bei ins­ gesamt höherer Milchleistung reduziert werden», zitierte Claas entsprechende For­ schungsergebnisse aus den USA. Auch die Ergänzung strukturreicher Komponenten wie Stroh könne eingeschränkt werden oder sogar entfallen, wodurch sich weitere Einsparmöglichkeiten ergeben würden.

Es ist ruhig geworden Es sei mittlerweile in der Diskussion um «Shredlage» ruhiger geworden, sagt Ge­ org Döring, der bei Claas als Produkt­ manager für die Märkte Deutschland, Be­ nelux und Schweiz zuständig ist. Deshalb bewerbe Claas das Thema derzeit auch nicht gross. Allerdings seien jene Kunden, die sich mit «Shredlage» auseinanderge­ setzt hätten, zu 98 % auch bei dieser Tech­ nologie geblieben. «Wir bei Claas beschäf­ tigen uns aber nach wie vor damit, auch laufen noch weitere Versuche, die insge­ samt sehr vielversprechend sind», betont Döring. Das Qualitätsbewusstsein rund um die hohe Kornaufbereitung habe durch die neuen Techniken enorm zugenommen, so­ wohl in der Fütterung als auch in der Bio­ gas-Aufbereitung. Knapp ein Viertel aller ausgelieferten Feld­ häcksler vom Typ «Jaguar» werden bei Claas mit «Shredlage»-tauglichen Crackern ausgeliefert. Die Rückmeldungen seitens der Kunden seien in der Regel positiv. Dö­ ring verschweigt aber nicht, dass in der Praxis auch mal Fehler auftreten würden. Verschlissene Walzen, nicht korrekt kali­ brierte Spaltmasse beim Corncracker oder nicht berücksichtigte Sorten­änderung sei­ en Mängel, welche die abgelieferte Quali­ tät von «Shredlage» negativ beeinträchti­ gen würden.

‹Shredlage›-Technik bei der Ernte von gan­ zen Maispflanzen für die Herstellung von Silage rechtfertigt», lautet ein Fazit eines Versuchs bei Agroscope. Kommt hinzu, dass diese Technik kostspie­ liger ist und ein grösseres Risiko für Nacherwärmungen birgt. Denn «Shred­ lage»-Maissilage lässt sich gegenüber herkömm­licher Maissilage um rund 10 % schlechter verdichten. Es braucht deshalb höhere Gewichte und während der Ent­ nahmephase einen ausreichenden Vor­ schub, damit nicht unerwünschte Futter­ verluste beklagt werden müssen. Ganz abschreiben möchte Ueli Wyss diese Technik doch nicht. Sie wäre erneut in Be­ tracht zu ziehen, wenn sich herausstellen sollte, dass die Standardrationen für Wie­ derkäuer aufgrund geänderter Produkti­ onsbedingungen überarbeitet werden müssten, so sein Fazit.

Wenig Nachfrage Von einem temporären Hype rund um «Shredlage» sprechen auch viele Lohn­ unternehmer, die vor einiger Zeit in diese Silage-Aufbereitung eingestiegen sind. Er habe seinen «Shredlage»-Cracker im ver­ gangenen Jahr gar nie eingesetzt, berich­ tet beispielsweise Hanspeter Baltensperger aus Brütten ZH. Er verfüge derzeit auch über keine Kunden, die Langschnittmais wollen. Ähnlich tönt es bei Felix Villiger aus Alikon AG. Hätten viele Landwirte noch vor ein paar Jahren fast nur «Shredlage» gefor­ dert, sei dieses Interesse heute nicht mehr vorhanden. Positive Effekte sieht er aber in der Querfaserung oder Scherwirkung des Häckselguts und in der besseren Quet­

Die speziellen «Shredlage»-Walzen ermöglichen die Längs- und Queraufbereitung des Häckselguts.

schung der Körner. Deshalb verwendet er den Cracker nach wie vor, häckselt aber wieder in der bei uns üblichen Länge.

Fazit Einst als «Wunderwaffe» gepriesen, hat sich in Europa und auch in der Schweiz der Hype um «Shredlage» oder Langschnitt­ mais wieder gelegt. Da in unseren Regionen die Futterrationen diversifizierter und gene­ rell strukturreicher sind, hat sich diese Häck­ seltechnik nicht durchsetzen können. Der prognostizierte Nutzen von höherer Mastoder Milchleistung konnte nicht signifikant nachgewiesen werden. Kommt hinzu, dass die Verdichtung von Langschnittmais im Si­ lo anspruchsvoller und die Gefahr von Nacherwärmungen weitaus grösser als bei konventionellem Häckselgut ist.

Resultate nicht bestätigt «Die ersten positiven Ergebnisse von Ame­ rika konnten in Europe nicht bestätigt wer­ den», bilanziert Ueli Wyss, wissenschaftli­ cher Mitarbeiter für Produktionssysteme Tiere und Tiergesundheit bei Agroscope in Posieux. Er verweist dabei auf eigene Ver­ suche (Munimast) und auf Untersuchun­ gen in Deutschland (Milchvieh). «Zum jet­ zigen Zeitpunkt gibt es deshalb kaum Argu­mente, welche die Anwendung der

Gemäss eigenen Angaben werden bei Claas rund 25 % der verkauften Feldhäcksler mit «Shredlage»-Crackern ausgeliefert.

8 2020 Schweizer Landtechnik

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