Theaterzeitung – Mai 2024/25

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Fr 9. MAI

FESTIVAL-PROGRAMM INTERNATIONALE TANZTAGE 2025

GROSSES HAUS KLEINES HAUS EXHALLE DRUMHERUM

19:00 Uhr

ERÖFFNUNG TANZTAGE

19:30 Uhr

ATERBALLETTO

»Rhapsody in Blue« / »Solo Echo« / »Glory Hall«

Dreiteiliger Abend

Die italienische Company tanzt zeitgenössisches Ballett auf höchstem Niveau.

19:30 Uhr

Sa 10. MAI

ATERBALLETTO

»Rhapsody in Blue« / »Solo Echo« / »Glory Hall«

Dreiteiliger Abend

»Rhapsody in Blue« entführt uns in einen Raum, in dem alles möglich ist und wir immer wieder überrascht werden, »Solo Echo« sucht nach einem Ausdruck für Liebe, Verlust und Akzeptanz und mit »Glory Hall« begeben wir uns auf eine gefühlvolle und rebellische Reise durch eine Zwischenwelt von Licht und Dunkel.

18:00 Uhr

So 11. MAI

ATERBALLETTO

»Rhapsody in Blue« / »Solo Echo« / »Glory Hall«

Dreiteiliger Abend

Die italienische Company tanzt zeitgenössisches Ballett auf höchstem Niveau.

21:15 Uhr

COMPAGNIE PYRAMID

Sur le fil…

Urban Dance: Hip Hop, Pantomime und Break Dance aus La Rochelle im Westen Frankreichs.

Das Stück zeigt ein menschliches Abenteuer, das sechs Personen verkörpern. Sie lassen uns in eine Welt eintauchen, in der das Bühnenbild zum Leben erwacht und das Anpusten eines Rosenstraußes uns zum Walzer in tausend Takten verführt.

15:00 und 20:45 Uhr

COMPAGNIE PYRAMID

Sur le fil…

Urban Dance: Hip Hop, Pantomime und Break Dance aus La Rochelle im Westen Frankreichs.

17:00 Uhr COMPANY MAFALDA Träum schön schlimm anschließend Workshop

Die Schweizer Company Mafalda hat sich auf Tanzstücke für Kinder spezialisiert, die sich international großer Resonanz erfreuen. In Oldenburg bringt sie die farbenreiche Welt der Kinderträume auf die Bühne.

11:00 Uhr

COMPANY MAFALDA

Träum schön schlimm

Die Schweizer Company Mafalda hat sich auf Tanzstücke für Kinder spezialisiert, die sich international großer Resonanz erfreuen. In Oldenburg bringt sie die farbenreiche Welt der Kinderträume auf die Bühne.

16:00 Uhr

COMPANY MAFALDA

PetitPas & ich (ab ca. 7 Jahren)

In der zweiten Produktion geht es um einen imaginären Spielkameraden, der die Langeweile aus dem Kinderzimmer vertreibt.

AUSSTELLUNG

Moving Bodies im Parkett-Foyer

Jeweils 1 Stunde vor der ersten Vorstellung im Haupthaus zeigen Künstler:innen aus Oldenburg und umzu ihre Werke, die sich mit dem tanzenden, mit dem bewegten Körper auseinandersetzen.

ab 22:00 Uhr TANZTAGEPARTY im Hauptfoyer Move your Body!

ab 16:30 Uhr 3 x PERFORMANCE

INSTALLATION SHRINK im Garderobenfoyer

Der Belgier Lawrence Malstaf zeigt Körper in faszinierenden schwebenden Posen. ab 21:00 Uhr LICHTERSTIMMUNG auf der Hausbäke

WORKSHOPS

20:00 Uhr

SILVIA GRIBAUDI

Graces

Die Italienerin Silvia Gribaudi sprengt mit viel Humor und ihren drei männlichen Grazien die Grenzen von Rollenbildern und Körperklischees. Sie stellt den Begri Schönheit in ein neues Licht.

19:30 Uhr

SILVIA GRIBAUDI

Graces

11:00 Uhr COMPANY MAFALDA PetitPas & ich (ab ca. 7 Jahren)

In der zweiten Produktion geht es um einen imaginären Spielkameraden, der die Langeweile aus dem Kinderzimmer vertreibt. Mo 12. MAI

Die Italienerin Silvia Gribaudi sprengt mit viel Humor und ihren drei männlichen Grazien die Grenzen von Rollenbildern und Körperklischees. Sie stellt den Begri Schönheit in ein neues Licht.

Di 13. MAI

Mi 14. MAI

19:30 Uhr

TANZMAINZ

Promise

Sharon Eyal kreierte ihre erste Choreografie in Deutschland in Oldenburg. Jetzt bringt tanzmainz ihr Werk »Promise« ins Große Haus.

19:30 Uhr

HAMBURGER KAMMERBALLETT

Floating Spaces

Der Ukrainer Edvin Revazov ist langjähriger Erster Solist des Hamburg Ballett. 2022 gründete er seine Compagnie, die es aus seinem Heimatland geflüchteten Tänzer:innen ermöglicht, sich weiterhin künstlerisch auszudrücken.

19:30 Uhr

JO STRØMGREN KOMPANI

Made in Oslo

Drei Stücke, die die Poesie und Kraft des norwegischen Tanzes präsentieren. »Gone« beschäftigt sich mit dem Umgang von Nostalgie und Wut, wenn etwas zu Ende geht. »The Ring« spielt mit einem der ältesten Symbole der Menschheit und in »Kvart« tanzt das Ensemble für sein Publikum sowie füreinander.

18:00 Uhr

JO STRØMGREN KOMPANI

Made in Oslo

21:00 Uhr

LALI AYGUADÉ DANCE COMPANY

Runa

Die katalanische Company aus Barcelona erzählt Geschichten aus einer anderen Welt. Wie gelingt es uns, trotz der Ruinen des Gewesenen vorwärts zu kommen?

18:00 Uhr

LALI AYGUADÉ DANCE COMPANY

Runa

Die katalanische Company aus Barcelona erzählt Geschichten aus einer anderen Welt. Wie gelingt es uns, trotz der Ruinen des Gewesenen vorwärts zu kommen?

20:45 Uhr KOLIOS & KIM

Performance Installation

Ein Wechselspiel zwischen Malerei und Tanz: Eine Performance, die den besonderen Moment der Kreation in den Fokus rückt –direkt und unmittelbar.

20:00 Uhr

BALLETTCOMPAGNIE

OLDENBURG

21:30 Uhr

KOMOCO

IMA

Die aktuell sehr gefragte italienische Choreografin Sofia Nappi setzt den Fokus auf das Jetzt, die Kraft des Augenblicks.

21:30 Uhr

KOMOCO

IMA

Die aktuell sehr gefragte italienische Choreografin Sofia Nappi setzt den Fokus auf das Jetzt, die Kraft des Augenblicks.

