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Ansichtsexemplar
und du glaubst gar nicht, wie oft sie deswegen komisch behandelt oder sogar beleidigt wird. Sicher kommt es auch vor, dass auf Mädchen von der Familie Druck ausgeübt wird und das geht gar nicht. Das sind aber Ausnahmen und die Leute tun so, als würden alle eins tragen und man würde sie dazu zwingen. Stereotype nennt man sowas.
Jakob: Ich kann deinen Ärger gut verstehen. Viele wissen da zu wenig Bescheid – ich auch.
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Sana: Man muss es auch wissen wollen. Es ist halt einfacher, seine eigenen Vorstellungen nicht zu hinterfragen. Das gibt es natürlich überall, auch manche Muslime haben Vorurteile
Jakob: Wie meinst du das? Welche Vorurteile gibt es denn über uns europäische Christen?
Die Auseinandersetzung mit anderen Religionen und Kulturen sowie mit Vorurteilen gehört zur interkulturellen Bildung.
Sana: Trage ich etwa eines? Vielleicht werde ich das einmal tun, aber das werde ich selbst entscheiden. Für viele Musliminnen ist es ein Zeichen ihres Glaubens und ihrer Zugehörigkeit zur Religion. Oder auch einfach Gewohnheit und Tradition. Aber weißt du was?
Die allermeisten muslimischen Frauen in Österreich tragen kein Kopftuch. Aber darüber spricht niemand. Und wenn sie eines tragen, na und? Meine Tante trägt zum Beispiel eins,
Sana: Da gibt’s auch so einiges. Zum Beispiel, dass ihr eure Religion gar nicht mehr ernst nehmt, euch nur noch um Geld und Besitz kümmert. Oder dass euch Familie und Kinder nicht mehr so viel bedeuten und ihr euer Ego in den Vordergrund stellt. Manche finden, dass es keine Regeln und Grenzen mehr gibt, jeder alles machen darf. Und dass so viel Alkohol getrunken wird, verstehen viele nicht und ja, ausländerfeindlich seid ihr auch.
Jakob: Hey, das ist doch voll gemein! Das trifft alles auf mich oder meine Familie überhaupt nicht zu! Eine Frechheit, dass wir alle so in einen Topf geworfen werden.
Sana: Siehst du, so geht’s uns auch. Man macht keine Unterschiede mehr. Man sieht ein paar Sachen, die man schlecht findet, und dann sagt man gleich, dass alle so sind, obwohl es gar nicht stimmt.
Jakob: Und das mit dem Terrorismus und der Gewalt? Das kann man doch nicht leugnen, die Medien sind doch voll davon? Ich weiß schon, dass das nur eine kleine Gruppe ist, aber …
Sana: aber man tut dann wieder so, als würden alle so sein. Das Gegenteil ist der Fall. Du weißt, wie wir uns im Islam begrüßen?
Jakob: Salam aleikum – der Friede sei mit dir!
Sana: Wa aleikum salam. Der Islam ist eine Religion des Friedens und fast alle Muslime leben untereinander und mit anderen in Frieden. Aber Religion ist Auslegungssache.
Wenn man die Schriften durchstöbert, dann finden sich auch Texte, die von Gewalt sprechen – so wie auch in der Bibel. Wenn man will, kann man die Religion so auslegen, dass sie Gewalt fördert – und leider gibt es zu viele Leute, die das machen. Sie sagen, sie lehren den wahren Islam – in Wirklichkeit verraten sie ihn und wissen in Wahrheit nichts über die Religion! Aber gerade deshalb müssen wir zusammenhalten, Christen, Muslime, Juden, alle Religionen. Wir dürfen uns von diesen Fanatikern nicht spalten lassen. Auch nicht von den politischen Fanatikern, denn Hetze und Hass gibt es auch hier in Europa genug.
Jakob: Ja, du hast Recht. Religion ist immer auch, was man daraus macht. Wir müssen uns gegenseitig dabei helfen, das Beste aus unseren Religionen zu machen, uns besser kennenzulernen und uns besser zu verstehen.
Sana: Dir fallen sicher manche Dinge über den Islam ein, die du nicht verstehen kannst. Geht mir beim Christentum genauso Aber wir können einander verstehen, ohne dass wir alles verstehen.
„Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist die Liebe.“
1Joh 4,8
„Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den sich der Islam gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten.“