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Ansichtsexemplar

Herzlich willkommen! Ich bin der Imam dieser Moschee – ich leite die Gemeinde, diene ihr als Seelsorger und bin auch Vorbeter bei den Pflichtgebeten. Das Wort Islam leitet sich von „Frieden“ (salam) ab und heißt so viel wie „Hingabe an Gott“. Muslim(a) zu sein bedeutet also, ein friedfertiger Mensch zu sein und sein Leben an Gott auszurichten. Der Islam ist deshalb nicht nur eine Religion, sondern ein Lebensstil, der sich an Gottes Geboten und Verboten orientiert.

Das Wort Moschee meint ursprünglich den Ort, wo man vor Gott niederfällt und zu ihm betet – ein Ort der Hingabe, ein Ort der Ruhe Die Moschee ist aber auch ein Ort der religiösen Wissensvermittlung, ein Begegnungsort, wo man feiert, Hilfsprojekte organisiert und vieles mehr. Der typische Turm der Moschee heißt Minarett, den aber nicht alle Moscheen haben.

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Was im Christentum der Sonntag und im Judentum der Samstag (Sabbat) ist, ist im Islam der Freitag. Zu Mittag trifft sich die Gemeinde in der Moschee zum Freitagsgebet, das gemeinsam in Richtung Kaaba verrichtet wird, die in der arabischen Stadt Mekka liegt. Der Pflichtteil des Freitagsgebets ist eine Predigt des Imams: Hier werden der Glaube und aktuelle gesellschaftliche Themen miteinander verbunden.

Zeit für ein Gespräch mit Davud

In Österreich ist der Islam bereits seit dem Jahr 1912 eine anerkannte Religion. Mittlerweile leben hier mehrere hunderttausend Musliminnen und Muslime. Einer von ihnen ist der 15-jährige Davud.

Was bedeutet Islam für dich?

Der Islam ist für mich eine einfache und klare Regelung des Lebens und des Alltags. Es ist zum Beispiel praktisch, seinen Tag an den Gebetszeiten zu orientieren. Dazu kommen verschiedene Regeln, die helfen, das Leben zu organisieren. Und der Islam bietet für jede Lebenssituation eine Antwort: Wenn man wütend oder traurig ist, wenn man bestimmte Fragen hat, dann findet man im Koran oder in den Worten der Propheten eine Antwort. Es gibt auch bestimmte Pflichten, die man hat, das Gebet oder das Fasten zu Ramadan.

Wie lange fastest du schon im Ramadan?

Nachdem ich ins Gymnasium gekommen bin, habe ich begonnen, den ganzen Tag zu fasten. Man muss sich im Rest des Jahres ein paar Vorräte anessen, dann schafft man das schon. Das gemeinsame Gebet und das gemeinsame Essen mit der Familie am Abend ist dann etwas sehr Schönes, man fühlt die Stärke der Gemeinschaft und freut sich, dass man einen Fasttag geschafft hat.

Welche Feste sind für dich besonders wichtig?

Es gibt mehrere kleine Feste im Islam und zwei große: Das erste ist das Zuckerfest oder Ramadanfest. Hier feiert man, dass man den Fastenmonat geschafft hat. Es sind Familientage: Wir besuchen meine Großeltern in Bosnien und in Slowenien, es gibt auch Geschenke, wie zu Weihnachten. Das zweite Fest ist das Opferfest, aber wir sagen eher das „Fest des Näherkommens“. Es geht darum, seiner

Familie und Gott näherzukommen und vor allem darum, dass man Gott dankt.

Was machst du in der Moschee?

Das Freitagsgebet zu Mittag geht sich wegen der Schule nicht aus, das ist sonst immer schön. Für Kinder und Jugendliche gibt es dazu Unterricht in der Moschee Wir Jugendlichen treffen uns am Samstag. Da lernen wir, den Koran auf Arabisch zu lesen und vorzutragen. Das ist immer eine schöne Atmosphäre. Als wir jünger waren, haben wir auch was über die Grundlagen der Religion gelernt oder wie man betet. Außerdem gibt es für uns Jugendliche auch Feste, und wir machen kleinere und größere Ausflüge, gehen zum Beispiel Skifahren oder fahren im Sommer ans Meer

Ist das Thema Religion und unterschiedliche Religionen auch Thema in deiner Schule und bei deinen Freunden?

Wir haben in der Schule auch islamischen Religionsunterricht. Und ich habe natürlich auch christliche Freunde, da vergleichen wir öfter mal: Wie ist es hier im Islam, wie ist es dort im Christentum? Und wir sprechen auch über die unterschiedlichen Feiertage und Traditionen.

Davud

• Alter: 15 Jahre

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