19:00 Uhr

JUNGE CHOREOGRAF:INNEN A

21:30 Uhr

JUNGE CHOREOGRAF:INNEN B

Jedes der Programme zeigt drei Kreationen von Ensemblemitgliedern der BallettCompagnie Oldenburg. Das Publikum wählt daraus sein Lieblingsstück, dessen Choreograf:in in der nächsten Spielzeit ein neues Werk im Kleinen Haus zeigen wird.

20:45 Uhr

TAMAR BORER

Silence / Dialog

In »Silence« geht es um die allgemeine Sehnsucht nach Ruhe, aus der neue Lebenskraft geschöpft werden kann. Tamar Borer tanzt und performt in ihrem aktuellen Stück mit einer Live-Gesangssprache, inspiriert von Silben, Worten und Texten aus alten hebräischen Schriften. Im Anschluss tritt sie in Dialog mit dem Publikum. Fr 16. MAI

20:45 Uhr TAMAR BORER

Silence / Dialog In »Silence« geht es um die allgemeine Sehnsucht nach Ruhe, aus der neue Lebenskraft geschöpft werden kann. Tamar Borer tanzt und performt in ihrem aktuellen Stück mit einer Live-Gesangssprache, inspiriert von Silben, Worten und Texten aus alten hebräischen Schriften. Im Anschluss tritt sie in Dialog mit dem Publikum. Sa 17. MAI

Drei Stücke, die die Poesie und Kraft des norwegischen Tanzes präsentieren. »Gone« beschäftigt sich mit dem Umgang von Nostalgie und Wut, wenn etwas zu Ende geht. »The Ring« spielt mit einem der ältesten Symbole der Menschheit und in »Kvart« tanzt das Ensemble für sein Publikum sowie füreinander.

19:30 Uhr

MAMELA NYAMZA

Hatched Ensemble

Die Company der südafrikanischen Tänzerin und Choreografin Mamela Nyamza dekonstruiert Vorurteile und stellt Musik- und Bewegungsmaterial verschiedener Kulturen einander gegenüber.

Vibe(s)-Lich(t) Ein Abend, der psychologische, poetische und politische Aspekte mit drei unterschiedlichen Ansätzen und Tanzsprachen von drei Choreografinnen vereint.

20:45 Uhr DIE TANZKOMPANIE

Human Design Der französische Luft- und Raumfahrtingenieur Grégory Darcy leitet die inklusive Tanzkompanie und interessiert sich für Grenzbereiche zwischen Mensch und Technik. In »Human Design« tanzen Menschen mit und ohne Einschränkungen gemeinsam mit einem Roboter.

19:00 Uhr

JUNGE CHOREOGRAF:INNEN B

21:30 Uhr JUNGE CHOREOGRAF:INNEN A

Jedes der Programme zeigt drei Kreationen von Ensemblemitgliedern der BallettCompagnie Oldenburg. Das Publikum wählt aus allen sechs sein Lieblingsstück, dessen Choreograf:in in der nächsten Spielzeit ein neues Werk im Kleinen Haus zeigen wird.

In unserem umfangreichen Workshop-Programm haben Sie die Möglichkeit, viele Tanzstile der internationalen Gastcompagnien selbst auszuprobieren sowie unter Anleitung des Teams der BallettCompagnie Oldenburg im und um das Theater verschiedene Körpertrainings vom Klassischen Ballett bis zu Girokinesis zu absolvieren.

INFOS

staatstheater.de/programm/ int-tanztage-1/workshops

Anmeldung unter: tanztage@staatstheater.de

DIE GERÄUMIGE FESTIVAL TASCHE

AN DER THEATERKASSE UND BEIM GÄSTESERVICE ERHÄLTLICH

ab 22:00 Uhr Tanztageparty im Hauptfoyer Am Erö nungstag und am Abschlusswochenende sind sie eingeladen, zur mitreißenden Musik der DJs selbst zu tanzen: Move your Body!

18:00 Uhr

MAMELA NYAMZA

Hatched Ensemble

Die Company der südafrikanischen Tänzerin und Choreografin Mamela Nyamza dekonstruiert Vorurteile und stellt Musik- und Bewegungsmaterial verschiedener Kulturen einander gegenüber.

20:30 Uhr DIE TANZKOMPANIE

Human Design

Der französische Luft- und Raumfahrtingenieur Grégory Darcy leitet die inklusive Tanzkompanie und interessiert sich für Grenzbereiche zwischen Mensch und Technik. In »Human Design« tanzen Menschen mit und ohne Einschränkungen gemeinsam mit einem Roboter.

16:00 Uhr

TANZCLUB UND JUGENDTANZCLUB

In den beiden Tanzclubs des Staatstheaters tre en sich Tanzbegeisterte und erarbeiten gemeinsam Stücke. Die Jugendlichen beschäftigen sich mit der Balance von individueller Freiheit und gegenseitigem Respekt, während im generationenübergreifenden Tanzclub das Bild des Lebens als dahinströmender Fluss visualisiert wird.

DIE VIELFALT DER TANZKUNST

Die 16. Internationalen Tanztage im Oldenburgischen Staatstheater

Aus allen vier Himmelrichtungen kommen sie nach Oldenburg, die Tänzer:innen mit ihren technischen Crews, die während der zehn sehr bewegten Tage im Mai auf vier Bühnen des Staatstheaters auftreten bzw. diese Auftritte möglich machen.

Insgesamt erwarten wir dreizehn Compagnien aus neun Ländern, die mit ihren siebzehn unterschiedlichen Programmen ein ganzes Füllhorn voller emen und Tanzsprachen mitbringen. Die Bandbreite reicht vom zeitgenössischen Ballett über Hip-Hop, der Suche nach einem landestypischen Ausdruck bis hin zu Kreationen für junges Publikum ab fünf Jahren und dem Tanz mit einem Roboter. Es werden universelle emen verhandelt wie das Altern, genauso wie Fragen der Jugend. Dabei treten ganz unterschiedliche Körper auf die Bühnen, Tanzende mit und ohne Beeinträchtigungen: Und alle vereint die Freude und der Drang, sich tanzend mit ihrem Körper auszudrücken.

Neu ist bei dieser Ausgabe des beliebten Festivals, dass wir in allen drei Spielstätten, im Großen und im Kleinen Haus des Staatstheaters sowie in der Exhalle, deutlich mehr Rollstuhlplätze zur Verfügung stellen.

Außerdem gibt es erstmalig eine Plattform für junge Choreograf:innen, bei der sechs Ensemblemitglieder unserer BallettCompagnie Oldenburg ihre eigenen Kreationen vorstellen werden. Als Teil unseres Publikums dürfen Sie auswählen, von welcher choreogra schen Handschrift Sie in der kommenden Spielzeit mehr sehen wollen.

Selbstverständlich können Sie sich auch selbst bewegen, sei es bei den vielfältigen Workshops unserer internationalen Gäste oder bei den beiden Partys zu Beginn und Abschluss des Festivals im Hauptfoyers: Move your Body!

