Drubadings und Freunde, von links: Gerd Schanen, Gisela Lentz, Kai Rösick und Naschmil Pollmann
trumenten aus dem 19. Jahrhundert und klingen sehr unterschiedlich. Gisela Lentz und Kai Rösick sind eigentlich gestandene Folk-Musiker, doch sie spielen zudem oft und gerne Musik, die vom Hochmittelalter über die Rennaissance bis in die Neuzeit reicht. Ihr Schwerpunkt ist allerdings Tanzmusik: Ausgehend von Branles und mittelalterlichen Pesttänzen zu den Sammlungen des John Playfords aus dem 17. Jahrhundert und weiter zur mitreißenden französischen Tanzmusik des Bal Folk mit ihren Bourrees, Schottischen und Walzern. Es gibt aber durchaus auch augenzwinkernde Ausflüge in Rock, Pop und Jazz. Die ersten Abbildungen von Drehleiern stammen übrigens aus dem 13. Jahrhundert, der Ursprung wird im 10. Jahrhundert im arabischen Kulturraum vermutet. Der älteste Fund in Europa ist eine vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammende Leier in Köln. Drehleiern wurden ursprünglich auch für sakrale Musik eingesetzt und am Hofe gespielt, sanken aber im 15.- 17. Jahrhundert zum Bettler- und Bauerninstrument herab. Im 18. Jahrhundert erlebten sie eine Renaissance in fast ganz Europa, nur in den keltisch geprägten Regionen fehlt sie trotz des an einen Dudelsack erinnernden Klangs. Es gab im Barock sogar Kompositionen für sie, zum Beispiel von Leopold Mozart oder Josef Haydn. Ende des 19. Jahrhunderts verlor die Drehleier europaweit wieder an Bedeutung. Nur in Zentralfrankreich und Ungarn blieb eine starke Spieltradition erhalten. Erst ab etwa 1970 wurden Drehleiern wieder vermehrt gebaut. Heute gibt es sogar vollelektronische Drehleiern und sie werden häufig im Mittelalterrock verwendet. Häufig werden die beiden Musiker gefragt: „Wo bläst man denn hier rein?“ Der Grund dafür ist, dass viele Menschen sich an den Klang eines Dudelsacks erinnert fühlen. Die Drehleier ist aber ein Streichinstrument, bei dem die Seiten durch ein Rad angestrichen werden.
12
Das Rad wird durch eine Kurbel bewegt. Die Saiten werden nicht mit den Fingern, sondern durch Tasten verkürzt, die auch mehrere Melodiesaiten gleichzeitig ansprechen können. Außerdem haben viele Drehleiern eine Rhythmusmaschine, die Schnarre: eine Saite, die über einen beweglichen Steg läuft. Gibt man während des Drehens einen Impuls auf die Kurbel, so wird ein Schnarrton erzeugt. Könner sind damit in der Lage, sehr komplexe Rhythmen zu spielen. Weiterhin gibt es noch eine oder mehrere Bordunsaiten, die einen tiefen Dauerton von sich geben und für den dudelsackähnlichen Klang verantwortlich sind. Text: Gisela Lentz, Redaktion/Text: Petra Gramkow, Fotos: Heinrich Ripke, Kai Rösick, Stefan Gramkow