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Ansichtsexemplar
Die Frage nach dem Reich Gottes taucht nicht nur im Neuen Testament auf Schon im Alten Testament sehnt sich das durch Hindernisse und Herausforderungen geprüfte Volk Israel nach einem Land, in dem „Milch und Honig fließen“ (Exodus 3,8), nach einem Reich Gottes auf Erden, nach einer Heimat. Dieses Reich Gottes ist jedoch kein Ort, es beginnt dort, wo Menschen die Liebe Gottes spüren. Im Buch Exodus leben die Israeliten in der Sklaverei in Ägypten. Sie müssen hart arbeiten und bekommen nur wenig zu essen. Gott beruft Mose, um das Volk Israel zu befreien. Er stellt ihm seine Geschwister Mirjam und Aaron zur Seite. Immer wieder sind die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten (Exodus) auf Gottes Hilfe, Schutz und Gnade angewiesen.
Die Ägypter gingen hart gegen die Israeliten vor und machten sie zu Sklaven. Sie machten ihnen das Leben schwer durch harte Arbeit mit Lehm und Ziegeln und durch alle möglichen Arbeiten auf den Feldern. So wurden die Israeliten zu harter Sklavenarbeit gezwungen. Zu den hebräischen Hebammen – die eine hieß Schifra, die andere Pua – sagte der König von Ägypten: Wenn ihr den Hebräerinnen Geburtshilfe leistet, dann achtet auf das Geschlecht! Ist es ein Knabe, so lasst ihn sterben! Ist es ein Mädchen, dann kann es am Leben bleiben. Die Hebammen aber fürchteten Gott und taten nicht, was ihnen der König von Ägypten gesagt hatte, sondern ließen die Kinder am Leben. Da rief der König von Ägypten die Hebammen zu sich und sagte zu ihnen: Warum tut ihr das und lasst die Kinder am Leben? Die Hebammen antworteten dem Pharao: Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen, denn sie sind voller Leben. Bevor die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie schon geboren. Gott verhalf den Hebammen zu Glück; das Volk aber vermehrte sich und wurde sehr stark. Weil die Hebammen Gott fürchteten, gab er ihnen Nachkommen. Daher gab der Pharao seinem ganzen Volk den Befehl: Alle Knaben, die den Hebräern geboren werden, werft in den Nil! Die Mädchen dürft ihr alle am Leben lassen. Ex 1,8-22
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Zeit für Mirjam
Prophetin, mutige Frau und Schwester Mirjam wird in der Bibel mehrfach erwähnt. Im Stammbaum des priesterlichen Volkes, der Leviten, erscheint sie als Schwester von Mose und Aaron. Der Begriff Schwester steht in der Bibel oft für Personen, die einander in ihren Aufgaben gleichgestellt sind. Dabei geht es nicht immer um die tatsächliche Verwandtschaft. Mirjam nimmt die gleiche Stellung ein wie Mose und Aaron.
Sie begleitet die beiden auf ihrem beschwerlichen Weg aus Ägypten. Sie wird von Gott gehört und berichtet den anderen von seinen Worten. Deshalb wird sie auch Prophetin genannt. In der Bibel ist sie eine der wenigen Frauen, die namentlich als Prophetinnen erwähnt werden. Für Mirjam ist es nicht immer leicht, an Gott zu glauben. Immer wieder streiten Mirjam, Mose und Aaron miteinander. Das spiegelt sich auch in ihrem Namen wider, der vom hebräischen mārāh abgeleitet ist. „Marah“ bedeutet „widerspenstig sein“. Das gilt für Mirjam und das Volk Israel. Sowohl Mirjam als auch das Volk folgen nicht immer dem klaren Weg von Mose Mirjam kritisiert ihren Bruder, das Volk sucht nach neuen Göttern. Das Alte Testament beschreibt ihr Handeln nicht immer positiv Beispielsweise wollen Mirjam und Aaron die Stellung Mose zum Thema Ehe nicht anerkennen, da Mose ihrer Ansicht nach nicht richtig handelt. Daraufhin erscheint eine Wolke am Himmel und sie erkrankt an Aussatz (Lepra), einer Krankheit, bei der Geschwüre auf der ganzen Haut entstehen und die sehr ansteckend ist. Krankheiten galten in der damaligen Zeit als Entzug der heiligenden Gegenwart Gottes, was man auch in diesem Text so erklären kann. Mose bittet Gott um Hilfe. Mirjam muss das Lager der Israeliten für sieben Tage verlassen, erst danach wird sie wieder in die Gemeinschaft aufgenommen und das Volk kann weiterziehen. Am Ende aber zählt der Glaube an Gott.
„Dies ist die Nacht, die unsere Väter, die Söhne Israels, aus Ägypten befreit und auf trockenem Pfad durch die Fluten des Roten Meeres geführt hat.“
Exsultet-Auszug
(Bezug zu Ex 14,20-31)
Durch ihn findet Mirjam immer wieder zu ihrer Mission der Befreiung und ihrem eigenen Glauben an Gott zurück.
In einem der ältesten Lieder der Bibel, dem sogenannten Lied der Mirjam, lobt und preist sie Gott. Sie tanzt und singt vor Freude und schlägt auf die Pauke. Sie erzählt von den Ereignissen des Exodus. Mirjam dankt Gott für die Befreiung aus der Sklaverei und für die Freiheit des Volkes. Mirjam selbst erreicht das „gelobte Land“ nicht. Sie stirbt in Kadesch, wo sie der Bibel zufolge auch begraben ist.
Mirjam