Bewegung und Tanz soll es auch an verschiedenen Orten rund um unser eater geben. Sei es die Modern Dance Class auf der Wiese hinter dem eater oder Norddeutschlands längste Ballettstange auf dem Vorplatz.

In den Foyers erwarten Sie Werke von Künstler:innen aus Oldenburg und umzu, die sich mit dem tanzenden, mit dem bewegten Körper und verschiedensten Materialien in ganz unterschiedlichen Ausdrucksweisen auseinandersetzen. Für viele Vorstellungen gibt es noch Restkarten. Werden Sie Teil des Festivals, wir freuen uns auf Sie!

Telse Hahmann

Thorsten Lange schreibt für das Onlinemagazin Kulturschnack. Als Gastautor wirft er in der gleichnamigen Kolumne regelmäßig einen Blick auf Ereignisse und Entwicklungen in der Theaterszene.

DEN BALLAST ÜBER BORD

Tanz ist ein Ausdruck der Freude –auch fürs Publikum

Lang ist es her. Die Erinnerung ist beinahe vollständig verblasst. Aber noch sind Bruchstücke vorhanden: einzelne Gedankenfetzen, die besser gespeichert sind als andere. Deshalb weiß ich noch, wie es sich anfühlte, als ich vor über dreißig Jahren meinen ersten Tanzkurs machte. Foxtrott, Walzer und Lambada – alles war dabei. Die vielen Tänze wurden so lange einstudiert, bis sie halbwegs koordiniert und weitgehend unfallfrei nachgestolpert werden konnten. Nach dem großen Abtanzball waren sie dann schnell wieder vergessen. Irgendwie war man froh, als das alles vorbei war. Heute frage ich mich: Warum eigentlich? Warum hat der Tanz es schwer, seinen Platz im Freizeitverhalten zu behaupten? Beziehungsweise: ihn erstmal zu erkämpfen? »Ich gehe heute zum Ballett« ist nach wie vor einer jener Sätze, die beim Gegenüber spezielle Reaktionen erzeugen. Es gibt einige, die intuitiv begeistert sind. Und es gibt die anderen, deren Gesichtsausdruck am ehesten mit »Echt jetzt?« zu umschreiben ist. Tanz scheint für viele Menschen unzugänglicher zu sein als etwa Schauspiel und Konzert. Dabei ist es doch eine der ältesten Ausdrucksformen der Menschheit, tief in unseren Genen verankert. Doch es gibt eine gute Nachricht: Wer sich bisher noch nicht für die Kunst der Bewegung begeistern konnte, hat in den kommenden Tagen die perfekte Chance, sein Urteil zu revidieren – bei den 16. Internationalen Tanztagen.

Ereignis für Eingeweihte?

Eigentlich müsste man die Tanztage verheimlichen. Die Kartennachfrage ist immer extrem groß, manche Kontingente sind bereits Monate im Voraus vergri en. Es gibt also genügend Menschen, die durchaus einschätzen können, was ihnen geboten wird. Und so viel sei verraten: Das ist auch in diesem Jahr eine ganze Menge. Dennoch gibt es sie: Die Werbung für die Tanztage. Warum? Eben weil sich besagte Schere im Publikum auftut. Tanz löst entweder riesige Begeisterung aus – oder gähnendes Desinteresse. Es geht hier um einen Zugang zu etwas, das eine inspirierende, mitreißende Erfahrung sein kann, die man sich aber zunächst erschließen muss. Am besten: Durch einen unvoreingenommenen Selbstversuch. Und den sollten alle wagen, die nicht schon längst Tanzfans seid. Die Tanztage komprimieren die internationale Szene auf zehn prallgefüllte Tage, denen man zweifellos Festivalcharakter attestieren kann. Ensembles aus der ganzen Welt kommen an die Hunte, und zeigen hier die gesamte Bandbreite des zeitgenössischen Tanzes. Da vermischen sich Ansätze, Stile, emen, aber auch Ansichten und Überzeugungen zu einem funkelnden Kaleidoskop. Und das alles natürlich: auf höchstem Niveau.

Eine Stadt pulsiert

WÜber das nachhaltige Konzept der Tanztage

enn im Mai die Internationalen Tanztage zum 16. Mal in Oldenburg statt nden, steht nicht nur die Kunst im Rampenlicht – ein besonderer Spot ist auf die Nachhaltigkeit gerichtet. Das renommierte Festival, das Künstler:innen und Besucher:innen aus aller Welt begeistert, geht in diesem Jahr mit einem Nachhaltigkeitskonzept neue Wege beim ema ökologische und soziale Verantwortung.

Ein Festival dieser Größenordnung bringt zwangsläu g Emissionen mit sich: Anreisen aus aller Welt, Hotelübernachtungen und Catering schlagen mit geschätzten 100.000 Kilogramm CO2 zu Buche. Doch das Festivalteam hat sich an den Zielen der UN-Agenda 2030 orientiert und agiert mit dem Vorhaben, diesen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Wo Emissionen unvermeidbar sind, setzt man auf zerti zierte CO2-Kompensation. Mit dem Festival unterstützt das eater das Projekt »Moorland« in Niedersachsen, das Moore wiedervernässt und damit e ektiv klimaschädliches CO2 bindet. Doch Nachhaltigkeit beginnt nicht erst bei der Kompensation. Bereits im Vorfeld hat das eater Maßnahmen umgesetzt, etwa die Installation einer Solaranlage auf dem Dach des

Staatstheaters oder die Einführung eines Veggie-Days in der hauseigenen Kantine. Während des Festivals selbst setzt das Team verstärkt auf eine biologische regionale, saisonale und vegetarische Verp egung, nachhaltige Druckmaterialien und eine weitgehende Reduktion von Papierprodukten.

Neben dem ökologischen Engagement steht auch die soziale Nachhaltigkeit im Fokus: Die Tanztage fördern aktiv Diversität, Teilhabe und Gleichberechtigung. Barrieren sollen abgebaut, Räume für alle gescha en werden – ganz im Sinne eines inklusiven Kulturverständnisses.

»Wir wollen nicht nur ein Festival gestalten, das Menschen bewegt – sondern auch eines, das Verantwortung übernimmt«, so die Festivalleitung um Ballettdirektor Antoine Jully. Und genau das macht die Internationalen Tanztage 2025 zu einem zukunftsweisenden Beispiel dafür, wie Kunst und Nachhaltigkeit im Takt miteinander gehen können.

Die Internationalen Tanztage beweisen, dass große Kunst auch im Kleinen wirkt – für Umwelt, Gesellschaft und eine gemeinsame Zukunft.

