Surprise 302/13

Page 12

Markus Jud begleitete die Sanierung als Ingenieur.

Umweltschützer Stefan Paradowski erhob Einsprache gegen das Projekt.

kurz vor Projektauflage. Um die Aufweitung beim Hänggelgiessen zu Einsprachen gegen das fertige Projekt gab es dennoch. Nicht aus Benverhindern, gründeten die Schänner Bauern die IG Hochwasserschutz. ken, sondern aus der Nachbargemeinde Schänis. Von Bauern, die sich Um die einzige Vertretung der Landwirtschaft zu sein, traten sie dem bis Herbst 2005 nicht für das Projekt interessiert hatten. Weil sie glaubLandwirtschaftsforum bei und lösten es mit Mehrheitsbeschluss kurzten, es betreffe sie nicht. Denn bei Schänis fliesst die Linth noch in einem erhand auf. Nahmen sich einen Anwalt, erhoben Einsprache gegen das tiefen Bett, und so lange die Leute zurückdenken können, ist sie hier nie Projekt, legten Beschwerde bei Verwaltungsgericht ein. Ein Teil ging bis über ihre Ufer getreten. Erst vom sogenannten Hänggelgiessen an erhebt vor Bundesgericht. Ohne Erfolg. sich das Bett des Flusses über die Ebene. Mitglied bei der IG Hochwasserschutz waren auch Ruedi und Priska Und genau an dieser Stelle planten die Projektverantwortlichen den Seliner. Sie bewirtschaften das Land, das an den Hänggelgiessen grenzt, sogenannten Überlastfall. Das heisst: Falls der Kanal einmal mehr Wasund mussten selbst eine halbe Hektare für die Aufweitung geben. Direkt ser führt, als die Dämme in Benken zu fassen vermögen, wird hier Wasser in den Hintergraben, einen Nebenkanal zur Entlastung des Hauptflusses, herausgeleitet, Kulturlandverlust, Umweltschutz, Überlastfälle – die Konflikte um einen Dammbruch weiter unten zu verhinin der Linthebene wiederholen sich bei den Sanierungen von dern. Für die Ingenieure war der Überlastfall Rhone und Alpenrhein. ein Notfallkonzept für ein Hochwasser, das nur alle 300 Jahre einmal auftreten sollte. Ein an ihrem Hof vorbei fliesst der Steinerrietkanal, einer der Bäche, die technisches Detail, dessen emotionale Wirkung sie unterschätzten, wes2005 über die Ufer traten. Heute ist die Wut der Seliners verraucht. Auch halb sie die betroffenen Schänner Bauern nie direkt informierten. Erst in Angst ist nicht mehr spürbar, als sie über den neu erstellten rechten der Broschüre, die kurz vor Projektauflage an alle Haushalte der Region Linthdamm gehen und die Aufweitung betrachten. Wo früher noch ging, lasen die Betroffenen davon, dass ihre Ebene bei einem extremen Damm war, fliesst nun die Linth. Der neue Damm führt in einem Bogen Hochwasser unter Wasser gesetzt würde. um die grosse Kiesfläche herum, die noch vor vier Jahren eine von Bäumen umgebene Wiese war. Eigentlich sehe es gar nicht schlecht aus, fin«Es ist nicht gesund, sich ständig aufzuregen.» det Ruedi Seliner. Ein paar offene Fragen habe er schon noch. Aber er Dass das Millionenprojekt den Hochwasserschutz in ihrer Gemeinde wolle nicht mehr als Verhinderer hingestellt werden, er wolle Frieden. nicht verbessern, sondern ein neues Problem schaffen sollte, weckte ih«Es ist nicht gesund, sich ständig aufzuregen.» re Wut. Und die Angst, dass der Überlastfall mit einem Hochwasser der Dass Ruedi und Priska Seliner nun doch einigermassen zufrieden Schänner Wildbäche zusammenfallen könnte – denn diese hatten die sind mit dem Projekt, kommt aber nicht von ungefähr. Es hat mit einem Ebene immer wieder unter Wasser gesetzt, zuletzt im Sommer 2005,

12

SURPRISE 302/13


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Surprise 302/13 by Surprise Strassenmagazin - Issuu