Während der Tanztage fühlt sich Oldenburg ein wenig größer an als es ist. Man hat das Gefühl, bei etwas Einzigartigem dabei zu sein, das in mindestens zweifacher Weise mitreißend ist: wegen der Performances auf der Bühne – aber auch wegen des internationalen Vibes. Beides sorgt dafür, dass die Stadt merklich pulsiert. Und etwas anderes ist bei den Tanztagen ebenfalls zu spüren: Wie cool das alles ist! Tanz, so viel wird schnell klar, ist keineswegs nur etwas für Eingeweihte. Die Grenzen etwa zur Hip Hop- und TikTok-Kultur sind ießend. Und sowieso handelt es sich bei den Protagonist:innen auf der Bühne um junge, talentierte Menschen, die echte Freude daran haben, das Publikum zu begeistern – und die dankbar sind für den meist tosenden Applaus.

Den hätte ich für meine Darbietungen im Tanzkurs vor über dreißig Jahren sicher nicht bekommen – diese Erinnerung ist sehr gut gespeichert. Für diese Form der Bewegung war ich leider nur begrenzt talentiert und bin stattdessen lieber vor Konzertbühnen rumgehampelt. Um die Qualität der eigenen Bemühungen geht es aber gar nicht. Man muss nicht ausgezeichnet tanzen können, um Freude daran zu haben, anderen dabei zuzuschauen, wie sie ihren Körper gleichzeitig kraftvoll und poetisch einsetzen. Einfach mal ausprobieren und einlassen, beobachten und bewundern. Dann ist Tanz das, was es immer war: ein Ausdruck der Freude – auch fürs Publikum!

Jo Strømgren Kompani
Foto: Erik Berg

MASCHA KALÉKOS LEBEN UND DICHTUNG

Im Januar 1933 verö entlichte der Rowohlt-Verlag Mascha Kalékos Gedichtband »Das lyrische Stenogrammheft«, das die junge Dichterin berühmt machen sollte. Das erste Gedicht darin heißt »Interview mit mir selbst« und beginnt mit den Versen:

»Ich bin vor nicht zu langer Zeit geboren

In einer kleinen, klatschbeflissenen Stadt, Die eine Kirche, zwei bis drei Doktoren

Und eine große Irrenanstalt hat.«

Das Gedicht erzählt von Kindheit und Jugend des lyrischen Ichs und lässt die Schulzeit mit den berühmten Worten enden:

»Es hieß, wir sollten jetzt ins Leben treten. Ich aber leider trat nur ins Büro.«

Der Zauber von Kalékos Lyrik liegt in ihrer Alltagsnähe, darin, dass junge Büroangestellte in den 1930er Jahren sich mit der Schilderung der Arbeitsrealität im lyrischen Stenogrammheft ebenso identi zieren konnten wie junge Frauen sich heute noch in Kalékos Beschreibungen der Geschlechterverhältnisse wieder nden. Doch das scheinbar Prosaische sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kalékos Lyrik mehr und etwas anderes als autobiogra sch ist. Sie hat für ihre Kunst sicherlich aus eigenen Erfahrungen geschöpft, doch ihre Gedichte beschreiben nicht ihr eigenes Leben. Die kleine Stadt, in der die Dichterin geboren wurde, heißt Chrzanów und weder die Region noch der Staat, in denen diese Stadt zum Zeitpunkt ihrer Geburt lag, hatten 1933 noch in der gleichen Weise Bestand. Österreich-Ungarn war nach dem Ersten Weltkrieg Geschichte. Galizien gehörte nun zu Polen. Die Welt, aus der Mascha Kaléko mit ihrer Familie 1914 iehen musste, war nicht zentral durch die Kirche, Ärzte oder eine Irrenanstalt geprägt, sondern durch das Judentum. Wenn in Kalékos Biogra e zu lesen ist, dass ihre Eltern nicht verheiratet waren, das erst in Deutschland nachholten und der Vater Mascha nachträglich als sein Kind anerkannte, zeigt das nur, dass eine Heirat nach jüdischem Ritus dem Staat nicht ausreichte und der Biogra n nicht einleuchtete. Das Büro, in das Mascha Kaléko selbst trat, war das Arbeiterfürsorgeamt der jüdischen Organisationen Deutschlands in Berlin. 1925 begann sie dort ihre Lehre. Das Arbeiterfürsorgeamt wurde 1918 als eine Hilfsorganisation für jüdische Arbeiter:innen gegründet, von denen ein Großteil im Zuge des Ersten Weltkriegs aus Osteuropa nach Deutschland gekommen war. Viele von ihnen hatten sich im Berliner Scheunenviertel niedergelassen, waren nach Ende des Krieges aber

» ICH GLAUBE NICHT, DASS

WIR HIER JE ZUR RUHE KOMMEN«

Annika Müller studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Dramaturgie an der Goethe-Universität Frankfurt. Zur Spielzeit 2024/25 startet sie am Oldenburgischen Staatstheater als Dramaturgieassistentin.

Gassenlicht

WARUM MASCHA KALÉKO HEUTE NOCH BERÜHRT

von Ausweisungen bedroht. Ein Erlass des preußischen Innenministers Wolfgang Heine vom 1. November 1919 bestimmte, dass die sogenannten »Ostjuden« nur zu dulden seien, wenn sie nicht stra ällig geworden waren und Arbeit und Unterkunft hätten. Die Jüdinnen:Juden aus dem Osten sahen sich mit zahlreichen Vorurteilen konfrontiert. Deutschnationalistische Kräfte sahen in ihnen eine Gefahr, die wahlweise als bolschewistisch, kriminell oder kapitalistisch beschrieben wurde. Diese antisemitischen Vorstellungen führten schon in der Weimarer Republik zu massiver Gewalt, im November 1923 kam es im Berliner Scheunenviertel zu Ausschreitungen, über die die Vossische Zeitung schrieb, sie hätten ganz o ensichtlich pogromartigen Charakter angenommen. Das Arbeiterfürsorgeamt, für das Mascha Kaléko bis 1934 tätig war, verließ sie, um sich als Werbetexterin fortzubilden. Eine Fähigkeit, die sie und ihre Familie auch im späteren Exil über Wasser hielt. Das »Interview mit mir selbst« endet mit der Sehnsucht des lyrischen Ichs nach einer Reise, mit einem Spiel, das mit der Flucht, zu der Mascha Kaléko in ihrem Leben wiederholt gezwungen war, keine Gemeinsamkeiten hat:

»Bei schönem Wetter reise ich ein Stück Per Bleistift auf der bunten Länderkarte. – An stillen Regentagen aber warte Ich manchmal auf das sogenannte Glück ...«.

Katz

MASCHA K. (TOURIST STATUS)

Schauspiel von Anja Hilling

Premiere: Freitag, 6. Juni | 20:00 Uhr | Kleines Haus

Einführungssoirée und Probenbesuch: Montag, 26.5. | 18:00 Uhr | Hauptfoyer

Nachgespräch: nach der Vorstellung am Mittwoch, 25.6. | Hauptfoyer

Die nächsten Vorstellungen: 11.6., 18.6., 20.6., 25.6., 2.7.

Regie: Ebru Tartıcı Borchers | Bühne: Sam Beklik | Kostüme: Luisa Wandschneider | Musik: Dani Catalán | Dramaturgie: Verena Katz

Mit: Meret Engelhardt, Gerrit Frers, Konstantin Gries, Florian Heise, Paulina Hobratschk, Katharina Shakina, Franziska Werner

»Mir ist zuweilen so, als ob Das Herz in mir zerbrach. Ich habe manchmal Heimweh. Ich weiß nur nicht, wonach.«

Diese Zeilen der Dichterin Mascha Kaléko sind schlicht, direkt und tre en doch mitten ins Herz. Kaléko, die in den 1930er Jahren mit ihrer Großstadtlyrik bekannt wurde, verstand es, die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Zeit in prägnante Verse zu fassen. Ihre Gedichte erzählen von Liebe und Verlust, vom Exil und der Suche nach Heimat – emen, die bis heute nichts an Relevanz verloren haben. Die Lebensgeschichte der Dichterin, die sich ihr Leben lang auf der Suche nach Heimat befand, wird auf der Bühne des Kleinen Hauses im Oldenburgischen Staatstheater in der Inszenierung »Mascha K. (Tourist Status)« von Ebru Tartıcı Borchers zur Au ührung gebracht. »Ich glaube nicht, dass wir hier je zur Ruhe kommen«, schrieb Mascha Kaléko 1941 in ihr Tagebuch. Geboren wurde Kaléko 1907 in Galizien. Während des Ersten Weltkriegs übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie später auch Karriere mit ihrer Literatur machte. Sie kam unter anderem mit Else Lasker-Schüler und Joachim Ringelnatz als Vertreter:innen der künstlerischen Avantgarde in Kontakt. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialist:innen und dem Verbot ihrer Bücher als »schädliche und unerwünschte Schriften« wurde sie mit ihrer Familie erneut zur Emigration gezwungen. Zusammen mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn landete Kaléko in New York, in einer zu kleinen Wohnung und der Möglichkeit beraubt, ihrer künstlerischen Tätigkeit nachzugehen. Was bedeutet es, zu schreiben und rezipiert zu werden? Was bedeutet es, Kunst machen zu können oder diese Möglichkeit zu verlieren? Und was bedeutet es, immer auf der Flucht zu sein und niemals anzukommen? Fragen über Migration und Exil, die zeitlos und brennender denn je sind – denn bis Ende Juni 2024 waren weltweit 122,6 Millionen Menschen auf der Flucht.

Kalékos Gedichte sind heute so tre end richtig wie vor hundert Jahren, da sie Gefühle zum Ausdruck bringen, mit denen man genauso heute wie morgen räsonieren kann. Ob Herzschmerz, Einsamkeit oder die Freude über die kleinen alltäglichen Dinge. In ihrer sprachlichen Poetik fängt die Autorin die universell-menschlichen Emotionen ein. Das ist es doch, was gute Literatur ausmacht, oder? Die Gewissheit darin zu nden, dass bereits andere Menschen, sei es vor hundert oder tausend Jahren, schon einmal dasselbe gefühlt oder gedacht haben wie man selbst.

Wenn man Lyrik liest wie die von Mascha Kaléko, kann man sich nicht alleine fühlen. Und das ist etwas ganz Wunderbares.

Ab 27.8. wieder im Programm

CABARET

Musical von John Kander → Karten für Termine in der nächsten Spielzeit ab 13. Mai im Verkauf!

Vorstellungen:

Seungweon Lee

Mit dem Oldenburgischen Staatsorchester Dirigent: Hendrik Vestmann | Klavier: Sheng Cai

PJOTR ILJITSCH TSCHAIKOWSKY (1840–1893): Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23

IGOR STRAWINSKY (1882–1971): Le Sacre du printemps

SONNTAG, 25. MAI

18:00 UHR | WESER-EMS-HALLEN

DAS WOHLTEMPERIERTE KLAVIER

Mittwoch, 4. Juni | 21:00 Uhr | Hauptfoyer

Im letzten Liederabend dieser Spielzeit präsentieren Ihnen die Ensemblemitglieder Arthur Bruce, Seungweon Lee und Jason Kim ein abwechslungsreiches Programm mit Werken von u.a. Sergei Rachmaninow, Percy Grainger und Camille Saint-Saëns, begleitet am Flügel von Studienleiter Paul Plummer.

Wir gehören zum sechsten Mal in Folge zu „Deutschlands besten Finanzdienstleistern“. Und erneut zu den „Service-Champions“ Unsere Nähe bringt Sie weiter.

Mehr dazu auf lzo.com/ausgezeichnet

Arthur Bruce
Jason Kim

FLÜGELSCHLÄGE NACH BERLIN

EINGELADEN ZUM 46. THEATERTREFFEN DER JUGEND BERLIN!

Am 3. Juni um 20:00 Uhr wird das Ensemble von »Flügelschläge« auf der Großen Bühne der Berliner Festspiele stehen. Eine große Ehre für alle Beteiligten.

60 Ensembles haben sich für das eatertre en der Jugend in diesem Jahr beworben. 18 davon wurden in die Zwischenauswahl gewählt und bekamen Besuch von der Jury aus Berlin. Am Ende wurden acht Inszenierungen nach Berlin eingeladen. Der Preis für das Ensemble ist die Reise nach Berlin, der Besuch aller Vorstellungen, die Teilnahme an Workshops, Open Stages, Austauschformaten, Partys und vielem mehr.

Die jungen Schauspieler:innen haben die Möglichkeit, für eine Woche in die Welt des eaters einzutauchen und mit viel Inspiration, Ideen und neuen Kontakten wieder nach Hause zu fahren.

Schauspiel

Das Ensemble von »Flügelschläge« setzt sich aus Schüler:innen der Berufsbildenden Schule Haarentor (Sprache und Integration) sowie der Fachoberschule des Bildungszentrums für Technik und Gestaltung zusammen. Im Rahmen der Reihe »Schule.Spiel. eater« wurde von September 2024 bis Januar 2025 einmal wöchentlich im Probenraum des eaters geprobt.

Zur Inszenierung

Wirst du auf einen Schlag erwachsen? Oder sind es mehrere? Verleiht Erwachsenwerden Flügel? Wohin iegst du und kannst du zu weit iegen? Bedeutet erwachsen sein, sich auf dem Boden der steinigen Tatsachen einzurichten? Wie ndest du ein Zuhause, in dem du »Ich« sein kannst?

AB DEM 21. MAI WIEDER IM GROSSEN HAUS:

DIE REISE DER VERLORENEN

In der antiken Sage von Dädalos und Ikaros leben Vater und Kind auf einer Insel. Wir stellen uns das so vor: Der Vater ist ein großer Baumeister und Er nder, sein Kind ist schwer gelangweilt. Jeden Tag passiert das Gleiche, die Insel ist klein und der Horizont sieht immer gleich aus. Zum Glück liefert die göttliche Gestalt Hermes jede Menge nicht bestellter Pakete an Ikaros. Ein Hauch Glitzer, eine Ahnung von Verwandlung, die Idee: Kann ich alles sein? Findet Papa nicht und außerdem: Wer soll das bezahlen?

Es entsteht Streit, es gibt auf allen Seiten Verletzungen, es geht um die Sehnsucht nach einem Leben, das woanders stattndet, um eine erste üchtige Liebe und die Frage, welche Zukunft überhaupt denkbar ist, wenn um uns herum alles zerstört wird.

Lina Joost-Krüger

»Wie aktuell die Geschichte der »St. Louis« ist, lässt sich an dem Umstand erkennen, dass nur einen Tag nach der Premiere dem deutschen Rettungsschiff »Humanity I« erst nach zweiwöchiger Irrfahrt durch das Mittelmeer die neue Regierung Italiens das Anlegen des Schiffes in Sizilien gestattete. Allerdings durfte nur ein Teil der Flüchtlinge das Schiff verlassen. Verdient langer Applaus für das gesamte Ensemble für ein großartiges Stück, das dafür sorgen sollte, uns nicht vergessen zu lassen, was tagtäglich mit Menschen in Europa geschieht.« OOZ

DIE REISE DER VERLORENEN von Daniel Kehlmann nach dem Buch »Voyage of the Damned« von Gordon Thomas und Max Morgan-Witts

Wiederaufnahme: Mittwoch 21.5. | Großes Haus

Regie: Klaus Schumacher | Bühne: Katrin Plötzky | Kostüme: Karen Simon | Musik: Tobias Vethake | Licht: Ste Flächsenhaar | Dramaturgie: Matthias Grön, Jonas Hennicke

Mit: Veronique Coubard, Julia Friede, Matthias Kleinert, Karl Miller, Darios Vaysi, Klaas Schramm, Anna Seeberger

THEATER, DAS [ BE ] GEISTERT

Die Nächte werden kürzer und kürzer, die Temperaturen steigen und auf den Wiesen strecken die vielen Blumen ihre Köpfe Richtung Sonne – nach einem langen und dunklen Winter haben wir uns kürzlich erfolgreich in den Mai getanzt und die Ankunft des Frühlings gefeiert. Wieder einmal hat das Licht über die Dunkelheit gesiegt und wieder einmal haben wir alle bösen Geister verjagen können.

Alle?

Es gibt einen Ort, der die Geister geradezu anzieht und der nicht nach jahreszeitlichen Regeln spielt: das eater. Denn dort werden auch bei noch so kleinen Fehltritten böse Kräfte aktiviert, die mit Freude großes Unglück über eine Inszenierung hereinbrechen lassen.

So ist es etwa strengstens verboten, im eater zu pfeifen. Pfeifen wird nämlich mit dem Teufel assoziiert und könnte ihn höchstpersönlich heraufbeschwören und Unheil anrichten. Abergläubische eaterscha ende wis-

sen: Pfeifen auf der Bühne kann in der Konsequenz auch Auspfeifen beim Applaus bedeuten. Dieser Aberglaube rührt von einem tatsächlichen Pfeif-Verbot her, das allerdings recht wenig mit dem Teufel zu tun hatte: In Zeiten, in denen eater mit Gas beleuchtet wurden, begannen die Gaslampen zu pfeifen, wenn sie defekt waren. Wie wir auch heute wissen, kann austretendes Gas lebensbedrohlich sein. Das Verbot liegt also in der Angst vor Verwechslungsgefahr begründet und hat sich über die Jahrhunderte zum gängigen Aberglauben um missgünstige Geister entwickelt. Noch mystischer wird es beim sogenannten »Geisterlicht«. Denn: Nicht alle Geister lassen sich so einfach fernhalten. Jede Nacht tummeln sich auf den Bühnen die unruhigen Geister verstorbener Darsteller:innen, wo sie die Höhepunkte ihrer eaterkarrieren wieder und wieder nachspielen. Dafür benötigen sie eine Lichtquelle, die den eatersaal illuminiert, weil sie sich bei kompletter Dunkelheit nicht zurecht nden und wütend werden wür-

den. So brannte in vielen eatern (und brennt teilweise bis heute) nahe der Bühne ein kleines »Geisterlicht«, um die Toten zu besänftigen. Das ist übrigens auch der Grund, warum viele eater einen spielfreien Tag in der Woche haben: So haben die Oldenburger Geister häu g montags die Möglichkeit, ungestört ihren großen Bühnenmomenten nachzuspüren.

Allerdings können die Geister auch etwas aufdringlicher werden: Eine Legende besagt, dass ein Schauspieler, der die Figur des Mephisto aus Goethes »Faust« darstellte, bei einer Probe aus dem Nichts dem Regisseur panisch zurief: »Schmeiß sie raus! Schmeiß sie alle raus!« Als schließlich alle Beteiligten bis auf den Schauspieler und den Regisseur den Raum verlassen hatten, reichte ihm das nicht aus. Denn er meinte nicht etwa die lebendigen Menschen, sondern die Geister einstiger Mephisto-Darsteller, die ihn bei der Beschäftigung mit der Rolle heimgesucht hätten. Da hilft wohl auch kein kleines Lämpchen

DER ABO-VERKAUF STARTET AM 23.5.

Wenn Sie jetzt noch nicht genug von eatergeistern haben, haben Sie am 22. Mai noch einmal die Chance, die Oper » e Turn of the Screw« von Benjamin Britten zu sehen – ein packendes Spiel voller Spannung und Mystik zwischen Traum und Realität. Auch wenn der eateraberglaube, den wir in unserer »Wer’s glaubt«-Reihe vorgestellt haben, heute eher weggelacht wird, stecken uns die Geschichten der eatergeister durch die vielen kleinen Bühnenrituale noch mehr in den Knochen, als wir manchmal meinen. Vielleicht hat Gotthold Ephraim Lessing in seinem berühmten Drama »Nathan der Weise« Recht: »Der Aberglaub’, in dem wir aufgewachsen, / verliert, auch wenn wir ihn erkennen, / darum doch seine Macht nicht über uns. – / Es sind nicht alle frei, die ihre Ketten spotten.«

Elisabeth Kerschbaumer

2.5.|20:00 Uhr|Halle|Konzert

NOUVELLE VAGUE

LIVE 2025

Dieses Jahr verö entlichten sie ihr neuestes Album »Should I Stay Or Should I Go«, inspiriert von der Interpretation des gleichnamigen The-ClashKlassikers durch Sängerin Alonya. Das Album greift die Tradition der Band auf, Klassiker neu zu erfinden und unterstreicht zugleich ihre zeitlose Relevanz.

Das Pariser Kollektiv verbindet melancholischen Post-Punk mit den sanften Rhythmen der Bossa Nova. Was ursprünglich als einmalige Hommage an das Songwriting der Post-Punk-Ära gedacht war, entwickelte sich schnell zu einer einzigartigen musikalischen Handschrift, die »Nouvelle Vague« weltweit Kultstatus einbrachte.

3.5.|20:00 Uhr|Neues Gymnasium Oldenburg|Konzert

EMIL BRANDQVIST TRIO

LIVE 2025

Emil Brandqvist ist ein Komponist und Bandleader mit einem bemerkenswerten Sinn für große Melodie und schlichte Schönheit. Seine atmosphärischen und filmischen Kompositionen sind sowohl von der Volksmusik als auch von der Klassik inspiriert.

Das Emil Brandqvist Trio hat sich in den letzten Jahren weltweit als brillanter Live-Act profiliert. Es spielt in der Top-Liga europäischer Piano-JazzFormationen – mit anspruchsvollen Arrangements, atmosphärischen Stücken und betörenden Melodien.

Ab 9.5.|19:00 Uhr|Studio|Theater

SWIPE / MATCH / LOVE BüBü – Bürger*innen Bühne Oldenburg

Nach dem erfolgreichen BüBü-Debüt von »Trinken« im März 2024 hat Oldenburg über das neue Thema abgestimmt: Online Dating – die Liebe in Zeiten des Internets. Was früher eine einfache Annonce in der Zeitung war, wird heutzutage als Dating-Profil im Netz unterbreitet. Was macht das mit den Menschen auf der Suche nach der Liebe und was macht das mit der Liebe selbst? Das neue Ensemble der BüBü wird sicher viele Antworten darauf finden.

17.5.|20:00 Uhr|Halle|Konzert COLOSSEUM Out into the Fields – Tour 2025

Der Name klingt bombastisch – und tatsächlich sind COLOSSEUM so etwas wie Saurier in der Geschichte der Rockmusik! Ein Zusammenschluss von ungeheuer virtuosen Solisten, dabei trotzdem mit einem geschlossenen, kompakten Sound und in den verschiedenen Konstellationen musikalisch stets sehr innovativ.

Die Originals Chris Farlowe, Clem Clempson und Mark Clarke präsentieren neben Colosseum-Klassikern auch Songs ihres aktuellen Studioalbums »Restoration« (Repertoire/Repuk 1430). Und, Musikfreunde aufgepasst, auch brandheiße Spezialitäten des im Frühjahr 2025 kommenden neuen Colosseum-Longplayers: »XI«.

FREIE THEATER

Bahnhofstraße 11 26122 Oldenburg www.kulturetage.de

23.5.|20:00 Uhr|Studio|Tre punkt ANNES KULTURSALON Wird der Pferdemarkt das neue Wohnzimmer der Stadt?

In den 60er Jahren wurde der Pferdemarkt unter dem Motto »Autogerechte Stadt« großzügig umgebaut. Der Preis für eine autofreie Fußgängerzone? Was damals Menschen aufregte, ist heute gelebte Normalität. Aber jetzt liegen die Pläne für den »neuen« Pferdemarkt unter dem Motto »Menschengerechte Stadt« auf dem Tisch. Will nach Kopenhagen, Barcelona und Paris nun auch Oldenburg das Auto aus dem Zentrum verbannen? Wie immer bei großen Veränderungen sind die Bürger:innen unterschiedlicher Meinung. Viele Nutzer:innen des Marktes sind begeistert, die Marktleute hingegen skeptisch bis ablehnend. Fußgänger:innen und Radfahrer:innen begrüßen die Veränderungen, Autofahrer:innen befürchten mangelnde Parkplätze und stockenden Verkehr.

29.5.|20:00 Uhr|Halle|Konzert ASTOR PIAZZOLLA QUINTETT TOUR 2025

Ihre Mission: Die Musik des argentinischen TangoRevolutionärs Piazolla so wiederzugeben, wie es heute klingen würde! Als einzige Formation, die exklusiven Zugri auf den gesamten künstlerischen Nachlass Piazzollas hat, ergründen die fünf brillanten Musiker dabei die Vielfalt eines unfassbaren Gesamtwerks. In der internationalen Presse ist die Rede vom einzigen Ensemble, das den virtuosen Großmeister Astor Piazzolla repräsentieren könne. Von klassischer Musik nachhaltig beeinflusst, schuf der Komponist und Bandoneon-Virtuose einst ein klangliches Kaleidoskop aus mitreißenden Rhythmen und melodischer Diversität rund um die zentrale Idee des Tango Nuevo.

31.5.|20:00 Uhr|Halle|Konzert

LES BRÜNETTES: 15 JAHRE LES BRÜNETTES!

Was für ein Meilenstein! Die A-cappella-Band Les Brünettes feiert stolze 15 Jahre voller Musik, Freundschaft und kreativer Abenteuer. Um diesen besonderen Anlass gebührend zu feiern, gehen Les Brünettes im Jahr 2025 auf Jubiläumstournee. Mit Konzerten, die eine aufregende musikalische Reise durch die Höhepunkte ihrer Karriere versprechen, von ihren frühen Anfängen bis hin zu preisgekrönten Auftritten auf internationalen Bühnen. Mit typischer Leidenschaft und Energie scha en es Les Brünettes, ihr Publikum stets zu verzaubern. Nicht nur eingefleischte Fans dürfen sich auf Lieblingsstücke und Klassiker aus ihren bisherigen Programmen freuen.

1., 4.5.|18:00 Uhr und 2., 3.5.|20:00 Uhr HÄNSEL UND GRETEL

7.5.|20:00 Uhr KONZERT: MAHOIN Irgendwo auf der Welt

»Mahoin« ist eine Matrosen-Marching-Band der Extraklasse – handmade im Hamburger Hafen. Sie vereint spritzig-frivoles Seemannsgarn mit bekannten Melodien aus den Häfen dieser Welt und unterlegt diese mit stampfendem Beat und nordischer Musikalität. Wenn »Mahoin« Fahrt aufnimmt, heißt es »Denn man tau«!

8., 9., 10.5.|20:00 Uhr und 11.5.|18:00 Uhr DER GROSSE ABEND DER KLEINEN DIKTATOREN

14., 15., 16., 17., 21.5.|20:00 Uhr und 18.5|14:00 und 18:00 Uhr DIE BREMER STADTMUSIKANTEN

22., 23., 24.5.|20:00 Uhr und 25.5.|18:00 Uhr DES KAISERS NEUE KLEIDER

28., 30., 31.5.|20:00 Uhr EIN TÖDLICHES GEHEIMNIS

9., 10.5.|20:00 Uhr|Limonadenfabrik VIVA LA VIDA

16.5.|20:00 Uhr|Limonadenfabrik

KONZERT: THE FOURLEAF CLOVERS

Ein neuer Stern am Himmel der Jazz-Landschaft im Nord-Westen präsentiert sich erstmals an diesem Abend. Es tre en vier erfahrene Musiker aufeinander, die sich in der Szene Rang und Namen erspielt haben und in unterschiedlichen Formationen die Bühnen und Herzen ihres Publikums erobern. Das Programm des Quartetts besticht durch abwechslungsreiche Jazz-, Swing- und Bossa-Nova-Melodien, die viel Raum für Improvisationen, ein intensives Zusammenspiel und große Spielfreude bieten.

21.5.|20:00 Uhr

ASPHALT SWING UNION & LINDY HOP Livemusik und Tanz

23.5.|20:00 Uhr KONZERT: HER SHNAYDERS BAUWAGEN

»Ohne den Donner hätten Menschen wenig Angst vor Blitzen.« Gerüchte über ein die Meere durchwanderndes Ungeheuer treiben den angesehenen Meeresforscher Aronnax auf See. Das Seeungeheuer entpuppt sich als U-Boot, angeführt von Kapitän Nemo, einem Ingenieur auf Rachefeldzug. Er zeigt Aronnax und seinen Begleitern die Wunder der Tiefsee und das Geheimnis hinter einer unerschöpflichen Energiequelle. Doch damit sind sie auf ewig Gefangene … In Kooperation mit dem Theater Laboratorium, der Jade Hochschule Oldenburg und unter der Regie von Jannik Graf wird eine Abenteuergeschichte erzählt, welche sich mit den Idealen von Eroberung und Fortschritt kritisch auseinandersetzt. Es entsteht ein Abend, der uns im Strudel der Ereignisse, Ideen zum Luft holen an die Hand geben möchte. Für Jugendliche und Erwachsene|80 Minuten

NACHHALTIGKEIT IM RAMPENLICHT

Neue Lebensräume für Bienen, Fledermäuse & Co. am Staatstheater

Die Sonne scheint, die Tage werden länger und auch rund um das eater summt und brummt es. Damit das auch so bleibt, setzen sich seit einigen Jahren engagierte Mitarbeiter:innen in der Arbeitsgemeinschaft » eater des Wandels« für Nachhaltigkeit und Artenvielfalt ein. So wurden hinter den Kulissen beispielsweise die Organisation von Dienstfahrten sowie die Mülltrennung optimiert und das Kantinenangebot um einen Veggieday erweitert. Auch rund um das eater zeigen sich immer wieder kleine, aber wirkungsvolle Veränderungen. Einigen Besucher:innen ist sicherlich schon das Beet an der Einfahrt zur Roonstraße aufgefallen. Nachdem dort vor einem Jahr ein kleines insektenfreundliches Blütenmeer entstanden ist, konnte im April ein Insektenhaus aufgebaut werden, das in der eatertischlerei angefertigt wurde.

»Mit dem neuen Insektenhaus bieten wir ein Zuhause für zahlreiche unterschiedliche Insektenarten. In der Auseinandersetzung mit dem Bau ist uns bewusst geworden, dass der Begri ›Insektenhotel‹ eigentlich irreführend ist. Die Tiere ziehen hier dauerhaft ein und sind nicht nur für einen kurzen Zwischenstopp zu Gast«, erklärt Birgit Rabbels, Violinistin im Staatsorchester und Mitbegründerin der AG » eater des Wandels« beim Richtfest im April.

Bei der Auswahl der P anzen für die verschiedenen Aktionen achtet die AG darauf, dass sie auch tatsächlich von dort lebenden Insekten angenommen werden – denn nicht jede Blüte ist für jede Art nahrhaft. So bieten beispielsweise Geranien, Hortensien und viele andere P anzen, die in heimische oder städtische Beete gep anzt werden, den Insekten kaum Nahrung. In dem Beet an der Roonstraße sind ausschließlich P anzen zu nden, die für Insekten wertvoll, trockenheitsverträglich und p egeleicht sind – und dabei trotzdem ansprechend aussehen. Über kleine Hinweisschildchen können Gartenfreund:innen hier Inspiration für eigene Gartenprojekte nden. Für die neuen krabbelnden Bewohner:innen gibt es

damit nicht nur eine schöne Aussicht, sondern auch ein vielseitiges Nahrungsangebot direkt vor der Haustür. Wer alles in die neue Unterkunft Am Staatstheater 1 einzieht, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Nette Nachbarn gibt es auf jeden Fall bereits: Seit Mitte April wohnen wieder fünf Bienenvölker auf dem Dach des eaters.

Doch nicht nur für Bienen, Schmetterlinge und Marienkäfer wurde neuer Wohnraum gescha en – seit März hängen am Kleinen Haus und am Probenzentrum einige neue Logenplätze

für ein paar ganz besondere Tiere. Sie sehen mit den Ohren, iegen mit den Händen und schlafen kopfüber: Die Rede ist natürlich von Fledermäusen. Durch den Verlust alter Bäume, den Ausbau von ungedämmten Dachböden und den Rückgang nachtaktiver Insekten gehen ihre Lebensräume zunehmend verloren. Zehn unscheinbare Kästen in luftiger Höhe bieten den Tieren einen neuen Unterschlupf – ein gemeinsames Projekt mit dem NABU Oldenburger Land e.V., der bei der Auswahl der Kästen und Standorte beratend zur Seite stand. Auch von der Neugestaltung des Rasens vor dem Kleinen Haus sollen die Fledermäuse pro tieren.

»Für das neue Beet am Kleinen Haus setzten wir auch wieder auf besonders insektenfreundliche P anzen. Bei der Auswahl nehmen wir nun auch besonders Rücksicht auf die Vorlieben der nachtaktiven Fledermäuse. Sie ernähren sich zum Beispiel von Nachtfaltern«, berichtet Birgit Rabbels. Die Orchestermusikerin nimmt derzeit an einer Weiterbildung zur »Transformationsmanagerin Nachhaltige Kultur« des Aktionsnetzwerks Nachhaltigkeit teil – ein bundesweit gefragtes Programm, für das nur 20 von rund 500 Bewerber:innen ausgewählt wurden. Wenn das kein Garant für weitere spannende Projekte des » eater des Wandels« ist!

Die Anbringung der Fledermauskästen wurde gemeinsam mit dem NABU Oldenburger Land e.V. und der AG » eater des Wandels« realisiert. Die Kästen wurden vom Oldenburgischen Staatstheater nanziert, die Arbeitsbühne stellte die Stadt Oldenburg über die Kooperation mit den NABU-AGs »Fledermäuse« und »Artenschutz am Gebäude« bereit.

Anna Blanke

Am 22. Mai ist der Internationale Tag der Artenvielfalt – und wenige Tage später, am Montag, 26. Mai, widmet sich im Hauptfoyer eine eigene Veranstaltung den Theater-Fledermäusen. Wer mehr über die »Schönen der Nacht« erfahren möchte, ist um 19:00 Uhr herzlich zu »Tre en Sie im Foyer…« ins Oldenburgische Staatstheater eingeladen. Neben einem spannenden Vortrag vom NABU Oldenburger Land e.V. gibt es unter anderem künstlerische Beiträge aus Johann Strauss’ ikonischer Operette »Die Fledermaus« zu hören.

Tickets gibt es auf WWW.STAATSTHEATER.DE sowie an der Theaterkasse.

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Theaterzeitung – Mai 2024/25 by Oldenburgisches Staatstheater - Issuu